Geschichte Arbeit, Liberalismus

Corben

Reisender
Ich Depp hab Geschi gewählt und muss mich mit so was rum ärgern.
Kann mir einer, oder auch mehrere ;) von euch, mal kurz erklären was Liberalismus und Kommunismus ist und die Unterschiede (ja ich weiß es gibt Lexika und Wiki, aber für einen der mit so Sachen gar nix am Hut hat is es nicht ganz leicht das alles richtig zu verstehn, das sind da riesen Artikel).

Dann währen da noch die Geschichtlichenursachen von den beiden.:shock:

Vielen Dank

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Also, zumindest bei den Roten Armee-Heinis kann ich helfen:
Ursache: (in Russland) Misstände in Regierung, Bevorteiligung von Adligen, Hungersnöte, feiger Zar...
Kommunismus ist grundsätzlich das Prinzip, dass jeder gleichberechtigt ist, es wurde aber von Stalin ad absurdum geführt. Grundsätzlich ist alles Staatseigentum, der Staat verteilt also zu gleihen Teilen Land, häuser, Nahrung.....
 
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Also, zumindest bei den Roten Armee-Heinis kan ich helfen:
Ursache: (in Russland) Misstände in Regierung, Bevorteiligung von Adligen, Hungersnöte, feiger Zar...
Kommunismus ist grundsätzlich das Prinzip, dass jeder gleichberechtigt ist, es wurde aber von Stalin ad absurdum geführt. Grundsätzlich ist alles Staatseigentum, der Staat verteilt also zu gleihen Teilen Land, häuser, Nahrung.....

Noch kürzer geht net, wa? Außerdem stammt der Kommunismus aus Deutschland :p

Crash-Kurs Kommunismus:

Der Kommunismus ist die "Ideologie" der Arbeiterklasse. Während des 18. und 19. Jahrhunderts, zu Beginn und in der Blüte des Industriezeitalters, wurde auch zunehmend in Deutschland, bzw. in Preußen der Aufbau der Industrie gefördert. Dabei wurden verschiedene wirtschaftliche Modelle zu Grunde gelegt, welche mehr oder weniger alle die Maximierung des Gewinns zum Ziel hatten. Dabei allerdings gerieten die Bedürfnisse und das Wohl der arbeitenden Bevölkerung, der Arbeiterklasse, welche sich Tag für Tag in die Fabriken schleppen und äußerst monotonen Beschäftigungen nachgehen durfte, ins Hintertreffen. Aufgrund immer größer werdender Missstände und Unzufriedenheit unter diesen Leuten wuchs der Wunsch nach Verbesserung ihrer Situation, unter anderem durch Teilhabe des Volkes an der staatlichen Politik.

Lange Zeit jedoch bemühten sich die Arbeiter vergebens, bis schließlich der Philosoph und Ökonom Karl Marx in Zusammenarbeit mit seinem durchaus wohlhabenden Kollegen Friedrich Engels das "kommunistische Manifest" erarbeiteten, welches die kommunistische Ideologie in seiner idealen Form darstellt.

Das Kommunistische Manifest verspricht die Enteignung der wohlhabenden und arroganten Besitzenden und die Aufteilung all dieses Eigentums in gleichem Maße an die Arbeiter. Dabei wird dieses Eigentum aber nicht als tatsächlicher Besitz, sondern als Besitz der Gesellschaft, des kommunistischen Staates verstanden und verwaltet, und der "besitzende" Arbeiter darf diesen Besitz verwalten und bearbeiten. Grundsätzlich soll dadurch die Befreiung von den Klassenkämpfen sowie zwischen Arm und Reich erfolgen, durch welche für die Menschheit ein neues und besseres Zeitalter entstehe, mit paradiesischen Zuständen.

Der Kommunismus in seiner idealen Form wurde niemals verwirklicht, was vor allem damit zusammenhängt, dass Karl Marx ein weltfremder Idealist zu sein scheint. Er ist bei seinem Konzept von einem sehr positiven Weltbild ausgegangen. Bei der Umsetzung des Konzeptes in die Wirklichkeit allerdings hat sich mehr als nur einmal herausgestellt, dass skrupellose Machtpolitiker die Ideologie für sich missbraucht, sich einen Staat nach eigener Vorstellung zurechtgelegt und teilweise einen richtigen Personenkult um sich herum aufgebaut haben (Stalin, Mao, Kim Jong Il).

Crashkurs Liberalismus:

Der Liberalismus ist eine politische Vorstellung und Bewegung eines sehr freiheitlichen und toleranten Staates, der idealisierte Demokratiegedanke sozusagen (Nicht zu verwechseln mit Libertarismus, der "kontrollierten" Anarchie). Er stellt in dieser Art und Weise den Gegensatz zum Totalitarismus dar. Ein Beispiel für die Vorstellung von einem liberalen, idealdemokratischen Staat kann man sich denken, wenn man sich die amerikanische Unabhängigkeitserklärung durchliest (und ja, die Amis halten sich bis heute selbst nicht dran, aber hier ist es der Gedanke, der zählt).

Begründet wurde der Liberalismus durch verschiedene Philosophen und Staatsmänner früherer Zeiten. John Locke beispielsweise schrieb 1689 sein Werk "Two Treatises of Government", ein philosophisches Werk, das liberales Gedankengut enthält: Er postuliert Leben, Freiheit und Eigentum als unveräußerliche Rechte des Bürgers. Zweck des Staates sei, diese Rechte zu schützen. John Stuart Mill formulierte in seiner bekanntesten Schrift "On Liberty" das Limit, "dass der einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumischen befugt ist: sich selbst zu schützen. Dass der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gesellschaft rechtmäßig ausüben darf: die Schädigung anderer zu verhüten."

Heutzutage tritt der Liberalismus in erster Linie in seiner Form als wirtschaftliches Gedankenkonstrukt auf, nämlich die Idee eines freien Marktes und eines freien Wettbewerbes der konkurrierenden Unternehmen untereinander, und stellt damit grob gesagt einen der Eckpfeiler des modernen Kapitalismus dar. Ich persönlich bezeichne gerne auch die FDP, die "Liberalen" in Deutschland, als Partei der Besserverdiener, aber das bleibt ja jedem selbst überlassen.

Wenn du es aber wirklich verstehen, lernen und ne gute Note bekommen willst, wirst du schlicht und ergreifend nicht darum herum kommen, dich mit entsprechender Sachliteratur auseinanderzusetzen. Insofern ein guter Start, dass du schonmal andere Leute fragst, aber um das Lesen der Literatur kannst du dich damit beim besten Willen nicht drücken.
 
ja ok das war schnmal wirklich gut:good:

Wenn du es aber wirklich verstehen, lernen und ne gute Note bekommen willst, wirst du schlicht und ergreifend nicht darum herum kommen, dich mit entsprechender Sachliteratur auseinanderzusetzen. Insofern ein guter Start, dass du schonmal andere Leute fragst, aber um das Lesen der Literatur kannst du dich damit beim besten Willen nicht drücken
Das fach heißt gg Gesellschaft & Geschi. als der typ damit angefangen hat (anfag der 11) hat der Gesellschaft als Thema genommen, das konnt ich auch gut, nur jetzt macht der nur nocht Geschichtet und das ist schlecht für mich. Es gäb da als Alternative noch WL. Denn eins von den beiden muss man als Abiturfach belegen.
Aber ich will aus dem GG grund krurs kein GG E-Kurs machen und hoffe nicht, dass ich mich in dem Fach mit Ellen langen Texten auseinander setzen mus, naja so ne 3 sollt ich halten können.


