[Story-Sammlung] Die Chroniken d. Magier Cethegars

40. Äonenlanges Warten

Nach ungefähr vier Stunden langem Marschieren durch dichte Wälder hielt Cethegar an. Vor ihm befand sich ein gewaltiger Felsen und auf diesem waren Runen geschrieben. Dwemer'sche Runen.
Hätte Cethegar nicht die Reise in die Vergangenheit gemacht, wäre er absolut ratlos gewesen doch jetzt wusste er, was sie sagten : Dahinter war ihre Bedeutung.

Mit einem Mal wusste Cethegar was zu tun war. Langsam ließ er Blitze gegen den Felsen schlagen. Nicht stark, aber ausdauern. Minuten vergingen und der Blitz fraß sich langsam aber sicher durch den Felsen. Nach etwa vierzig Minuten ließ der Widerstand allmählich nach, der sich ihm entgegenstellte und Cethegar ließ den Zauber versiegen.
Jedoch musste er noch etwas warten, denn die gebohrte Höhle war noch unbegehbar, denn die Wände waren ob der gewaltigen Hitze des Blitzzaubers noch immer rot glühend.

"Verdammt", fluchte er, denn er hatte nicht vor lange zu warten. Kurzerhand ließ er eine eiskalte Wolke den Gang hinabziehen und binnen Sekunden waren die Wände wieder grau.
Und in diesen Gang ging er nun hinein.

"Autsch", schrie der Erzmagier plötzlich, denn er war gegen eine Felsen an der Decke gestoßen. Kurzerhand wob er einen Lichtzauber, welcher die Halle erhellte.

Und er erkannte eine große Höhle, in welcher ein großer Bergfried stand.
Die Bergfestung von Alessia.

"Du bist endlich hier !", rief eine dunkle Stimme aus den Bergmassiv. Scheinbar ohne jegliche Herkunft, doch als er sich genau umschaute erkannte er einige Gestalten mit Fackeln auf sich zu kommen.
Als er noch genauer hinschaute, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Denn er kannte diejenigen, die da auf ihn zustapften.

Denn es waren, obgleich gealtert und mit einem stark verlängerten Bart, zwei alte Freunde : Ristraivik und Zharingal gingen ihm mit einem halben dutzend jungen Dwemern entgegen.

"Bist du also endlich gekommen.", stellte er Ristraivik fest.
 
41. Entgegem dem Schicksal

Scheinbar war dem Erzmagier die Verwirrung so sehr in das Gesicht geschrieben, denn mit lautem, tiefen Lachen antworteten die Dwemer. Gleichzeitig blinzte die Augen der Zwerge und zeigten, dass das Lachen keineswegs Spott war.

"Wie ... wie könnt ihr hier sein ? Sollte euer Volk nicht vergangen sein ?", fragte der Elf verblüfft. Die Frage war vielleicht etwas derb formuliert, doch sie musste einfach hinaus.

Ristraivik stoppte mit dem Lachen und antwortete mit tränenden Augen.
"Wieso vergangen ? Du hast es uns damals gesagt, doch du wusstest doch selbst nicht, ob wir entgültig starben. Du selbst hast Zweifel geäußert, ob wir ausgestorben waren oder ob wir uns nur zurückgezogen hätten. Und es war nur das Zurückziehen, was uns zuteil wurde."

Das machte Cethegar zwar froh, denn dadurch war das alte Volk noch immer existent und all' ihre Geheimnisse immer noch präsent. Die Freude des Wissbegierigen in ihm trieb Cethegar die Tränen ins Auge.
Doch etwas passte für Cethegar nicht in das Bild.

"Doch warum habt ihr euch zurückgezogen?", wollte er wissen. "Ihr lebt doch noch. Warum seid ihr dann in eure tiefsten Katakomben geflüchtet, anstatt euch den Oberflächenbewohnern zu offenbaren ?"

Dieses Mal war es an Zharingal zu antworten. "Das lässt sich jetzt nicht so schnell beantworten. Kurz umrissen, es waren mehrere Dinge, die uns von der Oberfläche vertrieben. Unter anderem waren es Diebe und Räuber, die uns unentwegt heimsuchten.
Das konnten wir nicht akzeptieren, denn unsere Horte sind uns heilig. Und weil die Herrscher dieser Diebe nichts tun wollten, um uns zu helfen, sahen wir keinen Grund weiter mit ihnen zu verkehren."
Mit einem tiefen Blick in Cethegars Augen fügte er noch etwas hinzu.
"Dir jedoch gebührt unser Dank. Und deshalb warteten wir. Äonenlang, nur um dir das zu geben, was dir gebührt." Mit diesen Worten reichte er ihm einen Wildledersack, in dem Cethegar ganz vertraut, das Klackern seiner zwei Fry'dar.

Er ergriff Zharingals Hand und drückte sie fest. "Freund. Was du hier getan hast, ist ein Tribut an alte Freundschaft. Ich wünschte mir jedoch, dass die Freundschaft nicht nur mir allein gilt. Bitte die Führer deines Volkes den alten Hass zu begraben. Wir brauchen die Dwemer an unter der Sonne."
Und an Ristraivik fügte er hinzu. "Auch dir danke ich für deine Bemühungen. Deinen Wacht hat es mir ermöglicht, diese Steine erneut zu finden und dafür danke ich dir."

Cethegar wollte gerade einem dritten Dwemer die Hand reichen als er merkte, dass jener erwartete Dwemer gar nicht da war. Knirkzang fehlte und er fragte Ristravik danach.

"Knirkzang ist schon lange fort", sagte dieser. "Vor geschätzten vierhundert Jahren überfielen zahlreiche Trolle und Oger eine unserer Diamantenlager. Knirkzang führte die Verteidigung an und mit seinem Opfer konnten die Minenarbeiter entkommen. Er ging als einer der größten Helden unseres Volkes in die Geschichte ein. Halte ihn in Ehren !", forderte er.

"Das werde ich.", schwor Cethegar, denn mit dem ihm anfangs feindlich gesonnenen Dwemer verband ihn nicht mehr das Misstrauen sondern der Respekt. Und so saß er minutenlang dort und gedachte ihm und seinem Mut.

Als er sich wieder erhob standen die Dwemer synchron auf und er wusste, dass nun die Zeit war, sich zu verabschieden.
"Freunde.", versuchte Cethegar eine gute Formulierung zu finden. "Ich möchte dieses Treffen nicht herabwürdigen, doch ich habe nicht viel Zeit. Ich muss die Fry'dar noch aufladen und ich bin mir noch nicht sicher, wie das gehen soll. Daher muss ich mich beeilen."

Ristraivik schüttelte den Kopf. "Keine Sorge, Zwergenfreund. Wir verstehen dich. Du hast uns schon einmal gesagt, wie es um die Welt bestellt ist. Doch damals war es noch nicht so eilig. Doch dafür musst du dich jetzt um so mehr beeilen. Mach hinne, Kumpel", schloss er mit einem freundlichen Grinsen und klopfte ihm an die Hüfte, weil er die Schulter ja nicht erreichen konnte. Dann drehte er sich um und ging weg. Die andern Zwerge folgten ihm und der Erzmagier machte sich zum Ausgang auf.

Mit einem letzten Blick nach hinten sah Cethegar die Dwemer langsam in die Tiefen des Berges verschwinden und als er durch den Gang sah, konnte er die Sonne sehen.

"Zeit für Veränderung", sprach er, während er an das Überleben der Dwemer dachte und sich aus der Höhle bewegte.
 
42. Kraft des Wahnsinns

"Und du erwartest, dass ich das glaube ?!"
Das war das Erste, was Raminus Polus sagte, nachdem Cethegar über die Schwelle der Geheimen Universität trat und ihn in sein Gemach bat. Dort hatte er ihm ohne jegliche Floskeln erläutert, was er alles erlebt und überlebt hatte.
Raminus hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört, doch nun schien er nicht mehr an sich halten zu können.

"Ich weiß", gab der Erzmagier zu. "Es scheint etwas unglaublich, doch es ist passiert." Wie zum Beweis nahm er einen Lederbeutel aus seiner Tasche, entknotete ihn und legte zwei Edelsteine auf den Tisch. "Diese Fry'dar sollten dir Beweis genug sein."

Der Hochmagier näherte sich den schimmerden Steinen und in seinem Gesicht war eine Mischung aus Unglauben, Ehrfurcht und Etwas, was Cethegar nicht einzuordnen wusste.
"Ich glaube dir", gab Raminus dann zu. "Doch wenn das, was du mir sagtest, stimmt, so sind diese Steine unvollständig. Die Macht Oblivions muss in sie fahren, damit sie mit voller Macht gesegnet sind. Oder täusche ich mich ?"

Cethegar schüttelte den Kopf. "Nein. Diese Steine brauchen immer noch die Magie des Dunklen Reiches. Doch ich habe keine Ahnung, was ich tun muss."

Raminus stand auf und ging schnell im Kreis. "Und du glaubst, dass ich das weiß. Dass du einfach mal aus der Vergangenheit kommen kannst und mich um Wissen bitten kannst. Wie kommst du darauf, dass ich das weiß ?"
Dass Raminus das Rangverhältnis zwischen den Beiden mit Füßen trat, schien er nicht einmal zu merken, doch der Erzmagier sah es nicht als nötig an, den Hochmagier deswegen zu rüffeln.

"Vermutlich kann ich euch helfen, Meister", sprach eine schüchterne Stimme. Als beide Magier sich umdrehten sahen sie sich einem Bosmer gegenüber. Eine Bosmerin um genau zu sein. "Verzeit, wenn ich euch unterbreche, Hochwürden, doch ich wollte etwas anfügen."

Cethegar war zwar froh, dass sie eine Antwort wusste, doch er konnte es nicht dulden, dass eine Schülerin ganz einfach in das Ratsgemach marschiert kam und dabei streng geheime Informationen erfuhr.
"Wie kommst du dazu, hier einfach reinzuplatzen. Der Ratsraum ist nur .." Cethegar unterbrach sich, denn Raminus packte ihn an der Schulter und schüttelte beschwichtigend den Kopf. "Weißt du etwa eine Entschuldigung für so was ?", fragte er ihn.

Raminus sprach leise. "Elisa ist meine Novizin und ich bin ihr Mentor. Ich hatte sie für heute in das Ratsgemach gebeten, um über ihre Fortschritte in der Beschwörung zu reden. Dass Ihr zurückkehrt, war nicht vorgesehen und ich habe sie da wohl vergessen."

Das beruhigte Cethegar etwas, doch er musste noch etwas sicherstellen. Darum zog er sein kleines Silbermesser und stellte sich vor Elisa. "Streck deine Hand aus.", forderte er und sobald sie dieses tat, fuhr er ihr mit der Silberklinge über die Handfläche, die augenblicklich blutete.
Cethegar sprach einige Worte und fuhr ihr dann mit einem Heilzauber über die Fläche und heilte die Wunde.
"Solltest du jemandem verraten, was du hier gehört hast, so wird dieser Zauber dich mir offenbaren und dann solltest du dich in Acht nehmen."

Elisa nickte eingeschüchtert und zog ihre Hand vorsichtshalber zurück.
"Nun berichte uns, was du von einer Kraft aus Oblivion weißt !"

