Eine neue Geschichte

  • Ersteller Ehemaliger Benutzer 3892
  • Erstellt am

Wie findet ihr die Geschichte?

  • Sehr Gut

    Stimmen: 2 18,2%
  • Gut

    Stimmen: 6 54,5%
  • Naja

    Stimmen: 3 27,3%
  • Schlecht

    Stimmen: 0 0,0%
  • Hut ab, schlechter gehts nimmer!

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    11
E

Ehemaliger Benutzer 3892

Gast
Imunidus

Imunidus

Imunidus-Ein Kontinent in einer Welt, ähnlich der unsrigen, und doch anders.
Die Geschichte handelt von zwei Personen, die es nie für möglich gehalten hätten, gemeinsam die Provinz Draen, das Königreich Kaynanthyr und schließlich den ganzen Kontinent von einer Bedrohung aus den tiefsten Tiefen zu retten!


Die politische Karte Imunidus:


Die politische Karte Kaynanthyrs:


Die Karten werden natürlich aktualisiert, sollte es schwerwiegende Änderungen geben! Auch werden in nächster Zeit geografische (mit Bergen, Flüssen, etc.,) Karten erscheinen.


Teil 1:

Prolog:
Ak al jáiû?
Ak al jáiû zûwe?
Tà ha jáiû mê eleme?
Ûrû ak gîl jáiû húîg al!
Mê néh hêrî jáiû!

Wo seid ihr?
Wo seid ihr, Götter?
Warum habt ihr mich verlassen?
Sterbt, wo immer ihr auch seid!
Ich brauche euch nicht!

-Thorimgot, erster Zwerg


„Thorimgot brachte das Verderben. Er lebte in einstigen Königreich Mer, heute Urimudor. Sein Bart war lang und seine Axt lang, sein Verstand leider nicht. Und so sprach er diese Zeilen in der Sprache der Götter, die nur wenige beherrschen, und beschwor das schlimmste Unglück, dass den Kontinent Imunidus ereilen konnte. Der Gott Ûktan, der verstoßene, sprang in seinen Körper und tötete den Geist Thorimgots. Danach benutze er den Zwerg, um die Königreiche zu unterwerfen.
Bald war der Kontinent erobert und das Böse suchte sich seinen Platz. Das letzte Aufgebot an etwa 500 Menschen stellte sich den Heerscharren Thorimgots. Eine brutale Schlacht folgte. Der kaynanthyrische König Trekon der Erste stürzte sich gegen Thorimgot und erschlug ihn. Daraufhin stürzten sich die Anhänger Thorimgots in den Abgrund,d er sich an der Stelle, wo der Zwerg getötet wurde, auftat. Als der letzte Feind verschwunden war, schloss er sich wieder. Seit dem war Ûktan nicht mehr gesehen.“, endete der Lehrer seine Erzählung. Der alte Mann stand auf. „Das war vor über tausend Jahren. Doch hütet euch! Er kann jederzeit wieder kommen, wenn die Sterne günstig stehen!“, fügte er hinzu. Die Glocke läutete zur Ende der Stunde und der Lehrer wartete, bis der letzte seiner Schüler die Klasse verlassen hatte. Als er die Tür abschließen wollte, erlosch plötzlich der große Leuchter. „Die Eltern eines jeden Schülers müssen 100 Gulden pro Monat zahlen, und wir können uns nicht einmal genug Lampenöl leisten!“, fluchte er. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Einer der Schüler hatte etwas vergessen. Während er seine Sachen suchte stieg der Lehrer eine Holzleiter hoch, die er aus dem Kasten des Hauswärters genommen hatte. Er versuchte, den Leuchter zu fassen, doch er erfasste ihn nicht. Plötzlich schrie der Schüler gedämpft auf. Der Lehrer ignorierte es, da er den Kronleuchter endlich erwischt hatte. Er entfernte die kupferne Abdeckung von dem Lampenölstutzen und begann, neues einzufüllen. Nach nicht einmal einem Augenzwinkern spritze es heraus und beschmutzte die grüne Seidenrobe des Mannes. „Was zum…“, fluchte er. Aus seinem Beutel fischte er eine Zunderbüchse heraus und entfachte die Lampen neu. Langsam stieg er die Leiter hinunter. Aus irgendeinem Grund hatte er plötzlich furchtbare Angst. Seine Nackenhaare stellten sich auf und auf der Stirn bildete sich Schweiß. Kälte kroch ihm in die Glieder. Nach zwei Stufen schwoll das Gefühl noch mehr an. Die Angst lag greifbar im Raum. Die frisch entzündeten Lichter begannen erneut zu flackern und erloschen. Draußen ging die Sonne gerade unter, doch im Raum wurde es von einem Augenblick zum anderen Stockfinster. Der Lehrer konnte nicht einmal mehr die eigene Hand vor Augen sehen. Immer mehr Schweiß schoss aus seinen Poren und hinterließ einen unschönen Fleck auf der Brust.
Vorsichtig kletterte er zu Boden. Danach tastete er sich zu seinem Pult und fasste nach einer Kerze. Unter größten Mühen gelang es ihm, sie zu entzünden. Sein Blick fiel auf seine Robe. Sie war rot. Blutrot. Es war kein Schweiß was von seiner Stirn tropfte. „Ihr Götter, was geht…“, flüsterte er. Er rannte Richtung Tür, als er über etwas stolperte. Die Kerze währe fast erloschen, doch gerade rechtzeitig konnte er sie noch schützen. Als er zu seinem Hindernis hinabblickte stockte ihm der Atem. Mit einem stummen Schrei des Entsetzens lag der Schüler am Boden. Aus seiner zerfetzten Leibesmitte quollen die Gedärme. Fleisch hing von den Füßen und Händen. Die grauen Augen starrten ins Leere.
Jedes einzelne Härchen stand nun stocksteif an dem Körper des Lehrers. Sein Atem ging immer schneller. Seine Augen huschten umher. Bei der Tafel blieben sie heften. Er konnte es nicht fassen. Es war unmöglich. Auf der schwarzen, rechteckigen Tafel stand in noch frischen, blutigen Lettern: Er wird wieder kommen! Bald!

