Ich hab es grad durch und bin hin und weg.
Imo ist dies das beste CRPG seit Gothic 2.
Die Story ist sehr linear, dafür verzweigt sie sich aber ständig und ist beinahe kinoreif erzählt. Selbst Bioware-RPGs können da nicht mithalten, da die Witcher-Geschichte glücklicherweise nicht so kindisch und voller Klischees ist wie diese. Immer wieder muss man schwere Entscheidungen fällen, die hinterher den Spielverlauf, ja sogar das Schicksal ganzer Köngireiche beeinflussen. Viele Entscheidungen, die man fällt, werden sich zwar vermutlich erst im 3. Teil in vollem Umfang auswirken, aber das, was man bereits in diesem Teil präsentiert bekommt, übertrifft die Choices&Consequences aller anderen Spiele, die ich bisher gespielt habe, deutlich (außer vielleicht Fallout NV, aber das ist dafür in jeder anderen Hinsicht deutlich schlechter).
Ich hab auch noch kein Spiel gespielt, bei dem die Geschichte so dicht erzählt wurde und die Atmosphäre so selten durch NPC-Erklärbären zerstört wurde. Am Anfang weiß man oft gar nicht, wer die verschiedenen Parteien eigentlich sind und was sie wollen. Die zweite Frage wird für viele von ihnen übrigens auch erst ganz zum Schluss des Spiels aufgelöst. Geralt selbst wird von persönlichen Motiven geleitet und interessiert sich oft nicht besonders für all die Intrigen und Verschwörungen, was es mir als Spieler nicht grad leichter macht, den Überblick zu behalten. Die Story wird dadurch extrem dynamisch, die NPCs sind glaubwürdiger als in jedem anderen Spiel, das ich je gespielt habe, und die Parallelität der verschiedenen Handlungsfäden der Geschichte (also Geralts persönlicher Suche und der Intrigenspinnereien der verschiedenen Parteien) macht das Spiel sehr komplex und anspruchsvoll. Endlich mal ein erwachsenes Spiel, und das liegt nicht nur an Sex (keine Sammelkarten mehr, deutlich geschmackvoller und ich hab eh viele Gelegenheiten ausgelassen, weil ich Triss treu sein wollte 8)) und Gewalt!
Mir fiel beim Lesen von Reviews auf, dass einige das Spiel wegen des Kampfsystems kritisieren. Kann ich nicht nachvollziehen, überhaupt nicht. Weder stimmt die Behauptung, dass man sich mit ständigem Abrollen quasi unverwundbar machen kann (viele Gegner treffen auch dann, wenn man in ihren Angriffsradius rollt, was oft passiert, isb in engen Arealen), noch ist das in irgendeiner Form hektisch oder die Steuerung zu unpräzise. Das System spielt sich unheimlich dynamisch, ist auf dem Schwierigkeitsgrad "schwierig" so herausfordernd, wie ich es haben will (bei Unachtsamkeit oder mit dem Kopf durch die Wand wollen sterbe ich, bei einigen härteren Kämpfen (auch random encounter dabei, nicht nur Bossfights) brauch ich auch 2-3 Anläufe. Perfekt so, ich langweile mich in CRPG-Kämpfen normalerweise zu Tode! Das letzte so herausfordernde Kampfsystem, an das ich mich erinnern kann, stammt aus Gothic 2. Skyrim war auch ganz nett, allerdings wurde man zu leicht zu imba. Das KS vom 1. Witcher-Teil war im Vergleich zu Teil 2 auch totaler Käse. Erst mal war es deutlich zu leicht (überpowerte Öle und Tränke, im späteren Verlauf keine Notwendigkeit, gegnerischen Schlägen auszuweichen, einfach alles niederklicken ... Kombos per Quicktime-Events warn auch eher was für Kleinstkinder und nicht ansatzweise herausfordernd. "Taktische" Rundenkampfsysteme wie bei Fallout können da imo auch nicht mithalten, denn keins von denen, die ich bisher gespielt habe, war wirklich taktisch (Jagged-Alliance-Reihe ausgenommen, das sind aber keine RPGs), im Gegenteil, die sind meist besonders stupide (Bsp Fallout: Headshot, Headshot, Headshot ... bessere Waffe oder Skillsteigerung ... Eyeshot, Eyeshot, Eyeshot).
Quen ist übrigens auch nicht wirklich überpowert. Die anderen Zeichen erfordern nur ein besseres Timing als Quen, das man quasi mitten im Gegnerpulk zaubern kann. Die sind also alle sehr nützlich und stark.
