Heute haben wir für euch eine ganz besondere Erzählung, direkt aus den Aufzeichnungen eines Mitgliedes der Dunklen Bruderschaft über einen Auftrag, dessen Ausgang bis heute Rätsel aufgibt:
Ein Geschenk im Dunkeln
Die Nacht war kalt, fast schon gespenstisch still bis auf gelegentliche Windböen, die um die Häuser wie geisterhaftes Geheul strichen und den Schnee aufwirbelten, der alles wie feiner Puderzucker bedeckte. Ich verharrte reglos im Schatten, die Augen suchend, und hielt den Atem an als die Stadtwache vorbeilief, wohlbedacht darauf, nicht bemerkt zu werden. Die schwarze Kleidung würde andernfalls zu viel Aufsehen erregen und zu Fragen führen, die ich nicht beantworten konnte, ohne dass Blut floss. Und Blut vermasselt jede gute Tarnung sehr gründlich.
Der Fackelschein war kaum genug um die Schatten zu brechen, die sich zwischen den Holzhäusern hielten, und verblasste ganz und gar gegen die Lichter, die überall brannten. Es war kurios, ganz und gar, eine ganze Stadt gehüllt in Licht, mit verspielten kleinen Figuren und Tieren und Kränzen an jeder Tür und, was mich mehr als einmal fast zur Unvorsicht getrieben hatte, mannshohe Figuren von einem seltsamen bärtigen Kauz, der neben einem Knüppel auch einen großen Sack auf dem Rücken trug. Eine lokale Gottheit, wie ich vermutete, und anscheinend war ich mitten in eines ihrer Feste hineingeraten.
Andere Städte, andere Sitten, dachte ich mir als ich tiefer in das Gewirr der Stadt eindrang, wohl bedacht darauf nicht versehentlich gegen eines der vielen Glöckchen zu stoßen, die – als ob man sie eigens als Warnsignal für versteckte Assassinen angebracht hätte – in allerhand Büschen und Sträuchern hingen und klingelten, wann immer ein stärkerer Windhauch vorbeistrich. Die ersten paar Male hatte mich der Klang aufschrecken lassen, fast sicher, dass mich eine Wache entdeckt hätte. Mittlerweile empfand ich das dauernde Gebimmel nur noch als lästig. Wäre der Auftrag nicht von solcher Dringlichkeit, ich wäre an einem anderen Tag wiedergekommen, aber der Tod wartet nicht. Auf Niemanden. Und ich wäre kein Mitglied der Dunklen Bruderschaft, wenn ich nicht mit ein wenig Dekoration und ein paar Betrunkenen fertig werden würde (die seltsamerweise allesamt leicht nach Eiern rochen, was diesen Ort nur umso komischer erschienen ließ).
Ich bog um eine weitere Ecke und blieb dann wie erstarrt stehen. Nun…das…das war etwas anderes. Vor mir stand ein Haus, welches als solches nur noch dadurch zu erkennen war, dass es einen Schornstein hatte, denn ansonsten war es über und über mit Lichtern behangen, die in allen Farben des Regenbogens pulsierten und regelmäßig die Farben wechselten. Vor der Eingangstür stand ein Schlitten und an der Seite war ein kleiner Pferch mit vier, nein fünf, Tieren, die ein wenig wie Hirsche aussahen, aber keinem Hirsch glichen, den ich je gesehen hatte. Nicht sicher, ob sie mir wohlgesonnen waren oder nicht (nach einem etwas unschönen Erlebnis mit einem Ziel das einen verzauberten Esel als Wachtier hatte, war ich etwas vorsichtiger geworden), machte ich einen weiten Bogen um das Gehege und gelangte schließlich zur Kellertür, von der mir versichert worden war, dass sie nicht abgeschlossen war. Und in der Tat, sie schwang geräuschlos auf.
Die Jagd konnte beginnen.
Nach dem, was ich hatte herausfinden können, war mein Ziel ein Spielzeugmacher, jeder konnte ihn leiden (abgesehen von meinem Auftraggeber natürlich), lebte allein in seinem Haus und liebte es allen Kindern der Nachbarschaft Spielzeug zu schenken. Den Wundermacher nannten sie ihn. Sein Keller jedoch glich eher dem Labor eines verrückten Wissenschaftlers. Überall standen Reagenzgläser herum, gefüllt mit allerhand Substanzen die ich noch nie gesehen hatte (alle allerdings sehr bunt und grell) und diverse Zahnräder, halbgefertigte Spielzeuge und diverse Töpfe, die – nachdem ich einen von ihnen geöffnet hatte – voller Süßigkeiten waren, und auch der Boden war über und über mit Gegenständen bedeckt. Ich schlich vorsichtig vorwärts, rutschte fast auf einem seltsamen kleinen Gefährt mit vier Rädern aus und erschreckte mich fast zu Tode als mich aus einer Kiste etwas ansprang, das einer Karikatur Sheogoraths glich.
Und dann traf ich den ersten Kobold.
