RPG Etherjaunt - Of Science and Magic

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Ehrbarer Bürger
Das Steuerwerk war noch nicht vollständig austariert. Warum war das Steuerwerk noch nicht austariert? Isaac würde keine große Expertise in Fragen der Mechanik beanspruchen, aber es schien ihm eine so grundlegende Angelegenheit zu sein, dass er nicht verstand, warum diese Frage noch nicht längst geklärt worden war. Der Junge, der so vollkommen unkindlich wirkte, machte einige unwirsche Federstriche und schaute dem mindestens dreimal so alten Schiffskonstrukteur sehr streng in die Augen. "Ich hoffe sehr, dass ihr diese Angelegenheit noch bis zur Taufe berichtigen könnt. Unser gemeinsamer Patron wäre keineswegs erfreut, wenn ich ihm von dieser Nachlässigkeit berichten sollte." Anfangs hatte es Reibereien gegeben, wenn er diesen scharfen Ton anschlug, aber mittlerweile hatten alle verstanden, dass man den Arkanisten nicht verärgern sollte - das empfahl sich ohnehin, und Meister Isaac hatte in jungen Jahren ein Temperament kultiviert, dass eines ergrauten Zauberers aus alten Tagen würdig gewesen wäre. Und so nickte der Mann nur und versicherte, das möglichste für einen pünktlichen Start zu tun, ehe er mit einem knappen Nicken entlassen wurde.

Seufzend platzierte Isaac die Feder wieder in ihrem Halter und sah von seinem Schreibtisch auf. Sie hatten die unglaubliche Gnade erfahren, im wohl edelsten Handwerk dieser Ära zu arbeiten, und wie dankten sie es dem Schicksal? Mit schludriger Arbeit! Jeder Tag, den er mit diesen Kleingeistern verbrachte, war ein verschwendeter.. und seine Zeit war kostbar. Sein Blick glitt durch das große, spiegelglatt polierte Fenster des Schreibzimmers, von dem aus er gute Sicht auf sein Werk der letzten Monate hatte. Noch fehlte ihm ein guter Name für das Schiff, das dort stolz vor Anker lag. Es war klein verglichen mit den anderen, aber die elegante Konstruktion des mit schillernder Bronze verschalten Rumpfs würde es im tobenden Äther besonders beweglich machen, während die dreifach gewobenen Segel selbst einen magischen Sturm in sich aufzufangen und einer nützlichen Verwendung zuzuführen vermochten. Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen beim Anblick der Verzauberung, die schwach schimmernd um die Takelage gewoben war. Ja, auf dieses Werk konnte er stolz sein..

Aber er würde es nicht alleine fliegen können. Von offensichtlichen Einschränkungen abgesehen, die sein Zustand mit sich brachte, benötigte er einen Navigator der die Route planen würde - und einen Steuermann, der ein so wendiges Gefährt überhaupt beherrschen konnte. Davon, so viel war klar, gab es nicht viele.. und so überdrüssig er dieser Zunft in den letzten Wochen geworden war, ohne einen Magitechniker würde es auch nicht gehen. Selbst wenn Meister Corell alles perfekt erledigt hatte - und daran hatte Isaac im Privaten gewisse Zweifel - auf der Reise traten immer irgendwelche Defekte auf, die er selbst nicht beheben konnte, und es würde auch sonst nicht schaden, einen Techniker mit Improvisationsgabe an Bord zu haben, wenn man eine Fahrt ins Ungewisse wagte. Natürlich hatte er das schon zu Beginn des Unterfangens gewusst .. und das Schiff so entwerfen lassen, dass es mit möglichst wenig spezialisiertem Personal flugtauglich war. Schlimm genug dass er sich auf Unbekannte verlassen musste, dann musste es nicht noch die übliche unkultivierte Rotte Matrosen sein.

Und er hatte zwei Menschen gefunden, die vielleicht geeignet waren. Nicht zuletzt deshalb, weil sie beide mehrere Funktionen in sich vereinten und es ihm ersparten, ein halbes Dutzend Äthernauten mitzunehmen. Obwohl er ohnehin schon stocksteif wie eine Steinskulptur gesessen hatte, straffte der Arkanist sich, ehe er sich von seinem Platz erhob und eine leichte Geste aus dem Handgelenk machte. Das Bild hinter dem Fenster verschwamm einen Moment wie im schwersten Regen, dann blickte er aus dessen Pendant im Erdgeschoss auf die Straße, um die möglichen Kandidaten gleich zu erkennen. Natürlich gab es einen Hausdiener, aber Isaac bevorzugte es, seine Gäste selbst einzulassen - von unsichtbarer Hand, verstand sich.

Auf der Straßenseite war nichts zu sehen außer einem aufwändig gearbeiten und makellos instand gehaltenen Fenster, das den Blick auf die dezente wie verheißungsvolle Auslage einer Arkanistenwerkstatt preisgab, die die Fähigkeiten des hier residierenden Magiers anpries - mit metallisch blitzenden Zauberstäben, auf denen die acht großen Namen des Feuers prangten, in komplexen Bahnen schwebenden Kristallsphären, die arkane Kräfte für die eigene Zauberei bündeln und lenken konnten, oder einem kleinen Apparat aus Spiegeln, der das einfallende Licht fing und in genügend Kraft verwandeln konnte, um ein Mühlrad anzutreiben (er war sorgfältig über dem Schaufenstertisch levitiert, um zu verhindern, dass er sich hineinbohrte). Gelegentlich hielten Passanten aus dem geschäftigen Treiben der Entdecker- und Hafenstadt inne, um einen Blick auf die Auslage zu werfen, und vor allem für die Kinder war die ständige Bewegung und geheimnisvolle Kraft ein steter Quell der Faszination - auch wenn "Isaac Grey, Magister Arcanum" (so verkündete es der Schriftzug über der Tür in silbernen Lettern) als einziger Thaumaturg der Stadt niemals irgendein Spielzeug schuf oder gar zur Schau stellte.

Er wartete.
 
Ein Lichtblick, mit dem er niemals gerechnet hätte. Die letzten Monate hatten den jungen Techmaturgen ausgelaugt und mehr gefordert als alles, was er jemals in seinem Leben getan hatte. Doch er hatte es mit seinen beschränkten Mitteln tatsächlich geschafft, seinen Häschern so lange zu entgehen. Und jetzt bot sich ihm ein Ausweg, mit dem er sie vielleicht ein für alle Mal abschütteln konnte. Ein Zögern war nicht in Frage gekommen. Klar war es riskant gewesen, doch das galt für alles, was er hätte tun können. Der Weg den er gewählt hatte, schien ihm nicht nur der Sicherste, sondern auch noch der Vergnügsamste. Auf einem Ätherschiff hatte er die Gelegenheit, seinem Handwerk voll und ganz nachzugehen, zwischen seinen Arbeiten an seinem eigentlichen Projekt zu forschen und jemanden, der ihn beschützte und versorgte. Ein Geniestreich unter der Bedingung, dass er hier nicht übers Ohr gehauen oder in eine Falle gelockt wurde. Ein Risiko, dass einzugehen er jedoch bereit war.

In einen Mantel gehüllt, der alles inklusive seinem äußerst auffälligen Kopf verbarg, huschte er durch die Straßen. Seine Aufmachung war zwar nicht gerade das, was ein unauffälliger Bürger trug, doch es verlieh ihm dennoch ein gewisses Maß an Schutz. Immerhin gab es in einer Stadt wie dieser sicherlich mehr Gestalten mit einer Kapuze tief ins Gesicht gezogen als einem Stachelkranz auf dem Schädel. Auf diese Weise war es deutlich schwerer ihn zu erkennen und das war genau der Effekt auf den er aus war. Der Mantel - übrigens eines der letzten Geschenke seines Vaters - hatte ihn wohl schon öfter davor bewahrt ins Netz zu gehen als alle Entscheidungen, die er selbst getroffen hatte. Eigentlich war es kein Wunder. Er tat sich schwer damit, die Denkmuster von anderen nachzuvollziehen. Der junge Techmaturg lebte in seiner ganz eigenen Welt, folgte seinen eigenen Gedankengängen und Ideen und kommunizierte nur dann mit anderen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Für gewöhnlich schottete er sich lieber ab und behielt seine auffällige, merkwürdige und besondere Art für sich.

Links, links, rechts. Die Wegbeschreibung hatte sich in seinem Gedächtnis verankert. Um die Straßenschilder nicht lesen zu müssen, hatte er sich die Wegbeschreibung in diesen Angaben geben lassen. So musste er nicht an jeder Ecke stehen bleiben und sich abmühen, die Schilder zu entziffern. Sein Ziel war glücklicherweise der auffälligste Laden in der ganzen Straße und sprang ihm sofort ins Auge, als er einbog. Für einen Moment blieb er stehen und beobachtete aus der Entfernung das Schaufenster. Hinter der Scheibe ließ sich aus dieser Entfernung nur wenig erkennen. Aber es war unverkennbar der Laden eines Arkanisten. Allein die schwebenden Gegenstände hinter dem Glas - was auch immer sie darstellen mochten, Details waren auf diese Entfernung nicht zu erkennen - verrieten ihn unweigerlich. er atmete tief durch. Das war also sein Ziel. Sein Weg in ein neues Leben? Hoffentlich. Doch das hier war wahrscheinlich auch seine letzte Gelegenheit, sich noch einmal umzuentscheiden. Wenn das hier wirklich eine Falle war, würde er nicht mehr weg kommen, wenn er dieses Geschäft betrat, dann war es aus.