Elisa hob die Stimme und erzählte.
"Vor vier Tagen waren wir im Astronomieturm und betrachteten die Sterne. Dabei bemerkte ich, dass der Stern von Sheogorath, dem Prinzen des Wahnsinns, leuchtete und sein verderbliches Licht auf uns herabschien." Cethegar runzelte die Stirn und Elisa fügte rasch hinzu.
"Ich weiß, dass das noch kein Hinweis ist, doch es bestätigt das, was ich später sah. Denn nur zwei Tage später entdeckte ich beim Kräutersammeln im Wald eine neue Insel in der Bucht von Niben und als ich dort hin ging. Ich kann auf dem Wasser gehen", fügte sie auf erneutes Stirnrunzeln hinzu.
"Jedenfalls, als ich dort ankam, sah ich einige Wesen dort. Eine Khaijit, eine Argonierin und einen Nord. Und sie allesamt waren komplett verrückt. Sie berichteten, dass das Tor ..."
"Welches Tor ?", fragten Raminus und Cethegar gleichzeitig.
"Es gab ein Tor auf der Insel. In ein steinernes Massiv eingebettet, welches ein Gesicht darstellt, war eine Pforte, die einen irgendwo hinbringt. Und ich vermute, dass es auf die Inseln von Sheogorath führt."

Das machte Cethegar wieder neugierig. Sheogorath. Er war ein Wahnsinniger gut, aber immerhin war er nicht so bösartig wie Molag Bal oder Malacath. Und in seinem Reich könnte man sicherlich an Energie für die Fry'dar gelangen.

"Führe mich zu dem Tor", forderte er.
 
43. Wahnsinnige Begrüßung

"Noch ein Sterblicher. Wie putzig."
Damit begannen Cethegars Tage auf den Inseln. Ein in ein etwas seltsam ausschauendes Kostüm gezwängter Mensch saß ihm in einem kleinen Raum entgegen und grinste ihn an, wobei das Grinsen keinesfalls von Freude zeugte. Viel mehr war es eine Grimasse, die so etwas sagte wie Ich-muss-dich-hier-begrüßen-also-lass-es-uns-schnell-hinter-uns-bringen.

Cethegar wollte gerade etwas erwidern, doch der Frackträger kam ihm zuvor mit der Bitte sich doch zu setzen. Und zwar auf einen Stuhl, der just in diesem Moment aus den Schatten hergezaubert wurde. Jedoch hatte der Mensch keinen Finger gerührt. Die Magie musste also von woanders hergekommen sein.

"Vergesst es", befahl der Empfänger. "Ein Sterblicher wie ihr kann niemals verstehen, was die Inseln und Sheogorath wirklich können und was sie nicht können."

Damit waren sie beim Kernthema angelangt. Sheogorath. Der Prinz des Wahnsinns. "Was könnt ihr mir über die Inseln sagen ?", wollte Cethegar wissen. Der Mensch war völlig perplex. "Sagen ? Wieso sollte ich euch etwas sagen ? Die Inseln stehen allen Besuchern offen, sie alle können sich hier umsehen und lernen, oder auch nicht, wenn sie zuvor gestorben sind.", fügte er mit einem bösartigen Lächeln hinzu. "Die Dinge stehen nicht gut in diesem Reich.
Zwei Parteien, Ketzer und Eiferer, stehen sich in erbittertem Kampf gegenüber und werden nicht eher ruhen bis die gegnerische Partei verloschen ist."

Der Erzmagier hörte aufmerksam zu und so erfuhr er, dass die Ketzer, eine Sekte von Magiern im Reich von Mania war. Mania war das Reich der Aureale, der "hellen" Leibwache Sheogoraths.
Cethegar konnte sich darunter jedoch nichts vorstellen : "Wie sollte eine Daedraart "hell" sein. Daedra waren Kreaturen Oblivions. Kreaturen der Dunkelheit."
Jedoch ließ der Haushofmeister des Prinzes des Wahnsinns sich nicht unterbrechen.
Entgegen den Ketzern standen die Eiferer, eine Gruppierung düsterer Gestalten in Dementia. Sie waren dem Wahnsinn offen gegenübergestellt und vergötterten Sheogorath.
Das, was Haskill nun sagte erschien Cethegar schon vernünftiger.
"Dem Land Dementia gehören die Dunklen Verführer, auch Mazken genannt, an. Sie repräsentieren die dunkle Seite der Inseln und des Wahngottes."

Cethegar hatte genug gehört. Er stand auf und wollte gerade durch die eiserne Tür am andern Ende des Raumes öffnen und hindurchschreiten als Haskill noch einmal sprach :
"Flegel. Man verlässt eine Konversation nicht ohne eine angemessenen Abschiedsspruch. Außerdem muss ich euch noch etwas sagen."

So erfuhr Cethegar, dass er die Inseln an sich noch nicht erreicht hatte. Er befand sich lediglich im "Randland", eine Art von Vorstufe des Wahnsinns. In diesem sollten, laut Haskill, die Besten der Besten ausgelesen werden. Sprich, die Wahnsinnigsten der Wahnsinnigen.

Doch etwas machte Cethegar noch mehr Gedanken. Laut Haskill sollte der Weg zu den eigentlichen Inseln durch eine gewaltige Kreatur bewacht werden. Durch den Torwächter.
Scheinbar war es eine unüberwindbare Kreatur, welche schon äonenlang die Pforten bewachte und niemand schien je gegen die Bestie bestehen zu können.

"Wollen wir doch mal sehen", sprach Cethegar und schritt durch die Tür.
 
44. Der Wächter

Cethegar musste sich abwenden. Das Massaker vor ihm war ihm einfach zu widerwärtig als das er hinsehen konnte. Zwar war er durch die Brutalität der Try'Sharak an einiges gewöhnt, doch was er dort vor sich sah, toppte einfach alles, was er in der Vergangenheit erlebt hatte.

Ein riesiger Hüne mit einer schwulstigen, narbenüberzogenen Haut, die mit dämonischen Runen tätowiert war, schwang eine riesige Klinge, die in seinen rechten Arm eingepflanzt war. Man konnte sogar noch die Wundflüssigkeit sehen, die an der Schnittstelle zwischen Metall und Fleisch austrat.
Der unförmige Kopf der Kreatur war ein großes, glibbriges, eiförmiges Etwas. Ein unförmiges Ding auf der Hälfte der Höhe des Kopfes schien ein Auge zu sein. Nach einem Zweiten suchte man jedoch vergeblich.

Und ebendiese Kreatur war noch nicht einmal das Übelste, was er dort sah. Das, was sie tat, war was ihm Übelkeit bereitete.

Denn vor ihm versammelten sich drei Dutzend in dicke Stahlrüstungen gehüllte Krieger.
Diese tanzten um ihn herum und schlitzten und ritzten die widerwärtige Haut des Wesens auf, doch scheinbar waren alle Attacken nur dazu gedacht das Wesen wütend zu machen.
Denn als Antwort auf die Piksereien, zischte das riesige, in den Arm eingebaute Schwert durch die Luft und innerhalb eines Blinzelns hatte der Torwächter acht Soldaten in je zwei bluttriefende Körperhälften halbiert.

Die anderen Krieger schrien zwar schockiert und waren zutiefst erschüttert, doch sie setzten ihre Attacken unbeirrt fort.
Doch auch dieses Mal waren die Attacken genau so erfolglos wie die Attacken ihrer nun toten Kameraden.
Und die Antwort war ähnlich, denn den sechzehn Körperhälften folgten nun vierundzwanzig mehr.

Cethegar konnte nicht mehr ruhig darsitzen.
Zu gut erinnerte er sich an die Machlosigkeit einiger Krieger gegen eine andere magische Bestie. Und daher erhob er sich und mit einem kurzen Gedanken flog nicht nur ein Blitz sondern gleich eine ganze Kaskade davon auf den Wächter zu.

Doch dieser hatte die Attacke zwar nicht erwartet, war jedoch darauf vorbereitet, denn er hob seinen anderen Arm und die strahlenden Energien verschwanden in einen in den Arm eingearbeiteten Edelstein.
Zwar stiegen von dem Fleisch ganze Rauchschwaden auf und der Wächter kreischte vor Schmerz, doch er hielt dem Angriff stand.

Dafür trafen den durch die Magie zusammengesunkenen Torwächter, einige auf schärfste geschliffene Stahlschwerter und -äxte in die Arme, in die Beine und den Rumpf.

Er stand auf und wollte gerade auf die tollkühnen Kämpfer lostrampeln als die Luft plötzlich elektrisch aufgeladen wurde, denn eine erneute Kaskade von Blitzen schoss auf den Wächter zu und dieses Mal reagierte er zu langsam.
Und so trafen die Blitze den Verteidiger allesamt und die zunächst grün-gelblich glänzende Haut verbrannte binnen Sekunden zu einen tiefen Schwarz und bröckelte.
Im nächsten Moment schossen aus den Rücken des Pfortenwächters die Blitze hervor, die gerade noch durch den Rumpf hineinschossen.

Binnen einer Minute war der Torwächter zu einen unkenntlichen Haufen schwarzer Asche zusammengefallen. Jedoch nicht ausschließlich : Denn in den Überbleibseln fand man neben der Asche noch zwei glühende Objekte. Zwei Schlüssel.

Die Schlüssel für die Pforten.
 
45. Diplomatie des Irrwitzes

"Sprecht schnell, Sterblicher ! Was ist euer Begehr ?", forderte eine weibliche Stimme befehlsgewohnt. Sie stammte von einer Frau, die mit ihrer goldenen Haut in Cyrodiil wahrscheinlich ob ihrer Schönheit zur schönsten Frau der Welt gekürt worden wäre, doch Cethegar wusste es besser. Denn diese 'Frau' war eine Daedra und trotz aller Schönheit, die diese Aureale zu Schau stellten, waren sie dennoch mit einer Wildheit versehen, die in den Augen der Sterblichen eine große Grausamkeit darstellen würde.

Da Cethegar von dieser Grausamkeit wusste eilte er sich, dieser Dämonin ihre Frage zu beantworten.
"Ich wünsche eine Audienz bei Fürst Sheogorath, dem Prinzen des Wahnsinns", sprach der Erzmagier seinen Wunsch aus und wurde prompt mit einer harschen Reaktion versehen, denn die Goldene Heilige gab' ihm eine Ohrfeige. Ihn, den Erzmagier von Cyrodiil, den Zeitreisenden, den Bezwinger der Try'Sharak und Inhaber zig anderer Auszeichnungen, schlug sie wie einen gewöhnlichen Bastard.
"Ein Sterblicher ist nicht würdig zu Fürst Sheogorath vorgelassen zu werden. Gib dich mit deinesgleichen ab und lass' uns in Ruhe, denn wir sind dir und deinesgleichen nicht zu Diensten. Eher müsste es anders sein, denn ..."

Sie schien noch weitere Unzulänglichkeiten aussprechen zu wollen, doch von einem Moment auf den anderen verstummte sie. Zwar bewegte sich ihr Mund und ihre Mimik war immer noch erzürnt, doch tat sie alles völlig stumm. Als ihr diese klar wurde, schloss sie ihren Mund und mit einem Blick auf die immer noch verschränkten Arme des Sterblichen wusste sie, dass jemand anderes der Urheber dieses Stille-Zaubers sein musste.
Jemand der genau hinter der Heiligen stand.

