Der Grüne Pakt, auch als das Abkommen von Farn und Blatt bekannt,[2][3] ist ein religiöser Kodex der Bosmer, der das Schädigen von Pflanzen in jeder Hinsicht verbietet und ihnen eine karnivore Ernährungsweise vorschreibt. Die Einhaltung des Grünen Paktes wird von den Priestern des Y'ffre, den sogenannten Geschichtenwebern, überwacht.[4][3]
Mythologischer Ursprung
„...[S]olange sie dem Grün Respekt erwiesen, würde es gehorchen. Dies ist der Grüne Pakt.“
– Der Urteer: ein MythosNach dem bosmerischen Mythos hat der Grüne Pakt seinen Ursprung in grauer Vorzeit, als Y'ffre dem Urteer Form verlieh. Nachdem der Gott die Waldelfen erschaffen hatte, gab er ihnen die Macht des Geschichtenwebens und lehrte sie den Respekt vor dem Grün. Er verbot ihnen dem Wald Schaden zuzufügen und sich von ihm zu ernähren, wies das Grün aber im Gegenzug dazu an, den Bosmern Unterkunft und Schutz zu bieten. Diese Anweisung zum symbiotischen Zusmmenleben wurde als Grüner Pakt festgeschrieben.[5] Ein weitere Quelle berichtet davon, dass Y'ffre den Elfen mit dem Beschluss des Paktes die Macht gab, alle ihre Feinde zu besiegen, allerdings geht sie nicht weiter darauf ein, mit welchen Mitteln dies geschehen soll.[6] Denkbar ist hier die Macht des Geschichtenwebens, die im Urteer-Mythos erwähnt wird, oder der Ritus der Wilden Jagd.
Inhalte und Auslegung
Der Grüne Pakt besteht im Grunde aus zwei Abschnitten: Der erste Teil besteht aus den Regeln der Symbiose von Bosmer und Wald, der zweite Teil beschäftigt sich mit der karnivoren[7] Nahrungsaufnahme der Elfen.
„Ihr sollt dem Wald kein Leid zufügen. Ihr sollt nichts essen, was aus pflanzlichem Leben besteht.“
– Der Grüne Pakt und das Dominion[8]Der elementare und bekannteste Teil des Grünen Pakts verbietet den Waldelfen, den Pflanzen Schaden zuzufügen oder sie unter Verwendung des Geschichtenwebens zu formen.[5] Damit einher geht auch das Verbot vom Verzehr von pflanzlicher Nahrung. Jegliches Fällen oder Roden von Bäumen widerspricht Y'ffres Gesetz. Im Gegenzug ist der Wald verpflichtet den Bosmern, auf ihr Bitten hin, Unterschlupf und Schutz zu gewähren.[5] Nicht genau geregelt und deswegen ein Streitpunkt sind die Holzfällerarbeiten von anderen Völkern, sowie die Verwendung des daraus gewonnenen Holzes. Die Verwendung von Holzfeuern ist zwar aufgrund der einhergehenden Vernichtung von Pflanzenmaterials tabu, ob die Herstellung von Alltagsgegenständen oder Gebäuden aus Holz in Hinsicht auf das Verbot der Veränderung erlaubt ist, wird unterschiedlich interpretiert: Die meisten Bosmer haben kein Problem damit, Holzgegenstände wie Bögen zu verwenden, ihre Herstellung durch einen Bosmer wird aber meist als Verstoß gegen den Pakt abgelehnt.[4] Gleichzeitig wird aber in Regionen, die gute Handelskontakten zur anderen Provinzen, vor allem Sommersend haben, Holz und Harz für den Gebäude- und Brückenbau importiert.[2] Dieses seltsame Verhalten der Waldelfen, keine Bäume zu fallen, aber dennoch Holz zu importieren, soll angeblich auf das alte bosmerische Werk Mnoriad Pley Bar zurückzuführen sein.[9]
„[Die Tiere] gab Y'ffre den Waldelfen als Nahrung. Sie durften keine Pflanzen essen, sondern ausschließlich Fleisch verzehren.“
– Der Urteer: ein MythosDas Fleischgebot, auch unter dem Namen Fleischvollmacht[10] bekannt, regelt die Nahrungsaufnahme der Waldelfen. Nach der Überlieferung im Urteer-Mythos schreibt das Gebot die ausschließliche Ernährung von Fleisch vor.[5] In der Realität ernähren sich die meisten Bosmer allerdings auch von anderen nicht-pflanzlichen Produkten wie Milch, Honig, Pilze und Insekten.[11] Ebenfalls im Fleischgebot festgelegt ist die Pflicht, die Leichen Ermordeter zu verzehren. Im Urteer-Mythos heißt es dazu, dass jeder Waldelf, der von einem anderen Waldelfen getötet wird, gegessen werden muss. Selten wird in andere Quellen eine Frist von drei Tagen für das Verzehren des Leichnams angegeben, dabei darf allerdings die Familie helfen.[10][12] Zusammenfassend gilt für jede Quelle als wichtig, dass das Fleisch nicht verkommt und so verschwendet wird. Ob die Unthrappa ebenfalls im Grünen Pakt festgeschrieben wird, ist nicht bekannt.
