Nihilismus

TheProgrammer

Abenteurer
Hey,

als ich eben festgestellt habe, dass es zu diesem Thema noch keinen Thread hier im Forum gibt, habe ich mich entschlossen hier einen zu eröffnen.
In diesem Thread soll nicht nur rein über die philosophische Denkrichtung des Nihilismus diskutiert werden, sondern es soll auch etwas tiefer gehen.
Die Frage nach Moral. Hat Moral einen Wert? Ist es sinnvoll Taten mit Moral als Maßstab zu messen?
Diese Frage wurde in einigen Threads schon aufgeworfen und führte zu reichlich OffTopic. Daher finde ich, sollte es einen Platz geben wo das hingehört, da es doch einige kontroverse gut durchdachte Meinungen zu geben scheint. ( VinC, Oberscht, etc. )


Beginnen sollte ich vielleicht mal damit: Was ist eigentlich Nihilismus?

Nihilismus


Geschichte

Nihilismus. Das Wort kommt, wie man sich vielleicht schon denken kann, aus dem lateinischen. Das exakte lateinische Wort lautet "nihil" und bedeutet "Nichts" oder dient als Hilfswort zur Verneinung des lateinischen Konjunktivs.
Zum ersten mal wurde dieses Wort 1733 von Friedrich Lebrecht Goetz verwendet. Dieser nannte es oft auch Neinismus. Einige Jahre später versuchte ein Herr Jacob Hermann Obereit, die Theorien des Herrn Immanuel Kants zu unterlaufen und als im Grunde nihilistisch zu brandmarken. Man muss hier beachten, dass die Bezeichnung damals noch nicht für die völligen Negation des Lebens stand. Diese Bedeutung kam erst 1799 hinzu und wurde Standard. Später wurde das Wort immer wieder als Beschimpfung, als Abwertung benutzt. Unter anderem wurden in Russland im 18. Jahrhundert Menschen mit sozialrevolutionären Gedankengut als Nihilisten bezeichnet.
Einen völlig neuen Sinn gab unser Herr Nietzsche dem Wort, als er in einigen seiner früheren Werken ( Lange vor Werken wie "Also sprach Zarathustra" und "Der Antichrist" ) dem Wort eine postive Bedeutung gab. ( Was jetzt folgt ist meine Interpretation von Nietzsche. Das ist keine Tatsache und es kann gut sein, dass hier einige anderer Meinung sind. )
In seinen Augen war Nihilismus die Grundvorraussetzung für eine vollständige Lebensbejahung. Die Erkenntnis dass Nichts von Natur aus einen Wert hat ruft ein völlig neues Weltverständnis hervor. Die Aktzeptanz des allgegenwärtigen Nihilismus führt zu einer Lebensbejahung.
Später benutzte Nietzsche jedoch auch das Wort "Nihilist" als Beschimpfung. Das scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein, doch das ist ( in meinen Augen nicht der Fall ). Den Nihilismus den er verehrte aktzeptierte das Leben. Den Nihilismus mit dem er Kant, das Christentum, alle Menschen die an ein Jenseits glauben und Anarchisten beschimpfte war der Nihilismus der eine völlige Negation des Lebens fordert. Kant zerstörte in seinen Augen Lebensgrundsätze.
Seitdem hat sich an der Bedeutung des Wortes nichts mehr großartig verändert. In der Literatur bezeichnet der Begriff "Nihilismus" eine hoffnungslose, düstere Situation. Man findet den Begriff oft in Situationen in denen in irgendwelchen Texten Menschen über den Selbstmord nachdenken. Das hat allerdings nichts mit dem philosophischen Nihilismus von Nietzsche etc. zu tun, welcher auch Thema dieses Threads sein soll.


Philosophie

Was ist denn überhaupt philosophischer Nihilismus. Was "glaubt" ein Nihilist?
Nietzsche hat den Nihilismus hauptsächlich an folgenden 4 Sätzen festgemacht:

- „Es ist nichts mit der Moral: moralische Werte haben keine unbedingte Geltung, sondern sind nur in einer bestimmten Situation nützlich oder nutzlos.“
- „Es ist nichts mit der Wahrheit: Unbezweifelbare, objektive und ewige Wahrheiten sind nicht erkennbar. Wahrheit ist stets subjektiv.“
- „Gott ist tot: Es existiert keine übergeordnete, ewige Instanz. Der Mensch ist auf sich selbst zurückgeworfen.“
- „Die ewige Wiederkehr des Gleichen: Geschichte ist nicht finalistisch, es gibt keinen Fortschritt und kein Ziel.“


