Hallo ihr Lieben
@McMike: Es ist super (!), dass du erkennst, wie du mit deinem Frust umgehst, wo du ihn ablässt UND vor allem, dass du weißt, wieso du das machst (erlerntes Schema). Und das es dir so nicht gefällt und du es gerne anders/besser machen möchtest ist der Wichtigste Baustein. Es gibt verschiedene Ansätze, da heranzugehen. Zum einen ist es gut, dir viel Zeit zu nehmen, wenn du dich mit deinem Sohn beschäftigst. Schalte den TV aus, Handy und PC sind dann unwichtig. Das ist für dich gut, da es nichts gibt, was dich ablenkt und deine Geduld zusätzlich raubt. Gehe quasi in eine Art Ruhemodus. Wenn du merkst, das klappt nicht, sei ehrlich zu deinem Sohn. Sag ihm, dass du gerade keine Ruhe hast und dass du dir später gerne für ihn Zeit nimmst.
Kinder geben sich selbst für das Verhalten der Eltern Schuld. Wenn die Eltern schreien, muss das Kind irgendwas falsch gemacht haben, auch wenn es nicht genau versteht, was. Sonst würden sie das nicht tun. Sonst sind sie doch nett.
Kinder dürfen, ja müssen sogar hinfallen. Sie müssen lernen, dass es weh tun kann. Sie müssen lernen, dass Schmerz vergeht und das man immer wieder aufstehen muss. Am besten alleine. Das er deinen Anweisungen nicht immer folgt, ist auch wichtig und richtig. Er lernt damit, dass es Grenzen gibt, dass man diese manchmal übertreten kann. Er lernt, was passieren kann, wenn man sie übertritt. Er lernt gerade, seine Grenzen auszutesten. Außerdem baut er sein eigenes Ich auf. Er grenzt sich somit von seinen Eltern ab, von ihren Regeln. Er schaut, wie er mit seinen eigenen Regeln zurecht kommt. Es ist unheimlich wichtig, dass er dies tut. Das bedeutet natürlich nicht, dass er machen darf, was er möchte. Ich möchte nur sagen, dass es richtig ist, wenn er mal nicht hört, wenn er versucht, seinen eigenen Weg auszutesten.
Anders als manch Erwachsener, machen Kinder nichts, um den Erwachsenen zu ärgern. Sie machen es, um sich selbst zu entfalten, sich kennen zu lernen und ihren Platz in der Umwelt zu finden. Du darfst nicht vergessen, sie sind hier auf der Erde "neu". Es gibt sooo unendlich viele Regeln, die sie lernen sollen. Bei jeder Gelegenheit kommt ein Erwachsener und sagt ihnen, wie sie sich verhalten müssen, was "angebracht" ist. Und zwischen all den Regeln suchen sie ihren Platz für sich selbst.
Bestrafungen führen zu nichts. Kinder müssen Grenzen austesten oder sich selbst finden. Wenn das dem Erwachsenen nicht gefällt, wird das Kind bestraft. Das ist für die Entwicklung des Kindes hinderlich, da das Kind in diesem Moment hin und her gerissen ist. Es ist dem Kind ein großes Anliegen, dass die Eltern es lieben. Aber es muss sich auch selbst kennen lernen. Tut es das aber und wird bestraft, sitzt es in einer Notlage.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Kinder jetzt tun und machen dürfen, was sie wollen. Jaja, das würde den kleinen Rackern so passen.
Nein, sie müssen lernen, dass alles im Leben Konsequenzen nach sich zieht. Jetzt habe ich schon oft gehört, ach, das ist doch das Gleiche. Nein, ist es nicht.
Bestrafe ich ein Kind, möchte ich das Verhalten verurteilen und mit Entzug irgendwelcher Dinge dazu bringen, nach meiner Nase zu tanzen. Eine Bestrafung kommt meist aus verärgerten Gefühlen des Erwachsenen daher.
Kindern die Konsequenzen des Lebens aufzuzeigen, ist allerdings eine Notwendigkeit. Das Kind lernt, dass alles, was es macht, automatisch eine Veränderung mit sich bringt und manche davon sind unangenehm. Es lernt schnell, dass dies zum Leben dazu gehört und das es sich entscheiden kann, für welchen Weg (und somit welche Konsequenz) es sich entscheidet.
Beispiel Bestrafung:
Das Kind ißt das Abendessen/brot nicht, den Nachtisch allerdings möchte es unbedingt haben. Das Kind reagiert da auf seine Geschmacksknospen. Nachtisch schmeckt lecker. Abendessen nicht so. Also sagt es nein zum Abendessen, erzählt den Eltern, was sie hören müssen, damit sie seine Wünsche respektieren. So, natürlich gefällt den Eltern das nicht, es wird geschimpft, das Kind wird eventl. gezwungen den Teller leer zu essen, sonst gibt es kein Nachtisch. Je nach Eltern wird das Kind zum Essen gezwungen, bekommt dann aber trotzdem kein Nachtisch, weil es ja "böse" war. Was lernt das Kind? Seine eigenen Gefühle sind nicht wichtig, es gelten die Regeln der Eltern. Die Eltern sind böse auf das Kind, Kind wollte doch nichts böses, sondern folgte nur seinem Geschmack (Böse Geschmacksknospen, haben nur Ärger bereitet, böser Körper, böse Eltern, die haben mich nicht lieb, böses Kind, kann nichts richtig machen).
Gleiches Beispiel, Konsequenz:
Gleicher Anfangstext: Das Kind ißt das Abendessen/brot nicht, den Nachtisch allerdings möchte es unbedingt haben. Das Kind reagiert da auf seine Geschmacksknospen. Nachtisch schmeckt lecker. Abendessen nicht so. Also sagt es nein zum Abendessen, erzählt den Eltern, was sie hören müssen, damit sie seine Wünsche respektieren. So, natürlich gefällt den Eltern das nicht,....
Die Eltern erklären dem Kind, dass das Abendessen wichtig für die Entwicklung des Kindes ist, da das Essen gesund ist. Der Nachtisch ist nur eine Art I-Tüpfelchen nach dem Essen. Das gibt es manchmal, manchmal aber auch nicht. Wenn das Kind das Essen verweigert, dann kann das Kind den Nachtisch auch nicht bekommen, da man das ja NACH dem Essen ißt, sonst hieß es ja "VORtisch", sowas finden die Kinder meist komisch. Das Kind kann sich nun entscheiden, ob es beides essen mag oder gar nichts. Das Kind hat die Wahl und zieht aus seiner Wahl die Konsequenzen. Hier können Eltern und Kind auch Kompromisse eingehen, wenn das Kind z. B. etwas vom Abendessen überhaupt nicht mag. (Dann lass den Rosenkohl liegen und iß dafür eine Kartoffel mehr)
Puh... Wall of Text. Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Ich finde es immer wichtig, auch den "anderen" zu verstehen. Dann kann man besser auf ihn eingehen, fühlt sich nicht so schnell angegriffen oder verletzt, sondern sieht, dass auch der andere aus einem Gefühl heraus reagiert und genau, wie man selbst nicht immer den richtigen Weg findet, die Gefühle "nett" auszudrücken.