Hiho,
also ich persönlich finde die GDL hat den Bogen mittlerweile überspannt. Keine Frage ... die Lokführer haben ein Anrecht auf mehr Lohn.
Halten wir mal fest:
1. Die überwiegenden Mitglieder der GDL kommen aus den "neuen" Bundesländern. Leider verdienen alle Menschen aus den neuen Bundesländern weniger als aus den "alten". Sie sind mittlerweile genauso von den Preissteigerungen betroffen wie wir, das "BilligParadies" an Wohnungen, Lebensunterhalt etc ist schon lange nicht mehr vorhanden. In dieser Richtung müsste auch die Politik was tun und nicht nur die DeutscheBahn.
2. Die DeutscheBahn hat der GDL ganz zu beginn des Streiks den Lokführern einen eigenen TarifVertrag angeboten, mit den selben Rahmenbedingungen, die sie vorher mit den "anderen" abgeschlossen hatten. Die Bahn wollte verhandeln, die GDL wollte nur Sondierungsgespräche und begann mit den Streikaktionen. Man erinnere sich an die Interviews mit streikenden Lokführern, die der Meinung waren: "Es geht voran!" und sehr optimistisch waren, dass sie baldigst zu ihrem Recht kommen.
3. Schell überzeugt mehr durch Polemik als durch Argumente. Sein Stellvertreter hat die Situation in seiner Abwesenheit mehr verschlimmert als verschlimmbessert.
4. Ist es ein Armutszeugnis sich darauf zu berufen, die Lokführer hatten mehr als 10 Jahre keine Gehaltserhöhungen. Hallo? Was hat die GDL bitte die letzten 10 Jahre gemacht? Ihre Streikkassen gefüllt und sich die Taschen vollgestopft in der Hoffnung das geht noch einige Jahre gut?
5. Die Angaben über die Gehälter sind nicht ganz korrekt, so wie das der Öffentlichkeit dargestellt wird. Ja, ihre Grundgehälter sind sehr niedrig. Aber ihre ganzen Zulagen verschweigen sie fröhlich. Ihre Nachtzuschläge, Fernzuschläge und was die alles für Zuschläge haben. Die meisten Lokführer verdienen Summasumarum mehr, als sie der Öffentlichkeit erzählen.
6. Stelle ich mir ernsthaft eine Frage: Hat die GDL nicht aus der Telekom gelernt? Die Telekom hat Anfang diesen Jahres gestreikt, wie lange genau, weiss man gar nicht, denn irgendwann (nach 4 Wochen) wurde darüber nicht mehr berichtet, obwohl sie immer noch streikten. Was haben sie damit erreicht? Es ist nun Ende des Jahres und die Telekom entlässt 3000 Mitarbeiter. Na super, nun haben sie ihre Lohnkürzung verhindert, etliche Aufträge sind der Telekom "flöten" gegangen, aber dafür stehen bald 3000 Leute ohne Job da. So blind kann man eigentlich nicht sein, als dass die DeutscheBahn nicht auch in dieser Richtung agieren kann/muss. In allen Berichten beruft sich die DeutscheBahn auf ihre 12.000 Mitarbeiter die noch verbeamtet sind, dadurch unkündbar. Wie blauäugig muss ich denn sein, um da nicht schon herauszuhören, dass genau diese 8.000 aus der GDL da nicht zu gehören und die ersten sind, die entlassen werden, wenn die Bahn die Tariferhöhungen nicht mehr zahlen "kann" wegen den ganzen wirtschaftlichen Einbussen.
Mein Mitleid mit den Lokführern begrenzt sich dahingehend, dass ich ihnen einen anderen Gewerkschaftsführer wünschen würde, der wahrlich ihre Interessen vertritt und keinen Schell, der sich kurz vor der Rente noch ein "Denkmal" setzen will. Selbst wenn die GDL erfolgreich sein wird mit ihren "Erpressungsversuchen" wage ich es doch zu behaupten, dass spätestens Ende nächsten Jahres auf Grund dieses Streiks, wenn sie das so durchziehen wie geplant, etliche von den Lokführern zu Weihnachten ihre Kündigung erhalten werden.
GreeZ,
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