Virtual Life als Ersatz fürs Real Life

Shiad

Bürger
Guten Tag zusammen.
In der aktuellen Gamestar fand sich ein Leserbrief, der mich ganz besonders interessiert hat:

Ich bin jung, wohne noch zu hause und war bis vor drei Monaten als Einkäufer bei einem deutschen Industrieunternehmen angestellt. Als dieses dann dank der Wirtschaftskrise alle unbefristeten Angestellten entlassen hat, musste auch ich meinen Hut nehmen. Jetzt bin ich wieder auf Arbeitssuche und arbeite nebenberuflich bei einem Versicheungsunternehmen.
Ich habe bis vor knapp zwei Monaten Hardcore WoW gespielt, ca. sieben Stunden täglich unter der Woche, am Wochenende konnten es auch mal 16 werden. Als sich meine Gilde auflöste, habe ich beschlossen, unter diese "Karriere" einen Schlusstrich zu ziehen. Vor allem die zwei Wochen nach dem Ende waren hart, meine Gedanken kreisten fast nur um WoW. Jetzt kann ich sagen: Die Zeit liegt hinter mir. Ich habe Abstand zum Spiel und zur Szene. Ich lese wieder, spiele Solo-Spiele. Man ist wieder ungebunden.
Aber ist dies ein Grund, negativ über WoW zu sprechen, über die investierte Zeit? Ich habe in diesen zwei Jahren ca. 2.000 Stunden Gesamtspielzeit gehabt, ich hatte zwei Jahre lang keine Beziehung, habe Freundschaften und andere Hobbys verkümmern lassen. Da fragt man sich: War es das wert? Ja, verdammt! Es waren zwei geile Jahre, ich habe alles in dieses Hobby gesteckt, aber ich bereue nichts davon: das tägliche abendliche Raiden und erarbeiten von Bossen, das perfektionieren der Spielweise, die Arbeit, die ich in meine Gilde gesteckt habe. Eine tolle Zeit, an die ich noch länger mit Freude zurückdenken werde. Trotzdem ist diese Zeit für mich vorbei, eine Rückkehr ist nicht geplant.
Ich frage mich: Warum wird die Online-Szene so verteufelt? Ich rede nicht von Minderjährigen. Ich meine die 20- bis 30jährigen, die nach Meinung von Aussenstehenden ihr Leben versauen. Viele verstehen einfach nicht, was es bedeutet, Teil einer aktiven Online-Community zu sein; dass die neue Familie nun online ist und nicht mehr zuhause um den Küchentisch sitzt.
Das Virtuelle Leben ist eine Alternative! Warum sich im realen Leben deprimiert verbeissen, wenn es im virtuellen anders sein kann? Real Life zum geld verdienen, Virtual Life zum leben. Warum nicht? Diese Menschen als "Süchtige" dazustellen und ihnen "helfen" zu wollen ist eine diskreminierende Bevormundung. Wenn neue Generationen so leben wollen, dann sei es so.

Ich frage euch: Was haltet ihr denn davon? Würdet ihr so etwas als schlecht, gar falsch bezeichnen oder würdet ihr so etwas auch machen? Ich reiche meine Meinung später nach, ich will euch schliesslich nicht beeinflussen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hört sich ganz interessant an, ich warte aber mit dem Diskutieren ab bis der ganze Brief drinsteht. Vorweg muss aber gesagt werden das die Möglichkeiten was man tuen kann im RL eindeutig größer sind, oder?
 
Wer sein Leben an Spiele wie WoW verschwendet, mehr Onlinefreunde als echte Freunde hat und die Sonne schon seit Wochen nicht mehr gesehen hat, der tut mir leid. Sowas finde ich einfach nur arm. Das Leben spielt sich offline ab, dieser Satz sollte manchen Leuten mal ein wenig genauer erklärt werden. Sicher, sind nicht alle so, aber es gibt sie dennoch, die "Kellerkinder". Ich trauere auch niemandem hinterher, der sein Leben durch so einen Mist weggeworfen hat, ist sein Problem. Dennoch finde ich es arm. Ich hatte mal 4 WoWler in meiner Klasse. Wenn man denen mal zuhört, muss man sich das Lachen verkneifen: "Hast schon das und das neue Item gefunden?" "Nö, hat noch keiner gedropped". "Gehste heut raiden?" "Kla...20 uhr gehts los"...einfach arm, wie man sich in diesen virtuellen Welten verlieren kann.
Dazu zählen nicht mal Onlinespiele, sondern das Internet an sich. (Um nicht als Buhmann dazustehen, weil ich WoW und sonstige MMO's abgrundtief verabscheue)
Im Internet kann man sich genauso verlieren.

Wer zu 100% damit klarkommt, gute Leistungen in Schule, Arbeit etc. zeigt und dennoch kein Problem damit hat, sich sein Leben am PC zu versauen, dem sei es vergönnt. Aber ich finde, vielen Menschen müsste in der Hinsicht mal geholfen werden, wenn es noch nicht zu spät ist...

