"Jedem das Seine"

johannes89

Vertrauter
Ich möchte jetzt mal mit diesem Thread etwas Aufklärungsarbeit leisten, weil ich den im Titel genannten Spruch ziemlich häufig in gesprochener oder geschriebener Form antreffe und bis vor kurzem - bevor mich [user]Tommy[/user] darauf gebracht hatte - auch nicht wusste, dass dieser Spruch einen so traurigen Hintergrund hat.

Wer sich mal diesen Wikipedia-Artikel anschaut, bzw. dieses Bild wird merken, dass die Wendung mehr ist, als drei Worte.

Für den schnellen Leser: Das Motto war die Eingangs-Tor-Anschrift des Konzentrationslagers Buchenwald.

Ich will niemandem auf die Füße treten, aber vielleicht denkt ihr beim nächsten mal dran, wenn euch das auf der Zunge liegt... Es ist wahrscheinlich unangenehmer sowas mit Bezug auf einen aktuellen Anlass gesagt zu bekommen.
 
Das stimmt ich hab das auch schon mal gesagt, natürlich wusste ich das da^^ noch nicht. Aber ich finds auch nicht so schlimm wenn man das sagt und damit meint nicht das Konzentrationslagers Buchenwald meint, sondern einfach nur, halt "jedem das seine".

Im Wiki Artikel steht ja auch, dass das von der Bundeswehr benutzt wird:
"Sie ist heute unter anderem das Motto der Feldjägertruppe der Deutschen Bundeswehr"
 
Also ich finde den Spruch ganz normal. Selbst, wenn er auf einem KZ geschrieben steht. "Jedem das seine" bedeutet für mich lediglich, dass jeder gleich und gleich gerecht behandelt wird.

Cherubion
 
Und nach der gleichen Argumentation ist auch der Spruch: "Arbeit macht frei" "ganz normal" oder? E: Es bedeutet für mich schließlich nur, dass man von Arbeit eben frei wird...

E2: Und "Jedem das Seine" bedeutet eben nicht, dass jeder gleich behandelt wird, sondern es bedeutet, dass jeder das bekommt was er verdient, und im Hinblick darauf, dass unter diesem Motto 56.000 Juden ermordet wurden, ist das wohl doch etwas bedenklich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Geflügelte Wörter... wie man derartige Phrasen auch nennt, werden im Verlauf der Geschichte oft zu falschen Zwecken verwendet... das nennt man dann Zweckentfremdung. Oft geschieht das aus purer Unwissenheit, ohne darüber nachzudenken, welchen Ursprung der Begriff eigentlich hatte. Oft jedoch wird eine Doppeldeutung von besonders kranken Hirnen zum eigenen Zweck erkoren.

Unsere Vergangenheitsbewältigung ist eben noch nicht abgeschlossen.

Liebe Grüße
Papa Roach
 
Das NS-Regieme ist in seiner perversen Auslegung sinnentleerend und -verstellend vorgegangen. Viele Worte oder auch Tatsachen wurden vom Sinn her geändert, sodass positive Aussagen plötzlich Pro Hitler waren. Ähnlich ist es ja auch mit der deutschen Nationalhymne geschehen. Übrigens, genauso arbeitet auch die BILD.

Ich werde diesen Ausspruch weiterhin nutzen, denn er hat viel Aussagekraft. Die Nazis mögen diesen Spruch auch genutzt haben, sie haben ihn aber nicht geprägt und auch anders gemeint. Ich gehe ehrlich damit um, daher sehe ich nicht ein, etwas daran zu ändern. Wenn ich meine Lebensweise ändere (auch wenn es nur um einen sinnigen Spruch geht), dann hat in meinen Augen das längst tote NS-Regieme eine Macht über mich und davon lasse ich mich nicht beeindrucken.
 
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Genau. Sie möchte mit einfachen Worten den Unterschied zu Patriotismus und National-Sozialismus erklären.

Und in der Tat ist es so, dass die Nazis diese altbekannten Sprüche für ihre Zwecke mißbraucht haben.