Ein leiser Schrei von seiner linken Schulter ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Eine Gestalt hatte sich an dem jungen Techmaturgen vorbei geschoben und war die Straße hinuntergeschritten. Er schenkte ihr jedoch ebenso wenig Beachtung wie die Gestalt selbst ihm. Der Schrei seines Begleiters Mortheim hatte ihm verraten, dass es sich um niemanden handelte, den er schon einmal gesehen hatte und vor allem nicht um jemanden, den er wirklich kannte. Mit der linken Hand griff er an seine Schulter und kraulte der Echse kurz den Kopf zur Belohnung. Es war eine willkommene Verzögerung für ihn, die er nutzte um noch einmal alle seine Optionen abzuwägen. Umdrehen und wegrennen? In sein neues Leben treten? Jetzt abhauen und wo anders Zuflucht suchen? Das Risiko eingehen und vielleicht endlich sicher sein? Schließlich entschied er sich und setzt sich in Bewegung, schnellen Schrittes direkt auf sein Ziel zu. Damit begann sein neues Leben wohl.
 
Einige Wochen waren ins Land gezogen, seit Joshua von seiner letzten Reise zurückgekehrt war. Üblicherweise hatte der Navigator nichts gegen ein wenig freie Zeit, doch wenn sie so lang wurde und sich derart hinschleppte wie dieses Mal, wurde selbst er ungeduldig. Oft war er in der Hafenmeisterei gewesen, um Karten zu studieren und abzuzeichnen – und dabei mit offenem Ohr nach neuen Aufträgen zu lauschen. Abends saß er über seinen privaten Schriften bis er müde wurde und am nächsten Morgen begann der Zyklus von neuem. Wirklich erfüllend war auf Dauer nichts davon und so blieb ihm nichts anderes als die Hoffnung, bald einen weiteren Auftrag an Land ziehen zu können.

Die Hoffnung hatte sich erfüllt. Zwar geschah es mitunter, dass ein Kapitän oder Händler ihn und nur ihn für seine nächste Unternehmung anheuern wollte, doch der Bote, der eines Abends vor Joshuas kleinem Mietzimmer erschienen war, hatte ihn doch überrascht. „Magister Grey“ war ihm freilich ein Begriff, wenngleich er bislang nie mit dem als unfreundlich und allürenhaft geltenden Arkanisten zu tun gehabt hatte. Aber bevor er hier noch versauerte, wollte er sich zumindest einmal anhören, welches Angebot der Mann ihm unterbreiten wollte.

Auch ohne Wegbeschreibung und mit verbundenen Augen hätte Joshua noch zu dem wundersamen kleinen Lädchen gefunden. Nicht, weil es seine Profession war, Wege zu kennen, sondern weil ihn ein gut bekanntes Gefühl unfehlbar zum Ziel lotste. Die massive Konzentration von Magie hätte er nicht einmal dann ignorieren können, wenn er es gewollt hätte. Alt war sie. Ja, geradezu altehrwürdig. So wie er es bisher nur bei einem einzigen weiteren Menschen gespürt hatte. Jemandem, der sein gesamtes Leben dem Formen komplizierter Zauber gewidmet hatte.

Als Joshua in die Gasse einbog, die zu Greys Wohn- und Arbeitsstätte führte, sah er gerade noch, wie eine bemantelte Gestalt in dem Geschäft verschwand. Auch von ihr ging eine unleugbar magische Aura aus, wenngleich nicht mit jener zu vergleichen, die sich immer deutlicher im Inneren des Hauses abzeichnete. Nun, vielleicht hatte sich das lange Warten ja tatsächlich gelohnt und die Sache würde recht interessant werde. Einige Minuten später drückte auch er die schwere Klinke herunter und trat in das schummrige Innere des Ladenraums. Mit einem knappen Nicken grüßte er die verhüllte Figur.
 
Als die beiden Männer nach einer Weile kurz nacheinander eintrafen, nickte Isaac kaum merklich. Der, der sich unter seiner Kapuze verbarg, musste der Techniker sein. Ein Sonderling, darin waren sich alle einig, die seinen Namen überhaupt in den Mund nahmen. Der Beschreibung nach hätte man ihn für schwachsinnig halten können, wären da nicht die eindeutigen Berichte über die handwerklichen Fähigkeiten des jungen Mannes. Und das Kopfgeld, das er mit sich trug. Eine Ergreifung in lebendem Zustand war schwierig, aber die Summe nicht so unerheblich, dass Elias auf den Straßen Osteas sicher gewesen wäre - in einer brummenden Hafenstadt wie dieser kamen und gingen die Menschen schnell, Beziehungen waren zumeist geschäftlich und ständigem Wechsel unterworfen, und die neue Zeit orientierungslos genug, dass einige abenteuerlustige Seelen das schnelle Geld ihren Skrupeln vorziehen würden.. und einen Moment später erblickte er den zweiten Mann, der zielstrebig auf seine Tür zuhielt. Joshua Orion Featherstonehaugh also .. man fand selten einen Navigator, der sich auch hinter ein Steuer wagte, und noch seltener einen, der seinen Konkurrenten in beiderlei Hinsicht den Rang abzulaufen vermochte. Kein Kopfgeld, aber mit diesem Familiennamen versteckte sich auch hier sicher eine interessante Geschichte. Ein seltenes Lächeln glitt über das Gesicht des Jungen, auch wenn es mehr von Selbstzufriedenheit als echter Freude sprach, und er ließ es sich nicht nehmen, die Tür von hier aus zu öffnen, noch ehe Joshua den Knauf zu fassen bekam.

Der Laden selbst, wo Joshua und Elias sich begegneten, war menschenleer, und nur das schwere Gefühl von Magie lag in der Luft, wie ein Labyrinth aus unsichtbaren Spinnweben, die ständig das Gesicht des Besuchers streiften - niemand hinter dem Tresen, niemand an der Kasse, und eine schwere Stahltür, die von ihrer Bauart wohl in eine gefährliche Werkstätte führte, war fest verriegelt. Mitten in der breiten Hinterwand gab es einen Torbogen, der von funkelndem, eisblauen Licht ausgefüllt wurde - auf eine schwer beschreibliche Art dampfte und waberte das Leuchten, der Zauber darin war wach und gefährlich. Dann hörte man sehr leichte, gedämpfte Schritte näher kommen, und der Divan aus lauernder Magie zog sich langsam in den Stein zurück. Eine Gestalt wurde dahinter sichtbar.

"Meine Weisheit möge euch leiten und meine Macht euch schirmen, solange ihr unter meinem Dach verweilt. Seid mir wilkommen." Die Stimme war professionell, selbstbewusst, und kühl, als sie sich an der Formel aus alten Zeiten entlang arbeitete, aber vor allem .. war sie deutlich höher als erwartbar. Und obwohl es zunächst schien, als würde der Arkanist schon eine Verneigung machen, schrumpfte sein Umriss noch mehr, ehe er sich wieder aufrichtete. Als der eisige Nebel endgültig klarte, stand ein junger Knabe in sorgfältig geschnittenen, knielangen Arkanistengewändern vor ihnen, die schlohweißen Haare streng nach hinten gebunden.

Er selbst ließ sich nicht anmerken, dass seine Erscheinung hier fundamental deplatziert wirken musste, und taxierte die beiden so aufmerksam, als wollte er dumme Nachfragen, wo der echte Magier sei, durch pure Willenskraft aus ihren Köpfen verbannen. "Isaac Grey, Magister arcanum. Bitte folgt mir in mein Schreibzimmer." Verlangte der Junge - jetzt hatte er eine etwas tiefere Tonlage getroffen - und trat zur Seite, um den Blick auf eine steinerne Wendeltreppe hinter sich zu enthüllen. Sobald die Gäste sich in Bewegung setzten, ging er voran.
 
Zögern hatte er wollen, bevor er nach dem Knauf der Tür griff. Doch die Gelegenheit hatte sich ihm nicht geboten. Noch bevor er überhaupt hatte abbremsen können, um nicht gegen das Hindernis vor ihm zu stoßen, war es aus seinem Weg geglitten. Doch niemand hatte ihm die Tür geöffnet, sie war ganz von allein aufgegangen. In anderen Zeiten hätte er sich vielleicht darüber gewundert. Doch er als Techmaturg hatte sofort dutzende Lösungen für dieses Phänomen parat, von denen eine verrückter war als die andere. An die wahre Lösung kam zwar keine von ihnen heran - auf den Gedanken, reine Magie zu benutzen, würde Ehjay niemals kommen -, doch er hätte sie alle nur zu gerne gleich jetzt umgesetzt. Zu dumm nur, dass er nicht hier war um Türen zu bauen, die von selbst aufschwangen wenn jemand näher trat. Ein wirklicher Jammer. Da konnte man wohl nichts machen. Er seufzte leise vor Enttäuschung, schüttelte dann jedoch kurz den Kopf, verwarf die Gedanken und Ideen und trat dann ein.

Die Echse auf der Schulter des jungen Techmaturgen begann zu fauchen. Man musste kein Hellseher sein um zu wissen warum. Schuld war die größte Lichtquelle des Raumes. Ein Torbogen, gefüllt mit waberndem blauen Licht. Der Junge wusste nicht, was er dort vor sich hatte, doch es widerstrebte ihm, näher zu treten und das seltsame Objekt zu untersuchen. Stattdessen entfleuchte auch ihm wie seinem Begleiter ein unwillkürliches Fauchen, während sich die Stacheln die er Haare nannte auf seinem Kopf aufstellen und seinen Kopf unter der Kapuze unwillkürlich deformiert wirken ließen. Er wandte den Blick von dem Bogen ab und versuchte ihn zu ignorieren, während er versuchte, sich zu beruhigen. Seine Augen hüpften von einer Apparatur in dem Laden zur nächsten und er versuchte sich auszumalen, wozu sie gut wären, wie man sie herstellte und für was man sie mit ein wenig Modifikation noch alles verwenden könnte. Bereits jetzt hatte der Techmaturg hunterte von Skizzen und Bauplänen in seinem Kopf, die jeglichen Gedanken an den Torbogen verdrängt hatten. Auch die Stacheln auf seinem Kopf hatten sich wieder gelegt. Der Einzige, der seinen Blick nicht von dem Torbogen wenden konnte, war sein Begleiter. Mortheim hielt seine wachsamen Augen stets auf das Konstrukt an der Wand gerichtet, um seinen Freund und Herrn auf jegliche plötzliche Gefahr hinweisen zu können.

