Tempa Wolfskind Teil V - Swilke
Als Tempa die Augen aufschlug umfing sie eine wohlige Wärme.
Verwirrt blinzelte sie, "Was?...Wo bin ich ?"
Sie befand sich in einem sehr einfach und rustikal eingerichteten Raum. Als sie sich aufsetzen wollte zuckte sie zurück.
Verdammt tat das weh, kaum eine Stelle an ihrem Körper war nicht von Schmerz umhüllt.
Vorsichtig setzte sie sich auf und blickte verwirrt in die Runde und als sie ihren Blick nach links richtete, erschrak sie !
Dort stand eine junge Kriegerin die sie finsteren Blick anstarrte.
"Wer bist du ? Wo bin ich ?" fragte Tempa, doch das fremde Mädchen rief nur, "Mutter sie ist wach !"
Tempa vernahm Schritte die sich näherten und eine schwarzhaarige Frau betrat den Raum.
"Ah, du bist wach. Mein Name ist Wenka und das ist meine Tochter Swilke." Sie zeigte dabei auf die noch immer
finster dreinblickende Kriegerin.
"Sie hat dich übrigens gefunden. Du hattest sehr großes Glück, weißt du? Du hast sicher viele Fragen, doch ruhe dich erst noch eine Weile aus,
zum Glück hast du dir nichts gebrochen, aber dein Körper ist übersät mit blauen Flecken.
Später beim Abendessen erzähle ich dir was du wissen willst. Schlaf noch eine Weile.
Deine Sachen sind übrigens in dem Schrank neben dem Bett, damit du nicht nachher in Unterwäsche zum Essen erscheinst" und
zu Swilke gewandt sagte Wenka nur, "Komm !"
Und Tempa, sehr geschwächt schlief tatsächlich nochmal ein...
Tempa wurde von einem lecker riechenden Duft geweckt und vom einem fürchterlichen Quietschen.
Sie zog sich an und humpelte mehr, besonders ihre rechte Hüfte machte ihr zu schaffen, als das sie ging, dem Duft und dem Geräusch nach.
Sie fand Wenka und Swilke beim Essen kochen, das Quietschen kam vom Grillspieß den Swilke scheinbar genüsslich langsam drehte.
"Hey, wie lecker das duftet", dachte Tempa und verspürte einen Bärenhunger...
"Wir essen erst und später reden wir", meinte Wenka und "lasst es euch Schmecken !"
Während des Essens sprach Swilke Tempa zum allerersten mal an, "Ist das dein Säbelzahn?"
"Ja, sein Name ist Jaltar und mein liebster Freund. Was ist mit ihm, geht es ihm gut ?" fragte Tempa erschrocken.
Statt Swilke beantwortete Wenka die Frage, "Ja, er ist bei bester Gesundheit. Er ist draußen", denn von Swilke kam nur ein "Aha..." .
Dann stand sie auf und meinte, "Mutter, ich will noch nach den Fallen sehen, bevor es dunkel wird" und ging raus in die Kälte, die sofort
in den Raum strömte als sie die Tür öffnete.
Wenka und Tempa waren nun allein und Wenka begann zu erzählen...
"Wir sind hier in einem ehemaligen Banditenlager und es gibt hier noch fünf weitere Frauen. Sie wurden von den Banditen als Sklavinnen gehalten.
Bis Swilke und ich dem ein Ende setzten.
Leider ist damals der Anführer, Erwin ist sein Name, entkommen und wir befürchten das er wieder kommen wird.
Er soll ein jähzorniger und rachsüchtiger Mensch sein, das wird er sich wohl nicht gefallen lassen."
Wenka nahm einen tiefen Schluck Wein und fuhr fort, "das ist auch der Grund weshalb wir beiden noch hier sind. Die Frauen wollten unbedingt
bleiben, sie haben alles verloren, ihre Männer wurden von Erwin getötet.