Cherubion
 
Grundsätzlich ist es so, das im Laufe der Zeit Sprüche und Symbole zweckentfremdet oder zweckgebunden wurden. Das legendäre "Kreuz" der hier erwähnten Zeit ist ja auch keine Erfindung der Nationalsozialisten, sondern viel ältern Ursprungs. In Asien findet man die Dinger in rauen Mengen, da sie dort eine positive Bedeutung haben. Und nur weil bestimmte Leute ein Wort, einen Satz oder was/wem auch immer eine negative Bedeutung verpasst haben, hängt die eigentliche, monentane Bedeutung vom jeweiligen Benutzer ab. Viele Sachen und Dinge, die in Deutschland von den Nationalsozialisten benutzt wurden haben seither einen schlechten Ruf, selbst wenn sie nicht auf deren Mist gewachsen sind. Ich nehme mir als vor, bei solchen Sachen (im Bezug jetzt auf diesen Satzfetzen) weiter zurück zugehen, wie nur bis zum 3.Reich, und entscheide dann, ob ich sie benutzen will oder nicht.
 
Ich finde es einfach nur dämlich, das alles gleich auf das Nazi-Regiem zurückgeführt wird! Diese Aera ist seit 60 Jahren vorbei und die heutige Generation hat wohl ziemlich wenig, wenn nicht sogar - (bis auf einige Ausnahmen) gar nichts mehr - damit zu tun! Das das damalige Regiem nicht nur solche Sprüche für sich benutzt hat, sondern auch das ursprüngliche Hakenkreuz für seine Zwecke miss/gebraucht hat, war damals hoch psychologischer und okkulter Natur und zeugt heutzutage doch lediglich von der Engstirnigkeit der Gesellschaft, alles auf diese grade mal ~15 Jahre dunkler Geschichte des deutschen Volkes zurückzuführen! Was in anderen Ländern, Regionen, Kontinenten vorgefallen ist, ich denke nur an Amerika..., interressiert heute keine Sau mehr. Traurig, aber Wahr! Es ist genauso wie mit den Geltungsansprüchen anderer Nationen, oder den Zahlungen, die Deutschland wohl immer noch aus dieser Zeit her leistet...
Was bitte schön haben wir noch mit dem verzapften Mist damaliger Generation zu tun?! NICHTS! Langsam aber sicher, sollte es mal gut sein! Selbst wenn Addi den Spruch selbst erfunden hätte, würde und werde ich ihn heute, wie so einige andere auch, zu entsprechenden Situationen benutzen.
 
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Ja, Alles in Vergessenheit geraten zu lassen ist sicher der richtige Weg, zu verhindern, dass das selbe noch einmal passiert.

Nebenbei finde ich es einfach nur unverschämt, dass du mich in einer sachlichen Diskussion indirekt sowohl als "dämlich", als auch als "engstirnig" bezeichnest.
 
Alles vergessen lassen ist sicher nicht richtig, Schuldgefühle aber ganz sicher auch nicht. Ich habe keine Schuldgefühle den Juden gegenüber oder anderen diskriminierten Gruppen. Warum sollte ich auch? Das heißt noch lange nicht, dass mir egal ist, was damals passiert ist. Ganz im Gegenteil, ich will, dass so etwas NIEMALS wieder geschieht und ich werde alles dafür tun. Deswegen kann ich die damalige Zeit aber schon als abgeschlossen betrachten.
 
Und was ist dann mit dem Spruch: "Arbeit macht frei", der ist eben bekannter, aber im Grunde vom selben Schlag - ist der für dich genauso unbedenklich? Also für mich nicht...
 
Nebenbei finde ich es einfach nur unverschämt, dass du mich in einer sachlichen Diskussion indirekt sowohl als "dämlich", als auch als "engstirnig" bezeichnest.

??? Kannst du nicht lesen? Ich sprach die Gesellschaft an und nicht dich!
Wenn du jedoch alles gleich persönlich nehmen musst, würd ich dich eher als verklemmt oder verkorkst bezeichen!
Wir sprachen hier von Jedem das Seine, und nicht von Arbeit macht frei.
Oder bist du unfähig dir selbst etwas einzugestehen, oder anderen recht zu geben? Man, langsam nervst du.

Klar macht Arbeit frei! Frei von anderen Gedanken, frei von sich selbst...:roll:
 
Um ganz ehrlich zu sein, habe ich auch erst durch Tommy von dieser Bedeutung des Spruchs erfahren.
Seitdem setze ich ihn seltener ein, aber ganz darauf verzichte ich nicht.
Auch wenn die Nazis ihn missbraucht haben, so ist der Spruch doch in ziemlich vielen Situationen treffend.