Edit: Eventuell schreibe ich noch was dazu, wenn der Brief drin steht. Aber das ist schon mal meine Meinung zu diesen Dingen.
 
So, der Brief ist im Startpost zu finden, mangels Scanner abgetippt. Dazu möchte ich noch sagen: Im Brief steht, dass er nicht unbedingt Minderjährige meint, das heisst nicht, dass wir uns nicht damit auseinandersetzen können.
 
Ich halte solche Leut für total arm:roll:wenn einem sein RL nicht gefällt soll man versuchen es besser zu machen und nicht in eine andere Welt "flüchten"!
Solche Leute verdienen eig ihr Geld damit sie sich ein "zweites Leben"(für sie anscheinend ihr wichtigeres) bei WoW "kaufen" können:roll:
Ich hab nix gegen Leute die zur Abwechslung WoW spielen(wenn man das Geld und die Zeit hat), aber das als Lebensinhalt zu nehmen find ich einfach nur krank!

Wenigstens hat er aufhören können, wenn er auch nix draus gelernt hat!
Irgendwo hab ich mal einen ganz interresanten Artikel gelesen, wo ein Ex-Wow-Spieler geschrieben hat wie er sich mit dem Spiel sein Leben zerstört hat(aber er baut sich es wieder auf)!
Ich würd das Spiel nie anrühren, selbst wenn es gratis wär:nana:
 
Ich denke die meisten kennen folgendes Gefühl:

Manchmal oder auch mal öfters gibt es, besonders in den Ferien, Tage, an denen man fast nur seine Zeit vor dem Computer verbringt.

Wenn sich dies auf eine längere Zeit, z.B eine Woche bezieht, so kann man rückblickend nichts sehen. Man hat nichts in dieser Woche getan.

Ich weiß nicht, wie dieses Gefühl oder diese Art zu leben schön sein kann, denn man wortwörtlich nichts erlebt, jeden Tag das gleiche und man kann nichts daraus ziehen.

Lohnt es sich wirklich? - Nein!
 
Ich hab davon eine Doku auf dem PC, dort wird gezeigt, wie sich zwei in Second Life verlieben und Heiraten :lol:
 
Ich hab davon eine Doku auf dem PC, dort wird gezeigt, wie sich zwei in Second Life verlieben und Heiraten :lol:

Das kann man in WoW und in wohl so ziemlich allen gängigen Onlinerollenspielen auch, würde ich meinen.

Gut, Second Life hat wenigstens die Tendenz zur Echtheit, da man dort auch handeln kann etc. Man muss keine billig gebastelten Monster killen, um so und so viele Dinge von so und so vielen Viechern zu sammeln, damit man eine Aufgabe erfüllt.

Was ich schlimm finde ist, dass die Menschen, die es betrifft vllt ja noch merken, dass sie sich schaden, aber sich selbst nicht helfen. Wie man am Beispiel dieses Kerls mit dem Leserbrief sieht, er sah selbst, dass er seine Zeit verschwendet hat, bezeichnet es aber als eine "schöne Zeit"...naja, wer so denkt...
 
Ich finde den Brief tatsächlich sehr interessant. Ich sehe auch nicht das Problem, wenn man hauptsächlich im Internet seine "Sozialkontakte" pflegt. Ich finde das eine recht erfrischende Abwechslung. Solange die Leistungen wie Arbeit oder schule nicht einbrechen. Zu Second Life: Das und ähnliche finde ich gerade am schlimmsten, wenn man so was will, kann man auch nach draussen gehen. Aber hast du schonmal draussen versucht, einen Orc umzunieten? Mööp, funktioniert nicht mangels Orc und Schwert. Und ich sage das ohne auch nur ein einziges Mal WoW gespielt zu haben, das ist also nicht an meiner Einstellung Schuld.
 
Meiner Meinung nach können Kontakte im Internet nur eine
ergänzende Rolle zu denen im wirklichen Leben spielen.
Wenn dort aber keine existieren, führt man ein absolut ungesundes
Leben. Man wird irgendwie leer und vergisst in der ganzen Zeit, in der
man nur noch in irgendwelchen Chats und Online-Spielen hängt, was
wirklich wichtig ist im Leben: Freunde, Familie, Partner, usw.
Solche Leute, die zu Internet-Zombies werden, brauchen auf jeden Fall
Hilfe und ich meine, dass das Leben nicht lang genug ist, als das ich in
zwei Jahren 2000 Stunden für irgendein PC-Spiel verschwenden könnte.
(im Extremfall von Oblivion abgesehen ;))
 
Aber hast du schonmal draussen versucht, einen Orc umzunieten? Mööp, funktioniert nicht mangels Orc und Schwert.

