Die Rache der Zwerge ist Band 3 der Geschichten aus dem Geborgenen Land und, wenn man den Worten von Autor Markus Heitz glauben schenken darf, das vorerst letzte dieser Reihe. Die Handlung des Buches schliesst an die beiden Vorgaenger an, hier also auf vielfachen Wunsch eine kleine Zusammenfassung der Teile 1-2 und die Geschichte aus Teil 3: "Die Zwerge" zeigt uns ein Land, eingeschlossen von Bergen, das aus gutem Grunde das "geborgene Land" genannt wird. Schon im ersten Kapitel des ersten Buches wird der Tag geschildert, an dem die Zwerge zum ersten und einzigen Mal ihre Pflicht, das geborgene Land an allen vier Berggrenzen zu beschuetzen, nicht einhalten koennen und das Boese in Gestalt von Orks, Ogern, Alben und Schlimmerem eindringt. Seit damals sind viele Jahre vergangen doch das Boese konnte nie wieder ausgemerzt werden und der Zwergenstamm, der den Durchgang bewachte und versagte, wurde damals ausgeloescht und fehlt den anderen vier Staemmen bei ihrem Auftrag.
Der Held der Trilogie, Tungdil Goldhand, ist ein voellig untypischer Zwerg, lebt er doch unter Menschen, besser geht ist er der Gehilfe eines der fuenf Zauberer vom geborgenen Land, Lot Ionan. Die Zauberer sind es, die nach dem Durchbruch des Boesen in das Geborgene Land eine magische Barriere aufgebaut haben und damit die Horden des Dunkels draussen halten. Doch alles scheint verloren als einer der Zauberer, Nudin, die anderen vier hinterhaeltig ermordet
und das Boese um sich schart um den magischen Schutz einzureissen. Nod' Onn, wie er sich nun nennt, setzt alles daran, die staerkste Waffe der Guten zu zerstoeren, die Zwerge.
Tungdil, unser kleiner Schmid und Gehilfe eines Zauberers nun wird auserkoren, eine Waffe zu schmieden, die Nod' Onn toeten kann, eine magische Waffe, geschmiedet im verlassenen Berg des Fuenften Stammes, gestaehlt in einer Esse, deren Feuer von einem Drachen angeheizt wurde. Doch nicht nur Nod' Onn ist dem "Gelehrten" Tungdil auf der Spur, auch der Verraeterstamm der Dritten, die Zwergentoeter, machen gemeinsame Sache mit dem boesen Zauberer und setzten alles daran, die Aufgabe zum scheitern zu bringen.
Mehr wird zum ersten Teil nicht verraten, nur die Charaktere, die Tungil zur Seite stehen, sind eines weiteren Blickes wert. Da sind zum einen die zwei Zwergenbrueder aus dem Stamm der Ersten, wahre Kaempfernaturen, der eine besonnen und nett, der andere ein wahrer Kampfzwerg mit einem wahnsinnigen Glitztern in den Augen, sein Spitzname Ingrimmsch spricht Baende. Die Beiden fuehren den Zwergenneuling Tungdil und damit auch den werten Leser in das Leben und die Seele der Zwerge ein, auch die Zwergenfrauen sind ein Thema in den vielen Abendgespraechen waehrend der Maersche. Da ist auch eine Zauberin, Andokai, die mithilfe ihres raetselhaften Helfers, eines 3 Meter hoehen Ungetuems, manche behaupten der schlimmsten Schoepfung des Monstergottes, ihres Helfers Djer'un dem Mordversuch Nod'Onns entkommen ist und sich auf die Seite des Guten stellt, was witzig ist, ist sie doch die Magierin des Ausgleich, gleich angezogen von Gut und Boese.