Das gibt dem ganzen eine recht gute Beschreibung. Nihilismus ist der Glaube an Nichts. Das abstreiten moralischer Werte, Gesellschaftsformen, Liebe als wichtiger Bestandteil des Lebens und Solidarität u.s.w einfach allem! Oft findet sich bei Nihilisten, durch die fehlende Gesellschaftsform ein eintreten für Sozialdarwinismus. Also das Recht des Stärkeren. In der Regel haben Nihilisten einen lebensverneinende Einstellung. Wie allerdings im geschichtlichen Verlauf beschrieben, gab es auch Ausnahmen wie beispielsweise Nietzsche ( in seinen älteren Werken! ).
Nihilismus ist nicht in erster Linie gegen das Christentum sondern ganz gezielt gegen den "ethischen Atheismus" gerichtet. Als ethischen Atheismus bezeichne ich an dieser Stelle einfach den Atheismus von Richard Dawkins. Der an christliche Werte ohne Gott glauben. An Nächtenliebe und an das "Gute" etc.
Während ein Nihilist dies alles abstreitet. ( Gott streiten Nihilisten natürlich auch ab ;) )


Zitate

"Everything is Nothing" - Andy Warhol

„Alles erscheint lächerlich, wenn man an den Tod denkt.“ – Thomas Bernhard

„Was ich erzähle, ist die Geschichte der nächsten zwei Jahrhunderte. Ich beschreibe das, was kommt, was nicht mehr anders kommen kann: die Heraufkunft des Nihilismus! Diese Geschichte kann jetzt schon erzählt werden, denn die Notwendigkeit selbst ist hier am Werke. Diese Zukunft redet schon in hundert Zeichen-, dieses Schicksal kündet überall sich an; für diese Musik der Zukunft sind alle Ohren bereits gespitzt. Unsere ganze europäische Kultur bewegt sich seit langem schon mit einer Tortur der Spannung, die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wächst, wie auf eine Katastrophe los: unruhig, gewaltsam, überstürzt: wie ein Strom, der ans Ende will, der sich nicht mehr besinnt, der Furcht davor hat, sich zu besinnen.“ – Nietzsche

"Das Nichts ist der zu gebärende Weltgott" - Georg Büchner


Literatur

- Moralischer Nihilismus: Radikale Moralkritik von den Sophisten bis Nietzsche
- Einführung in den Nihilismus
- Nietzsches Denkweg: Theologie-Darwinismus-Nihilismus
- Nichts


Links

- Wikipedia zu Nihilismus
- Nihilismus - Meyers Lexikon
- Artikel in "der Zeit" ( Zeitung )


Ich hoffe ich konnte euch eine kleine Einführung in das Thema geben. Wer inhaltliche Fehler findet ist dazu angehalten mich darauf aufmerksam zu machen, damit ich nachbessern kann.

Also nun zur Diskussion:
- Was haltet ihr von Moral?
- Was haltet ihr von Nihilismus?
- Bezeichnet ihr euch als Nihilisten?
- Seht ihr einen Sinn in dem was ihr tut?
- Lebensbejahung oder Lebensverneinung?

Die Diskussion ist eröffnet. Ich hoffe auf einige Posts, denn ich habe mir hier Mühe gegeben ^^

mfg
TheProgrammer

PS: Ich freue mich schon auf den Post von VinC ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
- Was haltet ihr von Moral?

In einem gewissen Maße ist Moral notwendig, um miteinander auszukommen, auch wenn man sie nicht begründen kann. Nicht immer greife ich auf Moral zurück, was manchen in meinem Umfeld sauer aufstößt, aber ich müsste lügen, um sagen zu können, ich würde mich nicht an ethische Fgrundsätze halten.
- Was haltet ihr von Nihilismus?

An sich ist das gar kein schlechter Ansatz, denke ich. Vor allem löst sich der Nihilismus von Dingen los, die sich bereits tief in die Köpfe der Menschen gefressen haben, allem voran das "Gut"-"Böse"-Denken. Trotzdem taugt er meiner Ansicht nach nicht zum Zusammenleben der Menschen, denn mit Nihilismus kann man alles, jeden ethischen Grundsatz, einfach abstreiten. Manchmal heißt es ja auch, der Nihilismus widerspreche sich selbst...
- Bezeichnet ihr euch als Nihilisten?

Das auf keinen Fall, höchstens als Skeptiker. In einigen Beziehungen (Beispiele fallen mir derzeit nicht ein, es sind meist spezielle Situationen) kommen meine Ansichten denen des Nihilismus recht nahe, aber hier gilt, denke ich mal, "Ganz oder gar nicht".
- Seht ihr einen Sinn in dem was ihr tut?