"Genug. Hüte deine Zunge, Goldene, oder ich werde sie zu Pastete verarbeiten. Oder willst du vielleicht spenden ?", fragte die Stimme hinter ihr und während die Aureale mit einem sofortigen Sprung auf die Knie fiel, um um Vergebung zu bitten, so besah sich Cethegar den Redner genauer.

Es war ein hochgewachsener Mann, der einen prachtvollen, silbernen Vollbart trug, um welchen sich ein schelmisches Lächeln zog. Die Augen waren jedoch ganz und gar nicht menschlich : Wie Raubtieraugen waren sie, denn sie waren gelb und mit einem Schlitz wie bei einer Schlange versehen. Und etwas an ihnen war dem Zeitreisenden unheimlich.

"Ah. Ein Besucher auf den Inseln", sprach Sheogorath nun den Elfen an. "Seid ihr zufrieden mit dem, was die Inseln euch boten? Habt ihr die Hunger stöhnen gesehen oder die Knorze humpeln gehört? Habt ihr die Grummits gefühlt und deren Blut gerochen? Oder seid ihr ein Langeweiler? Langeweiler mag ich nicht. Soo vorhersehbar, so langweilig. Ich sollte etwas Action in euer Leben finden. Lust auf einen Kampf auf Leben und Tod?", wollte er nun plötzlich wissen und Cethegar war zu überrumpelt, um zu antworten.

"Seid ihr stumm? Zunge verloren? Hirn verstopft? Soll ich mal euern Denkapparat reinigen?"
Sheogorath schien tatsächlich darüber nachzudenken, doch der Erzmagier wollte gar nicht erst wissen, wie ein wahnsinniger Daedrafürst ein Gehirn "reinigen" wollte. Wahrscheinlich würde er es nicht überleben.
"Nein, Fürst Sheogorath. Ich bin hier, um euch um einen Gefallen zu bitten, der von größter Wichtigkeit ist."

Der Prinz des Wahnsinns machte seinem Namen alle Ehre, denn er bließ sich die Backen auf, sodass er mit seinem Rauschebart und den dicken Backen einfach lächerlich aussah. Cethegar bemühte sich nicht zu lachen, denn ein Wahnsinniger war nicht zu unterschätzen. Wenn er dann noch ein Gott war, war das Risiko sogar noch größer.

"Größte Wichtigkeit", zitierte der Verrückte Cethegars Worte. "Dann kommt herein. Lasst uns über die Wichtigkeit reden. Ich hoffe doch, dass es auch lustig ist.
Ich mag lustiges, es ist spaßig und ich mag spaßige Sachen." Er setzte sich auf seinen steinerne Thron.
"Beginnt !", forderte er. "Redet, ihr wollt mich doch nicht langweilen. Langeweile wäre nicht gut für mich. Daher auch nicht gut für euch, glaubt mir, das wäre ganz und gar nicht gut", schloss er mit einem breiten Grinsen.

Cethegar wollte es gar nicht erst erfahren, was ihm blühte, wenn er schwiege, daher begann er zu erzählen.
 
46. Essenz der Demenz

Die Veränderung, die mit dem Gott des Wahnsinns während des Gespräches eingetreten war, schien diesem Gott seinen Titel rauben zu wollen. Denn war Sheogorath anfangs noch ausgelassen gewesen und hatte Cethegar dauern mit themenfremden Einwürfen unterbrochen, so war er doch als er von Namiras Wandel, den Try'Sharak, den Fry'dar und der Zeitreise erfuhr plötzlich besonnen, ruhig und nachdenklicher.
Seine Finger strichen langsam durch sein Barthaar, scheinbar war der Prinz des Wahnsinns in tiefes Nachdenken versunken.

"Das ist eine Schweinerei. Obwohl, was haben Schweine damit zu tun ? Ist ein Schwein ein Daedra. Nein, das kann nicht sein. Schweine sind nicht unsterblich, das habe ich mal ändern wollen. Oh je, die Metzger fanden das nicht witzig."

Mit einem Ruck schien Sheogorath jedoch dieses Thema zu vergessen, denn ohne irgendeinen erkenntlichen Übergang fuhr er fort.
"Namira ist mir nie nett vorgekommen, doch das macht ihn mir nicht eben freundlich gesonnener. Und seine Try'Sharak : Die sind so ... langweilig. Einfarbig, schwarz, unförmig. Einfach keine Kreativität. Meine Daedra sind viel schöner", versicherte er Cethegar, der dieses mit einem Nicken bestätigte.

Nachdem Sheogorath wieder in tiefes Schweigen versank, versuchte Cethegar einen erneuten Anlauf.
"Herr, erlaubt ihr mir, euren Born zu benutzen ? Die Fry'dar benötigen die Macht Oblivions für volle Funktionalität"

Der Wahnsinnige zuckte zusammen. Hatte er Cethegar gar vergessen ?

"Ihr wollte die Kraft des Wahnsinns ? Seid ihr verrückt ? Ein Sterblicher ist nicht dafür geschaffen, solche Kraft zu beherrschen. Seid ihr ein Sterblicher oder seid ihr noch mehr ?
Machtgierig, lebensmüde, beides ?"

Cethegar wollte schon widersprechen, doch der Gott zeigte mit seiner Hand auf seinen Fry'dar-Beutel und mit einem Schrecken sprang der Erzmagier auf, denn der Beutel wurde per Telekinese bewegt und tauchte im nächsten Moment in den Born des Wahnsinns.

"Ihr werdet Macht erhalten, die alle Grenzen sprengen wird ! Zeige dich ihr würdig, oder eben nicht. Aber wenn nicht, dann hat das üble Konsequenzen. Die willst du nicht erleben.
Glaub mir, das willst du überhaupt nicht."
Er ließ offen, was diese 'Konsequenzen' wären, doch Cethegar konnte es sich in etwa vorstellen.

"Das sollte reichen", sprach Sheogorath plötzlich und warf ihm den Sack wieder zu.
Cethegar fing ihn auf und stöhnte auf.

Der Sack strahlte eine Magie ab, die ihm physische und psychische Schmerzen bereite.
Der Wahnsinn schien keine Grenzen zu kennen und daher war auch dessen Kraft ohne jegliche Grenzen.
 
47. Die Schmerzen des Herrschens

Cethegar wusste weder aus noch ein : Die Macht in seinen Händen schien grenzenlos. Sein Verstand wurde überschwemmt mit der Macht des Wahnsinns und er schien in den dunklen Energien zu ertrinken.
Doch es ging immer weiter, denn plötzlich glaubte er Stimmen zu hören. In seinem Kopf.
Wurde er nun auch wahnsinnig? War die Kraft zu viel gewesen?

Leise, fast unhörbar hörte Cethegar Sheogorath sprechen.
"Haltet ein, Sterblicher. Die Macht ist zu stark, ich werde sie euch wieder nehmen, sonst sterbt Ihr."
Cethegar war sich bewusst, dass die Schmerzen gewaltig waren, doch er war sich auch bewusst, dass die Folgen des Machtverlustes in Anwesenheit der Try'Sharak in Cyrodiil eine noch größere Qual für ihn wären.
Daher riss er sich zusammen und beschloss sich, die Kraft unter Kontrolle zu bekommen.

Es schien ihm, dass die Kraft allmählich verebbte. "Nein", verbesserte er sich in Gedanken. Die Kraft wurde nur anders geformt. War sie vorher einem Meer gleich gewesen, in welchem Cethegar nicht in der Lage war, sie in Foki zu binden, so war sie nun einem Fluss ähnlich, der sich leicht binden ließ.

Plötzlich verebbte der Strom komplett und Cethegar streckte sein vorher durch die magischen Schmerzen gekrümmten Rücken durch, seine mit Schmerzenstränen gefüllten Augen wurden aufgeschlagen und in ihnen lag ein Schimmer, der vorher nicht da gewesen war. Die Augen, die vorher grün-grau aussahen, waren nun scharlachrot und sie leuchteten als wollten sie die Macht, die ihrem Träger innewohnte in die ganze Welt herausstrahlen.

Auch Sheogorath blieb diese Veränderung nicht verboren.
"Na sieh mal einer an. Da hat er es doch geschafft", stellte er mit einem Grinsen fest und zog seine für einen Zauber erhobene Hand zurück. "Wie fühlt ihr euch ?", wollte er dennoch wissen.

Cethegars Antwort fiel einfach aus, denn obwohl er von ungeheuren Mengen der Magie erfüllt war, so war sein Verstand ob der ebenso gewaltigen Anstrengung unfassbar erschöpft.
"Gut" war daher alles, was über seine Lippen kam, doch weil Cethegar diese Antwort unbefriedigend vorkam, schnippte er kurz mit den Finger und wollte einen einfachen Feuerball in seiner Hand heraufbeschwören.

Doch anstatt einer wie üblichen Kugel von etwa Kopfgröße schwebte nun ein gewaltiger Ball über seiner Hand, der in Größe etwa einem Troll glich und die Hitze, die er absonderte war enorm, denn von einer Sekunde auf die andere, bildeten sich Sturzbäche von Schweiß auf Cethegars Gesicht und rannen herab bis er den feurigen Zauber in sich zusammenbrechen ließ.

Der Gott des Wahnsinns lächelte während er die Hand hob und rief einen kurzen Befehl, denn der Zauber hatte die Wachen, goldene Heilige wie dunkle Verführer, ihre Waffen gezogen und umstellten Cethegar kampfbereit.

"Das sollte ausreichen" beurteilte Sheogorath und bevor Cethegar reagieren konnte richtete er die rechte Hand auf ihn und im nächsten Augenblick spürte Cethegar, dass er den Boden unter seinen Füßen verlor.

Und während er durch die Magie des Teleportes flog, meinte er die Stimme des Wahngottes zu hören.

"Ihr habt nun die Macht. Handelt entsprechend !"
 
48. Die dunkle Ebene

Mit einem lauten Krachen schlug Cethegar auf dem Boden auf. "Er hätte wirklich ein bisschen besser zielen können", grummelte der Erzmagier über Sheogoraths Teleportkünste. Doch als er sich umguckte war ihm das Grummeln plötzlich vergangen, denn die Umgebung entsprach ganz und gar nicht den bunten, verworrenen Ländereien des Wahnsinns.

Die Umgebung war kahl und vor allem eins : Dunkel.
Alles um ihn herum war kalter, schwarzer Gesteinsboden und verdorrte Bäume standen vereinzelt über die Landschaft verstreut und schienen sich zu bewegen als er sie betrachtete. Doch bei genauerem Hinsehen standen sie still, doch Cethegar wollte nicht glauben, dass sie es waren.

Er ging näher an sie heran und wollte die Hand auf die 'Bäume' legen als das ausgesuchte Exemplar plötzlich eine Veränderung durchmachte.
Denn wo vor einer Sekunde noch ein verdorrter Baum stand, war nun ein auf den vorherigen 'Äste' stehendes Ding, welches in einige Ähnlichkeiten mit einer Spinne besaß. Nur dass dieses Wesen zu viele Beine besaß, um eine Spinne zu sein und außerdem waren an der Vorderseite dieses Dings einige Ausstülpungen, die man mit viel Fantasie als ein Gesicht deuten konnte.
Der Verdacht erhärtete sich als einige dieser Hervorhebungen sich verformten und einen Schlitz bildeten, aus welchem eine knarrendes Geräusch klang. Erst nach einiger Zeit wurde ihm klar, dass es eine Stimme war.