Und er wird sie auch töten wenn er wiederkommt. Swilke glaubt fest daran das er es tut, ich bekomme langsam Zweifel, denn es ist mittlerweile
mehr als drei Monate her. Vielleicht ist er schlau genug, er hat damals elf Männer verloren. Sie waren stockbesoffen und hatten kaum eine Chance, mit
etwas Glück war es ihm eine Lehre."
"Verzeiht", unterbrach Tempa sie,"aber wie komme ich hier her ? Wie konnte Swilke mich bei dem Schneefall finden ?"
Wenka schaute nachdenklich Tempa an, "Dein Säbelzahn, wie war der Name ? Jar.."
"Jaltar", fiel Tempa ein und Wenka fuhr fort,"Kind, ich habe schon viel gesehen, aber so etwas ?"
Wenka schüttelte unwillig den Kopf und in Tempa rumorte es, "Kind !" hatte sie gesagt...
"Im Grunde hat nicht Swilke dich gefunden", erzählte Wenka weiter, "sondern dein Jaltar hat sie gefunden und zu dir geführt.
Was, mich ehrlich verwundert ist nicht nur dein Säbelzahn, auch Swilkes Verhalten. Sie hatte Jaltar im Visier ihres Bogens, doch sie schoss nicht.
Nicht gerade typisch für sie..."
Ein Strom von eisiger Kälte unterbrach die Beiden als sich die Tür öffnete und Swilke zurück kam.
Sie hielt zwei tote Kaninchen in den Händen und hing diese sogleich an Haken auf.
Tempa stellte sich ihr in den Weg und sprach sie an...
"Ich möchte dir danken ! Ohne dich wäre ich dort draußen erfroren !" sagte Tempa zu Swilke.
Diese schaute Tempa eindringend an und fragte, "Wie machst du das ?"
Tempa schaute verwundert, "Na, das mit dem Säbelzahn ?" meinte Swilke weiter.
"Einen zu zähmen ist schon schwer, aber das er Hilfe holt ? Nee, was bist du ?
Eine Hexe ?"
"Swilke !" rief Wenka, "bitte lass..."
"Entschuldige Mutter ! Aber du bist viel zu leichtgläubig. Ja, ich weiß deine Instinkte haben dich noch nie verlassen, aber Mutter, ein Säbelzahn !
Was wolltest du hier eigentlich in der Gegend ?" war die Frage nun an Tempa gerichtet und so erzählte Tempa ihnen von ihrer Ziehmutter und ihrem seltsamen Verschwinden.
In Einsamkeit erhoffte sie sich eine Spur zu finden und so wollte sie über den Pass durchs Gebirge.
"Da bist du aber ordentlich vom Weg abgekommen, der Weg zum Pass liegt viel weiter südlich." sprach Wenka und sagte weiter, "bevor du weiterziehen kannst
müssen deine Wunden erst verheilen, so lasse ich dich nicht gehen. Du stirbst mir sonst noch da draußen weg.
Erzähl mehr über dich, du sagtest, du hattest vorher keinen Kontakt zu Menschen ? Wie bist du dann aufgewachsen ?"
Tempa erzählte von ihren Wölfen und von Vahlok, der sie sonst ständig begleitete, als Swilke plötzlich kopfschüttelnd aufstand und sprach, "Klar, und ich bin ein Drachenblut
und ein entfernter Nachkomme Tiber Septims...!"
Tempa schluckte so laut das Swilke sich noch einmal umdrehte und sie wie immer finster anschaute.
Tempa waren die Hände gebunden, Wenka hatte recht, so konnte sie noch nicht weiterziehen. Ihre Waffe war ihre Beweglichkeit und von dieser war momentan nicht viel
vorhanden. Am nächsten Morgen begrüßte Tempa erstmal Jaltar und dankte ihn für ihre Rettung. Sie war heilfroh das ihm nichts passiert war.
So zogen die nächsten Tage durchs Land und Tempa lernte das Lager und die anderen Bewohnerinnen kennen...
Da gab es zum Beispiel Gilvaj, die stolz auf ihr winterfestes Gemüse war oder Emah, die nicht viele Worte sprach, wohl, weil, wie Wenka meinte, die Banditen ihr schlimmes angetan
hatten.