Kapitel 1:
„Mehr Männer auf die Mauern! Zwei dutzend Armbrustschützen sollen die Leute bei den Belagerungsmaschinen aufs Korn nehmen!“, gellte die heisere Stimme eines Hauptmannes über die kleine Burg. Er stand auf dem Burgfried und leichzeitig höchsten Turm und blickte hinab auf das Meer, grau-braun schillernder Leiber das sich langsam, doch unweigerlich vorwärts schob- gegen die Burg. Auf einem rostbraunen Felsen, der zur einen Seite steil zum Meer abfiel, gelegen, war die Feste eigentlich leicht zu verteidigen, da es nur einen Pfad gab, der sich in zahllosen Serpentinen von der Landseite hinaufschlängelte. Doch es gab ein Problem: Der Feind, Männer aus dem hohen Norden, die gelegentlich die Küste Kaynanthyrs angriffen, waren diesmal nicht nur zahlenmäßig so stark wie nie, sie hatten auch schwere Katapulte mitgebracht und feuerten diese von den Schiffen ab. Vor Jahrzehnten von Jahren von dem Baumeister nicht bedacht, wurde dieser Umstand der Besatzung der Burg unweigerlich zum Verhängnis.
„Verflucht, wo sind die Männer für die Mauer!“, donnerte es erneut vom Burgfried. Hastig sprangen einige ermüdete Soldaten auf, und rannten zu der Treppe die zu den Schießscharten auf der drei Meter breiten Mauer führte. In diesem Moment verdunkelte eine dunkle Wolke die Sonne- ein Vorbote auf das bevorstehende Unwetter. Der Burghof wurde in Halblicht getaucht und die Pechfeuer für die Brandpfeile flackerten gespenstisch!
Erik, der Hauptmann, machte seinem Unmut freien lauf: „Oh Gott wie ich dieses Wetter hasse! An Den gottverdammtesten Stützpunkt haben sie mich geschickt, und dann auch noch die nervigen Barbaren! WO SIND DIE ARMBRUSTSCHÜTZEN?“
Seine Stimme erreichte jede Ecke des Hofes, was nicht nur daran lag, dass er brüllte, als sei er der Teufel persönlich, sondern auch, weil die gesamte Anlage nicht größer als 25 Meter in der Länge und 15 in der Breite war. Auch die meisten Gebäude waren nur eingeschossig, dafür waren die Keller ausgebaut, fast jedes Haus und jede Unterkunft gingen zwei oder drei Stockwerke in den Fels. Als Bollwerk gegen die Nordmänner konzipiert, war sie dementsprechend geplant worden, währe den Auftraggebern, reichen Händlern an der Küste, nicht das Geld ausgegangen. Nun stand an der Stelle eine drittklassige Burg mit einem Bergfried mit windschiefen, hölzernen Aufbauten. Trotzdem war sie noch nie eingenommen worden.
Ein aufgeregter Rekrut, kaum Zwanzig Sommer alt, stürmte die bereits morsche Treppe hinauf. „Sire, weitere Feinde wollen bei der „Bucht“ an Land gehen!“ „Gut, die Ballisten sollen die empfangen!“, erwiderte Erik. Mit „Bucht“ meinte der Bote eine kleine, 3000 Seelen fassende Stadt, die am Rande und geschützt durch den Burgfelsen von optimistischen Fischern und Kaufmännern bewohnt. Kein einziges Haus stand noch, doch durch ein natürliches Höhlensystem, welches man von innen durch schwere Stahltüren verschließen konnte, fanden fast alle Bewohner rechtzeitig Schutz. Ein weiterer Eingang war in der Burg, so konnte man auf die zu tausenden Tonnen gelagerten Lebensmitteln wie eingelegtem Fleisch, gedörrten Fisch und vielen Früchten zugreifen. Auch eine Süßwasserquelle und eine Schmiede waren in den Höhlen zu finden. Sehr viele Kaufleute hatten sich ein zweites, wenn auch kleineres Haus in dem Felsen errichten lassen und so ließ es sich ziemlich gut leben.
Fluchend rannte Erik die Treppen hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Nichts, aber auch gar nichts verlief nach seiner Taktik! Die Armbrustschützen hatte man ihm niedergeschossen wie Wild in einer eingezäunten Weide, und die Ballisten kurzerhand mit den monströsen Katapulten auf den Schiffen zu Kleinholz verarbeitet. Mitsamt der gesamten Geschützmannschaften. Ein, mit nassen Tierhäuten geschützter Rammbock näherte sich dem Holztor. Lange würden dessen Eisenverstrebungen nicht mehr halten, und die knapp 200 Verteidiger müssten sich dann gegen eine fünffache Übermacht stellen. Und dieser Gedanke gefiel Erik gar nicht. Zu allem Überdruss begann es noch dazu heftig zu schütten, und seine Laune rutschte in den Keller. Obwohl er, bald 50 Jahre alt, bereits in dutzetenden Scharmützeln mit Bauern gekämpft hatte und auch die Burg jedes Jahr mindestens einmal erfolgreich verteidigt hatte, war dieser Kampf etwas anderes. Doch vielleicht lag es auch nur daran, dass er seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen hatte. Seine grau-grünen Augen waren gerötet und unter ihnen waren stattliche, schwarze Augenringe. Sein schwarzes, kurz getragenes Haar hing in schmutzigen Strähnen in sein Gesicht. Wenigstens verdeckte der Schmutz die Ansätze für die ersten grauen Haare. Unten angekommen, eilte er schnurstracks zu der Waffenkammer. Vor der schweren Eichentür wurde er von keiner Wache aufgehalten, was ihn stutzig machte. Normalerweise war die Waffenkammer immer bewacht.
Im inneren herrschte das ganze Jahr über der Duft nach Öl und Grafit vor, welches man zum Schleifen verwendete. Als Erik eintrat schlug ihm dieser Geruch wie ein Brett auf die Nase. Vor dem Kasten mit seinem Namen blieb er stehen. Zu seiner Linken und Rechten waren noch etwa ein dutzend weitere Kästen in die Steinwand eingelassen, alle höher gestellten Soldaten des Königreiches, die an der Burg dienten, besaßen einen. Die Waffen der „einfachen“ Soldaten wurden in grob gezimmerten Gestellen aufbewahrt und einmal im Monat geschliffen.
Erik kramte in seiner Tasche nach dem Schlüssel für das rostige Schloss. Als er es öffnete, quietschte es laut. In dem Hohlraum dahinter hingen zwei dünne, dolchähnliche Schwerter, sein geliebtes Langschwer und ein, etwas länger als ein Unterarm langes, Kurzschwert. Auch ein Waffengurt und ein Bogen in einem gepolsterten Aal und ein Köcher mit einigen gefiederten Pfeilen waren zu finden. Erik verzichtete auf die beiden Langdolche, da er es immer schon hasste, mit zwei Waffen zu kämpfen- vielmehr bevorzugte er ein Langschwert, oder sofern möglich eine Axt zu führen. Doch Äxte waren bei den Soldaten des Königs Trekon dem IX nicht gern gesehen, da sie zu sehr an die Nordmänner erinnerten.
Zehn Minuten später stand er, eine Kettenhemd und einen Lederbrustpanzer mit dem Siegel der Burg, eines gelben Schiffes auf schwarzem Grund eingenäht, vor dem Tor und gab einigen Männern, mit angespitzten Holzbalken letzte Befehle. Der Rammbock hatte in der Zwischenzeit das Tor erreicht und nun hämmerte die kunstvoll verzierte Spitze gegen das Tor. Erste Eisenverstrebungen verbogen sich bereits. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Tor fallen würde. Auf dem Bergfried wurde die schwarz-gelbe Flagge gehisst, darunter eine rote mit einem weißen Kreuz, das Zeichen für höchste Not im Königreich Kaynanthyr. Jeder Waffen tragende Mann, der nicht zu Hilfe eilte, sobald er die Flagge sah, wurde mit dem Verlust eines Ohres und schlimmstenfalls mit dem Tod bestraft.
Am Burghof huschten Männer umher, und bereiteten sich auf den Kampf vor. Manche beteten kniend im aufgewühlten, schlammigen Platz vor dem Tor, andere schliffen ihre Waffen oder sammelten Pfeile für die im Dauereinsatz stehenden Bogenschützen ein, Verwundete wurden in das Lazarett, einem großen Steingebäude an der Mauer der Meerseite gebracht, Tote in die Krypta der kleinen Burgkirche aufgebahrt.
“Thom, Thom wo bist du?“, rief Erik seinen alten Kampfgefährten. Thom war der eigentliche Anwärter auf die Kommondatur der Burg gewesen, doch Erik hatte sie ihm durch die richtigen Beziehungen und diplomatischem Geschick weggeschnappt. Thom war Erik aber nicht böse.
Von der Statur war Thom nicht zu übersehen. Mit seinen knapp zwei Metern Höhe und stolzen ein Meter Breite war er der größte Hüne im Umkreis von unzähligen Kilometern. Er hatte ein kantiges Gesicht, und lebhafte graue Augen. Sein blondes Haar trug er meist zu einem Zopf zusammengebunden, am liebsten schwang er ein doppelhändig geführtes Schwert mit dutzenden Scharten. Es war mehr mit einer Keule denn mit einem Schwert zu vergleichen.
Erik fand Thom in der Waffenkammer bei etwas, was er nie von ihm erwartet hätte- er saß bei einem Schleifstein und versuchte sein Schwert zu schleifen. Als Erik Thoms Versuch erblickte prustete er, obgleich der misslichen Lage, laut los. Anstatt es gleichmäßig zu schärfen, hatte Thom den unteren Teil zu lange bearbeitet und so war die dünnste Stelle knapp über dem Griff. Der Rest war ein deformiertes Etwas ohne klare Form. Just in diesem Augenblick gellte ein Aufschrei des Entsetzens von dem Burghof zu den beiden. Sie stürmten zu der Lärmquelle. Mit wehendem, schwarzen Umhang erreichte Erik als erster das Tor. Seine Zuversicht rutschte ins Bodenlose. Der Rammbock ragte durch das Tor. Nun sah Erik die Feinde zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht. Sie hatten sich verändert. Waren sie früher darauf bedacht, nur leichte Rüstung zu tragen um sich zu bewegen, erblickte er jetzt Eisenbrustpanzer und nur mehr wenige Fellrüstungen. Was war nur mit den Nordmännern los?
“Kopf runter“, schrie Thom und riss Erik an den Schultern nach hinten in den Dreck. In genau diesem Moment jagte ein Bolzen durch das Loch und schlug krachend in ein Wasserfass ein. Erik rappelte sich auf. Der Rammbock setzte zurück, nur um dem Tor den letzten Rest zu geben. Er zog sein Schwert und griff nach einem, am Boden liegendem Holzrundschild.
“Ruhig Leute!“, donnerte seine aufgeregte Stimme über den Hof. Die gesamten Verteidiger waren nun hier versammelt, bis auf die Bogenschützen, die sich mit Unmengen von Pfeilen in den Bergfried zurückgezogen hatten, um on dort die Reihen der Gegner zu lichten.
„Ruhig Leute“, wiederholte er seinen Befehl. „Wir können gewinnen. Wir sind schon so kampferprobt, das wir auch das schaffen! Was sind schon ein paar Wilde aus dem Norden gegen die Helden des Königreiches Kaynanthyr? Nichts! Mit unseren Schwertern werden wir die Steile ihrer Äxte zerschlagen, und was sollen sie dann tun?“ Innerlich wusste Erik, das es schier Unmöglich war, zu gewinnen. Sie waren einfach zu viele. „Ich befehle euch, diese Schlacht zu gewinnen!“, brüllte Thom, der die Absicht Eriks erkannt hatte. Wenn sie schon alle sterben sollten, dann wenigstens, ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Und, das wusste Thom, es waren alle sehr, sehr gute Feilscher.

