Man sehe das als Vorbereitung zu meinem Review über Vegas, welches ich vor kurzem duchgespielt habe:
Tom Clancy's Rainbow Six 3: Raven Shield
RavenShield ist für mich
das Referenzspiel in Sachen Taktikshooter. Warum? Da die Taktik nicht nur ein pseudorelevantes Gimmick rund um einen Shooter ist, sondern das Hauptmerkmal des Spiels darstellt.
Story: Das Intro beginnt mit folgendem Text: "Das Jahr 1945. Die Kriegsmaschinerie der Nazis steht kurz vor dem Zusammenbruch. Überall befinden sich alliierte Truppen auf dem Vormarsch." Die Nazis haben irgendein Geheimdokument versteckt und das wurde 2005 von Neonazi-Terroristen gefunden (oder sie wollen es finden?) und die machen jetzt Terror wegen irgendwas. Die zusammenhängende Story wird nicht wirklich gut erzählt. Fakt ist, das die internationale Antiterroreinheit Rainbow Six die Terroristen zur Strecke bringen soll.
Und hier beginnt das Mitwirken des Spielers. Zu Beginn eines jeden Levels bekommt man ein kurzes Briefing von verschiedenen Leuten (Mission Control, ein Militäthansel und irgendeine Mischung aus Politexperte und Psychologe und u.U. von einer irgendwie involvierten Zivilperson. Ersterer gibt dabei die Missionserklärung, die anderen drei sind für Hintergründe und subtile Hinweise auf das was einen erwartet. Anschließend geht es in die Planungsphase. Hier kann man zuerst sein maximal achtköpfiges Team aus über 30 Leuten aus aller Herren Länder zusammenstellen, die allesamt verschiedene Stats (z.B. Scharfschütze, Technikwissen, Führungskraft etc.) haben. Jedes Teammitglied kann einer von drei Gruppen (Grün, Rot, Gold) zugewiesen und individuell ausgestattet werden. Dabei gibt es je einen Slot für Primärwaffen (allein 17 verschiedene Sturmgewehre) und Sekundärwaffen (Pistolen und kleine MPs wie eine Mac 11/9), die jeweils in Ausstattung (Schalldämpfer, größeres Magazin, etc.) und Munition individualisiert werden kann. Zudem gibt es zwei Zusatzslots, in die Granaten in sämtlichen tödlichen und nichttödlichen Variationen, Zusatzmagazine, Herzschlagsensoren, Herzschlagsensorstörsender (
), Türsprengsätze, C4 und vieles mehr gepackt werden können. Außerdem kann sowohl Art (schwer, mittel, leicht) als auch Farbe der Kampfmontur gewählt werden. Diese beeinflusst dann im Spiel, wie schnell man entdeckt wird. Im Anschluss geht es weiter zur Planungsphase. Hier kann man mithilfe von Blaupausen des Geländes einen Plan ausarbeiten, indem man Wegpunkte, Wartepunkte, Aktionspunkte, etc. für jedes Team setzt. Erstere sind wohl selbsterklärend, Wartepunkte sind nützlich, wenn man einen Raum von zwei Seiten gleichzeitig betreten möchte und Aktionspunkte sind dafür gedacht, dass die KI eine Blendgranate o.ä. in den Raum wirft, bevor sie ihn betritt. Leider fehlt eine 3D-Ansicht, auf der Blaupause ist hin und wieder nicht ersichtlich, dass es sich z.B. um eine Brücke handelt und nicht um einen geschlossenen Gang, was ein komplett anderes taktisches Vorgehen erfordert.