Ich kann dir jetzt leider keinen Beweis für das Folgende geben, da es schon eine Weile her ist, seit ich es gelesen habe. Aber es hat schon mal einen gegeben, der war derart fixiert in seiner Fantasy-Bling-Bling-Bunt-Welt, dass er auf seine eigentlichen "echten" Freunde mit einem Messer losgegangen ist, weil er meinte, es seien Kobolde, Goblins oder weiß der Teufel was. :roll:
 
Das liegt dann aber nicht am Spiel, das liegt an einer psychischen Störung. Es gibt auch Leute, die gehen mit bloßen Zähnen auf Freunde und Familie los, weil sie sich für einen Wolf und alle anderen für Schafe halten.
 
Das Virtuelle Leben ersetzt nicht das echte Leben!
es ist einfach nicht so. Wenn man wie der Typ aus dem Brief WoW oä 7Stunden+ zockt, dann kann man das nicht mehr als Hobby bezeichnen.
Dadurch sieht man das echte Leben verklärt und verschwommen.
Man weiß nicht mehr, wie man sich zu verhalten hat und macht sich damit
das Leben kaputt.
Das echte Leben ist doch um so vieles schöner, als das virtuelle Leben.
Steigt mal nach4-5 Stunden Computer raus in den Garten und stellt euch in die Sommersonne......ein unbeschreibliches Gefühl, was man bei Computerspielen nicht haben kann.
Und das ist auch gut so.
 
Es ist komisch, dass alle immer glauben, dass man nur in Second Life ein second Life führen kann, dass das in WoW auch funktioniert - meiner Meinung sogar noch effektiver, da man sich dort als Held fühlt - bedenkt anscheinend keiner.
 
Also ich persönlich respektiere seine Meinung (ist ja immerhin seine eigene), aber ich für mich kann sowas einfach nicht nachvollziehen. OK, zugegeben, manchmal zocke ich auch WoW (aber auf PRIVAT Servern, wo der Sucht-Faktor für mich persönlich wegfällt, da ich immer spielen kann wann ich will, ohne Geld dafür ausgeben zu müssen). Aber NIEMALS würde ich auch nur auf den Gedanken kommen, mein echtes Leben durch das eines Videospiels ersetzen zu wollen. Unter der Woche mache ich sehr viel für die Schule (da es jetzt aufs Abi zu geht) und da zock ich auch mal WoW, wenn ich mit allem fertig bin. Am Wochenende aber ist meine Freundin meistens bei mir und Samstags fahren wir dann zu ihr, sind im Garten (sie wohnt aufm Dorf, da gibt es noch echte Gärten^^), liegen einfach nur im Schatten und gehen dann irgendwann mal mit den Hunden spazieren (wenn ich meinen eigenen auch mitnehme). Ich brauche sowas einfach um vom wöchentlichen Stress abzukommen, aber niemals würde ich die Zeit mit meiner Geliebten gegen Online-Zeit eintauschen wollen.
mfg

(und sry für die vielen Klammern ;) )
 
Also ich bin froh trotz fast einem ganzen Arbeitstag im Internet noch so was wie ein RL zu haben und nicht gleich ein VL zu haben. Denn selbst in Second Life wird einem nur ein Idealbild einer Wirklichkeit dargestellt. Zumal man in Deutschland aus Jugendschutzgründen (weil man auch mit ECHTEM Geld und das oft nicht zu knapp - wie bei Häusern natürlich) erst ab 18 Jahren beitreten kann. Dem RL tritt man schon zur Geburt bzw. einige Zeit davor (Frühgeburten) bei.
Und selbst im Virtual Live ist das Leben kein Ponyhof oder glaubt ihr etwa, dass man in WoW weiter kommt, wenn man faul in der Sonne rum hockt und die Anderen die Arbeit machen lässt?

Cherubion
 
Und selbst im Virtual Live ist das Leben kein Ponyhof oder glaubt ihr etwa, dass man in WoW weiter kommt, wenn man faul in der Sonne rum hockt und die Anderen die Arbeit machen lässt?
Ich glaub in SL ist das schon möglich - ich hab mal von einem Typ gelesen, der über Jahre hinweg ein ganzes Stadtviertel mit ...Etablissements *hust* gebaut hat. Als er genug Geld gescheffelt hatte, hat er das Viertel verkauft. Wenn man sowas besitzt, braucht man nichtmehr arbeiten - zumindest virtuell.
 
Ich glaub in SL ist das schon möglich - ich hab mal von einem Typ gelesen, der über Jahre hinweg ein ganzes Stadtviertel mit ...Etablissements *hust* gebaut hat. Als er genug Geld gescheffelt hatte, hat er das Viertel verkauft. Wenn man sowas besitzt, braucht man nichtmehr arbeiten - zumindest virtuell.

Also so was ist schlimm, so was machen nur Junkies