Kleines Loressay zu diesem Thema, das noch nicht sehr weit erkundet worden ist - aber ich denke, es hat mit Königtum in den östlichen Provinzen allgemein und vielleicht Kleinmottien, dem zerfressenen Juwel der Schwarzmarsch, im besonderen zu tun. Allerdings nicht zu vergessen: "Every Province of Tamriel has its secret histories, but no land in the Empire is as undocumented and unexplored as Black Marsh.” (- PGE3)
Es gibt eine interessante Stelle in Jarths Wolfskönigin (IV), der den Weisen Montocai zitiert. Es ist ein historischer Roman (er äußert sich in einem Interview auch einmal dazu, nicht so sehr als Historiker wie Carlovac Taunwei zu schreiben), aber das hier wird man auch in jeder Historie lesen können:
Magnus hatte Hellena, die cyrodiilische Königin von Kleinmottien geheiratet - der argonische Priesterkönig war hingerichtet worden - und vertrat die kaiserlichen Interessen in Schwarzmarsch bewundernswert.
Es gab oder gibt in Kleinmottien also, was die Kaiserlichen den „Priesterkönig“ nennen. Dazu gibt es ein vom Rubinthron oktroyiertes oder zumindest anerkanntes Königtum. Ob das zeitweise parallel gelaufen ist (was ist mit dem Priesterkönig zu Tibers' Zeiten?) oder das westliche Königtum, in Cyrods Augen, vielleicht eine Lücke füllen sollte, die nach der Exekution des Priesterkönigs (weswegen?) enstanden ist weiß ich nicht. Vielleicht ist die Situation ein wenig mit der in Morrowind vergleichbar. Es gibt da sehr alte Stammes-, Clan- und Hausstrukturen (Boethiah, Kulturbringer der „Gewandelten“ selbst, hat diese Aufspaltung begründet), die sich in Räten zusammenfinden und sich die Morag Tong auf den Hals hetzen (Mephalas Beitrag), aber kein Königtum, wie es Colovianer oder die Leute von Hochfels („Findet einen neuen Hügel, werdet König!“) verstehen würden. Wenn Nerevar von westlichen Schreibern manchmal „König“ der Chimer genannt wird, ist das zwar, von außen betrachtet, nicht ganz falsch, aber auch stark vereinfachend, weil sich Nerevars Rolle und eigentliche Titel wesentlich von Lysandus' oder Magnus' unterscheiden. Kurzum: Es gab weder in Morrowind noch Schwarzmarsch je ein traditionelles Königtum im westkaiserlichen Sinne ...
… bis es aus dem Kaiserreich heraus eingeführt wurde. Die Monarchie von Berry und Helseth in Gramfeste ist von Septim zwecks Illusion der Selbstverwaltung Morrowinds aufgesetzt worden und weil es in der kaiserlichen Ordnung eben so sein muss, kulturelle Überlegenheitsvorstellungen in Anwendung auf politische Systeme (bei Literatur, Mission, Münze u.v.m läuft es ähnlich). In Kleinmottien scheinen nicht einmal Einheimische diese Stellung innezuhaben, sondern cyrodiilische Könige. Klar, dass diese Institutionen immer Fremdkörper darstellen. „Die Höllenstadt“ zeichnet ein ganz eindrückliches Bild davon, was in der Vierten Ära, nach der Erhebung der An-Xileel, vom Glanz des kaiserlichen Kleinmottien übrig geblieben ist: Ihr Weg hatte sie von den Hügeln des alten Reichsviertels in das uralte, brandige Herz von Kleinmottien geführt, nach Eitergrund. Auch hier hatten einst Kaiserliche gesiedelt, in den frühen Tagen, als das Kaiserreich den Echsenmenschen der Schwarzmarsch zum ersten Mal seinen Willen und seine Architektur aufgezwungen hatte. Jetzt jedoch hausten in dieser Gegend, in die sich nur selten Patrouil len verirrten, nur noch die Verzweifelten und die Schurken: die Ärmsten der Armen, politische Gegner der argonischen An-Xileel-Partei, die nun über die Stadt mitsamt ihren Kriminellen und Monstern herrschte.