Das kleine grüne Wesen musterte mich etwas verschreckt, die eine Sekunde, die es dauerte meinen Dolch zu ziehen und es zu einem sehr toten Kobold zu machen, und ließ die Werkzeuge fallen mit denen es offensichtlich hantiert hatte. Zahme Kobolde? Langsam wurde dieser Auftrag absonderlich. Ich traf noch mehr der Kreaturen, allesamt damit beschäftigt diverse Gegenstände zu fertigen, bis auf ein backendes Exemplar, das prompt Bekanntschaft mit dem Ofen machen durfte. Ich wurde immer angespannter, bis ich endlich den Aufgang nach oben erreichte. Das ganze Haus roch nach mir fremden Gewürzen, süßlich und schwer, wie der warme Wein, den sie im Norden von Himmelsrand an kalten Tagen reichten und der so manch Unvorsichtigem das Leben auf zu glatten Brücken gekostet hatte.
Ich erreichte gerade die oberste Treppenstufe, als der Gesang startete. Nun, immerhin machte es mir mein Ziel leicht, es zu finden. Ich zog meine Kapuze tiefer in mein Gesicht und durchquerte einen Raum, in dem aus mir unerfindlichen Gründen ein Baum stand und riskierte einen vorsichtigen Blick um die Ecke.
Mein Ziel war männlich, 1,80m, vermutlich menschlicher Herkunft, dem Körperbau nach zu urteilen an harte Arbeit gewöhnt, in rotes Samt gekleidet, hatte weiße Haare und einen kurz gehaltenen Bart und blaue Augen über denen eine kleine Narbe prangte.
Woher ich das wusste? Nun, er starrte mich genau an.
„Kann ich Ihnen weiterhelfen?“ fragte er mich mit einer Gelassenheit die eindeutig nicht der Situation entsprach und mit einer Freundlichkeit, bei der sich mir alle Haare aufstellten.
„…“ ‚Ich bin hier um Sie zu töten,’ klang nicht gut, auch da ich nicht wusste, ob der Mann vielleicht über magische Fähigkeiten verfügte. ,Sithis sendet seine Grüße‘ war zwar stilvoll, aber auch hier lag die Gefahr, dass mein Ziel versuchen würde, mich zu überwältigen.
„Ich suche noch nach einem…Spielzeug für meine Tochter,“ brachte ich schließlich heraus und trat in die Küche herein, froh darüber, dass keine meiner Waffen allzu offensichtlich war.
„Für die anstehenden Feierlichkeiten? Wundervoll! Wie alt ist die Kleine denn?“ er schlug die Hände dabei zusammen und angesichts der Muskelpartien, die sich dabei bewegten, war ich nicht mehr allzu sicher, ob ich es mit diesem Mann im Nahkampf würde aufnehmen können.
„Fünf,“ ich trat noch einen Schritt näher und umrundete dabei unauffällig den Esstisch. Jetzt trennten uns kaum noch zwei Meter. Ein präziser Sprung sollte genügen.
„Fünf? So ein wundervolles Alter! Mag sie Kekse? Ach, was frage ich, natürlich mag sie Kekse, jedes Kind mag Kekse, wie wäre es mit ein paar Nirnwurzplätzchen? Oder Drachensterne? Mhmm, vielleicht Mammuthufe?“ Ab diesem Zeitpunkt blendete ich sein Geschnatter aus und zog unauffällig meinen Dolch, bereit zuzustechen. Uns trennte kaum noch ein Meter, ich umklammerte meinen Dolch, wollte ihn gerade heben…
…und erstarrte. Von einer Sekunde auf die andere weigerte sich jeder Muskel meines Körpers zu kooperieren. Und noch immer plauderte mein Ziel.
„…und vielleicht noch ein Einhorn? Jedes Mädchen liebt Einhörner, es gab da mal eins…“ und so ging es minutenlang weiter, während ich wie festgefroren war, unsicher was passiert war, ob mein Anti-Magieamulett den Geist aufgegeben hatte oder ich vergiftet worden war, während dieser seltsame Kauz in seiner Küche herumwuselte und Dinge in Papier einwickelte und mit Schleifen verzierte. Und das Gerede! Es war eine Tortur, ein niemals enden wollender Strom an nutzlosen Informationen und Geschichten und ich hätte meine Seele an einen Daedra verkauft um dem Ganzen zu entkommen. Die Ausbildung der Dunklen Bruderschaft war ein Spaziergang gegen dieses Geplapper. Und es wollte einfach nicht enden!
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die mich mit Sicherheit Jahre meines Lebens gekostet hatte, drehte sich das Ziel wieder zu mir um.
„So, das sollte alles sein. Alles Gute für die Kleine, ich bin sicher sie wird sich freuen!“ damit drückte er mir einen gepackten Sack in die Hand und wie von selbst drehten sich meine Füße zur Tür, einen Schritt nach dem anderen tuend, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
Und so stand ich vor der Eingangstür, in einer bitterkalten Nacht voll gespenstischer Stille und fragte mich nur eins:
Was bei den Acht war gerade passiert?