Wir definieren Hass wohl sehr unterschiedlich und da ich einen sehr realen Bezug dazu habe, liegt mir auch die philosophische Herangehensweise nicht sonderlich.
Die philosophische Herangehensweise ist mir die eigentlich wichtige, zu keinem wirklich anderen Zweck habe ich diesen Thread überhaupt eröffnet. Und anders kann man eigentlich sogar gar nicht darüber diskutieren. Wenn ich bloß hören wollte: Hass ist cool oder Hass ist kacke hätte ich auch ne Umfrage erstellen können. Dazu brauche ich diesen Thread nicht.
Um deine Frage zu beantworten: Ja. Sowohl im Sinne von Verliebtheit - einem Zustand, der im allgemeinen viele Merkmale einer Zwangserkrankung aufweist. Aber auch im Sinne von Liebe als bedingungsloser Loyalität einem bestimmten Menschen gegenüber.
Alleine schon dieser Grundannahme kann ich nicht zustimmen.
Wo hört das Normale auf und wo beginnt die Krankheit?
Der Begriff "Liebe" ist genau so vielschichtig und schwer zu definieren, wie der Begriff des Hasses. Ausserdem sind Liebe und Hass durch biologisch vollkommen unterschiedliche Abläufe verursacht, die auch vollkommen unterschiedlichen Zwecken dienen.
Beleg? Beides ist zunächst einmal eine Emotion, die sich körperlich durch Ausschüttung bestimmter Hormone äußert. Beides wird zum Teil durch innere und zum Teil durch äußere Einflüsse hervorgerufen. Warum existiert deiner Meinung nach keine Verwandtschaft zwischem beidem?
Objektivität [...] werden also von der Lebenserfahrung und den aktuellen Lebensunständen bestimmt.
Damit führst du den Begriff der Objektivität ad absurdum. Objektivität bedeutet eine unbeeinflusste und vorurteilsfreie Betrachtungsweise einer Sache. Eigentlich sagst du damit nur, dass die gepriesene menschliche Objektivität eigentlich auch wieder nur Subjektivität ist.
Zu beidem muss man sich in der Regel zwingen, weil menschliches Handeln maßgeblich von Gefühlen geleitet wird.
Sehe ich für mich persönlich nicht so. Die rationale Denkweise fällt mir, sobald ich mich in eine Sache hineingearbeitet habe, sehr leicht. Zwingen muss ich mich nur zu Dingen, die mir automatisch widerstreben. Da die rationale Denkweise allerdings bei der Erfüllung meiner Ziele ein hilfreiches Hilfsmittel ist, widerstrebt sie mir nicht, und so nutze ich sie gern und willig. Zwang ist dafür nicht erforderlich.
Nach meinem Verständnis das logische Vorgehen auf Grundlage eigener und fremder Erfahrungen, bei dem möglichst viele Parameter berücksichtigt werden, um das angestrebte Ziel möglichst effektiv zu erreichen, ohne sich dabei von Instinkten oder Gefühlen leiten zu lassen.
Letztgenannte Worte sind ein Widerspruch in sich. Persönliche Ziele entstehen überhaupt erst aus der eigenen Gefühlsmäßigkeit. Ein Wesen ohne Gefühle hat keine Ziele und Träume, die es sich erfüllen möchte. Es ist kein Wesen, es ist dann nur ein Werkzeug oder eine Maschine, ein Mittel eines anderen. Die Rationalität ist die Methode zur Erreichung des Ziels, nicht die Abschaltung der Ursache der Zielsetzung, um eben dieses doch zu erreichen.
Da Gefühle und Instinkte aber immer eine Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen, ist es sehr schwer, zu 100% rational zu handeln. Je mehr man sich aber der emotionalen Einflüsse bewusst ist, um so mehr ist man in der Lage, diese bei der Entscheidungsfindung unberücksichtigt zu lassen.
Je jünger man ist (bzw. je weniger ereignisreich das bisherige Leben war), um so kleiner ist der Erfahrungsschatz, auf dessen Grundlage man seine Entscheidungen treffen kann und um so mehr nehmen Emotionen Einfluss auf das Handeln. Deshalb handeln auch junge Menschen aus Sicht der älteren Menschen oft "unvernünftig" oder "verantwortungslos".
Rationalität ist keine Frage des Alters, wenngleich das eine mit dem anderen kommen kann.
Mit den eigenen geistigen Fähigkeiten hat das wenig zu tun. Jemand, der sich einen Candyflip einwirft, danach seine Karre mit 6 Leuten vollpackt, um sie dann mit 220 km/h am nächsten Baum zu vaporisieren, hat bereits zu dem Zeitpunkt, zu dem er den Flip genommen hat nicht rational gehandelt. Dehalb muss er aber in seinen geistigen Fähigkeiten nicht besonders eingeschränkt sein.
Was hat das mit geistigen Fähigkeiten zu tun?
Und wenn sich ein Herr Michel Friedman als erfolgreicher und öffentlichkeitswirksamer Anwalt und Politiker mit einer weissen Koksnase und dem Schw*nz in einer ukrainischen Prostituierten erwischen lässt, ist es alles andere als rational, sich in eine derartige Situation zu bringen. Aber keinesfalls ist das ein Zeichen für geminderte geistige Fähigkeiten.