Hier malein paar Fragen, was würdet ihr darauf antworten:
  1. Welche geschichtlichen Ursachen führten im Europa des 18.Jhd. zur Entwicklung der Freiheitsideale?
  2. Beschreibe die Vorstellungen, die in der Vertragsrechtslehre nach John Locke das Verhältnis zwischen dem Individuum und dem Staat bestimmt.
  3. Stelle die Vorstellungen J.J. Rousseaus hinsichtlich der Bildung von Regeln in der Gesellschaft dar. Unterscheide dabei zwischen dem Mehrheitswille und dem Gemeinwillen.
  4. Nach Karl Marx entwickelte sich die Gesellschaft in einem historischen Prozess aus der Gesellschaft des Urkommunismus bis in seine Zeit zum Sozialismus. Beschreibe die Entwicklungsschritte.
  5. Womit begründete Karl Marx die Verelendung der Arbeiterklasse, die zur sozialistischen Revolution führen muss?
 
ja ok das war schnmal wirklich gut:good: (...)
Hier malein paar Fragen, was würdet ihr darauf antworten:
Du solltest Deine Hausarbeiten wirklich selbst machen ;) Das hätte den Vorteil, dass Du wirklich etwas lernen würdest. "Die Gesellschaft" ist das Ergebnis "der Geschichte" und es schadet nicht, einige wichtige Dinge darüber zu wissen. Das Verhältnis von "Wirtschaft" und "Gesellschaft" (oder Staat) ist gerade jetzt "brandaktuell": wie verhalten sich eine global operierende Wirtschaft und eine nicht-global organisierte Gesellschaft zueinander?

Der Kommunismus in seiner idealen Form wurde niemals verwirklicht, was vor allem damit zusammenhängt, dass Karl Marx ein weltfremder Idealist zu sein scheint.
Quark. Marx war Philosoph und ist einer der wichtigsten Philosophen der Moderne. Den Kapitalismus "in seiner idealen Form" gibt ebenfalls *nicht*.
Wenn Du willst, kannst Du *jeden* Philosophen als "weltfremden Idealisten" bezeichnen.

Die "Diktatur des Proletariats" ist nach Marx nur ein (erforderlicher) Übergang zum Kommunismus. Bislang ist aber kein Staat der Welt über dieses Stadium hinausgekommen. Einige post-marxistische Ideologien fanden das mit der Diktatur so klasse, dass sie es gleich mal institutionalisiert haben (Stalin ist sicherlich derjenige, der der Idee des Kommunismus den größten Schaden zugefügt und Ideale zerstört hat). Deshalb wurden selbst die Grundwerke Marx' in diesen Ländern nicht gerne gesehen und nur zensiert veröffentlicht, und die (auch Kommunisten), die das anders sahen, bekamen Probleme oder wurden phasenweise auch umgebracht. Gut, es gibt noch andere Mechanismen, wer daran interessiert ist, kann sich mal mit dem Thema "Hotel Lux" beschäftigen (es gibt eine sehr gute Doku über Herbert Wehner, in der das natürlich eine Rolle spielt).

Grüße,
Andreas.
 
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Du solltest Deine Hausarbeiten wirklich selbst machen ;) Das hätte den Vorteil, dass Du wirklich etwas lernen würdest.
es is keine haus arbeit es sin fragen der der typ angeschrieben hat, zum üben. aber natürlich haste recht.
und ich hab mich entschieden, dass ich in der 12 Wl nehme, damit komm ich besser klar.
 
@Brandanus: Schau mal genauer hin, dann würdest du als allererstes entdecken, dass ich meine Formulierung im Konjunktiv geschrieben habe. Mach ich eigentlich immer, um solchen Kommentaren vorzugreifen. Aber da du trotzdem dagegen hältst, führe ich nun auch aus, was ich meine :p

Mit dem weltfremden Idealisten meine ich, dass Marx ein viel zu positives Menschenbild besessen hat. Die Idee des Kommunismus scheitert in erster Linie an der "Schlechtigkeit" des Menschen, wenn man so will, da der Mensch viel zu eigenwillig und egoistisch erscheint, selbst die Arbeiter, die ja in dieser Ideologie die Bevorzugten wären, während Marx davon ausgeht, dass die Proletarier diese Form der Gesellschaft mit offenen Armen empfangen würden, Friede, Freude, Eierkuchen und Gleichheit aller Menschen herrschen würde. Entweder aber gab es zu großen Widerstand durch andere Bevölkerungsschichten, der die Umsetzung unmöglich machte, oder es waren eben diese schlechten Angewohnheiten der Menschen, die das Ideal verkommen ließen, oder aber es waren machthungrige Einzelpersonen, die den Kommunismus in ihrem eigenen Interesse instrumentalisiert und verfälscht haben.

Der ideale Kommunismus, wie er quasi das Endziel der Historie ist, ist und bleibt eine Utopie. Und eine Utopie zeichnet sich dadurch aus, dass sie für den Menschen unerreichbar oder nur unter großer Veränderung des Wesens aller Menschen zu erreichen ist, was quasi einer Unmöglichkeit gleichkommt. Ich persönlich habe noch nie an utopistischen Vorstellungen gehangen (auch wenn ich mich selbst als Transhumanisten betrachte; dass allerdings muss nicht notwendigerweise eine Verbesserung oder Idealisierung der ganzen Welt und Menschheit bedeuten, ich beziehe das vor allem auf mich persönlich), in den meisten Fällen betrachte ich sie manchmal sehr zynisch als Hirngespinst (was kein Vorurteil ist. Ich schaue mir Dinge sehr genau an, bevor ich derartige Urteile fälle. Ich bin beileibe nicht vorurteilsfrei, aber ich sage nicht, das und das sei völliger Mist, wenn ich mir nicht wenigstens ein Werk dazu angesehen und verstanden habe.), weil es einfach ein Menschenwesen voraussetzt, dass so nicht existiert.

Oder anders gesagt: Wären die Menschen so, wie es zur Erlangung des Kommunismus notwendig ist, bräuchten wir den Kommunismus schon gar nicht mehr, wir wären schon darüber hinaus auf einer noch besseren Ebene, was immer darüber hinaus auch sein mag.

Und wenn du so willst: Ja, meines Erachtens nach sind die meisten Philosophen tatsächlich Utopisten und Idealisten. Aber das ist nicht nur meine Meinung, entweder gestehen sich diese Philosophen das sogar selbst ein oder aber die Literatur und geschichtliche Beurteilung ordnet sie so ein. Die meisten Philosophen analysierten nicht die Realität, sondern ergossen sich quasi in Idealsystemen, die meiner Meinung nach unerreichbar sind und bleiben, wenn die Menschen weiterhin so dahinleben, wie sie leben. Und so bedeutend finde ich Marx auch nicht, sowohl aus diesem Grund als auch aus anderen Gründen. Ich halte zum Beispiel Nietzsche für interessanter im Allgemeinen und Machiavelli für realitätsnäher, was die Politik angeht. Aber das ist jedem sein eigenes Ding, wenn du diese Ansicht hegst, dann ist das selbstverständlich dir überlassen und auf deine Weise hast du genauso Recht wie ich auf meine. Persönliche Couleur.

Und abschließend entschuldige ich mich für diesen Off-Topic-Beitrag, aber das mochte ich so nicht stehen lassen.
 
nochmal..."WI" ist "Wirtschaftsinformatik"? Die moderne Form der BWL? ;)

@Brandanus: Schau mal genauer hin...Konjunktiv
tsts, die Jugend ;) Das ist suggestiv geschrieben, das ist noch schlimmer, als wenn Du geschrieben hättest "Marx ist...".
Das Kernproblem ist, dass der gebräuchliche Begriff "Kommunismus" nicht einzig auf den Schriften Marx und Engels basierend definiert wird. Es gibt da einige Verlagerungen in der Deutung und Schwerpunktsetzung.

Mit dem weltfremden Idealisten meine ich, dass Marx ein viel zu positives Menschenbild besessen hat.
hmnun - nein. Marx begründet die sozio-ökonomische Bedingtheit des Menschen und liefert die fundamentale Kritik des Kapitalismus, aber kein abgeschlossenes Weltbild. Er selbst sagte: "ich bin kein Marxist". Er hat keine Ideolgie, sondern eine Analyse geliefert.