Dann gab es da noch die einäuige Valentya, eine sehr gute Schmiedin und Tempa lernte ein paar nützliche Dinge von ihr. Nun konnte Tempa auch einigermaßen mit Eisen
und Stahl umgehen.
Zuletzt wären da dann noch Thayna, die Abenteuerlustige und die blinde Kahl Fehy , sie war die Älteste von ihnen und die Alchmistin und Heilerin des Lagers.
Eines Tages sah Tempa Swilke am Alchemietisch stehen und beobachtete wie sie viel zuviel von Roten Bergblumen ins Gemisch gab.
"Das ist zu viel, dein Heiltrank wird Nebenwirkungen haben, er macht dich ... ."
"Darum geht es doch", fiel Swilke ihr ins Wort, "keine Angst ich weiss schon was ich hier tue", kicherte sie.
Später saßen beide zusammen und Swilke erzählte, nach all den Tagen, zum ersten mal etwas über sich und auch über Wenka.
Ihr Gebräu machte sie scheinbar gesprächig.
"Weißt du", sagte sie, "Wenka ist seit mehr als zwanzig Jahren eine Söldnerin und genau so lange sucht sie nach den Mörder ihrer Eltern und ihres Bruders, also meinen
Großeltern und meinem Onkel. Ich habe sie nie gekannt und die Familie die ich hatte, hat meine Mutter mir genommen..., nein, eigentlich war ich es selber."
Sie schaute Tempa an, "Mutter hat sich vor etwas mehr als 19 Jahren im Suff von einem guten Freund schwängern lassen. Sie hat mich dann ausgetragen und an
ein befreundetes Paar, meinen wahren Eltern, gegeben, weil sie mich auf ihrer Jagd, nach ihrem Phantom nicht gebrauchen konnte."
Eine Weile schwieg sie und fuhr dann fort, "Als ich 15 wurde, stand Wenka auf einmal da. Ich wusste das es sie gab, doch ich hatte sie zuvor nie gesehen.
Ein paar Tage blieb sie und als sie fortgehen wollte, fragte sie mich ob ich mit ihr kommen würde."
Tempa hörte schweigend zu...
"Frage mich nicht warum, aber ich habe ja gesagt, zu einer Frau die ich nicht kannte und die mich nie wollte.
Ich war nie für die Stadt geboren, schon als Kind zogen mich meine Gedanken in die Welt und große Abenteuer zu bestehen."
Swilke lachte auf, "wie unschuldig man als Kind doch denkt. Von Blut und splitternden Knochen, von geschändeten Frauen und getöteten Kinder sprachen meine
Abenteuer damals jedenfalls nicht."
Sie sah Tempa an und fragte, "und du ? Für dich muss diese Welt doch wahnsinnig erscheinen. Jeder will hier irgendwen ans Leder. Neuerdings auch noch Drachen,
woher die auf einmal herkommen, weiß wahrscheinlich nur Talos allein. Doch sicherer wird dieses Land dadurch wahrlich nicht."
Eine Weile saßen beide schweigend nebeneinander bis Swilke die Stille durchbrach.
"Mutter hat mir in den vier Jahren das Kämpfen beigebracht und ich bin froh das ich mit ihr gegangen bin. In diesem Land gibt es zu viel Abschaum, der das Leben anderer
bedroht. Jemand muss ja etwas dagegen tun... ."
"Ach, sieh an", dachte Tempa, "das so finster drein blickende Mädchen, ist lange nicht so wie es tut."
Am nächsten Tag verhielt Swilke sich Tempa gegenüber wie immer, so als hätte es den letzten Abend nie gegeben und Tempa nahm sich vor mal mit Wenka
über Swilke zu sprechen.
Doch bevor es dazu kam, ereignete sich das womit bald kaum einer mehr gerechnet hatte. Erwin griff an !
Er hatte mehr als ein dutzend Leute um sich geschart und wollte sein Lager zurück und er griff dann an, als es keiner vermutet hatte, am Tage !
Emah war gerade vor den Palisaden des Lagers, bei der nahen Eisenmine um Erz ab zu bauen, als ein Pfeil von hinten ihr die linke Wade durchbohrte.
