Gestern habe ich den dritten der Hobbitfilme im Kino gesehen. Spoilergefahr sei hiermit erwähnt. Ich schreibe einfach mal was vor mich hin und lasse mich überraschen, wo ich am Ende ankomme; die wichtigsten Sachen habe ich vermutlich vergessen.
Kinosaal, Film und persönliche Vorkehrungen
Das Ganze fand in einem geräumigen Kinosaal mit großer Leinwand statt, wobei ich recht zentral am Ende des vorderen Drittels der Sitzreihen saß. Der Sitz war schon etwas durchgesessen, aber doch bequem genug.
Um die versprochene Stunde Gemetzel durchzustehen hatte ich mich im Voraus ordentlich ausgerüstet:
- Ein wenig süßes Popcorn um negativ aufzufallen,
- ein halber Liter angeblich nicht und tatsächlich stark mit Kohlensäure versetztes Wasser,
- Ohrstöpsel gegen den Lärm und
- meine Brille, damit ich wusste, wo die Projektionsfläche ist. :-D
So gerüstet war ich bereit für den Film. Gewählt hatte ich eine 2D-Wiedergabe und entsprechend habe ich mich gewundert, als plötzlich das Bild kam:
Setzen Sie jetzt Ihre 3D-Brille auf und nach einiger Werbung der Film losging. Ich musste zwar nur meine Brille absetzen, damit ich die 3D-Verschiebungen nicht mehr sehen konnte
lol
, aber gewundert hat es mich doch, da ich ja eigentlich in keiner 3D-Vorstellung sein sollte. Es stellte sich heraus, dass ein Fehler seitens der Betreiber vorlag. Kurz darauf wurde also der richtige Film eingelegt und es ging endlich los...
Augenschmaus oder billige Attrappen?
Der Film setzt eindeutig darauf, den Zuschauer mit seiner bloßen optischen Erscheinung in den Bann zu ziehen. Das gelang ihm nicht an allen Stellen, daher möchte ich hier verschiedene Unterpunkte nennen:
Bildschärfe
Ja, tatsächlich kritisiere ich diese. Einerseits sind bewegungsarme Szenen gestochen scharf und man erkennt mehr Details, als einem lieb ist, wenn man Nahaufnahmen von den Schauspielern vor sich hat, andererseits waren viele Bewegungen, gerade Landschaftsüberflüge, verschwommen. Ich weiß nicht, ob es am Format Kino liegt, allerdings war ich doch überrascht davon, dass Bewegung immer von einer höchstwahrscheinlich ungewollten Unschärfe begleitet wurde, wie mir auch andere Besucher bestätigten.
Kostüme, Masken
Ich kann es natürlich nicht beweisen, aber ich denke doch, dass auch im Zeitalter der CGI noch Masken zum Einsatz kommen, im Hobbit zum Beispiel bei einigen der Zwerge. Über sie kann ich mich nicht beschweren.
Ebensowenig möchte ich die Kostümierung schlechtreden, gerade was die neu entworfenen Rüstungen aller Art angeht. Ich finde, dass man hier im Genre des Fantasy gute Arbeit geleistet hat und mit nicht zu abwegigen Augenfängern aufwarten konnte. Bloß hätten die ganzen aus Thal und dem Erebor geborgenen Rüstungen etwas staubiger und schmutziger sein können, aber das ist eher eine andere Ebene.
Computereffekte
Hier besteht noch Ausbesserungsbedarf, weil Manches einfach zu herausstechend unecht war (zum Beispiel bei den Raben des Erebor; von den Trollen mag ich gar nicht erst anfangen). Auch die regulären Orks kamen mir häufig recht unecht vor (denn ich will hier gar nicht erst mit Azog anfangen), was mir in der Herr-der-Ringe-Verfilmung nur sehr selten so vorkam (
Nett;
übertrieben).
Ich bin mir aber sicher, dass ich den Großteil der Effekte gar nicht als solche wahrgenommen habe, da sie sich weit besser in die Umgebung eingefügt haben als die eben Genannten.