Kapitel 2:
Mit einem lauten Krachen zerbarst das Tor. Bolzen sirrten durch das Portal und verwandelten die meisten aus der ersten Reihe in ein blutiges Knäuel von zuckenden Gliedmaßen am Boden. Mit einem Schrei auf den Lippen sprang Thom mitten unter die Gegner. Erik hielt ihm den Rücken frei. Er führte sein Schwert elegant und schnell, doch seine Hiebe waren schon sehr kraftlos. Er war nicht mehr der Jüngste. Eine Axt knallte gegen das, hastig vor seinen Kopf gerissene, Schild. In einer fließenden Bewegung drosch Erik das Schild dem Feind zu seiner Linken gegen den ungeschützten Kopf und schlitzte gleichzeitig den Hals des Mannes mit der Axt auf. Im nächsten Augenblick erkannte er seinen Fehler. Seine Brust war nun ungeschützt. Durch den glücklichen Umstand, dass sein nächster Angreifer keine Spitze an seiner Axt hatte und ausholen musste, konnte er sein Schwert gerade noch zwischen Axt und Körper bringen. Doch ein Zweiter machte sich nichts aus Duellen und wollte Erik den Kopf mit einem doppelhändig geführten Hieb spalten. Sein Schwert und die Axt des einen Gegners verhedderten sich jedoch, und sein Schildarm musste die wütenden Schläge eines dritten abwehren. Mit einem Schrei der Verzweiflung schlug Erik dem Gegner mit der Axt den Ellbogen in den Bauch. Er keuchte auf und lies die Axt fallen. Für eine schöne Parade war es zu spät, daher drosch er dem Gegner der es auf seinen Kopf abgesehen hatte, den eisernen Knauf ins Gesicht und verwandelte es in eine blutige Masse. Der Mann heulte auf, und Erik rammte ihm das Schwert in den Bauch. Unter größten Kraftanstrengungen riss er es zur Seite und heraus. Mit herausquellenden Gedärmen und einem, nach Eriks Vermutungen, ungläubigen „Gesichtsausdruck“ brach er zusammen. Von dem dritten Gegner entledigte er sich mittels eines Hiebs in die Brust. Schnaufend und voller Blut zog sich Erik etwas zurück. Die Schlacht hatte sich derweilen mehr in den Burghof gewandt. Als er seinen Blick kurz üder die verbissen kämpfenden Männer schweifen lies, fiel ihm auf, dass noch mehr Verteidiger standen, als er erwartet hätte. Vom Burgfried wurden unentwegt Pfeile geschossen und es schien kein Ende in Sicht. Ein junger Rekrut erregte besonders Eriks Aufmerksamkeit. Er blutete aus einer unterarmlangen Wunde quer über die Brust, die Rippen waren größtenteils gebrochen und Erik konnte das Herz schlagen sehen. Trotzdem kämpfte der Rekrut verbissen, und erst als sein Mörder mit dem Schwert im Gesicht zu Boden sank, brach auch er zusammen. Und als Erik durch das Tor blickte, und daraufhin kurz nachzählte schöpfte er neue Hoffnung. Bereits jeder zweite Feind lag blutend am Boden, und es standen immer noch etwa 100 Verteidiger, die 40 Bogenschützen nicht miteingerechnet. Die Zeit die er für die Überlegungen gebraucht hatte, machte sich jedoch ein besonders mutiger Gegner zu nutze, sprang einige Schritte nach vorne und stieß mit seinem Schwert zu. Im letzten Augenblick riss Erik seine Klinge vor die Brust und das Schwert schabte funken sprühend die Schneide entlang und drang tief in Eriks linke Schulter ein. Etwas tiefer und es hätte sein Herz erwischt. Erik schrie vor Schmerz, als sich der Nordmann mit seinem vollen Gewicht auf den Knauf fallen ließ und das Schwert noch tiefer in Eriks Körper trieb. Mit blutroter Spitze trat es hinten wieder aus. Plötzlich zerplatze der Kopf des Feindes und ein wahrer Schauer von roten Blutstropfen übergoss Erik. Hinter dem zuckenden Körper stand Thom, mit seiner Waffe hoch erhoben. Einige hässliche Schnitte zogen sich quer über seine Brust, doch keiner war tödlich. „Verflucht gewieft sind die nicht!“, meinte er mit einem verächtlichen Blick auf den kopflosen Körper im aufgewühlten Dreck. Danach drehte er sich um und verschwand im Getümmel.
Der Kampf wurde nun noch verbissener als vorher. Die Nordmänner wurden langsam nervös, da es bereits mehr als jeden zweiten von ihnen erwischt hatte. Ihre Angriffe wurden noch brutaler, doch die Verteidiger wichen keinen Schritt zurück. Um jeden Meter wurde verbissen gekämpft.
Erik stach mit seinem Kurzschwert auf alles was feindlich gesinnt war. In einem Regen aus Stückchen und Blutspritzern trieb er die Waffe beidhändig geführt durch die Seite eines Angreifers. Die Spitze schabte an einem Knochen entlang und der Mann brüllte und verdrehte die Augen vor Schmerz. Eriks Schulterwunde pochte. Er hatte sie behelfsmäßig mit einem Stück dreckigem Leinen verbunden, es jedoch bald wieder entfernt, da das Blut ungehindert durchsickerte und er von den Gefahren einer Infektion wusste. Würde die Wunde eitern zu beginnen, währen seine Überlebenschancen deutlich höher, wenn er ohne Verband kämpfen würde. Er konnte sein Glück sowieso nicht fassen. Die Klinge hatte keinen nennenswerten Schaden angerichtet. Sehnen und Knorpel waren intakt, daher konnte er, wenn auch unter großen Schmerzen, die Schulter einigermaßen bewegen.
Er wich einem vorschnellenden Arm mit einem Dolch aus und schlug ihn ab. Es knirschte dumpf, als seine Waffe die Knochen auf Höhe des Ellbogens durchdrang.
Die Nordmänner wurden fast bis zum Tor zurückgedrängt. Erik war verdreckt, nass, müde und der Schmerz in seiner Schulter wurde von einem schrecklich stechenden in einen noch unangenehmeren pochenden. Doch ihn packte, wie viele andere auch, neue Zuversicht. Neue Kraft durchflutete seinen Körper. Voller neuer Kampfeslust sprang er mitten unter eine Gruppe Feinde. Er drehte sich einmal im Kreis und schon lagen zwei Männer tot zu seinen Füßen. Die Anderen nahmen Reißaus vor ihm. Innerhalb kurzer Zeit zerbrach der Kampfgeist der Gegner vollständig. Sie verwandelten sich in einen Haufen fliehender Männer und viele von ihnen wurden auf der Flucht erschlagen. Ein Dutzend unverletzter Verteidiger preschten ihnen nach kurzer Rast auf Pferden nach und entfernten sich rasend schnell.
Erik saß auf einem umgekippten Holzfass und starrte vor sich hin. Einer der Mönche und gleichzeitig Krankenpfleger im Lazarett hatte ihm einen sauberen Verband angelegt. Doch als er in sein Gesicht blickte, sah Erik Sorgen darin. Galten sie ihm? Noch hatten die Soldaten nicht begonnen die Toten wegzuschaffen. Man kümmerte sich nur um die verletzten Verteidiger, Angreifer, die sich vor Schmerz wanden wurde keine Beachtung geschenkt. Auch wusste er noch nicht, wer von seinen Freunden sein Leben auf dem dreckigen Schlammtümpel, der einst eine Wiese gewesen war, gelassen hatte und nun nur mehr als blutiges, aufgedunsenes Etwas im Regen lag, da die Toten beider Seite achtlos beiseite geschoben wurden, um Verletzte zu „bergen“.
Aus der Vorratskammer der Burg organisierte er sich eine Flasche Schnaps. Der Alkohol gab ihm etwas Energie und lies das Schwächegefühl, das sich in seinem Körper breitmachte, erträglicher wirken. Viele Frauen und Kinder waren aus den Höhlen herausgekommen und halfen nun bei der Pflege der Soldaten. Auch Erik gesellte sich in ein eilig aufgestelltes Krankenzelt, da das Lazarett und die Häuser in der Burg alle belegt waren.
Der Rekrut bäumte sich auf, als der Feldscher den Armstumpf mit heißem Pech ausbrannte. Der Geruch des brennenden Fleisches erzeugte bei Erik immer noch einen Brechreiz, obwohl er schon seit Jahren mithalf. Auf einem anderen Tisch, über dem eine alte Öllampe baumelte, mühten sich einige Mönche ab, einen Bolzen aus dem Brustkorb zu ziehen. Der Mann schrie sich die Seele aus dem Leib, erst als seine Stimme zu einem unsäglichen Jammern wurde, steckte man ihm den Holzgriff eines Jagdmessers in den Mund. Die Zähne bohrten sich tief in die Schnitzereien.
Während einer kurzen Pause stellte sich Erik vor das Zelt und stellte erstaunt fest, dass es zu Regnen aufgehört hatte. Der Mond konnte sich teilweise gegen die Wolken behaupten und so tauchte er den Burghof in weißes Licht. Erik suchte auf dem Schlachtfeld nach bekannten Gesichtern, doch bald schon machte er kehrt. Viele verwundete Nordmänner lagen noch immer Röchelnd herum und zwei Mal versuchten die Feinde, ihn beim Knöchel zu packen.
Erst als die Sonne bereits zu sehen war, gönnte er sich Schlaf. Lange dauerte dieser jedoch nicht, da er am frühen Vormittag von einem jungen Boten geweckt wurde. Erst jetzt fiel Erika auf, dass er immer noch den mit Blut und Dreck verunreinigten Lederpanzer trug. Auch sein schwarzer Umhang war mit roten Punkten besprenkelt und der Saum war vor hartem Schlamm ganz steif.
Der Bote führte ihn von seinem Haus schnurstracks zu dem Tor, wo nun bedeutend weniger Feinde lagen. Erik bemerkte etwa drei Kilometer vor der Küste ein brennendes Boot der Nordmänner, welches noch in der Nacht in der Bucht vertäut gewesen war. Im selben Moment kamen drei Dutzend Soldaten mit großen Heuwagen durch das Tor. Der Aufenthalt der Erschlagenen war geklärt.
Vor dem Tor saßen neun, völlig verschwitzte, Männer gerade von ihren Pferden ab. Drei Sättel waren leer. Ihr Anführer, ein bulliger Kämpfer, der Erik schon öfter aufgefallen war, hielt einen blutigen Sack in der linken und den abgeschlagenen Kopf eines Nordmannes in der rechten. „Das ist Bulywulf der Starke, Clanoberhaupt der Gründrachen und Anführer der Nordmänner die uns attackierten. Wir erschlugen ihn und seine gesamte Leibgarde in einem Wäldchen etwa zwanzig Kilometer westlich von hier.“, verlautete er und leerte den Sack auf den immer noch feuchten Boden. Zwanzig weitere Köpfe rollten heraus. „Wie kann es sein, das Zwölf zwanzig Nordmänner, noch dazu die Leibgarde eines Clanoberhauptes, erschlagen können?“, meinte Erik mit fragender Stimme, „Nicht, das es mir was ausmachen würde, aber ihr müsst mir das erklären! Außerdem habt ihr ohne Befehl gehandelt, wären die Umstände anders könnte ich euch hinrichten lassen!“ Der Soldat erwiderte: „Erstens waren wir beritten und jeder von uns tötete beim ersten Schlag einen von ihnen und zweitens waren sie müde und völlig orientierungslos. Sie wussten nicht, wie man in einem Laubwald kämpft!“. Er lachte laut auf.
Zwei Stunden später stand Erik vor dem nun völlig leichenfreien Torplatz und befehligte den Einbau eines notdürftig zusammen gezimmerten Tores. Er hatte seine Kleidung gewechselt und während eines heißen Bades kehrten seine Lebensgeister zurück. Bis auf den pochenden Schmerz in seiner Schulter und den stechenden Muskeln erinnerten ihn körperlich an die vergangene Schlacht.
Eine Kolonne von Holzfällern mit vollen Wägen marschierte durch das Burgtor. Erik war ziemlich überrascht, da das nächste Dorf sieben, die nächste Stadt über zwanzig Kilometer entfernt waren. Doch er war froh und einige mitgekommene Handwerker machten sich sofort daran, Schäden an den Mauern mit Holzbrettern zu stützen, bis die ersten Lieferungen aus den Steinbrüchen eintreffen würden. Die in der Bucht sanft auf den Wellen schaukelten Schiffe verwendete man als zusätzliche Holzquelle, da bald das mitgebrachte zur Neige ging.
Schon zwei Tage später standen die ersten Häuser im Fischerdorf wieder und nach weiteren drei Tagen erreichten fünfzig, eilends vom Grafen der Provinz entsendete Soldaten Eriks Burg.

