Nordischer Totenkult

Der Nordische Totenkult umfasst die nordischen Vorstellungen von Tod und Jenseits, die Bestattung und die Rituale zur Ehrung der Verstorbenen. Der Totenkult spielt unter anderem aufgrund der kriegerischen Lebensweise der Nordmänner seit jeher eine mitunter zentrale Rolle in der nordischen Kultur und ist daher sehr stark ausgeprägt und facettenreich.

Tod- und Jenseitsvorstellung

Hauptartikel: Sovngarde

Künstlerische Vorstellung von Sovngarde

Durch das kriegerische Leben und die damit einhergehende stete Präsenz des Todes ist dieser etwas, womit sich die Nord immer außereinandersetzen müssen. In ihren Vorstellungen aber bedeutet der Tod nicht automatisch das endgültige Ende. In der nordischen Kultur existiert die Vorstellung von einem Leben nach dem Tod, wonach jene Nord, welche tapfer und ehrenvoll gelebt[1] beziehungsweise im Kampf gefallen[2] sind ihr Leben nach dem nirnschen Tod auf ewig in Sovngarde, dem Reich Shors, verbringen.[2]

Sovngarde ist nach den Vorstellungen der Nord ein großes Tal, in welchem am Ende einer Walknochenbrücke Shors Halle, eine riesige Methalle, liegt, in die nur Einlass erhält wer von Tsun als würdig befunden wird.[3] Wird der Verstorbene für würdig befunden darf er die Halle betreten, woraufhin ihn neben den Seelen anderer ein nie enden wollendes Fest erwartet, während nirnsche Konstrukte und Empfindungen wie Zeit, Schmerz, Leid und Langeweile nicht mehr existieren.[2]

Den Eingang nach Sovngarde zu finden gestaltet sich jedoch als sehr schwierig, und viele seien schon bei dem Versuch daran gescheitert.[2] Nur, wer ehrenvoll gestorben ist erhält die Möglichkeit, Shors Halle zu betreten, weshalb es für viele Nord Teil ihres Lebensinhaltes ist, bis zu ihrem Tod ein eben solches ehrenvolles Leben zu führen und auch so zu sterben, da unehrenvoll gestorbene Nord oder jene, welche beispielsweise an Lykanthropie leiden, keinen Zugang erhalten.[4]

Bestattungsritus

Bestattungsformen

Im Laufe der Jahrhunderte haben die Nord eine Vielzahl an unterschiedlichen Bestattungsformen und - praktiken entwickelt, um den Verstorbenen auch nach dem Tod die Ehre zu erweisen.

Feuerbestattung

Das Begräbnis von Kodlak Weißmähne durch Feuerbestattung
Kunstvoll gearbeitete Urnen

Die Feuerbestattung ist eine mögliche Form der Bestattung. Hierbei wird der Leichnam des Verstorbenen verbrannt, in der Regel auf einem vorbereiteten Scheiterhaufen, wie es beispielsweise beim Begräbnis von Kodlak Weißmähne im Jahr 4Ä 201 der Fall war. Die nach der Verbrennung übrig bebliebenen Überreste, in der Regel Asche und Knochenfragmente, werden dann in der Regel in eine Urne gefüllt. Manchmal werden neben dem Leichenbrand auch persönliche Gegenstände wie Schmuck oder Goldstücke, manchmal auch Tränke in die Urne gesteckt,[5] bei welchem es sich entweder um die wichtigsten persönlichen Habseligkeiten des Verstorbenen oder Beigaben für das Weiterleben des Verstorbenen in Sovngarde handeln könnte.

