Obscure Thread für Kirkbride-Texte / obskure Lore

Lorkhan hat womöglich den Knoten gelöst, Orkey immer nur als weitere Malacath-Mauloch-Variation zu lesen, bloß weil sein Name an "Orc/k" erinnert.

Man soll halt nicht in Klischees denken :p

Synkretismus aus einem elfischen Lorkhan, dem zyklischen "Arkay" und Mauloch.

Synkretismus? Also ist Orkey Arkay+Mauloch? Wie meint man das im TES-Konzept? Haben sie sich wirklich "Vereint"? Wie Tiber+Wulfhath? Oder werden sie als ein Gott angesehen, weil sich ihre "Spheren" so eng aneinander liegen?

Die Erstfassung von "Über die totemistische Religion der Nord" ist fertig und wird noch durchgesehen. Das betrifft auch den "Loveletter from the Fifth Era", Vedam und ich feilen gerade an den letzten Ecken und Enden. Dieser Text hat es teilweise wirklich in sich und benötigte hier und da etwas Kontext sowie eine Überarbeitung von Lektion 35, weswegen die Übersetzung etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hat. Wird aber beides noch recht bald in diesem Zyklus fertig.

:idea:

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Excusez, das RL (und hinduistische Epen, und der Almanach) sind lang. Aber hier ist erstmal ein Text:

Ein Dokument aus der frühen Designphase von Skyrim über das nordische Pantheon von MK (und vllt. Kurt Kuhlmann). Ich hatte die Veröffentlichung des Textes oben schon etwas kommentiert, interessant finde ich v.a. die Zuordnungen der Totemfiguren und die Orkey-als-Schlange-Assoziation.

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Synkretismus? Also ist Orkey Arkay+Mauloch? Wie meint man das im TES-Konzept? Haben sie sich wirklich "Vereint"? Wie Tiber+Wulfhath? Oder werden sie als ein Gott angesehen, weil sich ihre "Spheren" so eng aneinander liegen?

Hm, schwierig zu sagen. "Varieties of Faith" verfolgt Ansätze vergleichender Mythenforschung, es wird also ganz besonders auf Synkretismen und fremde Einflüsse in den Pantheons geschaut. Almalexia werden z.B. nur in diesem (kaiserlichen) Text Einflüsse von Akatosh zugeschrieben. Sie verkörpert natürlich gewisse Eigenschaften, die die Kaiserlichen mit Akatosh in Verbindung bringen, aber inwieweit sie als Spiegelaspekt des Drachengottes selbst gelten kann bleibt doch sehr vage, insbesondere, da die chimerisch-dunmerische Kultur sich unter Veloth selbst zu Waisen gemacht, sich mit den Daedra "bessere Ahnen" zu mythischen Lehrmeistern, Vorbildern, Säulen ihrer Kultur gewählt hat. Die Mythenkunde von "Varieties" zeigt also nicht immer das ganze Bild (MK hat das in Bezug auf Dagon auch mal irgendwo festgehalten), obwohl sie natürlich sehr wichtig ist.

Orkey ist der "Gott der Sterblichkeit", der während der "Elfenherrschaft über Atmora" auftaucht, also tatsächlich in mythischer Vorzeit ("Auriel could not save Altmora, the Elder Wood, and it was lost to Men." - Monomyth, Heart of the World). Mit "Shor, Son of Shor" aus der Perspektive der Nord gesprochen wäre er eine Spiegelung von Shor, ein elfischer Trick, denn tatsächlich wird er ja durch die betrügerischen, heimtückischen, diebischen Eigenschaften des bösen, merischen Lorkhan charakterisiert. Shor dagegen ist eher der siegreiche, brüllende, betrunkene, ruhmreiche Stammeshäuptling als dieser ambivalente Trickser, diese betrügerische Schlange, seine dunkle Variation im kulturellen Zerrspiegel. Orkey versucht, den Nord ihre Jahre zu rauben, Shor bannt den Fluch irgendwie und die Orks bekommen das schlimmste ab. Es ist gut möglich, dass hier ein Enantiomorph vorliegt - die bekannte König-Rebell-Beobachter-Konstellation, die den Zeugen meist versehrt zurücklässt, hier also die Orks. Wulfharth hat später übrigens auch noch ein Rendezvous mit Orkey.

"Varieties" nennt ihn außerdem einen Synkretismus aus Arkay und Mauloch, wobei der Lorkhan-Aspekt geflissentlich übersehen wird (oder er ist durch "Gott der Sterblichkeit" evident, wurde aber von uns meist überlesen). Mauloch erinnert den Verfasser von "Varieties" an Malacath, der auch eine enantiomorphische Genesis (Trinimac-Boethiah-Malacath) aufweist. Da er allerdings durch seine Flucht in den Osten und das "Jahr des Sommerwinters" auch mit dem Roten Moment in Verbindung gebracht wird, bin ich mir gar nicht mal sicher, ob er nicht eher Nebenprodukt eines der Narrative aus diesem Drachenbruch ist als Malacath in 1:1-Entsprechung. Letzten Endes vollziehen sich diese Götter-Verschmelzungen immer in Dämmerungs-Unzeit oder im Versuch, dessen Muster nachzuspielen und damit eins zu werden.

Wie Arkay in die Mischung geraten ist - wohl durch die zyklische Natur der nordischen Mythologie bedingt, die seiner Rolle als Gott des Kreislaufs entspricht. In "Varieties" heißt es, dass er erst mit Lorkhans Schöpfung ins Dasein getreten ist (dieser altvordere Daggerfall-Text paraphrasiert das in einer Kindergeschichte über den Ladenbesitzer Arkay, der zum Gott erhoben wird). In "Shor, Sohn des Shor" ist der Kreislauf das Zusammenspiel von Shor und Ald: Ald: "Shor vergisst wie immer das Oben, verdammt sich selbst und jeden anderen, der ihm in diesen Kreislauf hinein glaubt." / Shor: "Ald vergisst wie immer den Grund unter ihm, verdammt sich selbst und jeden anderen, der ihm in diesen Kreislauf hinein glaubt."


Persönlich denke ich, dass Orkey eine uralte, ins nordische Pantheon eingesickerte, dämonisierte Elfenvariante Lorkhans ist. Da Tod und die "Jenseitsreise" der Seele zyklisch verlaufen (Dreamsleeve, wir sind noch am Loveletter dran!) und Lorkhan durch seine subgradientielle Schöpfung ohnehin mit Tod und Verfall, Verminderung der Dinge verbunden ist fällt es auch leicht, ihn gleich mit Arkay zu verknüpfen, obwohl die zyklische Kalpa-Natur der Welt genau genommen erst aus dem Zusammenspiel von Aka und Lork hervorgeht (weiterführend ist es natürlich interessant, das gerade Orkey in den Fünf Liedern Alduin den Weltenfresser beschwört ...). Mauloch ist entweder eine kulturelle Abwandlung des aus dem Trinimac-Boethiah-Enantiomorph hervorgegangenen Malacath oder ein Produkt der Mythen um den Roten Moment und wird aufgrund der Ähnlichkeit dieser Vorgänge mit dem älteren Orkey assoziiert. Vielleicht kannten die nordischen Skalden die jüngere Geschichte von Malacath/Mauloch auch besser und haben sie, gewisse Parallelen bemerkend, auf die atmoranische Orkey-Erzählung zurückbezogen, das würde den vermeintlichen (!, da Dämmerungsära ...) Anachronismus mit den Orks im Orkey-Eintrag von "Varieties" erklären. Oder vielleicht sind die Orks auch nur durch eine Namensähnlichkeit hinzugekommen (selbst EV Orcs ist noch nahe dran). Orkey steht als Name genau in der Mitte zwischen Arkay und Lorkhan, möglich, dass auch dies manchen Skalden dazu verleitet hat, die Orks und ihren Gott dazuzunehmen, so funktioniert das nordische Geschichtenerzählen (vor allem natürlich die "Fünfhundert Gefährten") eben. Was deine Frage angeht, könnte also gut beides zutreffen, sowohl direkte Götterspiegelung+Enantiomorph als auch indirekte Nähe von Sphären ... und Namen. Ich sehe hier zwei verschiedene Mythenstränge, den älteren um Shor-Lorkhan-Arkay-Orkey und den jüngeren um Mauloch, die sich für den Autor von "Varieties" überschnitten haben mögen.
 