Kapitel 3:
Lorik streifte durch den Wald. Er hatte das Wildschwein verloren. Wütend hängte er sich den Bogen wieder um die Schulter. Seine blonden, bis zu den Schultern reichenden Haare waren voller Spinweben und die braune Lederrüstung voller Dreck. Wenigstens sein grüner Umhang war nicht dreckig. Aus seiner Ledertasche, die an seiner linken Seite, gehalten durch einen Gurt schräg über die Brust, nahm er einen Apfel und biss herzig hinein. Die Bäume im Wald ließen bereits ihre Blätter fallen. Brauntöne herrschten vor. Seit Tagen war er unterwegs, um genügend Fleisch heimzubringen. Doch den Rucksack für das Fleisch hatte er noch nicht gefüllt. Er war wütend. Die Hälfte seiner Pfeile steckte irgendwo im Dreck, wo er sie nicht wieder holen konnte. Seine linke Hand hatte er sich beim Sturz über eine Wurzel verstaucht und nun war ihm das Wildschwein, das er jagte, entwischt. Er wollte schon kehrtmachen, da hörte er ein Geräusch. Ein Zweig brach knackend. „Das ist jetzt aber nicht wahr! Der Wald ist größer als die Südprovinz und gerade mir muss ein anderer Jäger begegnen!“, fluchte der Fünfzehnjährige. Plötzlich das Sirren einer Bogensehne. Lorik schätzte dass es sich um einen Langbogen tirnaeischer Bauart handelte. Der westliche Nachbar Kaynanthyrs war bekannt, für seine Elitebogenschützen, die viele Schlachten entschieden hatten.
Der Langbogen selbst bestand aus einem besondern Holz, das nur in wenigen Teilen Tirnaes wuchs. Daher waren die Bogenmacher reiche Männer. Der Besitzer eines solchen Bogens musste mindestens ein Kaufmann mit kontinentalem Rang sein, ein normaler Bürger konnte sich so einen Bogen niemals leisten.
Etwas Schwarzes jagte heran und schlug krachend in eine junge Tirunbirke ein. Die spitze schaute aus dem Armdicken Baum auf der anderen Seite wieder heraus! Schon schnellte der nächste Pfeil heran. Mit einem derben Fluch sprang er in Deckung und landete mit dem Gesicht in einer schlammigen Pfütze. Ein drittes Mal wurde der Langbogen abgefeuert und das Geschoss zog Lorik einen Scheitel. Lorik sprang auf und riss seinen Bogen vom Rücken. In einer fließenden Bewegung schnappte er sich einen Pfeil aus de Köcher und legte ihn an die Sehne. Danach zielte er- aber worauf? Er hatte den Angreifer die ganze Zeit nicht zu Gesicht bekommen. Also schoss er in die Richtung, wo er seinen „Feind“ vermutete. „Mal sehen, was besser ist! Ausländisches Zeug oder gute draenische Eiche?“
Der ungefiederte, angespitze Pfeil Loriks knallte in einen Baum. Im selben Moment wurde der Angriff erwidert und ein weiterer, schwarz gefiederter Pfeil bohrte isch unweit von Loriks Füßen in den Dreck.
„Stoppen sie den Beschuss, wir können über alles reden!“, brüllte er verzweifelt, ein weiteres Geschoss prallte von einem Stein ab und blieb in der Lederrüstung stecken. Der Aufprall raubte Lorik den Atem. Währe die Sehne einen Hauch fester gespannt worden, würde er jetzt unter furchtbaren Schmerzen und einem Loch im Magen sterben. Er brach den Pfeil ab und befestigte seinen Eichenbogen mit einem Ruck wieder am Rücken. Dann zog er sein rostiges Kurzschwert blank und rannte los. Auch der Gegner begann zu laufen. Er schein kein Waldläufer zu sein, da er sehr viel Lärm machte. Lorik glaubte, für kurze Zeit einen schwarzen Schatten gesehen zu haben, der rannte.
Die Jagt durch den Wald dauerte nun schon eine Stunde. Loriks Gegner war einige Male über Wurzeln und einmal in ein Bachbett gestolpert und hatte so sehr viel Vorsprung eingebüßt. Lorik war ihm knapp auf den Fersen. „Etwa sieben Meter, zu weit für einen Sprung!“, dachte sich Lorik. Seine Oberschenkelmuskeln begannen langsam zu rebellieren. Seine Kondition lies nach. Keuchend versuchte er das Tempo zu steigern. Fünf Meter. Seine Muskeln schmerzten immer mehr. Die Tirunbirken zogen an ihnen vorbei. Er steigerte abermals das Tempo. Seine Füße fühlten sich an als ob sie brennen würden. Der Angreifer strauchelte. Drei Meter. Lorik sprang mit erhobenem Kurzschwert. In diesem Moment schnellte sein Gegner zur Seite und riss ein Schwert aus der Scheide. Lorik knallte mit dem Kopf in die Erde und sah für einen kurzen Moment die Sterne tanzen. Ein Sirren verriet ihm den Schlag des Gegners. Lorik rollte sich auf dem laubbedeckten Boden nach rechts. Neben ihm spritzen Dreck und Blätter in die Höhe. Wer immer das auch war, er meinte es ernst.
Lorik stand auf. Ihm gegenüber stand der Angreifer. Er trug ein rostiges Kettenhemd und einen Nasenhelm. Auch hatte er ein Schild, auf dem ein, Lorik unbekanntes, Wappen geätzt war.
„Hören sie, bitte tun sie mir nichts! Ich weiß nicht wer…“, flehte Lorik. Der Gegner holte erneut aus. Er duckte sich unter dem Schlag und rammte ihm das Kurzschwert in das linke Knie. Sein Feind knickte mit einem Schmerzensschrei ein. Seine braune Leinenhose färbte sich rot. Lorik trat ihm das Schwert aus der Hand und setzte ihm das Kurzschwert an die Kehle. „Ich frage sie noch einmal: Was wollen sie von mir?“ Er schluckte und keuchte: „Du hattest einfach Pech! Und jetzt, stich zu!“ Lorik rang mit seinem Gewissen. Konnte er diesen Mann erstechen? „Tu es endlich du…“, weiter kam er nicht, da ihm Lorik die Faust an die Schläfe schlug. Er würde gut schlafen.
Nach ein paar Minuten, in denen Lorik seine schmerzenden Muskeln massierte, durchsuchte er den Bewusstlosen. In einem Rucksack fand er ein wasserdicht verpacktes Paket. Er kappte die Hanfschnüre, die es zusammenhielten und entfernte das Ölpapier. Zum Vorschein kam eine Karte des Kontinents Imunidus. Sie war sehr genau und auf hochwertigem Papier gezeichnet. Der Besitzer dieser Karte war sehr reich, da nur das Inselkönigreich Faurinos, südlich der Küste von Kaynanthyr, die Erlaubnis aller Königreiche hatte. In einem zweiten Paket war eine Karte von Kaynanthyr, die auch sehr wertvoll aussah. In der linken, unteren Ecke war groß das Siegel von den Kartografen am Hof von Trekon dem IX! Er steckte die beiden Karten in seinen Rucksack. Danach kramte er weiter. Neben einigen hundert Gulden fand er eine Zunderbüchse und ein fein gearbeitetes Jagdmesser. Als er versuchte, den Langbogen vom Rücken abzunehmen, zerriss er den Umhang und erblickte auf dem Nacken des Mannes einen eingebrannten Galgen. Wer immer auch vor ihm lag, er war ein zum Tode durch den Strang verurteilter, der sobald er gefasst wurde, umgehend aufgeknüpft werden müsse. Doch Lorik wollte ihn nicht umbringen. Er raubte ihn nur aus.
Eine knappe halbe Stunde machte er sich wieder auf den Weg. Er war nun stolzer Besitzer eines tirnaeischen Bogens und eines halbwegs gut gearbeiteten Schwert. Am späten Abend erreichte er sein Zelt, dass er unter einer großen Eiche aufgebaut hatte. In einer Grube, über die ein, mit Öl eingeriebenes Stofftuch spannte, lagerte er Salz und das eingepökelte Fleisch.
Nachdem er ein eilig gefangenes Kaninchen gehäutet und über ein kleines Lagefeuer gesteckt hatte, begutachtete er den teuren Bogen. Er war hellbraun und hatte eine Schutzschicht aus Harz über dem seltenen Holz. Die Sehne bestand aus einem schwarzen, rauen Material das Lorik von irgendwoher kannte, jedoch nicht wusste, woher. Die Mitte war mit Stroh und Stoff umwickelt um bei längerem benutzen keine Blasen zu bekommen. Er nahm einen der Pfeile, die er von dem Mann mitgenommen hatte, und legte ihn an. Der Bogen war unglaublich schwer zu spannen, Lorik schätze das Zuggewicht auf über 200 Kilogramm! Es würde noch lange Dauern bis er ihn total spannen konnte.
Er legte ihn wieder weg und verspeiste das Kaninchen. Es schmeckte grauenvoll. Bevor er sich schlafen legte, blickte er noch einmal hinauf in den Nachthimmel. „Oh nein, bitte nicht!“, stöhnte er. Die beiden Monde Erunk und Zerzu lagen hintereinander und nur der größere, Erunk, war sichtbar. Dies geschah etwa drei Mal pro Jahr und keiner konnte sich erklären warum. Das Problem war, dass in den Nächten, wo dieses Phänomen stattfand, die Tiere, und vor allem die Wölfe sich sehr aggressiv verhielten. Lorik entschied, die Lederrüstung anzubehalten, auch wenn es unbequem werden würde. Er verdeckte das Fleisch mit einer zweiten Decke und streute Erde und Laub darauf. Danach dämpfte er das Feuer aus und zog sich in sein Zelt zurück. Er band den Eingang zu und legte sich auf die welche eigentlich nichts anderes als ein, mit Laub gefüllter, Jutesack war. Bevor er einschlief berührte er noch einmal seinen Glücksbringer, Eine runde Eisenmünze mit seinem Namen darauf, welche er an einer schwarzen Lederschnur um den Hals gehenkt hatte. Seinen Eichenbogen hängte er in eine der Holzverstrebungen über ihm, einen Pfeil steckte er dazu. Sein Kurzschwert zog er halb aus der Scheide und legte es auf seinen Bauch. Den neuen Waffen, die er erbeutet hatte, traute er noch nicht genug, außerdem würden die langen Waffen ihn im Zelt behindern.

Kapitel 4:
Lorik schreckte hoch. Schatten streiften die Zeltwände entlang. Von draußen hörte er schmatzende Geräusche. „Mein Fleisch bekommt ihr nicht!“, fluchte er, schnappte sich den Bogen, legte den Pfeil an die Sehne und schoss durch die Zeltwand. Was er auch immer erwischte, es brüllte auf und stürmte auf das Zelt zu. Lorik schnappte sich das Kurzschwert und wartete. Mit einem Reißen brach es durch die Zeltplane. Lorik rammte das Kurzschwert in das riesige Maul. Blut spritzte. „Bei den Göttern, was ist das?“, schrie Lorik überrascht. Das Wesen, welches er erstochen hatte, war etwa so lange wie zwei erwachsene Menschen und auch so breit. „Einfach weg von hier!“, dachte er sich, warf sich den Umhang um die Schultern und schnappte sich Bogen und Köcher. Dann rannte er.
Etwa drei Kilometer nördlich machte er Rast. Als sich die Sonne erhob, suchte er den Weg zurück und fand sein Lager völlig verwüstet vor. Das Wesen, welches er erlegt hatte, lag noch immer in den Überresten des völlig zerfetzten Zeltes. Er schaute sich den großen Kadaver an. Was immer das war, es war gefährlich. Er zog das Buch „Über den Wald und seine Tiere“ aus dem Rucksack und sah sich die Illustrationen zu den Tieren an. Er fand das, was in seinem Zelt lag, nicht. Er beschloss, die Zähne auszuschlagen und es zu Häuten. Mit dem Knauf des Kurzschwertes drosch er einige Male in das blutverschmierte Maul, doch nichts lockerte sich. Nach einem besonderen Schlag hatte der Knauf eine Kerbe! Also schnitt er in das Kiefer und beseitigte dieses Problem an der „Wurzel“. Danach versuchte er das Tier zu häuten und ging wie bei einem Gringschwein, einem Art Wildschwein, nur etwa doppelt so groß, vor. Eine Stunde später hielt er das graue, struppige Fell in Händen. Es war arg zerschnitten. Das Zelt überlies er der Natur, der kümmerliche Rest, der von seiner Jagdbeute in der Grube übrig war, stopfte er in seinen Rucksack, ebenso wie das Fell. Da schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.
Mit dem Jagdmesser des Bewusstlosen schnitt er ein Stück Fleisch aus dem Wesen und briet es. Er schluckte es hinunter, und es schmeckte nicht einmal so widerlich. Im Notfall würde es reichen. Er zerteilte das Tier und packte die großen, dunkelrotfarbenen Stücke vom Bauch und der Brust ein. Dann begann er, nach Süden zu marschieren.