"Wwwwwaaaas biiisst duu ?", knarrte die Stimme ähnlich träge wie man es von einem ehemaligen Baum erwarten konnte.
"Ein Elf" war die Antwort.
Mit einem noch lauteren Knarren war die Antwort des Dinges :
"Uuund wwaaas maaachst duu hiieer ?"

Doch Cethegar wusste es ja nicht einmal. "Wo ist hier ?", wollte er daher von dem Baumwesen wissen.
Dieses knackte und knisterte regelrecht, was Cethegar unwissend mal als Überraschung interpretierte.
"Hiiier ? Daaas isst daaass Reeich deeesss Fürrrssten deeer Finnnsssterniss."

Cethegar wusste nichts zu antworten, denn zu deutlich wurde ihm nun, warum Sheogoraths Zauber so unpräzise war. Es war nicht sein Reich, in welchem er Cethegar rumgezaubert hatte. Er hatte ihn in das Reich eines anderen Fürsten gehext. In das Reich von Namira.

"Was bei allen Gottheiten tue ich hier ?", dachte Cethegar verzweifelt, denn er wusste, dass die Macht in seinen Fry'dar zwar stark war, aber wenn er sich ohne irgendwelche Möglichkeiten zur Aufladung dieser Kraft in Namiras Reich befand, sah er einer kurzen Zukunft gegenüber.
Denn bei aller Kraft, die Sheogorath ihm gegeben hatte, so war das doch nur ein Bruchstück seiner Macht gewesen und der Magier war sich sicher, dass Namira in der Kraft Sheogorath mindestens ebenbürtig wenn nicht sogar überlegen war.

Doch dann schien eine Stimme in seinem Kopf zu hallen. Eine Stimme, die er schon einmal gehört hatte. Itruifs Stimme.

"Als Alessia das Amulett der Könige erhielt, wurden die Try'Sharak verbannt. Verbannt in das Reich ihres Fürsten. Und die Seele ihres Anführers wurde gespalten. In Itruif, welcher nach Aetherius zog und in dessen dunkle Seite, welche zu daedrahaft war, um in Mundus zu bleiben. Daher wurde diese Seite ebenso verbannt."

Daher wusste Cethegar plötzlich den Gott des Wahnsinns nicht mehr zu verstehen. Diese Entscheidung war so weise gewesen, dass er gar nicht mehr wusste, ob der Gott des Wahnsinns jetzt verrückt oder weise war.

"Ich bin hier, um den dunklen Teil von Itruif zu besiegen und zu töten", beantwortete er damit die noch unbeantwortete Frage des Baumwesens.
 
49. Schwarzer Aufbruch

"Schnell. Schnell", rief plötzlich eine ganz und gar andere Stimme als die des trägen Baumwesens. Es war eine piepsige, aufgeweckte und vor allem nervige Stimme. "Komm hier rüber. Schnell. Schnell. Unter den Felsen."

Da es in der weiten Ebene in der unmittelbaren Nähe von Cethegar nur einen Felsen gar, fiel die Wahl nicht schwer, welcher damit gemeint war, doch zögerte der Erzmagier eine kurze Zeit lang.
Wer war er denn, dass irgendeine körperlose Stimme in Namiras dunkelster Ebene ihm Befehle erteilen konnte ? Ein Dummkopf wäre er, wenn er diesem Befehl folge leisten würde. Wahrscheinlich war die Kreatur, der die Stimme gehörte, irgendein Daedra, welcher sich seinen Bauch gerne mit dem unter den Stein kriechenden Trottel füllen würde. Nicht mit ihm. Er war kein solcher Idiot, dass ...

Seine Gedanken wurden abgebrochen als plötzlich eine Ranke unter dem Felsen hervorschoss und noch bevor er das überhaupt realisiert hatte geschweige denn reagieren konnte, hatte sich diese um seinen rechten Fußknöchel gewunden und zog ihn mit dämonischer Kraft auf den Felsen zu.
Das alles ging so schnell, dass der Erzmagier schon halb unter der Erde war, bevor er überhaupt in der Lage gewesen wäre einen Zauber gegen das Rankenmonster zu sprechen.
Und im nächsten Augenblick war das nicht mehr möglich, denn die Dunkelheit, die unter dem Felsen herrschte war so durchdringend, dass er mit einem Zauber wahrscheinlich eher sich selbst träfe anstatt das Wesen, wenn er jetzt auf Zufall einen Spruch wirken würde.

"Idiot", sprach nun wieder die helle Stimme. "Was habt ihr euch gedacht, dass ihr so lange wartet. Wolltet ihr unbedingt sterben ?"
Cethegar wusste nichts zu antworten, denn er hatte ja schließlich erwartet, dass er sterben würde, wenn er hier herein gezogen würde. Aber er spürte keine langen, festen Raubtierzähne sein Fleisch zerreißen, er fühlte keinen ekelhaften Bestienspeichel an sich heruntertropfen. Allerdings roch er einen Geruch, wie es durchaus zu einer Monsterhöhle passen würde.

Im nächsten Moment wurde die Höhle erleuchtet durch etwas das aussah wie eine Sammelsurium von Kugeln. Von gelblich leuchtenden Kugeln, die ähnlich einem Strauß zu einem Objekt zusammengefügt waren.
Er wollte schon, neugierig wie er war, mit der Hand diese Kuriosität berühren, als das Licht stärker wurde und er erkannt, was es wirklich war.
Es waren Augen.

Mit dem Gesäß auf dem Boden sah sich Cethegar einem Wesen gegenüber, welches Mann gut und gerne als Spinne deuten konnte. Aber im Gegensatz zu einer herkömmlichen Spinne wie er sie aus Cyrodiil kannte, besaß diese sechzehn Beine, war groß wie ein Pferd, konnte sprechen und mit den Augen leuchten.

"Bist du blöde oder was glotzte so ?", fragte sie ihn mit ihrer unerträglichen Stimme. "Warum biste nicht reingekommen ? Wolltest du Try-Futter werden, he ?"

Der Erzmagier machte wohl ein derart belämmertes Gesicht, dass die Spinne vier ihrer Beine anhob und auf einen Felsen zeigte, der wohl der Eingang zu ihrem unterirdischen Fluchloch war. Als er ihn etwas, nur einige Fingerbreit, beseiteschob und herauslugte blieb ihm fast das Herz stehen.

Auf der Ebene versammelten sich hunderte und aberhunderte von Kreaturen. Kreaturen, die er kannte, fürchtete und aller Wahrscheinlichkeit nach auch bekämpfen musste.
Try'Sharak.

Sie allesamt hatten sich um einen Felsen geschart, eher einen Berg, welcher erstens so groß war, dass er mehrere dutzend Fuß in die verschmutzte Luft ragte und zweitens vorher noch nicht da war.
Cethegar war sich sicher, dass ein solches Ungetüm von Berg ihm nicht unbemerkt geblieben wäre und er fragte sich, wie der hierher gekommen war.

Im nächsten Moment schallte eine Stimme über das Plateau, zweifelsohne magisch verstärkt, denn kein Lebewese, das er kannte, wäre in der Lage so laut zu sprechen, dass in etwa tausend Fuß Entfernung Cethegar die Ohren schmerzten.
Und was das dümmste war, dass er die Sprach nicht einmal verstand. Zwar erahnte er, dass es die Sprache Oblivions war : Daedrisch, aber die beherrschte er wenn überhaupt nur auf dem Papier und nicht etwa auf offenem Feld ohne irgendeine Referenz zu seiner Sprach wie ein Lexikon oder ein Nachschlagewerk.

Doch er ahnte, was nun passieren würde, denn die Gestalt auf dem Felsen war ohne jeden Zweifel die dunkle Seite von Itruif und wenn das zuträfe, dann müsste das alles eine Art Heeresschau sein. Ein letztes Exerzieren vor dem Krieg.

Doch Cethegar sollte sich irren, denn die Zeit des Exerzierens, die Zeit des Übens und all' die Zeit, in welcher die Try'Sharak gierig auf Blut gemacht wurden, all' das war vorbei.
Der Krieg stand unmittelbar bevor.
Dann verklang die Stimme des schwarzen Heerführers und das ganze Land schien zu warten. Es schien die Luft anzuhalten. Das letzte Luftholen vor dem großen Sprung in die Wirren einer ungeballten Gewalt eines Krieges.

Dann jedoch schrie der Dunkle wieder und aus seiner Hand schoss ein Strahl, welcher auf den Himmel zuschoss und ein Zeichen in ihn brannte. Ein schwarzes Zeichen, das Cethegar auf schreckliche Weise bekannt vorkam.

Es war das Zeichen, welches der Stein im Legionslager in die dunkle Nacht geworfen hatte. Das Zeichen, welches dem Abschlachten von dutzenden Soldaten vorrausgegangen war. Und dieses Mal war es sogar noch größer, noch todbringender und Cethegar hoffte inständig, dass die Legionäre das Lager abgebrochen hatten und weit, weit weg von dem schwarzen Stein waren. Ansonsten würden sie nicht mehr lange leben.

Mit einem letzten Aufleuchten verschwand der Strahl des Hexers dann plötzlich genau so schnell wie er einst gegen den Himmel Oblivions emporstieg. Mit einem letzten Wort, welches wohl so viel bedeutete wie "Los jetzt" oder "Marschiert !" setzten sich die Try'Sharak in Bewegung.

Sie lösten sich in Rauchschwaden und flogen zu der Rune empor, die über ihnen prangte und sobald sie nahe herangekommen waren, verschwanden sie. Hunderte, nein tausende von Schlächtern machten sich bereit für ihre Schlacht und der Erzmagier wusste nicht, was sie aufhalten sollte, wenn er jetzt in diesem Drecksloch von Oblivion rumhöcke.

Doch ein letzter Blick auf die Ebene offenbarte ihm noch eine Möglichkeit :
Der Heerführer stand noch immer auf dem Stein, scheinbar wartete er ab bis seine Krieger durch das Portal gegangen waren, um ihnen dann zu folgen.

Das würde Cethegar verhindern, schwor er sich und griff in seinen Hüftbereich.
Im nächsten Moment schob er die Steinplatte etwas mehr auf und zielte mit seiner Hand auf den Dunklen, wobei er mit der anderen Hand die beiden Fry'dar umklammerte.
 
50. Titanenkampf

Der Erzmagier sammelte all' seine Konzentration. Wenn es gut liefe, könnte das Duell schon mit einem Schlag beendet sein, doch dafür musste der erste Treffer sitzen. Er konnte es nicht riskieren einen Fehlschuss zu landen und den schwarzen Heerführer dadurch auf sich aufmerksam zu machen.
Nach einer scheinbar ewigen Zeit, in welcher Cethegar nichts anderes tat als den Abstand zwischen ihnen einzuschätzen, handelte er.

Auf dem hohen Plateau sah der Schwarze plötzlich ein helles Licht in seiner rechten Seite aufblitzen und er wusste nicht, was er davon halten sollte. Zwar wusste er, dass Namira manchmal experimentierte, was die Magie anbelangte, doch gewöhnlich informierte er ihn doch darüber. Außerdem wäre es doch sehr fahrlässig ein solches Experiment ausgerechnet dort zu wagen, von wo seine Krieger aufbrechen sollten.
Denn wissen konnte Namira ja nicht, ob seine Krieger nun in Mundus waren oder nicht. Schließlich befand er sich in einer benachbarten Ebene und daher war es doch schier unmöglich das zu wissen.
Der Zauber musste daher von woanders herkommen, dachte er letzten Endes und hob seinerseits die Hände, um ihn abzuwehren.