Die Idee des Kommunismus scheitert in erster Linie an der "Schlechtigkeit" des Menschen, wenn man so will, da der Mensch viel zu eigenwillig und egoistisch erscheint, selbst die Arbeiter, die ja in dieser Ideologie die Bevorzugten wären, während Marx davon ausgeht, dass die Proletarier diese Form der Gesellschaft mit offenen Armen empfangen würden, Friede, Freude, Eierkuchen und Gleichheit aller Menschen herrschen würde.
Ich kann nachvollziehen, wie Du auf diese Gedanken kommst, aber aus Marx Schriften geht das nicht hervor. "Ideologie"? "Bevorzugung der Arbeiter"? Marx beschreibt sehr abstrakt Mechanismen und Phänome des Kapitalismus, wie die Verselbständigung der Warentauschbeziehung, ein "Staatssozialismus" leitet sich ebenfalls nicht daraus ab. Insgesamt ist Marx Werk, um es mit Klitschko zu sagen, "schwääre Kost". Das Menschenbild ist für das Verständnis davon ziemlich egal. Leute mit schlechtem Menschenbild ziehen andere Schlüsse daraus, als Leute mit positivem Menschenbild.

oder aber es waren machthungrige Einzelpersonen, die den Kommunismus in ihrem eigenen Interesse instrumentalisiert und verfälscht haben...
was sagt das über den Kommunismus aus? Eher nichts, das ist einfach so und gilt für jegliche Ideologie, Idee oder Struktur. Aber weiter unten erläuterst Du ja, warum Du diese Ansicht hast...

Und eine Utopie zeichnet sich dadurch aus, dass sie für den Menschen unerreichbar oder nur unter großer Veränderung des Wesens aller Menschen zu erreichen ist, was quasi einer Unmöglichkeit gleichkommt.
Das Wort "Utopie" kommt von gr. u(-)topos, nicht-Ort. Das ist die Definition von "Utopie". Die Kritik des Kapitalismus ist keine Utopie, sondern sehr fundiert und unsere heutige Welt bestätigt das. Kommunismus ist ein mehr oder weniger utopisches Wirtschaftssystem als alternative zu einem blind evolvierenden, utopischen Kapitalismus.

Oder anders gesagt: Wären die Menschen so, wie es zur Erlangung des Kommunismus notwendig ist, bräuchten wir den Kommunismus schon gar nicht mehr, wir wären schon darüber hinaus auf einer noch besseren Ebene, was immer darüber hinaus auch sein mag.
Nein. Dein Satz ist schlicht nihilistisch, egal auf welche Utopie er bezogen ist. Um es taoistisch auszudrücken: der Weg ist das Ziel. Selbstverständlich kann eine Utopie nicht erreicht werden, aber sie gibt eine Richtung vor, ein Ideal. Bsp.: wären die alle Menschen Christen, bräuchten wir keine Kirche (vgl. Offb. 21,22).

Und wenn du so willst: Ja, meines Erachtens nach sind die meisten Philosophen tatsächlich Utopisten und Idealisten.
ähm...naja...worum geht es denn in der Philosophie?

Und so bedeutend finde ich Marx auch nicht, sowohl aus diesem Grund als auch aus anderen Gründen.
Dein persönliches Defizit, insbesondere wenn man sich die Geschichte seit 1848 mal vor Augen hält und beobachtet, wie Globalisierung funktioniert und welche Phänomene es i.d.Z. gibt.

Um noch ein bisschen Zitate zu dreschen: aus Erich Frieds "Karl Marx":
Und wie könnte sein Wort veralten
daß » die freie Entwicklung eines jeden
die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist?"

(Das sollten sich vielleicht vor allem Anhänger Nietzsches hinter die Löffel schreiben.)

Ich halte zum Beispiel Nietzsche für interessanter im Allgemeinen und Machiavelli für realitätsnäher, was die Politik angeht.
Nietzsche ist leichter (miß)verständlich (hat der nicht was über Macchiavelli geschrieben?) , insgesamt weniger tief und Macchiavelli ziemlich übersichtlich, aber etwas angestaubt. Vor allem kommen beide Deinem *persönlichen* schlechten Menschenbild entgegen.
Ich halte eine Theorie, die *ohne* spezifisches Menschenbild auskommt, für stärker.

Und abschließend entschuldige ich mich für diesen Off-Topic-Beitrag, aber das mochte ich so nicht stehen lassen.
dito :D , wir sollten das verlagern...oder uns über Wirtschaftsinformatik unterhalten?
 
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hmmm... ich muss gestehen, an dieser Stelle einen großen Fehler gemacht zu haben, der mir erst jetzt selbst wieder auffällt. Nämlich das ich Marx gleichgesetzt habe mit dem idealen Kommunismus selbst. Marx unterscheidet ja selbst noch zwischen einer Art wissenschaftlichem Kommunismus und dem frühkommunistischen Ideal. Ersteres hält er für die realistischere und daher wohl eher umsetzbare Variante, während er letzteres eher noch ablehnt. Was man heutzutage als marxistisch-leninistisch bezeichnet, ist dabei eher noch das letztere.

tsts, die Jugend ;) Das ist suggestiv geschrieben, das ist noch schlimmer, als wenn Du geschrieben hättest "Marx ist...".
Das Kernproblem ist, dass der gebräuchliche Begriff "Kommunismus" nicht einzig auf den Schriften Marx und Engels basierend definiert wird. Es gibt da einige Verlagerungen in der Deutung und Schwerpunktsetzung.

Durch Suggestivität halte ich mir das argumentative Hintertürchen offen, anstatt das ich mich selbst auf feste Überzeugungen versteife :p. Ansonsten
siehe oben.

hmnun - nein. Marx begründet die sozio-ökonomische Bedingtheit des Menschen und liefert die fundamentale Kritik des Kapitalismus, aber kein abgeschlossenes Weltbild. Er selbst sagte: "ich bin kein Marxist". Er hat keine Ideolgie, sondern eine Analyse geliefert.

Ich kritisiere nicht die Kritik am Kapitalismus. Ich nehme dies als begründet und erwiesen hin, und aus diesem Grund gehe ich auch gar nicht näher darauf ein. Was ich kritisiere, ist der abgeleitete idealistische Kommunismus, der, wie ich oben nun selbst sagte, nicht dem entspricht, was Marx erläutert.

Ich kann nachvollziehen, wie Du auf diese Gedanken kommst, aber aus Marx Schriften geht das nicht hervor. "Ideologie"? "Bevorzugung der Arbeiter"? Marx beschreibt sehr abstrakt Mechanismen und Phänome des Kapitalismus, wie die Verselbständigung der Warentauschbeziehung, ein "Staatssozialismus" leitet sich ebenfalls nicht daraus ab. Insgesamt ist Marx Werk, um es mit Klitschko zu sagen, "schwääre Kost". Das Menschenbild ist für das Verständnis davon ziemlich egal. Leute mit schlechtem Menschenbild ziehen andere Schlüsse daraus, als Leute mit positivem Menschenbild.

Für das Verständnis schon, nicht aber für die abschließende Deutung. Da ich nicht an Egalität und dergleichen glaube, weil sie aus meiner Sicht schlichtweg unmöglich sind,

Was sagt das über den Kommunismus aus? Eher nichts, das ist einfach so und gilt für jegliche Ideologie, Idee oder Struktur. Aber weiter unten erläuterst Du ja, warum Du diese Ansicht hast...

Unterschied: Scheitern des kommunistischen Ideals <-> Scheitern der Umsetzung des Kommunismus. Ersteres scheitert an der Menschheit an sich, letzteres am umsetzenden Machtmenschen.