Erik blickte beunruhigt auf das hügelige Land, das sich westlich der Burg ausstreckte. Weil er die letzten Tage immer beschäftigt war, fiel ihm die Abwesenheit Thoms erst spät auf. Er entsendete täglich Späher und lies alle Gefallenen unter größten Protesten der beiden Mönche wieder ausgraben, nur um sicherzugehen, dass Thom nirgends übersehen wurde. Als das letzte frische Grab wieder zugeschaufelt wurde, war er noch beunruhigter. Thom war auch nicht unter den Toten. Alle antworteten auf seine Fragen, dass sie den Hünen zuletzt sahen, als er sich kurz vor der Flucht der letzten Feinde mitten unter sie geworfen hatte. Und alle Männer, die die Nordmännerleichen auf das Schiff gebracht hatten, beteuerten felsenfest, dass er sicher nicht dabei gewesen war.
„Oh nein, wieso sind die so schnell da?“, seufzte Erik, als er das Grün-schwarze Banner am Horizont sah. Die königlichen Beamten waren normalerweise nicht so schnell. Sie würden ihn wieder einmal genauestens nach dem Ablauf der Schlacht fragen, ob die Gegner sich ergeben wollten, wie viele Tote es zu beklagen gab und so weiter. Kurzum, er hasste es.
Zwei Stunden später saß er auf einem Sessel im Audienzsaal, wobei Saal klar übertrieben war, da recht viel mehr als acht Sesseln und ein Tisch nicht hineinpassten. Er trug seine „Prunkrüstung“, eine Rüstung, wie er sie während des Kampfes getragen hatte, nur dass sie voller Abzeichen war. Die beiden Holztüren wurden aufgestoßen und herein rauschte ein ziemlich ernst blickender königliche Beamte und seine vier Leibwächter.
„Ich bin Siegfund, Baron von Monitan, königlicher Berichterstatter von Schlachten und Kämpfen in der königlichen Provinz Draen, regiert durch Themtor, Graf von Draen!“ Der Beamte machte sich keinen Hehl daraus, dass er höher gestellt war, als Erik. „Ich weiß, wer ihr seid, Siegfund!“, erwiderte Erik kühl. „Mir kamen Gerüchte zu Ohren, dass hier schon wieder ein Gemetzel gegen die Nordmänner stattgefunden hat!“ „Ja, das stimmt!“ Siegfund, der Erik verabscheute, da die Burg Nodlande die nördlichste war und die Straße durch dichte Wälder führte. Seine weiße Lederrüstung, die ihn als Beamten kennzeichnete, sah ziemlich mitgenommen aus. Sein Umhang war voller Schlamm, und wenn Erik sich nicht täuschte, waren die normalen Lederrüstungen seiner Begleiter leicht mit roten Spritzern besprenkelt. Als er ihn darauf ansprach fuhr Siegfund Erik an: „Ja, wir sehen mitgenommen aus, verflucht noch mal! Wie ihr wisst, war vorgestern wieder Einmond, und irgendwelche gringschweinartigen Viecher haben uns angegriffen!“ „Nein, sagen sie bloß, sie waren so blöd, während Einmond durch den Wald zu reiten?“ „Wie können sie es wagen? Man sollte sie wegsperren!“ „Haben sie je einen Menschen erschlagen? Wissen sie wie die Augen der Sterbenden aussehen? Wie sich ein Todesschrei anhört? Wie Männer sich gegenseitig anspornen? Wie der Tod auf jeden anders wirkt? Wissen sie eines der genannten Dinge? NEIN, das tun sie nicht“, donnerte er. Er war aufgesprungen, sein Kopf war hochrot. Er war kurz davor, den Prunksäbel aus der Scheide zu reißen und ihn den Beamten in den Hals zu jagen. Die vier Leibwachen hatten die Hände auf die Griffe ihrer Waffen gelegt. Siegfund versuchte, ihn zu beruhigen. Als die Wut aus Erik gewichen war, fuhr der Beamte fort: „Auf Wunsch des Oberen des Ordens Levingards, die alle Götter verehren, werdet ihr gebeten, die Burg zu räumen, da die Götter es nicht gutheißen, wenn so viele Menschen sterben.“ „Der Wunsch von irgendwelchem Oberen, weil es die Götter nicht wollen, ist mir ******egal!“ „Verwendet keine solchen…barbarischen Wörter in meiner Gegenwart. Erklärt euch!“ „Kein Gott, kein einziger, nicht einmal Ûktan hat mir je in einer Schlacht geholfen. Kein einziger. Nur wegen der Götter werde ich nichts tun! Ich horche nur auf den König und seine Generäle!“ „Gut, ferner wurde ich von Trekon dem IX gebeten, euch darüber zu unterrichten, dass er gedenkt, noch in diesem Monat einen Diplomaten ins Königreich der Nordclans zu senden, und sie um einen Waffenstillstand zu bitten.“
Völlig entgeistert starrte Erik Siegfund an. Sein Leben lang hatte er gegen die Nordmänner gekämpft. Früher als Führer eines Überfallkommandos auf die Stützpunkte der Barbaren, später als Kommandant verschiedener Burgen entlang der Küste. „Damit verliert das Leben vieler Veteranen ihren Sinn!“, entfuhr es ihm. „Ich weiß, aber es gibt immer noch Isilma!“, antwortete Siegfund. „Ich soll mich also mit irgendwelchen Zurückgebliebenen um ein paar Dörfer an der Grenze schlagen? Nein Danke! Es darf keinen Frieden geben! Sie würden sich nur besser organisieren und dann zu Zehntausenden übersetzten. Eine große Invasion wäre zu erwarten. Und ich glaube nicht, dass die paar Soldaten Kaynanthyrs eine Chance hätten!“ „Wenn der König einen Berater brauchen würde, hätte er es mich wissen lassen! Nun aber zu wichtigeren Dingen. Die Schlacht…“ Erik war es egal, was der aufgeblasene Typ schwafelte. Er überlegte fieberhaft, wie er einen Waffenstillstand verhindern konnte.