Um ehrlich zu sein: Nein. Viele Menschen zerbrechen sich den Kopf über den Sinn des Lebens, aber muss denn alles einen Sinn haben? Manchmal gefällt es mir, das Leben als eine sehr komplexe, bugfreie Sims-Version anzusehen: Wir leben nur vor uns hin, aber ein wirklichs Ziel bzw. einen Sinn gibt es nicht. Jeder setzt sich sein Ziel selbst, aber derzeit habe ich kein wirkliches. Ich lebe einfach vor mich hin...
- Lebensbejahung oder Lebensverneinung?

Eher Verneinung. Was für nen Sinn hat das alles hier? Aber warum muss es einen Sinn haben? ;)
(...) Ich hoffe auf einige Posts, denn ich habe mir hier Mühe gegeben ^^

Das hab ich gemerkt... Hut ab!
PS: Ich freue mich schon auf den Post von VinC ;)

Ich mich auch...^^
 
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Zuerst will ich jetzt mal meine Fragen selbst beantworten. Ich wollte dies nicht im Eröffnungspost tun, weil ich den Eröffnungspost möglichst Objektiv und frei meiner persönlichen Einstellung halten wollte.

Was haltet ihr von Moral?
Ich halte nichts davon. Die Moral ist ein Fessel der einen daran hindert aus allem das beste rauszuholen. Moral ist subjektiv und an etwas subjektivem kann man nichts messen. Man kann keine Tat an einem Lineal messen, dass bei jedem anders skaliert ist. Es funktioniert so nicht.

Was haltet ihr von Nihilismus?
Nichts. ^^ Denn alles andere widerspricht dem Nihilismus. Nihilismus ist die Erkenntnis, dass selbst Nihilismus nichtig ist.

Bezeichnet ihr euch als Nihilisten?
Bis vor einiger Zeit war ich überzeugter lebensverneinender Nihilist. Doch inzwischen teile ich mehr Nietzsches Auffassung. Ich lebe und mache das beste draus. Ich bejahe das Leben und finde es manchmal auch schön, aber ich glaube nicht an einen Sinn noch an sonst was.

Seht ihr einen Sinn in dem was ihr tut?
Wie schon oben gesagt. Nein ich sehe keinen Sinn. Aber lebe trotzdem

Lebensbejahung oder Lebensverneinung?
Auch wenn das Leben keinen Sinn hat bejahe ich es inzwischen. Denn die Erkenntnis, das nichts einen Sinn, Zweck etc. hat ist eine extrem befreiende und dadurch schöne Vorstellung. Man bejaht dadurch das Leben auf eine gewisse Weise


@Timo:
In einem gewissen Maße ist Moral notwendig, um miteinander auszukommen, auch wenn man sie nicht begründen kann

Da muss ich jetzt widersprechen. Denn Moral ist nicht notwendig. Gesetze sind notwendig. Gesetze kann man ganz pragmatisch ausarbeiten um dabei im Blick zu halten wie man ein möglichst vorteilhaftes geordnetes Zusammenleben zu organisieren. Moral muss dabei nicht im Spiel sein. Eine Legislative, Judikative und Exekutive kann auch frei von den Fesseln der Moral funktionieren.

Eher Verneinung. Was für nen Sinn hat das alles hier? Aber warum muss es einen Sinn haben?
Genau das ist doch der Punkt. Warum muss man das Leben verneinen nur weil man keinen tieferen Sinn darin erkennt?
 
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Da muss ich jetzt widersprechen. Denn Moral ist nicht notwendig. Gesetze sind notwendig. Gesetze kann man ganz pragmatisch ausarbeiten um dabei im Blick zu halten wie man ein möglichst vorteilhaftes geordnetes Zusammenleben zu organisieren. Moral muss dabei nicht im Spiel sein. Eine Legislative, Judikative und Exekutive kann auch frei von den Fesseln der Moral funktionieren.

Da hast du recht, aber ohne irgendwelche Moralgrundsätze, auf deren Basis ich handele, wäre ich aufgeschmissen. Dann hätte ich auch gar keine Freunde mehr. Gerade erst gestern habe ich mich von meinem gesamten weiblichen Freundeskreis distanziert, wie würde das erst aussehen, wenn ich ein Nihilist wäre?
Abgesehen davon: Die kleinen alltäglichen Sticheleien sind gesetzlich nicht verboten, trotzdem stehen sie dem Zusammenleben mit einigen Individuen (*grml*:thunder:) ziemlich im Weg.
Genau das ist doch der Punkt. Warum muss man das Leben verneinen nur weil man keinen tieferen Sinn darin erkennt?

