Der Nietzsche-Thread

TheProgrammer

Abenteurer
Hi,

Mir kam als großer Fan von Nietzsche die Idee diesen Thread zu eröffnen da Nietzsches Werke sehr vielschichtig sind. Zugegebenermaßen verstehe ich nicht alles von dem was er geschrieben hat, aber ich bezweifele, dass irgendjemand alles verstanden hat was Nietzsche geschrieben hat.
Nietzsche hat 17 philosophische Werke verfasst.
Dieser Thread sollte dazu da sein philosophische Grundsätze, seine Wertvorstellung und seine Definitionen bestimmter Dinge zusammenzutragen.
Was ich so lese gibt es in diesem Forum einige Leute die Nietzsche gelesen haben und auch oft Zitate von ihm verwenden. ( In Beiträgen, Signaturen etc. )

Name: Friedrich Willhelm Nietzsche
Geboren: 1844 in Röcken
Gestorben: 1900 in Weimar

Ausfühliche Biografie HIER

Seine Werke:
Insgesamt verfasste er 17 zusammenhängende philosophische Werke ( Hier in chronologischer Reihenfolge):

-Die Geburt der Tragödie oder Griechenthum und Pessimismus
-Erste Unzeitgemäße Betrachtung - David Strauss - Der Bekenner und der Schriftsteller.
-Zweite Unzeitgemäße Betrachtung - Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben.
-Dritte Unzeitgemäße Betrachtung - Schopenhauer als Erzieher
-Vierte Unzeitgemäße Betrachtung - Richard Wagner in Bayreuth
-Menschliches, Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister
-Morgenröthe - Gedanken über die moralischen Vorurtheile
-Die fröhliche Wissenschaft - ("la gaya scienza")
-Also sprach Zarathustra - Ein Buch für Alle und Keinen
-Jenseits von Gut und Böse - Vorspiel einer Philosophie der Zukunft
-Zur Genealogie der Moral - Eine Streitschrift
-Der Fall Wagner - Ein Musikanten-Problem
-Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophiert
-Nietzsche contra Wagner - Aktenstücke eines Psychologen
-Dionysos-Dithyramben
-Der Antichrist - Versuch einer Kritik des Christenthums
-Ecce homo - Wie man wird, was man ist

Er fühlte sich vor allem inspiriert von Wagner und Schopenhauer. Wobei er sich später vor allem von Wagner distanzierte und auch Schopenhauer passte irgendwann nicht mehr in Nietzsches Welt. Nietzsche fühlte sich schon immer zu der Antike hingezogen und in seinem Werk "Der Antichrist" sagt er nocheinmal sehr deutlich, dass Rom bisher der beste Grundstein gewesen wäre auf dem man hätte eine funktionierende Gesellschaft aufbauen können.




Mit freundlichen Grüßen
TheProgrammer
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich gehört Nietzsche auch zu den wichtigsten Philosophen, auch wenn ich ihm nicht eine so hohe Rolle wie du zuordne.
Neben den großen Gedanken seiner Werke konnte ich eben auch oft lachen, was das lesen der Texte für mich sehr viel einfacher und angenehmer macht.
Als nächstes steht auf meinem Plan "Menschliches, Allzumenschliches", klingen tuts schonmal sehr gut^^

Ich habe übrigens noch eine Frage: Meine Ethik-Lehrerin und ich haben über folgendes Zitat gestritten: <<Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet!>>
Sie behauptet, dass für ihn, Gott mit seinem Vater gestorben ist, also dass er mit dem Tode seines Vaters nicht mehr an ihn glauben musste.
Ich behaupte, dass er damit meint, dass in dem Moment, als wir den eigentlichen Zweck der Religion, nämlich der Bestätigung, abänderten bzw. als wir aufhörten an ihn zu glauben.
Dadurch, dass er eine menschliche Erfindung ist, stirbt er, nachdem man nichtmehr an ihn "glaubt" bzw. vorstellt.
Wer hat eurer Meinung nach Recht?

mfg. Anton

Ps.: Hier findet man alle seine Werke - umsonst und legal
 
Ich behaupte, dass er damit meint, dass in dem Moment, als wir den eigentlichen Zweck der Religion, nämlich der Bestätigung, abänderten bzw. als wir aufhörten an ihn zu glauben.
Dadurch, dass er eine menschliche Erfindung ist, stirbt er, nachdem man nichtmehr an ihn "glaubt" bzw. vorstellt.
Wer hat eurer Meinung nach Recht?