Kapitel 5:
Langsam kroch die Kälte ins Land. Jeden Tag wurde es kälter. Immer wieder wurden schwarze, regenreiche Wolken von dem Meer angeweht und ließen nur sehr wenig wärmendes Licht durch. Auf Nodlande begann geschäftiges Treiben. Die Menschen ernteten ihre Felder und begannen, Nahrungsmittel für den Winter einzulagern. Täglich legten bauchige, tief im Wasser liegende Handelsschiffe aus dem Süden an und die Händler priesen ihre Fässer voller Lampenöl, Wolldecken und Pökelfleisch an. Jeder wollte den letzten Rest der Ladung hier löschen, da es der nördlichste Hafen Kaynanthyrs war. Weiter im Norden waren nur noch Wälder, wenige Dörfer und ein kleines Fort ohne kriegerische Bedeutung. Die großen, hölzernen Kornspeicher füllten sich langsam, aber stetig. Bis zum Wintereinbruch würden sie zum Bersten voll sein. Platzregen machten die Straßen unpassierbar.
Einen Tag vor der Abreise des königlichen Beamten wurden alle Großbauern der Gegend eingeladen. Etwa vierhundert Leute versammelten sich in dem prunkvoll herausgeputzten Speisesaal. Erik saß am Kopf der enormen, aus verschiedenen Tischen zusammengestückelten, Tafel. Neben ihm nahmen Siegfund und die Offiziere von Nodlande Platz. Danach fand man die Großbauern, je näher sie Erik saßen, umso wichtiger waren sie. Stimmengewirr durchflutete die Halle unter dem Bergfried und den Nebengebäuden. In einem Kamin brannte ein helles Feuer und zwei bronzene Kronleuchter spendeten Licht. Der Raum war so hoch wie zwei Geschosse und daher lag er auch unter der Erde. Zwei Fenster nahe der Decke ließen zusätzliches Licht herein. Bedächtig stand Erik von seinem Prunksessel auf. Dieses Bankett verschlang etwa 30 Prozent der finanziellen Mittel, die der Burg zur Verfügung standen. Überall hingen Wandteppiche, um den nackten Granit aus dem die Mauern größtenteils gebaut waren, zu verdecken. Sieben Schweine und dutzende Hühner waren für dieses Fest geschlachtet worden und brieten nun in der Küche.
„Geehrte Gäste! Ich danke euch, dass ihr so zahlreich erschienen seid! Es freut mich, dass wir wieder so ein erfolgreiches Jahr hinter uns haben!“, begann Erik seine Rede. Sofort wurde es still, nur die Tropfen, die die Erde fielen, waren zu hören. Dann fuhr Erik fort. Er erzählte über die Angriffe der Barbaren, über die Ernte und über die Geschäfte der Burg. Nachdem er geendet hatte, erntete er tosenden Beifall der nicht mehr abklingen wollte. Er bewegte seine Hand zu einem knappen Zeichen und einige Bedienstete aus der Küche trugen die Speisen und Wein heraus. Die Tische bogen sich förmlich unter der Last die sie zu tragen hatten. „Wahnsinn, ein kernaischer Spätreifer, Jahrgang 1043! Der muss ein Vermögen kosten!“, wurde Erik von einem Großbauern über den Wein gelobt. In der Tat liebte Erik den Wein und so mancher guter Tropfen schlummerte, sicher verschlossen mit speziellen Korken, die ein Verderben des Weines unmöglich machten, in seinem privaten Weinkeller, der mehrere Hundert Flaschen umfasste. Der Teuerste stammte aus dem Jahr 911 und sein Urgroßvater hatte ihn aus dem, damals noch über Weintraubenplantagen verfügendem, Inselkönigreich Farunios importieren lassen.
Während des Festmahls unterhielt sich Erik mit verschiedenen Großbauern. Sie befürchteten im nächsten Jahr einen schweren Ernteausfall, da sie ein zwielichter Wahrsager davor gewarnt hatte. Erik versuchte sie zu beschwichtigen, und versprach, extra viel Düngemittel vom Grafen anzufordern. Auch einige Menschen wollten ihre Streitigkeiten vor ihm vortragen, was er aber nicht genehmigte, da in einigen Wochen sowieso der jährliche Gerichtstag stattfinden würde.
Die ersten Gäste verabschiedeten sich von Erik. Sie wirkten glücklich und ihre Bäuche wölbten sich stark unter den dicken Fellmänteln. Auf dem Hof herrschte klirrende Kälte. Als Erik kurz frische Luft schnappen ging, bildete sein Atem kleine Wölkchen. Auch die wachhabenden Soldaten fröstelte, und dass obwohl sie einen Mantel aus dickem Bärenfell über der vollständig angelegten Rüstung trugen.
„Bei meiner letzten Jagt erlegte ich einen Wolf, der war so groß wie drei Menschen! Sein Fell war grauer als ein tag im Nebel und seine Zähne messerscharfe Dolche!“, protzte ein Großbauer, „Ich stürzte mich auf ihn…“ „Jah, weil ihr nicht reiten könnt und aus dem Sattel flogt!“, unterbrach ihn ein anderer und erntete grölendes Gelächter. Der Alkohol hatte seine Wirkung entfaltet und nicht wenige lagen unter den Bänken oder lümmelten mit hochrotem Kopf und lallender Stimme auf den Tischen herum. Nur mehr ein „eiserner“ Rest befand sich noch in der Halle, und nur etwa die Hälfte der etwa 30 Menschen konnte noch sprechen. Erik, der einzige, der noch halbwegs bei Gesinnung war, lachte mit. Doch insgeheim ekelten ihn diese Leute, die nur tranken, um betrunken zu werden an. Würde es nicht gegen die Etikette verstoßen, so hätte er sie schon längst hinauswerfen lassen. Ein besonders anstößiger Witz wurde erzählt, die Männer schüttelten sich vor lachen: „Ein Gringschwein mit ‚nem Baum und ‚nem Tintenfisch! Das hätt’ ich gern mal gesehen!“ Es folgte ein weiterer Lachanfall. „Lirbor, ihr habt zuviel getrunken! Soll ich euch zur Tür geleiten?“, bot Erik dem Großbauern mit blutroter Nase an. Plötzlich wurden die schweren Eichentüren aufgestoßen. Ein kalter Wind durchwehte den Raum. Eine völlig verdreckte Gestalt stolperte herein, an der Stelle, wo sich der linke Arm befinden sollte, hielt sie sich einen blutverschmierten Lappen hin. Das Gesicht des Mannes, eines Bauern, wie Erik schätzte, war schmerzverzerrt. Ein wachhabender Soldat erschien nun ebenfalls im Türrahmen. Der Bauer brach zusammen. Mit schwacher Stimme röchelte er: „Sie kommen…angegriffen…alle tot…schnell…Alsta“ er verdrehte die Augen bis nur mehr das Weiße zu sehen war. In einem jähen Schmerzanfall bäumte er sich auf, dann knallte sein Körper auf den kalten Steinboden. Als Erik den Namen des Dorfes hörte, war er hellwach. „Kalian, lassen sie vierzig Soldaten wecken und aufsitzen, zehn Minuten! Meine Herren, sie werden gebeten, den Raum zu verlassen, heim zu ihren Häusern zu gehen und diese zu verbarrikadieren! Sobald er letzte Gast Nodlande verlassen hat, Tor verriegeln! Siegfund, sie und ihre Männer kommen mit!“, schrie Erik Befehle durch den Raum. Der disziplinierte Offizier rannte aus dem Raum. Seine Stimmte gellte über den Hof: „Vierzig Mann aufsitzen! Erste Gruppe, zweites Gruppe, dritte Gruppe und eine Bogenschützengruppe! Zehn Minuten! Vierte bis sechste Gruppe Wachmannschaften verstärken!“
Erik eilte über den Hof, auf dem plötzlich geschäftiges Treiben herrschte. Er ging zur Hand, wo er gebraucht wurde. Es musste alles so schnell wie möglich gehen. Alsta war ein Dorf, etwa drei Stunden auf dem Pferd im Süden gelegen. Durch die matschigen Starßen rechnete Erik nicht damit, die kleine Siedlung nahe eines Granitsteinbruches, etwa einen Kilometer landeinwärts, vor Sonnenaufgang zu erreichen. Neben Nodlande war es die einzige Siedlung die einen geschützten Hafen besaß und durch die schwache Verteidigung perfekt für Seeinvasionen.
Siebenundvierzig Reiter jagten in einem Höllentempo querfeldein über teilweise noch nicht brachliegende Felder und Wiesen. Die Pferde hatten weißen Schaum vor den Mäulern, doch hielten sie tapfer ihr Tempo. Erik, an der Spitze der Gruppe, trieb sie immer zu noch höheren Geschwindigkeiten an. Sein Schwert schlug bei jedem Schritt seines Pferdes schmerzhaft an seinen linken Oberschenkel. Langsam dämmerte es und er befürchtete, dass sich die Feinde bereits auf dem Weg landeinwärts befanden. Und je weiter man ins Hinterland kam, umso mehr Dörfer waren zu finden.
Ein Pferd strauchelte, der Soldat der es ritt schrie auf, als der Kopf des Reittieres auf die Erde knallte und eine tiefe Furche zog. Das Pferd überschlug sich und blieb schrill wiehernd liegen. Der Bogenschütze lag eingeklemmt unter dem Sattel und war nicht bei Bewusstsein. Keiner der äußerst disziplinierten Kämpfer machte Anstalten, ihm zu helfen. Sie wussten, was auf dem Spiel stand.
Im späten ´Morgengrauen erreichten sie Alsta. Es war ein Bild des Grauens. Die zweihundert Einwohner lagen verstümmelt im Morast, die meisten Häuser waren niedergebrannt. „Wo sind die Kinder?“, schrie einer der Kämpfer verdutzt. Und tatsächlich fand Erik nur Männer und Frauen unter den Toten. „Ausschwärmen, untersucht alle Gebäude die noch halbwegs intakt sind!“, bellte Erik die Soldaten an. Er selbst stieg von seinem Pferd ab und rannte zu den drei Stegen in der Bucht. Zwei bauchige Schiffe lagen bestens vertäut an den Anlegebrücken. Die wuchtigen Galionsfiguren waren nordischer Natur, stellte er auf den ersten Blick fest. Was ihn wunderte waren die breiten Landungsbrücken. Unheil ahnend stieg er eine hoch und fand sich in einem stinkenden Deck wieder. An den hölzernen Wänden waren dutzende Haken angeschraubt. „Was bei den…“, fluchte er, als er plötzlich in Pferdemist trat. „Bei den Göttern!“, hörte er die schrille Stimme eines Soldaten. Er rannte so schnell er konnte zurück.
Am Marktplatz angekommen standen einige Soldaten im Kreis um einen jungen Rekruten. Sein Gesicht war kreidebleich und er weinte. „Was ist passiert?“, fragte Erik ihn halblaut. Ihm schwante Böses. Doch der Soldat antwortete nicht. Stattdessen vergrub er sein Gesicht hinter den dreckigen Händen. Man erklärte Erik, er sei aus der Kirche gestürzt gekommen, immer wieder nach den Göttern rufend. Er drehte sich um. Wie ein gefährlicher Abgrund erschien ihm die offen stehende Tür der kleinen, hölzernen Kirche. „Warten, ich schaue nach!“, meinte Erik, zog sein Schwert und ging langsam auf das gähnende Loch zu. Je näher er kam, umso langsamer wurden seine Schritte. Er atmete noch einmal tief durch, dann betrat er den Raum, in dem bis vor kurzem noch von den Göttern gepredigt wurde. Als sich seine Augen an die Dunkelheit, hervorgerufen durch zugenagelte Fenster, gewöhnt hatten, sah er, was dem Soldaten zum Weinen gebracht hatte. Erik hatte die Kinder gefunden.
„Niederbrennen!“, gellte seine Stimme einige Minuten später zu den Kämpfern. Er riss die Kirchentür zu und verkeilte sie mit einer Eisenstange. Keiner durfte sehen, was er zu Gesicht bekommen hatte. Einige Männer näherten sich dem Gebäude mit eilends angezündeten Fackeln. Als sie ihren Anführer sahen, wurden sie stutzig. Grauen, unbeschreibliches Grauen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Noch schlimmer als bei dem anderen, der die Kirche betreten hatte. „Aufsitzen! Die Nordmänner, wie ich nun sicher bin, haben Pferde. Sie sind landeinwärts geritten! Wir müssen sie vor dem nächsten Dorf anfangen!“, teilte er den Anderen seinen Befehl mit. Er wirkte unsicher.
Voller Trauer blickte er über seine Schulter auf die Kirche. Gelbe Flammen leckten nach dem Holz. Eine Rauchfahne stieg auf. „Schneller, schneller“, schrie Erik. Was in diesem Dorf vorgefallen war, durfte nicht noch einmal passieren!

Lg
Caed
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Like
Reaktionen: Der mächtige Meister
Also, mir gefällts :)

Ein bisschen detaillos ist es noch, wie du gesagt hast, aber mit ein bisschen Fantasie gleicht sich das aus ;)
 
sehr gut nicht, aber schlecht auch nicht^^ ---> also gut:)
 
Ich hab das erste Kapitel mal durchgelesen. Gefällt mir ziemlich gut :)
Das mit dem "undetailiert" ist eigentlich kein Problem. Mein Buch ist auch noch in den Kapiteln 2-4 recht undetailiert, weil ich hier bei Scharesoft nur ne Rohfassung reinstelle, die von ner anderen Rohfassung von mir abgeleitet ist.
Man kann sie ja im nachhinein noch überarbeiten, und am Ende die komplett fertige Version reinstellen.
Falls du das so ähnlich vorhast, freue ich mich auf jeden Fall darauf, sie zu lesen. Aber jetzt gefällt mir die Geschichte auch schon sehr gut ;)
 
Bis jetzt halt einfach eine reine Metzelorgie, die nicht gerade viel Fantasie benötigt und so gut wie keine Handlung enthält. Das Drumherum wäre viel interessanter zu erfahren gewesen, zum Beispiel wer die Barbaren sind und warum sie angreifen. Aber vielleicht kommt das ja noch.
Die Beschreibung des Kampfes ist dir hingegen recht gut gelungen. Wenn du eine blutige und relativ harte Atmosphäre erzeugen wolltest, warst du erfolgreich.
Ein Tipp noch: Du solltest deine Werke durchlesen, bevor du sie veröffentlichst. Ein fehlerfreier Text ist flüssiger und besser zu lesen und dein Text war nicht gerade fehlerfrei. Nach "ein" kommt so gut wie nie ein Komma.

Insgesamt: Naja.
 