Frag ich mich auch...^^
 
Da hast du recht, aber ohne irgendwelche Moralgrundsätze, auf deren Basis ich handele, wäre ich aufgeschmissen. Dann hätte ich auch gar keine Freunde mehr. Gerade erst gestern habe ich mich von meinem gesamten weiblichen Freundeskreis distanziert, wie würde das erst aussehen, wenn ich ein Nihilist wäre?

Dir müssen deine Freunde doch nichts wert sein.
Egoismus ist das Schlüsselwort. Wenn man Freundschaft will kann man heucheln. Man kann so tun als ob einem andere wichtig sind. Ich denke, dass das viele tun. Ich weiß nicht ob auch nur 1% meines Freundeskreis mir wirklich in Problemen helfen würde. Es ist mir auch egal. Ich fühle mich besser als wenn ich ganz allein bin und tu so als ob sie mir was bedeuten.


Abgesehen davon: Die kleinen alltäglichen Sticheleien sind gesetzlich nicht verboten, trotzdem stehen sie dem Zusammenleben mit einigen Individuen (*grml*) ziemlich im Weg.

Wenn man hier die Perspektive des Sozialdarwinismus vertritt ist die Sache mit den Sticheleien schnell erledigt. Der Stärkere gewinnt!
 
Dir müssen deine Freunde doch nichts wert sein.
Egoismus ist das Schlüsselwort. Wenn man Freundschaft will kann man heucheln. Man kann so tun als ob einem andere wichtig sind. Ich denke, dass das viele tun. Ich weiß nicht ob auch nur 1% meines Freundeskreis mir wirklich in Problemen helfen würde. Es ist mir auch egal. Ich fühle mich besser als wenn ich ganz allein bin und tu so als ob sie mir was bedeuten.

Ich habe allerdings 2 Freunde, die sind wie ich. Ich genieße ihre Gesellschaft, und Freundschaft ihnen gegenüber zu heucheln ist für mich nicht möglich. Dafür haben sich moralische Grundsätze bereits zu tief in mein Hirn gegraben.
Wenn man hier die Perspektive des Sozialdarwinismus vertritt ist die Sache mit den Sticheleien schnell erledigt. Der Stärkere gewinnt!

Dann würde ich aber von der Bildfläche verschwinden...
 
Was haltet ihr von Moral?

Es gibt Bereiche im Leben, da braucht man Moral, da ist sie hilfreich. Zum Beispiel beim Zusammenleben, bei der Gesetzgebung, in Debatten oder bei der Religion.
Dann gibt es aber auch wieder Bereiche in denen Moral wenig bis nichts zu suchen hat! Da hätten wir zum Beispiel die Philosophie, die Diskussion, und die Wissenschaft.
Die christliche Moral halte ich für falsch und krank, obwohl es natürlich auch darin viele ethische Ansätze gibt, denen ich völlig zustimme (du sollst keine Unschludigen töten)

Was haltet ihr von Nihilismus?

Der Nihilismus hat mir am Anfang sehr gut gefallen, auch wenn ich inzwischen vieles nicht mehr so nihilistisch sehe. (Ist anscheinend bei vielen Teenagern so eine Phase^^)
Auf die Bejahung des Nihilismus habe ich zuerst nicht verstanden, doch jezt wo ich dahinter gekommen bin, finde ich es wieder so genial, dass ich mich fast einen Nihilist nennen könnte^^

Bezeichnet ihr euch als Nihilisten?

siehe oben

Seht ihr einen Sinn in dem was ihr tut?

Klar, der Sinn des Lebens liegt im Objekt, aber ich brauche auch keinen Sinn um zu Leben. Wenn ich ohne Sinn lebe, könnte ich genauso gut sterben. Nur heißt "genauso gut", dass es nicht besser ist mich umzubringen ;)

Auch wenn das Leben keinen Sinn hat bejahe ich es inzwischen. Denn die Erkenntnis, das nichts einen Sinn, Zweck etc. hat ist eine extrem befreiende und dadurch schöne Vorstellung. Man bejaht dadurch das Leben auf eine gewisse Weise

Genau deine Meinung progi

Da muss ich jetzt widersprechen. Denn Moral ist nicht notwendig. Gesetze sind notwendig. Gesetze kann man ganz pragmatisch ausarbeiten um dabei im Blick zu halten wie man ein möglichst vorteilhaftes geordnetes Zusammenleben zu organisieren. Moral muss dabei nicht im Spiel sein. Eine Legislative, Judikative und Exekutive kann auch frei von den Fesseln der Moral funktionieren.