Es mochten nur einige Minuten vergangen sein, ehe sich die Tür durch die Ehjay den Laden betreten hatte, ein weiteres Mal öffnete. Die Echse auf seiner Schulter stieß den selben Schrei aus, den sie auch wenige Minuten zuvor in der Gasse verwendet hatte. Er kannte diese Person also nicht. Ehjay legte den Kopf schief, während er versuchte das Nicken seines Gegenübers einzuordnen. Es war eine Geste, die er schon mehrfach gesehen, allerdings nie richtig einordnen hatte können. In der Not nach einer Antwort schüttelte er verneinend den Kopf, wandte dann den Blick schnell wieder von dem Neuankömmling ab und richtete ihn stattdessen auf die Wand, in der Hoffnung die Situation damit überspielen zu können. Glücklicherweise war das Schicksal auf seiner Seite. Der Torbogen an der Wand hatte begonnen sich zu regen. Man konnte Schritte hören, die näher kamen, während das Licht sich zurück zog un den Blick auf eine Gestalt frei gab, die auf sie zu kam. Erneut kreischte die Echse in der selben Tonlage wie schon zweimal zuvor an diesem Tag. Ehjay hatte diese Person noch nie zuvor getroffen. Es zwar war unwarscheinlich, dass es sich um jemand anderen als den Magister handelte - sein Auftreten sprach Bände -, doch Ehjay hatte sich nicht direkt von ihm anwerben lassen. Zum Zeichen, dass sie sich diese Person merken sollte, tippte er seiner Echse jedoch kurz auf den Kopf. Erneut stieß sie einen kurzen Schrei aus, der jedoch diesmal deutlich hörbar vollkommen anders klang, als der Schrei zuvor. Ehjay prägte sich das Geräusch sofort ein. Ab Heute war es sein Erkennungsmuster für den Magister.

Die Annahme, die der junge Techmaturg über das Offensichtliche getroffen hatte, wurde wenig später als korrekt enthüllt. Sein Gegenüber stellte sich als Isaac Grey vor, der Mann der ihn angeworben hatte. Irgendetwas störte Ehjay jedoch an seiner Erscheinung. Der Magister wirkte deutlich kleiner, als er ihn erwartet hätte und sprach in einer seltsamen Stimmlage, die er nicht ganz zuordnen kann. Hatte er womöglich gar keinen Mann vor sich? Oder es war kein Mensch, sondern etwas völlig anderes. Seine Stirn lag nachdenklich in Falten, während er den Magister betrachtete. Verzweifelt versuchte er, aus den Details seines Gesichts irgendetwas festmachen zu können. Es war nicht so, als hätte Ehjay nicht jedes kleine Detail vor sich erkannt. Hätte er es zuordnen können, wäre die Lösung für ihn mehr als offensichtlich gewesen. Doch obwohl er sah, dass der Magister praktisch ein Kind war, konnte er es einfach nicht begreifen. Für ihn stand dort einfach eine Person. Es war ihm unmöglich eine Aussage über Alter oder Geschlecht zu treffen, die sich rein aus den Gesichtsmerkmalen ergab. Er beschloss jedoch, dass es ihm für den Moment egal sein konnte. Vielleicht ergab sich die Gelegenheit schon bald. Fürs Erste galt es, irgendwie diese Situation zu überbrücken. Der Magister hatte sich ihnen vorgestellt und sie aufgefordert, ihm zu folgen. Sollte er sich nun selbst vorstellen und ihm dann folgen oder umgekehrt? Oder sich gar vorstellen während er ihm folgte? War es nicht unhöflich, jemanden von hinten anzusprechen? Verwirrt drehte er den Kopf und schielte aus den Augenwinkeln zu der Person neben sich um zu sehen was sie tat. Vielleicht konnte er aus ihrer Reaktion Rückschlüsse ziehen, was er nun zu tun hatte.
 
Mit leicht amüsierter Miene musterte Joshua die aufschwingende Tür und zog seine Hand zurück. Da legte jemand Wert auf beeindruckende Effekte. Ein Eindruck, der durch die innere Gestaltung des Ladens nur noch verstärkt wurde. Natürlich musste ein magischer Dienstleister ebendiese Dienste auch entsprechend bewerben, doch selbst sein alter Lehrmeister, der sein Talent wahrlich nicht hatte unter den Scheffel stellen müssen, hatte sich dezenter gegeben. Vor einigen Jahren noch hätte Joshua sich nicht einmal in der Nähe eines solchen Ladens aufhalten können. Heute spürte er die allesdurchdringende Präsenz von Magie zwar so deutlich, dass er die einzelnen Fäden beinahe greifen konnte, doch bis auf ein permanentes Drücken hinter den Augen bereitete sie ihm keine Schwierigkeiten.

Der Tierschrei, der ihm als erste Erwiderung seines Nickens zuteilwurde, irritierte den Navigator nicht minder. Nur mit etwas Verzögerung bemerkte er, dass er nicht von irgendeiner der abenteuerlichen Apparaturen stammte, sondern von einem Reptil, das sich auf der Schulter der verhüllten Gestalt eingerichtet hatte. Soweit Joshua in den Schatten unter der Kapuze irgendetwas erkennen konnte, wirkte der oder die Fremde noch recht jung – und war nicht weniger verwirrt als er selbst. „Nichts für ungut.“, murmelte Joshua und hob kurz die Hand, um anzudeuten, dass er nichts Böses im Schilde führte. Wer sich derart geheimnisvoll gab, hatte vermutlich auch den einen oder anderen Grund dazu.

Bevor sich die eigenartige Begegnung noch ins Peinliche steigern konnte, zog etwas im Inneren des Portals ihrer beider Aufmerksamkeit auf sich. Die drückende Aura uralter Magie näherte sich und für einen Moment schien es Joshua als hätte ein grimmer Frost in dem kleinen Verkaufsraum Einzug gehalten. Dann war der Eindruck auch schon vorüber und eine …kleine Gestalt wurde im Torbogen offenbar. Das nächste ‚Was zum…‘ formte sich in den Gedanken des Navigators. Hier war wohl wirklich nichts wie es schien. Der junge Bursche vor ihm sollte die Quelle dieser absurd starken Magie sein? Nun, wenn es etwas gab, worauf Joshua vertrauen konnte, dann war es sein Gefühl. Fehlte also nur noch, dass die restliche Realität sich irgendwie sinnvoll darum anordnete. „Sehr erfreut.“, erwiderte er und schaffte es nicht ganz, den trockenen Unterton aus seiner Stimme zu verbannen. Auch die Person unter der Kutte schien nicht recht zu wissen, was hier passierte. Joshua lächelte verstehend und zuckte ebenso ratlos mit den Schultern. Dann folgte er dem „Kind“.
 
Isaac registrierte die Überraschung seiner beiden Gäste, aber sie war für ihn nichts neues - verglichen mit einigen anderen benahmen sie sich ausgesprochen beherrscht, und das war für ihn die Hauptsache. "Folgt mir ins Schreibzimmer." Meinte er nur ebenfalls etwas trocken, und stieg den beiden voran die Wendeltreppe hinauf - die Architektur war altertümlich, der Stein allerdings noch jung und nicht abgenutzt. Ehrlich gesagt störte ihn das, aber er hatte letztlich keine Zeit gefunden, ihn künstlich älter machen zu lassen - abgesehen davon, dass ihm das ganze Thema nicht schmeckte, als wäre das Haus ein Symbol seiner selbst.

Das Schreibzimmer des Thaumaturgen war in der Art gehalten, die zumindest Joshua bereits von seinem Lehrmeister kannte und die vielleicht auch Elias bekannt war - weitläufig, mit einer hohen Fensterfront zur Seite des Ätherhafens, durch deren eingezogene Messinggitter das milde Licht des Tages auf den massiven Schreibtisch aus Eichenholz fiel, der mit Federn, Tintenfässern, Kerzenhaltern, Siegeln, und sonstigem Gerät alles aufwies, was Isaac für seine Geschäfte benötigte. An den übrigen Wänden dominierten Bücherregale, in denen sich schwere Folianten nahmhafter Personen aneinanderreihten, und ein etwas kleineres Regal mit persönlichen Notizen - das aber wirklich nur etwas kleiner war. Als einzige Erfrischung stand eine Karaffe inzwischen kalt gewordenen Tees mit drei Bechern am Rande des Tischs.

Der kindliche Zauberer nahm auf seinem Stuhl hinter dem Tisch Platz und bedeutete seinen Besuchern sich ihm gegenüber ebenfalls auf gepolsterten Sitzen niederzulassen. "Es ist gut, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid. Ich komme direkt zum Thema - ich habe euch eingeladen, weil ich eine Operation von größter Bedeutung plane, die in den Händen gewöhnlicher Männer ein Wagnis sondergleichen wäre." Isaac griff in eine Schublade und zog den breiten, auf dickem Pergament gezeichneten Bauplan eines Schiffs daraus hervor und entrollte ihn vor seinen Gästen - er musste sich ziemlich weit strecken, um ihn auf seine ganze Breite spreizen zu können. Zum Glück hatte er ihn an den Ecken beschweren lassen, sodass er nicht in die entwürdigende Situation geriet, die Ecken festhalten zu müssen.

