Dass dieser Thread wenig Sinn hat, da selbst Wirtschaftsexperten unmöglich sagen können, wie sich die Finanzmärkte entwickeln werden, sollte wohl klar sein. Allerdings wäre es auch angesichts der Tatsache, dass die meisten User keine Wirtschaftsexperten sind, wünschenswert, wenn zumindest etwas wie eine ansatzweise inhaltsvolle Diskussion zu Stande kommen könnte. Ansonsten sehe ich mich dazu gezwungen, den roten Faden der Politik-Threads in diesem Forum wieder einmal mehr fortzuführen und diesen Thread zu schließen. Um also etwas in den Raum zu werfen:
Vorneweg: Die Welt geht nicht unter. Die einzige Möglichkeit, die manche Regierungen haben, die derzeit stark unter dieser Finanzkrise leiden, ist eben stark einzusparen - was natürlich keine Regierung freiwillig tun würde, da sich das auf die Lebensqualität aller Menschen auswirken würde, was wiederum die Niederlage in der nächsten Wahl bedeuten würde. Der bislang bequeme Weg des Bezahlens von Schulden durch das Machen von neuen kann nicht ewig funktionieren, musste nun auch eine Breite Masse an Menschen feststellen. Eigentlich sind die USA in dieser Beziehung gar nicht einmal das schlimmste "Opfer". Obama ist ohnehin so gut wie abgewählt - die Tea-Party-Bewegung hat ganze Arbeit geleistet - die USA haben für ein westliches Land verhältnismäßig niedrige Steuern und haben hohe Militärausgaben. Ein Weg für Sparmaßnahmen dürfte also ohne weiteres zu finden sein. Dass das natürlich eine Schwächung für die unumfochtene Supermacht bedeuten würde, liegt auf der Hand.
Die Japaner dürfte es bald weitaus schlimmer treffen, falls die Regierung unter Ministerpräsident Kan es nicht schaffen sollte, die Opposition zu einem Einlenken ihrer Trotzhaltung zu überzeugen. Denn bald wird diese Regierung vollkommen pleite sein und mit der weltweit höchsten Auslandsverschuldung von neuerdings über 200% des BIP sollte es sich als schwer gestalten, weitere Schulden zu machen.
Wenn in den Medien vom "Niedergang der USA" geredet wird, kommt im nächsten Atemzug direkt "Und China...". Ich würde hier nicht den Teufel an die Wand malen. Ja, die Chinesen mögen die Mittel dazu haben, "der Welt zu helfen", was auch nur im Interesse aller liegt. Machtgleichgewichte verschieben sich; das war schon immer so und wird auch immer so sein. Das ist auch gut so. Ich verstehe nicht, wie manche Menschen glauben können, dass der Westen ewig eine dominierende Rolle einnehmen wird. Nach dem zweiten Weltkrieg sind durch die Blockbildung diese Machtgleichgewichte stagniert. Auf einmal wurden überall auf der Welt blutige Konflikte und andere Intrigen geführt, um die eigene Position dem Feind gegenüber zu stärken (Korea-Krieg, Vietnam-Krieg, sowjetisch-afghanischer Krieg, erster Golfkrieg, sowie die Einrichtung oder Stützung diverser Regime - Stichwort: Pinochet, Saddam Hussein, Pahlavi - und nicht zuletzt die Greueltaten kommunistischer Regime in China, der UDSSR, Nordkorea oder Kambodscha). Wahrscheinlich sind während des gesamten Kalten Krieges mehr Menschen umgekommen, als in allen zuvorigen Kriegen zusammen.
Als schließlich die Blöcke zerbrachen, weil die UDSSR letztendlich mit dem Scheinkommunismus den Kürzeren gezogen hatte, stand da auf einmal Amerika als alleinige Supermacht da; hatte einen riesigen Militärapparat, aber auf einmal keinen Feind mehr. Damals prognostizierte man noch bei Japan, dass sie eines Tages zum Gegengewicht werden würden, was aber letztendlich durch eine schwere Finanzkrise, ausgelöst durch eine Spekulationsblase im Immobilien- und Aktiensektor (kommt es bekannt vor?
) zunichte gemacht wurde. Verstärkt wurde das ganze dann natürlich noch durch das schwere Beben von Kyoto im Jahre 1995. Als Folge stieg die Verschuldung auf über 150% des BIPs rasant an, die jetzt die Ausgangslage für Japan bildet.
Aber zurück zu den Chinesen. Natürlich verwendet deren Regierung Maßnahmen im In- und Ausland, die in westlichen Augen die Menschenrechte mit Füßen treten. Die mediale Hauptsorge des Westens ist, dass eines Tages die Supermacht China uns alle unterdrücken wird. Dies schreitet damit einher, dass sich staatliche chinesische Unternehmen in der sogenannten "Schwächestunde Europas" (bei den USA sind sie ja schon der größte Gläubiger) in dessen Wirtschaft einkaufen werden. Dies mag sogar stimmen (erst heute habe ich gelesen, dass sich die China Investment Coorperation (CIC) mit 30% in das französische Energieunternehmen GDF Suez eingekauft hat). Aber die Intentionen der chinesischen Regierung sind keine Ziele wie "Höhöhö, lasst uns die ganze Welt aufkaufen respektive beherrschen", sondern bestehen viel mehr darin, dass auch der chinesische Staat ein Interesse daran hat, dass die angeschlagenen Volkswirtschaften wieder funktionieren. Denn: wenn keiner da ist zum Handel treiben, verbaut man sich selbst den Weg. Und dies funktioniert eben nun einmal dadurch, dass man Geld investiert. Sorgen, dass bald Wen Jiabao einen Staatsbesuch in seinem Protektorat "Autonomes Gebiet Deutschland" machen wird, habe ich nicht. Den Rest wird die Zukunft ergeben.
So viel von mir.