Das Wort "Utopie" kommt von gr. u(-)topos, nicht-Ort. Das ist die Definition von "Utopie".

Sorry, aber dafür ein großes LoL von meiner Seite, bitte nimm das nicht allzu persönlich, aber das MUSS ich einfach mal richtigstellen. Das ist auch nicht als Herabwürdigung deiner Meinung oder als Überheblichkeit meinerseits zu verstehen.

Das ist keinesfalls eine Definition, dass ist bestenfalls eine grobe Umreißung der Wortherkunft. Eine Definition sieht anders aus. Du kannst nicht einfach von früheren Bedeutungen ausgehen. Für Definitionen gibt es philosophische Lexika, Wörterbücher und den Brockhaus. Da die aber leider nicht in einer kostenfreien Onlineversion gibt, ist es zwingend notwendig, Wikipedia um Rat zu fragen, obwohl ich persönlich mich gerade im philosophischen Bereich da schwer tue:

Wikipedia
Eine Utopie (griechisch ουτοπία, outopía, „die Nicht-Örtlichkeit“; aus ου-, ou-, „nicht-“ und τόπος, tópos, „Ort“; vergleiche auch Ektopie und Atopie) ist eine Wunsch-Vorstellung, die sich dadurch auszeichnet, dass sie zwar denkbar und in vielen Fällen wünschenswert, vor dem jeweiligen historisch-kulturellen Hintergrund jedoch (noch) nicht oder nicht mehr realisierbar ist. Sie ist die Beschreibung einer Welt, eines Ortes, an dem derartige Vorstellungen verwirklicht sind. Damit ist die Utopie im Hinblick auf ihre Denkbarkeit eng mit Wahrheitsansprüchen, hinsichtlich dem Anspruch ihrer Realisierbarkeit eng mit dem Irrtum und der Lüge verbunden. Im Sprachgebrauch wird Utopie auch als Synonym für einen von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft vorwiegend als unausführbar betrachteten Plan, Konzept und Vision, benutzt. Ein ähnlicher, in diesem Kontext oft verwendeter Begriff: Wunschtraum. Es handelt sich um eine Welt, die bisher keinen Ort hat und nur als Gedanke und Idee existiert.

Die Kritik des Kapitalismus ist keine Utopie, sondern sehr fundiert und unsere heutige Welt bestätigt das. Kommunismus ist ein mehr oder weniger utopisches Wirtschaftssystem als Alternative zu einem blind evolvierenden, utopischen Kapitalismus.

Unterschied: Kritik am Kapitalismus <-> Kommunistische Utopie.

Wie ich oben sagte. Die Kritik am Kapitalismus ist begründet und hat sich als richtig erwiesen. Daher stelle ich das nicht in Frage. Was ich in Frage stelle, ist die kommunistische Utopie.

Nein. Dein Satz ist schlicht nihilistisch, egal auf welche Utopie er bezogen ist. Um es taoistisch auszudrücken: der Weg ist das Ziel. Selbstverständlich kann eine Utopie nicht erreicht werden, aber sie gibt eine Richtung vor, ein Ideal. Bsp.: wären die alle Menschen Christen, bräuchten wir keine Kirche (vgl. Offb. 21,22).

hä? Dadurch gibst du mir ja gerade recht, deswegen verstehe ich deine Nein-Äußerung in diesem Kontext nicht ganz. Ich glaube an Fortschritt (und das vor allem im nietzscheanischen Sinne), allerdings glaube ich nicht an ein "Endziel" der Menschheit oder die Möglichkeit, alle tatsächlich unter einen Hut zu packen, wie du es mit dem Christenbeispiel meinst.

ähm...naja...worum geht es denn in der Philosophie?

Ich persönlich unterscheide zwischen analytischer Philosophie und idealistischer Philosophie. Die Kritik des Kapitalismus gehört zum ersteren, obwohl das eigentlich über Philosophie hinausgeht, während das kommunistische Ideal definitiv zum letzteren gehört.

Dein persönliches Defizit, insbesondere wenn man sich die Geschichte seit 1848 mal vor Augen hält und beobachtet, wie Globalisierung funktioniert und welche Phänomene es i.d.Z. gibt.

Persönliche Bewertung, über die man jetzt ewig streiten könnte, was jedoch auf Dauer zu nichts führt. Marx hat die Entwicklung des Kapitalismus richtig erkannt, aber wie ich weiter oben schon sagte, dass geht für mich über Philosophie hinaus. Der wissenschaftliche wie auch der idealistische Kommunismus ist aber eine ideale Modellvorstellung unter vielen. Wenn man zynisch sein wollte, könnte man meinen, der Nationalsozialismus sei ebenso bedeutend (bedeutend hier im Sinne für die Tragweite in der Weltgeschichte, nicht als positivistische Meinungsäußerung. Könnte man auch gar nicht so werten, NS ist geradeste Weg in die Selbstzerstörung. Wer darüber diskutieren will, kann das gern per PN machen.)

Um noch ein bisschen Zitate zu dreschen: aus Erich Frieds "Karl Marx":
Und wie könnte sein Wort veralten
daß » die freie Entwicklung eines jeden
die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist?"

(Das sollten sich vielleicht vor allem Anhänger Nietzsches hinter die Löffel schreiben.)

*sich das schon lange hinter die Ohren geschrieben hat, weil es eine grundlegende Wahrheit ist* - Das Problem sind aber nicht die Anhänger Nietzsches, sondern jene, die sich zugunsten von Stabilität, finanzieller Sicherheit und persönlichem Glück in evolutionärer und intellektueller Stagnation ergiessen und versuchen, jeden Ansatz von Veränderung entweder zu behindern oder zu ihren Gunsten umzuschreiben, ums mal hart und dreckig auszudrücken. Und ehrlich gesagt, warum soll ich auf Leute Rücksicht nehmen, die sich nicht genötigt fühlen, auf mich Rücksicht zu nehmen? Alles andere wäre fast schon wieder christliche Nächstenliebe, die genauso utopistisch ist.

Nietzsche ist leichter (miß)verständlich (hat der nicht was über Machiavelli geschrieben?) , insgesamt weniger tief und Machiavelli ziemlich übersichtlich, aber etwas angestaubt. Vor allem kommen beide Deinem *persönlichen* schlechten Menschenbild entgegen.
Ich halte eine Theorie, die *ohne* spezifisches Menschenbild auskommt, für stärker.

Fröhliches Suchen. Definitiv jeder Philosoph geht von einem gewissen Menschenbild bei seiner Philosophie aus, entweder als grundlegender Basis oder aber als Extrem, mit der er die Möglichkeiten seiner Philosophie zugrunde legt. Eine Philosophie, die nicht von einem Menschenbild ausgeht, ist schlicht und ergreifend nicht für den Menschen gemacht oder auf ihn anwendbar. Und kein noch so freier Geist kann sich mit Philosophie beschäftigen, die sich nicht mit Philosophie beschäftigen. Es wäre definitionsgemäß keine Philosophie mehr, sondern Metaphysik.

Nietzsche ist leicht mißzuverstehen, weil es schwer ist, zu verstehen, was er eigentlich meint. Der Mann geht "seine" Philosophie aus verschiedenen Richtungen an, mal als Denker, mal als Künstler, mal als Wissenschaftler. Ich hab mich auch geärgert, als ich den Zarathustra zum ersten Mal gelesen habe, weil ich nichts verstanden habe. Was meinst du mit weniger tief? Das Werk gehört mit zu den komplexesten überhaupt.