"Dieses Schiff wurde konstruiert, um den wildesten Stürmen und ungnädigsten Bedingungen widerstehen zu können. Ich habe es von eigener Hand verzaubert und jeden Schritt der Konstruktion überwacht. Sein Zweck ist es, den tiefen Äther zu befahren, um die Ruinen eines Zaubererturms aus der Zeit vor dem Kataklysmus zu erreichen und in Zukunft gar die verlorenen Schollen wieder zu erschließen." Er ließ einen taxierenden Blick zwischen Elias und Joshua hin und her wandern, nachdem er sich wieder gesetzt hatte. Er hatte gerade etwas ausgesprochen, das für fast alle Äthernauten ein Tabu war - das Verlassen der einigermaßen berechenbaren Zonen um die Schollen oder der etablierten Handelswege galt als Werk von Wagemutigen und Wahnsinnigen. "Die Risiken sind natürlich nicht unerheblich. Der freie Äther ist lebensfeindlich, auf dem Weg lauern Piraten und Dämonen, und allein die Navigation ist eine Herausforderung. Aber der Gewinn an Wissen und Artefakten wiegt es in meinen Augen mehr als auf. Ihr könnt das Schiff dort draußen sehen." Isaac ließ eine Pause, in der beide sich ein Bild des Gefährts machen konnten, dann schloss er sein Angebot: "Für diese Fahrt braucht es natürlich die Besten, und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ihr dazugehören solltet - als Steuermann und Navigator und als Techniker und Bordingenieur. Ein Geldgeber ist bereits gefunden, und euer Risiko wird großzügig kompensiert. Eine derartige Mission hat meines Wissens noch niemals zuvor stattgefunden ... was sagt ihr?" Abwartend schaute er zwischen den beiden hin und her.
 
Aus der Reaktion der Person neben ihm wurde Ehjay nicht sonderlich schlau. Er schien genauso wenig über die Situation zu wissen, wie er. Ob er nicht wusste, was Ehjay wollte? Oder hatte er womöglich auch keinen blassen Schimmer, wie er sich verhalten sollte? Er verscheuchte die Gedanken aus seinem Kopf. Heute stellte er sich eindeutig zu viele Fragen. Aber es war ja auch nicht gerade alltäglich, was er hier tat. Nur war das eigentlich schon lange nichts mehr so wirklich. Aber was sollte er dagegen auch tun? Aufpassen war für den Moment zumindest ein guter Anfang, denn die beiden anderen waren bereits durch den Bogen geschritten, durch den der Magister zuvor gekommen war. Zögerlich folgte er ihnen, widerstrebte es ihm doch eigentlich, durch den Torbogen zu treten.

Es überraschte ihn zugegeben, dass er die Passage überlebte. Auch wenn er an Magie gewöhnt war, hieß das nicht, dass er ihr vertraute. Magie ohne Technologie wirkte auf den jungen Techmaturgen fremd und unkontrolliert. Eine Macht, auf die der Mensch selbst keinen Einfluss genommen hatte. Animalisch, ursprünglich, ungezügelt eben. Damit wollte er nichts zu tun haben. Magie war nur dann gut, wenn man sie zu kontrollieren wusste. Und dafür bediente man sich technischer Hilfsmittel. Hier war dem nicht so. Zwar benutzten Magister Zauberstäbe, die im Prinzip schon irgendwo an Technologie grenzten. Aber ihre Fähigkeiten waren viel zu 'wild' für Ehjays Geschmack. Schwer zu erklären, Gedanken beiseite. Um einen besseren Überblick über den Raum zu gewinnen, zog der Techmaturg seine Kapuze zurück und sogar ganz vom Kopf, was seine mehr als seltsame Haarpracht offenbarte. Einige kleinere Stacheln regneten herab. Sie waren abgebrochen, nachdem sie sich in der Kapuze verheddert hatte. Ein Schicksal, das seiner Haarpracht alles andere als unvertraut war. Dafür wuchsen sie immerhin schnell genug wieder nach. Ehjay ließ unterdessen seinen Blick durch das Büro des Magisters schweifen. Es wirkte vertrauter, als es dem Jungen lieb war. Regale und Schreibtisch erinnerten in iher Gesamtatmosphäre unangenehm an die Studienzimmer, in denen seine Eltern viel Zeit zu verbringen pflegten. Er schluckte die Erinnerungen herunter und folgte stattdessen lieber der Aufforderung des Magisters, um seine Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt zu lenken.

Die Worte des Magisters beruhigten Ehjay nur wenig. Ein Wagnis sondergleichen war dies hier für ihn in egal welcher Hinsicht. Ob er nun gewöhnlich war oder nicht, blieb mal dahingestellt. Er selbst hielt sich für außergewöhnlich. Im Positiven wie im Negativen. Doch was ihn eigentlich interessierte war der Plan, dem man ihn präsentierte. Während der Magister munter über die bevorstehende Unternehmung schwafelte, hatte er die Umwelt scheinbar komplett ausgeblendet und fuhr mit den Fingern wild auf den Blaupausen des Schiffes umher. In seinen Augen brannte eben jenes Feuer, das verkündete, dass er genau in seinem Element war. Der Techmaturg prägte sich jeden Winkel, jede Gerätschaft und jede Besonderheit ein, die auf den Blaupausen des Schiffes zu finden war. Unwichtige Details wie Möbiliar spielten dabei keine besondere Rolle und wurden außer Acht gelassen. Ihn interessierte nur der technische Aspekt. Wo er hin musste um welchen Fehler zu beheben. In seinem Kopf spielten sich bereits jetzt zeitgleich unzählige verschiedene Szenarien ab, was er an dem Schiff instand zu setzen oder zu ändern hatte. Zugegeben, viele Änderungen gab es nicht, wenn man in einem angemessenen Budget bleiben wollte, doch Vorschläge hätte er zu jedem Zeitpunkt genug, wenn man danach fragen würde. Während er noch immer die Pläne studierte, nickte er nur fast schon geistesabwesend auf die Worte des Magisters. Er hatte sie gehört und verstanden, doch waren sie für ihn völlig uninteressant. Bezahlung spielte für Ehjay keine Rolle. Was wollte er mit Geld? Was ihn interessierte war es, den nächsten Tag zu erleben. Und wenn er dabei in seinem Element sein konnte, dann war ihm das mehr als Willkommen. Und wo wäre er das mehr, als auf einem techmaturgischen Konstrukt dieses Ausmaßes. Ihn hatte der Magister für die Unternehmung gewonnen, ganz gleich aller eventuellen Risiken.
 
Als Joshua hinter seinem Gastgeber die Wendeltreppe hinaufstieg, überkam ihn ein undeutbares Gefühl. Ihm war, als wäre er diesen Weg schon einmal gegangen. Genau diese Treppe, vor ihm dieser weißhaarige Zauberer, der viel zu jung war für die Macht, die ihn durchströmte. So unvermittelt wie es gekommen war, verschwand das Gefühl auch wieder und Joshuas Aufmerksamkeit wurde von anderen Dingen in Beschlag genommen. Das Zimmer, in das ihr potentieller Auftraggeber sie führte, war in seiner klassisch-altehrwürdigen Einrichtung allerdings weniger interessant als die großen Fenster, die einen guten Blick auf den Hafen boten. Erst nachdem Joshua den Blick wieder ins Zimmer wandte, bemerkte er, dass sein schattenhafter Begleiter derweil mehr von sich zeigte. Was ebenso rätselhaft war wie die vorherige Verhüllung. Allerdings auch deutlich bunter. Nun, die Welt war groß und selbst als jemand, der viel herumkam, hatte Joshua noch längst nicht alle Schollen und ihre teils illustren Völker besucht.

Mit einem kleinen Nicken kam Joshua der Aufforderung des Magisters nach und wollte gerade um den Sessel herumgehen, als etwas leise unter seinem Stiefel knirschte. Mit einem gemurmelten „Pardon.“, entschuldigte er sich für die versehentlich zertretene …Haarstachel und setzte sich. Zwar hegte er die Hoffnung, sich damit nicht gleich unbeliebt gemacht zu haben, stellte jedoch auch fest, dass es ihn deutlich weniger tangierte als es das vor Jahren noch getan hätte. Bevor sich aber eine intensivere Betrachtung seiner persönlichen Entwicklung hätte entfalten können, entfaltete sich auf Greys Schreibtisch etwas gänzlich anderes und wie es schien, wurde die Sache jetzt interessant. Eine „Operation von größter Bedeutung“ also. Die Antwort, worum es sich bei dieser Bedeutung handelte, blieb der kindliche Magier trotz der bildhaften Beschreibung schuldig – und damit war für Joshua auch das Interesse des Geldgebers nicht klar. Und wer derartige Unsummen in ein potentielles Himmelfahrtskommando steckte, hatte definitiv irgendein Interesse. Doch dem wollte er später noch auf den Grund gehen. Erst einmal wollte er das Handwerkszeug kennenlernen, mit dem er auf dieser abenteuerlichen Unternehmung würde arbeiten müssen, wenn er sich dafür entschied.