Als Gegenzug für die Regeln des Pakts, an den die Bosmer sich halten müssen, können sie das Grün bitten, ihnen Unterkunft und sicheres Geleit zu bieten.[5] In mehrtägigen Ritualen mit rhythmischem Gesang und Tanz überreden die Bosmer das Gründ dazu, in die gewünschte Form zu wachsen und so Häuser, Tempel und Kunstwerke zu bilden.[13]
Verstoß gegen den Pakt
Jeder Waldelf, der gegen einen der Punkte des Grünen Paktes verstößt, wird als Pakt- oder Eidbrecher bekannt und muss mit Konsequenzen rechnen. Schon im Urteer-Mythos sind die Folgen festgeschrieben: Die Körper der Eidbrecher kehren in den Urteer zurück, dem sie entstammen, und ihre Namen werden aus Y'ffres Geschichte gestrichen. Letzteres verhindert die Wiedergeburt der Betroffenen und verdammt sie zu einer ewigen Existenz im Urteer, falls sie nicht von einem treuen Anhänger des Paktes erlöst werden.[5][14]
Bei einem groben Verstoß gegen den Pakt, ist auch die Natur nicht mehr an die Y'ffres Bündnis gebunden. Bei einem Bruch des Pakts kann sich die Natur nicht nur gegen den Eidbrecher selbst, sondern kollektiv gegen seine ganze Gemeinschaft richten. Folgen sind beispielsweise eine erhöhte Aggressivität der Senchetiger.[15]
Besser erforscht sind jedoch die sozialen Auswirkungen, falls ein Bosmer gegen den Grünen Pakt verstößt. Je nachdem wie streng sich die Gesellschaft, in der er lebt, die Gebote sieht, hat er mit schlimmen Reaktionen zu rechnen. Bei einem Paktbruch wird ein genau festgelegtes Verfahren um die Schuld des Angeklagten durch Zeugenaussagen, Beweise und Omen festzustellen. Ist dies geschafft, wird dem Täter die Todesstrafe erteilt.[15] Die Todesstrafe wird nicht von Bosmern vollzogen, sondern man überlässt es dem Geist der Natur, das Urteil zu vollziehen. Möglich ist aber auch die Verbannung in eine Höhle, wo der sichere Tod auf sie wartet.[16]
Leben mit dem Grünen Pakt
Keine andere Kultur wurde so stark von einem göttlichen Gebot geprägt, wie die bosmerische vom Grünen Pakt. Tatsächlich haben die Beschränkungen des Grünen Paktes die Bosmer immer wieder vor Schwierigkeiten im Alltag gestellt, die sie kreativ zu lösen wussten. So konnte sich die bosmerische Kultur so entwickeln, dass die Elfen kaum noch Einschränkungen im Alltag haben.