Machiavelli geht ebenfalls von einem gewissen Menschenbild aus, wie könnte er auch anders. Angestaubt ist er in der Tat, aber es werden Zeiten kommen, da wird er wieder sehr aktuell werden. Ich glaube eigentlich sogar, dass diese schon wieder gekommen sind. Beispiel Präsident Bush, der sich eigentlich mal eine Scheibe von Machiavelli abschneiden sollte, wenn er sich schon so aufführt, wie er sich aufführt. Momentan widerspricht seine Handlungsweise nämlich jedem "Ideal" des monarchistischen Herrschers (und technisch gesehen ist genau das Bush mit all den Vollmachten, die er als Präsident besitzt), wie Machiavelli es als funktionierend ansieht.

- Das Volk ist gegen ihn (während Machiavelli meint, die Taten des Monarchen müssen klugerweise dahin führen, dass es für ihn ist)
- Er begeht eine Menge Graumsamkeiten, ohne jedoch seinem Volk etwas Gutes zu tun, was den Anti-Effekt verstärkt.
- Er erobert, obwohl er nicht die militärische Macht besitzt, zu erobern und zu festigen. (Machiavelli: Eroberungen mit entsprechender Macht werden durch den Erfolg legitimiert. Wäre Bush im Irak siegreich, dann würde es keinen kümmern, was er angerichtet hat. Eroberungen ohne entsprechende Macht sind töricht, weil die Legitimation durch den Erfolg fehlt.)

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Aber vielleicht mal etwas anderes: Du hast oben von einem utopischen Kapitalismus gesprochen. Inwiefern betrachtest du den Kapitalismus als utopisch?

Die einzige Idealvorstellung das Kapitalismus müsste es doch sein, dass die Firmenbosse den größten Gewinn bei maximaler Produktion, minimaler Produktions- und Lohnkosten und dem größtmöglichen Konsum der Bevölkerung machen. Oder wie dürfte man sich das vorstellen? Oo
 
hmmm... ich muss gestehen, an dieser Stelle einen großen Fehler gemacht zu haben, der mir erst jetzt selbst wieder auffällt. Nämlich das ich Marx gleichgesetzt habe mit dem idealen Kommunismus selbst....
yup, ich neige aber auch zum Spalten der Haare. Wenn man jetzt noch die urchristlichen Gemeinschaften als "frühe Prototypen" dazunimmt, wird es richtig breit.

(Def. "Utopie") Sorry, aber dafür ein großes LoL von meiner Seite, bitte nimm das nicht allzu persönlich, aber das MUSS ich einfach mal richtigstellen...
...richtigstellen? Ich schrieb, dass Wortherkunft und Definition von "Utopie" übereinstimmen. Nicht-Ort heißt: nicht existent, und zwar kategorisch. Dein "die Utopie zeichnet sich aus..." war mir etwas zu schwammig. Das war nicht als Widerspruch, sondern als Unterstreichung gemeint.

hä? Dadurch gibst du mir ja gerade recht, deswegen verstehe ich deine Nein-Äußerung in diesem Kontext nicht ganz. Ich glaube an Fortschritt (und das vor allem im nietzscheanischen Sinne), allerdings glaube ich nicht an ein "Endziel" der Menschheit oder die Möglichkeit, alle tatsächlich unter einen Hut zu packen, wie du es mit dem Christenbeispiel meinst.
hm...ich habe vielleicht ein bisschen verkürzt. Ich verwerfe keine Utopie, weil sie nicht erreichbar ist. Eine Utopie ist ein Ziel, eine Richtung für eine Entwicklung, und das noch wichtigere ist der *Weg*, den man beschreitet.
Ich kann Deinen Ansichten gut folgen, aber nur unter der Prämisse, dass der Mensch an sich schlecht ist. Mir sind aber vor allem solche Utopien sympathisch, in denen die organiserende Struktur sich selbst überflüssig macht: sowohl in der Deutung des Christentums als soziale Utopie und im Kommunismus ist das gegeben. Der Kapitalismus überwindet seine eigenen Schwächen nicht.

Jetzt werfe ich mal ein paar Themen über Bord und komme gleich zum Schluß: Kommunismus vs. Kapitalismus als Utopien.
Kapitalismus ist utopisch, weil er einen freien, sich selbst regelnden Markt annimmt. Das ist aber nur theoretisch möglich. Z.B. kommt etwas wie "Monopol" nicht vor. In der "reinen Lehre" entstehen keine Monopole, weil (theoretisch) eine "freie Entwicklung" immer möglich ist, sodaß überkommene, übergroße Strukturen durch effizientere aufgebrochen werden. Wenn man sich z.B. den Grund für die amerikanischen Anti-Monopol-Gesetze und das tatsächliche Geschehen in der Wirtschaft ansieht, dann erkennt man schnell, dass das mit dem "free market place" und "free enterprise" nur im Vakuum so richtig funktioniert. Eine unregulierte Marktwirtschaft hat "unter realen Bedingungen" offensichtlich den Hang zum Kollaps. Letztendlich steuern Menschen die Unternehmen und es gibt einige (z.B. von Marx aufgezeigte) inhärente Schwächen des Systems.
Der ideelle Kapitalismus ähnelt einer (blinden) Evolution: es wird alles ausprobiert und ungeeignete Strukturen gehen mit der Zeit unter. Dagegen wäre prinzipiell nichts zu sagen, aber das funktioniert halt nicht. Insbesondere sind real existierende, kapitalistische Strukturen sind nicht geeignet, ihre eigenen Schwächen zu überwinden. Es gibt bessere Modelle.

Das Grundproblem ist *immer*: verändere ich die Gesellschaft, um den Menschen zu verändern oder verändere ich die Menschen, um die Gesellschaft zu verändern?
Hier haben wir prinzipiell ähnliche Ansichten: auch ich sehe das Individuum als Ansatz für Verbesserungen. Aber ich sehe Menschen nicht als "grundsätzlich schlecht" an, sondern habe im Laufe der Jahre eine dialektische Sicht entwickelt: Mensch lebt in ständigem Konflikt. Mehr nicht. Vor allem ist die Prämisse "mensch ist schlecht" nur eine Rechtfertigung für das eigene, unethische Handeln (bei Macchiavelli ist das ganz offen so).
Transhumanisten setzen leider ausschließlich auf das Individuum, und bieten vor allem keine vertretbare Handlungsethik: die subjektive, auf das Selbst beschränkte "Verbesserung" unterminiert die liberale Demokratie. Ich nehme zudem an, dass der Mensch gar nicht in der Lage ist, seine eigene Evolution zu steuern, deshalb erscheint mir die Denkrichtung "Transhumanismus" nicht nur einseitig technologisch, sondern auch wenig profund. Ausserdem ist sie anfällig für Ideologien, die der "Rassenlehre" des 19. und 20. Jh. entsprechen.

Den passenden Beitrag "Buddha lehrt uns..." mit Bezug auf Handlungsethik hatte ich kürzlich in einem anderen Thread gepostet...

EDIT: doch was vergessen... fällt jetzt etwas hinter die grundsätzliche Auseinandersetzung um Menschenbilder zurück: heute davon zu sprechen, es habe sich gezeigt, dass "der Kommunismus" nicht "machbar" wäre, ist ein sehr, sehr vorschnelles Urteil. Wir haben ja gerade mal die Monarchie überwunden, würgen noch an den Folgen des Kolonialismus und haben gerade erst angefangen an *sehr wenigen* Orten auf der Erde für *einige Privilegierte* etwas wie freiheitlich-demokratische Rechtsstaaten zu errichten. Mit dem nächsten "Barbarensturm" wird das ganze evtl. wieder hinweggefegt und dann heißt es: "siehste, das mit der Demokratie ist Mist. Das funktioniert doch eh' nicht." :) Trotzdem: es gibt eine Entwicklung. Manchmal dauert's eben etwas länger.

Grüße
Andreas.
 