Der Spruch "Arbeit macht frei" ist für mich auf jeden Fall ein ganz anderes Kaliber.
Ich kenne ihn nur in dem Zusammenhang mit Auschwitz und egal wo der Spruch verwendet wird, er ist immer zynisch...Im Gegensatz zu "Jedem das seine"


Zu dem Kleinkrieg der sich hier anbahnt sag ich lieber nix:roll:
 
Theoretisch gesehen ist es aber das selbe, wer bestimmt denn, was zynisch ist und was nicht? Nur weil den einen Spruch mehr kennen und der andere in diesem Bezug relativ unbekannt ist?

Ausserdem habe ich auch nicht verlangt, dass man diesen Spruch jetzt nicht mehr benutzen darf, ich wollte nur mal drauf hinweisen, damit man sich das mal bewusst macht - denn wenn ich schon irgendwelche "Promis" im TV ganz unbekümmert damit um sich werfen seh, ist das, ums mit den Worten von Frau Doris Schröder Köpf auszudrücken, "suboptimal".
 
Naja, muss man jetzt den Spruch auch noch niedermachen? Schließlich war "Jedem das seine" als KZ-Spruch bestimmt nicht die ursprüngliche Bedeutung.

Wär ja nicht das erste mal, dass die Nazis ein Spruch/Bild/etc. missbrauchen. Ich erinnere an das Hakenkreuz . Dieses ursprünglich religiöse Symbol wurde auch besudelt und verboten (!)

Wenn man das selbe mit so einem Spruch macht, fänd ich persönlich das recht lächerlich.
 
In der heutigen Zeit läuft vieles nicht so, wie es eigentlich sollte.
So sehe ich das auch mit dem Hakenkreuz. Vielen ist die ursprüngliche Bedeutung dessen gar nicht bewusst, es wird ganz einfach als Nazisymbol abgetan, ob es nun nach rechts oder nach links gedreht ist, völlig egal.
Ich stimme Dir, Baal, zwar zu, dass es keines Falls der richtige Weg ist, alles zu vergessen und zu ignorieren, aber sich an die Vergangenheit klammern ist es sicher auch nicht. Der Krieg ist vorbei, wir leben hier in Frieden, frei von einem Diktator, geschützt von dem Gesetz, nicht unterdrückt. Wir dürfen die Vergangenheit nicht vergessen, in Ordnung, aber auf jeden Fall sollten wir mit ihr abschließen. Viel wichtiger ist, was vor uns liegt, und was wir aus den Erfahrungen machen. Alles ist nunmal vergänglich.

Gruß, Doom
 
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Eine ähnlich unterhaltung hatte ich mal mit einem meiner Lehrer. Hintergrund war das wir in einer Gruppe auf dem Schulhof standen und er so dabei. Dann kamen wir auch jmden der irgendwas komisches Gemacht hat. Der Lehrer (so 25 Jahre, Links, von 68ern erzogen) verzog das Gesicht und fand das halt auch komisch. Mir war es ziemlich egal was der gemacht hatte und sagte deswegen "Suum Cuique" - Jedem das Seine - soll er doch machen was er will solange er mich nicht bei meinen Handlungen stört.

Mein Lehrer meinte darauf sinngemähß "Och nein das kann man doch nicht /das darf man doch nicht sagen, es stand ja über einem KZ"

Ich dann nur so :blink:...
Warum das denn. Nun darf ich das NIE wieder sagen weils mal über einem KZ stand ? Ich soll es aus meienm Wort- und Wissensschatz streichen ? Was hab ich davon ?

Ich denke mal das einige doch den hintergrund diese Ausspruches kenne, doch ich will es dennoch hier ausführen.