Der Geselle mit Stachelkopf schien längst in der Betrachtung der Baupläne versunken, als auch Joshua einen genaueren Blick darauf warf. Soweit sah es nach anständiger Arbeit aus, doch sah er mit anderen Augen darauf als ein Techniker es tat. „Gestattet mir einen Moment, Magister.“ erbat er sich auf Greys Frage und wandte sich seinem Begleiter zu. „Was ist Euer Urteil? Kann sie was?“
 
Isaac wartete und .. registrierte nicht ohne Verwunderung, dass Eliah überhaupt keine Fragen stellte, sondern im Stillen die Pläne betrachtete. Ja, er schien regelrecht keine Augen für irgendetwas anderes mehr zu haben, und hätte es ihm nicht bis in die tiefste Faser seiner Seele widerstrebt sich zur Sicherheit zu wiederholen, er hätte es wahrscheinlich getan. So betrachtete er nur seinen künftigen Bordingenieur, während der schweigend die Konstruktionszeichnung betrachtete.
Und Joshua war trotz eigentlich anständiger Erziehung (soweit der Zauberer seine Familie kannte, hieß das. Mit dem jungen Adalbert hatte er nie zu tun gehabt, geschweige denn seinem Sohn hier ..) auch nicht besser, sondern befragte erstmal den immer noch still über den Papieren sinnenden, stachelhaarigen Techniker. Was war das überhaupt? Aber das war jetzt unwichtig. Auch wenn der Navigator sie nicht aussprach, Isaac ahnte doch die Frage, die in seinem Kopf aufgetaucht war. Er wartete aus reinem Kalkül ab, bis Joshuas unmittelbare Frage beantwortet wurde, obwohl er sich eigentlich ärgerte, dass man so offen die Tauglichkeit des Gefährts hinterfragte, dann räusperte er sich trocken.

"Es ist mir gelungen, die Scholle ausfindig zu machen, die den Turm eines Erzmagiers aus vor-kataklysmischer Zeit beherbergt." Erklärte er Joshua - wie konkret dieses Ziel war, hatte er wohl noch nicht deutlich genug gesagt. "Ich bin in den Besitz von Karten gelangt, die beschreiben, wo sich das Gebäude vor der Umwälzung befand und wem es gehörte. Daraufhin habe ich von erfahrenen Hellsehern Berechnungen anstellen lassen, die die aktuelle Position im Äther vorhersagen. Sie sind verlässlich genug, um den Archivar und Kämmerer des Phönixzirkels davon zu überzeugen, dass es eine Beteiligung an der Konstruktion des Schiffs sich für sie auszahlen wird." Erklärte er bestimmt - der Zirkel war zwar nicht das einzige Konsortium von Magiekundigen, das sich zur Aufgabe gemacht hatte, das verlorene Wissen der alten Epoche wieder aufzuspüren, aber im Bereich der Äthernautik wahrscheinlich der aktivste. Und Isaac besaß glücklicherweise tatsächlich Informationen über diesen Zaubererturm, die nur einem sehr exklusiven Kreis bekannt waren - wenn auch aus ganz anderer Quelle als er seinen Finanziers gesagt hatte. Ein Zauberer spürte immer, wo sich sein eigener Turm befand - selbst im tiefsten Zwielicht, das seinen Geist umnachten konnte, dieses Wissen würde bleiben. Entsprechend hatte er einen gewissen .. Heimvorteil gehabt bei seinen eigenen Versuchen, die jetztige Position bestimmen zu lassen. Auch in der Hellseherei kam es sehr darauf an, wo man anfing zu suchen.

Isaac hatte dennoch auch Glück gehabt, dass der Phönixzirkel schon ohne ihn versucht hatte, die verlorenen Türme zu finden - so konnten sie seine Informationen in Teilen bestätigen und waren zwar erstaunt gewesen, dass ausgerechnet einem Jungen solche Karten in den Schoß fielen, aber wenn sie der Wahrheit entsprachen .. "Natürlich könnt ihr die Zahlen sehen und nachvollziehen." Fügte er hinzu - es käme ihm sogar entgegen wenn ein praktisch erfahrener Navigator die Zahlen der Numerologen noch einmal kritisch betrachtete, so konnte er die Reisezeit wesentlich besser planen. "Es handelt sich um den Turm des Erzmagiers Uranos de la Condamine - verdienter Hofmagier mehrerer Könige und Meister von Eis und Sturm. In den Jahren vor dem Kataklysmus zog er sich zunehmend zurück und beschäftigte sich äußerst intensiv mit dem Phänomen der Zeit. Es ist anzunehmen, dass er in der Katastrophe umkam, aber unwahrscheinlich, dass er zuvor keine Fortschritte in seinem neuen Gebiet gemacht hat. Zusätzlich zu all jenen seltenen und vermutlich einzigartigen Werken und Artefakten, die er ohnehin dort aufbewahrt haben sollte. Eine erfolgreiche Expedition zu seinem Turm verspricht, die magische Lehre um fünf bis zehn Jahre in die Zukunft zu katapultieren." Es war .. gelinde gesagt morbide, von sich selbst in dritter Person zu sprechen und noch dazu, als sei man bereits verstorben. Hoffentlich lohnte es sich. Ob Elias diesmal zuhören würde?
 
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Erst als er den letzten Winkel der Konstruktionspläne analysiert hatte, blickte der junge Technokrat auf die Worte Joshuas hin von dem Tisch wieder auf und sah den Navigator an. In seinen Augen brannte ein Feuer, das ohne jegliche Worte schon Bände sprach: Er konnte es nicht erwarten dieses Schiff in voller Pracht vor sich zu haben und all die Winkel, Gänge, Ecken, techmaturgischen Gerätschaften und alles andere, was er sich soeben eingeprägt hatte, zu erkunden. Doch es schien, als würde er sich noch ein wenig gedulden müssen. Es war unwahrscheinlich, dass sie nur annähernd so spannend waren wie das Schiff, doch ohne sie zu kennen, würde er es nicht beurteilen können. So lauschte der Techmaturg still den Worten des Magisters vor sich. Die Finger seiner rechten Hand huschten währenddessen über den Nacken seines Begleiters, der sich auf seinem linken Arm niedergelassen hatte. Mortheim schien sich schon an die Anwesenheit seiner beiden neuen 'Freunde' gewöhnt zu haben. Sobald er sie das nächste Mal einzeln antreffen würde, würde die Echse sich Muster zugelegt haben, anhand denen sie Elias zu verstehen gab, wen er dort vor sich hatte. Dann lag es an ihm, dieses Muster einer Person zuzuordnen - meistens anhand ihrer Stimme, die er zwar nicht analysieren aber sehr wohl unterscheiden konnte - und es sich zu merken. Von diesem Zeitpunkt an würden die beiden das Muster dann als gemeinsamen 'Code' verwenden. Diese Technik verdankten die beiden der Idee von Elias Mutter. Sie war eines Tages mit der Echse aufgetaucht und hatte sowohl Elias als auch dem Tier beigebracht, sich miteinander zu arrangieren und so zu verständigen. Es war zu gleichen Teilen Symbiose und Freundschaft, die hinter dieser Mensch-Tier Beziehung steckte.

Ehjays Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. An ihrer Mission war schlichtweg überhaupt nichts zu finden, was auch nur ansatzweise so spannend war, wie das Ätherschiff. Kurzum gesagt befanden sie sich auf einer Mission um eine Ruine zu finden in der Hoffnung, dort irgendwelchen magischen Kram aufzustöbern, der einem Magier gehört hatte, dessen Namen er sich nicht einmal hatte merken können, so kompliziert hatte er geklungen. Weder Eis, Sturm noch Zeit waren magische Gebiete, die ansatzweise in das ohnehin beschränkte Interessengebiet Magie des Techmaturgen fielen. Auch sein Begleiter schien sich nicht allzu sehr an der Geschichte zu interessieren - auch wenn Ehjay zugegeben nicht wusste, ob er irgendetwas davon verstanden hatte - denn er verzog sich wieder auf die Schulter des Techmaturgen wo er sich einrollte und die kleinen Krallen in den Stoff und zu Teilen auch in die darunterliegende Haut schlug, so dass er nicht abrutschte wenn Ehjay anfing, sich zu bewegen. Früher einmal war das schmerzhaft gewesen, doch inzwischen hatte er sich daran gewöhnt und es war zu einem vertrauten Gefühl geworden, das er nicht mehr missen wollte.

Nervös hatte das linke Bein des jungen Techmaturgen begonnen, auf und ab zu springen. Er wollte das Schiff sehen, traute sich aber nicht zu fragen und so saß er dort auf seinem Stuhl, zwar mit dem Blick einigermaßen bei der Sache, mit dem Geist jedoch schon wieder ganz wo anders. Er traute sich nicht zu fragen, ob sie nun zu dem Ätherschiff gehen konnten - wollte es sich nicht im letzten Moment noch mit einer unbedachten Handlung verscherzen -, doch die Nervosität war ihm deutlich anzumerken. Hoffentlich brachen sie bald zu einer Besichtigung auf, sonst würde er womöglich noch vor Neugierde platzen.
 
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Keine Antwort war auch eine Antwort, sagte man für gewöhnlich. In diesem Fall allerdings traf das nicht zu, denn obwohl der junge Techniker von Greys Ätherschiff sichtlich angetan schien, half es Joshua nicht wesentlich weiter. Im Gegenteil, zu den ohnehin fragwürdigen Umständen dieser Zusammenkunft traten weitere Zweifel. Ein Bordingenieur, der aus wie auch immer gearteten Gründen nicht ansprechbar war und auch selbst nicht sprach, war bestenfalls problematisch zu nennen. Auch wenn Joshua ihm die sicherlich vorhandene Expertise nicht absprechen wollte, so würde es auf Dauer nicht funktionieren können. So war die Entscheidung des Navigators für oder gegen die Expedition noch lange nicht gefasst, als der Magister fortfuhr und einige weitere Details zu seinem Vorhaben preisgab.

Ein kurzes Lächeln flackerte in Joshuas Gesicht auf, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. Er kannte da einen alten, ausgefuchsten Magier, der sich dem Abenteuer sicherlich nur zu gern angeschlossen hätte. Er selbst blieb skeptisch. Der Phönixzirkel war ihm freilich ein Begriff und es sprach nichts dagegen, dass sie der bislang unbekannte Geldgeber waren, aber … „War das die einzige Stelle, bei der Ihr vorgesprochen habt, Magister?“ Wenn dieser Turm tatsächlich das Wissen barg, das Grey vermutete, dann gab es noch andere Interessenten. Und im schlimmsten Fall wussten sie bereits von den Plänen des kindlichen Thaumaturgen, der ob seiner Machtfülle ebenfalls nicht unbedingt unauffällig war.