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Jetzt werfe ich mal ein paar Themen über Bord und komme gleich zum Schluß: Kommunismus vs. Kapitalismus als Utopien.
Kapitalismus ist utopisch, weil er einen freien, sich selbst regelnden Markt annimmt. Das ist aber nur theoretisch möglich. Z.B. kommt etwas wie "Monopol" nicht vor. In der "reinen Lehre" entstehen keine Monopole, weil (theoretisch) eine "freie Entwicklung" immer möglich ist, sodaß überkommene, übergroße Strukturen durch effizientere aufgebrochen werden. Wenn man sich z.B. den Grund für die amerikanischen Anti-Monopol-Gesetze und das tatsächliche Geschehen in der Wirtschaft ansieht, dann erkennt man schnell, dass das mit dem "free market place" und "free enterprise" nur im Vakuum so richtig funktioniert. Eine unregulierte Marktwirtschaft hat "unter realen Bedingungen" offensichtlich den Hang zum Kollaps. Letztendlich steuern Menschen die Unternehmen und es gibt einige (z.B. von Marx aufgezeigte) inhärente Schwächen des Systems.
Der ideelle Kapitalismus ähnelt einer (blinden) Evolution: es wird alles ausprobiert und ungeeignete Strukturen gehen mit der Zeit unter. Dagegen wäre prinzipiell nichts zu sagen, aber das funktioniert halt nicht. Insbesondere sind real existierende, kapitalistische Strukturen sind nicht geeignet, ihre eigenen Schwächen zu überwinden. Es gibt bessere Modelle.

Das Grundproblem ist *immer*: verändere ich die Gesellschaft, um den Menschen zu verändern oder verändere ich die Menschen, um die Gesellschaft zu verändern?

Eines der großen Probleme der Ethik, nämlich die Frage, inwieweit der Mensch selbst verändert werden darf.

Hier haben wir prinzipiell ähnliche Ansichten: auch ich sehe das Individuum als Ansatz für Verbesserungen. Aber ich sehe Menschen nicht als "grundsätzlich schlecht" an, sondern habe im Laufe der Jahre eine dialektische Sicht entwickelt: Mensch lebt in ständigem Konflikt.

*mit der Hand eine abwägende Geste macht* Ich würde sagen, der Mensch ist vor allem im Konflikt mit sich selbst: Mit seinen Trieben, mit seiner Vernunft, mit anderen Menschen und vor allem Anders Denkenden.

Mehr nicht. Vor allem ist die Prämisse "mensch ist schlecht" nur eine Rechtfertigung für das eigene, unethische Handeln (bei Macchiavelli ist das ganz offen so).

Machiavelli (mit einem C, du hast den Fehler schon mehrmals gemacht, nur mal so anmerken tut) geht natürlich von dieser Prämisse aus, was vor allem mit seinem Menschenbild und seinem Geschichtsbild zu tun hat. Es sei aber auch angemerkt, dass Machiavelli selbst rein ethisch/moralisch eine Republik und eine freiheitlichere Gesellschaftsform immer für wünschenswerter hielt als die Monarchie. "Il Principe" ist vor allem eine realpolitische Betrachtung, die die "ideale" Arbeitsweise des spätmittelalterlichen Alleinherrschers aufzeigen soll. Er vertritt damit jedoch die Theorie, dass ein effizienter Monarch nicht immer nach dem absolut Richtigen oder ethisch Vernünftigem gehen soll.

Transhumanisten setzen leider ausschließlich auf das Individuum, und bieten vor allem keine vertretbare Handlungsethik: die subjektive, auf das Selbst beschränkte "Verbesserung" unterminiert die liberale Demokratie. Ich nehme zudem an, dass der Mensch gar nicht in der Lage ist, seine eigene Evolution zu steuern, deshalb erscheint mir die Denkrichtung "Transhumanismus" nicht nur einseitig technologisch, sondern auch wenig profund. Ausserdem ist sie anfällig für Ideologien, die der "Rassenlehre" des 19. und 20. Jh. entsprechen.

Die Frage, ob der Mensch die Evolution steuern kann, ist eher eine Frage der Biologie. Aber zu einem gewissen Grad ist es bei jeder "Rasse" möglich, die Evolution zu steuern, Disziplin oder polizeistaatliche Kontrolle vorausgesetzt. Nur muss das Ergebnis nicht notwendigerweise mit dem Erhofften übereinstimmen. Um das extreme Beispiel aufzugreifen: Die Nationalsozialisten wollten mit ihrer Rassenideologie theoretisch gesehen ebenfalls Einfluss auf die Evolution nehmen. Allerdings wäre das langfristige Ergebnis (und eigentlich wusste man das sogar schon damals zur Genüge) die Degeneration der "arischen" Spezies gewesen, denn durch den fehlenden Heterosis-Effekt (der Effekt, der die Neukombination von Genen durch Hinzufügen der Gene in nächster Generation einer anderen Menschen"rasse" ermöglicht) hätten sich die Nazis innerhalb weniger Generationen genetisch selbst zerstört. Man stelle sich einfach einen ausgedehnten Inzest in größerem Maßstab vor, bei dem durch fehlende externe Genkomplexe zum Beispiel die Immunität gegen bestimmte Krankheiten immer weiter abnimmt.

Ich selbst muss allerdings in letzter Zeit auch feststellen, dass der Transhumanismus in seiner gegenwärtigen Form zu unausgereift ist, und wie du schon sagtest, ist er noch sehr anfällig für fragwürdige Ideologien. Er hat zum Beispiel auch keine definitive Kodifizierung erfahren wie andere wissenschaftliche Richtungen. Obwohl man grundsätzlich zum Beispiel sagen könnte, dass alle Wissenschaften gemeinsam den Transhumanismus bedienen. Ich persönlich fasse auch den Transhumanismus gerne weiter, als er rein begrifflich definiert ist. Ich werde mich nochmal tiefer damit beschäftigen. Wenn ich wieder Zeit zum Schreiben finde, werde ich darüber einen weiteren Essay schreiben für meine Sammlung *ggg*

Er stellt einen Weg dar, allerdings ist die Menschheit zu unvorbereitet, als das er ihn jetzt bewusst beschreiten könnte. Womit wir wieder beim Menschenbild wären.

Den passenden Beitrag "Buddha lehrt uns..." mit Bezug auf Handlungsethik hatte ich kürzlich in einem anderen Thread gepostet...

Sprichst du hier drauf an?

Die Menschen aus Kalama stellen die alte erkenntnistheoretische Frage: was ist Wahrheit? Wie können wir Wahres von Unwahrem unterscheiden? Welches Kriterium hilft uns zu entscheiden, was wir als richtige Lehre annehmen können? Buddha antwortet darauf: das Kriterium ist, ob das Gesagte Leiden erzeugt oder nicht erzeugt bzw. gar Leiden überwindet. Wahr ist, was heilsam ist, unwahr ist, was unheilsam ist. Und ´heilsam´ (kusala) meint: Leid vermeidend, überwindend, beendend. Die Ethik gibt im Buddhismus also die Antwort auf die Frage der Erkenntnistheorie, und die Erkenntnistheorie beantwortet die Frage nach der Grundlage der Ethik. Buddhas Ethik und Gewaltfreiheit gründet somit auf eigener, freier, wacher Einsicht in die Wirklichkeit der Dinge und des Lebens. Friedlichkeit und Gewaltfreiheit ist hier nicht etwas, was – wie in der westlichen Philosophie und Wissenschaft – zur Erkenntnis der Wirklichkeit zusätzlich hinzukommen muss, sondern aus der Einsicht in die Wirklichkeit unmittelbar hervorgeht. Es ist dies allerdings nicht die äußere, vermeintlich objektive Wirklichkeit der Dinge, wie sie uns die herkömmliche Wissenschaft liefert. Es geht um unsere Wirklichkeit, die von uns erfahrene und hergestellte Wirklichkeit. Es geht um die tiefgehende Selbsterfahrung des Erkennenden. Von ihr sagt der Buddha: "Wer sich selbst erkennt, der erkennt die Welt."