Der Ausspruch kommt von König Friedrich II., der Große. Dieser war wohl für seine Zeit einer der Tolerantesten. Er war Religionskritisch, Prakmatisch, wohl auch Preußsich aber dennoch Philosophisch und Kultur bedacht. Der Ausspruch von ihm woraum "Jedem das Seine" basiert ist wohl:

Die Religionen müssen alle toleriert werden und der Fiskus muss nur das Auge darauf haben, dass keine der anderen Abbruch tue, denn hier muss ein jeder nach seiner Façon selig werden
Er prägte auch noch weitere Zitate:

Alle Religionen sind gleich und gut, wenn nur die Leute, die sie ausüben, ehrliche Leute sind; und wenn Türken und Heiden kämen und wollten das Land bevölkern, so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen.
Es heißt, dass wir Könige Gottes Ebenbilder auf Erden sind. Ich habe mich daraufhin im Spiegel betrachtet. Sehr schmeichelhaft für den lieben Gott ist das nicht.
Man kann somit sagen das er kein "Typischer" König war. Man hat ja manchmal dieses Steriotypische Bild eines Tyrannischen Willkürherrschers vor Augen. Das kann ich als Geschichts Freak nicht so unterzeichenen. Die Preußischen Könige (sowie später der erste Deutsche Kaiser) waren immer mit einer gewissen Milde und Toleranz versehen.

Alleine schon seine Auffassung einer Statsführung ist wegweisend für spätere System und man kann diesen Satz auch für demokratische System benutzen:

Der Herrscher ist nicht zu seinem hohen Rang erhoben, man hat ihm nicht die höchste Macht anvertraut, damit er in Verweichlichung dahinlebe, sich vom Mark des Volkes mäste und glücklich sei, während alles darbt. Der Herrscher ist der erste Diener des Staates.
So da wir nun die Person näher kennen gelernt haben frage ich erneut: Was haben wir davon wenn wir es vergessen, oder die ganze zeit mit einem schlechten Gewissen durch die Gegend rennen ?
Wenn wir nun diesen Ausspruch nicht mehr benutzen dürfen, "nur" weil die NAZIS dies für ihre zwecke missbraucht haben (das mein ich auch wörtlich), sollten wir dann nicht auch aufhöhren in der Schule Goethe zu lesen, sollten wir nicht aufhöhren Wagner zu höhren und müssten dann nicht auch aufhöhren Bilder von Kaspar David Friedrich anzuschauen ?

Dann müsste man das auch noch weiter treiben. Hey, ich hab mal gehört wie ein Nazi das Wort "Mutter" gesagt hat... darf ich es nun noch Benutzen ? Spätestens hier sollte man merken das es Idiotisch wird. Ich frage aber nochmal: WAs haben wir davon ?

Als erstes würden wir vergessen. Wir vergessen eine Zeit wo halt mal nicht nur Schwachmaten und Größenwahnnsinige die Geschicke Deutschlands lenken. Und wir leisten den Leuten vorschub die meine das sich die gesamte Deutsche Geschichte nur zwischen 1933 und 1945 abgespielt hat. Macht das Sinn ? Wollen wir das ? Versteht mich nicht falsch. Der Holocaust war eine schlimme sache die ein jedem in Erinerung bleiben sollte, doch sollte dies auf kosten von Positiv bespielen der Deutschen Geschichte geschehen, wo man sowieso nur sehr wenige mitbekommt, wenn man nicht selber mal sucht (wer bei dem Ausspruch "Wir sind das Volk!" nicht zumindest ein positiv/komisches Gefühl in der Magengegend hat, dem kann ich auch nicht mehr helfen.)

Jedem das Seine, war gedacht als: Es soll und kann jeder machen was er möchte, soll er Christ sein, Lutheranisch wie Katholisch, ist mir egal, aber bitte streitet doch nicht. Es heist nicht: Jeder bekommt das was er Verdient. Dies ist wohl die Pervertierte Version der Nazis. Und wer diese als Hauptbedeutung diese Zitates ansieht, sollte nochmal selbst darüber nachdenken, nun da er auch Fakten drumherum kennt.
 
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Reaktionen: alpha und johannes89
Wow...;) Von dieser Seite aus betrachtet muss ich dir Recht geben, der Spruch an sich hat nichts schlechtes, nur wie damit umgegangen wurde. Und gut, jeder sollte selber wissen, ob ihn das stört, dass der mal von Nazis missbraucht wurde, aber dass er es wurde sollte man allemal wissen.
 
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Das bekomm ich ja jetzt erst mit...
"Jeder bekommt das, was er verdient.." In diesem Kontext hab ich das noch nie angewandt, ich dachte eigentlich immer, dass es eben heißt, "Jedem das, was ihm gefällt.." oder so ähnlich jedenfalls. Ich habe aber zugegebener Maßen auch nichts von dem KZ-Spruch gewusst, bevor ich es hier gelesen habe.

Gruß, Doom