Die Verbrennung von Toten hat hierbei einen in erster Linie hygienischen Hintergrund. Gerade nach einer Schlacht mit vielen Toten ist es üblich, die Toten - insbesondere die der Feinde - zu verbrennen, um die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen durch die schiere Masse an Kadavern zu verhindern.[6]

Konservierung durch Mumifizierung, Einbalsamierung und Stahlrim

Eine Nordmumie mit Leinentücher und Einbalsamierungswerkzeug

Eine weitere Form der Bestattung, welche vor allem von den Alten Nord praktiziert wurde ist die Konservierung der Toten, welche meist durch Einbalsamierung geschieht.[7]

Himmelsrands weitestgehend kaltes Klima ist ideal für die Konservierung eines Leichnams, da durch die Kälte der Verwesungsprozess verlangsamt oder gar gänzlich gestoppt wird und der Körper so auf natürliche Art mumifiziert. Es ist somit anzunehmen, dass die alten Nord dies erkannten und daher dazu übergingen, dieses natürliche Phänomen für die Konservierung ihrer Toten zu nutzen und durch einige Handgriffe zu perfektionieren. Mittels spezieller Werkzeuge präparierten sie die Toten und wickelten sie meist bis auf den Kopf vollständig in Leinentücher ein, ehe der Körper mit einigen persönlichen Gegenständen bestattet wurde.

Ein Skelett in Stahlrim

In manchen Fällen ist es jedoch fraglich, ob ein Körper durch die Nord präpariert wurde, ehe er bestattet wurde. In vielen Gräbern finden sich so Nordmumien, welche nicht in Leinen gewickelt wurden, aber dennoch perfekt konserviert wurden. Hier ist entweder der Fall eingetreten, dass das Leinen bereits zerfallen ist oder die Leichen nicht einbalsamiert und lediglich so bestattet wurden, aber durch das kalte Klima auf natürliche Weise konserviert wurden.

Neben der künstlichen Konservierung und dem Verlassen auf die Natur gibt es noch eine weitere, weitaus seltenere und bisher nur auf Solstheim praktizierte Art der Erhaltung eines Leichnams. Hierbei wird der Körper von einer durchsichtigen, eisartigen Substanz namens Stahlrim umschlossen, um sie vor dem natürlichen Verfall oder Wildfraß zu schützen. Das Stahlrim gilt den Nord, allen voran den Skaal, als heilig, weshalb es nur für die Bestattung eines nordischen Toten verwendet werden darf,[6] obgleich man daraus auch Rüstungen und Waffen herstellen könnte.[8]

Begräbnisstätten

Wie es verschiedene Arten der Bestattung gibt, so hat sich im Laufe der Zeit auch eine Vielzahl an verschiedenen Begräbnisstätten in der nordischen Kultur entwickelt.

Hügelgräber

Hauptartikel: Hügelgrab

Das Jolgeirr-Hügelgrab auf Solstheim um 3Ä 427

Zu den berühmtesten und für viele Einwohner Tamriels "typisch nordischen" Grabstätten der Nord zählen die Hügelgräber. Ihrem Namen entsprechend handelt es sich bei ihnen in der Regel um Gräber, welche entweder in einen Hügel hineingebaut wurden oder über denen ein künstlicher Grabhügel aufgeschüttet wurde.[9] Meistens wurden die Hügelgräber dementsprechend kenntlich gemacht, indem entweder ein deutlich sichtbarer, aus Stein gefertigter Oberbau mit einer großen Steinplatte zur Blockierung des Eingangs angelegt[10] oder der Hügel von einer kreisrunden, wie eine Treppe aussehenden Umfassung umgeben wurde.[11] In ihrem Inneren reichen diese Hügelgräber von einfachen, einräumigen Gräbern bis zu bis tief in die Erde gehenden Komplexen, was vermutlich von der Bedeutung und dem Wohlstand des jeweils dort Bestatteten abhängt.

Der imposante Grabtempel des Ödsturzhügelgrabes

So gibt es beispielsweise in Himmelsrand einige imposante Grabmonumente, welche mit dem einfachen Hügelgrab wenig gemein haben. Das Ödsturzhügelgrab bei Flusswald ist hier wohl das berühmteste Beispiel. Obgleich es als "Hügelgrab" bezeichnet wird[12] macht es von Außen betrachtet weniger den Eindruck eines einfachen Hügelgrabes sondern den eines gewaltigen Grabtempels. Der Grund dafür könnte in der Bedeutung des im Inneren des Grabes Beigesetzten liegen, welcher wohl ein hochrangiges Mitglied des Drachenkultes war, da bei seinen Grabbeigaben nicht nur eine Wortwand sondern auch der Drachenstein gefunden wurde.[13] Bei diesem Grabtempel handelt es sich jedoch lediglich um einen großen Vorbau, während das eigentliche Grab sich in den Berg hineingeschlagen befindet. Eine ähnliche, aber bei Weitem ich so imposante Bauweise weist Totmannsruh, das Grab des nordischen Großkönigs Olaf Ein-Auge im Jarltum Hjaalmarsch auf.