Unterm Strich finde ich das KS also hervorragend gelungen, die Kämpfe haben richtig Spaß gemacht.
Dass die Grafik ne Wucht ist (dass man Regeneffekte so darstellen kann, inklusive feuchter Texturen ... hab Bauklötze gestaunt! ... und unter Dächern regnet es nicht, HURRA!!!) und unheimlich Atmosphäre erzeugt, dass die Spielwelt wunderbar designt ist und richtig lebendig wirkt (liegt auch an den im Gegensatz zu anderen Spielen sehr sichtbaren Veränderungen durch eigenes Handeln), dass die Charaktere allesamt spannend sind (die Buchvorlage dürfte da eine gewichtige Rolle spielen) und man richtig mitfiebert mit der Handlung und einem manche Entscheidungen extrem schwer fallen (auch mancher Fiesling ist beeindruckend genug, dass man ihn nicht tot sehen will) und man sich richtig reinfühlen kann in die Rolle Geralts, das sind alles weitere Punkte, die zum Spielspaß beitragen. Wobei ich wohl auch deshalb mit Geralt mitfiebern konnte, weil ich dank Teil 1 in etwa weiß, wie er tickt. Hab also versucht, mich dementsprechend zu verhalten. Ob Leute, die Teil 1 nicht gespielt haben, auch so leicht reinfinden, weiß ich nicht. Müssen sie andererseits aber auch nicht, denn man kann weitestgehend selbst drüber entscheiden, was für ein Charakter Geralt ist.
Von mir also eine glasklare Empfehlung, viel besser geht es imo nicht.
Negativpunkte:
Quicktimeevents in den Cutscenes -> am besten im Menü ausstellen, völliger Blödsinn, man genießt grad die Cutscene, plötzlich blinkt da irgendeine Taste auf dem Bildschirm auf und man sucht dieselbe in Panik auf der Tastatur ... meist braucht man für den Rotz daher 2 Anläufe
Minigames: Würfelpoker ist nett gemeint, aber ziemlich sinnlos. Ab und zu muss man eins der Spiele gewinnen, um wertvolle Gegenstände zu bekommen. Einfach so oft probieren, bis man gewinnt. Die Nebenquests dazu sind so ziemlich die schlechtesten im ganzen Spiel. Außerdem sind die Dialoge dazu lieblos und stehen dadurch im völligen Kontrast zum Rest. Die Faustkämpfe sind ganz okay, aber nach kurzer Zeit viel zu leicht. Das Armdrücken dagegen fand ich recht gelungen, obwohl es auch schnell zu leicht wird.
Naja, mit den Minigames muss man sich eh kaum aufhalten, als Geldquellen bringen die zu wenig ein.
kein Kompass auf der Minimap: WTF?!!! ... Allgemein ist der Informationsgehalt der Minimap dürftig, man muss also sehr oft die Karte öffnen.
Man bekommt zu oft neue, bessere Ausrüstung, oft muss man die nicht mal selbst schmieden lassen. Das Schmieden wird dadurch zwar nicht sinnlos, da die besten Sachen nur durch schmieden zu bekommen sind. Das, was man so findet, ist im Vergleich aber trotzdem zu gut.
Was zur Hölle ist das für ein geiler Support?
Der Support bei CD Project ist schon seit Teil 1 legendär.
Findet ihr das The Witcher 2 besser als der Vorgänger war/ist?
Eindeutig, auch wenn es sicher deutlich kürzer ist (ich als sammelwütiger Alleserkunder und Questkomplettierer hab 45h gebraucht). The Witcher 1 fand ich zwar auch schon sehr gut, selbst die Kämpfe waren okay (klingt bei mir oben etwas zu kritisch), die Vertonung war aber ziemlich besch...eiden. Die Dialoge wirkten wie aus Einzelclips zusammengeschustert (irgendwie wurde da schlecht betont, Stimmungen wurden nicht aufgegriffen, unpassende Pausen etc) und die Übersetzung war wohl auch nicht astrein, zumindest passten viele Antworten nicht zu dem vorher Gesagten.
Ich hatte deshalb in Teil 1 riesige Probleme, der Handlung überhaupt zu folgen, denn die Dialoge machten einfach keinen Spaß und ich hab sie meist nur flüchtig durchgelesen und dann weggeklickt.
Bei so einem storylastigen Spiel ist das imo entscheidend.