Hat man alles erledigt geht es in die Actionphase (Falls die so heißt): Hier steuert man eine Einheit eigener Wahl, die dann automatisch als Teamanführer fungiert. Man kann aber ingame beliebig zwischen jedem Mann (oder Frau) wechseln, um z.B. kritische Aktionen selbst auszuführen und sich nicht auf die KI verlassen muss, die sich allerdings meist ganz wacker schlägt. Es sei denn, sie hat einen ihrer seltenen Totalausfälle, die das Ableben des gesamten Teams zur Folge hat. (Zitat: "Team Grün, Ma..." "Team Grü..." "Team..." "Team Grün, Mann verloren.") Die Gegner-KI ist stellenweise etwas langsam (könnte auch Absicht sein; wer erwartet schließlich, dass plötzlich eine Sonderkommando durch die Tür gestürmt kommt) und hat das Thema "Deckung" scheinbar bisher nur in der Theorie durchgenommen. Allerdings ist positiv anzumerken, dass verwundete Gegner versuchen zu fliehen und sich stellenweise sogar ergeben. Man kann sie dann festnehmen. Allerdings kann das manchmal sehr nervig sein, vor allem wenn das Ziel lautet "Töte alle Terroristen" und einer ist unbemerkt davongekommen. Dann heißt es zum Schluss, das ganze Gelände nach diesem Typen abzusuchen.
Was mich an Ravenshield so fasziniert, ist die Freiheit, die das Spiel erlaubt. Man kann einen vorgefertigten (meist mittelmäßigen) Plan laden und sofort loslegen. Oder man kann alleine ganz ohne Team und Plan auf Terroristenjagd gehen. Auf der anderen Seite kann man die Actionphase auch im Zuschauermodus laufen lassen und der KI zusehen, wie der eigene, perfekt ausgearbeitete Plan Realität wird. Und selbst wenn man selbst mitwirkt, muss man kein guter Shooterspieler sein. Ravenshield bietet ein optionales Autoaim, das automatisch das Fadenkreuz auf Terroristen legt; man muss nur noch abdrücken. Das funktioniert meist problemlos, nur sehr weit entfernte Gegner oder die, bei denen der Kopf nicht sichtbar ist, werden nicht erfasst. Zudem ist es zwar ärgerlich nicht weiter tragisch, wenn man getötet wird. Man spielt einfach im Körper des Nächsten weiter.
Hat man die Kampagne gemeistert, kann man den (nach mehr als 8 Jahren immer noch funktionstüchtigen) Online-Modus genießen. Dieser spielt sich - ähnlich wie der Singleplayer - auch im Versus bemerkenswert langsam, was nicht zuletzt den großen Karten geschuldet ist und der Vorsicht, die jeder Spieler walten lässt. Es gibt nämlich keine Möglichkeiten für Deathmatches, in jedem Spielmodus bleibt tot auch tot. Coop-Spielmodi sind Geiselrettung, Terroristenjagd oder Mission, Online-Spielmodi erstrecken sich von einfachen Team-Überleben Spielen bis hin zu sehr taktischen Spielmodi wie z.B. "Pilot", in dem ein Spieler von Team Grün (oder war es Rot?) der nur mit einer Pistole ausgestatteter Pilot ist und zum Extraktionspunkt gebracht werden muss, was das andere Team natürlich zu verhindern versucht. Auf vielen Servern werden Custom-Maps gespielt, die mit dem mitgelieferten UnrealEditor auch selbst gebaut werden können.
Ravenshield hat zwei Vorgänger, die ich nicht gespielt habe, angeblich aber ähnlich taktisch sind und bisher drei Nachfolger, die es imo nicht verdient haben "Rainbow Six" im Namen zu tragen. Während "Lockdown" immerhin noch Charaktere aus früheren Titeln enthält, ist das Spiel selbst weit entfernt von der Taktik eines Ravenshields (keine Planungsphase, nur ein Team, etc.) und ist auch als Shooter so schlecht, dass ich leider kein Review darüber verfassen kann, da ich es nach dem zweiten Level deinstalliert habe. Ein Review zum etwas besseren "Vegas" kommt demnächst und "Vegas 2" werde ich mir nicht kaufen. Gerüchteweise ist ein neues Rainbow Six in Arbeit, welches wieder "zu den Wurzeln zurückkehren" möchte, was ich aber für leere Phrasen halte.