Am ehesten sind die kulturellen Auswirkungen wohl in der Nahrung zu erkennen, die die Bosmer zu sich nehmen. Der Verbot von pflanzlichen Zutaten schränkt die bosmerische Küche stark ein, vor allem in Hinsicht auf fehlenden Zucker und Gewürze. Allerdings haben sich dadurch einige einzigartige Rezepte entwickelt, die man nirgends sonst in Tamriel findet. So enthält bosmerisches Gebäck typischerweise kein Mehl, der Grundteig besteht vielmehr nur aus einer Mischung aus Eiern, Wasser und Butter.[17] Sehr speziell sind auch die alkoholischen Getränke wie Jagga, Faulmet und Dunkelbiermet, die ebenfalls ausschließlich aus tierischen Produkten hergestellt werden. Dunkelbiermet etwa bekommt sein Aroma aus einer Mischen von gegorenen Fleisch, toten Insekten und Grünschimmel.[18] Als Ersatz für Tabak und andere natürliche Rauschmittel werden Larven und Raupen in knöchernen Pfeifen geraucht.[10] Der bosmerische Organismus verträgt die karnivore Ernährung besser als die anderen Völker Tamriels, aber dennoch kann diese zu starken Blähungen führen.[19]
In der Architektur lassen sich, entgegen der landläufigen Meinung, etliche Holzbehausungen finden. Einzigartig ist jedoch hier das "Errichten" dieser Häuser. Waldelfen verwenden dazu keine Werkzeuge zur Bearbeitung des Holzes, als Behausungen werden vielmehr natürliche Hohlräume genutzt und mit Fell- und Knochenkonstruktionen verstärkt und ausgekleidet.[2] Beim Bau wird mittels Ritualen der Baum darum gebeten, in die gewünschte Form zu wachsen.
Der Grüne Pakt stellt die Bosmer trotz aller Anpassungen immer wieder vor Schwierigkeiten. Imker, die Platz brauchen für Bienenstöcke, dürfen die Wälder nicht selbst roden, sondern sind auf die Arbeit von Mitgliedern anderer Völker angewiesen.[20] Alchemisten können viele Zutaten nicht verwenden, da sie einerseits nur tote Pflanzen auflesen und anderseits bomerische Kunden nur Tränke ohne pflanzliche Zutaten zu sich nehmen dürfen.[21] Schmiede sind beim Verhütten von Metallen auf Holzimport oder gute lokale Kohlevorkommen angewiesen, Bogenmacher allerdings können bei der Waffenherstellung bequem auf Knochen als Ersatz für pflanzliches Material zurückgreifen.[4]
Kulturkampf und Kritik
Die Regelungen des Pakts sind in neuerer Zeit immer wieder Mittelpunkt in zahlreichen Kontroversen. Dabei wächst der Konflikt zwischen einer Reformbewegung der weltoffenen Bosmer gegen die Traditionalisten stetig an.
Typische Traditionalisten sind diejenigen Vertreter des Waldelfenvolks, die sich selbst Bosmer des Grünen Pakts nennen. Diese halten sich streng an den Grünen Pakt, essen nur Fleisch und sind allen, die dem Wald schaden feindlich gesinnt.[22]
Viele Bosmer halten es jedoch nicht mehr so streng mit den Geboten und essen auch Milchprodukte, Honig, Pilze und Insekten,[11] manche widersetzen sich dem ganz und nehmen pflanzliche Produkte zu sich.[23] Kritisiert wird von Seiten der Reformisten, dass der Pakt einer zivilisierten und aufgeklärten Diplomatie mit anderen Völkern entgegensteht. Diese starken Unterschiede in den Ansichten führen zwangsläufig zu offenen Konflikten; die Reformisten sehen die Traditionalisten als wild und barbarisch an, von Seiten der Traditionalisten werden die Reformisten als Eidbrecher betrachtet und dementsprechend bestraft.[16]
Eine berühmte Gestalt unter den Waldelfen, die sich gegen die allzu strikte Gebote richtete, war Gwaering, die 2Ä 582, nach dem Tod ihrer Vorgängerin, zur Grünen Dame erhoben wurde. Sie sah den Grünen Pakt als ein kompliziertes Konstrukt, bei dem es unmöglich ist, alle Aspekte einzuhalten. Nach ihrer Ansicht, war es nicht falsch pflanzliche Produkte zu sich zu nehmen, falls die Pflanzen dabei nicht verletzt werden.[11]
Kontakt mit anderen Völker
Die Fremdartigkeit des bosmerischen Ritus sorgt bei den anderen Völkern häufig auf Unverständnis und Ablehnung. Besonders das Verspeisen der Toten wird von Nicht-Bosmern als barbarisch gesehen, da in den meisten Religionen dem Totenkult eine spirituelle Bedeutung zukommt.[24] Auf der anderen Seite sehen traditionalistisch veranlagte Bosmer, die Verletzung von Pflanzen durch Fremde, etwa das Pflücken von Blumen oder Beeren, als Respektlosigkeit und gehen unter Umständen dagegen vor.[19] Mehrmals erklärten die Bosmer bei größeren Schädigungen des Walds den Eindringlingen sogar den Krieg.[25]
So ist es kein Wunder, dass viele Leitfäden für Diplomaten und Botschafter geschrieben wurden, der sie über die Eigenarten der bosmerischen Religion aufklärt. Zu den bekannten Werken gehören das Werk Diplomatie während der Handreichung sowie Kerandas Calvus' Waldelfische Benimmregeln: Perspektive eines Kaiserlichen. Aber auch auf Seiten der Bosmer existiert Literatur, die versucht beide Seiten zu verständigen, beispielsweise das Werk Der Grüne Pakt und das Dominion, das nach der Gründung des ersten Aldmeri-Dominions erschienen ist.
