Hiho!
- dieses hab ich geklaut:
(und falsch formatiert)
Gespr„ch
========
Sternenhelle Nacht. Die Luft ging milde. Alles wurde weich und
locker unter ihrem sanften Hauch.
Die vier Freunde - der fanatische Literat, der philosophische
Kopf, der berlegene Kluge, und der vierte, ein schlichter Mann -
schritten durch die nacht-stumme Straáe. Sie hatten noch kein
Verlangen nach Einsamkeit. Sie gingen die Straáe wiederholt hin
und zurck, kreuzten sie im Zickzack und trennten sich erst, zu
Fáen des Doms, als schon Morgenfahlheit um das Turmkreuz spielte.
Das Gespr„ch legte die gleichen Strecken zurck. Zwischen dem
Mechanismus des Gehens und dem des Sprechens bestanden
Zusammenh„nge. Die Rede war gleichsam der Dampf, der, ausstr”mend,
die Bein-Maschine in Bewegung setzte.
Der Fanatiker, mit immer feuchten Augen, schw„rmte.
"Sch”n, sagte der Philosoph", aber dann erkl„ren Sie..."
"Erkl„ren...?" fiel der Kluge ein (er liebte seine Klugheit,
besessen von ihr, berzeugte sich ohne Unterlaá, angstvoll und
gierig, ob sie vorhanden sei), "erkl„ren? Wie kann man das? Wie
soll der Musiker dem Unmusiker erkl„ren, warum er fis eben als fis
h”rt und nicht anders?"
Der Philosoph zuckte. Aber er wollte dem andern nicht die
Freude g”nnen, daá er zucke. Er lachte warm, von pl”tzlicher Sonne
durchhellt, berlieá es den Gef„hrten, diesem Heiterkeits-
Zwischenspiel einen Sinn unterzulegen.
Der vierte, der schlichte Mann, nahm an dem Gespr„ch nicht
teil. Er war von der Debatte mitgeschleppt worden wie einer, der
gerade zuf„llig in der Gondel gesessen, als das Flugschiff
hochging. Immerhin hatte er die Empfindung, daá es Geltungssache
sei, in so hochzielendem Gespr„ch mitzutun, sich nicht in die
Rolle des verloren-verlegenen Schweigers dr„ngen zu lassen. Er
lauerte auf den Augenblick, irgendwas dazwischen zu sagen, das ihn
weder bloástellen noch zu weiterer Rede verpflichten sollte.
In einer Atempause warf er, ruhig und milde, hin: "Ich bin mir
ber diese Fragen l„ngst im klaren." Als es drauáen war und kein
Echo kam, wurde ihm unbehaglich.
Der Kluge nahm das Wort und gab es nicht wieder her. Er redete
unabl„ssig Kluges.
Pl”tzlich rief der philosophische Kopf, wie von einem
Spezialflug seines Denkens eben landend, unvermittelt: "Ein
kolossal begabter Mensch, der M...!"
Das war Vergeltung fr den Unmusiker von vorhin! Es hieá
erstens: W„hrend du mich im Bann deiner Beredsamkeit glaubtest,
war ich ganz anderswo. Zweitens: indes ich dir zuh”re, wird mir
klar, wie begabt ein anderer ist.
Der Fanatiker h”rte den Namen des M. zum ersten Mal.
Kopfnickend bekr„ftigte er: "Begabt, jawohl." Dann, von einem
peinlichen "und wo bleib' ich?" zuinnerst gequ„lt, bekannte er
sich in starken Worten zum unbedingten Genie-Kult.
Der schlichte Mann g„hnte, krampfhaft-verstohlen, durch die
Nase. Stumm, das Haupt gesenkt, schritten der Philosoph und der
Kluge.
Am Ende h„lt der Esel die Stille fr "ergriffenes Schweigen",
dachten sie.
Den Fanatiker berfiel Angst: Gilt Genie nicht mehr bei den
Jungen?
"Was suchen die Herren eigentlich?" fragte ein miátrauischer
Schutzmann die vier Dauer-Spazierg„nger.
Der Philosoph antwortete: "Die Wahrheit."
Der Kluge gab dem Schutzmann eine Zigarette. Sodann gingen die
Freunde nach Hause.
Daheim fiel der Fanatiker fiebernd ins Bett. Literatur kochte
in ihm. Ein Bekenntnisbuch g„rte. Ein Schauspiel warf Blasen. Ein
Roman sickerte von vielen Seiten heran. Flle des zu Sagenden
sprengte fast die Seele.
Der Kluge prfte, angstvoll und gierig, seine Klugheit. Eine
falsche Behauptung von vorhin wurmte ihn. Doch was ist falsch? Es
kommt auf den Elastizit„tsgrad einer Behauptung an, nicht auf
ihren Inhalt.
Dem Philosophen verrammelte Traurigkeit das Tor zum Schlafe.
Er hatte eine Vision: Nebel, das All durchwogend, gen„hrt von
D„mpfen, die, dnn und dick, aus Millionen offener, wie
Opferschalen hingestellter, menschlicher Hirnschalen aufqualmen.
Der Schlichte murmelte, ehe er sanft und rasch entschlief:
"™de, so ein Abend ohne Frauen."
Alfred Polgar
___>
UND ICH?1?:
Der Panther
im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorbergehn der St„be
so md geworden, daá er nichts mehr h„lt.
Ihm ist, als ob es tausend St„be g„be
und hinter tausend St„ben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der bet„ubt ein groáer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf. - Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und h”rt im Herzen auf zu sein.
HRW