Gestaltung der Riesentrolle (oder was das sein sollte)
Hier geht es wohl um die künstlerische Freiheit, die meines Erachtens nicht gut genutzt wurde. Trolle der Größe eines dreistöckigen Hauses? Man hat hier meines Erachtens übertrieben. Der Lächerlichkeit hat man sich preisgegeben, als einer dieser Trolle wie folgt erschien: Unterarme und Unterschenkel abgetrennt und ersetzt durch Eisen- oder Steinkonstruktionen; Augen entfernt und stattdessen irgendwelche Ketten in die Augenhöhlen eingehängt. Ich werde deswegen demonstrativ einen Smiley setzen: :?
Seestadt in Flammen
Das hat mir gefallen und mich darin bestätigt, nicht noch ein eigenes Feuerwerk veranstalten zu müssen. Wusstet ihr schon, dass ich brennende Städte mag? Und brennendes Wasser? Umso mehr mag ich brennende Seestädte.
Was mir ein gutes Urteil letztlich verbietet
Die erbärmlichen Animationen um Sauron, die schon am Ende des zweiten Hobbitfilmes ein schlechtes Licht auf den Film geworfen haben. Ich bin wirklich entsetzt von der schlechten Wirkung dieser Szenen.
Musik und anderer Ton
Ich habe natürlich Ohrstöpsel gewählt, welche den Ton nicht verfälschen und ihn stattdessen bloß auf eine erträgliche Lautstärke dämpfen. Ich habe nicht sonderlich auf den Ton geachtet, was in der Regel ein gutes Zeichen ist. Denn wenn mich ein Film dazu veranlasst, in besonderer Weise auf die Musik zu hören, dann hat sie sich nicht gut in den Film eingefügt (und dazu ist Filmmusik da); beachte ich aufmerksam die restliche Tongestaltung, dann liegt dort etwas so sehr im Argen, dass sogar ich es merke.
Allerdings steht noch der Vergleich der Musik mit den anderen Hobbit-Filmen aus. Hier muss ich der Musik des dritten Teils ein gutes Urteil ausstellen! In den anderen Hobbitfilmen gibt es oft immer wieder gleiche und viel zu oft gespielte Motive, die sich einfach nicht ins Filmgeschehen einfügen, was mir in diesem Teil nicht besonders aufgefallen ist. Ein besonderes Highlight war die Musik dennoch nicht; das Beste waren noch Wiederholungen von Motiven, die in den vorherigen Filmen eingeführt wurden. Es gibt keinen Trumpf, den Howard Shore erst in diesem Teil zu hören gibt, das tut der Musik jedoch keinen allzugroßen Abbruch.
Oder meine Ohrstöpsel waren so nett und haben die schlechten Stellen gestrichen.
Kämpfe
Ein Film, der wohl zur Hälfte aus Kampf besteht und zu einem Drittel aus Vor- und Nachspiel zu Kämpfen ist es wichtig, überzeugende Kämpfe darzustellen, was meines Erachtens komplett gescheitert ist. Wer hat Angst vor den Orks, wenn sie nach einem Schlag mit einem Holzstock oder einer Kopfnuss eines nicht einmal einen Helm tragenden Zwerges zu Boden gehen, sie keine langsam laufenden Mädchen einholen können, sich zu Hundertschaften von zwei einzelnen Zwergen töten lassen (die davon nicht einmal ermüden), die nicht gegen Fischer bestehen können, die noch nie ein Schwert geführt haben und von den Strapazen der letzten Tage komplett ausgezehrt sind?
Richtig: Die Eliteeinheiten eines Elben- und eines Zwergenkönigs.
Ein ganz anderes Bild geben da die einzelnen Heroen ab.
Der gute Elbenkönig selbst erscheint mir als Witzfigur aus einem Comic. Sein Reittier kann problemlos ein halbes Dutzend Orks mit dem Geweih hochheben und schafft
das hier im Alleingang. Er selbst kann auch tolle Sachen machen: Eingekreist von Orks so um die eigene Achse wirbeln, dass alles tot umfällt, mit einem Schwerthieb um die sechs Orks auf einmal enthaupten und Ähnliches. Da erscheint Schwarzenegger wie ein Zehnjähriger mit einer klapprigen Steinschleuder. Von seinem Sohnemann Legolas sind wir sowas bereits gewöhnt und müssen es auch in diesem Film wieder sehen, wenn er zum Beispiel zehn Meter von einem Turm springt, um mit seinem Schwert im Schädel des amputierten Trolls, den ich vorhin beschrieben habe, zu landen, jede Sekunde einen todbringenden Pfeil losschießen kann und ähnliche Späße. Während das im Herrn der Ringe noch durch Witzeleien und Szenen außerhalb der Kämpfe aufgelockert wird, fehlt so etwas in diesem Film leider völlig, womit Legolas zum regungslosen Superkiller mutiert. Die dreizehn Zwerge und König Dain stehen dem allerdings auch in wenig nach...