Unten in der Höhle ächzte Cethegar angestrengt, denn die Magie, die über seinen Körper von den Steinen in seinen Zauber floss, war unermesslich stark und dementsprechend war sie wie in Sheogoraths Ratssaal ausgesprochen schmerzhaft. Doch das Resultat machte es aus Cethegars Sicht wett, denn ein Blitz war aus seinen Händen gesprungen und hatte die Distanz in nur einer Sekunde zu etwa einem Drittel zurückgelegt und er flog nun mit einem Durchmesser von etwa sieben Schritten in all' seiner todbringenden Macht auf den Seelensplitter zu.

Dann ... zerfaserte sich der Strahl in dutzende kleinere Strahlen, die wirkungslos in alle möglichen Richtungen davonschossen. "Er hat mich bemerkt", schoss es durch Cethegars Kopf und er verdoppelte seine Anstrengungen, wobei sich der Strahldurchmesser noch mal um etwa vier Schritt verbreitete.

Doch genau wie vorher zerfaserte der Stahl und was noch schlimmer wog war die Tatsache, dass der Ort, wo sein Blitz auseinanderstob sich immer weiter zu ihm hin verschob als würde etwas gegen den Strahl treffen.

"Verdammt", fluchte er plötzlich, denn er ahnte, was der Heerführer getan hatte. Er hatte ein magisches Prisma geschaffen. Ein Zauber, welcher in einen anderen Zauber geworfen wurde und ihn zersplitterte, wobei er sich durch die Kraft des gesplitterten Strahls selbst erhielt.
Es war ein Teufelskreis. Je mehr Magie Cethegar losschickte, um so mehr Strahlen würde das Prisma erzeugen. Und dabei verbrauchte der Dunkle nicht mal Zauberkraft, weil sein Zauber durch Cethegar genährt wurde.

Folglich gab es nur eine Möglichkeit : Im nächsten Moment brach der Blitz in sich zusammen und noch eine Sekunde später konnte Cethegar sehen, wie das durch die ganze Energie rot gewordene Zauberprisma sich auflöste, denn es bekam keine Kraft mehr.

Doch Cethegar dachte noch lange nicht ans Aufgeben. Mit kurzen, kräftigen Feuerbällen, jeder etwa ein Oger groß, versuchte er den Schwarzen zu rösten, doch auch darauf war er vorbereitet, denn um ihn herum sammelten sich nun schwarze Schlieren in der Luft, die sich im nächsten Moment zu Kugeln verdichteten, welche auf ihre feurigen Gegenstücke zuschossen und beide bei Kontakt zerrissen wurden.

Auch hier sah Cethegar, dass er auf lange Zeit unterliegen würde und er wusste, dass, wenn überhaupt, nur ein einziger Zauber noch helfen würde. Ein Zauber, welcher vor Äonen vom Gründer der Magiergilde gesprochen wurde. Galerions Blitz.

In einem letzten Kraftaufwand schuf er einen neuen Blitz, der zwar massiv dünner war aber dafür umso schneller auf den Schwarzen zuschoss. Selbst auf die ungeheure Distanz konnte Cethegar sehen, was er vorhatte, doch er grinste bloß, denn dass sein Feind das Prisma erneut beschwor war in diesem Fall seine Absicht gewesen.

Weil das Prisma nämlich dieses Mal viel näher an dem Unhold dran war, war der Streubereich viel kleiner. So klein, dass auch er in ihm lag.
Daher wurde Itruifs Seelenbruder zwar nicht von Galerions Blitz getroffen, wohl aber durch die mehreren hundert Blitze, welche sich aus dem Prisma gebildet hatten.

So durchlöchert, dass man fast sagen könnte, dass er nur fast nur aus Luft bestünde, statt aus Fleisch, verlor er das Gleichgewicht und schlug mit einem endgültigen Knall auf dem Boden auf und rührte sich nicht mehr.

Doch Cethegar war nicht zu Jubeln zumute, denn als er sich umblickte, speziell als er zum Himmel schaute, drehte sich ihm der Magen um, denn er konnte sehen, wie eine große schwarze Wolke, die Try'Sharak, zurückkehrten, um ihrem Meister beizustehen.
 
51. Die Unsterblichen

Cethegar wusste, dass die hunderten von Try'Sharak für ihn in seinem angeschlagenen Zustand ein ernstes Problem darstellten. Daher machte er, dass er fort kam, denn auf der Ebene würden die Kreaturen ihn abschlachten, weil er keinerlei Deckung besaß.
Daher schob er rasch den Felsen wieder vor die Höhle und rutschte schnell herab, wobei er bemerkte, dass das spinnenähnliche Ding, was ihn hier heruntergezogen hatte, verschwunden war.
Im nächsten Moment ging ein gewaltiger Ruck durch die Höhle und Staub rieselte von der Decke. Cethegar wollte schon aufatmen, als sich der Ruck scheinbar als ein einzelner herausstellte, doch dann kam noch einer und noch einer.
Schließlich musste er es einsehen : Die Beben kamen zu rhythmisch, um natürlich zu sein. Das ließ nur eine Möglichkeit offen.

Als die Neugierde überwog, kroch er zurück zu der Steinplatte und schob sie erneut einen Fingerbreit auf und erstarrte wie zuvor als er die Try'Sharak-Armee gesehen hatte.
Denn über die Ebene verstreut standen nun etwa vierzig Gestalten.

"Haben sich die Try'Sharak vereint ?", war Cethegars erster Gedanke als er diese Monstren sah.
Denn wie ihre kleinen Brüder waren diese Wesenheiten von tiefschwarzer Farbe, unförmig und strotzten nur so vor Kraft. Jedoch gab es auch Unterschiede, denn diese Daedra waren sehr viel größer als ihre kleinen Ausgaben, denn jedes von ihnen maß etwa vierzig Fuß in der Höhe und fünfzehn in der Breite.
Und sie trugen Waffen.

"Waffen", stöhnte Cethegar als er die gewaltigen Äxte, Schwerter und Morgensterne sah. "Hatten diese Ungeheuer vorher schon mit ihren Klauen Angst und Schrecken verbreitet, was vermögen sie jetzt wohl ?", dachte er klamm.

Und noch etwas war Cethegar nicht geheuer, denn die Bestien versammelten sich alle um einen Punkt. Zwar konnte der Magier nicht sehen, um was sie sich sammelten, doch er wusste, dass genau an dieser Stelle der Körper des Dunklen aufgeschlagen war.

Im nächsten Moment bebte der Boden in einem gewaltigen Rumms, weil plötzlich alle Try'Sharak-Vergrößerungen sich auf den Boden legten, als ob sie eine Ehrerbietung täten.
Und so war es auch, denn in ihrer Mitte erhob sich plötzlich eine Gestalt, die ihm nur zu bekannt vorkam.

Es war der Seelensplitter. Es war Itruif.
Aber andererseits war er es doch nicht, denn in ihm schienen nun dunkle Schlieren in den Körper eingebaut worden zu sein.
Überall, wo Galerions Blitze den Körper zerrissen hatten, waren nun tiefschwarze Flecken eingebaut.

Der Itruifteil sprach nun mit einer tiefen Stimme, die weit über die Ebene schallte und Cethegar wusste, dass er genau wusste, wo er war.

Im nächsten Moment glänzte ein helles Licht in seiner Hand auf und im nächsten Augenblick stand er von Schatten umringt auf der Ebene.

"Sage mir, Elf.", sprach dieser nun mit einer für das Gehör ätzenden Stimme. "Was hast du hier zu suchen ?"
 
52. Das Verhör

"Hast du mich nicht verstanden, Spitzohr ?", fauchte der Dunkle und als Cethegar noch immer beharrlich die Lippen versiegelt hielt, grinste er plötzlich böse und mit einem Faustschlag in seine Bauchgegend hob er den Erzmagier von seinen Füßen.
Mit einem Krachen schlug er gegen einen der auf dem Boden knienden Schatten dieser schubste ihn zurück zu seinem Meister.
Freilich war das 'Schubsen' in diesem Fall ein Wurf über etwa vier Meter, denn die Kraft dieser Wesen war enorm und auf jeden Fall schmerzhaft.

"Ich frage dich noch einmal", fuhr der Schwarze fort als wäre nichts geschehen. "Was machst du hier ?"
Und als Cethegar wieder nichts antwortete, hob der Seelensplitter die Faust und schlug wieder nach ihm. Zumindest wollte er es, denn in einer blitzschnellen Reaktion wich Cethegar aus und statt ihn traf die Faust die Luft.
Doch dennoch brach Cethegar zusammen, denn aus der Faust war ein Zauber gesprungen, welcher ihn buchstäblich in den Boden stampfte.

"Elf. Wir können das hier jetzt bis zu deinem Tod machen. Und glaube mir, der wird kommen, wenn du dich weiterhin so stur stellst."
Auge in Auge setzte sich der schwarze Hexer ihm gegenüber und mit einem diabolischen Lächeln wies er auf die Albträume, die sich um sie sammelten.
"Sind die Try'Mar der Grund, warum du so schweigsam bist ?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, schüttelte er einmal die Hand und die großen Kreaturen lösten sich in wahre Rauchwolken auf und plötzlich waren auf der ganzen weiten Ebene nur Cethegar und der Seelenteil zu sehen.

"Sprich !", forderte er nun erneut. "Wenn nicht, dann war es das jetzt für dich"
Während er sprach, bewegte er seine Hand in scheinbar wilden Zuckungen. Doch scheinbar war es eine Beschwörung, denn im nächsten Moment hielt er einen schwarzen Dolch in der Hand, aus welchem purpurne Flammen schlugen.

Cethegar, nun direkt mit dem Tod in Form dieses Schneidwerkzeuges konfrontiert, sah keinen Grund, dass er auf die Frage nicht eingehen sollte. Außerdem, sagte er sich, dass dieses Gespräche auch Möglichkeit bot, etwas über seinen Feind zu erfahren. Etwas, was man vom hellen Seelenteil nicht erfahren konnte.

"Ich bin hier, um dich zu vernichten", sprach er daher in aller Direktheit die Wahrheit aus.
Sein Gegenüber grinste und während er auf die dunklen Stellen in seinem Körper deutete, die vor kurzer Zeit noch von Blitzen verbrannte Löcher waren, sprach er belustigt.
"Das habe ich bemerkt. Ein lustiger Versuch, doch zu schwach, um erfolgreich zu sein. Und warum wolltest du mich töten ?"

Cethegar spie ihm die Antwort geradezu ins Gesicht.
"Bist du blöde ? Du hast dein Heer doch gesehen. Ich wollte deinen Einmarsch in Cyrodiil aufhalten."
"Das hatte ich vermutet", gab er zu, dann jedoch verfinsterte sich sein Gesicht und Cethegar wusste, dass nun die Frage kam, die ihm am meisten zu schaffen machte.

"Und woher wusstest du, dass ich kommen würde ?"
Das wusste der Erzmagier nicht zu beantworten, denn er wollte schließlich nicht offenbaren, dass er Itruif begegnet war, dass er der Zeitreisende war, der ihn vor Jahrhunderten angegriffen hatte und dass er die Fry'dar daher von den Dwemern erhielt.