Zu dem Angebot, die Karten zu sehen, nickte Joshua nur. Er würde sie sich ansehen, sobald er sich entschieden hatte. Zuvor aber gab es noch einige weitere Dinge zu klären. Denn so sehr er sich einen Auftrag gewünscht hatte, so wenig würde er sich Hals über Kopf in ein Vorhaben stürzen, das bereits mehr als genug Fragen aufwarf, noch bevor es überhaupt begonnen hatte. „Wer soll noch zur Mannschaft gehören?“ erkundigte er sich und nahm die Ungeduld des Ingenieurs nur am Rande wahr. Aber auch ein solches Schiff konnten sie nicht zu dritt bewegen und davon, wer sich mit diesem Turm näher auseinandersetzen sollte, war auch noch nicht die Rede gewesen. „Ich nehme an, Ihr stellt noch einen separaten Erkundungstrupp zusammen?“
 
Ein Höflichkeitslächeln. Nun, besser als gar keines, aber Isaac war es nicht gewohnt, um Sympathie zu buhlen. "Bisher, ja. Ich bin nicht so unerfahren, wie ich aussehe. Obwohl die Suche nach verlorenem Wissen uns alle einen sollte, gibt es manche, die diese Gelegenheit nur zu gern ergreifen würden, um sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern." Erwiderte er ohne zu zögern. Der Navigator war in diesem Geschäft erfahren, deshalb stellte er eine solche Frage - hier Naivität oder Unsicherheit zu zeigen würde bedeuten, sein Interesse zu verlieren, falls es denn bestand. Zumindest war er neugierig genug gewesen, sich bei seinem zweiten Kandidaten zu erkundigen.

"Aus diesem Grund möchte ich die Mannschaft auch möglichst klein halten, um eure zweite Frage zu beantworten. Das Schiff ist so entworfen, dass es auch mit minimaler Besatzung voll fahrtauglich ist. Im Notfall kann eine Person es für drei Tage sicher führen, für den regulären Betrieb würden zwei genügen. Wenn der Turm - oder ein anderes Objekt von Interesse - gefunden ist, kann es dort verankert werden. Ich hege die Absicht, so wenig Personen wie möglich in dieses Vorhaben einzuschließen - gerade wegen der notwendigen Vertraulichkeit des Vorhabens und der Größe des Gefährts. Es wäre ohnehin töricht, jemand anderen als erfahrene und absolut vertrauenswürdige Äthernauten mit dieser Aufgabe zu betrauen. Und deshalb wird der Erkundungstrupp mit der Mannschaft identisch sein - Ich habe keine Absicht, zwei getrennte Gruppen mit eigenen Loyalitäten in dieses Vorhaben einzubringen. Die Besatzung wird aus wenigen Personen bestehen, dafür jede einzelne sowohl in der Schifffahrt als auch im Feldeinsatz erfahren. Die Bereiche überschneiden sich ohnehin - zum Umgang mit noch vorhandenen Sicherheitsmechanismen sind ein klassisch ausgebildeter Arkanist und ein Ingenieur ebenso unabdingbar wie ein im Nahkamf erfahrener Zauberer mit unorthodoxer Magie." Isaac legte in einer Geste, die bei einem in Macht und Würden ergrauten Zauberer sicher effektvoller gewesen wäre, die Fingerkuppen aneinander. "Ihr besitzt erstaunlich viele Talente, Mister Fanshaw."

"Aber aus diesen beiden Gründen - Vertraulichkeit und die vielfältigen Herausforderungen - werde ich die Expedition in jeder Phase selbst begleiten, und deshalb habe ich auch euch eingeladen, keinen der einschlägigen Spezialisten für Navigation allein. Dass euer Geschick das Feld der Navigation übersteigt, ist inzwischen gut bekannt, deshalb wart ihr für diese Aufgabe prädestiniert. Insgesamt habe ich nur vier Personen angefragt, alle von vergleichbarer Integrität und Vielseitigkeit. Ich gebe zu, ich hatte mit etwas mehr Resonanz gerechnet.. doch das mag der guten Auftragslage im Handel geschuldet sein." Sein Blick wanderte zu dem immer noch schweigsamen Techniker, und er räusperte sich deutlich. "Ihr habt die Pläne nun eingehend studiert. Eure Fähigkeiten als Ingenieur gelten als außerordentlich - Seid ihr der Ansicht, dass ihr das Schiff mit unser beider Unterstützung sicher im Äther halten könnt?" Viele alltägliche Aufgaben wurden von im Plan verzeichneten mechanischen Installationen vorgenommen - die ein Ausnahmetalent möglicherweise noch weiter optimieren konnte - oder von den das Schiff umspannenden Verzauberungen erledigt. Der Ingenieur war jetzt sein Kronzeuge für die Tauglichkeit dieses Konzepts..
 
Wie sie nur so viel reden konnten, wo doch dieses Schiff dort draußen stand und darauf wartete, begutachtet zu werden? Mit Ungeduld lauschte Ehjay den weiteren Ausführungen, mehr um sich die Zeit zu vertreiben als um ihnen wirklich zu folgen... dachte er zumindest zunächst. Dem Techmaturg wurde ein wenig unwohl zumute, als man ihm erklärte, dass er an den Landeinsätzen teilnehmen würde. In seinem Kopf sponnen sich einige Szenarien zusammen, wie solche Einsätze aussehen konnten und er kam bei allen zu dem gleichen Schluss: Seine Ausrüstung würde nicht ausgereift genug dafür sein. Er würde Verbesserungen und Optimierungen vornehmen müssen, für die ihm bisher schlichtweg die Mittel gefehlt hatten. Wie es schien, kam wohl auch ihm die Fülle an Ressourcen die für dieses Unterfangen zur Verfügung stand zugute. Vielleicht konnte er...
Die Frage des Magisters unterbrach die Gedankengänge Ehjays. Im Kern war es die Selbe, die der Navigator ihm bereits zuvor gestellt hatte. Er kam wohl nicht umhin, den beiden eine Antwort zu geben. "Ich..." In seinem Kopf hatte er den folgenden Monolog bereits vollständig ausformuliert. Kurz nachdem er zum Sprechen angesetzt hatte, war er jedoch bereits wieder verstummt. Gesetzt dem Fall, dass sie die Details seiner Worte verstanden hätten, wäre das Meiste wahrscheinlich für sie absolut unerheblich gewesen. Er kürzte seine Ausfürung also radikal auf den wichtigen Teil, bevor er schließlich seinen Satz nach einem kurzen Moment fortführte. "... halte es für das beste Schiff, dessen Planerei ich gesehen habe." Bevor er weiter sprach, deutete er auf verschiedene Stellen der Blaupausen. "Einige Stellen könnte man mit den richtigen Mitteln verbessern, um die langfristige Effizienz optimieren. Mit den richtigen Mitteln kann ich das während dem laufenden Betrieb übernehmen." Für einen Moment rang er nach Worten. Es fiel ihm stets schwer, sich verständlich zu artikulieren, rauschten in seinem Kopf die Wörter und Sätze doch nur so an ihm vorbei - viel zu schnell als dass er sie hätte aussprechen können. Und so viele Möglichkeiten! Er griff sich schließlich einfach eine heraus. "Ich stelle eine Liste mit den Ressourcen auf, die dafür nothändig sind." Wieder zögerte er. Für einen Moment hatte er mit dem Gedanken gespielt, die Materialien die er für seine eigene Ausrüstung bentötigte einfach unter die Liste zu mischen, doch es widerstrebte ihm, diese Unternehmung mit einer Lüge zu beginnen. Er ließ es also auf das Risiko ankommen, eine Abfuhr zu erhalten. "Und einigen Materien für meine eigene Ausrüstung, wenn es erlaubt ist." Nervös blickte der Techmaturg, dessen Blick während der ganzen Zeit die er gesprochen hatte auf den Blaupausen gelegen hatte schließlich auf und dem Magister erwartungsvoll ins Gesicht.
 
[FONT=&amp]Nur über eine leicht gehobene Braue ließ Joshua den Magister wissen, was er von dessen Mannschaftsplanung hielt. Die Gründe, die Grey für seine Entscheidungen anführte, waren durchaus nachvollziehbar, doch unabhängig davon, wie wunderbar das Schiff gearbeitet sein mochte, war es leichtsinnig mit nur drei Personen in den unbekannten Äther aufzubrechen. Um dann noch den Turm eines vermutlich längst verblichenen Erzmagiers zu erkunden. Was lang verlassene und unkontrollierte Magie an Scheußlichkeiten hervorbringen konnte, wusste Joshua nur zu gut…[/FONT]

[FONT=&amp]Grey war daher auf dem besten Wege seinen Navigator zu vergraulen, so wohlgewählt seine Worte auch waren. Die eingestreuten kleinen Schmeicheleien erreichten Joshua nicht, während er darüber nachdachte, was er nun tun sollte. Der Auftrag war nicht unbedingt uninteressant und war vielleicht die Herausforderung, die er sich insgeheim gewünscht hatte. Aber eben auch ziemlich wahnsinnig und auch sonst gab es nicht viel, das ihn gereizt hätte an der Expedition teilzunehmen. Das nächste Schiff kam bestimmt und er könnte sich sein täglich Brot mit weitgehend kalkulierbarem Risiko verdienen – und einer Mannschaft, die den Namen auch verdiente. [FONT=&amp]Wenn er in sich hineinhorchte, wollte er dem alles andere als unverdächtig wirkenden Magister auch nicht das süffisante Vergnügen gewähren, sich wider besseres Wissen breitschlagen zu lassen. Denn dass Grey viel von sich hielt, war kaum zu übersehen. [/FONT]Wäre es nicht um ein leises, nagendes Stimmchen in seinem Hinterkopf gewesen, er hätte sich höflich verabschiedet und wäre seiner Wege gezogen. Aber es gab etwas – oder vielmehr jemanden -, den Joshua genug wertschätzte, um seine persönlichen Belange beiseite zu schieben und die verrückte Reise doch anzutreten. Ashwood. Er schuldete ihm eine Menge. Mehr als das Leben, das er verlieren könnte, und auch mehr als Geld je wieder gutmachen könnte (wenn es seinen Mentor überhaupt interessiert hätte). Doch das Wissen, das er vielleicht mitbringen könnte, würde den alten Kauz mehr als erfreuen. [/FONT]