Ich denke du hast Recht.
Nietzsche war ja niemals prinzipiell gegen den Gottesbegriff. Lediglich gegen die Jenseitshoffnung. Nietzsche will einen Gott der auch "böse" ist. Dem die allzumenschlichen Instinkte wie Hass nicht fremd sind. In dem Moment in dem man Gott um diese Werte beraubte, denke ich dass Gott für Nietzsche "gestorben" ist. Nietzsche vertritt die Einstellung dass nur ein Gott der nicht zur Macht kommen kann zwangsläufig ein rein "guter" Gott ist.

( Also irgendwie scheint deine Ethik Lehrerin seltsame Ansichten zu vertreten oO Das würde sich irgendwie jeglichem Sinn entbehren )
 
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Ihr Lieblingsphilosoph ist Kant..

Für mich ist das kein Philosoph sondern ein Theologe.

Ein Auszug aus dem Antichrist:
Ein Wort noch gegen Kant als Moralist. Eine Tugend muss unsre Erfindung sein, unsre persönlichste Nothwehr und Nothdurft: in jedem andren Sinne ist sie bloss eine Gefahr. Was nicht unser Leben bedingt, schadet ihm: eine Tugend bloss aus einem Respekts-Gefühle vor dem Begriff "Tugend" wie Kant es wollte, ist schädlich. Die "Tugend", die "Pflicht", das "Gute an sich", das Gute mit dem Charakter der Unpersönlichkeit und Allgemeingültigkeit - Hirngespinnste, in denen sich der Niedergang, die letzte Entkräftung des Lebens, das Königsberger Chinesenthum ausdrückt. Das Umgekehrte wird von den tiefsten Erhaltungs- und Wachsthums-Gesetzen geboten: dass jeder sich seine Tugend, seinen kategorischen Imperativ erfinde. Ein Volk geht zu Grunde, wenn es seine Pflicht mit dem Pflichtbegriff überhaupt verwechselt. Nichts ruinirt tiefer, innerlicher als jede "unpersönliche" Pflicht, jede Opferung vor dem Moloch der Abstraktion. - Dass man den kategorischen Imperativ Kant's nicht als lebensgefährlich empfunden hat! ... Der Theologen-Instinkt allein nahm ihn in Schutz! - Eine Handlung, zu der der Instinkt des Lebens zwingt, hat in der Lust ihren Beweis, eine rechte Handlung zu sein: und jener Nihilist mit christlich-dogmatischen Eingeweiden verstand die Lust als Einwand ... Was zerstört schneller als ohne innere Nothwendigkeit, ohne eine tief persönliche Wahl, ohne Lustarbeiten, denken, fühlen? als Automat der "Pflicht"? Es ist geradezu das Recept zur décadence, selbst zum Idiotismus ... Kant wurde Idiot. - Und das war der Zeitgenosse Goethes! Dies Verhängniss von Spinne galt als der deutsche Philosoph, - gilt es noch! ... ich hüte mich zu sagen, was ich von den Deutschen denke ... Hat Kant nicht in der französischen Revolution den Übergang aus der unorganischen Form des Staats in die organische gesehn? Hat er sich nicht gefragt, ob es eine Begebenheit gebt, die gar nicht anders erklärt werden könne als durch eine moralische Anlage der Menschheit, so dass mit ihr, Ein-für-alle Mal, die "Tendenz der Menschheit zum Guten" bewiesen sei? Antwort Kant's: "das ist die Revolution." Der fehlgreifende Instinkt in Allem und jedem, die Widernatur als Instinkt, die deutsche décadence als Philosophie - das ist Kant.
 
Quatsch mit Soße, ungefähr so wie der Papst Satanist ist .


