Cool, das kann ich mir so richtig lebhaft vorstellen.^^ Luftgitarre spielen hat schon was für sich, das mache ich auch immer, wenn ich gute Musik höre und mich unbeobachtet fühle. Außerdem singe ich dann auch manchmal mit, gut dass das niemand hört...
Da fällt mir gerade auch etwas ein, ich liebe es nämlich, beim Zugfahren die Leute zu beobachten und wie Sherlock Holmes aus den Details ihres Äußeren auf ihre Berufe und ihr Leben zu schließen, das macht echt Spaß, meistens lästere ich ziemlich fies über sie^^. Hier ein Auszug aus einem kleinen Tagebuch, dass ich mal während einer langen Zugreise geschrieben habe. Viel Spaß beim Lesen:
5.6.06- 17:02 Zug Richtung Salzburg (...)
Ich fühle mich ein bisschen fehl am Platze hier im InterCity. All diese Leute mit ihren Laptops und den teuren Handys....Dann noch die fahrende Bar, die alle halbe Stunde vorbeiklappert... Alles eben extremer Firstclasstyle. Ich schaue noch mal auf das Schild am Waggonende. Ja, garantiert zweite Klasse, aber bei den IC-Zügen gehört so was wohl überall dazu. Ein bisschen Luxus hätte ich mir heute zwar schon mal gönnen können, aber nach dem gepfefferten Preis für diese Zugkarte, habe ich keine Lust bei der Fahrenden Bar auch noch fünf Euro für eine Flasche Cola auszugeben.
Die Leute auf dem Vierersitz neben mir führen gerade ein tiefsinniges, aber vollkommen unsinniges Gespräch darüber, ob ich neben ihnen mitbekomme was so sagen. Der nervöse junge Mann in der Reihe gegenüber mit dem etwas älteren Laptop hat sich gerade einen Kaffee bestellt, obwohl ich vorhin noch gesehen hatte, wie er einen Schluck aus einer Wodkaflasche nahm. Außerdem tut er so, als läse er in einem Buch und klappt ständig seinen Laptop auf und zu, schaut aber weder auf das Eine, noch auf das andere. Wahrscheinlich will er dadurch nur seinen technischen Höchststand und seine Bildung zum Ausdruck bringen.
Die Leute die gerade eingestiegen sind sehen aus, als hätten sie die Nacht in einer Jugendherberge verbracht, sie haben irgendwie etwas Vergammeltes und Unausgeruhtes ansich.
Am Anderen Ende des Wagens ist gerade ein kleiner, hässlicher Typ mit dem klischeehaft typischen Zockeraussehen, einem älteren Businessman auf den Schoß gefallen, als er durch den Gang zwischen den Sitzen laufen wollte, das ist echt lustig wie die beiden jetzt aus der Wäsche gucken. Die Leute die in Fahrtrichtung sitzen haben das natürlich nicht gesehen und gucken mich irritiert an, weil ich plötzlich loslache.
Der Typ zwei Reihen schräg gegenüber mit dem Billigroman schaut immer sehr auffällig die Frau vor ihm an. Er hat eine unmögliche Sitzhaltung und sieht aus wie eine Mischung aus meinem Nachbarn und Meinem Französischlehrer. Eben so der typische Durchschnittsttyp eines schwäbischen Möchtegernmachos.
Der Mann mir gegenüber ist mehr als seltsam, er macht dauernd Fotos von seiner Frau, die neben mir auf dem Vierersitz sitzt. Dass ich da zwangsweise mit drauf bin ist doch hoffentlich keine Absicht. Er hat einen grässlichen, quietschbunten Neonfarbenrucksack, der nicht nur böse zum Anschauen ist, sondern auch gar nicht zu einem Rentner mit Krawatte und Manieren passt. Außerdem trägt er neben seiner teuren Armbanduhr auch noch ein buntes Buddhabändchen aus Holzperlen, außerdem ließt seine Frau in irgendeinem esoterischen Buch, sehr typisch für eine gewisse Klasse von alten Hobbyesotherikern.
Im hinteren Teil des Wagens scheint übrigens eine ganze LAN-Gemeinschaft kleiner Zocker zu sitzen, gerade kamen wieder zwei vorbei in Richtung Raucherabteil. Man sollte als Schaffner solche verzocken Minderjährigen Raucher anmotzen dürfen. Gut, dass ich hier nicht Schaffner bin.
Der Mann gegenüber der in der Süddeutschen Zeitung die Filmkritiken ließt hat seine Schuhe ausgezogen. Pfui, kein Wunder dass der junge Mann mit dem Laptop so nervös ist.
Der Mann mit der langen Nase und der dreckigen Tasche schräg hinter mit sieht ein bisschen planlos aus, irgendwie nach einem Physikstudent. Er passt gut zu der Frau neben ihm, die zwar ein paar Warzen zu viel im Gesicht hat, dafür aber schöne lange Haare, allerdings kennen die beiden sich offensichtlich nicht. Gerade eben lief ein riesiger Mann mit einem kleinen Kind auf dem Arm durch den Flur, der aussah wie ein Familienvater, der einen auf Großamerikaner macht. Er hat eine unmögliche Frisur. Plizköpfe sind schon seit der Zeit der Beatles out, außerdem trägt man so was doch nicht mit Haargel und in einem Alter über 40.
Ein paar Sitze weiter vorne sitzt ein älterer Mann, der nach einer Mischung aus Superdaddy und Proll-Mathelehrer aussieht, außerdem so ein schwarzgekleideter Typ mit einem äußerst hässlichen (schwarzen) Mp3-Player. Was der für Musik hört braucht man ja nicht zu fragen.
Die Leute neben mir reden gerade darüber, ob die Zocker weiter hinten irgendwelche Störungen haben, weil sie ständig durch den Flur zum Raucherpoint laufen. Ich könnte mich totlachen, aber das mache ich natürlich nicht.
Der schwarzgekleidete Typ sieht, wie mir plötzlich so auffällt, fast so aus wie Nihilius! Also sollte ich wohl im Falle eines Falles böse zurückschauen, wenn der mich anguckt. Aber bei genauerem Hinsehen sieht der Typ vom Gesicht her doch ganz anders aus als Nihilius und was sollte der auch in der Nähe von Salzburg suchen? Der Typ hat einen Knutschfleck am Hals, kommt vermutlich gerade von einem Besuch bei seiner Freundin.
Die Frau hinter dem Nihilius-Typen ließt in einer billigen Zeitschrift die Kritiken schlechter Filme und so schaut sie auch aus der Wäsche. Dafür trägt sie aber ein sehr stylisches Outfit, vor allem ihre Handtasche von irgendeiner Designermarke ist sehr schick.
Der Typ eine Reihe dahinter mit dem weißen Hopper-Shirt schaut so hypnotisiert aus dem Fenster als hätte er Drogen genommen...
Der Mann der zwei Reihen vor mir sitzt, gibt gerade jemand auf Hochdeutsch eine tolle Ortsbeschreibung:
“Ja dann gehst du da links und dann rechts und dann stehst du vor ner grauen Wand....“
Ansonsten wird die Stimmung langsam schläfrig, gleich erreichen wir München Hauptbahnhof.....
(...)