Kann zwar funktionieren, nur ist dies fast so unmöglich wie eine waschechte Anarchie ;) Außerdem wäre eine solche Regierung genauso einengend wie die Moral.

mfg. Anton

EDIT:
Ich habe allerdings 2 Freunde, die sind wie ich. Ich genieße ihre Gesellschaft, und Freundschaft ihnen gegenüber zu heucheln ist für mich nicht möglich. Dafür haben sich moralische Grundsätze bereits zu tief in mein Hirn gegraben.

Genau so denke ich auch.

Dann würde ich aber von der Bildfläche verschwinden...

Außerdem müsste es der Listigere, nicht der Stärkere sein.

@progi
Obwohl wir uns nicht so gut kennen würde ich dir bei den meisten Problemen helfen!
So lässt es sich meiner Meinung nach eben auch viel besser leben. Ein Beispiel: Ich steh am Bahnhof, der scheiß Automat nimmt meinen 20 € Schein nicht an, und mir fehlen 50 cent Kleingeld. Ich frage einen Studenten neben mir (der sicherlich nicht so viel Geld hatte) nach den 50 cent und komme deswegen wieder nach Hause.
In deiner, egoistischen Welt wäre ich total aufgeschmissen gewesen!
 
Zuletzt bearbeitet:
B

Also nun zur Diskussion:
- Was haltet ihr von Moral?

Also ich persönlich halte Moral für sehr wichtig. Genau so die Moral, die uns die Gesellschaft vorgibt, wie die Moral, die wir uns dadurch selbst machen. Allerdings besteht bei Letzteren die Gefahr, dass es für die Umstehenden zu einer "Unmoral" wird. Man läuft Gefahr, Böses zu tun und die Anderen damit zu schädigen. Daher meinen so gut wie alle, nur die "Moral von Außen" sei die "richtige" Moral. Selbst, was man damit macht, ob man sie kritisiert oder nicht, wird "vorgeschrieben". Aber dennoch hat man das Recht sich über bestimmte moralische Grundsätze der Gesellschaft zu streiten. Zum Beispiel, dass die Moral in unserer hektischen und hochtechnisierten Welt offenbar zum Relaxen als allgemein verwendet wird.

- Was haltet ihr von Nihilismus?

Sehr interessant. Nur ist halt der Nihilismus nichts für mich. Denn Nihilismus bedeutet für mich, das Streben in ein "unbekanntes Nichts". Und das möchte ich nicht. Ich möchte meine Ziele erreichen, selbst wenn ich immer wieder strauchel und längere Zeit am Boden liege.

- Bezeichnet ihr euch als Nihilisten?

Ich hoffe, ich werde niemals einer. Egal, wie wenig Hoffnung ich momentan in meinem Leben habe und egal, wie depri ich im Moment bin.

- Seht ihr einen Sinn in dem was ihr tut?

Ja, ich bewerbe mich immer wieder aufs Neue für eine Arbeitsstelle. Das, weil ich das anstatt dem Studium machen möchte. Denn so toll finde ich das Bachelor-Studium nun auch wieder nicht. Es ist für mich viel zu sehr gestrafft und mir geht es auf die Nerven, dass ich so gut wie jedes Semester eine Arbeit schreiben muss, anstatt mich in der Freizeit auszuruhen. Aber diese dämliche Hochschule, besonders das Rektorat möchte es uns verbieten, zu exmatrikulieren.
Aber genug lamentiert. Ich kann ja auch noch andere Sachen in meinem Leben anfangen wie zum Beispiel mich selbständig machen, selbst wenn das sehr viel Arbeit und Stress für mich bedeutet.

- Lebensbejahung oder Lebensverneinung?

Selbstverständlich. Wie das Leben weiter geht, das bestimme ich. Wenn ich sterbe, dann so, dass ich tot umfalle. Das tut nur für 1 Sekunde weh. Ansonsten aber denke ich nicht daran, mich aufzuhängen oder den Kopf weg zu ballern. (=Selbstmord)


Cherubion
 
Nihilismus ist ebenfalls eine sehr interessante Richtung. Auch dort habe ich überschneidungen mit meinen persönlichen Ansichten gefunden.

- Was haltet ihr von Moral?
Wenn du die christliche Moral meinst: Nicht viel.
Die Moral ganz abzuschaffen funktioniert aber leider nur theoretisch. Praktisch sind die meisten Menschen nicht dazu in der Lage, einen so weitreichenden Überblick über eine bestimmte Situation zu gewinnen, um Moralunabhängig die beste Lösung für sich selbst zu finden. Krass ausgedrückt: Moral ist etwas für Leute, die zu faul zum Nachdenken sind. Obendrein stellt Moral eine Einfallsschneise für Manipulation durch Dritte dar. Dazu muss man sich nur vor Augen führen, dass Moral von Institutionen wie der Kirche regelrecht aufdiktiert wird.