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Reaktionen: Mathieu Bellamont
Hey, bin auch nochmal da.

Nun, da unser gemeinsamer Kumpel Mathieu/Sawbones ja aus welchen Gründen auch immer gebannt wurde (es war mir jetzt auf die Schnelle nicht ersichtlich), hab ich mich nochmal explizit gefragt, weswegen genau ihr beiden es so strikt ablehnt, wie wir auch, zumindest nebenbei, heißt parallel, noch im ES-Wiki aktiv zu sein.
Die daraus resultierenden Vorteile wären meiner Meinung nach immens, zum einen, da wir dort tatsächlich immer noch alle gemeinsam diskutieren könnten, was uns ja hier wohl nicht länger möglich ist, zumal wir ja ohnehin recht ungleichmäßig aktiv waren, zum anderen aber vor allen Dingen, da wir drüben komplett freie Hand in der Gestaltung der Artikel haben, das bedeutet explizit auch im Bezug auf kirkbridische Quellen steht uns alles offen, selbst kontroverse Thematiken können problemlos eingebaut werden. Insofern hätten wir damit die Möglichkeit der Erschaffung einer Enzyklopädie nach unseren Vorstellungen - Damit könnten wir als erste eine solche erschaffen, die das gesammelte Wissen der erweiterten Lore enthält, sodass sich dieses eben nicht nur auf Diskussionsfäden in den Foren beschränkt, damit also nicht mehr überall verstreut bleibt.
Wir könnten die bereits bestehenden Artikel noch besser machen, euer Fachwissen wäre da von extremer Hilfe, weiterhin könnten wir auch endlich kohärente Guides für Leute, die sich gerne mit der Lore befassen würden, sich allerdings, verständlicherweise, zuerst in der Myriade neuer Quellen und, daraus folgend, neuer Erkenntnisse verloren fühlen, auf deutsch verfassen; vorallem jedoch könnten wir den Diskussions- und Communitybereich inklusive dem Lore-Blog, den ich seit einiger Zeit verfasse, nicht nur viel weiter ausbauen, sondern dort auch um einiges effektiver zusammenarbeiten, sodass wir als "Kopf" der deutschen Lore-Community wesentlich effektiver wären - Von dem ungemeinen Anstieg der Qualität im Allgemeinen, der eurem Hinzukommen folgen würde, natürlich mal ganz abgesehen.
Ist nur ein Vorschlag. Es würde mich dementsprechend aber wirklich freuen, wenn ihr, unabhängig davon, welche Querelen möglicherweise früher mal zwischen dem Wiki und euch waren, zumindest mal drüber nachdenken würdet - Und wenn auch nur für eine Weile, oder um im Kontakt mit Mathieu und mir zu bleiben. Fast alle Leute, die früher da waren, sind inzwischen nicht mehr da, passend dazu hat gerade der letzte Administrator, der länger als ein Jahr im Dienst war, aufgehört... Wir sind also inzwischen eine ganz andere Truppe mit anderen Ideen und Vorstellungen. Ich denke, ihr würdet extrem gut dazupassen.

LG, Talos
 
@Talos, von mir bekommst du auch noch PM - die Mühlen mahlen leider etwas langsam. ;)

Hier ist nun allerdings endlich der "Loveletter from the Fifth Era", übertragen von Vedam Dren und mir.


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Liebesbrief aus der Fünften Ära, Der wahre Zweck Tamriels

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Anhang

  • Einer der wichtigsten Texte zur aurbischen Metaphysik. Eine Interpretation von Lektion 35, der Heiligen Schrift der Liebe, über Schöpfungen nach monomythischem Muster durch Subgradienten und den letzten Zweck dieser lorkhanischen Idee, Vehks Lehren der Liebe, C0DA, Jubal, Landfall etc. Das Bindeglied zwischen den Lektionen und C0DA. Dabei wurde der Text hier schon 2005 veröffentlicht.
  • MKs einführende Bemerkung: Hallo zusammen. Als ich letzte Nacht die Dämonen von Haight besuchte wurde mir das Dokument überreicht, das folgt. Ich war betrunken, also kann ich den Kurier nicht beschreiben, aber ich kann bestätigen, dass es tatsächlich aus der Fünften Ära (!) Tamriels und von einem Autor stammt, der mir selbst in Visionen unbekannt ist. Es wird für viele Gelehrte hier von Interesse sein; tatsächlich ist es das für mich, weil es Vivecs "Heilige Schrift der Liebe" betrifft. Viel Spaß. (Anm. d. Übers.: “Dämonen von Haight” bezieht sich wohl auf San Francisco: “The birthplace of America's counter-culture, the Haight was Ground Zero during the summer of 1967, a.k.a. The Summer of Love”)
  • MKs Schlussbemerkung: Und so endete die Nachricht. Macht damit was Ihr wollt und diskutiert frei. Ich weiß, was ich damit tun werde, aber andererseits versuche und versuche ich das seit Jahren. “Beträchtliche Anstrengung”, in der Tat. Und vielleicht ist es kein Zufall, dass dies auf 9/11 fällt. Liebe seiner Erinnerung. Und meine Liebe Kurt Kuhlmann, dessen Geburtstag durch den Willen der kritischen Ernte zerstört wurde. -MK
  • Die Räder von Lull: Lull lässt sich als Flaute oder Windstille übersetzen, was dem Nachlassen der Winde auf der Mondoberfläche entspricht. Allerdings beziehen sich die Räder auf Ramon Lull (Link 1 (Kommentar von Trainwiz, dem Autor der gleichnamigen Skyrim-Mod), Link 2, Link 3, Link 4), weswegen die “Wheels of Lull” als “Räder von Lull” belassen wurden. Weiterhin taucht Lull im Liebesbrief auch als Eigenname auf, dazu entspricht das deutsche “einlullen” ebenfalls den eingeschläferten, abgeschwächten Winden.
  • Subcreation: (Unterschöpfung, Zweitschöpfung), ist als Konzept von Tolkien übernommen, ganz knappe Einordnung aus einem Wiki: "'Sub-creation' was also used by J.R.R. Tolkien to refer to the process of world-building and creating myths. In this context, a human author is a 'little maker' creating his own world as a sub-set within God's primary creation. Like the beings of Middle-earth, Tolkien saw his works as mere emulation of the true creation performed by God."
  • Das Ewige Ich: "Hinter die letzte Brücke aller Existenz zu springen ist die Letzte Existenz, das Ewige Ich." (Anm. d. Übers.: I, das Ich, der Turm, die Eins - leider macht das Deutsche dieses Wort-Zeichen-Spiel unmöglich)
  • Zitate: Die Zitate aus Lektion 35 wurden alle durchgesehen und teilweise neu übertragen.
 
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Reaktionen: Newinger
Habe jetzt nicht nachgeschaut, ob es das schon gibt, aber habe quasi als Fingerübung Kirkbrides "On Meridia" übersetzt und würde mich über etwas Feedback freuen. Speziell bei den ersten beiden Absätzen bin ich mir sehr unsicher.

Über Meridia

Niemand hat je die Verbindung zwischen Meridia und Kyne verstanden. Lasst das in euch einsinken. Was regieren sie gemeinsam, wenn sie verbunden sind?

