Man entschuldige mir mal die Nekromantie...aber ich hab mal ganz interessante und alles andere als gute Nachrichten.
Ich weiß ja nicht inwieweit ihr die „Killerspiel“-Diskussion verfolgt, speziell was das Ausland angeht, aber es gibt da etwas das mich seit einiger Zeit ein klein wenig beunruhigt. Ich rede in diesem speziellen Fall von Amerika. Dort findet demnächst ein Ereignis statt, welches, im schlimmsten anzunehmenden Szenario, die wohl größte Hürde für das Medium Videospiel, seit der Geburt des selbigen darstellt. Es geht darum ob Videospiele in Amerika weiterhin unter dem Schutz der amerikanischen Verfassung stehen sollen oder nicht. Aber gehen wir mal ein klein bisschen in den Geschehnissen zurück.
Wie die meisten wissen dürften, ist es in Amerika in vielen Staaten Gang und Gebe alle Jahre wieder ein Gesetz zu verabschieden zu wollen, das den Verkauf von gewalttätigen Spielen an Minderjährige unter Strafe stellt und das ganze unter staatliche Kontrolle legt. Wie wir sicherlich auch alle wissen, ist die PEGI in Amerika für die dahingehende Bewertung der Spiele verantwortlich. Anders als in Deutschland ist diese aber nichts weiter als eine Empfehlung für die Eltern, die, im optimalen Fall, selber darum kümmern was ihr Kind spielt.
Aber wie gesagt, da solch ein Gesetzesentwurf in Amerika oft genug vorkommt und auch immer wieder abgelehnt wurde, macht das wohl den meisten keine großen Sorgen.
Doch vor kurzem passierte etwas besonderes.
Das oberste Gericht hat sich dazu entscheiden sich des Falles anzunehmen und darüber zu entscheiden. „Warum?“, wird sich jetzt vielleicht einer fragen. Jedem Menschen mit auch nur einem Hauch gesundem Menschenverstand ist das solche Gesetze gegen die Verfassung sind.
Aber die einzelnen Staaten haben ihre Strategie geändert. In den letzten Jahren war die Begründung für ein Verbot immer das die dargestellte Gewalt obszön ist und das das Medium ansich deswegen nicht unter dem Schutz der Redefreiheit stehen sollte.
Ok, damit etwas als anerkannt obszön gilt muss es beim sog. „Miller-Test“ durchfallen. Laut diesem muss das Medium 3 Kriterien erfüllen um als Obszönität zu gelten:
1.Der Durchschnittsbürger sieht in dem Werk eine Beleidigung/ einen Angriff seiner Person.
2.Das Werk beschreibt sexuelle Handlungen oder sexuellen Inhalt auf eine abstoßende oder anrüchige Art und Weise
3.Dem Werk fehlt es gänzlich an künstlerischem, literarischem, politischem oder Wissenschaftlichem Wert..
Alle kennen mit Sicherheit einen Titel der alle diese Kriterien erfüllt, aber so wie der Gesetztesvorschlag jedes mal formuliert war, ging es gegen das ganze Medium und nicht gegen spezielle Titel. Das ist so als würde man sagen das Medium „Buch“ solle verboten werden weil es solchen Schwachsinn wie „Feuchtgebiete“ gibt. Natürlich is das Schwachsinn und wurde deswegen immer wieder abgelehnt.
Jetzt allerdings behaupten allerdings die einzelne Staaten solche Videospiele würden ALLEN minderjährigen Konsumenten dauerhaften Schaden zufügen. Dabei stützen sie sich auf solche Umfragen und Studien, die angeblich irgendwo einen Zusammenhang, den es eigentlich nicht gibt.
Deswegen müsse der Staat die Kontrolle übernehmen. Keiner der Minderjährigen ist also in deren Augen dazu imstande, eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen ob er/sie durch etwas Schaden nimmt oder nicht.
Ich weiß wir machen alle mal ganz gerne Witze über Minderjährige in diesem Zusammenhang und über Amerikaner erst recht. Aber das dient ja meist rein humoristischen Zwecken. Aber sollte das oberste Gericht den Gesetzesvorschlag durchlassen, würde das heissen, jeder, unter 18, in Amerika ist nicht imstande ist zu wissen, was er will und deswegen solle die Regierung darüber entscheiden, was allen gefällt und was nicht. Ok das ist zwar ziemlich absurd geht uns aber direkt nich wirklich was an.
Aber werden wir mal ganz ganz ganz theoretisch und sagen, dass das oberste Gericht entscheidet dem Medium Videospiele, den Schutz durch die Verfassung zu entziehen. Was würde dann passieren? Also zu aller erst dürften Minderjährige keine Spiele, von der PEGI als M deklariert sind, mehr kaufen. Aber wer glaubt schon das es dabei aufhört. Sollten Spiele eines Tages wirklich nicht mehr unter dem Schutz der Verfassung stehen, werden sofort wieder eine Menge Staaten Gesetztesvorschläge einreichen, laut denen das Medium an sich verboten werden sollte, so wie sie es schon oft versucht haben. Jedoch werden sie wohl dieses mal damit durchkommen.
In diesem Fall ist es sogar völlig egal ob es sich dabei nur um M-Rated handelt oder gänzlich um das ganze Medium. Es wäre mit Sicherheit ein herber Rückschlag, wenn nicht sogar der Todesstoß für Videospiele als künstlerische Plattform.
Denn in diesem Fall würde große Ketten wie Wal-Mart sofort ihre Regale von dem verboten Titeln befreien und gegen erlaubte ersetzen. Und diesen wäre niemals ein BioShock, ein FallOut, ein Metal Gear Solid oder ein Saints Row. Alles Spiele die bestimmt irgendjemand allein wegen des künstlerischen Inhaltes liebt. Allgemein, würde Spiele für Erwachsene mit der Zeit aussterben.
Ob es manch einer wahrhaben will oder nicht, die amerikanischen Minderjährigen machen einen nicht allzu geringen Teil der Konsumenten aus. Falles sie aus diesem Raster raus, werden wohl auch viele Publisher umdenken und den Trend in Richtung „familienfreundliche“ Spiele bewegen. Dann passiert das was ich persönliche befürchte. Spiele werden reiner Kinderkram. Es wird keine Ansätze einer komplexen Story, intelligenten Charakteren oder einer schönen dichten Atmosphäre geben und alles was uns bleibt ist die 3.000.000.ste Neuauflage von Super Mario 3 für den Super Nintendo.
Um das nochmal klar zustellen. Das hier ist rein theoretisch gemeint. Nichts davon ist passiert ( abgesehen davon das das oberste Gericht den Fall annimmt). Es ist nur ein der möglichen Szenarien, die stattfinden können, sollte dieser Vorschlag durchkommen. Eigentlich ist dies zwar eher unwahrscheinlich aber ich bin hiermit mal das „Worst-Case“ Szenario durchgegangen und wollte euch auf diese Entwicklung und ihre möglichen Folgen hinweisen, auch wenn das ganze von so manchen vielleciht als übertireben hysterisch abgestempelt wird.
Natürlich interessiert mich auch eure Meinung.
PS: Termin für die Anhörung is der 2.November dieses Jahres