- Was haltet ihr von Nihilismus?
Als Gesellschaftsgrundlage wohl weniger geeignet, denn da müsste man vorraussetzen, dass die Menschen eine gewisse Selbstbeherrschung entwickeln, die es trotz abgeschaffter Moral verhindert, dass jedermann plündernd und brandschatzend durch die Straßen zieht. Dafür ist die Masse einfach nicht intelligent genug. Für mich selbst aber durchaus die Zeit wert, sich damit zu beschäftigen.

- Bezeichnet ihr euch als Nihilisten?
Soweit würde ich nicht gehen. Wenn ich mich schon mit einer philosophischen Richtung identifizieren müsste, dann müsste ich mich gleich mit allen identifizieren, mit denen ich irgendwelche Ansichten teile und das passt dann auf keine Visitenkarte mehr.

- Seht ihr einen Sinn in dem was ihr tut?
Also, wenn dann höchstens meinen eigenen Sinn und keinen Sinn aus einer höheren Ordnung.

- Lebensbejahung oder Lebensverneinung?
Für mich kommt nur eine Lebensbejahende Interpretation in Frage.
 
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Als Gesellschaftsgrundlage wohl weniger geeignet, denn da müsste man vorraussetzen, dass die Menschen eine gewisse Selbstbeherrschung entwickeln, die es trotz abgeschaffter Moral verhindert, dass jedermann plündernd und brandschatzend durch die Straßen zieht. Dafür ist die Masse einfach nicht intelligent genug. Für mich selbst aber durchaus die Zeit wert, sich damit zu beschäftigen.

Ich denke wenn man mal darüber nachdenkt ist es einleuchtend, dass sich irgendwann von alleine wieder eine Ordnung herstellt. Denn die Starken bzw. die Intelligenten werden es am Ende wieder schaffen Kontrolle zu schaffen. Sich selbst Macht zu verschaffen über andere und diese auch ruhig stellen. Mit einer Art Polizei Modell. Irgendwann bildet sich von alleine eine Hierachie. Das war schon immer so. Allerdings braucht man keine Moralvorstellungen um Gesetze durchzubringen und Verbrechen zu verhindern, man braucht nur Polizisten die die Regeln des/der Mächtigen durchsetzen. In meinen Augen braucht es keine Moral um Ordnung herzustellen. Es braucht nur eine Hierachie und die baut sich von alleine auf.
Das ist genauso wenn einige Menschen auf einer Insel stranden. Sie bilden eine Hierachie, einer ist der Boss und kontrolliert die anderen. So stellt der Stärkste, Gerissenste bzw. Intelligenteste eine Art Ordnung her.

"Wenn Menschen sagen sie brauchen Gott, dann meinen sie in Wirklichkeit, dass sie die Polizei brauchen." - ein sehr schönes Zitat, dessen Urheber mit leider gerade nicht in den Sinn kommt.

TheProgrammer
 
- Was haltet ihr von Moral?

Für mich gar nichts. Ich freue mich bloß, dass viele von der Moral gefangen sind, sodass ich auf deren Kosten leben kann. Siehe meine Signatur: "Die Dummen sind der größte Schatz für die Schlauen."

- Bezeichnet ihr euch als Nihilisten?

Das kommt darauf an. Ich gebe mir eigentlich gar keine solchen dehnbaren Bezeichnungen, weil man das falsch interpretieren könnte. Und so, wie es hier aussieht, interpretieren einige den Nihilismus anders als ich. Daher möchte ich noch einmal anmerken, dass ein Nihilist keinesfalls ein Depri ist, der den ganzen Tag nur erzählt, dass das Leben keinen Sinn macht. Nihilismus kann

- die Ablehnung von allgemeingültigen Moral- und Wertevorstellungen,
- die Ablehnung einer objektiven Wahrheit,
- die Ablehnung eines allgemeingültigen Lebensinns oder
- die Ablehnung eines Sinnes der Geschichte bezeichnen.

Es gibt durchaus auch einige Nihilisten, die an wirklich gar nichts glauben. Das heißt sie denken, alles im Leben könnte eine Täuschung sein.

Ich selbst bevorzuge für mich Bezeichnungen wie Opportunist.

- Seht ihr einen Sinn in dem was ihr tut?