Cethegars Gesichtsausdruck zeigte Nachdenklichkeit. Zu viel Nachdenklichkeit, um noch aufrichtig antworten zu können, befand der Schwarze und er richtete das Wort erneut an den Denkenden.
"So kommen wir nicht weiter. Ich werde wohl härtere Maßnahmen ergreifen müssen", sagte er und bevor Cethegar reagieren konnte legte er seine Hand auf Cethegars Stirn.
Der Elf spürte, dass sein ganzer Körper starr und unbeweglich wurde. Doch das war noch nicht alles, denn er spürte noch etwas. Etwas, was er noch nie gespürt hatte.

Einen stechenden Schmerz in seiner Schläfe und während er das Unbehagen abschüttelte und es als schlichte Unangenehmheit abtat, durchbrach die Erkenntnis seinen Verstand wie ein Oger ein Rattennest.

Der schwarze Heerführer bemächtigte sich Cethegars Gedanken.
 
53. Das letzte Stück zur Wahrheit

Bilder gingen durch Cethegars Geist, sie zeigten Dinge, die so lange in seinem Leben her waren, dass er sie selbst fast vergessen hatte. Dinge, an die er sich nicht erinnern konnte oder wollte, Dinge, auf die er stolz war, Dinge, die er am liebsten ungeschehen gemacht hätte.
Während in Cethegars Kopf der Sturm der Vergangenheit wirbelte, fischte der Dunkle einem geübtem Angler gleich gezielt bestimmte Ereignisse aus dem Gedächtnis des Erzmagiers.

Und so war es auch dieses Mal, denn das Bild, welches sich vor Cethegars inneres Auge schob war eine Szene, die sich auf ewig in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Ein Bildnis, welches ihm die Gefahren des Leichtsinnes und der Magie offenbarte.

Es zeigte den Sturz, den Tod und die missglückte Wiedergeburt seiner Jugendliebe. Von Tirdalin. Und wie damals stiegen ihm Tränen in die Augen, denn er spürte wieder die Verzweiflung, er wollte helfen, obgleich er nun wusste, dass Hilfe hier nicht mehr existierte.

Der Dunkle lachte in sich hinein, denn er weidete sich an der Pein seines Kontrahenten. Er wollte, dass er Schmerzen litt. "Doch", dachte Cethegar "kann man das Spiel auch zu zweit spielen."

Er zwang sich an bestimmte Erinnerungen zu denken. An Erinnerungen, die fröhlich waren, die bewegt waren und die eine ganz und gar nicht peinigende Wirkung erzielten. Und er fand sie.

Er entsann sich an den Tag, als er den Sieg Alessias über die Try'Sharak herbeiführte. Einerseits war es ein aufbauendes Gefühl, sich als Sieger zu fühlen, was Cethegar wieder Mut schöpfen ließ. Andererseits war es gleichzeitig auch ein Angriff auf den Schwarzen, der nun wusste, wem er gegenüberstand. Demjenigen, der seine Verbannung vor tausenden von Jahren erst möglich machte. Demjenigen, der Alessia genug Zeit verschaffte, um kraft des Amuletts der Könige die Grenzen zwischen Mundus und Oblivion zu ziehen.

Blitzartig zog sich der Schwarze aus seinem Geist zurück und flüsterte leise und erschrocken ein einzelnes Wort : "Du ?"

Das drückende Gewicht von seinem Geist genommen sah Cethegar nun wieder klar und obwohl er von großer Müdigkeit erfüllt war, so wusste er doch die herbeigeführte Unsicherheit seines Gegners zu verstärken.

"Ich", war daher seine ebenso kurze Antwort. Doch nach einer wohlbedachten Pause, die seine Überlegenheit ausdrückte, sprach er weiter, dieses Mal voller Überheblichkeit, die ihm angesichts des letzten Kampfes eigentlich nicht im geringsten zustand.
"Überrascht ? Ich habe dich schon einmal besiegt und ich werde es wieder tun. Mein Werk wird dein Tod sein und nichts kann das verhindern !"

Der ehemalige Mensch wich nun zunehmens von ihm zurück, die Furcht war von Cethegar erfolgreich in sein Herz gepflanzt worden. Doch plötzlich schien er sich zu besinnen, denn das zuvor von Unwissenheit, Erstaunen und Furcht gezierte Gesicht war nun eine eiskalte Maske der Überheblichkeit und dementsprechend auch das Vorgehen ihres Trägers.
Mit einem Ruck hob Cethegar vom Boden ab als ihn ein psychischer Stoß traf, ein Telekinesezauber, schmerzhaft aber ohne nennenswerte Folgen.

Doch das war der Punkt, an dem der Frieden zwischen den beiden endete. Ein letzter Kampf sollte beginnen. Ein Kampf, bei dem einer der beiden sein Leben lassen sollte.

Und der began jetzt.
 
54. Der Sturm der Magie

Aus der Hand des Dunklen schien eine zähe Masse zu tropfen, langsam, doch mit der Zeit immer schneller, bis sich die Masse plötzlich zusammenzog und ein Schwert formte, welches schwarz wie die Nacht war und an den Schneiden sichtbar eine ungeheure Schärfe aufwies. Cethegar war sich sicher, dass ein direkter Treffer mit dieser Waffen den sofortigen Tod mit sich zog und er wusste auch, dass Distanz in diesem Kampf seine einzige Chance war.

Daher war seine Reaktion auf das Schwert, dass er aus jeder Hand einen Blitz abschoss, welche beide auf den Gegner zuschossen. Jeder von ihnen hatte die Macht Stein in Windeseile zu Staub und Splittern zu zersprengen, doch beide wurden von einem pfeilgeschwinden Hieb des Schwertes aus ihren Bahnen geworfen, sodass sie wirkungslos in die Ebene schossen und gewaltige Krater rissen.

Von seiner Parade scheinbar beflügelt, sprang der Seelenteil nun auf Cethegar zu, das Schwert hoch über den Kopf erhoben. "Ein entscheidender Fehler", war alles, was Cethegar dachte, denn durch das Hochheben des Schwertes besaß es im Falle eines Streiches zwar enorme Wucht, doch das Freigeben des Bauchraumes war eine Torheit sondergleichen.
Daher schossen gleich zehn Feuerbälle, je einer aus einem seiner Finger, auf die Bauchgegend des Menschen zu, der die Augen vor Schreck geweitet seines Fehlers gewahr wurde.

Durch ein schnelles Herabziehen des Schwertes schaffte er es zwar vier der Flammenkugeln abzuwehren, doch die anderen Sechs rasten ungebremst in seinen Brustkorb und sprengten ihn auseinander.
Mit einem Schrei, kaum mehr der eines denkenden Wesens, sackte der Heerführer der Dunkelheit in sich zusammen.
Doch Cethegar war noch nicht fertig, denn er wusste, dass sein Gegner noch nicht bezwungen war. Er würde geheilt werden, wenn er nur Wunden aufwies.

Daher sprang nun aus seinen Fingern ein flammender Strahl, der seinen Gegner bei lebendigem Leibe verbrannte. Doch er ließ ihn nicht abbrechen, er ließ ihn so lange weiterbrennen, bis der Schwarze zu einer feinpulvrigen Aschewolke verbrannt war.

Erst dann unterbrach er den Zauber, denn er war sich sicher, dass diesen Staub keine Kunst mehr zu einem denkenden Wesen formen konnte.
Doch er sollte sich irren.

Wie eine Ausgeburt des Bösen, was sie ja auch schließlich waren, rauschten die Try'Mar, die größeren Try'Sharak aus dem Nichts auf und lösten sich sogleich wieder in Rauch. Doch anstatt mit dem Wind davongetragen zu werden, schoss der Rauch in den Staub seines Gegners.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, denn Cethegar war nicht fähig einen Muskel zu rühren. Er war verdammt, zu warten bis das unheilige Ritual beendet war.

Als es das war, klang eine Stimme, durchdrungen von Rachsucht, Zorn und Boshaftigkeit durch die Luft.
"Elf ! Du wirst leiden. Leiden wie nie zuvor in deinem nichtswürdigen Leben."

Und als der Rauch sich lichtete, konnte der Angesprochene auch sehen, um wen es sich bei dem Sprecher handelte. Er war der Dunkle, nur, dass er dieses Mal seinen Namen wahrhaftig verdiente, denn er war ausschließlich aus den schwarzen Schatten seiner Diener geformt. Er war ausschließlich ein Wesen der Nacht.

Der Erzmagier musste sich beinahe ein Grinsen verkneifen, denn er erahnte eine Lücke in der Wiederbelebungsmagie. Als Akolyth Namiras war der Schwarze mit gewaltiger Kraft gesegnet gewesen, so unsterblich wie es ein sterbliches Wesen nur sein konnte.
Doch nun war er ein Try'Sharak, ein Diener Namiras mit all' seinen Stärken ... und Schwächen.

Daher sprach Cethegar nun einen Zauber, den er vor Ewigkeiten gehört hatte, von einem Freund, dessen Volk im Verborgenen lebte. Er sprach den Bannzauber der Fry'dar.

Denn war der Dunkle vorher ein Mensch gewesen, welcher über dämonische Kräfte verfügte, so war er damals noch immun gegen ihn gewesen.
Doch als vollwertiger Dämon, der nur noch humanoide Formen trug war er dem Bann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Das Licht, welches aus den Kristallen schlug und den Schwarzen einhüllte, schien ihn zunächst nicht schrecken zu können. Er schrat weiterhin unbeeindruckt auf den Erzmagier zu und hob schon die Faust, welche nun die Form einer gewaltigen Klaue besaß zum tödlichen Schlag, als das Licht plötzlich began Stücke aus seinem Körper herauszureißen.

Von einer Sekunde auf die andere lösten sich ganze Brocken aus dem unheiligen Körper und wurden vom Licht der Dwemer zerstört. Der Heerführer mitsamt dem in ihm vereinigtem Heer war besiegt.

Der Schrecken von Namira war gebannt.

Doch sollte es wirklich schon alles gewesen sein ?
 
55. "In Zeiten der Schwäche ...

Schwer atmend stand Cethegar nun vor den Überresten seines geschlagenen Feindes. Er konnte nicht glauben, dass der Feind, der ihm sein so langer Zeit im Kopf rumspukte, nun tatsächlich bezwungen war. Er konnte nicht glauben, dass die Bedrohung nun vollständig vorüber wäre.

Wie recht er doch hatte, denn genau in diesem Moment ging eine gewaltige Veränderung mit der Ebene einher, denn hinter Cethegar leuchtete nun ein Schein in das Flachland, welcher dem Erzmagier in den Augen tränte, genau so wie vor ihm eine Dunkelheit sich ausbreitete, so schwarz, dass man nichts mehr erkennen konnte.

Plötzlich spürte Cethegar eine Hand auf seiner Schulter und als er sich umdrehte und sich schon mit Magie verteidigen wollte, sah er in das bärtige, alte Gesicht eines Mannes, welcher all' das hier überhaupt erst ermöglicht hatte.

Sheogorath.
Und hinter ihm konnte er allmählich weitere Gestalten ausmachen. Zwar sah er noch nicht genug, um es mit Sicherheit angeben zu können, doch da er einen blendend hellen und einen nur schmutzig hellen Fleck hinter dem Wahngott sah, vermutete er, dass dort, streng voneinander getrennt, die Krieger der Mazken und Aureale standen.

