Ich kann mich mit den ekstatisch jubelnden Amerikanern am Point Zero nicht anfreunden. Der Klischee-Ami ist berüchtigt für seinen schier unbändigen Patriotismus, ich verstehe jedoch nicht ganz wie man sich so sehr über diese Mission freuen kann, bedenkt man die möglicherweise resultierenden Folgen. In meinen Augen war es ein kleiner Schritt Gerechtigkeit "Auge um Auge" in Anbetracht des 11. Septembers 2001, wenn es der echte Bin Laden war (und nicht ein x-ter Doppelgänger). Eigentlich hatte ich diese ganze Bin Laden Kiste bis dahin komplett vergessen. Die Aktion selbst musste irgendwann kommen und es war keine sonderliche Überraschung. Es galt einen Ruf zu wahren und die Toten zu rächen. Das ist keineswegs respektlos gemeint es ist durchaus ehrenhaft. Als Außenstehender kann man die Gefühle der Betroffenen und damit deren Einstellung NICHT teilen. Diese Gefühle kann keiner teilen der nicht selbst betroffen ist. Auch nicht aufgrund der Tatsache, dass er amerikanischer Staatsbürger ist und es SEIN Staat ist, in dem sich dieses Drama abgespielt hat. Deshalb gibt es für diese nicht Betroffenen keinen Grund zur Freude (im Übrigen werden die wirklich Betroffenen keine Freunde empfinden, vielmehr Genugtuung- schonmal ekstatische Genugtuung gesehen, danke). Dieser Patriotismus hört spätestens an der Stelle für mich auf, an der anderer Menschen Leid für die eigene Euphorie missbraucht wird. Stellt sich die Frage was erreicht wurde. Achso ja, der Terror, der ist jetzt besiegt, da müssen wir uns jetzt gar keine Sorgen mehr machen. Auch wenn ein Symbol zerstört wurde (und wenn den Extremen ein Pilgerort genommen wurde) da sind so viele Fanatiker, so viele kranke Köpfe, die brauchen keinen Bin Laden. Der Terror hat jetzt kein so deutliches Gesicht mehr, das Bild, das man vorher im Kopf hatte ist jetzt vielleicht ein wenig verschwommener, aber immernoch da. Der Schlange wird ein Kopf abgeschlagen und zwei weitere wachsen nach...so in der Art. Ich denke die Schaukel wurde jetzt wieder ein wenig angestupst und wir freuen uns auf einen wilden Ritt.