Hallo Musikfreunde,
Ich versuche einfach mal, die Diskussion hier zu reaktivieren, weil ich mich einfach gern über Musik unterhalte. Ich habe den Thread gerade erst entdeckt und noch nicht ganz gelesen, werd das aber wohl nachholen
Ich höre Metal, weil es allgemein das emotional intensivste moderne Musikgenre ist.
Popmusik zum Beispiel löst bei mir absolut keine Gefühle aus, weder positive noch negative. Letztere ergeben sich höchstens durch die Tatsache, dass Popmusik vorrangig gemacht wird, um damit Geld zu verdienen. Und wie kann man Gefühle in Musik stecken, wenn bei deren Produktion wirtschaftliches Kalkül eine zu große Rolle spielt?
Hip-Hop ist in dieser Beziehung für mich überhaupt keine Musik. Schlechter Hip-Hop ist schlecht, und guter Hip-Hop ist meiner Meinung nach eher gesungenes Kabarett. Da gehts eher darum, eine Botschaft rüberzubringen und nicht darum, Empfindungen auszudrücken oder Atmosphäre aufzubauen. Das ist bei dem spärlichen Einsatz von Musikinstrumenten (vom Sprechgesang abgesehen ist ja meist nur der Rhytmus klar im Vordergrund) auch kaum möglich.
Elektronische Musik höre ich ab und zu hingegen ganz gern. Allerdings sind meine Anforderungen hier nicht wirklich anders, sodass fast der gesamte Party/Clubkram schonmal von vornherein rausfällt. Hier faszinieren mich einfach die Möglichkeiten der elektronischen Klangschöpfung und deshalb kann ich den ganzen Kram nicht leiden, der hauptsächlich von Samples und Remixes der immer gleichen Songs lebt. Bestimmte Lieder werden halt immer wieder in Elektrostücken verwurstet...
Der grundlegende Unterschied, der Metal von den anderen Genres abgrenzt ist, dass die Schöpfer dieser Musik meist keine Einzelpersonen, sondern musikalische Kollektive sind. Da machen eben mehrere Musiker zusammen Musik, die Instrumente sind meist mehr oder weniger gleichberechtigt (bei Popmusik steht immer der Sänger massiv im Vordergrund um sich zu profilieren... es dürfte eigentlich jedem aufgefallen sein, dass die Sänger in Popstücken nie die Klappe halten, sondern immer ihren Senf dazugeben müssen
).
Eben durch den Zusammenklang dieser Instrumente (Harmonien) ensteht der Ausdruckscharakter, der durch die Härte der Musik (verzerrte Gitarren, gutturaller Gesang, extremes Schlagzeugspiel) eine unglaubliche Durchschlagskraft erhält. Diese würde mir zum Beispiel bei klassischer Musik (die ich auch sehr mag) auf Dauer fehlen.
Aber zum Glück gibts ja Metal mit symphonischen Einflüssen, wobei wir beim nächsten Pluspunkt wären: die große Vielfalt der Einflüsse aus anderen Genres wie zum Beispiel der klassischen Musik, Volksmusik aber auch aus Hip-Hop oder Elektronischem machen Metal unbestreitbar zum vielseitigsten Musikgenre, das es zur Zeit gibt. Es gibt für jeden Geschmack und für jede Stimmungslage die passende Musik.
Hätte man mich vor ein oder zwei Jahren nach meinem Lieblingssubgenre gefragt, hätte ich wohl Pagan/Vikingmetal genannt, weil ich zugegebenermaßen eine Schwäche für den in diesen Genres zelebrierten Pathos habe. Mittlerweile decken meine Hörgewohnheiten aber viel mehr Kategorien ab. An dieser Stelle möchte ich einfach mal ein paar Hörbeispiele liefern, immer mit kleiner Beschreibung, sodass ihr einschätzen könnt, ob sich das reinhören lohnt
Fangen wir mal mit Pagan/Vikingmetal an:
Tyr
Tyr - The Beginning
Tyr gehört in diesem Genre zu meinen absoluten Favoriten. Technisch auf hohem Niveau und leicht progressiv. Dazu toller, klarer Gesang. Da der bei diesem Song fehlt (instrumentaler Opener des Albums), hier das nächste Beispiel:
Tyr - Brothers Bane
Turisas
Turisas - A Portage to the Unknown Als ich dieses Lied bzw. dieses Album das erste mal gehört habe, hats mich total geflasht. Wer auf epischen Paganmetal mit bombastischer orchestraler Soundkulisse steht und Turisas nicht kennt: absolute Empfehlung! Sehr gut ist der Sänger, der sowohl warmen Klargesang als auch herzhafte Growls beherrscht.
