Vorsicht, Spoiler.
Vielleicht bin ich aus dem Alter raus, vielleicht sind meine Ansprüche an Filme mittlerweile ganz anders, aber wenn ich eins nicht erwartet hätte, dann, dass ich mich in einem Hollywoodstreifen derart langweile. Zunächst bekommt die ohne Vorwarnung eine Reihe vollkommen unnötiger und vor allem unmotivierter Actionsequenzen vorgesetzt - die Nebenhandlung von dem persönlichen Zwist zwischen dem Orkführer und dem Zwergenprinzen hätte man echt weglassen können und gerade gegen Ende hin wurde es einfach nur noch lächerlich.
Ich möchte betonen, dass ich die Auswahl von Martin Freeman (The Hitchhiker's Guide to the Galaxy, Sherlock) als Bilbo Beutlin sehr gelungen fand, da ich den Schauspieler schon vorher sehr mochte. Es ist auch schön, dass man quasi den gesamten restlichen alten Cast wieder gewinnen konnte, auch wenn natürlich digital einiges retuschiert werden musste, jünger sind die Herrschaften und Damen ja sicher nicht geworden.
Mein Hauptkritikpunkt geht aber daran, dass der Film viel zu lang ist. Es gibt Filme, die verdienen es, drei oder vier Stunden lang zu sein (aktuelles Beispiel wäre der um Welten bessere Cloud Atlas), dieser nicht. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass sich der Film aus scheinbar nichts anderen als belanglosen Labersequenzen, innovationslosen Actionszenen und - zugegeben - beeindruckenden Naturaufnahmen aus Neuseeland zusammensetzt. Was mich geradezu schockiert hat, waren diese dämlichen Szenen in der zweiten Hälfte, in der dieser Orkführer kaum etwas intelligenteres als "Fangt mir diese Halblinge" von sich gegeben hat. Und davon gab es mehrere. Ein weiteres Ärgernis wäre diese vollkommen zusammenhanglose Szene mit den Bergriesen, die wie ein Fremdkörper zu vorher und nachher wirkt. Warum haben die Adler die Gruppe eigentlich nicht direkt beim einsamen Berg abgesetzt, wenn die Zeit angeblich so knapp ist? Schreit eigentlich nach einem "How The Hobbit should have ended" auf YT.
Ich habe mich vorher überaupt nicht über diesen Film informiert, da man so erfahrungsgemäß die besten Kinoerlebnisse hat. Ich habe deshalb erwartet, dass der Hobbit in einem Film abgehandelt wird, lang genug schien er ja. Nach dem Film dachte ich mir, okay, den zweiten, vermeintlich finalen Teil werde ich mir nicht geben. Zu hause musste ich dann feststellen, dass drei Teile geplant sind... für mich ist das einfach nur kommerzielle Ausschöpfung. Es ist ein Trugschluss, dass ein Film einem Buch gerechter oder allgemein besser wird, bloß, weil er länger ist. Denn inhaltlich zu bieten hatte er ja auch nicht viel. Man muss kein hohes Erzähltempo vorlegen, ich genieße hin und wieder Arthouse-Werke wie von Tarkowski oder Kurosawa, aber diese haben zumindest einen gewissen künstlerischen und anspruchsvollen Unterhaltungswert. Dass dieser in einem Hollywood-Abenteuerfilm fehlt, erklärt sich von selbst. Den Soundtrack fande ich im Vergleich zu den alten LotR-Filmen auch schwach. Das Over the Misty Mountains-Thema ist nicht schlecht (kannte ich aber schon vorher, auch wenn ich mir den Trailer nie angesehen habe), aber etwas interessantes anderes habe ich in dem Film kaum gehört.
Kann die teils überwältigende positive Resonanz eigentlich nicht nachvollziehen. Finde den Film ähnlich wie Avatar restlos überbewertet.