Das Problem ist nicht, dass man den deutschen Markt nicht ignorieren kann. Das Problem ist der beschränkte Horizont amerikanischer Firmen, bzw. von Amerikanern im Allgemeinen. Die USA ist recht groß, entsprechend sind nationale Nachrichten schon Menge genug. Diese Sichtweise führte dazu, dass Amerikaner sich nur über Amerika informieren und entsprechend wenig Ahnung vom Rest der Welt und ihren Befindlichkeiten haben. Amerikanische Softwarehersteller entwickeln also fast ausschließlich zunächst einmal für ihren heimischen Markt, der effektiv ja auch der Größte für sie ist. Wie das dann lokalisiert und für andere ggf. angepasst werden kann, darüber macht man sich Gedanken, wenn es soweit ist. Bei der grundsätzlichen Planung und Produktion spielen andere Länder aber eine, wenn überhaupt, untergeordnete Rolle. Mit der Lokalisation haben sie ja auch meist nichts zu tun, dass macht ja ein Büro des Publishers im jeweiligen Land.
Wie wenig Mühe sich die Amis überhaupt machen, das sieht man ja schon bei den "Lizenzverträgen". So etwas wie eine EULA gibt es hierzulande eigentlich gar nicht und ist aufgrund der gesetzlichen Lage im Einzelhandel auch völlig irrelevant. Dennoch ließen sie ihre amerikanischen Bestimmungen einfach unverändert drin und die deutschen User fressen das so, wenn ich in Foren unterwegs bin, dann kriege ich jedesmal einen Koller wenn ich sehe wie jemand schreibt "aber du hast ja den Lizenzbestimmungen zugestimmt" oder "In den Lizenzbestimmungen steht aber" oder gar "Du kaufst kein Spiel sondern nur eine Lizenz". Diesen schwachsinnigen Blödsinn verbreiten die Leute weiter und andere glauben es und die Hersteller freut es, weil sie dadurch die Konsumentenrechte auf illlegetime Weise einschränken, bzw. was das eigentliche Problem ist, die Kunden sich selbst(!) einschränken. Wenn der Kunde denkt, er hat keine Rechte, dann hat der Hersteller einen klaren Vorteil, den er per Gesetz überhaupt gar nicht hat!
Ich bin vor sechs Jahren beinahe Mal aus einem Fanforum(!) zu einem Spiel geschmissen worden. Es kam häufig vor, dass Leute fragten, ob sie ihr Spiel bei eBay weiterverkaufen dürften. Die Mods schrieben dann immer "Nein, darfst du nicht, in der EULA steht Wiederverkauf ist verboten". Und ich habe dann immer darunter geschrieben: "Doch, darfst du! EULA nichts deutsches Vertrag sein, EULA nichts zu sagen hat hier, Du DEIN Eigentum verkaufen dürfen laut deutsche Gesetz" (natürlich nicht so formuliert ... ^^ )
Dennoch fanden die Mods das nicht lustig und wiesen mich darauf hin, dass sie als Fanseite die (vermeintliche) Position des Herstellers zu vertreten hätten. Was ich absolut nicht nachvollziehen kann!
Dass der deutsche Markt, als einer der größten weltweit und mit der größte in Europa wichtig ist, das ist unbestritten. Sonst hätten sich Spielehersteller niemals die Mühe gemacht Software anzupassen, um den deutschen Jugendschutzbestimmungen zu entsprechen. Auch eine vollständige Lokalisation ist sicher nicht die Regel. Die meisten Länder können froh sein, wenn sie Untertitel kriegen.
Amerikaner ticken anders. Sie haben grundsätzlich nichts gegen Oligopole oder gar Monopole - solange die entsprechenden Firmen einen für sie akzeptablen Preis verlangen. Die Konzentration auf einen oder wenige Firmen hat für Kunden oft den Vorteil, dass alles aus einer Hand kommt. Dadurch braucht man sich nicht lange mit dem Thema beschäftigen, man benötigt keine Dutzenden von Accounts, braucht nicht stundenlang das Web oder Vergleichsportale zu durchsuchen. Der Erfolg von Apple zeigt eindrucksvoll, worauf Amerikaner stehen (und der Rest der Welt folgt auf dem Fuß, weil es "in" ist). Dass dadurch die Preise hoch gehalten werden und die Entwicklung gehemmt wird, das wird in Kauf genommen, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Wird ein Hersteller zu gierig, dann wird er durchaus auch mal zerschlagen (siehe AT&T).
Apple (und auch u.a. Microsoft, eBay oder Amazon) wissen genau, wieviel sie verlangen dürfen, um ihre "Quasi-Monopole" aufrechtzuerhalten. Die Preise für einen Song in iTunes sind nämlich immer noch eigentlich ein Witz! Aber viele andere haben es mit noch höheren Preisen versucht und sind gescheitert, Apple hat beobachtet, analysiert und dann mit 99 Cent (US-Währung) einen Preis gefunden, den ein Großteil der Leute gerade eben noch so bereit war für einen Song zu zahlen. Hätten die Leute auch diesen Preis noch ignoriert, dann würde man heute sicherlich weitaus niedrigere Preise für Musik haben. Aber die Leute wollten ja gerne ein legales "alles aus einer Hand"-Angebot und da war iTunes zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Um aber noch mal auf das Thema Origin und EULAs zurückzukommen. Das Problem was wir hier haben ist schlicht folgendes: Der Hersteller kann im Großen und Ganzen ja tun und lassen was er will. Ob seine "Bestimmungen" gelten oder nicht, interessiert ihn eigentlich nicht. Denn um als Kunde sein Recht durchzusetzen, dazu müsste man klagen! Und für ein 50 Euro Spiel geht keiner vor Gericht! Außerdem müsste man selbstredend sein Spiel ja zurückgeben und hätte außer seinen 50 Euro eigentlich nichts weiter gewonnen. Dennoch gibt es inzwischen natürlich eine Reihe Urteile im Bereich Software, welche die Luft dünner für die Hersteller werden lassen (gebrauchte Software darf verkauft werden). Die sich auch deswegen die Gängelungen mit Onlinezwang und Accountbindung ausgedacht haben (Account darf nicht verkauft werden). Hier muss einfach der Gesetzgeber noch mal ran und sich was ausdenken. Ich bin wirklich gespannt, was z.B. Steam machen würde, wenn Europa mit einmal beschließt, die Nutzer dürften auch ihre rein online erworbene und nicht auf Datenträger vorliegende Software aus ihrem Steam-Account heraus verkaufen ... da würden sich einige Firmen ganz schön wundern ...