Ich denke schon. Zuerst gibt es den Sinn, den sich "Mutter Natur ausgedacht hat", und zwar, die eigene Spezies am Leben zu erhalten. Dann gibt es noch den individuellen Lebenssinn, wie Liebe, Familie, Wissen, Ruhm, Reichtum, Macht.

- Lebensbejahung oder Lebensverneinung?

Warum sollte ich das Leben verneinen? Das habe ich noch nie getan. Ich lebe gern! Das Leben ist der kostbarste Schatz.
 
Ich denke schon. Zuerst gibt es den Sinn, den sich "Mutter Natur ausgedacht hat", und zwar, die eigene Spezies am Leben zu erhalten.

Ja. Allerdings inwiefern hälst du es für sinnvoll unsere Spezies am Leben zu erhalten? Mein Wahrhaftigkeitstrieb geht an dieser Stelle noch etwas tiefer. Hat die Spezies Mensch einen Sinn? Ich denke nicht... Aber ich lebe trotzdem und lebe inzwischen auch gerne.

Nihilismus kann

- die Ablehnung von allgemeingültigen Moral- und Wertevorstellungen,
- die Ablehnung einer objektiven Wahrheit,
- die Ablehnung eines allgemeingültigen Lebensinns oder
- die Ablehnung eines Sinnes der Geschichte bezeichnen.

Das sind die Grundpfeiler des Nihilismus. Jemand der einen dieser 4 Sätze anders sieht ist never ever ein Nihilist. Wenn man lediglich gegen Moral ist, ist man allenfalls ein Amoralist ( Siehe Wikipedia: Amoralismus ). Nihilismus ist mehr.

Das Leben ist der kostbarste Schatz.
Warum?
 
- Was haltet ihr von Moral?
Ich finde Moral ist total überbewertet. Irgendwann haben sich die verschiedenen Religionen ein paar Grundsätze ausgedacht und dadurch, dass Religionen Menschen immer schon bewegt und bestimmt haben und das wohl auch noch weiterhin tun werden, werden diese Grundsätze(zusammengefasst als "Moral") ohne groß drüber nachzudenken befolgt. Warum auch danach fragen? Haben die Menschen doch schließlich die letzten tausend Jahre so gemacht.

Ich halte nicht viel davon etwas zu glauben, nur weil es alle tun oder weil es schon immer so war. Moral ist in meinen Augen längst überholt und überflüssig. Wer in unserer "tollen" Gesellschaft ein gutes Leben führen will sollte imho nicht allzu sehr auf Moral achten.
- Was haltet ihr von Nihilismus?
Ich habe ein paar Sachen von Nietzsche gelesen und bin in vielen Fällen seiner Ansicht. Nihilismus ist meiner Meinung nach die intelligenteste und moderne Art zu leben. Wir haben uns lange genug von nicht vorhandenen Göttern und sinnfreien Prinzipien leiten lassen - es wird Zeit, dass der Mensch sein Leben und seinen Glauben(an nichts) selber in die Hand nimmt.
- Bezeichnet ihr euch als Nihilisten?
Teilweise. Ich bin von vielen Aspekten und Ideen des Nihilsmus überzeugt, aber ich würde z.B. niemals den Wert der Liebe(inwieweit Liebe moralisch ist sei dahingestellt - das kann VinC uns ja näher ausführen^^) abstreiten und noch von ein paar anderen Dingen bin ich nicht ganz mit dem Nihilismus in einer Meinung.
Ich würde mich ingesamt als "Teil-Nihilist" bezeichnen.
- Seht ihr einen Sinn in dem was ihr tut?
Nein. Deswegen wirkt das was ich mache auch oft komisch auf mein soziales Umfeld, weil die meisten Leute, die ich kenne eher keine Gedanken auf philosophische Fragen "verschwenden". Aber ich sehe das Leben(und das was ich in dieser Zeit mache) als viel zu kurz an um mich groß drum zu kümmern was irgendwelche ethischen Grundsätze oder verblindete Gesellschaften von mir erwarten. Ich sterbe irgendwann, also ist es sowasvon egal was ich mache.
- Lebensbejahung oder Lebensverneinung?
Eher Verneinung... das Leben ist eigentlich so sinnlos, dass man es auch gleich weglassen könnte. Dennoch ist der Tod noch sinnloser als das Leben selber - wenn es schon sinnlos ist, warum nicht dann wenigstens dann zuende wenn ich möchte?


