Als das Spiel vor kurzem mal für 12 € zu haben war, hab ich zugegriffen und die letzten Tag mal durchgespielt.
Tja ich muss sagen, dass es doch recht kurz war - nach nur 21 Stunden lief schon der Abspann über den Bildschirm. Hab kurz vorm Endkampf noch Level 30 erreicht und meiner Meinung nach nichts ausgelassen - hab mich sogar an den Sammelquests versucht. Diese sind aber wohl für die meisten Spieler nur mit Lösungshilfe machbar und selbst dann ist es sehr schwierig die Teile zu finden ... hab selber erst nach den ersten Gebieten eine Hilfe hinzugenommen und nur 2 Sammel-Quests beenden können. Am Ende haben mir noch 2 Relikte und 1 Innosstatue gefehlt ... da ich aber nicht nochmal alle Gebiete ablaufen wollte und die Belohnungen auch nicht wirklich spannend sind, hab ich mir die weitere Suche geschenkt. Hätte ich nicht versucht die Sammelquests akribisch zu erfüllen, wär die Spielzeit wohl nochmal ein paar Stunden geringer.
Ansonsten ist das Spiel "grundsolide" wenn man es mal so nennen will. Nicht wirklich herausragend aber doch ganz nett um es einmal zu spielen. Die Motivation des Spielers nach diesem Tempel zu suchen halte ich zwar mehr als fragwürdig, aber naja schwamm drüber. Zur Erklärung - Diego sagt einem Am Anfang ungefähr sowas: "Hab gehört hier gibts irgend so nen Tempel. Da ist bestimmt voll nützlicher Kram drin, womit du meinen alten Kumpel eine verpassen kannst. Hat der auch immer so gemacht." (nicht wortwörtlich)
Das ganze Spiel zieht sich linear durch einzeln abgegrenzte Questgebiete, in denen man eine bestimmte Aufgabe lösen muss um weiterzukommen - also nichts mit spielerischer Freiheit. Alles ist recht simpel aufgebaut. Bei den Charakteren fällt auf, dass die Synchro teilweise recht dürftig ist - zumindest hatte ich bei einigen Gesprächen den Eindruck mit geistig Zurückgebliebenen zu reden. Auch werden irgendwelche Beziehungen zum eigenen Charakter suggeriert, die man gar nicht so recht mitbekommt. Beispielsweise trifft man im ersten Questgebiet einen NPC nur mal ganz kurz - der taucht dann im Endspiel als einer deiner "Kumpels" auf, wobei mir nicht ganz klar ist, wann diese Beziehung entstanden sein soll. Ansonsten trifft man eine ganze Reihe bekannter NPCs aus den vorherigen Gothic-Teilen, wobei ich da wiederum auch einige vermisst habe - beispielsweise Lee und Lares. Welche Verbindung Daca aka Zyra zu der ganzen Geschichte hat ist mir bis zum Ende nicht klar geworden. Man kann im Spiel zudem an einigen Stellen alternative Handlungswege wählen, die haben aber anscheinend überhaupt keinen Einfluss auf die Story oder auf sonst irgendwas.
Gespielt habe ich als Magier, habe hier zuerst den Feuerbaum, dann den Blitzbaum und schlussendlich den Eisbaum voll ausgebaut. Aber im Prinzip habe ich nur Feuer benutzt und lediglich bei feuerfesten Gegnern wie Feuergolems und Dämonenlords mal den Schneeball ausgepackt. Blitz hab ich nur einmal benutzt - hat einen schönen Stun-Effekt, aber gebraucht hab ich es nicht. Mir ging es dabei eher um die Passiveffekte auf Magiekraft, Mana und Manaregeneration. Bis man Magie wirklich dauerhaft einsetzen kann dauert es zwar etwas, weshalb man anfangs immer wieder auf den Nahkampf umschalten muss. Nach einer Weile kann man dann aber auschließlich auf Magie setzen. Zum Ende hin lagen die Gegner nach 1-2 Treffern mit dem Feuerpfeil bzw. gleich mal ein ganzer Raum voll Gegner wenn man Inferno zaubert.
Hier zeigt sich das größte Manko des Spiels: die KI. Mögen die Gegner auch noch so stark sein, so verlieren sie doch jeglichen Schrecken, wenn man sie aus der Entfernung ohne Gegenwehr einfach "wegballern" kann. Der Endkampf auf dem Schwierigkeitsgrad "Normal" war dann auch lächerlich einfach - einfach den Attacken des Gegners ausweichen und draufballern ... nach ca. 40 Sekunden war es dann auch schon wieder vorbei.
Apropos Endkampf - das Ende hab ich nicht wirklich kapiert. Hab ich da irgendwas verpasst um das verstehen zu können? oder soll das der sprichwörtliche "Wink mit dem Zaunpfahl" sein, der einem sagt dass es eine Fortsetzung geben sollte? diese wird wohl angesichts der Isolvenz von Jowood möglicherweise ausbleiben
Also zusammenfassend handelt es sich bei Arcania meiner Meiunung nach um ein durchschnittliches RPG, das versucht den Charme seiner Vorgänger einzufangen, dies jedoch nicht wirklich schafft. Die meisten Kritikpunkte die bisher geäußert wurden, sind durchaus berechtigt. Allerdings wird das Spiel meist schlechter dargestellt, als es wirklich ist. Wer also ein kurzweiliges Abenteuer sucht kann zugreifen, wer zu hohe Erwartungen aufgrund des Wortes "Gothic" im Spielnamen stellt, wird allerdings enttäuscht.