Denkt an die Ritter der Neun. Einer schuf den Ritter, einer bekämpfte ihn. Einer weinte für immer, weil er verschwunden ist. Einer sagte ‚Nein, ich werde warten, bis er wiederkehrt‘.

Hört auf, Götter und Dämonen durcheinander zu bringen. Das sind bloß Emotionen. In der Magie sind das echte Gefühle. Meridia ist die Farbe seiner Wiederkehr im Regenschleier. Der Glanz in deinem Auge, wenn die Postkarte nicht beantwortet wurde? Diese merkwürdige Verstimmung in deiner Brust, während du auf DIESEN EINEN Text wartest? Die ganze Nacht, in der du wartest und dich zum Schlafen zwingst, damit endlich der Morgen naht? Und du hörst den Regen an der Fensterschreibe und denkst ‚Gut, sie haben nicht zugehört‘.

Heute ist nicht der Tag? FALSCH. Es ist der Tag, an dem du nicht weißt, dass es dein bester war. Du hast aufgegeben. Du bist davon gelaufen und hast dir ein Taxi gerufen, oder hast den Bildschirm eingeschaltet, um im Internet herum zu lesen, oder bist mit dem Hund rausgegangen, weil zumindest er dir immer zuhört. Warst duschen, hattest MEHR Mist in deinen Augen. Bist für die Kochsalzlösung zum Laden um die Ecke gegangen, weil du das gestern Nacht nicht gemacht hast und du wirklich deine Kontaktlinsen einsetzten musstest.

Noch schlimmer, du hast jetzt Kinder. Und Grauen Star. Und deine Kinder unterhalten sich mit dir nur über einen Handy-Bildschirm, der nur aus Farben besteht. Farben, die du nicht mehr richtig wahrnehmen kannst, aber deine anderen Sinne kompensieren das. Du kannst nicht richtig sehen? Ohren sehen für dich. Du kannst nicht richtig hören? Augen hören für dich.

Kannst du die Legierung aus Farbe und Geräusch jetzt sehen? Du kannst sie fühlen. Auch wenn du das, was verschwunden ist, nur schmecken kannst. Das ist deine einzige Erinnerung, dein Prüfstein. Aber…warum solltest du warten? Hoffnung hat eine Farbe und einen Klang, du kannst sie schmecken und betasten und mit 11 anderen Sinnen wahrnehmen, die du noch nicht einmal kennst. Und darum betest du sie an. Die Götter und Dämonen, auf die du keinen Zugriff hast. Sie haben das ganze schon vor dir durchgemacht. Es sind deine Vorfahren und das ist eine Frage des Blutes. Es sind deine Aedra/Daedra. Und manchmal werden ihre Namen verwechselt.

Trotzdem: sie zeigen dir den Weg. Selbst wenn du ein verwaister Stern bist – du wirst wieder nach HAUSE finden. Du hast immer noch das Zeichen, unter dem du geboren wurdest. Kehre dahin zurück. Das ist deine Familie. Die Sterne zeugen von der Magie, die diese Welt beherrscht. Sie kennen den Weg. Alles, was du tun musst, ist, nach ihrem Dasein zu schauen, hören, tasten, schmecken, fühlen. Das ist ihre Aufgabe.
 
Hey, sehr cool, Viele! Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob diese IRC-Sachen bei den übrigen Zitaten eingeordnet werden sollen (die Seite steht hoffentlich noch in meinem Almanachsskriptorium) oder separat ... ich muss mich gerade aber erstmal in das neue Portal hier einfinden ^^), das Zitat scheint mir aber auf den ersten Blick schon sehr schön übersetzt. Darf ich es dann in die TA-Liste übernehmen? (mit dir als Übersetzer natürlich - würde nur "davonlaufen" noch zusammenschreiben und KotN als Spieltitel so lassen)

MK beschreibt hier ganz persönlich, wie er tamrielische Motive zum Ausdruck menschlichen Empfindens, unserer Gefühle, Leidenschaften, Emotionen, Tragödien verwendet. Es sind für ihn als Schreiber eben keine Statisten, hier nicht einmal irgendwelche abstrakten, obskuren mythischen Personifikationen, sondern Übertragungen unmittelbarer Sinneseindrücke und Empfindungen. Die Götter stehen zwar über den Menschen, aber wir sind ihre wahren Eltern, schreibt er in einem anderen Kommentar/Text dazu mal ganz passend ... "Sie haben das ganze schon vor dir durchgemacht" - quasi Archetypen, die den Weg weisen, Sterne für die Sternenwaisen. Und damit ist nicht nur Meridia gemeint. Das ist ein persönlicher Kommentar, der er über Lore innerhalb eines definierten Legendariums schon weit hinausgeht. Auch die Vorstellung, so einen Moment besonders mannigfaltig zu erleben, Farbe und Klang zu schmecken, zu tasten und mit noch 11 andern Sinnen wahrzunehmen erinnert natürlich an Synästhesie. MK hat mal irgendwo (sry, finde es gerade echt nicht) geschrieben, selbst eine Synästhesie zu haben, was Musik und Farben angeht. In den Texten und Kommentaren taucht es als Motiv auf jeden Fall häufiger auf.

Merid und Kyne ... schwierig, ich wäre auch nicht darauf gekommen, wie sie sich im Regen treffen, aber das Bild ist in sich schon überzeugend. Meridias Tragödie wird in den Mythen der verstoßenen, unverstandenen Sonnentochter aufgerufen. Sie wird verbannt, weil sie sich mit gewissen Spektren eingelassen hat, später ist sie eine Daedra. Kyne dagegen ist Shors Witwe. Die Kriegerfrau, Kuss zum Schluss, Mutter der Menschen. Ihre Tränen sind der Regen, den es vor dem Erlöschen von Lorkhans Herzfeuer auf der Welt nicht gab. Kyne hat den Ritter, also Pelinal, geschaffen und mit Morihaus, ihrem Sohn, in die Dschungel Cyrods geschickt, um wie Lorkhan Freiheit, Nu-mantia, zu erkämpfen, Meridia hat sich ihm da durch Umaril entgegengestellt. Kyne weint für immer, weil "er" verloren ist (Pelinal als Shezarrine, auch wenn er - und daher sein Wahnsinn - dualistisch auch Aka in sich trägt, reflektiert seine Geschichte im Monomythos vor allem Lorkhan. Es ist kein Zufall, dass Lorkhan und Pelinal, beide blutrünstige Kriegsherren gegen die Elfen, 8:1 besiegt werden: Lorkh gegen die Acht Aedra/Stämme/Häuptlinge im Adamantenen, Pelinal gegen die Hexerkönige im Weißgoldenen, die ihn in Achtel schlagen. Beider Fall stabilisiert/gewährleistet eine neue Zusammenkunft, einen neuen Pakt. Was ich an der Überschneidung von Kyne und Merid noch nicht verstehe ist Magnus' Rolle. Die "Farbe seiner Wiederkehr im Regenschleier", wunderbar übertragen übrigens ... ein Regenbogen, vielfarbige Spektren der Magne-Ge - ist es Lorkhans Rückkehr oder die von Magnus, worauf sie wartet? Aber vermutlich spielt das gar keine Rolle: "Quit mixing up gods and demons."
 
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@Numenorean
Natürlich, es wäre mir eine Ehre!

Vielleicht noch "weil du das gestern Nacht nicht gemacht hast" zu "hattest" ändern, damit die zeitliche Abfolge hinhaut.