Wissenswertes
- Als die Ayleïden infolge der Gründung des Alessianischen Reiches in 1Ä 242 aus Cyrodiil fliehen mussten, um nicht den Jagden der ehemaligen Sklaven zum Opfer zu fallen, nahmen die Bosmer die ayleïdischen Flüchtlinge nur unter der Bedingung auf, dass sie Teile des Grünen Paktes annahmen und dem Wald keinen Schaden zufügten. Dies und das Nachlassen der Daedraverehrung sorgte für eine Verwässerung der ayleïdischen Kultur.[26]
- Nach einer Geschichte, die ein Akaviri aufzeichnete, soll dem Grünen Pakt einst ein Roter Pakt vorangegangen sein. Nach dem Roten Pakt, den sie mit Molag Bal schlossen, sollten sie nur Obst und Gemüse essen und für den Häuserbau sollte Holz geschlagen werden. Y'ffre jedoch sollte gesehen haben, die die Bosmer durch diesen Pakt dahinsiechten und mit ihnen den Grünen Pakt gewschlossen haben. Aus Rache für den Bruch des Roten Paktes habe Molag Bal Gil-Var-Tall verschlungen.[27]
Literaturverzeichnis
- Baumarchitektur von Cirantille
- Der Grüne Pakt und das Dominion
- Der Urteer: ein Mythos
- Die Waffen von Valenwald
- Traditionen und Sitten der Bosmer von Cirantille
- Waldelfische Benimmregeln: Perspektive eines Kaiserlichen von Kerandas Calvus
Anmerkungen
- ↑ Siehe What do the Aldmeri symbols represent? (Abgerufen am 24.08.16)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Siehe Baumarchitektur
- ↑ 3,0 3,1 The Improved Emperor's Guide to Tamriel, Kapitel Valenwood (→ Platzhalter)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Die Waldelfen von Valenwald
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Laut Der Urteer: ein Mythos
- ↑ Laut Valenwald: eine Studie
- ↑ dh. ausschließlich fleischige
- ↑ Da dieses Buch aus der Feder eines Bosmer stammt, ist der Wortlaut wohl nahe an die originale Überlieferung des Grünen Paktes angelehnt
- ↑ Laut Ein Tanz im Feuer, Band I
- ↑ 10,0 10,1 10,2 Der kleine Tamriel-Almanach (1. Auflage), Der Aldmeri-Bund
- ↑ 11,0 11,1 11,2 Vergleiche mit dem Archiv der Gelehrten
- ↑ Kriegsbräuche der Stammesbosmer
- ↑ Interaktive Karte von Tamriel, Abschnitt Grahtwald
- ↑ siehe auch: Eidbrechers Ruh
- ↑ 15,0 15,1 Dialog mit Baumthane Rolon in ESO
- ↑ 16,0 16,1 siehe Warum wir Landwirtschaft betreiben
- ↑ siehe Das Hochzeitsfest: eine Erinnerung
- ↑ siehe Über das Brauen von Dunkelmetbier
- ↑ 19,0 19,1 siehe Waldelfische Benimmregeln: Perspektive eines Kaiserlichen
- ↑ vergleiche mit dem Quest Ein Advokat des Pakts in ESO
- ↑ vergleiche mit dem Quest Ein fragwürdiger Vertrag in ESO
- ↑ siehe Bosmer des Grünen Pakts: Beobachtungen
- ↑ so etwa Lobelathel
- ↑ Genaueres dazu findet ihr in den Artikeln Bestattung, Nordischer Totenkult und Ahnenkult der Dunmer
- ↑ siehe Der Grüne Pakt und das Dominion
- ↑ Überlebende Ayleïden in Valenwald
- ↑ Monolog von Noryon