[FONT=&amp]Außer der offensichtlichen Tatsache, dass er nachdachte, drang von den Gedanken des Navigators freilich nichts nach außen – so gut hatte er sich dank seines Elternhauses dann doch im Griff. Während der Ingenieur mit der Echse tatsächlich einige Worte verlautbaren ließ, fasste Joshua seinen Entschluss.[/FONT][FONT=&amp] „Wenn Ihr mich an Bord haben wollt, stelle ich eine Bedingung.“ sprach er, nachdem die beiden anderen ihre Angelegenheiten geregelt hatten. „Ich möchte von dem, was wir in, an oder um diesen Turm finden, eine exakte Dokumentation und das eine oder andere interessante Stück.“ Für alles, was sich sonst während der Reise ergeben konnte, würde er selbst Sorge tragen. „Ihr habt mein Ehrenwort, dass ich nicht ungebührlich damit umgehen werde.“ Anschließend wandte er sich zu dem stachelköpfigen Jungen um und hielt ihm als weiteren und vorerst letzten Versuch einer Kontaktaufnahme die Hand hin. „Joshua Fanshaw. Sehr erfreut.“ [/FONT]
 
Isaac nickte zustimmend, als Elias seine Erklärung abgab. Er begann den Erfinder zu schätzen - ein Getriebener ganz wie er selbst, wie er nicht ohne Selbstverachtung dachte. Natürlich machte das die Verhandlung mit ihm einfach, auch unabhängig von seiner Besonderheit. Vielleicht hätte er sie einzeln einbestellen sollen. "Natürlich. Ihr sollt erhalten was ihr für das Schiff und für euch selbst benötigt. Ich werde diese Scholle mit der besten möglichen Vorbereitung betreten." Er lächelte, auch wenn er bezweifelte, dass sein Gesprächspartner das zu schätzen wusste, und würde ihn wieder der Konstruktionszeichnung überlassen, um sich seinem anderen Kandidaten zuzuwenden.
Er hatte leider kein gutes Gefühl, als Fanshaw zu seiner Antwort ansetzte. Zu viele Nachfragen, zu wenig Zustimmung an den richtigen Stellen, die auf einen Wunsch gedeutet hätte, tatsächlich an Bord genommen zu werden. Er wusste, seine Irritation über die letzten Wochen, ach Monate, schien deutlich durch, und nur der Ingenieur störte sich nicht daran, weil er gänzlich andere Maßstäbe anlegte als seine Mitmenschen. Einen gewöhnlichen Äthernauten hätte er mit der spürbaren Kälte und Wucht seiner Magie einschüchtern und mit Gold locken können, doch Fanshaw war weder gierig noch bereit, sich einschüchtern zu lassen - und für Freundlichkeiten hatte Grey keine Zeit, wenn es auf jede Woche ankam! Nein, dieser Grund war vielleicht verloren .. Im Geiste spielte er bereits seine Aussichten durch, nur mit dem Techniker und ein paar weniger illustren Begleitern die Reise zu machen. Es war nicht seine bevozugte Lösung, aber es würde funktionieren. Wenn er riskieren musste weniger kompetente und weniger vertrauenswürdige Begleiter auf die Reise mitzunehmen .. und sie im Nachhinein irgendwie still halten musste, dann war es so. Isaac Grey war keineswegs ein Neuling, was die hässlichen Seiten der Suche nach Wissen anging..

.. aber Fanshaw überraschte ihn, indem er doch noch zustimmte. Der Blick des Zauberers, der während der Rede beständig wach auf ihm geblieben war, gewann wieder seine volle Intensität, nachdem er zuvor resigniert hatte, den Navigator nicht wirklich lesen zu können. Er stellte eine weitere Bedingung, und der erfahrene Zauberer im Körper des Kindes zuckte zusammen, als er schlussfolgerte, dass Joshua Fanshaw einen Verbündeten besaß, der offenbar am Ziel dieser Expedition interessiert war - für ihn musste der Navigator eine solche Bedingung gestellt haben.
Aber er hatte keine Wahl. Sein Lebenswerk zu teilen war besser als sein Leben auszuhauchen. Innerlich jubilierte er, entschied sich aber, sein Gesicht zu wahren. Es war keineswegs ziemlich in Verhandlungen zu jubeln, erst recht nicht wenn man aufgrund unglücklicher Ereignisse zur Zeit ein Kind war. "Ihr wisst, dass sich daraus Schwierigkeiten mit dem Phönixzirkel ergeben könnten." Begann er, nickte dann aber und lächelte so weit wie es die Situation erlaubte - ließ sogar ein wenig Erleichterung durchscheinen. "Aber ich bin bereit diesen Sturm allein zu reiten, sobald er hereinbricht. Ich schlage vor, über den genauen Umfang und die Art eurer interessanten Stücke verhandeln wir, wenn sie vor uns liegen. Abgemacht, Mr. Fanshaw. Beim Licht der Sterne, der Drehung des Himmels, und den Wogen des Äthers schwöre ich den Geist und die Lettern unseres Paktes zu achten." Er bot dem Navigator seine blasse, schmale Hand an, um die alte Paktformel unter Zauberern zu besiegeln, wie sie für eine Abmachung über magische Güter nur angebracht war. Dann schaute er in die kleine Runde und nickte. "Gut. Ich werde sofort veranlassen, dass ihr das Schiff betreten und euer Gepäck an Bord bringen könnt. Wenn ihr über weitere Vorbereitungen zu sprechen wünscht, stehe ich euch gern zur Verfügung." Er warf einen Blick zu Elias. "Ebenso genießt ihr hiermit natürlich meinen Schutz und Obdach, solltet ihr dies benötigen. Alle Hilfe die ich euch in dieser Stadt leisten kann ist gewährt." Er vermutete, dass zumindest einer der beiden das Angebot benötigen könnte - für den Ernstfall konnte er hier sicherlich einen Gast beherbergen und schützen. Fanshaw würde wahrscheinlich Distanz wahren, aber trotzdem .. "Tee?" Fragte Isaac, offenbar ziemlich erleichtert, dass der geschäftliche Teil erfolgreich beschlossen war, und ließ ein Tablett mit Kanne und drei Bechern heranschweben, das bisher taktvoll im Treppenaufgang gewartet hatte.
 
Seine Ängste schienen unberechtigt gewesen zu sein. Ohne zu Zögern gewährte ihm der Magister eine Zusage für alle Ressourcen die er benötigte, gleich ob für persönliche Angelegenheiten oder zum Wohle des Schiffes und der Unternehmung. Nun, wenn alles funktionierte würde wohl auch sein persönliches Projekt der Unternehmung zu Gute kommen. Eine Waffe mehr an Bord - vor allem eine so tödliche - würde sicherlich nicht schaden. Doch er behielt diese Gedanken für sich. Er wollte es sich nicht mit seinen neuen Verbündeten verscherzen in dem er ihnen offenbarte, mit was genau er an Bord des Ätherschiffes rumexperimentieren wollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zumindest einem von ihnen deutliches Unbehagen bereitet hätte, war einfach zu groß als dass er es riskieren wollte. Und ohnehin war ein Unfall faktisch ausgeschlossen... naja, sogut wie, aber die Restwahrscheinlichkeit konnte man unter den Tisch fallen lassen. Für ihn war es auf jeden Fall der Freibrief, auf dieser Expedition unter dem Schutz eines Magisters die Arbeit seiner Eltern vollenden zu können. Einfach genial!
Ehjay blickte erst auf, als der Nagivator ihn schließlich ansprach. Es schien sein Name zu sein, den er dort zu hören bekam. Zusätzlich das Angebot zu einem Handschlag, den er - wie so oft - viel zu wörtlich nahm. Mit der geballten Faust schlug er gegen die Innenseite der Hand des Navigators. Hinter dem Schlag selbst lag keinerlei Absicht, den Navigator zu verletzen und entsprechend wenig Kraft. Man hätte es wohl mit jemandem vergleichen können der sich selbst in die hohle Handfläche schlug... nur dass die zweite Hand hier jemand anderem gehörte und nicht Ehjay selbst. "Elias Ehjay Jade-Flynn, die Ehre ist mit mir." Zufrieden mit seiner diesmal - wie er zumindest fand - absolut passenden Reaktion wandte sich Ehjay dem fliegenden Tablett zu und griff nach einem der Becher. Er bedankte sich bei dem Magister und setzte dann zum Trinken an - den Mittelfinger vom Becher gestreckt, so wie er es von seinem Vater - einem Teeliebhaber - gelernt zu haben glaubte. Auch wenn er gerne Mal vergaß, wie genau er sich zu verhalten hatte, war Ehjay schließlich immer bemüht, seine gute Erziehung zu zeigen. Es würde wohl nicht das letzte Mal sein, dass ihm nicht auffallen würde wie sehr er dabei am Ziel vorbei schoss.
 
