Kapitel XXIII: Mankar Camoran
Der Jubel war groß, als ihr Führer endlich eintref. Die Sitzbänke des großen Zeremonienraums tief im Inneren der Jerall-Berge waren bis auf den letzten Platz besetzt, als sich direkt hinter dem Opferaltar einer blauer Strudel auftat - ein Dimensionstor. Ein groß gewachsener Hochelf mit schulterlangem braunen Lockenhaar trat majestätisch heraus. Sein Gesicht war schmal und so blass, wie es nur ein Hochelf sein konnte, smaragdgrüne Augen betrachteten ruhig die Umgebung. Gekleidet war Mankar Camoran in ein langes blaues Gewand mit prachtvollen Verzierungen an den Ärmeln und am Saum.
Sein Blick wanderte über die angespannte Menge von Anhängern, die nur darauf wartete, dass ihr großer Anführer endlich das Wort an sie richtete.
Er hob seine Hände, und sofort wurde es totenstill in der Halle. Wie eine perfekte Armee reagierten sie, wie er es von ihnen erwartete. Er hatte die Macht über jeden einzelnen von ihnen, und niemand würde es je wagen,sich ihm zu widersetzen.
"Unser Ziel ist fast erreicht!", begann Camoran mit lauter Stimme zu den Agenten zu sprechen, "Überall in Tamriel öffnen sich unsere Tore, Dorf für Dorf werden von den Kreaturen Oblivions überrannt, auf das die Ungläubigen die Macht unseres Fürsten Dagon endlich anerkennen mögen.
Auch Martim Septim, der wiedergekehrte Sohn des toten Kaisers, wird uns nicht mehr aufhalten. Sein Gefolge - der Verräter Sarnek und die Aufrührerin Cascada - sind in unserer Gewalt, und Kaisersohn selbst sitzt mitsamt seiner Klingen im Wolkenherscher-Tempel und ahnt noch nicht einmal, dass er in der Falle sitzt."
Nun trat Tarok hinter Camoran an den Altar und erhob seine dunkle Stimme.
"In ein paar Wochen werden wir soweit sein, einen weiteren Großangriff zu starten, diesmal gegen Bruma. Wir werden das Dorf dem Erdboden gleichmachen und dann den Wolkenherrscher einnehmen. Sie mag unter dem Kaiservolk als uneinnehmbar gelten, doch wir haben den Fürsten auf unserer Seite. Sobald Martin Septim und seine Garde in ihrem eigenen Blut liegen, wird niemand mehr an unserer Macht zweifeln. Tamriel wird uns gehören!"
Jubelrufe und Applaus erfüllte den Saal, die Menge tobte wie verrückt. In der Zwischenzeit traten zwei weitere Agenten an den Altar. In der Mitte hielten sie einen schmächtigen Kaiserlichen mit blassem Gesicht. Er war so schwach und ausgemerkelt, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Ohne Widerstand ließ er sich halbnackt auf den Opferaltar legen und festmachen. Es wurde wieder still.
Camoran sprach: "Dieser junge Mann hier steht im Dienste eines weiteren falschen Gottes, der Sithis genannt wird. Die Dunkle Bruderschaft, dessen Mitglied er ist, hat sich dem Auftragmord im Namen Sithis' verschrieben. Doch leider sind die Anführer dieser Bruderschaft nicht gewillt, mit uns zu kooperieren. Ganz im Gegenteil senden sie sogar Spione und Mörder aus, um unsere Aktionen zu stören. Dieser Junge hier war leider so ungeschickt, sich dabei erwischen zu lassen. Doch lasst uns nicht zu hart über ihn richten, denn schließlich tat er nur,was man ihm auftrug. Dafür soll er sogar belohnt werden. Er soll die Ehre erhalten, Mehrunes Dagon persönlich geopfert zu werden, auf dass wir auch weiterhin in seiner Gunst stehen mögen."
Camoran trat zur Seite, und Jeggel,Taroks Neffe,trat heran - die Kapuze übers Gesicht gezogen und einen reich verzierten Dolch in seinen bärigen Händen. Er hielt ihn hoch über dem wehrlosen Kaiserlichen und sprach:
"Im Namen des Fürsten Mehrunes Dagon, dem Prinzen der Zerstörung, dem wahren Herrscher über Tamriel, sollst du nun geopfert werden. Deine Seele soll dem Fürsten gehören, dein Blut für Oblivion fließen. Dein Tod wird der erste von vielen sein, die dem Prinzen zu neuer Macht verhelfen werden. Der Morgen dämmert!"
Mit diesen Worten stach er zu. Der Todesschrei des Kaiserlichen ging im Jubel der Anhänger der Mythischen Morgenröte unter, sein Blut tränkte den steinernen Altar in ein dunkles Rot und bildete am Boden einen immer größer werdenen See. So ließ man den Toten liegen. Sobald er vollständig ausgeblutet war, würde man die Leiche entfernen, Platz für ein weiteres Opfer schaffen, dem man die selbe Ehre zuteil werden ließ. Auf den Bericht des Spions wird die Schwarze Hand vergebens warten, aber sie wird nicht lange überlegen müssen, was geschehen ist. Das Risiko, erwischt zu werden, begleitete den Auftragmörder Tag für Tag, sein ganzes Leben lang.
Ende Kapitel XXIII