Danke auch für den Input. In solchen Texten verstehe ich die Lore sehr viel intensiver, als in einigen der "Spieltexte" und es ist immer interessant zu lesen, wie das dann seinen Widerhall in Tamriel findet. Das selbe auch bei seinen Aussagen über Musik.
Wie bei einer Zwiebel - endlos viele Schichten, aber kein Kern :oops:
 
Danke auch für den Input. In solchen Texten verstehe ich die Lore sehr viel intensiver, als in einigen der "Spieltexte" und es ist immer interessant zu lesen, wie das dann seinen Widerhall in Tamriel findet. Das selbe auch bei seinen Aussagen über Musik.
Wie bei einer Zwiebel - endlos viele Schichten, aber kein Kern :oops:

Interessant, dass du das so sagst, ich musste tatsächlich erst zu dem Punkt gelangen, die Lore auch von außen verstehen zu können - musste quasi aus der Lore (dem Legendarium, um den Tolkien-Begriff zu verwenden) herauswachsen, um zu sehen, wie sie gemacht ist, was oft noch viel lohnenswerter ist, als sich allein auf die Welt zu beschränken. Man steigt in Fantasy-Welten wie Tamriel vielleicht nicht zuletzt deshalb ein, weil man so sehr an diese Zweitschöpfungen glauben kann, weil sie in ihrer Detailfülle so verlockend wirklich sind, dass sich ganze Enzyklopädien mit ihren Kulturen, Geschichten, Legenden, Historien, Sprachen und Tieren und Kräutern füllen lassen. Man muss diesem In-Universe-Ansatz einerseits zugutehalten, wie ernst er eine selbstgenügsame Fiktion nimmt und wie effektiv dieser Eskapismus funktioniert, aber so eine Perspektive neigt auf der anderen Seite auch dazu, andere Qualitäten, Bezüge und Ansprüche von Werken zu vergessen, die dann Gefahr laufen, nur noch als Weltschöpfungs-Ressource abgeschöpft werden. Man kann das Gedicht über die gefallenen Rohirrim auf dem Pelennor bei Tolkien sezieren und Stunden damit verbringen, jedem einzelnen Rohirrim einen detailliertesten Eintrag widmen und doch das Gedicht verpassen. Daher denke ich auch, dass ein Zugriff von außen sehr ergiebig und hilfreich sein kann, nicht nur weil er hilft, Inhaltliches besser zu verstehen, sondern auch dazu beiträgt, sich die Gemachtheit und Fiktionalität dieser Werke und damit unter Umständen sogar ihren künstlerischen Wert bewusster zu machen. Es ist eine ganz andere Herangehensweise, ob man die "Totenklage um Pelinal" meta als Text von MK versteht, der Gilgamesh und vielleicht ein Gedicht von Borges aufgreift und in Morihaus Stimme schreibt oder es in einer bemerkenswert umfassenden suspension of disbelief als tatsächlich überliefertes Werk des Stiergottes darstellt (wie man es im TA machen würde).
 
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@Viele-als-Einer

Hier ist btw ein neuer Text in Vivecs bestem Lektionsstil, der eigentlich auch nur zur Hälfte in der Spielwelt steht (obwohl er viel Intertext mit den Lektionen aufweist und solche Lore-Mysterien wie Krecken oder die Dreugh des letzten Kalpa einbezieht)
MK hat ihn seinerzeit wohl als ermunternden Weihnachtsgruß an die im Text sogar namentlich genannten MW-Entwickler verfasst, deren Spiel, nach einigen Verschiebungen, dann im kommenden Frühling veröffentlicht werden sollte: "... und obwohl es manche eine Schriftrolle der Alten nennen, sage ich euch nun die Wahrheit darüber: es ist eine linguistische Startzelle aus dem letzten Schiffstern, ex-enginiert, von den Händen wunderschöner Leute geschaffen, deren Arbeit von mir und all meinen Namen und Stimmungen bewundert wird und deren jüngste Schöpfung, in Frühlingszeiten enthüllt, noch hübscher und raffinierter ausfallen wird als alles Kunstgeschick der verschwundenen Dwemer zusammen."
 
Danke dafür und Respekt für die Übersetzung, der Text wirkt sehr anspruchsvoll!
Eine linguistische Startzelle aus dem letzten Schiffstern - auch eine sehr schöne Umschreibung.

Verwirrt bin ich nur, weil er die Dreugh als "wir" anspricht, aber ich kenne mich mit den Formkriegen auch nicht aus...
 
Danke dafür und Respekt für die Übersetzung, der Text wirkt sehr anspruchsvoll!

Thx, ich habe das mit @PRieST47 zusammen übertragen, der den Text für eine DV-Buchcover-Mod verwendet, aber auch gut übersetzen kann und die richtigen Stellen anspricht. Übersetzungen profitieren immer davon, wenn man Feedback bekommt und die Begriffe mehrmals sorgfältig umdreht, bis man eine gute Lösung gefunden hat (@Vedam Dren und vor allem @Deepfighter kennen das ;)). Wenn du also Spaß am Übersetzen findest, bei deinen Texten ein zweites Horusauge drüberlesen soll oder sonstwie helfen kann oder du Ideen zu meinen Übersetzungen hast - immer gerne. :)

Dieser Text war sprachlich allemal wieder sehr interessant, an ein paar Details festgemacht:

* Gnadenstuhl, EV mercy seat, konnte endlich einmal richtig übertragen werden. Ein fester Terminus aus der christlichen Ikonographie, der dreimal in den Lektionen vorkommt und in der DV leider 3x uneinheitlich als "barmherziger Ort", "Sitz der Gnade", "Stuhl der Barmherzigkeit" verschleift wurde.
* kontemporäres Kriechen, EV coeval crawl -ich bin ganz glücklich damit, weil es nicht nur den Sinn, sondern auch die Alliteration aufnehmen konnte.
* gliedenträselt wie Ruptgas Sohn, EV limb-riddled - da steckt etwas Interpretation drin. Ruptga, der Große Vater, hat unzählige Kinder, aber Sep, die yokudanische Lorkhan-Variante, ist wohl der wichtigste. Sep ist die Schlange. Eine Schlange hat keine Gliedmaßen mehr, die ja in Vehk'scher Metaphysik immer irgendwas bedeuten (Hände als Ghartoki oder der schwarzhändige Mephala, die Füße, die Vivec zurücklässt oder die Nerevar genommen werden etc), daher "gliederenträtselt".
* eine Äußerste Sprachspeiche, EV Utmost Spoke - das ist im Original wunderbar zweideutig, weil in der Klammer danach eben das Wort das Rad ist, also Rede/Sprache (für spoke, als Form von to speak). Die Übersetzung ließ sich nur so machen, um keine Hälfte der Bedeutung zu verlieren: Da ist zum einen die Sprache, zum anderen das Radmodell der Aurbis, das Lorkhan in Vehks Lehren von der Seite ansieht und dann wiederum sein erstes Wort spricht: I (dieses unnachamliche Wort-Zeichen-Spiel: Ich, der Turm, die 1)

Verwirrt bin ich nur, weil er die Dreugh als "wir" anspricht, aber ich kenne mich mit den Formkriegen auch nicht aus...

Die Dreugh bleiben auch ein faszinierendes Thema ...

"The Dreughs and their true nature have been only hinted at in an obtuse fashion. They won't be as ineffable as the dwemer, but, hey, no on can claim that title. 'And when the whole of Aurbis was a tidal ocean, with left behind ideas, there was a tribe unwilling...'" (- MK)

Vivec nennt sie Altmer des Meeres, und in "Die Republik Hahd" sind sie einmal die Cepholomer. Molag Bal war ihr tyrannischer König, als sie das letzte Kalpa beherrschten, wie Vivec und Camoran schreiben. "Wie wunderschön ..." führt einen Konflikt mit den Krecken in Altmer-Formkriegen und den Sieg an, den sie davongetragen haben. Formkriege dürfte ein weiterer Name für die Ehlnofey-Kriege (die in den Erzählungen verschiedene Namen tragen, Krieg der Manifestierten Metaphern trifft es ganz gut) nach der Erschaffung der Welt, aber vor ihrer Stabilisierung sein: Die sterbliche Ebene war ein Chaos, bis sich die Erdknochen formten oder bis Adamantia stattfand und Lorkhan sein Herz verlor. Bislang flüchtige, instabile Ideen ringen in dieser späten Dämmerung um die Formen, die sie in der materiellen, erstarrten, sterblichen Welt fortan einnehmen sollen.