Turisas - The March of the Varangian Guards
Thyrfing
Thyrfing - Från Stormens Öga
Hier wirds schon deutlich düsterer. Thyrfing macht auf eine schwarze Art sehr einfühlsame Musik. Geheimtipp meinerseits.
Thyrfing - Ångestens Högborg
So, jetzt wirds Zeit für einen Genrewechsel.
Progressive/Doom
Nevermore
Nevermore - The Heart Collector
Die Band, mit der ich am meisten verbinde. Das Wort "Lieblingsband" ist mir eigentlich viel zu banal um zu beschreiben, wie sehr mir diese Musik am Herzen liegt. Zugegeben, die Musik wird wahrscheinlich eher wenigen gefallen, da sie recht speziell ist, aber wer sich darauf einlässt, den erwartet eine Progressive/Thrashmetalband, die einen der besten Sänger und Gitarristen der Metalwelt hat. Die Songs sind technisch äußerst anspruchsvoll, aber die Instrumente spielen immer songorientiert, kein überflüssiges musikalisches Gepose.
Nevermore haben ihren eigenen, unverkennbaren Stil, sind aber innerhalb dieses Stils sehr abwechslungsreich.
Nevermore - This Godless Endeavor Epischer Schlussong des gleichnamigen Albums
Nevermore - Insignificant Sehr einfühlsamer Song.
Nevermore - Poison Godmachine Ein Song von einem der älteren Alben. wesentlich aggressiver, mit genial krank verdrehter Gesangslinie und superbem Gitarrenriffing.
Jeff Loomis
Jeff Loomis - Miles of Machines
Jeff Loomis ist Leadgitarrist der letztgenannten Band und für mich einer der wenigen Gitarristen, die es schaffen, Virtuosität NICHT mit Belanglosigkeit zu verbinden. Der Song ist von seinem Soloalbum. Der Stoff ist aber nur was für Gitarrenfetischisten, die auf Sachen stehen, die ein normalsterblicher unmöglich spielen kann
Opeth
Opeth - Burden Wieder ein sehr einfühlsamer, sanfter Song. Wenn man den hört kommt man nicht auf die Idee, dass Opeth auch ziemlich deftigen Deathmetal machen. Opeth steht für mich für dunkle, tiefgehende Musik, die den Hörer in einen träumerischen Bann zieht. Das die Stücke meist 10 Minuten oder gar noch länger sind, tut sein übriges
Opeth - Porcelain Heart
Vom gleichen Album wie der letzte Song. Wer härteres Material von Opeth hören möchte, dem empfehle ich das Album "Deliverance". Mir gefällt dieser Stil hier jedoch besser.
Funeral
Funeral - Pendulum
Achtung! Bei Funeral bekommt man, was man erwartet, nämlich Funeral Doom! Die Verbindung aus wirklich traurigem Gesang, harten und langsamen Gitarrenriffs und sehr emotionalen Harmonien haben gutes Potential, den Hörer gefühlstechnisch runterzuziehen...
Funeral - Architecture of Loss
Bei Funeral ists wohl wieder so eine alles oder nichts Sache. Während die einen nach der ersten Minute abschalten, lassen sich die anderen mitreißen. Zu diesen Leuten gehöre ich.
So, jetzt habe ich ja einige Beispiele gebracht, zu mehr bin ich momentan nicht in der Lage
Ich höre natürlich noch mehr Bands, darunter z.B. Katatonia, Dark Tranquillity, Naglfar, Behemoth, Shining, Eluveitie, Ensiferum, Children of Bodom...
Würde mich freuen, wenn sich diese Diskussion wieder ankurbeln ließe, in diesem Sinne freue ich mich auf weitere Beiträge!