Totenhallen

Die Halle der Toten von Weißlauf

Hauptartikel: Halle der Toten

Eine weitere Grabform, welche man ausschließlich in Himmelsrand vorfindet sind die so genannten Totenhallen. Bei diesen handelt es sich um in den großen Städten gelegene Bauten, welche sowohl Begräbnisstätte als auch Kult- und Vorbereitungsinstitutionen bilden. Den in der Regel oberirdischen Bau in Form eines Gebäudes bildet ein Heiligtum für Arkay, in welchem der jeweilige lokale Priester des Arkay die Riten für seinen Gott abhält, die Toten für die Bestattung vorbereitet[14] und die Angehörigen der Verstorbenen entweder zum Beten oder Aufsuchen der Grabstätten herkommen.

Den meist unterirdischen und größten Teil bildet schließlich die eigentliche Totenhalle, welche aus einer Vielzahl von Gängen und Kammern besteht, in denen die Toten entweder in Särgen in Wandnischen oder in großen Steinsarkophagen beigesetzt werden, vermutlich je nach Rang und Wohlstand des Verstorbenen.

Friedhöfe

Der Friedhof von Falkenring

Hauptartikel: Friedhof

Friedhöfe sind in der nordischen Kultur zwar durchaus bekannte und geläufige Begräbnisstätten, jedoch bei weitem nicht so stark ausgeprägt wie beispielsweise in Hochfels[15] oder Cyrodiil. Einer der Hauptgründe dafür könnte an Himmelsrands kaltem Klima liegen, weshalb die Böden meist sehr stark und tief gefroren sind, das Anlegen von Friedhofsgräbern daher relativ schwierig ist. Daher findet man die meisten Friedhöfe im Land der Nord vor allem in den etwas gemäßigteren Zonen im Süden und Westen der Provinz und vor allem in kaiserlich dominierten Jarltümern.

Der größte, älteste und bekannteste Friedhof von Himmelsrand ist der von Falkenring. Der Friedhof enstand so um die Zeit der Schlacht von Sonnwach um 1Ä 478 und wurde lange Zeit von einem Denkmal für Kjoric den Weißen und Hoag Elfentöter überragt, welches mittlerweile verfallen ist. Im Laufe der Zeit wuchs der Friedhof immer weiter und nahm an Bedeutung zu, weshalb die Einwohner des Ortes ihn - wenn auch zynisch - auch als "Ort, an den Helden kommen, um zu sterben" bezeichnen.[16]

Bootsgräber

Das Bootsgrab Tukushapal

Hauptartikel: Bootsgrab

Eine letzte und bislang nur einmalig bekannte Begräbnisform bildet das Bootsgrab. In diesem Fall wird der Verstorbene neben seiner Habe in (s)einem Boot beziehungsweise Schiff in einem unterirdischen Grabmal beigesetzt.

Das einzige bislang bekannte Bootsgrab lag in Morrowind im Vvardenfelldistrikt unter der Marvani-Ahnengruft. Das als Tukushapal bekannte Grab war die letzte Ruhestätte von Olmgerd dem Gesetzlosen, einem Sohn des nordischen Großkönigs Harald und wurde erst 3Ä 427 von einem Abenteurer entdeckt.[17] Ob das Grab das Rote Jahr überstanden hat oder nicht ist nicht bekannt. Falls letzteres der Fall ist wäre das einzige bislang bekannte Bootsgrab damit vernichtet worden.