Ich würde vermuten, dass der Schlüssel zu dem "wir" hier in Vivecs Verhältnis zu Molag Bal begründet liegt. Die Verbindung mit Bal durchzieht den Text ohnehin, der Titel zitiert den Anfang der Orgie aus Lektion 12. Und wie die Dreugh unter seiner Herrschaft gewissermaßen Bals Kinder waren, zitiert Vivec das "wir" womöglich, weil er sich selbst oder sein Volk metaphorisch ebenso begreift, "in love with evil", dabei im Kampf um eine wahre, reinere Form - so, wie sich die Chimer abgespalten haben, um ihrem Propheten ins gelobte Land zu folgen und fortan den Rest der Welt für verdorben halten, möglicherweise. Vielleicht ist das hier dieselbe Form von Analogie, wie sie Camoran an seinen Lyg-Stellen gebraucht.
Oder es könnte mit der Erzählung der ersten Lektion zu tun haben, worin die Dreugh die Frau des Netchmannes, Vivecs Mutter, in ihre Schlösser aus Glas und Korallen tragen und dort verändern.
 
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@Numenorean
Mal schauen, ich mich da einbringen kann :D Momentan bin ich noch ein wenig ausgelastet, aber wenn ich mit der BA fertig bin, werde ich vielleicht darauf zurückkommen!

Ich weiß nicht, ob ich das richtig verstehe: War der Formkrieg noch in diesem vorherigen Kalpa, bzw. hat er das Ende des alten und den Beginn des neuen Kalpas ausgelöst? Und war dieses alte Kalpa dann bereits auf Nirn? Und wie kann es überhaupt ein altes Kalpa geben, wenn sich die Zeit erst mit Adamantia stabilisiert hat? Fragen über Fragen...
Wenn wir Vivecs Herkunftsmythos zur Rate ziehen - wenn wir die Dreugh als Repräsentanten des alten Kalpas nehmen, ist die erste Lektion vielleicht eine Anspielung auf seine Reautokreation (tolles Wort) in einem früheren Kalpa, nachdem er CHIM erreicht hat?
 
Mal schauen, ich mich da einbringen kann :D Momentan bin ich noch ein wenig ausgelastet, aber wenn ich mit der BA fertig bin, werde ich vielleicht darauf zurückkommen!

Es bleibt ganz sicher noch genug übrig. ;) Schlussendlich auch noch C0DA itself, aber erstmal den Rest. Ganz wie's gerade nützt und erfreut, besonders letzteres. :)

Ich weiß nicht, ob ich das richtig verstehe: War der Formkrieg noch in diesem vorherigen Kalpa, bzw. hat er das Ende des alten und den Beginn des neuen Kalpas ausgelöst? Und war dieses alte Kalpa dann bereits auf Nirn? Und wie kann es überhaupt ein altes Kalpa geben, wenn sich die Zeit erst mit Adamantia stabilisiert hat? Fragen über Fragen...
Wenn wir Vivecs Herkunftsmythos zur Rate ziehen - wenn wir die Dreugh als Repräsentanten des alten Kalpas nehmen, ist die erste Lektion vielleicht eine Anspielung auf seine Reautokreation (tolles Wort) in einem früheren Kalpa, nachdem er CHIM erreicht hat?

Tja, hmmm ...

"Assume "The Dawn Era was the End of the Previous Kalpa. The new Kalpa begins with the first day of the Merethic Era
", hat MK mal als Vorbemerkung einigen Nordtexten vorangestellt. Das würde bedeuten, dass das Ende des letzten Kalpa tatsächlich in die Dämmerung und damit Formkriege aka Ehlnofey-Kriege aka Krieg des Zwielichts aka Krieg der Manifestierten Metaphern aka Adamantia mündet. An deren Ende würde sich die Zeit immer wieder linearisieren bzw., in äonenhaften Dimensionen gesehen, immer wieder den Kreis bis zum Weltuntergang einschlagen. Wenn die Welt gefressen wird, wie in den yokudanischen und nordischen Mythen, fällt sie in ein Chaos nonlinearer "Vielzeitlichkeit" zurück: "nilphony swirl" heißt es im ersten Aldudagga, ich nehme stark an, dass das den zahllosen und unbeständigen Dämmerungswirbeln entspricht. Ganz am Ende des Lieds von Pelinal gibt es in Bezug auf monomythische Wiederholungen nach dem Muster der Dämmerung eine interessante Formulierung: "... in those first [days/spirits/swirls] before Convention ... that which we echoed in our earthly madness."

Das mit CHIM kann ich nicht so richtig mit Kalpas zusammenbringen, weil es eher eine Möglichkeit ist, die Kreisläufe und Rezyklierungen der Existenz zu transzendieren - etwas, was diese aus Dualismus entstandenen Zirkel ein- und für allemal hinter sich lässt. In der Cyrus vs Vivec-Schwertbegegnung gibt er aber vielleicht einen kleinen Geschmack solcher transaurbischen Wahrnehmung: "Ich bade gerade in Pikofilamenthäutungen, die in sechs wunderschönen Farben erscheinen, welche die Aurbis bislang nicht enthüllt hat und wünsche wirklich nicht, mich auf diese Reise [zurück nach Mundus] zu begeben."

Aber auch davon abgesehen erscheint Vivec manchmal in anderer Gestalt. Er nimmt in einigen Lektionen ganz wörtlich eine Riesengestalt an. In #25 gibt es eine visionäre "pre-chimerical form", vielleicht kommt das einer Dämmerungsgestalt am nächsten: 'But then the light subsides, revealing the bright and terrible angel of Veloth. He is in his pre-chimerical form, demonic VEHK, gaunt and pale and beautiful, skin stretched painfully thin on bird's bones, feathered serpents encircling his arms. His wings are spread out behind him, their red and yellow ends like razors in the sun. The wispy mass of his fire hair floats as if underwater, milky in the nimbus of light that crowns his head. His presence is undeniable, the awe too much to bear.

Und sein Herkunftsmythos in Relation zu den Dreugh, hm - die Dreugh verändern die Frau des Netchmannes solcherart, "that she might give birth to the image as an egg". Das Ei ist keine zufällige Metapher und meint das Universum, Aurbis, ein Weltenei aus dem heraus Vivec geboren wird (in Tamriel wird das Bild sonst noch in Fragmenten argonischer Mythologie und bei den Dwemern - das Ei der Zeit - verwendet) - er erstreckt sich schon vor seiner Geburt über eine ganze Welt, und wenn ich es richtig verstehe, zielen auch seine Metaphysik, CHIM und dergleichen, auf genau so eine Totalität ab. Wasser dagegen wird oft mit dem Reich des Vergessens verbunden, darüber mit Leere und Nichts assoziiert. In gewisser Weise reflektiert sein Herkunftsmythos damit vielleicht die Entstehung der Aurbis selbst.





 
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Tja, hmmm ...

"Assume "The Dawn Era was the End of the Previous Kalpa. The new Kalpa begins with the first day of the Merethic Era
", hat MK mal als Vorbemerkung einigen Nordtexten vorangestellt. Das würde bedeuten, dass das Ende des letzten Kalpa tatsächlich in die Dämmerung und damit Formkriege aka Ehlnofey-Kriege aka Krieg des Zwielichts aka Krieg der Manifestierten Metaphern aka Adamantia mündet. An deren Ende würde sich die Zeit immer wieder linearisieren bzw., in äonenhaften Dimensionen gesehen, immer wieder den Kreis bis zum Weltuntergang einschlagen. Wenn die Welt gefressen wird, wie in den yokudanischen und nordischen Mythen, fällt sie in ein Chaos nonlinearer "Vielzeitlichkeit" zurück: "nilphony swirl" heißt es im ersten Aldudagga, ich nehme stark an, dass das den zahllosen und unbeständigen Dämmerungswirbeln entspricht. Ganz am Ende des Lieds von Pelinal gibt es in Bezug auf monomythische Wiederholungen nach dem Muster der Dämmerung eine interessante Formulierung: "... in those first [days/spirits/swirls] before Convention ... that which we echoed in our earthly madness."

