Hey,
ich hatte irgendwie letzte Woche einen metal-flash, und höre seitdem viel mehr metal.
ich kenne mich ja ein bisschen aus, doch hätte ich immer noch einige Fragen. Und wer würde sich zum beantworten besser eignen als Leute, die sich wirklich damit auskennen? Meine Fragen sind:
Eine positive Empfindung für die Musik zu besitzen, muss nicht heißen, dass man sich vollständig darin auskennt. Und vor allem, was heißt Auskennen? Ich kenn bestimmt einige, die jedes Album und jedes Lied von der und der Band auswendig kennen, aber nicht immer haben die eine positive Einstellung zu dieser Musik, eher den Zwang, es unbedingt kennen zu müssen, um rumposen zu können.
Andererseits, wenn ich mir Emo-Tussies angucke, die denken, sie wüssten, was Black Metal ist (und das ist KEIN Klischee, das gibt es wirklich), und dann keine ansatzweise bekannte Band dieses Genres kennen, sondern nur den klassischen untrven Kommerz**** (und in diesem Fall meine ich das ebenfalls bewusst und möglicherweise voll im Klischee) wie vorzugsweise Cradle Of Filth (die Gruppe hat übrigens bereits mehrmals "gestanden", es ausschließlich wegen des Geldes zu tun).
Versteht ihr normalerweise die Texte beim zuhören?
Akustisch? Wenn ich den Liedtext vor mir habe, kann ich zumeist jedes einzelne Wort verstehen, auch wenn es durch noch so fieses Gegrowle verzerrt wird. Andererseits, wenn ich den Text nicht kenne, versteh ich nicht mal Popgesäusele a la Britney Spears.
Sind euch Texte und Gesang wichtig beim metalhören, oder ist die Musik selbst am wichtigsten?
Lied-, genre- und bandabhängig. Wenn ich weiß, dass ein Text oder die Fabrikationen so mancher Bands geistig nicht wirklich anspruchsvoll sind (insbesondere beispielsweise bei verschiedenen Grindcore-, Death- oder Thrashmetal-Bands, deren Hauptthematik Blood'n'Gore sind), ignorier ich meistens den Text und find den Klang gut. Gibt aber auch Werke, bei denen mich der Text in besonderer Weise anspricht, obwohl die Lyrics teilweise gegrowlt sind.
Obwohl ich persönlich mit mir hadere, ob es richtig ist, wirklich anspruchsvolle und wertvolle Texte, daherzugrowlen. Manchmal kann das Growlen auch einen Effekt der Abwertung bewirken :/
Welche metalbands findet ihr am besten?
Das ist eine Geschmacksfrage. Und da müsste ich jetzt länger ausholen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ich keine Band für "die Beste" halte. Es gibt bei einigen Bands quantitativ mehr Stücke, die ich gerne und viel höre als bei anderen, das schmälert jedoch meine Empfindungen für die anderen nicht. Ich glaube nicht an technische oder intellektuelle Perfektion, sondern das viele Künstler in der Lage sind, Eigenes zu kreieren. Ich finde teilweise auch unterproduzierten Black Metal einfach besser als zum Beispiel hochanspruchsvollen, mit ganzen städtischen Ensembles veranstaltete Symphonic-Metal-Stücke, die einen megahochtrabenden Anspruch zu haben glauben. Einfach, weil Black Metal in der Hinsicht mehr aussagt, was mich anspricht, mit gleichzeitig wesentlich weniger Pomp und Prunk. Mal vom Kommerz solcher Symphonicbands ganz zu schweigen, der das ganze entwertet.
(Achja, Thema Kommerz: Ich habe nichts dagegen, wenn eine Gruppe kommerziellen Erfolg erzielt, wenn sie einfach durch einen klassischen, bodenständigen Stil (also nicht im Sinne "boah bin ich toll das ich jetzt was Hochtrabendes produzieren muss") bewahren. Nur, wenn explizit gesagt wird, ich machs nur fürs Geld (Cradle Of Filth, Linkin Park sind das zwei Lieblingsbeispiele von mir), find ichs wertlos. Warum sollte mich die Geldgier des Musikers auch nur ein Stück selbst berühren?)
Warum haben metaler im Klischee einen so starken Bezug zum Mittelalter?
Klischee heißt par definitionem, dass es etwas Übertriebenes ausdrückt, was nicht der Wahrheit entspricht. Also entweder ist es das Klischee, dass alle Metaller sich ans Mittelalter gebunden fühlen, was nicht der Fall ist, oder aber es finden sich auffallend viele Metaller, die sich auch für das Mittelalter in irgendeiner Form begeistern können, was durchaus so zutrifft.
Ich würd aber die Frage anders stellen: "Teilt ihr meinen Eindruck, dass auffallend viele Leute, die sich für das Mittelalter begeistern, auch gerne Metal hören?" Auf diese Frage würd ich glatt ja antworten, weil das auch mein Eindruck ist. Ich aber zum Beispiel kann mich für das Mittelalter bestenfalls vom soziologischen oder vom philosophischen Standpunkt erwärmen, obwohl ich gerne und viel Metal höre. Ich sehe mich eher als den postmodernistischen, futuristisch-grünen Typen mit etwas zu seltsam geratenem Musikgeschmack. Auch würde ich keine direkte Kausalität zwischen Mittelalter-Begeisterung und Metal sehen, auch wenn die Korrelation natürlich da ist.