"Cethegar Schattentöter", sprach nun der Wahngott und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter als er die noch nicht verloschenen, zuckenden Reste des Heerführers erkannte. Er schien stolz auf den Elfen zu sein, doch dieser war einfach nur zu verblüfft, um das Kompliment akzeptieren zu können.

Stattdessen fragte er :
"Was .. was macht Ihr hier ?"

Der Wahngott gluckste, als ob diese Frage eine komplett sinnfreie wäre. Denn mit einer langsamen Stimme als ob er zu einem geistig Minderbemittelten sprach, antwortete er.

"Was ich hier mache ? Ist das nicht klar ? Ist das nicht eindeutig ? Ich nehme mir, was Namira gehörte !", offenbarte er Cethegar.

Dieser konnte nicht glauben, was er da hörte und offenbar machte er ein derart belämmertes Gesicht, dass der Wahnsinnige weitersprach.

"Warum denkst du habe ich dir meine Macht gegeben ? Aus purer Freundlichkeit ? Warum habe ich dich hierhin geschickt ? Als Urlaubsziel ? Wohl kaum. Du solltest mir Namiras Armee aus dem Wegräumen und ich gestehe : Du hast es mit Bravour hinbekommen. Nun werde ich mir das Reich holen und ich, Sheogorath, werde Gott des Wahnsinns und der Dunkelheit."

Cethegar war schockiert. Er fühlte sich benutzt, denn hatte er erstens geglaubt, dass es seine diplomatischen Kenntnisse gewesen waren, die ihm die Essenz des Wahnsinns beschafft hatte, so war es doch nur der Wille des Wahngottes gewesen.
Hatte er zweitens geglaubt, dass er den senilen, alten Trottel von Daedrafürst leicht übers Ohr hauen könnte, so hatte sich dieser nun als raffiniertes Schlitzohr erwiesen.

Und noch etwas schockierte Cethegar :
Wenn Sheogorath das Reich der Inseln und der dunklen Ebene besäße, hätte er genug Macht, um all' die anderen Reiche zu erobern. Eines nach dem anderen.

Er, Cethegar, war verantwortlich für einen Krieg der Fürsten von Oblivion.
Ein Sterblicher sollte derjenige sein, welcher den Krieg zwischen Unsterblichen bestimmte.
 
56. ... werden Fehler nicht verziehen."

Der Erzmagier streckte seine Glieder und fragte sich dabei, was er tun könnte. Doch wie all' die Male zuvor, war er nicht fähig eine Lösung zu finden.
Wie sollte ein Daedrafürst, der soeben das Reich Namiras all seiner Verteidiger beraubt hatte und sich zum Herrscher zweier Reiche ausgerufen hatte, denn überhaupt von einem sterblichen Wesen aufgehalten werden? Er war schier unbesiegbar, denn Sheogorath verfügte nun sowohl über die Aureale, wie die Mazken als auch über die Try'Sharak, denn es war seine erste Amtshandlung gewesen, alle Wiedergeburtsquellen ebendieser Unholde zu sichern.

"Ist mein Heermeister wieder in Gedanken?", fragte plötzlich die Stimme eben des Mannes, über dessen Fall er gerade nachdachte. Erschrocken zuckte er aus seinem Stuhl hoch und konnte sich gegenüber Sheogorath sehen.

Freilich, er sah nicht mehr aus wie der Sheogorath, den ihn beim ersten Treffen im Palast von Neu-Sheoth gesehen hatte, doch unzweifelhaft war er es. Denn anders als das abstruse Gewand, das er damals trug und welches sicherlich ein betrunkener Schneider besser hinkriegen können, kleidete er sich nun in einer prachtvollen schwarzen Robe, welche mit goldenen und silbernen Fäden durchzogen waren.

Cethegar wusste, dass diese Robe ein Zeichen war, welche Anhänger ihm unterstanden. Die Schwärze stand für die Try'Sharak, das Silber für die Mazken und das Gold für die Aureale. Finsternis und Wahnsinn vereint.
"Eine tödliche Kombination", befand Cethegar stumm.

"Hab' ich dich erschreckt? Wenn ja, dann vergebe mir." Cethegar wusste, dass dies nur eine Floskel war, denn der Daedrafürst musste niemanden um Vergebung wissen. Gleichzeitig war ihm aber auch bewusst, dass er etwas von ihm wollte, ansonsten würde er nicht so freundlich sein.
"Seit acht Tagen hockst du nun in deiner Kammer", stellte er fest. "Warum tust du dies? Selbst meine so - wie sage ich es am besten - sonst so emotionslosen Diener feiern, ob des Triumphes über Namira als auch wegen dir, Schattentöter."

Cethegar war nicht froh über diese Tatsache, denn basierte sie doch auf einer List des Wahngottes. Und dabei hätte er es besser wissen sollen. Warum sollte denn auch ein Daedrafürst grundlos einen Teil seiner Macht verschenken?

Natürlich hatte Sheogorath das alles von Anfang an geplant. Er wusste, dass Cethegar mit genug Macht ausgestattet war, um den Dunklen samt der Try'Sharak zu vernichten, aber nicht genug besaß, um Sheogorath für seine Fehler büßen zu lassen.

"Ich sehe keinen Grund zu jubeln", flüsterte Cethegar mit rauer Stimme, denn seit dem Kampf vor acht Tagen hatte er diese nicht mehr gebraucht. "Zu viele andere Reiche liegen noch nicht unter unserer Herrschaft."

Das war natürlich nicht ernst gemeint, doch Cethegar hatte eine Idee, aber dafür musste er den Wahngott auf seiner Seite haben.

"Ich sehe, du verstehst", kommentierte er die Aussage des Erzmagiers mit einem Lächeln und bestätigte damit, dass das der Grund war, warum er ihn überhaupt noch einmal aufsuchte. "Die anderen Daedrafürsten sind in Alarmbereitschaft. Sie rüsten sich, aus Angst ich würde sie demnächst ebenso überfallen."

Cethegar jedoch widersprach ihm, denn das ging in die falsche Richtung, er hatte etwas anderes vor :
"Nein, du hast mich falsch verstanden. Ich rede nicht von Oblivion, ich sprach von Mundus. Der Welt der Sterblichen. Überlege mal : Millionen von Dienern, die allesamt dir dienen. Ist das kein anstrebenswertes Ziel?"

Der Daedrafürst nickte bedächtig. "Es ist wahr, doch ich kann meine Krieger nicht nach Mundus schicken. Ich brauche sie hier in Oblivion, denn es steht zu befürchten, dass die anderen Fürsten einen Angriff planen, um wieder ein Gleichgewicht der Mächte herzustellen."

Nun hatte Cethegar ihn genau dort, wo er ihn haben wollte :
"Dann schicke mich. Statte mich mit deiner Kraft aus. Ich werde die Völker für dich unterwerfen, mein Fürst." Er unterstrich seine Rede damit, dass er sich vor ihm auf die Knie warf und hoffte, dass seine Darbietung ihn überzeugte.

Da Sheogorath nach einigen Minuten noch nichts antwortete, schaute er nach oben und im Gesicht der Wahngottes meinte er zu erkennen, wie Gier, Vorsicht und die daedrische Blutlust sich einen erbitterten Kampf lieferten.

Dann, mit einer monotonen Stimme sprach er und Cethegar wagte nicht zu atmen, denn viel hing davon ab, was nun geschehen würde.

"Du wirst mein Gesandter sein! Bring dem Volk von Mundus die Botschaft, sie mögen sich mir unterwerfen, ansonsten werde ich keine Gnade walten lassen."

Der Elf musste sich massiv zusammennehmen, um nicht zu lächeln, denn alles war eingetreten, wie er es geplant hatte. Er hatte seinen Köder, Mundus, ausgestreut und Sheogorath hatte ihn gierig in seinen Mund genommen.

Und der Köder sollte ihm sicherlich nicht gut bekommen.
 
57. Geheimnisse auf den Inseln

Ein Krachen erschütterte den Thronsaal von Neu-Sheoth und tauchte ihn in blendend helles Licht. Mit einem Schlag standen Mazken wie Aureale - wenige zwar, weil der Großteil auf Eroberungsfeldzügen war, doch eine Kompanie war es schon - mit erhobenen Keulen, Schwertern, Äxten als auch gespannten Bögen kampfbereit da und warteten, dass sich das Licht etwas abschwächte, auf dass sie dessen Ursprung erkennen würden.

Und innerhalb eines Augenblick war es dann auch so weit : Das Licht verebbte und die Daedra des Wahnsinns sahen sich einem Elfen gegenüber. Jedoch nicht irgendein Elf, denn es war Cethegar oder wie er beim Volk der Zitternden Inseln genannt wurde : Schattentöter.

Mit harscher Stimme bellte er anstatt eines Grußes sofort befehlsgewohnt : "Waffen weg. Was glaubt ihr, wer ihr sein, mich mit Waffen bedrohen zu wollen." Und mit einer flüchtigen Handbewegung, die auf einen älteren Menschen im Raum zeigte, fuhr er fort.

"Haskill. Auf ein Wort", bat er ihn zu sich zu kommen und die Anderen wies er an sich zurückzuziehen, damit er ungestört und ungehört reden konnte.

"Hochfürst Sheogorath schickt mich", offenbarte er Haskill. "Er will, dass ich Mundus unterwerfe und er riet mir, mich an dich zu wenden, damit du mir das Mysterium der Energien dieser Inseln erläuterst."

Kaum hatte er diesen Satz beendet, sah Cethegar schon eine zerknitterte Stirn. Ein Anzeichen von Unwissen.

Mit einem leichten Stottern wagte Haskill Einspruch zu erheben. "Bei allem Respekt, Heeresmeister. Aber wie kommt unser Herr auf die Idee, ich wüsste vom Mysterium der Inselkräfte." Es war ihm augenscheinlich sehr unangenehm, Cethegar spürte beinahe, dass er Todesängste ausstand.

Immerhin hatte es sich ja herumgesprochen, über welche Kräfte er verfügte und er konnte sich denken, dass Haskill lieber auf eine nähere Erfahrung mit ebendiesen verzichten würde.

"Unser Herr sagte nur, dass ich mich an dich wenden sollte", sprach Cethegar nun einfach weiter und trat einen Schritt näher an Haskill heran während er fortfuhr. "Wieso? Bist du dazu nicht in der Lage, Hofmeister?"

Nun war Haskill gleich dreifach Schande zugefügt worden.
Zum Ersten war er durch sein Unwissen bei der höchsten Instanz nach Hochfürst Sheogorath scheinbar in Ungnade gefallen.

Zum Zweiten war ebendiese Instanz ein Elf gewesen, dem Haskill anfangs mit einem netten Kommentar wie "Noch ein Sterblicher. Wie putzig!" begegnet war und schon damit rechtete er würde ebenso dem Wahnsinn verfallen.
Doch stattdessen war er nun im Rang höher als der alte Hofmeister und das ließ er ihn nur zu gerne spüren.

Und zum Dritten fühlte sich Haskill beschämt, denn er hielt sich selbst immer für gut informiert und es ging ihm gegen den Strich als ein unwissender Dummkopf abgestempelt zu werden. Und außerdem ...

Etwas wusste er ja schon ...