Das mit CHIM kann ich nicht so richtig mit Kalpas zusammenbringen, weil es eher eine Möglichkeit ist, die Kreisläufe und Rezyklierungen der Existenz zu transzendieren - etwas, was diese aus Dualismus entstandenen Zirkel ein- und für allemal hinter sich lässt. In der Cyrus vs Vivec-Schwertbegegnung gibt er aber vielleicht einen kleinen Geschmack solcher transaurbischen Wahrnehmung: "Ich bade gerade in Pikofilamenthäutungen, die in sechs wunderschönen Farben erscheinen, welche die Aurbis bislang nicht enthüllt hat und wünsche wirklich nicht, mich auf diese Reise [zurück nach Mundus] zu begeben."

Aber auch davon abgesehen erscheint Vivec manchmal in anderer Gestalt. Er nimmt in einigen Lektionen ganz wörtlich eine Riesengestalt an. In #25 gibt es eine visionäre "pre-chimerical form", vielleicht kommt das einer Dämmerungsgestalt am nächsten: 'But then the light subsides, revealing the bright and terrible angel of Veloth. He is in his pre-chimerical form, demonic VEHK, gaunt and pale and beautiful, skin stretched painfully thin on bird's bones, feathered serpents encircling his arms. His wings are spread out behind him, their red and yellow ends like razors in the sun. The wispy mass of his fire hair floats as if underwater, milky in the nimbus of light that crowns his head. His presence is undeniable, the awe too much to bear.

Und sein Herkunftsmythos in Relation zu den Dreugh, hm - die Dreugh verändern die Frau des Netchmannes solcherart, "that she might give birth to the image as an egg". Das Ei ist keine zufällige Metapher und meint das Universum, Aurbis, ein Weltenei aus dem heraus Vivec geboren wird (in Tamriel wird das Bild sonst noch in Fragmenten argonischer Mythologie und bei den Dwemern - das Ei der Zeit - verwendet) - er erstreckt sich schon vor seiner Geburt über eine ganze Welt, und wenn ich es richtig verstehe, zielen auch seine Metaphysik, CHIM und dergleichen, auf genau so eine Totalität ab. Wasser dagegen wird oft mit dem Reich des Vergessens verbunden, darüber mit Leere und Nichts assoziiert. In gewisser Weise reflektiert sein Herkunftsmythos damit vielleicht die Entstehung der Aurbis selbst.

Ok, ich denke, ich habe genug Ahnung vom Buddhismus, um Kalpas und Nicht-Lineare Zeit zu verstehen - insoweit das für ein vierdimensionales Wesen wie mich möglich ist! :cool:

Ich glaube, mein Problem ist das Konzept der Göttlichkeit in Aurbis. Vivec scheint mir weder ein Vishnu noch ein Balder zu sein, obwohl es ja gewisse Parallelen gibt (die Wasser-Metaphorik, die du ansprichst, passt ja sehr gut zur Hinduistischen Kosmologie. Und den Balder-Bezug sehe ich in der Sterblichkeit/Unsterblichkeit, die ich auf Vivec anwenden würde: Stirbt in diesem Kalpa, lebt nach dem Formkrieg/Ragnarök aber weiter, im Gegensatz zu den Göttern, die in diesem Kalpa unsterblich sind, im Ragnarök/Formkrieg jedoch sterben). Meine Vorstellung war bislang folgende: Anu träumt Aurbis. Mit CHIM "erwacht" man aus dem Traum, verwandelt ihn in einen luziden Traum. Dadurch kann man diesen Traum verändern. Vekh ist ein Mensch (oder vielleicht ja Dreugh, Mer, Schlammkrabbe) der dieses CHIM gemeistert hat (vielleicht ja am Roten Berg) und seine Göttlichkeit in den Zyklus eingespeist hat, womit er auch "präCHIMer" und präaurbisch existiert. Aber mit der Vorstellung gibt es natürlich andere Probleme - ist das nun Vivecs Traum oder Anus Traum? Ein Wachtraum in einem Traum, oder ein Wachtraum in Vivecs Traum in Anus Traum, oder...?
Kurz gesagt, mir ist nicht bewusst, was Göttlich ist. Anscheinend gibt es ja verschiedene Arten von Göttlichkeit - Vivec scheint auf eine andere Art göttlich zu sein, als Tsun. Kirkbride betont ja auch, dass z.B. Arkay mal ein Mensch war, woraus ich schlussfolgere, dass das nicht auf alle Götter zu trifft. Gib mir einen Tipp! :)
 
Auch hier noch einmal ein Pardon für die verspätete Antwort ... denken wir uns, es seien Briefe. ;)

Ok, ich denke, ich habe genug Ahnung vom Buddhismus, um Kalpas und Nicht-Lineare Zeit zu verstehen - insoweit das für ein vierdimensionales Wesen wie mich möglich ist! :cool:

Und ich dachte, dein Name würde Sympathien mit der Hist-Befreiungsfront ausdrücken ... :cool:

Meine Vorstellung war bislang folgende: Anu träumt Aurbis. Mit CHIM "erwacht" man aus dem Traum, verwandelt ihn in einen luziden Traum. Dadurch kann man diesen Traum verändern. Vekh ist ein Mensch (oder vielleicht ja Dreugh, Mer, Schlammkrabbe) der dieses CHIM gemeistert hat (vielleicht ja am Roten Berg) und seine Göttlichkeit in den Zyklus eingespeist hat, womit er auch "präCHIMer" und präaurbisch existiert. Aber mit der Vorstellung gibt es natürlich andere Probleme - ist das nun Vivecs Traum oder Anus Traum? Ein Wachtraum in einem Traum, oder ein Wachtraum in Vivecs Traum in Anus Traum, oder...?

Ein Wachtraum im Traum von Anu, würde ich sagen, der lokal in der Lage ist, diese multiplen Wirklichkeiten nach seinem Willen (a la Crowley) zu verwandeln, aber noch begrenzt und eher schwarzmagisch-manipulativ in diesem Traum, nicht wie Amarant auf einen ganz neu geborenen Kosmos bezogen. Vergessen wir nicht, dass nicht nur Vivec dieses CHIM gemeistert hat, sondern auch "Tiber Septim" und gewissermaßen wohl auch Molag Bal.

Kurz gesagt, mir ist nicht bewusst, was Göttlich ist. Anscheinend gibt es ja verschiedene Arten von Göttlichkeit - Vivec scheint auf eine andere Art göttlich zu sein, als Tsun. Kirkbride betont ja auch, dass z.B. Arkay mal ein Mensch war, woraus ich schlussfolgere, dass das nicht auf alle Götter zu trifft. Gib mir einen Tipp! :)

Du wirst das meiste schon gefunden haben, vermute ich mal, aber der Text hier ist interessant (Anmerkung 3!) für verschiedene Götter jenseits der ursprünglichen Geister.
 