*noch mal eine abwägende Geste macht* - Ich persönlich tue mich mit religiösen Argumentationen (und nichts weiter ist das auch hier, auch wenn es auf eine philosophische Ebene geht) schwer, da sie ihre Begründung aus der Religiösität des Predigers und des Gläubigen zieht. Ich bin kein Buddhist, daher hat dies keinen Platz in meiner Wertvorstellung. Ich bin auch kein Christ, deswegen könntest du mich auch nicht mit Bibelzitaten beeindrucken, höchstens als Beispiel. Es mag ignorant wirken, dass ich das damit hinwegwische, aber es hat nicht diese Intention. Wenn ICH philosophisch denken will, kann ich höchstens den Inhalt der Gedanken miteinbeziehen, nicht aber ihre argumentative Bedeutung, die ihnen durch "Heiligkeit" beigemessen wird. Und Gewaltfreiheit usw. ist zwar auch eine schöne Vorstellung, deckt sich aber nicht mit dem, was ich sehe, selbst denke und selbst fühle.

EDIT: doch was vergessen... fällt jetzt etwas hinter die grundsätzliche Auseinandersetzung um Menschenbilder zurück: heute davon zu sprechen, es habe sich gezeigt, dass "der Kommunismus" nicht "machbar" wäre, ist ein sehr, sehr vorschnelles Urteil. Wir haben ja gerade mal die Monarchie überwunden, würgen noch an den Folgen des Kolonialismus und haben gerade erst angefangen an *sehr wenigen* Orten auf der Erde für *einige Privilegierte* etwas wie freiheitlich-demokratische Rechtsstaaten zu errichten. Mit dem nächsten "Barbarensturm" wird das ganze evtl. wieder hinweggefegt und dann heißt es: "siehste, das mit der Demokratie ist Mist. Das funktioniert doch eh' nicht." :) Trotzdem: es gibt eine Entwicklung. Manchmal dauert's eben etwas länger.

Die Monarchie kann funktionieren, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.
Der Kommunismus kann funktionieren, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.
Der Kapitalismus kann funktionieren, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.
Die Demokratie kann funktionieren, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.
Die Anarchie kann funktionieren, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.

Das Problem sind nicht die Modelle oder Formen an sich, sondern die Menschen. Die Formen werden nicht dadurch widerlegt werden, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen nicht funktionieren. Lediglich ihre Ausführung scheitert, da die falschen Bedingungen gegeben sind.

Dass ich persönlich die Demokratie hierzulande als wert- und gegenstandslos erachte, hat vor allem damit zu tun, dass faktisch keine Demokratie vorherrscht, sondern sozusagen eine Diktatur des Parlaments, welches häufiger auch mal gegen den Willen der Bürger entscheidet. Insofern aber handelt das Parlament bzw. die Bundesregierung machiavellistisch, sie tut nicht, was das Volk sich wünscht (was die eigentliche Demokratie wäre; die Herrschaft des Volkes und die Durchsetzung des Volkswillens; natürlich lässt sich hier über Positivität und Negativität dieser "Wünsche" streiten), sondern, was sie in ihrer "politischen Weisheit" als das Beste für System, Gesellschaft und Bürgertum erachtet.

Und auch hier gilt: Die Demokratie ist ein schönes Modell. Die "Idealform" der Demokratie allerdings benötigt bestimmte Voraussetzungen, die derzeit nicht gegeben sind. Würde "wahre" Demokratie mit "diesen" Leuten herrschen, dann Gute Nacht, Deutschland, denn es gibt zu viele Ansichten und zu viele individuelle Wünsche, welche dazu führen, dass ein Konsens kaum bis gar nicht zu erreichen ist.
 
Eines der großen Probleme der Ethik, nämlich die Frage, inwieweit der Mensch selbst verändert werden darf.
...darf? Jede Entwicklung ist Veränderung. Why not?


*mit der Hand eine abwägende Geste macht* Ich würde sagen, der Mensch ist vor allem im Konflikt mit sich selbst: Mit seinen Trieben, mit seiner Vernunft, mit anderen Menschen und vor allem Anders Denkenden.
ja, das ist schon recht speziell. Ich meinte etwas umfassender: Konflikt zwischen Umwelt und Bedürfnissen, Trieb und Vernunft (auch wenn wir spätestens seit Freud wissen, dass wir "nicht Herr im eigenen Haus sind"), Wunsch nach Individualität gegen Wunsch nach Integration, usw.

Es sei aber auch angemerkt, dass Machiavelli selbst rein ethisch/moralisch eine Republik und eine freiheitlichere Gesellschaftsform immer für wünschenswerter hielt als die Monarchie. "Il Principe" ist vor allem eine realpolitische Betrachtung, die die "ideale" Arbeitsweise des spätmittelalterlichen Alleinherrschers aufzeigen soll. Er vertritt damit jedoch die Theorie, dass ein effizienter Monarch nicht immer nach dem absolut Richtigen oder ethisch Vernünftigem gehen soll.
jaja, der Renaissance-Fürst: machbewußt, skrupellos und Förderer der Künste :)

(Eugenik im allgemeinen:)
Eine sehr durchdachte Bearbeitung des Themas ist "Gattaca". Effekte der Degeneration (z.B. durch Inzucht) sollen ja durch Eugenik oder Genmanipulation überwunden werden.
Die Saatgut-Industrie macht das gerade vor: zwischen Monokultur und "Terminator"-Pflanzen.

(Buddha lehrt uns...)
Ich persönlich tue mich mit religiösen Argumentationen (und nichts weiter ist das auch hier, auch wenn es auf eine philosophische Ebene geht) schwer, da sie ihre Begründung aus der Religiösität des Predigers und des Gläubigen zieht....
das Interessante am Buddhismus ist seine Rationalität. Deshalb spricht das *philosophische System* des Buddhismus auch Atheisten wie mich an.

Das Problem sind nicht die Modelle oder Formen an sich, sondern die Menschen. Die Formen werden nicht dadurch widerlegt werden, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen nicht funktionieren. Lediglich ihre Ausführung scheitert, da die falschen Bedingungen gegeben sind.
angenommen der Mensch verfüge über einen freien Willen, dann ist es ihm auch möglich, sowohl die "Bedingungen" als auch sich selbst zu ändern.

Dass ich persönlich die Demokratie hierzulande als wert- und gegenstandslos erachte, hat vor allem damit zu tun, dass faktisch keine Demokratie vorherrscht,
das ist eine sehr traurige Aussage...und inkonsequent, weil es z.B. Dir möglich ist, eine derartige Meinung zu entwickeln und öffentlich zu vertreten. In einer Diktatur ist das nicht möglich (q.e.d.)
Wie schon Rosa Luxemburg sagte: "Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden." Und dieser Satz ist in keiner (real existierenden) Staatsform so sehr realisiert, wie in einem freiheitlich, demokratischen Rechtsstaat, z.B. der BRD.
Sicher, die parlamentarische Demokratie ist idealistisch entwicklungsfähig, aber aus *pragmatischen* Gründen (durchaus im Sinne Machiavellis ;) ) haben wir keine Basisdemokratie (wer schon mal versucht hat, während eines Studentenstreiks eine Vollversammlung zu organisieren, kennt die Probleme) oder firmieren gar als anarcho-syndikalistische Kommune (keine Ahnung, was das ist? Nochmal die entsprechende Szene in "Ritter der Kokosnuß" ansehen und genau zuhören: "ich bin euer König" usw. usf.)