Hast du mal gelesen was er geschrieben hat?
Das klingt nach meiner Religionslehrerin. Und der Versuch ein allgemeingültiges Gut zu beschreiben lässt sich sowieso nur mit Hinblick auf einen göttlichen Überwacher durchführen. Denn sonst kann es nie und nimmer allgemeingültig sein.
Wobei man fairerweise sagen muss, dass damals der Großteil der Philosophen theologisch angehaucht waren.
Außerdem den Lustbegriff direkt zu verurteilen erinnert mich irgendwie an Paulus der die feste Meinung vertrat, dass alles was aus dem Körper vom Körper und durch den Körper kommt grundsätzlich eine Sünde sei. ( Ich glaub das nennt man Neoplatonist )

Die anfänglichen Schriften von Kant waren allerdings noch nicht so theologisch angehaucht. Das kam allerdings je älter er wurde immer mehr durch. ( Naja wenns aufs Ende zugeht werden schwache Menschen plötzlich immer religiöser. )
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mal ein ganzes Seminar über Nietzsche gemacht. Der Professor sagte damals, er liest seit er 16 war immer wieder in seinen Schriften und es gibt heute noch Dinge, die er erst zu verstehen beginnt...

Im Zuge von dem Seminar bin ich auf seine Gedichte gestoßen und ich muss sagen, der Mensch hatte eine unglaubliche Sprachgewalt. Hut ab. Was einen heute aber etwas befremdet ist vorallem seine frauenfeindliche Ader, die ab und an zum Tragen kommt vorallem, wenn man weiß, dass er mit Vorreiterinnen der Emanziaption gut befreundet war. Allerdings war die Haltung damals allgemein so, es kann also sein, dass er da mal mit dem Strom geschwommen ist...

Das einzige Werk, das mir von ihm nicht so sonderlich gefällt, ist jenes, dass er für sein Bestes hielt. "Also sprach Zarathustra " ist mir einfach zu sehr an die Bibelsprache angelehnt. Das ist einfach Geschmackssache...
 
Ich habe mal ein ganzes Seminar über Nietzsche gemacht. Der Professor sagte damals, er liest seit er 16 war immer wieder in seinen Schriften und es gibt heute noch Dinge, die er erst zu verstehen beginnt...

Im Zuge von dem Seminar bin ich auf seine Gedichte gestoßen und ich muss sagen, der Mensch hatte eine unglaubliche Sprachgewalt. Hut ab. Was einen heute aber etwas befremdet ist vorallem seine frauenfeindliche Ader, die ab und an zum Tragen kommt vorallem, wenn man weiß, dass er mit Vorreiterinnen der Emanziaption gut befreundet war. Allerdings war die Haltung damals allgemein so, es kann also sein, dass er da mal mit dem Strom geschwommen ist...

Das einzige Werk, das mir von ihm nicht so sonderlich gefällt, ist jenes, dass er für sein Bestes hielt. "Also sprach Zarathustra " ist mir einfach zu sehr an die Bibelsprache angelehnt. Das ist einfach Geschmackssache...

Soweit ich weiß hat er sich Frauen gegenüber nur immer sehr unsicher gefühlt, und er hatte ja auch nie wirklich Erfolg.
Ich denke, dass er mit Vorreiterinnen der Emzipation befreundet war sagt eigentlich alles, oder?
Zarathustra ist finde ich mit Abstand sein kompliziertestes Werk und mir geh es wie deinem Prof, jedesmal wenn ich ein Kapitel nochmal lese kapiere ich etwas mehr^^

mfg. Anton
 
"Also sprach Zarathustra" bereitet mir zu Zeit wirklich einige Kopfschmerzen. Mir erscheint vieles nicht einleuchtend und ich sehe auch Widersprüche zu anderen Werken. Allerdings hat sein Zarathustra bei mir durchaus eine bestimmte Art der Bewusstseinserweiterung ausgelöst. Die Bejahung des nihilistischen Lebens.
Allerdings würde ich es mit Sicherheit nicht bedauern, wenn er "Also sprach Zarathustra" in einerx klareren Form verfasst hätte. Wie z.b. "Jenseits von Gut und Böse" oder "Der Antichrist".
 
Ich finde Nietzsche auch ganz interessant, habe aber leider noch nicht die Zeit und Muße gefunden, seine Werke zu lesen -.-

Ansonsten ist er aber auch ganz lustig. Zuerst hat er Wagner in großen Tönen gelobt, und als er dann Sympathien zum Christentum in seinen Werken entdeckt hat, war er auf einmal krank :lol:
 
Ansonsten ist er aber auch ganz lustig. Zuerst hat er Wagner in großen Tönen gelobt, und als er dann Sympathien zum Christentum in seinen Werken entdeckt hat, war er auf einmal krank
Nicht nur deshalb.

Nietzsche hat seine Freunde immer nur solang aktzeptiert, wie er sich interlektuell auf einer Ebene mit ihnen fühlte. Wenn er sie als dümmer als ihn ansah hat er ihnen aus diesem Grund die Freundschaft gekündigt...
 