Auch hier noch einmal ein Pardon für die verspätete Antwort ... denken wir uns, es seien Briefe. ;)
Zu tiefst geehrter Numenorean,

sehr interessiert habe ich eure zuvördersten Abhandlungen gelesen und auch eure Übersetzungen haben mir in meinen Studien weiter geholfen.
Während meiner Nachforschungen über das Wesen von Aurbis bin ich nun auf die Schriften einer barbarischen Kultur gestoßen, die doch eine interessante, neue Perspektive auf unsere Ontologie werfen können. Ich zitiere einen gewissen H. Fränkel, der über den Fremdländischen Philosophen Parmenides schreibt:
Mit dem Sein steht es so nach Parmenides so, dass es nur in positiver Form, als bejahtes Sein, Sinn hat. Wenn man versucht, einen Sachverhalt zu leugnen und somit ein Sein zu negieren, so vernichtet man den gegenstand der Behauptung und macht überhaupt keine Aussage. Negative Aussagen kann es daher nicht geben. Auch solche Aussagen heben sich selber auf, die implizit eine Negation enthalten. Die Behauptung zum Beispiel, dass etwas begonnen hat, schließt die negative Annahme mit ein, dass es vorher nicht bestand; und die Annahme, dass ein nicht vorhandener Gegenstand zu einer gegebenen Zeit anfing, ein Gegenstand zu sein, ist widersinnig und falsch. Das Gleiche gilt für Bewegung und überhaupt für jede Veränderung; denn auch hier wird angenommen, dass ein Sachverhalt zu einer Zeit besteht und zu einer andern Zeit noch nicht existiert oder nicht mehr. Auch eine Vielheit von Gegenständen kann es nicht geben, denn sie setzt voraus, nicht das ist, oder nicht so ist, was und wie ein anderer Gegenstand ist. An Qualitäten kann es nur uneingeschränkt positive geben wie Ganz und All und Voll; die andern (wie zum Beispiel grün) schließen sich durch ihr negatives Zubehör (nicht rot oder blau) von selbst aus. An Dingen und Ereignissen gibt es nur das Sein, das ist dem Ein-Wort-Satz 'Ist' festgestellt werden kann, und an Zahlen nur die Eins; an Zeit nur das Immer, und an Raum nur das Überall.
[...]
Das Sein war, nach Parmenides, ein bewusstes Sein, und den einzigen, aber vollen, Inhalt seines Bewusstseins bildete die Tatsache der Existenz. Wir können ihn nicht anders beschreiben als: 'Ich bin, und ich bin das All-Eine, außer mir ist nichts.' Es bleibt also kein Raum für etwas Zweites, kein Raum für einen Jemand, der daneben steht und von diesem Sein Kenntnis nimmt. Vielmehr muss sich Parmenides, im Zustand der Erhebung, als identisch mit dem Sein erlebt haben: 'Ich bin das All-Eine.'

Was können wir daraus ableiten? Beispielhaft ist die Aussage, dass es an Zahlen nur die I gibt, die gleichzeitig für den Turm, dass auf die Seite gestellte Rad und das Ich steht. Gleichzeitig ist es nur ein Strich, eine einzelne Grenze ohne Ausdehnung in der dritten Dimension.
Viele Gelehrte sind davon ausgegangen, dass sich die Zeit in Aurbis zyklisch verhält, also wie ein Rad. Aber warum steht das Rad auf der Seite? Die Eins (I) kann uns die Antwort geben: Der Zyklus verläuft nicht zeitlich in eine Richtung, sondern findet in einem einzigen Moment, einer Singularität statt. Die Zeitalter Tamriels wiederholen sich nicht, sie vergehen nur nie, weil sie ewig sind. Und da auch wir in dieser Ewigkeit sind, erleben wir sie immer wieder, für immer.
So können auch die Aussagen gedeutet werden, Yokuda sei die Vergangenheit und Akavir die Zukunft - sie sind die beiden Endpunkte einer Linie (I), die wir als Geschichte bezeichnen. Die eigentliche Linie (I) muss natürlich viel länger sein und nur unsere begrenzte Vernunft verbietet es uns, sie festzulegen. Trotzdem können wir daheraus schlussfolgern, dass unsere Geschichte irgendwann (oder besser "irgendwo") in Yokuda begann, und in Akavir enden wird.

"Ich bin das All-Eine" - was für eine mächtige Aussage, um wie viel mächtiger noch, wenn man sie nicht nur denkt, sondern begreift! Vielleicht ist dieses Begreifen CHIM. Das Wissen, dass man selbst das gesamte Wesen der Welt für immer ist. Wenn man das CHIM besitzt, besitzt man Macht über Aurbis, wie man Macht über seinen Körper besitzt.

Dies sind nur einige Gedanken, die mir beim Lesen dieser Fremden Texte durch den Kopf geschossen sind. Vielleicht findet ihr sie ja ebenso interessant und wollt mir eine Antwort zukommen zu lassen. Um ersteres sicher zu stellen, habe ich dem Boten einige Flaschen Sujamma mitgegeben - bezahlt ihn nicht, bevor ihr nicht ihre Vollständigkeit geprüft habt!
Ich werde mich nun wieder der Dressur meiner Schauspieler-Guars zuwenden.
Mit geehrten Grüßen,
Viele-als-Einer
 
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;) Hehe, sehr schön. Ist echt eine Versuchung anzubeißen, werter Pluralissimus in Unum, aber Negation und Schisma gegen die All-Einheit starkzumachen will mir in-character kaum gelingen, zumal die metaphyischen Texte vom höchsten Begreifen der Aurbis wirklich in diese Richtung zu tendieren scheinen (Godhead etc.). Danke gleichwohl für den Drink, der ist bei so etwas stets willkommen, und ich stelle gleich mal eine Flasche alten Dagoth-Weinbrand auf den Tisch, selbstgestohlen, versteht sich ...

Die Bücher aus diesen Regalen auf unser Tamriel anzuwenden kann schon ziemlich ergiebig sein - nicht nur, um ES-Metaphysik besser zu verstehen, sondern auch umgekehrt, schließlich kann man gewisse Motive aus diesen Texten auch als Einladung zu einer Beschäftigung mit Philosophien, Religionen, Literaturen und dergleichen mehr nutzen. Könnte ein interessanter Ansatz sein, die Aurbis nicht nur als Endprodukt auf ihre ursprünglichen Einflüsse hin zu untersuchen, sondern, bei allen Unterschieden in Kontext, Zielsetzung, Bedeutung etc. auch einmal direkt mit diesen Gedankengebäuden zu vergleichen. Parmenides ist wirklich ein zu interessanter Fund.

Mit dem Sein steht es so nach Parmenides so, dass es nur in positiver Form, als bejahtes Sein, Sinn hat. Wenn man versucht, einen Sachverhalt zu leugnen und somit ein Sein zu negieren, so vernichtet man den gegenstand der Behauptung und macht überhaupt keine Aussage. Negative Aussagen kann es daher nicht geben. Auch solche Aussagen heben sich selber auf, die implizit eine Negation enthalten.

Parmenides Ausgangsbefund scheint er jedenfalls ganz mit Kagrenac zu teilen. Wie Baladas sagt: "I believe that generations of ritualistic 'anti-creations' resulted in their immediate, but foreseen removal from the Mundus. They retreated behind math, behind color, behind the active principle itself." Leugnende Aussagen, beständige, methodische Verneinung (auch sprachlich im Dwemeri-Kinderlied: it¡¦s, here¡¦s, you¡¦ve - stets die Negation inbegriffen) als Methode, letztlich der Selbstnegation des ganzen Dwemervolks in Numidium als Verkörperung bzw. kultureller Turm dieses "Gegenstrebens".

Aber interessant ist das Zitat auch dahingehend, wie Jubal in C0DA dieses Numidium besiegt: Er bringt es, bis dahin stets "(SPEECH BALLOON EMPTY)", schließlich dazu, "Maybe" zu sagen. Und das ist, wie MK auch irgendwo mal kommentiert hat, dann tatsächlich schon ein verhülltes Ja. Sobald Numidium einmal von der Negation abgebracht wurde, ist es bezwungen.