Verehrung der Toten

Die Verehrung der Verstorbenen besitzt in der nordischen Kultur einen wichtigen Stellenwert, ähnlich dem dunmerischen Ahnenkult.

Die Ehrerbittung gegenüber den Toten beginnt bereits bei der Beisetzung. Die Toten erhalten ein angemessenes Begräbnis, meistens mit ihren wichtigsten Besitztümern.[18] Je nachdem, wie bekannt und wichtig eine Person war erweisen viele andere dem Verstorbenen die letzte Ehre, so wie es beispielsweise 4Ä 201 beim Begräbnis von Kodlak Weißmähne der Fall war, welchem auch Jarl Balgruuf der Ältere beiwohnte.[19] Und auch nach dem Tod reisst diese Ehrerbietung gegenüber den Toten nicht ab. Viele Angehörige besuchen die Grabstätten der Verstorbenen, um die Toten zu Ehren, und eine Blockierung oder Verhinderung dieser Handlung wird von vielen als Affront angesehen.[20]

Literaturverzeichnis

Anmerkungen

  1. Vgl. Loadingscreen "MQSovngarde" in The Elder Scrolls V: Skyrim: Die Nord glauben, dass ihre ehrenvollen Toten auf alle Ewigkeit in Sovngarde weiterleben." Da an dieser Stelle nur von "ehrenvollen Toten" die Rede ist scheint nicht zwangläufig gemeint zu sein, dass sie im Kampf gefallen sein müssen (da ein "ehrenvolles" Leben auch anderweitig zustande kommen kann).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Siehe Sovngarde, eine Betrachtung
  3. Vgl. Darstellung Sovngardes in The Elder Scrolls V: Skyrim
  4. Siehe zum Beispiel Kodlak Weißmähne, welcher mehr oder weniger verzweifelt nach einer Heilung von Lykanthropie suchte, um in Sovngarde Einlass zu finden.
  5. Siehe Inhalte von Begräbnisurnen in The Elder Scrolls V: Skyrim
  6. 6,0 6,1 Siehe Der Untergang des Schneeprinzen
  7. Laut Helgrid: "Das einzige Ungewöhnliche ist die Form der Schnitte. Sie sehen aus, als stammten sie von ... nun, die alten Nord haben solche geschwungenen Klingen beim Einbalsamieren ihrer Toten verwendet."
  8. Laut Aenar zum Thema "Stahlrim": "Es ist heilig, aber es ist nützlich. Es kann benutzt werden, um Stalhrim-Rüstung herzustellen, wenn man die Werkzeuge hat und die richtigen Techniken kennt."
  9. Vergleiche die verschiedenen Hügelgräber, beispielsweise auf Solstheim in The Elder Scrolls III: Bloodmoon.
  10. Siehe als Beispiel das Jolgeirr-Hügelgrab
  11. Siehe als Beispiel Ysgramors Grab.
  12. Sowohl im Deutschen als auch im Englischen (Bleak Falls Barrow) → barrow bedeutet u.a. "Hügelgrab"
  13. Siehe Ödsturzhügelgrab und Drachenstein für genaueres.
  14. Laut Helgrid während der Quest "Tod auf dem Eis" in The Elder Scrolls V: Skyrim: "Nun muss ich wirklich zu der Leiche zurückkehren. Es ist viel Arbeit, sie für das Grab vorzubereiten."
  15. Siehe The Elder Scrolls II: Daggerfall
  16. Siehe offizielles Lösungsbuch zu The Elder Scrolls V: Skyrim, S. 574.
  17. Siehe Olmgerd der Gesetzlose und Tukushapal für genaueres.
  18. Siehe Inhalte der Särge von verstorbenen Personen in The Elder Scrolls V: Skyrim
  19. Siehe Kodlak Weißmähne für genaueres.
  20. Siehe zum Beispiel Thongvor Silber-Hand im Gespräch mit Bruder Verulus: "Die üblichen Lügen der Kaiserlichen. Erst nehmt Ihr uns Talos weg, und jetzt hindert Ihr uns daran, unsere geehrten Toten zu besuchen?"