Mir gefällt sie auch.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
So, jetzt poste ich mal wieder:
Ich war die letzten Tage krank, und habe daher genug Zeit gehabt, meine Ideen zu notieren und weiterzuschreiben.

Bis jetzt halt einfach eine reine Metzelorgie, die nicht gerade viel Fantasie benötigt und so gut wie keine Handlung enthält. Das Drumherum wäre viel interessanter zu erfahren gewesen, zum Beispiel wer die Barbaren sind und warum sie angreifen. Aber vielleicht kommt das ja noch.
Die Beschreibung des Kampfes ist dir hingegen recht gut gelungen. Wenn du eine blutige und relativ harte Atmosphäre erzeugen wolltest, warst du erfolgreich.
Ein Tipp noch: Du solltest deine Werke durchlesen, bevor du sie veröffentlichst. Ein fehlerfreier Text ist flüssiger und besser zu lesen und dein Text war nicht gerade fehlerfrei. Nach "ein" kommt so gut wie nie ein Komma.

Insgesamt: Naja.

Du hast vollkommen recht. Der Grund folgt, ebenso wie etwas mehr Fantasy. Ich möchte die Welt von Imunidus generel hart halten, also in der art "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" "auge um auge, zahn um zahn" und "fressen oder gefressen werden" Der Kontinent wird im weiteren Laufe der geschichte im krieg versinken, dazu aber bald mehr. dabei wird es teilweise sehr blutig und beklemmend zugehen

@alle,die geschrieben haben, ihnen gefällts:
mich freuts, und hoffe, das auch die nächsten kapitel zu gefallen wissen!

@all:
kritik, ideen, etc. sind gerne gesehen!

@mods:
Könnte bitte irgendwer den Threadtitel in "Imunidus" umnennen?
danke!

lg
caed
 
Da du deine Geschichte fortsetzt, kann ich ja weiter Kritik üben :)
Mit den neuen Teilen hast du gezeigt, dass du auch Fantasie (nicht Fantasy :D) hast - die neuen Kapitel und die weitere Entwicklung scheinen von einer durchdachten Hintergrundgeschichte zu künden, die in deinem ersten Teil einfach nicht durchscheinen wollte. Die Geschichte mit der großen Bedrohung ist zwar etwas ausgelutscht, aber davon lasse ich mich nicht stören.
Woran du auf jeden Fall arbeiten kannst, ist dein Stil. Der Text liest sich flüssig und ist gut verständlich, aber er ist auch ein bisschen einfach gehalten und oberflächlich. Mehr Beschreibungen schaden niemandem!
Den Anfang von Kapitel 4 hättest du übrigens an Kapitel 3 anhängen können, auch wenn Kapitel 4 dann ein bisschen kurz wäre.
Lass dich nicht entmutigen :good:

PS: Vielleicht solltest du einen der Mods per PN benachrichtigen, damit er den Titel ändert.
 
Danke!

Kapitel 5:
Langsam kroch die Kälte ins Land. Jeden Tag wurde es kälter. Immer wieder wurden schwarze, regenreiche Wolken von dem Meer angeweht und ließen nur sehr wenig wärmendes Licht durch. Auf Nodlande begann geschäftiges Treiben. Die Menschen ernteten ihre Felder und begannen, Nahrungsmittel für den Winter einzulagern. Täglich legten bauchige, tief im Wasser liegende Handelsschiffe aus dem Süden an und die Händler priesen ihre Fässer voller Lampenöl, Wolldecken und Pökelfleisch an. Jeder wollte den letzten Rest der Ladung hier löschen, da es der nördlichste Hafen Kaynanthyrs war. Weiter im Norden waren nur noch Wälder, wenige Dörfer und ein kleines Fort ohne kriegerische Bedeutung. Die großen, hölzernen Kornspeicher füllten sich langsam, aber stetig. Bis zum Wintereinbruch würden sie zum Bersten voll sein. Platzregen machten die Straßen unpassierbar.
Einen Tag vor der Abreise des königlichen Beamten wurden alle Großbauern der Gegend eingeladen. Etwa vierhundert Leute versammelten sich in dem prunkvoll herausgeputzten Speisesaal. Erik saß am Kopf der enormen, aus verschiedenen Tischen zusammengestückelten, Tafel. Neben ihm nahmen Siegfund und die Offiziere von Nodlande Platz. Danach fand man die Großbauern, je näher sie Erik saßen, umso wichtiger waren sie. Stimmengewirr durchflutete die Halle unter dem Bergfried und den Nebengebäuden. In einem Kamin brannte ein helles Feuer und zwei bronzene Kronleuchter spendeten Licht. Der Raum war so hoch wie zwei Geschosse und daher lag er auch unter der Erde. Zwei Fenster nahe der Decke ließen zusätzliches Licht herein. Bedächtig stand Erik von seinem Prunksessel auf. Dieses Bankett verschlang etwa 30 Prozent der finanziellen Mittel, die der Burg zur Verfügung standen. Überall hingen Wandteppiche, um den nackten Granit aus dem die Mauern größtenteils gebaut waren, zu verdecken. Sieben Schweine und dutzende Hühner waren für dieses Fest geschlachtet worden und brieten nun in der Küche.
„Geehrte Gäste! Ich danke euch, dass ihr so zahlreich erschienen seid! Es freut mich, dass wir wieder so ein erfolgreiches Jahr hinter uns haben!“, begann Erik seine Rede. Sofort wurde es still, nur die Tropfen, die die Erde fielen, waren zu hören. Dann fuhr Erik fort. Er erzählte über die Angriffe der Barbaren, über die Ernte und über die Geschäfte der Burg. Nachdem er geendet hatte, erntete er tosenden Beifall der nicht mehr abklingen wollte. Er bewegte seine Hand zu einem knappen Zeichen und einige Bedienstete aus der Küche trugen die Speisen und Wein heraus. Die Tische bogen sich förmlich unter der Last die sie zu tragen hatten. „Wahnsinn, ein kernaischer Spätreifer, Jahrgang 1043! Der muss ein Vermögen kosten!“, wurde Erik von einem Großbauern über den Wein gelobt. In der Tat liebte Erik den Wein und so mancher guter Tropfen schlummerte, sicher verschlossen mit speziellen Korken, die ein Verderben des Weines unmöglich machten, in seinem privaten Weinkeller, der mehrere Hundert Flaschen umfasste. Der Teuerste stammte aus dem Jahr 911 und sein Urgroßvater hatte ihn aus dem, damals noch über Weintraubenplantagen verfügendem, Inselkönigreich Farunios importieren lassen.
Während des Festmahls unterhielt sich Erik mit verschiedenen Großbauern. Sie befürchteten im nächsten Jahr einen schweren Ernteausfall, da sie ein zwielichter Wahrsager davor gewarnt hatte. Erik versuchte sie zu beschwichtigen, und versprach, extra viel Düngemittel vom Grafen anzufordern. Auch einige Menschen wollten ihre Streitigkeiten vor ihm vortragen, was er aber nicht genehmigte, da in einigen Wochen sowieso der jährliche Gerichtstag stattfinden würde.
Die ersten Gäste verabschiedeten sich von Erik. Sie wirkten glücklich und ihre Bäuche wölbten sich stark unter den dicken Fellmänteln. Auf dem Hof herrschte klirrende Kälte. Als Erik kurz frische Luft schnappen ging, bildete sein Atem kleine Wölkchen. Auch die wachhabenden Soldaten fröstelte, und dass obwohl sie einen Mantel aus dickem Bärenfell über der vollständig angelegten Rüstung trugen.
„Bei meiner letzten Jagt erlegte ich einen Wolf, der war so groß wie drei Menschen! Sein Fell war grauer als ein tag im Nebel und seine Zähne messerscharfe Dolche!“, protzte ein Großbauer, „Ich stürzte mich auf ihn…“ „Jah, weil ihr nicht reiten könnt und aus dem Sattel flogt!“, unterbrach ihn ein anderer und erntete grölendes Gelächter. Der Alkohol hatte seine Wirkung entfaltet und nicht wenige lagen unter den Bänken oder lümmelten mit hochrotem Kopf und lallender Stimme auf den Tischen herum. Nur mehr ein „eiserner“ Rest befand sich noch in der Halle, und nur etwa die Hälfte der etwa 30 Menschen konnte noch sprechen. Erik, der einzige, der noch halbwegs bei Gesinnung war, lachte mit. Doch insgeheim ekelten ihn diese Leute, die nur tranken, um betrunken zu werden an. Würde es nicht gegen die Etikette verstoßen, so hätte er sie schon längst hinauswerfen lassen. Ein besonders anstößiger Witz wurde erzählt, die Männer schüttelten sich vor lachen: „Ein Gringschwein mit ‚nem Baum und ‚nem Tintenfisch! Das hätt’ ich gern mal gesehen!“ Es folgte ein weiterer Lachanfall. „Lirbor, ihr habt zuviel getrunken! Soll ich euch zur Tür geleiten?“, bot Erik dem Großbauern mit blutroter Nase an. Plötzlich wurden die schweren Eichentüren aufgestoßen. Ein kalter Wind durchwehte den Raum. Eine völlig verdreckte Gestalt stolperte herein, an der Stelle, wo sich der linke Arm befinden sollte, hielt sie sich einen blutverschmierten Lappen hin. Das Gesicht des Mannes, eines Bauern, wie Erik schätzte, war schmerzverzerrt. Ein wachhabender Soldat erschien nun ebenfalls im Türrahmen. Der Bauer brach zusammen. Mit schwacher Stimme röchelte er: „Sie kommen…angegriffen…alle tot…schnell…Alsta“ er verdrehte die Augen bis nur mehr das Weiße zu sehen war. In einem jähen Schmerzanfall bäumte er sich auf, dann knallte sein Körper auf den kalten Steinboden. Als Erik den Namen des Dorfes hörte, war er hellwach. „Kalian, lassen sie vierzig Soldaten wecken und aufsitzen, zehn Minuten! Meine Herren, sie werden gebeten, den Raum zu verlassen, heim zu ihren Häusern zu gehen und diese zu verbarrikadieren! Sobald er letzte Gast Nodlande verlassen hat, Tor verriegeln! Siegfund, sie und ihre Männer kommen mit!“, schrie Erik Befehle durch den Raum. Der disziplinierte Offizier rannte aus dem Raum. Seine Stimmte gellte über den Hof: „Vierzig Mann aufsitzen! Erste Gruppe, zweites Gruppe, dritte Gruppe und eine Bogenschützengruppe! Zehn Minuten! Vierte bis sechste Gruppe Wachmannschaften verstärken!“
Erik eilte über den Hof, auf dem plötzlich geschäftiges Treiben herrschte. Er ging zur Hand, wo er gebraucht wurde. Es musste alles so schnell wie möglich gehen. Alsta war ein Dorf, etwa drei Stunden auf dem Pferd im Süden gelegen. Durch die matschigen Starßen rechnete Erik nicht damit, die kleine Siedlung nahe eines Granitsteinbruches, etwa einen Kilometer landeinwärts, vor Sonnenaufgang zu erreichen. Neben Nodlande war es die einzige Siedlung die einen geschützten Hafen besaß und durch die schwache Verteidigung perfekt für Seeinvasionen.
Siebenundvierzig Reiter jagten in einem Höllentempo querfeldein über teilweise noch nicht brachliegende Felder und Wiesen. Die Pferde hatten weißen Schaum vor den Mäulern, doch hielten sie tapfer ihr Tempo. Erik, an der Spitze der Gruppe, trieb sie immer zu noch höheren Geschwindigkeiten an. Sein Schwert schlug bei jedem Schritt seines Pferdes schmerzhaft an seinen linken Oberschenkel. Langsam dämmerte es und er befürchtete, dass sich die Feinde bereits auf dem Weg landeinwärts befanden. Und je weiter man ins Hinterland kam, umso mehr Dörfer waren zu finden.
Ein Pferd strauchelte, der Soldat der es ritt schrie auf, als der Kopf des Reittieres auf die Erde knallte und eine tiefe Furche zog. Das Pferd überschlug sich und blieb schrill wiehernd liegen. Der Bogenschütze lag eingeklemmt unter dem Sattel und war nicht bei Bewusstsein. Keiner der äußerst disziplinierten Kämpfer machte Anstalten, ihm zu helfen. Sie wussten, was auf dem Spiel stand.
Im späten ´Morgengrauen erreichten sie Alsta. Es war ein Bild des Grauens. Die zweihundert Einwohner lagen verstümmelt im Morast, die meisten Häuser waren niedergebrannt. „Wo sind die Kinder?“, schrie einer der Kämpfer verdutzt. Und tatsächlich fand Erik nur Männer und Frauen unter den Toten. „Ausschwärmen, untersucht alle Gebäude die noch halbwegs intakt sind!“, bellte Erik die Soldaten an. Er selbst stieg von seinem Pferd ab und rannte zu den drei Stegen in der Bucht. Zwei bauchige Schiffe lagen bestens vertäut an den Anlegebrücken. Die wuchtigen Galionsfiguren waren nordischer Natur, stellte er auf den ersten Blick fest. Was ihn wunderte waren die breiten Landungsbrücken. Unheil ahnend stieg er eine hoch und fand sich in einem stinkenden Deck wieder. An den hölzernen Wänden waren dutzende Haken angeschraubt. „Was bei den…“, fluchte er, als er plötzlich in Pferdemist trat. „Bei den Göttern!“, hörte er die schrille Stimme eines Soldaten. Er rannte so schnell er konnte zurück.
Am Marktplatz angekommen standen einige Soldaten im Kreis um einen jungen Rekruten. Sein Gesicht war kreidebleich und er weinte. „Was ist passiert?“, fragte Erik ihn halblaut. Ihm schwante Böses. Doch der Soldat antwortete nicht. Stattdessen vergrub er sein Gesicht hinter den dreckigen Händen. Man erklärte Erik, er sei aus der Kirche gestürzt gekommen, immer wieder nach den Göttern rufend. Er drehte sich um. Wie ein gefährlicher Abgrund erschien ihm die offen stehende Tür der kleinen, hölzernen Kirche. „Warten, ich schaue nach!“, meinte Erik, zog sein Schwert und ging langsam auf das gähnende Loch zu. Je näher er kam, umso langsamer wurden seine Schritte. Er atmete noch einmal tief durch, dann betrat er den Raum, in dem bis vor kurzem noch von den Göttern gepredigt wurde. Als sich seine Augen an die Dunkelheit, hervorgerufen durch zugenagelte Fenster, gewöhnt hatten, sah er, was dem Soldaten zum Weinen gebracht hatte. Erik hatte die Kinder gefunden.
„Niederbrennen!“, gellte seine Stimme einige Minuten später zu den Kämpfern. Er riss die Kirchentür zu und verkeilte sie mit einer Eisenstange. Keiner durfte sehen, was er zu Gesicht bekommen hatte. Einige Männer näherten sich dem Gebäude mit eilends angezündeten Fackeln. Als sie ihren Anführer sahen, wurden sie stutzig. Grauen, unbeschreibliches Grauen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Noch schlimmer als bei dem anderen, der die Kirche betreten hatte. „Aufsitzen! Die Nordmänner, wie ich nun sicher bin, haben Pferde. Sie sind landeinwärts geritten! Wir müssen sie vor dem nächsten Dorf anfangen!“, teilte er den Anderen seinen Befehl mit. Er wirkte unsicher.
Voller Trauer blickte er über seine Schulter auf die Kirche. Gelbe Flammen leckten nach dem Holz. Eine Rauchfahne stieg auf. „Schneller, schneller“, schrie Erik. Was in diesem Dorf vorgefallen war, durfte nicht noch einmal passieren!
Ein kleiner Kommentar: Ich bin nicht ganz zufrieden mit diesem Abschnitt! Irgendwas stört mich, aber urteilt selbst.