Die Behauptung zum Beispiel, dass etwas begonnen hat, schließt die negative Annahme mit ein, dass es vorher nicht bestand; und die Annahme, dass ein nicht vorhandener Gegenstand zu einer gegebenen Zeit anfing, ein Gegenstand zu sein, ist widersinnig und falsch. Das Gleiche gilt für Bewegung und überhaupt für jede Veränderung; denn auch hier wird angenommen, dass ein Sachverhalt zu einer Zeit besteht und zu einer andern Zeit noch nicht existiert oder nicht mehr.

Hm, wohingegen ich für die Aurbis-wie-sie-ist (von C0DAS Suggestion eines neuen, besseren, geheilten Träumens ohne Entzweiung abgesehen) tatsächlich eher mit Heraklit als Parmenides eine notwendige Dialektik statt ausschließlich positives Sein geltend machen würde, immerhin erweist sich auch Negation als eine Macht, die einen Effekt hat: Entzweiung - Spaltung, Schisma, Sithis, Verminderung, Subgradienten, die fortschreitende Entfremdung von einer angenommenen All-Einheit. Auch wenn die Aurbis selbst als "Grey Maybe" noch parmenidisch betrachtet positives Sein ist, hat sie sich durch Verminderung von einem angenommenen Ursprungszustand perfekter Einheit entfernt, dieses Ideal auf unterschiedlichen Wegen wiederzuerlangen ist ja das mythische Bestreben vieler Kulturen. Auf die eine oder andere Weise beweist dieser Effekt allerdings die paradoxe, aber wirkmächtige Existenz negierender Kräfte in der Aurbis.

Auch eine Vielheit von Gegenständen kann es nicht geben, denn sie setzt voraus, nicht das ist, oder nicht so ist, was und wie ein anderer Gegenstand ist. An Qualitäten kann es nur uneingeschränkt positive geben wie Ganz und All und Voll; die andern (wie zum Beispiel grün) schließen sich durch ihr negatives Zubehör (nicht rot oder blau) von selbst aus. An Dingen und Ereignissen gibt es nur das Sein, das ist dem Ein-Wort-Satz 'Ist' festgestellt werden kann, und an Zahlen nur die Eins; an Zeit nur das Immer, und an Raum nur das Überall. [/] Das Sein war, nach Parmenides, ein bewusstes Sein, und den einzigen, aber vollen, Inhalt seines Bewusstseins bildete die Tatsache der Existenz. Wir können ihn nicht anders beschreiben als: 'Ich bin, und ich bin das All-Eine, außer mir ist nichts.' Es bleibt also kein Raum für etwas Zweites, kein Raum für einen Jemand, der daneben steht und von diesem Sein Kenntnis nimmt. Vielmehr muss sich Parmenides, im Zustand der Erhebung, als identisch mit dem Sein erlebt haben: 'Ich bin das All-Eine.'

Allerdings erkennt Vivec (das Begreifen seines CHIM geht ja, wie du schreibst, genau in die Richtung) in seinen Lehren für den Hortator an, dass es noch ein anderes gibt: "The Sharmat is his double, and therefore you wonder if you rule nothing. Hortator and Sharmat, one and one, eleven, an inelegant number" Zwar muss der eine den anderen stürzen (monomythisch sind das wieder die beiden Brüder) und seinen Platz einnehmen, aber dafür muss das Andere erstmal gesetzt sein. Ein perfider Dualismus, ohne Verräter kein Verrat. Und das ist vermutlich der Unterschied von Vivecs "Chimurgie" (wie es eine Apocrypha nennt) zu Parmenides philosophischem Verstehen - denn bei Vivec scheint die Grundbedingung, um ein "ruling king" zu werden, ja tatsächlich zunächst die Auslöschung des anderen im Enantiomorph, um sich dann selbst, nach eigenem Willen, über ein ganzes Universum erstrecken zu können und ein Gott zu werden. Kein Erkennen von All-Einheit, sondern, viel aktiver, lorkhanisches Ergreifen als Selbstermächtigung. Ein paar Subgradienten später wird das - Wulfharth kann, in Tibers Geschichte, ein Lied davon singen - sehr wörtlich umgesetzt: "Remember the color of betrayal."
Dennoch wohnt diesen Figuren, Lorkhan mehr noch als Vivec, auch eine beträchtliche Ambivalenz inne. Auf der einen Seite steht die reine Machtgier, geradezu schwarze Magie mit dem Ziel, eine neue All-Einheit nach eigenem Willen zu erzwingen (eher königlich als philosophisch, sozusagen ...) aber auf der anderen Seite ist der inspirative Funke, die Totalität zu spalten, den Stillstand zu brechen auch Nu-mantia, also Freiheit, das Bedürfnis, einen Ausweg aus einem unentrinnbaren, vollkommenen Kreis bestehenden Seins zu finden. Ich habe dem Eindruck, dass das I AM ALL WE des Loveletter, dass parmenidische Erfahrungen der All-Einheit, dass gerade auch das Ende von MKs C0DA den Implikationen dieses starken Motivs nicht gerecht werden (können). Ein besserer Weltenwachtraum ersetzt einen traumatischen, aber vollendet realisiertes Nu-mantia, wie es Lorkhans unendlicher Rebellenaspekt versprach, würde sicher darüber hinausführen. Ein solches Bestreben würde, nehme ich an, im Gegensatz zu Parmenides auch stets das Andere benötigen. Vielleicht ist es daher für Lorkhan auch stets nur eine träumerische Falle gewesen.

"Ich bin das All-Eine" - was für eine mächtige Aussage, um wie viel mächtiger noch, wenn man sie nicht nur denkt, sondern begreift! Vielleicht ist dieses Begreifen CHIM. Das Wissen, dass man selbst das gesamte Wesen der Welt für immer ist. Wenn man das CHIM besitzt, besitzt man Macht über Aurbis, wie man Macht über seinen Körper besitzt.

Ja, das dürfte der Essenz dieses CHIM schon sehr nahe kommen. Vivec benutzt ja in der heiligen Schrift der Stadt-die-er-selbst-ist (25), gewissermaßen in zweifacher Metapher, auch ein Bild des Körpers für das ganze Sein unter seinem Willen.

Was können wir daraus ableiten? Beispielhaft ist die Aussage, dass es an Zahlen nur die I gibt, die gleichzeitig für den Turm, dass auf die Seite gestellte Rad und das Ich steht. Gleichzeitig ist es nur ein Strich, eine einzelne Grenze ohne Ausdehnung in der dritten Dimension. [/] Viele Gelehrte sind davon ausgegangen, dass sich die Zeit in Aurbis zyklisch verhält, also wie ein Rad. Aber warum steht das Rad auf der Seite? Die Eins (I) kann uns die Antwort geben: Der Zyklus verläuft nicht zeitlich in eine Richtung, sondern findet in einem einzigen Moment, einer Singularität statt. Die Zeitalter Tamriels wiederholen sich nicht, sie vergehen nur nie, weil sie ewig sind. Und da auch wir in dieser Ewigkeit sind, erleben wir sie immer wieder, für immer.

Interessanter Gedanke, wenn ich ihn richtig verstehe - diese Linie wäre fast eine Schriftrolle zu nennen, oder ein einziger Turm. Man hätte also an einzelnen zeitlichen Punkten - "Kalpapunkten", quasi - jeweils Ewigkeiten, die alle Möglichkeiten (also alle Variationen, Facetten, Schreibweisen etc) eines Moments einschließen? Aber wie ist es dann möglich, das man unterschiedliche Varianten, oder, um bei dem Schriftrollenvergleich zu bleiben, unterschiedliche Palimpsest-Ebenen dieses all-einen Moments erfährt? Was verhindert eine ständige Erfahrung der Dämmerung? Lediglich beschränkte Wahrnehmung? Auf jeden Fall gefällt mir der Ansatz, die Zyklen einmal mit der Linie / dem Turm übereinzubringen.
 
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