Ich glaub, das ist der Grund, warum ich nicht so viele Freundes-Objekte habe ;)

Gibts die Werke von Nietzsche auch irgendwo komplett als Druckversion? Bei dem Link, den Antonio gepostet hat, ist ja alles in Kapitel aufgeteilt ... auch in der Druckversion -.-

Oder hat irgendjemand seine kompletten Werke auf dem PC? Fertig verpackt als Word bzw Textdateien?
 
Am Besten ist, wenn du dich wirklich mit ihm befassen willst, du legst dir eine Ausgabe mit gutem Kommentar zu, denn viele der Anspielungen auf die Bibel, Antike etc. verstehen wir heute gar nicht mehr so schnell und das hilft dann recht gut dabei...

Ich habe jetzt aber leider nicht mehr ganz im Kopf welches die Beste war, eine gar nicht so üble gab es mal im Taschenbuchformat und wichtig ist auch welche Ausgabe, weil bei den älteren ziemlich viel rumgedocktert und verändert wurde...

http://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche-Ausgabe

Vonwegen Humor: N. schrieb einmal, dass er eine Elefantenkuh sei, weil er 18 Monate mit einer Idee schwanger war...:lol:
 
ich hab mal eine frage bezüglich nietzsche:
welches seiner bücher wäre denn am geeignetstewn für einen nicht-philosophie-kundigen(außer ein wenig griechische) wie mich??
 
ich hab mal eine frage bezüglich nietzsche:
welches seiner bücher wäre denn am geeignetstewn für einen nicht-philosophie-kundigen(außer ein wenig griechische) wie mich??

Sozusagen zum Einstieg?
Also anspruchslos ist keines seiner Werke. Allerdings kann man ja mit Wikipedia Begriffe und andere Gegebenheiten nachschlagen.
Ich warne jedoch davor "Der Antichrist" als erstes zu lesen. Am besten als letztes, jedoch aus anderen Gründen.
Der Antichrist hat unumstreitbar braune Züge, welche jedoch nicht in Nietzsches sonstige Art hineinpassen.
Es wird ohnehin vermutet, dass bei dem Antichrist diese eine antisemitische Stelle später von seiner Schwester hinzugefügt wurde.
Hauptsächlich mit der Begründung, dass diese Aussage absolut nicht in den Kontext passt und an dieser Stelle absolut keinen Sinn macht. Außerdem gibt es Zitate aus "Nietzsche kontra Wagner" in denen zweifelsfrei Nietzsches Verachtung gegenüber Antisemitismus deutlich wird. Die Schrift "Nietzsche kontra Wagner" entstand in der gleichen Schaffensperiode von Nietzsche. Also beinahe zeitgleich.
Hier nur aus Gründen der Vollständigkeit die zwei Zitate von Nietzsche die zweifelsfrei seine abneigende Position zum Antisemitismus belegen:
Schon im Sommer 1876, mitten in der Zeit der ersten Festspiele, nahm ich bei mir von Wagner Abschied. Ich vertrage nichts Zweideutiges; seitdem Wagner in Deutschland war, kondeszendierte er Schritt für Schritt zu allem, was ich verachte - selbst zum Antisemitismus
Keine Mißgeburt fehlt darunter, nicht einmal der Antisemit.
Viel deutlicher geht es wohl kaum. Somit fällt der Antichrist aus dem Grund aus, da man da sehr leicht ein falsches Bild von Nietzsche bekommen kann. Als militanter Antisemit, der er definitiv nicht war.
Normalerweise greift man als erstes zum Hauptwerk und dann liest man die anderen Bücher zur Ergänzung. Ich denke "Also sprach Zarathustra" ist eindeutig sein Hauptwerk. Abgesehen jetzt von seinen letzten Schriften und dem Titel "Der Wille zur Macht" zu denen der besagte "Der Antichrist" zählt.
Also sprach Zarathustra bietet den besten und vollständigsten Einblick in seine Philosophie. Nietzsche betrachtete seinen Zarathustra als das größte Geschenk, das der Menschheit je gemacht wurde.
Allerdings ist Also sprach Zarathustra anspruchsvoll und schwer zu lesen. Es kommen keine ühilosophischen Fachausdrücke vor, aber man muss sehr viel interpretieren.
Wenn du dir das zutraust dann würde ich dir "Also sprach Zarathustra" ans Herz legen.
"Jenseits von Gut und Böse" oder "Zur Genealogie der Moral" würde ich erstmal nicht beachten. Das ist mehr ergänzend. Gerade Jenseits von Gut und Böse ist mehr eine Sammelung von Denkansätzen über die Irrtümer der Philosophen.
Neben "Also sprach Zarathustra" kann ich da "Menschliches, Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister" oder "Die fröhliche Wissenschaft" empfehlen. Sie sind beides in einer klareren Art geschrieben als "Also sprach Zarathustra". Allerdings würde ich dir früher oder später auf jeden Fall zu seinem Zarathustra raten.
Wenn Nietzsche sagt, dass dies das größte Geschenk war, welches je der Menschheit gemacht wurde dann bin ich beim lesen ab und an geneigt ihm beinahe Recht zu geben.
 