Ich hoffe das ganze klingt jetzt nicht allzu dumm :lol:

Ich bin ja mal gespannt auf VinCs Beitrag... ^^
 
Für mich gar nichts. Ich freue mich bloß, dass viele von der Moral gefangen sind, sodass ich auf deren Kosten leben kann. Siehe meine Signatur: "Die Dummen sind der größte Schatz für die Schlauen."

Wie wahr...
Nihilismus kann
- die Ablehnung von allgemeingültigen Moral- und Wertevorstellungen,
- die Ablehnung einer objektiven Wahrheit,
- die Ablehnung eines allgemeingültigen Lebensinns oder
- die Ablehnung eines Sinnes der Geschichte bezeichnen.

1. Damit stimme ich überein.
2. Auch damit stimme ich überein.
3. Auch damit... o_O
4. Wie genau ist das gemeint?
Aber trotzdem bin ich kein Nihilist... o_O
Es gibt durchaus auch einige Nihilisten, die an wirklich gar nichts glauben. Das heißt sie denken, alles im Leben könnte eine Täuschung sein.

Auch diese Vorstellung gefällt mir mittlerweile... Dass das alles hier gar nicht real ist, dass gar keine Realität existiert!
Ich denke schon. Zuerst gibt es den Sinn, den sich "Mutter Natur ausgedacht hat", und zwar, die eigene Spezies am Leben zu erhalten. Dann gibt es noch den individuellen Lebenssinn, wie Liebe, Familie, Wissen, Ruhm, Reichtum, Macht.

Ist ersteres wirklich ein festgelegter Sinn? Um einen Sinn zu haben, hätte es doch vorher von einem bewussten Lebewesen als sinnvoll definiert werden müssen.
Zweiteres ist tatsächlich individuell und vor allem für die Leute wichtig, die gar nicht so weit denken in Hinsicht auf "Lebenssinn".
Warum sollte ich das Leben verneinen? Das habe ich noch nie getan. Ich lebe gern! Das Leben ist der kostbarste Schatz.

Hm? Schatz? Wieso?
 
4. Wie genau ist das gemeint?
Aber trotzdem bin ich kein Nihilist... o_O

Irgendwie schon. Du weißt es nur nicht ;-)
Also mit dem letzten ist vermutlich damit gemeint, dass die Geschichte die ewige Widerkehr des Gleichen ist. Dass es keinen existenziellen Fortschritt und kein Ziel gibt.
 
Irgendwie schon. Du weißt es nur nicht ;-)
Also mit dem letzten ist vermutlich damit gemeint, dass die Geschichte die ewige Widerkehr des Gleichen ist. Dass es keinen existenziellen Fortschritt und kein Ziel gibt.

Ach so. Naja, das nehme ich auch stark an. Bis unsere Sonne verglüht, ist es noch eine Weile hin. Sobald der Mensch sich selbst zerstört hat (falls er das jemals schafft; schließlich ist der Mensch die größte Plage dieses Planeten), bleibt noch genügend Zeit für andere Tiere, sich zu entwickeln...
 
Ja. Allerdings inwiefern hälst du es für sinnvoll unsere Spezies am Leben zu erhalten? Mein Wahrhaftigkeitstrieb geht an dieser Stelle noch etwas tiefer. Hat die Spezies Mensch einen Sinn? Ich denke nicht... Aber ich lebe trotzdem und lebe inzwischen auch gerne.

Eigentlich hat das Ganze keinen Sinn. Man lebt, um das Leben zu erhalten. Irgendwie wieder sinnlos. Ich gebe meinem Leben einen individuellen Sinn, das Überleben der Menschheit interessiert mich wenig.


Das Leben hat man nur einmal, es ist nicht zu ersetzen. Und, wie Antonio bereits sagte, alle Freuden beruhen wieder auf dem Leben.

Auch diese Vorstellung gefällt mir mittlerweile... Dass das alles hier gar nicht real ist, dass gar keine Realität existiert!

Mir gefällt die Vorstellung auch, allerdings sehe ich keinen Sinn darin, sich näher damit zu befassen. Wenn schon keine Realität existiert, wenn alles hier eine Täuschung ist, dann kann ich mir das Ganze zumindest angenehm gestalten.

Ist ersteres wirklich ein festgelegter Sinn? Um einen Sinn zu haben, hätte es doch vorher von einem bewussten Lebewesen als sinnvoll definiert werden müssen.

Nein, das hat die DNA Deiner Eltern festgelegt. Alles im Leben ist darauf ausgerichtet: Sinne, Triebe, Evolution. Alles dient zum eigenen Schutz und zu dem der Nachkommen, also insgesamt dem Sicherung der Fortpflanzung und des Bestehens der eigenen Spezies. Und vieles davon hat der heutige Mensch auch noch.