Lg
Caed
 
Ich hoffe mal ich kann dir mit meiner Kritik etwas helfen.^^

Der Prolog erweckt keine große Spannung, da es klar ist wer/was da wohl kommen wird. Vielleicht könntest du einige stimmige Begriffe nutzen, wie Magister anstelle von Lehrer.
Der erste Teil hört sich am Anfang sehr stark nach "die Zwerge" an. Außerdem ist mir da eine wirklich gräßliche Formulierung aufgefallen:
In diesem Moment verdunkelte eine dunkle Wolke ...
Sachen wie "nichts verlief nach seiner Taktik" sind ebenfalls nicht schön zu lesen. Außerdem heißt Erik an einer Stelle Erika. Ansonsten fiel mir als Logikfehler nur auf, dass Lederpanzer schutz bieten. In Real ist der Schutz von Lederrüstungen gleich null. Ich denke mal das kann man in so einer Fantasy Welt aber vernachlässigen.
 
Ich hoffe mal ich kann dir mit meiner Kritik etwas helfen.^^

Der Prolog erweckt keine große Spannung, da es klar ist wer/was da wohl kommen wird. Vielleicht könntest du einige stimmige Begriffe nutzen, wie Magister anstelle von Lehrer.
Der erste Teil hört sich am Anfang sehr stark nach "die Zwerge" an. Außerdem ist mir da eine wirklich gräßliche Formulierung aufgefallen:
Sachen wie "nichts verlief nach seiner Taktik" sind ebenfalls nicht schön zu lesen. Außerdem heißt Erik an einer Stelle Erika. Ansonsten fiel mir als Logikfehler nur auf, dass Lederpanzer schutz bieten. In Real ist der Schutz von Lederrüstungen gleich null. Ich denke mal das kann man in so einer Fantasy Welt aber vernachlässigen.

Danke erstmal!

Zur grässlichen Formulierung: Die Teile sind noch lange nicht fertig, das sind, wie saphira_01 erst rohfassungen, da ich zur zeit so viele ideen habe die ich irgendwie schreiben will. Mit dem prolog bin ich noch nicht wirklich zufrieden, war eher ein versuch

zur lederrüstung: ich hab ja irgendwo beschrieben, dass die da drunter noch n kettenhamd tragen. also eine leder-kettenhemd-kombination. ich bezeichne diese rüstungsvariante eben lederrüstung^^ wenn schlimm ist ändere ich es!

zu der ähnlichkeit mit den zwergen: das war unbewusst, wenn es jemanden sehr stört, schreib ich den anfang eben neu!

und schlussendlich zur erika: wie genau hast du das gelesen?^^


Es freut mich irrsinnig, dass es so viele (vorallem gute^^) kommentare gibt!

LG
caed
 
Das war am Ende von Teil 2.
Erst als die Sonne bereits zu sehen war, gönnte er sich Schlaf. Lange dauerte dieser jedoch nicht, da er am frühen Vormittag von einem jungen Boten geweckt wurde. Erst jetzt fiel Erika auf, dass er immer noch den mit Blut und Dreck verunreinigten Lederpanzer trug. Auch sein schwarzer Umhang war mit roten Punkten besprenkelt und der Saum war vor hartem Schlamm ganz steif.
 
Nur mal so ... warum sollte der Schutz einer Leder-"Rüstung" gleich null sein? Weshalb meinst du wohl haben beispielsweise Bogenschützen Lederarmbänder? Wohl kaum, weil der Schutz gleich null ist. Ich laufe lieber in eine Lederkluft gekleidet in ein Scharmützel als mit normaler Kleidung. ;)

Zu der Ähnlichkeit mit dem Anfang von Markus Heitzs "Die Zwerge":
Gerade in der Phantastik ist es nicht unnormal, dass Verläufe ähnlich klingen. Sich etwas komplett neues auszudenken ist natürlich immer das beste, ist aber in der heutigen Zeit meiner Ansicht nach nur noch mit einem sehr großen Haufen Glück und mit viel Arbeit zu schaffen.

MfG Wave
 
Schürfwunden seh ich nicht als wirkliche Gefahr an.^^ Erstmal ist eine Lederrüstung quatsch, da sie schwer ist, unflexibel und wenn es Nass wird aufweicht. Für ein Scharmützel würde ich entweder ein Gambeson oder gar nichts an Rüstung anziehen. Was meinst du warum in der Vergangenheit keine Lederrüstungen genutzt wurden (bzw keine Belege existieren)? Alle Rüstungen die auf Leder basierten hatten immer noch ein härteres Material als Bestandteil aus dem die eigentliche Schutzwirkung resultierte. Bestes Beispiel ist der byzantinische Schuppenpanzer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na also ich gehe davon aus, dass eine Plattenrüstung schwer und unflexibel ist. Woher willst du eigentlich wissen, dass Lederrüstungen schwer und unflexibel sind? Es gibt ja angeblich keine Belege. ;)
 
hast du schonmal neue Boots aus echtleder getragen?

das Leder is so hart, das du dir mindestens blasen in den Haken reibst, bei mir un einigen anderen Bekannten ging der abrieb fast bis auf das fleisch durch (läuft sich nicht gerade angenehm).

und das leder von modernen Boots ist noch relativ weich. Leder das nich maschinel nachgearbeitet wurde, wie zB. in deiner Geschichte. is nicht nur dicker, sondenr noch härter. Würde man das leder so bearbeiten wollen, das es volle bewegungsfreiheit garantiert, ist es erstens zu dünn um auch nur einem schwarfen stein stand zu halten und so teuer, das man damit keine truppen ausrüsten kann.

Das Leder als Rüstungsmaterial absolut ungeeignet ist, sagt einem der gesunder Menschenverstand.