Sofern es überhaupt bis zur Oblivion-Krise bestanden hat, dürfte das cyrodiilische Königtum in Kleinmottien damit sein Ende gefunden haben. Hat es davor schon einmal fremde Königreiche in der Marsch gegeben? Sicher. Die bekannte Geschichte des Landes, einschließlich ihrer letzten Wendung durch die An-Xileel, ist eine des Kolonialismus. Die exilierten Ayleiden in Gideon und Sturmfeste dürften ihre Hexerkönige gehabt haben. Reman ist auch in die Marsch eingedrungen, der KRK I sagt ziemlich selbstbewusst, dass er „weite Teile besetzt“ habe. Er dürfte auch noch einer Menge später ganz verschollener Kulturen begegnet sein, den Kothri etwa, die der Knahaten zum Opfer fallen. Ich nehme an, dass einige Gebiete an den Küsten seither einfach kaiserlich geblieben und ausgebeutet worden sind. „In the chaos of the Second Era, former Imperial officials founded warlord dynasties which earned a reputation for tyranny even in that dark time.” (- PGE 3) Gut möglich, dass diese Glücksritter und Kolonialtyrannen sich auch Könige genannt und Magnus später in eine solche Dynastie eingeheiratet hat. Er selbst hat sich in Kleinmottien offenbar auch bewährt und konnte sogar argonische Truppen nach Himmelsrand werfen, um im Bürgerkrieg gegen seine Schwester zu kämpfen. Aber solche Herrschaft beschränkt sich, wie der PGE3 zugibt, auf die Küstenstädte und vielleicht die vergleichsweise zivilisierte Gegend um Sturmfeste und Gideon. Und selbst hier sind die Könige auf ihre argonischen Berater und Gouverneure angewiesen, die Archeins, die das Land so sehr ausbeuten, dass der Begriff der Kleptokratie tatsächlich am besten beschreibt, was in der äußeren Marsch vor sich geht.
“Beyond the reach of the Empire, there is little supervision of the inner swamplands, and it is unknown whether or not these areas even recognize Imperial rule of the Province.” (-PGE3). Das innere Argonien ist etwas wie Tamriels Herz der Finsternis. Niemand, der nicht Hist ist (sie sind alle Hist, diese Echsen werden durch den Saft der Bäume erst zu dem gemacht, was Hist für "argonisch" halten) kann dorthin vordringen. Und diese Bäume sind ein größeres Mysterium als es alle Dwemer zusammen jemals waren, uralt und unverständlich in ihren feindseligen Absichten. Ich glaube nicht, dass sie mit den cyrodiilischen Monarchien viel zu tun haben, andererseits reichen ihre Ranken weit. Und auch in Kleinmottien steht ein Hist.
Ohne zu sehr auf die Hist und Mythologie der Argonier einzugehen (kompliziert genug!), ist die Erwähnung dieses Priesterkönigs doch interessant. Greg Keyes schreibt von der “Pyramide von Ixa-titil-meht” (was soviel wie “Exact Egg-Cracking” bedeutet und Vergeiche mit Tsaesci-Metaphysik eröffnet) in Kleinmottien, zusammen mit dem Priesterkönig ist man da natürlich geneigt, an etwas wie die argonische Variante eines Maya-Priestern zu denken, auch wenn das nur Jarths Begriff ist. Nehmen wir trotzdem mal an, dass diese Figur eine besondere Position im Dienst der Hist bzw. des argonischen „Sithis“ einnimmt.
Im Dienst vom welchem Königtum stehen also nun die Schattenschuppen? Einem Priesterkönigtum oder einem cyrodiilischen Hof, ob der nun in Kleinmottien oder, übergeordnet, in Sturmfeste angesiedelt ist? Es wäre nicht so ungewöhnlich, wenn sich lokale Ableger der DB zu gegenseitigem Vorteil mit einem lokalen Herrscherhaus verbünden, siehe Arlimahera von Hegathe. Wenn in der Vierten Ära die Ausbildungsstätte der Schattenschuppen in Archon vernichtet ist, könnte das wirklich nahezulegen, dass sie im Dienst dieses fremden Königshofes standen. Auf der anderen Seite ist das vielleicht auch alles nur ein Missverständnis und dieser Oblivion-Schlitzer vereinfacht oder tut lediglich so, als wäre er eine dieser kaltblütigen, legendären Schattenschuppen ...
ESOs "Tribes of Murkmire, The Black-Tongues" porträtiert sie auch ganz ohne Beziehungen zu irgendwelchen Königshöfen, sondern als "Black-Tongues" mit deutlichen Morag-Tong-Anleihen:
The Black-Tongues are ardent Sithis worshippers. As such, they dedicate almost all their resources to producing as many Shadowscales as possible. What is a Shadowscale, you ask? I wish I knew. Most locals simply refuse to discuss the very notion with outsiders. Argonian commoners revere them with what appears to be a combination of awe and terror, and even mentioning the name out loud seems to be a cultural taboo. A few of the less-superstitious Argonians I've met did share a few facts with, however.
Apparently, the Shadowscales are members of a bizarre monastic order of highly trained assassins. Any Argonian born under the sign of the Shadow is given to the order and raised as one of these mysterious murderers. I was aghast. "Surely it's just the hostile tribes that follow this barbaric practice?" I asked. But no. This appears to be a completely ubiquitous practice. Even the amiable Bright-Throats and wise Miredancers participate in this tradition.