OK, Du siehst das ähnlich, aber "Diktatur" ist nicht der passende Begriff.

sondern sozusagen eine Diktatur des Parlaments, welches häufiger auch mal gegen den Willen der Bürger entscheidet. Insofern aber handelt das Parlament bzw. die Bundesregierung machiavellistisch, sie tut nicht, was das Volk sich wünscht (was die eigentliche Demokratie wäre; die Herrschaft des Volkes und die Durchsetzung des Volkswillens;
es gibt diese Mechanismen. Man muss sie nur nutzen!

natürlich lässt sich hier über Positivität und Negativität dieser "Wünsche" streiten), sondern, was sie in ihrer "politischen Weisheit" als das Beste für System, Gesellschaft und Bürgertum erachtet.
auch das gibt es: in einigen Kantonen der Schweiz war die Einführung des Frauenwahlrechts durch Ergebnisse der Volksabstimmungen fast nicht möglich.

Du spricht zudem das Thema "Staatsräson" an, das ist unabhängig von der Staatsform, betrifft aber auch Demokratien. Ein sehr dunkles Kapitel ist der Mord aus Staatsräson in Demokratien, wie er den USA gerne vorgeworfen und immer noch von Israel praktiziert wird. Das Thema ist in beiden Ländern umstritten. Nach deutscher, rechtsstaatlicher Auffassung ist so etwas undenkbar.

Grüße
Andreas.
 
angenommen der Mensch verfüge über einen freien Willen, dann ist es ihm auch möglich, sowohl die "Bedingungen" als auch sich selbst zu ändern.

Das Problem des freien Willens gehört mit zu den interessantesten überhaupt. Darüber kann man sich ernsthafter in einem Philosophiethread unterhalten, hier ist es glaube ich zu weit vom Thema entfernt. Man kann natürlich "annehmen", dass der Mensch einen freien Willen besitzt. Allerdings muss dafür erstens der freie Wille definiert werden und zweitens hängt von genau dieser Definition auch die tatsächliche Freiheit des Willens ab. Für den Moment ist eher noch festzustellen, dass der Mensch noch sehr von Gefühlen und Trieben geleitet wird und nur zum Teil durch die Vernunft (was ja nicht falsch ist. Liebe ist eines dieser Gefühle, wären wir vernunftbegabte Wesen, würde uns diese Emotion abhanden kommen.)

das ist eine sehr traurige Aussage...und inkonsequent, weil es z.B. Dir möglich ist, eine derartige Meinung zu entwickeln und öffentlich zu vertreten. In einer Diktatur ist das nicht möglich (q.e.d.)
Wie schon Rosa Luxemburg sagte: "Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden." Und dieser Satz ist in keiner (real existierenden) Staatsform so sehr realisiert, wie in einem freiheitlich, demokratischen Rechtsstaat, z.B. der BRD.

*eine weitere abwägende Geste macht* - Ich habe mit keinem Wort bestritten, das wir in einem Land mit Freiheiten leben, in dem wir de iure das Recht haben, diese Freiheiten auszuleben (aber auch hier könnte man streiten: Fall Christian Klar [nur, um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin nicht dafür, derartige Ansichten, wie er sie hegt, mit Gewalt und Terror durchzusetzen. Ich bin auch ansonsten nicht links]. Er wird nicht begnadigt, weil er weiterhin an seiner Sichtweise festhält, dass der Kapitalismus falsch ist und von diesem Weg weggegangen werden müsse. Mit keinem Wort aber hat er weitere Anschläge nach RAF-Manier angekündigt. Demnach erscheint es zumindest nach außen hin so, als sitzt hier jemand mit freier politischer Meinung wegen eben dieser Meinung ein).

Sicher, die parlamentarische Demokratie ist idealistisch entwicklungsfähig, aber aus *pragmatischen* Gründen (durchaus im Sinne Machiavellis ;) ) haben wir keine Basisdemokratie (wer schon mal versucht hat, während eines Studentenstreiks eine Vollversammlung zu organisieren, kennt die Probleme) oder firmieren gar als anarcho-syndikalistische Kommune (keine Ahnung, was das ist? Nochmal die entsprechende Szene in "Ritter der Kokosnuß" ansehen und genau zuhören: "ich bin euer König" usw. usf.)

OK, Du siehst das ähnlich, aber "Diktatur" ist nicht der passende Begriff.

es gibt diese Mechanismen. Man muss sie nur nutzen!

auch das gibt es: in einigen Kantonen der Schweiz war die Einführung des Frauenwahlrechts durch Ergebnisse der Volksabstimmungen fast nicht möglich.

Technisch gesehen ist jedwede Regierungsform extrem gesehen eine Diktatur (von der Anarchie einmal abgesehen, aber diese ist auch keine Regierungsform, sondern eine Form der Selbstregulierung jedes einzelnen Gesellschaftsmitglieds). Diktatur bedeutet rational gesehen zunächst nur, dass die "verfassungsgebende" Macht Vorschriften vorgibt, die einzuhalten sind. Anders verhält es sich doch auch nicht in Deutschland. Die Bundesregierung formuliert und ratifiziert Gesetze und Regulierungen, an die sich die Deutschen zu halten haben. Diktatur ist hier völlig wertungslos zu sehen, lediglich als ein Wort zur Tatsachenbeschreibung.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, sich als Bürger durchzusetzen. Das Problem ist nur, dass du als einziger allein keine Chance auf Durchsetzung hast. Du benötigst eine gewisse Anzahl von Stimmen hinter dir, die dich unterstützen. Und es ist in einem Land wie Deutschland mit seiner Politikverdrossenheit, gelinde gesagt, nicht leicht, so viele Stimmen zur Durchsetzung eines bestimmten Ziels zu erlangen, da die meisten Leute sich noch mit wesentlich essentielleren Gedanken rumschlagen, wie zum Beispiel Arbeit/Arbeitslosigkeit, krieg ich morgen noch genug zu Füttern für die Familie usw.

Eine Basisdemokratie in Deutschland würde schlicht und ergreifend am logistischen Problem scheitern, was du ja schon recht blumig darstellst ^.^ . Versuch mal, 50 Millionen Wahlberechtigte miteinzubeziehen. Obwohl ich durchaus von der Idee der sogenannten "Virtuellen Demokratie" fasziniert bin, ebenso wie von dem Konzept einer Wahlpflicht.

Allerdings stellt sich auch hier die Frage der Politikverdrossenheit und ob jeder dieser Wahlberechtigten über die intellektuelle Kapazität/Kompetenz verfügt, um vernünftig zu entscheiden und sich politisch so fortzubilden, wie es für eine funktionierende und wahrhaftige Demokratie notwendig ist.

Du spricht zudem das Thema "Staatsräson" an, das ist unabhängig von der Staatsform, betrifft aber auch Demokratien. Ein sehr dunkles Kapitel ist der Mord aus Staatsräson in Demokratien, wie er den USA gerne vorgeworfen und immer noch von Israel praktiziert wird. Das Thema ist in beiden Ländern umstritten. Nach deutscher, rechtsstaatlicher Auffassung ist so etwas undenkbar.

Es muss unterschieden werden zwischen de iure und de facto. De iure ist es mehr oder weniger festgeschrieben, dass Deutschland nicht mit Staatsräson arbeitet. De facto aber ist es zumindest so, dass die Bundesregierung Entscheidungen trifft, die nicht mit dem Volkswillen übereinstimmt. In repräsentativen Umfragen (und auch das ist so ein Thema, absolut repräsentativ ist so eine Frage letztenendes nur dann, wenn tatsächlich alle Wahlberechtigten mit einbezogen wären, alles andere ist statistische Spielerei und "Fälschung", egal, wie genau sie letzten Endes der Wahrheit entsprechen) wurde zum Beispiel gezeigt, dass die Mehrheit gegen den Einsatz von Tornadokampfflugzeugen im Süden Afghanistans war. Ebenso hat die Mehrheit gegen die Gesundheitsreform gestimmt, und eine große Mehrheit hat auch was gegen Hartz IV, aber die Bundesregierung sieht all diese Maßnahmen als die Lösung spezifischer Probleme an. Ist das nicht per definitionem auch Staatsräson? (Ansonsten musst du mir nochmal erklären, was du unter Staatsräson verstehst.)