[FONT=&amp]„Das wäre wohl leider zu erwarten.“ kommentierte Joshua die Bemerkung, dass der Phönixzirkel die Ergebnisse der Expedition nur ungern teilen würde, mit einer Spur Bedauern. Er wusste, dass er sich teuer verkaufte und nicht nur der Zirkel, sondern auch Grey den hohen Preis vermutlich nicht zahlen wollte. Doch er tat es ohne Widerworte oder Feilschen, ein wenig zu Joshuas Verwunderung. Dem Magister musste auch persönlich einiges daran liegen, sonst hätte er kaum einen solchen Aufriss veranstaltet. Ein eigens gebautes und aufwendig verzaubertes Ätherschiff, eine …erlesene, kleine Mannschaft und eine Fahrt ins Ungewisse. All das nur, um etwas Wissensdurst zu besänftigen? Der Navigator hatte seine Zweifel, allerdings war jetzt nicht der Zeitpunkt, um ihnen weiter auf den Grund zu gehen und letztlich doch nur im Trüben zu fischen. Er hörte die alten Worte und nickte, bevor er die viel zu junge Hand ergriff …und plötzlich einen Schmerz verspürte, als sei sein Innerstes in tausend Splitter zerborsten. Die er dem Magister um ein Haar auf die teuren Schuhe gekotzt hätte. Etwas zu schnell als dass es nicht auffällig gewesen wäre, zog er seine Hand zurück und das Gefühl verblasste, bis es nur noch ein Echo in Joshuas Gedanken war. „Dann ist es abgemacht.“, beschloss er den Handel, um irgendwie wieder zur Normalität zurückzufinden. Der hartnäckige Gedanke, ob er nicht gerade eine sehr, sehr dumme Entscheidung getroffen hatte, drängte sich einmal mehr auf, aber nun hatte er sein Wort gegeben und würde nicht zurücktreten.[/FONT]

[FONT=&amp]Verglichen mit dem, was bei Greys Händedruck geschehen war, gestaltete sich der mit Flynn eher harmlos, auch wenn Joshua sich allmählich fragte, ob hier noch irgendetwas normal verlief. Doch ganz der Ehrenmann, zu dem man ihn ein halbes Leben lang hatte erziehen wollen, ließ er sich die Überraschung angesichts dieses ‚Handschlags‘ nicht anmerken und fuhr fort wie er es sonst auch getan hätte: er umschloss die Faust mit seiner Hand, drückte sie kurz und ließ wieder los. „Angenehm.“[/FONT]

[FONT=&amp]Da waren sie nun, die beiden Menschen (?), mit denen er die kommenden Monate unterwegs sein würde, irgendwo am Rande der bekannten Welt. Viel Zeit, um mehr über einander zu erfahren. Mit leisem Dank nahm Joshua sich eine der Teetassen von dem schwebenden Tablett.[/FONT][FONT=&amp] Als er sah, wie der Ingenieur seine Tasse hielt und den Gesellschaftsfinger dabei etwas anders deutete als es gewöhnlich der Fall war, zuckten Joshuas Mundwinkel kurz in einem kläglichen Versuch, nicht zu lachen. Ob nun beabsichtigt oder nicht - besser hätte Flynn die gehobene Gesellschaft, der er selbst entstammte, kaum karikieren können. Mit ernster Miene hob er seine eigene Tasse in gleicher Geste zu einem kleinen Salut an den Jungen, überließ weitere Worte aber zunächst dem Magister. [/FONT][FONT=&amp]„Hat sie eigentlich schon einen Namen?“ fragte er schließlich als sich eine Gelegenheit bot und nickte in Richtung des Schiffes, das völlig unbeeindruckt von all den Vorkommnissen im Arbeitszimmer im Dock hinter der Fensterfront lag.[/FONT]
 
Isaac blickte eine Spur zu lange auf Joshuas zurückgezogene Hand um noch vorgeben zu können, dass er den Lapsus nicht bemerkt hatte. Aber erklären konnte er ihn sich nicht - dass das ungewöhnliche Gespür des Navigators sich auch auf das Wesen seiner Magie erstreckte, konnte er nicht ahnen. Er verwarf seine Irritation rasch und mit Nachdruck. Er hatte bekommen, was er brauchte, und jetzt sollte er seiner Mannschaft ein guter Gastgeber sein.
Seiner Mannschaft. Ein eigenartiger Gedanke, wie er sich eingestehen musste. Aber einer an den er sich gewöhnen wollte, schon weil es die Notwendigkeit diktierte. Und .. das würde ihm auch erlauben, Fanshaws Skeptizismus und Eliahs' Exzentrizitäten zu tolerieren.

Auch wenn er sich wünschte, dass man seine Toleranz nicht gleich auf eine so harte Probe stellen würde. Isaac versenkte sein Gesicht rasch in der Teetasse, um sein blankes Erstaunen auf die .. eigenwillige Gestik des Igenieurs zu maskieren, und hüstelte ziemlich deutlich, als er die Tasse wieder absetzte. Erstens war der Tee zu heiß gewesen, zweitens hatte er sich verschluckt. Nach einem kurzen, erschreckend würdelosen Intermezzo, hob er an, Joshuas Frage zu beantworten. Und bemerkte zunächst nicht, dass seine Stimme sich mit Ende des Hustens klammheimlich eine Oktave höher geschwungen hatte und sich dort häuslich einrichtete.

"Noch nicht." Erklärte der alterstechnisch benachteiligte Zauberer, und schüttelte langsam wie bedeutungsschwer den Kopf. "ich lege Wert darauf, eine Schöpfung erst dann zu benennen, wenn sie vollendet ist. Namen haben eine beträchtliche Macht über die Zukunft eines Dinges. Umsomehr wenn es von Magie durchwoben ist. Ein zu früh gewählter Name hätte die Verzauberung der Segel oder des Rumpfes gefährden können." Er warf einen Blick in die Runde, den er für selbstbewusst-gönnerhaft hielt - tatsächlich sah es eher nach kindlichem Stolz aus, umso mehr als er auch noch ein leichtes Lächeln wagte. "Warum betreten wir es nicht gemeinsam, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, und taufen es als Gemeinschaft? Ein Name, der die Mannschaft und das Schiff auf diese Art verbindet, wird der Funktion der magischen Aspekte nur zuträglich sein."

Es wurde - so man Isaac im Folgenden nicht zu deutlich auf seine unbeabsichtigt kindhaftes Auftreten aufmerksam machte - eine recht zivilisierte, ruhige Teestunde, und der Zauberer traute sich ein wenig aus seiner kühlen Schale, wenn er auf die Magie, die das Schiff zusammenhielt, die Expedition, und sein sonstiges Handwerk zu sprechen kam. Bei den übrigen Themen zeigte er sich zumindest höflich interessiert und spielte die Rolle des Gastgebers angemessen, ehe man sich verabschiedete. Falls Ehjay das Angebot, sich zu seiner Sicherheit gleich hier einzuquartieren, annehmen sollte, würde er einen unscheinbaren aber in seiner Kargheit angenehm sicheren Eckraum mit Pritsche neben der Werkstatt für den Ingenieur räumen und sich ansonsten verabschieden, um noch einmal mögliche letzte Ergänzungen des Zauberwerks zu überdenken.
 
Dass man sich um einen Namen so viele Gedanken machen musste erschien Ehjay völlig absurd. Klar, Namen für Menschen waren wichtig, damit man sich gegenseitig leichter unterscheiden konnte, aber die meisten Gegenstände hatten ja bereits einen Namen, wie zum Beispiel eben Ätherschiff. Was genau da ein erfundener Name noch zusätzlich bewirken sollte, war ihm unbegreiflich. Doch der Techmaturg beschloss, dass es wahrscheinlich klüger war, dieses Thema nicht anzuschneiden und nickte nur mehr oder weniger zustimmend bei Isaacs Aussage, dass man das Schiff später gemeinsam benennen würde. Vielleicht hatte sich bis dahin auch dem Techmaturgen der Sinn eines Namen erschlossen. Wahrscheinlich aber eher nicht.

Die folgende Teestunde war hingegen eine willkommene Abwechslung für Elias. Es war lange her, dass er einmal einen Abend in angenehmer Gesellschaft verbracht hatte, die ihm nicht an den Kragen wollte, sei es wegen seiner Eltern, seinem Verhalten oder seinem Aussehen. Er beteiligte sich nur mäßig an der Konversation und jeder seiner Beiträge erschien praktisch absolut unpassend, auch wenn er grundsätzlich das richtige meinte. Wenn man in der Lage war, über seine Sprachbarriere hinwegzudenken, erschienen Ehjays Beiträge sogar sehr geistreich. Auch wenn ihm stets die passenden Worte fehlten, so war der Techmaturg dennoch nicht auf den Kopf gefallen und dachte stets erst nach, bevor er sprach.

Trotz der angenehmen Ausflucht zu seinem Alltag war er jedoch ein klein wenig froh als sich der Abend dem Ende neigte. Er empfand Konversation stets als sehr anstrengend, vor allem wenn er sich bemühte, zumindest das Meiste des Gesprochenen aufzunehmen. Das Angebot des Magisters, die Nacht über in dessen Haus zu verweilen nahm Ehjay jedoch ohne zu zögern an. Er wäre dumm gewesen, sich noch einmal auf die Straße zu trauen, vor allem zu dieser späten Stunde. So fand er sich nun auf der Pritsche wieder, die der Magister für ihn bereit gestellt hatte. Zugegeben, es war nicht das luxuriöseste Bett, in dem Elias je geschlafen hatte, aber es hatte auch schon weitaus schlechtere Übernachtungsmöglichkeiten gegeben, so dass er für jedes bisschen Komfort sehr dankbar war. In seiner unnachahmlich unverständlichen Art hatte er den letzten Teil dem Magister auch mitgeteilt. Bereits kurze Zeit später schlief der junge Techmaturg tief und fest.
 
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