Die Brasilianer können einem immer wieder überraschen:
https://www.spiegel.de/ausland/coro...-chaos-a-b375500a-59b3-4aaf-93c4-0aaa8caa6c95
Die Impfkampagne kam spät, weil die, ebenfalls überraschend, Brasil-Trump gewählt hatten, also einen strunzdummen und gemeingefährlichen Fascho, aber als es mal durchgestartet war, gab es sofortige Resultate.
Diee Leute können sich eben noch erinnern, was der Nutzen von Impfungen ist.
Überrascht mich tatsächlich nicht. Welche Länder haben (im Allgemeinen) die höchsten Impfquoten? Die, die in den vergangenen Wellen zusammengebrochene Gesundheitssysteme hatten. Persönlich zu erleben, wie Massengräber im Stadtpark ausgehoben werden oder Angehörige langsam ersticken zu sehen, weil kein medizinischer Sauerstoff mehr zur Verfügung steht, scheint ein wenig mehr Eindruck hinterlassen zu haben.
(Und bevor jetzt einer mit New York kommt, ja, Ausnahmen bestätigen die Regel...
)
Impfpflicht. Es kommt mir auch wie eine extrem harte Massnahme vor. Alternative: Jeder der wegen nicht-medizinischer Gründe nicht geimpft ist, rutscht bei allen mit Corona zusammenhängenden Schlangen solange immer wieder ans Ende, bis alle neu hinzugekommenen Geimpften durch sind.
Man muss sich vor Augen führen, dass nicht nur die körperliche Unversehrtheit ein Grundrecht ist, sondern auch die seit zwei Jahren mal mehr, mal weniger eingeschränkten Rechte wie Freizügigkeit. Ein Gesetz muss die geringstmögliche Einschränkung von Grundrechten nutzen. Ich habe meine Meinung dazu, welches die geringere Einschränkung ist, aber das ist letztlich ein juristisches Thema. Deine Alternative ist keine, das ist erstens ein Verstoß gegen die Menschenwürde und zweitens praktisch nicht umsetzbar.
Was übrigens meiner Meinung auch einer von zwei Hauptgründen ist, warum kein Politiker die Impfpflicht wirklich anfassen will:
- Egal, ob man sie rechtssicher gestaltet oder nicht (meine Erwartungshaltung ist nach dem ganzen Murks der letzten Jahre da leider nicht so hoch...), erwartet man wahrscheinlich, dass die Gerichte mit Zehntausenden Verfahren dagegen begraben werden.
- Man weiß nicht, wie man es exekutiv durchsetzen soll (wir schaffen es ja noch nicht mal Knöllchen halbwegs zuverlässig einzutreiben...).
Letztlich ist eine Impfpflicht eine Variation des Trolley-Problems: Ist es besser einigen Menschen (semi-aktiv) Schaden zuzufügen (ich rede jetzt hier von schweren, dauerhaften Nebenwirkungen) oder potentiell Zehntausende passiv sterben zu lassen.
Ich meine, Medizin ist nicht wie Mathematik, 1+1 muss nicht zwangsläufig 2 ergeben. Es kommt tatsächlich vor, dass eine positiv gemeinte Kur bei manchen böse Wirkung zeigt und das ist wirklich bedauerlich. Aber es ist nicht die Medizin daran schuld und statistisch ist klar erwiesen, dass Impfungen fast immer eine positive Wirkung haben.
Ich würde selbst dann nicht zum Impfgegner, wenn ich plötzlkich einen Impfschock kriegen und auf meinem Totenbett liegen würde.
Ja, es ist kalt, es ist hart, aber letztendlich geht es hier um Wahrscheinlichkeiten und Zahlen. Jedes Einzelschicksal ist schlimm (und ich verstehe jeden, der von so einem Einzelschicksal betroffen ist, dass er wütend und ablehnend ist), aber mit 83 Mio. Einzelschicksalen kann man keine Epidemie bekämpfen.
Um mal ein Beispiel mit dem aktuellen Thema Herzmuskelentzündungen bei unter 30-jährigen Männern bei einer Zweitimpung mit Moderna aufzugreifen:
Die aktuelle (ungeimpfte) Fallsterblichkeit für Menschen von 18-34 ist bei etwa 0,02% (also schon sehr wenig). Die Wahrscheinlichkeit für eine Herzmuskelentzündung nach der Impfung ist laut den von mir gefundenen Daten bei etwa 0,005%. Von diesen 0,005% haben bisher etwa 1,5% dauerhafte Schäden davon getragen (also insgesamt etwa 0,000075% der Geimpften). Das heißt, selbst in dieser Gruppe, für die Corona ja "ganz ungefährlich" ist (erzählt das bitte nicht meinem Bekannten, der Long Covid hat, könnte sein, dass er euch schlägt, wenn er wieder kann...), ist die Impfung, die inzwischen nicht mehr empfohlen wird (weil es Alternativen gibt, die noch weniger riskant sind) um ein Vielfaches sicherer als die Erkrankung.
Aber Menschen sind nun einmal katastrophal schlecht darin Wahrscheinlichkeiten abzuschätzen. Kombiniert mit unserer angeborenen Eigenschaft uns selbst zu überschätzen (Illusion der Kontrolle) ein gefährlicher Mix. Sieht man ja überall, zum Beispiel auch beim Rasen...
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Man braucht sich nichts vormachen, wir werden Corona nicht besiegen. Jeder wird sich mit Corona infizieren, mehrfach. Corona wird endemisch und wie eine Erkältungs-/Grippewelle immer mal wieder durch die Bevölkerung laufen. Und wie auch bei diesen Krankheiten kommt es darauf an, dass sich eine dauerhafte Grundimmunität in der Bevölkerung aufbaut. Dies kann halt ziemlich sicher und schnell über Impfstoffe geschehen oder deutlich langsamer, mit mehr Toten und Überlastung des Gesundheitsystems wenn man es auf "natürlichem" Weg erreicht.
Das ist übrigens auch ein großes Kommunikationsversagen der Regierenden/Medien, dass dies nicht so dargestellt wird. Aber da hatten wir ja auch schon genug. Dass die Impfung nicht dauerhaft hält, ist ja nichts Neues. Das war von Anfang an erwartet. Wenn man sich aber die allgemeine Überraschung anschaut, wurde das anscheinend bei Weitem nicht deutlich genug kommuniziert (Dass der Schutz nach sechs Monaten signifikant nachlässt statt wie erwartet nach einem Jahr, tut sein übriges.)