Natürlich können wir das darauf reduzieren, dass die geistigen Fähigkeiten zwar im vollen Umfang vorhanden sind, aber zugegebenermaßen nicht sonderlich geschickt angewendet wurden. Also hatten Emotionen die Oberhand.
Nun, abgesehen davon, dass der Staat meint, sowas sei illegal, und die gesellschaftlichen Konventionen meinen, so etwas zu ächten und für verpönt zu erklären, sehe ich daran nichts Verwerfliches. Wem hat das geschadet? Nur dem schönen Schein der High-Society und vielleicht Friedman selbst.
Ich stelle mir nur eine Frage: Macht es jemanden etwa glücklich, jene Dinge und Emotionen zu ignorieren, die einen überhaupt erst glücklich machen? Ich glaube nicht. Auch wenn das Beispiel von Friedman krass gewählt ist. Wenn er Spaß daran hat, lasst ihn doch verdammt noch eins. Seid Jahrhunderten werden die eigenen Wünsche unterdrückt, weil man glaubt, irgendeinem gesellschaftlichen Klischee gerecht werden zu müssen. Mich macht derartiges Verhalten nicht glücklich.
naja .. ich kann deinen Standpunkt zwar nachvollziehen, aber meine Auffassung ändert sich dadurch nicht maßgeblich. Natürlich ist meine Moral subjektiv und basiert auf meinen Erfahrungen und den Lehren, die ich daraus gezogen habe. Allerdings weicht sie nicht deutlich von der Moral der meisten anderen Menschen ab, die ein ähnliches Alter und einen ähnlichen Werdegang haben.
Wenn ich zu jemandem sage, er sei krank, behindert oder ein Psycho, weil mir seine Verhaltensweise nicht passt, darf ich mich für gewöhnlich im nächsten Moment darauf einstellen, eine geballert zu kriegen. Abgesehen von diesem Aspekt sehe ich keinerlei Rechtfertigung in einer derartigen Sichtweise. Ich könnte genauso gut die Rationalität für krankhaft erklären (was viele meiner Altersgenossen sogar tun, wenn man mich als Streber usw. abstempelt). Eine Erklärung für die angebliche Krankhaftigkeit habe ich nicht. Man kann sie nur aufgrund der eigenen Abneigung, des eigenen "Hasses", hineininterpretieren.
Du wirst sicher auch Beispiele kennen, bei denen sich deine Bewertung bestimmter Dinge und deine Moralauffassung über die Jahre geändert hat. Bestimmte Dinge haben dich möglicherweise früher unglaublich gestört und lassen dich heute vollkommen ungerührt. Andere Dinge hast Du früher vielleicht noch nicht einmal wahrgenommen, aber heute gehen sie dir auf den Keks. In meinen Augen ein natürlicher Entwicklungsprozess.
Ja, teilweise. Ich kann dem zustimmen.
Dass in einem solchen Zusammenhang zunächst Trauer und verletzte Gefühle im Vordergrund stehen, halte ich für normal. Daraus kann sich dann Wut und Abneigung entwickeln, die irgendwann in gewissem Maße in Gleichgültigkeit gegenüber dieser Person mündet. Aber wahrhaftiger und leidenschaftlicher "Hass" wäre auch in diesem Zusammenhang krankhaft.
Was ich noch immer schlichtweg als Beleidigung empfinde. Jeder Mensch hat andere Verhaltensweisen und Emotionen und auch Wege, seine Emotionen auszuleben, und, solange es mir nicht schadet, respektiere ich dies. Etwas als krankhaft zu bezeichnen, weil es nicht der eigenen Denkweise entspricht, ist solipsistisch und ziemlich nahe dran an braunem Gedankengut. Und in meiner "Glaubensvorstellung" ist Solipsismus eine "Sünde". Aber das kann und will ich dir nicht aufzwingen.
Nach wie vor sieht es für mich so aus, als ob deiner Meinung nach die vermeintliche Objektivität bzw. Rationalität und ein gewisses Maß an Emotionalität einander vollkommen ausschließen. Ich aber bin vielmehr der Ansicht, dass die eine Sache ein Mittel der anderen Sache ist.
Persönliche Ziele entstehen immer aus einer Motivation heraus, und diese Motivation besteht notwendigerweise immer darin, dass man bestimmte Interessen, Wünsche und Träume hat. Diese wiederum entstehen dadurch, dass man Emotionen hat. Zum Beispiel würde ich gerne Musik machen, weil mir Musik sehr gefällt und mich glücklich macht. Daher entscheide ich mich, um dieses Ziel logischerweise zu erreichen, dafür, Unterricht in diversen musikalischen Disziplinen zu nehmen (Notenlesen, Instrument lernen usw.). Schließlich mache ich Musik, die mir gefällt und die mich glücklich macht.
Ergo: Emotion (Suche nach Glück) => Interesse/Ziel (Musik) => Rationale Handlung zur Erreichung desselben (Lernen) => Erfüllung des Ziels
Nicht die Rationalität ist das Ziel, sie ist das Mittel zur Erreichung des Ziels. Rationalität ohne Sinn und Wunsch nützt einem gar nichts. Der Computer (das rationale Element) ist nur deshalb nützlich, weil er vom Menschen verwendet wird, der es zur Erreichung eines bestimmten Ziels nutzen will.