"Heeresmeister", setzte er also mit einer erneuten Verbeugung an. "Zwar weiß ich selbst nicht, wie man das Mysterium der Kräfte zu verstehen hat, doch ich weiß, wer es weiß."

Mit einer unwirschen Handbewegung holte Cethegar den Hofmeister von den Füßen.
"Dann rede. Lass das Geschwafel und komm' zur Sache. Mit jedem Moment auf den Inseln hier, vergeht Zeit. Zeit, in der unsere Armeen möglicherweise aufgerieben werden könnten."

Diese Vorstellung schien auch Haskill nicht zu behagen, denn er konnte sich gut vorstellen, was passieren würde, wenn das eroberte Reich Namiras wieder an ebendiesen fallen würde.

Ein Vergeltungskriegszug würde über die nunmehr geschwächten Inseln fegen und alles zerstören, was über Äonen aufgebaut wurde. Eine Apokalypse.
Daher sprach Haskill nun hastig weiter.

"Ein Gerücht besagt, dass im Messerspitz-Schlund eine alte Bibliothek sein soll. In alten Tagen soll dort nahezu alles aufgezeichnet worden sein. Auch über das Mysterium der Energien soll dort debattiert worden sein. Wenn ich also irgendwo Wissen suchte, dann würde ich dort nachsehen."

'Das war nun eine Antwort', dachte Cethegar still bei sich. 'Eine Bibliothek der Daedra. Zwar hatte er davon schon mal gehört, vor allem in Bezug auf Hermaeus Mora und die Apokrypta. Doch dass gerade auf den Inseln des Wahnsinns eine Bibliothek sein sollte, erschien ihm zugegebenermaßen äußerst fragwürdig.

Und dennoch : Ein Zweifel war nicht Grund genug, um diesen Messerspitz-Schlund nicht doch einmal zu besuchen. Er warf sich also den Umhang um die Schultern und ging durch die Tür hinaus, wobei er Haskill schlicht ignorierte. Immerhin war er ja nur der Hofmeister.

Und was zählte der schon, in Anbetracht der Pläne, die er hegte.
Pläne, die von dunkelsten Racheschwüren durchsetzt waren.
 
58. Der Bibliothekar

Schwelender Rauch stieg von der verbrannten Haut auf und vermischte sich mit dem letzten Atemstoß der sterbenden Kreatur. In der kalten Luft der hohen Hallen im Herzen der Inseln, war dies jedoch noch nicht der letzte Tod.

Kaltes, helles Licht zuckte nur immer etwa die Dauer eines Blinzelns durch den Saal und erhellte ihn kurz taghell und offenbarte kurze, grausame Szenen. In einer wurde eine Kreatur von einem weiß leuchtenden Blitz in vier Teile zerrissen, der nächste Lichtblitz ließ eine ähnliche Bestie mehrere dutzend Schritt in die Luft schleudern und dann mit einem hässlichen Knacken auf dem Boden aufschlagen.

"Hier wurde lange nicht mehr sauber gemacht", dachte Cethegar leise bei sich, während er einen weiteren Blitzstrahl auf seinen todbringenden Weg schickte, der seinen nächsten Kontrahenten mühelos zu Asche verbrannte.

Im nächsten Moment war es vorbei und Cethegar stand allein in der Halle. Allein? Nicht ganz, denn einer musste noch da sein. "Sollte er zumindest sein", flüsterte er leise, denn die Zweifel waren immer noch vorhanden.

Im nächsten Moment flammte ein neues Licht auf. Dieses Mal jedoch war es weder blitzartig noch bläulich noch nur ein Blinzeln vorhanden. Ein warmes Feuer brannte nun in einer feurigen Kugel, die knapp über seiner Hand schwebte.

Vor sich erkannte er nun, was er im Licht der Blitze zunächst nur schemenhaft vermutet hatte. Eine Tür. Eine Tür, die mit hunderten und aberhunderten verschnörkelter Runen versehen war, von denen eine kunstvoller als die andere aussah. Und alle sammelten sich um einen Punkt in der Mitte. Ein Punkt, der in den Feld eingelassen war, als ob dort etwas hereingesetzt werden sollte.

Im nächsten Moment setzte er das von Haskill übergebene Steinstück in die Fassung ein und ... wartete. Er wollte sich schon resigniert abwenden, als plötzlich der Stein anfing blutrot zu leuchten. Das Leuchten steigerte sich weiter und weiter bis es selbst das Licht der magischen Fackel überdeckte. Dann verebbte das Licht plötzlich und der Stein färbte sich wieder grau, wobei das Rot in die Runen floss. Wie Blut durch Adern, floss das Rot nun die Runen entlang bis die gesamte Steintür blutige Adern zu haben schien.

Doch mehr geschah nicht. Die Tür stand nun in ihrer ganzen düsteren Pracht vor ihm und ließ sich doch nicht öffnen. "Sollte ein Sprengzauber helfen", sinnierte er in Gedanken, wobei er einen kurzen, aber genauen Blick über die umgebenden Felswände warf. Sie waren äußerst brüchig. Bei einem Feuerball, der diese Tür sprengen konnte, bestand ein hohes Risiko, die ganze Ruine gleich mit niederzureißen.

Und doch ... gab es keine andere Möglichkeit. Er nahm sich zusammen und zwischen seinen Händen sammelte sich schon das Feuer und brach es dann mit einem Gedanken wieder ab, denn die blutroten Linien ... veränderten sich. Sie wurden weiß, weiß wie Schnee und dann verschwanden sie.

Im nächsten Moment brach die Tür einfach zusammen.

Eine Stimme erschallte druch den Durchlass und im Licht seiner magischen Fackel konnte er eine in eine Robe gewandte Gestand sehen.

"Bist du also endlich gekommen!"
 
59. Kristalle der Bibliothek

Nachdem der Staub sich gelegt hatte, konnte er eine in eine graue Robe gewandte Gestalt vor sich sehen. Es war ein Mann, ein Mensch um genau zu sein. Doch hatte er etwas an sich, was normale Menschen nicht besaßen, doch konnte Cethegar schlicht nicht genau sagen, was es war.

"Euer Gnaden", ergriff nun der Mann wieder das Wort. "Was bringt euch zu mir?"
Doch der Erzmagier konnte nicht umhinkommen, zu glauben, dass es diesem 'Menschen' nicht schon lange bekannt war, warum er kam. Hatte Haskill ihn nicht den 'Allwissenden' genannt? Eine Art Orakel der Zitternden Inseln? Wieso fragte er denn dann, wenn er es nicht ohnehin wusste?

"Weil es einen Unterschied macht zu wissen oder zu glauben, etwas zu wissen.", beantwortete dieser die Frage mit einem leisen Lächeln. "Ja, ich kann eure Gedanken lesen", bestätigte er den Verdacht des zutiefst überraschten Cethegar.

"Dann wisst ihr, warum ich hier bin?", wollte der Elf wissen und sei es nur, um klar zu stellen, dass sie nun nicht aneinander vorbei reden würden. Das wäre bei solch einem Vorhaben ein fataler Fehler.

"Ihr fühlt euch hintergangen von Gott des Wahnsinns und sucht nun nach Möglichkeiten, ihn zu schwächen und damit sowohl das Gleichgewicht in Oblivion als auch eure persönliche Rache zu vollbringen.", fasste der Bibliothekar kurz zusammen.

Das machte Cethegar sowohl zufrieden als auch erzürnt, denn wie kam ein Mensch dazu, in seinen Gedanken herumzuspuken. Er war der Erzmagier der Magiergilde, der Held von Kvatch, der Heerführer des Wahn..."

Dieses Mal richtete sich das Orakel auf und in seinen Zügen stand nun wahrer Zorn. "Bildet euch nicht zu viel darauf ein, Spitzohr", fuhr er ihn an. "Eure Auszeichnungen bringen euch nichts an diesem Ort und sie sind ohnehin nur eine Floskel. Allein die Taten sprechen, nicht eure Insignien."
Nachdem dies gesagt hatte, wurde er wieder etwas ruhiger und sprach dann in einer leisen Stimme weiter.

"Also. Ich kann euch zwei Wege aufzeigen, die ihr beschreiten müsst, wenn ihr Fürst Sheogorath schwächen wollt. Zum Einen müsst ihr seine Diener aufhalten, denn sie sind die Basis auf der Sheogoraths gesamte Macht fußt. Ohne sie, wird er zwar noch mächtig sein, aber nicht fähig sich mit anderen Fürsten zu messen.
Ihr müsst daher verhindern, dass weitere Aureale und Mazken an die Front gelangen."

Cethegar fand die Argumentation im großen und Ganzen zwar gut durchdacht, doch sah er darin auch unsichere Stellen.

"Und wie soll ich das bewerkstelligen? Die Daedra sind unsterblich. Wenn sie vernichtet werden, gelangen sie zurück. Das ist eine unausweichliche Tatsache, die niemand verhindern kann. Was habt ihr euch gedacht, dieses Wunder vollbringen zu können?", wollte er daher wissen.

An dieser Stelle stand der Mensch auf und drehte Cethegar den Rücken zu und hob dabei seine rechte Hand. "Schaut dort hinauf, Elf!", sprach er. "Dort werdet ihr die Lösung erkennen."

Mit einem raschen Blick besah Cethegar die Mauer. Sie war äußerst schmuckvoll gestaltet. Um einen großen grauen Kristall sammelten sich allerhand Runen, Schriftzeichen und Bilder, deren Sinn Cethegar jedoch nicht erschließen konnte.

"Ich verstehe nicht ganz. Wo genau soll ich suchen?", fragte er daher erneut.

Der Mensch lachte leise und deutete erneut auf die Wand. Dabei sprach er vier Worte : "Verborgen in der Offensichtlichkeit"

Auch das war Cethegar keine große Hilfe. Er besah sich die Runen, die Zeichen und selbst die Bilder äußerst genau und konnte doch keinerlei Hinweis auf Aureale oder Mazken, ja sogar nicht einmal auf Sheogorath finden.

"Es ist ..."
Er wollte schon sagen 'unmöglich', als ihm plötzlich etwas in den Sinn kam. Offensichtlichkeit. Was stach an dieser Mauer sofort ins Auge. Es waren weder die Runen, noch die Zeichen, noch die Bilder. Es war der Kristall.

"... so offensichtlich.", beendete er den Satz und griff nach dem Kristall. Er wollte das berühren, was ihm eine solche Macht geben sollte.

Doch er sollte es nicht tun, denn nur ungefähr eine Handbreite vom Kristall entfernt, fasste eine faltige, gräuliche Hand sein Gelenk und hielt ihn zurück.

"Wage es nicht! Dieser Kristall ist das Zentrum der Magie. Wer es berührt, wird ertränkt in der Macht. Glaube mir : Selbst du würdest darin vergehen."

Das war nicht die Reaktion die Cethegar vermutetet hätte. Hatte er denn nicht auf den Kristall verwiesen? War da noch eine andere Offensichtlichkeit?

"Du denkst in die falsche Richtung.", verbesserte er Cethegar. "Der Kristall ist zu machtvoll für dich. Das ist es, was du brauchst."

Im nächsten Augenblick drückte der Bibliothekar dem Heerführer des Wahnsinns drei gräuliche Kristallsplitter in die Hand. Die Macht in ihnen war spürbar, aber mehr auch nicht.

"Und nun ...", setzte der Mensch erneut an. "... werden wir darüber sprechen, wie du diese Artefakte einzusetzen hast."