In diesem ganzen elenden Niedermetzeln von Papporks durch die eben beschriebenen Superhelden dürfen natürlich auch die Superschurken nicht fehlen. Bei Bolg und Azog frage ich mich: Wie oft muss man den Bauch aufgeschnitten bekommen, von vier Zentnern Stein und Troll begraben werden, in einem Eissee ertrinken und wasweißich, um endlich einen Kratzer davonzutragen?
Ich bin von den Kämpfen enttäuscht. Der Herr der Ringe mag zwar auch seine absurden Stellen gehabt haben, aber die Kämpfe bestanden nicht nur daraus. Sogar Monty Pythons
Ritter der Kokosnuss bietet dagegen erfrischend
realistische und gemäßigte Kämpfe. Das ist mein trauriger Ernst.
Handlung, Film und Buch
Hier die Handlung:
- Seestadt wird zerstört, der Drache getötet. Die Menschen brechen zum Erebor auf.
- Saruman, Elrond, Radagast und Galadriel vertreiben Sauron aus Dol Guldur, damit Gandalf befreit wird und die Zwerge vor den Orks warnen kann.
- Die Zwerge verbarrikadieren sich im Erebor, Thorin ist wahnsinnig. Vor den Toren kampieren Belagerer aus Seestadt und aus dem Waldlandreich. Warnung vor Orks durch Gandalf. Es kommt die Zwergenarmee aus den Eisenbergen hinzu.
- Kampf der Menschen, Elben und Zwerge gegen eine Ork-Armee. Thorin und Weitere greifen Azog an. Adler vernichten ein ganzes Eliteheer an Orks und Kampffledermäusen.
- Bilbo kommt nach Hause.
Daneben gab es noch ein paar Nebenhandlungen, die gelegentlich in den Fokus gerückt wurden.
- Liebesgeschichte Elbin-Zwerg und Elbin-Elb.
- Zwist zwischen Azog und Thorin.
- Versuche des Beraters des Bürgermeisters, mit möglichst viel Gold zu fliehen.
Mein Eindruck ist, dass sich die Handlung leider komplett an den Kämpfen orientiert und sich somit selbst beseitigt. Sehr viele Aktionen lassen sich auf die Nebenhandlungen zurückführen.
Meine Lektüre des Buches ist etwas länger her. Daher ist das Folgende womöglich nicht korrekt.
Die Nebenhandlungen, welche das Motiv für viele Episoden innerhalb des Films sind, kommen nicht im Buch vor. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass es eine Liebesgeschichte mit der Elbin Tauriel gibt, da es Tauriel nicht gibt. Ebensowenig kann Legolas das Blatt der Schlacht wenden, da er im Buch nicht vorkommt. Beim Kampf gegen Azog können die drei dort umkommenden Zwerge nicht getötet werden, da Azog im Buch tot ist und sie sich an der "normalen" Schlacht beteiligen, bei der allein Thorin umkommt. Der schmierig-gierige Berater des Bürgermeisters spielt keine Rolle mehr, die Kinder Bards haben keine Rolle gespielt. An die haushohen Trolle kann ich mich auch nicht erinnern... f
Für meinen Geschmack ist der Film damit viel zu sehr auf Basis des Hinzugedichteten gedreht worden. Die oben umrissene Handlung finde ich schwach.
Insgesamt würde ich sagen, dass der Film wohl ein netter Actionfilm ist, aber dem Wesentlichen entbehrt, was man bei einem Tolkien-Werk als Grundlage erwarten würde: Tiefergehende Handlung. Ich habe keinen Bedarf, den Film so bald wiederzusehen.