Sie ging in die Knie und schaute panisch über ihre Schulter, noch sah sie nichts aufgrund der Bäume dir ihr die Sicht versperrten, aber sie hörte sie.
Mit lauten Gebrüll stürmten sie heran und Emah rappelte sich auf und versuchte ins Lager hinter die schützenden Palisaden zu kommen.
"Ewin kommt ! Erwin ist da ! " brüllte sie, damit es die anderen hörten.
Gilvaj nahe am Tor hörte sie und schlug sofort Alarm, "Erwin greift an !"
Emah schaffte es gerade noch ins Lager, zwei Pfeile hatten sie haarscharf verfehlt. Doch sie schaffte es nicht das Tor zu schließen.
Tempa, Swilke und Wenka stürmten aus ihrem Zelt und die ersten Banditen kamen durchs Tor...
Es entwickelte sich eine heftige aber kurze Schlacht.
Swilke streckte gerade einen Banditen nieder, als ein anderer hinter ihr seinen Kriegshammer zum Schlag ausholte. Tempa sah es, sie hatte nicht viel Zeit !
Ein Pfeil lag schon in der Sehne und ein Banditenpfeil der ihre Rüstung zerschnitt, so knapp war er geschossen, stoppte sie nicht, sie ließ die Sehne los.
Doch in der Eile traf sie den Banditen nicht tödlich, nur in der Hüfte, doch das reichte aus. Swilke hatte die Gefahr hinter ihrem Rücken erkannt und
Tempas Pfeil gab ihr die Zeit den tödlichen Schlag anzusetzen.
Trotz ihrer Unterzahl gewannen die Frauen des Lagers, auch dank des Engpasses am Tor, den Kampf.
Erwin war besiegt und lag tot im Schnee. Die Gefahr die seit Monaten über dem Lager schwebte war gebahnt !
Außer Emah hatte auch Gilvaj leichte Blessuren davon getragen, nichts ernstes bei beiden.
Und auch Tempa hatte keinen Kratzer abbekommen, der Pfeil hatte wie durch ein Wunder nur die Rüstung ruiniert.
Swilke kam auf Tempa zu und sagte, "Danke, ich glaube du hast mir das Leben gerettet."
"Und du neulich das meine", entgegnete Tempa, "wer weiß vielleicht ist es ja eine Art Bestimmung, das wir aufeinander aufpassen müssen."
Swilke schüttelte den Kopf und ging weg.
Tempa sah Wenka und ging zu ihr. "Warum ist sie so ?" fragte Tempa, "warum macht sie so auf hart ?"
Wenka hob die Schultern, "alles zu ihrem Schutz. Sie glaubt, wenn sie anderen so hart und direkt kommt, diese einzuschüchtern. Und meist
hat sie damit auch Erfolg. Weshalb sie das bei dir aber so lange macht ?" wieder hob sie die Schultern.
"Ich glaube sie mag dich und nach alle dem was sie anfangs über dich sagte, ist ihr das wohl sehr unangenehm es zu zugeben."
Wenka machte sich auf den Weg zurück ins Lager, sie blieb noch einmal stehen und schaute Tempa an. "Ich habe da so eine Idee und ich glaube die ist gut."
Dann ging sie weiter.
Kurz darauf saßen Swilke und Tempa zusammen. Swilke tat so als würde sie ein Buch lesen, dabei waren ihre Gedanken ganz woanders.
"Wie hast du das vorhin gemeint, das mit der Bestimmung ?" fragte sie Tempa.
"Keine Ahnung", entgegnete diese, "ihr habt doch so viele Götter mit irgendwelchen Prophezeiungen. Es war nur so daher gesagt."
Swilke tat weiter so als wurde sie lesen, doch ihre Augen waren heimlich auf dieses Mädchen gerichtet das neben ihr saß und insgeheim wünschte sie sich,
das Tempa sie Suche nach ihrer Ziehmutter nicht so schnell wieder aufnehmen würde....
Fortsetzung folgt...