Nur ein einziger kleiner Einwurf von mir, Programmer: Ich würde gerade bei Nietzsche niemals sagen, dass ein einzelnes, bestimmtes Buch sein Hauptwerk ist. Gerade Nietzsche ist in seinem Gesamtwerk so komplex, dass man, um ein vollständiges Verständnis seiner Gedanken aufzubauen, eher alles lesen sollte anstatt nur bestimmte Werke.
 
Nur ein einziger kleiner Einwurf von mir, Programmer: Ich würde gerade bei Nietzsche niemals sagen, dass ein einzelnes, bestimmtes Buch sein Hauptwerk ist. Gerade Nietzsche ist in seinem Gesamtwerk so komplex, dass man, um ein vollständiges Verständnis seiner Gedanken aufzubauen, eher alles lesen sollte anstatt nur bestimmte Werke.

Dein Einwand ist durchaus berechtigt. Natürlich ist Nietzsches gesamtes Werk ein großer Zusammenhang bei dem man seine Zeit braucht um ihn zu begreifen.
Wobei in meinen Augen ein Buch völlig aus der Reihe fällt und ich mir schon stundenlang Gedanken darüber gemacht habe wie ich "der Antichrist" in dieses Netz einordnen soll.
Wenn ich das lese erinnert mich es vom ganzen Stil weniger an Nietzsche.
Es treibt mich noch zur Weißglut, dieses verdammte Buch ^^
Es gelingt mir nicht es einzuordnen. Ich habe bei Nietzsche immer ein besonderes Gefühl gehabt, es hat mich irgendwie immer mitgerissen und irgendwie war es für mich sehr erkenntnisreich und ich habe seine Denkweise direkt verstanden weil sie mich sehr an meine erinnert. Wobei ich mir niemals anmaßen würde, dass meine Denkfähigkeit auch nur in die Nähe von der Dr. Nietzsches kommt.
Aber bei "Der Antichrist" werd ich teilweise mitgerissen und begeißtert, aber teilweise irritiert und abgestoßen. Diese eugenischen Züge am Anfang passen nicht zu Nietzsches Art. Zarathustra wollte niemals die Mißratnen ausrotten oder ihnen zum Untergang verhelfen sondern sie auf ein höheres Niveau bringen. Oder sie in einer neuen Form des Adels führen. Wie er in dem Kapitel "Von alten und neuen Tafeln" schreibt.
Auch sprach dieser, er habe nichts gegen Kranke und er hilft ihnen wenn sie sich nicht ihre Krankheit und Schwäche schön reden.
Aber "Der Antichrist" ist agressiver.
Es ist einfach frustrierend, vielleicht bekomm ich irgendwann noch die Erleuchtung wie das in das komplexe Gedankennetz einzuordnen ist. Am Anfang schien mir auch "Ecce Homo" nicht zu ihm zu passen. Inzwischen kam mir da ein Gedankenblitz.
 
Wir sind gestern auf das Thema gekommen, dass der Satz "Gott ist Tot, wir haben Gott getötet" nicht einen fiktiven Mann auf einer Wolke meint.

Eher wird damit gesagt, dass wir alle einen Teil von Gott in uns tragen. Nietzsche hat Gott ja nie geleugnet.

Wenn wir diesen Teil töten, dann ist das der Nihilismus.

Ich weiß nicht ob das hier schon steht, oder das Jeder schon weiß. Aber ich hab nie viel über Nietzsche gelesen.
 
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