Nicht vergessen werden darf da noch Rodario, der Schauspieler. Er, ein beliebter Weiberheld und Mime, ist immer auf der Suche nach Stoff fuer eine neues Stueck und verwickelt sich in die Geschichte, so sehr, dass er am Ende kaempfen muss anstatt aufzuschreiben! Am Ende des ersten Teils wird dem Geborgenen Land Unheil von ausserhalb prophezeit und tatsaechlich schlaegt in den letzen Seiten ein Meteorit oder etwas noch schlimmeres weit
ausserhalb im Jenseitigen Land ein. Das zweite Buch bringt
diese Gefahr in das Geborgene Land, weiss-strahlende Engelswesen, die alles vernichten wollen, was auch nur ansatzweise boese ist. Hm, eigentlich ein guter Ansatz, nur leider fehlt der Eoil, einer Art Elbengoettin, jeglicher Sinn fuer Gnade und Kompromiss, sie droht das ganze Gelobte Land auszurotten. Tungdil ist es wieder, der gerufen wird, um mit seinem Wissen aus den Tagen mit Lot Ionan und dem Kampf gegen Nod 'Ohn gegen die Eoil zu bestehen, schliesslich durfte er sich die magische Waffe aus Teil eins behalten! Wieder mit von der Partie sind die oben vorgestellten Charaktere und jemand, den ich da oben gar nicht erwaehnt habe: Balyndis, die Zwergenfrau mit den schoensten Augen, zumindest sieht das Tungdil so
Man glaubt es kaum, aber der Frau ist voellig egal, dass sich Tungdil als Dritter entpuppte, sie will ihn als Mann haben, wenn da nur ihre Familie und der Koenig der Zweiten nicht waere, der auch ein Auge auf sie geworfen hat. Neben den Dritten thematisiert dieser Teil auch die Geschichte von den "Ungebundenen", Zwergen, die ohne Stammzugehoerigkeit irgendwo im Untergrund leben, geheim, niemand hat sie jemals wirklich gesehen.
Ok, genug von Teil 1&2, nun schnell eine Zusammenfassung dieses neuen Teils, "Die Rache der Zwerge". Wenn man den Titel liest und die beiden ersten Teile noch in frischer Erinnerung hat denkt man bei "Rache" natuerlich gleich an die Dritten aber das geht weit an der Story vorbei. Zugegeben, das Buch hat einen etwas falschen Titel, meiner Meinung nach sollte es "Die Rache AN den Zwergen" heissen. Es scheint wirklich aussichtslos, aus dem geborgenen Land naehern sich
tausende Orks, Oger und Trolle, doch sie sind das, was die Zwerge gewohnt sind zu bekaempfen, vor ihnen fuerchtet sich niemand. Es ist die Streitmacht, die die Orks vor sich herscheucht, Wesen wie Djer'un, Daemonen gleich sind es, die da vor den Toren der Vierten auftauchen. Aber halt. Wir sind schon mitten in der Geschichte. Immer der Reihe nach. Am Anfang sind da diese Maschinen aus Tionium, die Jagd machen. Jagd auf die Diamanten, eben die, die am Ende von Teil 2 aus dem Boesen im Geborgenen Land gemacht wurden. Diese Maschinen sind unerbittlich und von keinem noch so starken Zwerg zu stoppen, einen nach dem Anderen reissen sich diese seltsamen Mischwesen, halb Alb, halb Ork(!), und ein gehoeriger Teil Zwergenstahl saemtliche Diamanten unter den Nagel. Wer auch immer den wirklichen Diamanten in Haenden haelt und ihn zu benutzen weiss erhaelt gottgleiche Macht und wird nicht mehr zu stoppen sein. Der Koenig der Zwerge schickt nach seinen Helden, Ingrimmsch und Tungdil, um die Dinge aufzuklaeren. Doch Tungdil ist nicht mehr der Held von einst, er ist ein Saeufer und unzufriedener Mann geworden, etwas schreckliches war passiert. Trotz allem machen sich die beiden auf, den Maschinen auf die Spur zu kommen. Die heisseste Spur fuehrt sie mitten in das Element der Goettin Elira, ihrer groessten Feindin, mitten hinein ins Wasser! Dort, unter der Oberflaeche eines Sees, hat etwas die
schreckliche Welle der Ausloeschung aus Teil 2 ueberlebt und sinnt auf Rache. Soviel sei vorweggenommen: Nur mit der Macht des Guten im Geborgenen Land wird dieser Teil nicht zu loesen sein, Hilfe von ausserhalb muss her!
Man merkt dem Teil an, dass Heitz Wege zu gehen versucht, die er in den beiden vorangegangenen Teilen noch nicht betreten hat und einer davon ist ueberraschender- und erfreulicherweise eine grosse Portion Charakterveraenderung.
Veraenderung ist gut, und die ganze neue Sichtweise von Tungdil als gescheitertem Helden, der wie Rambo zu Hause nicht zurecht kommt und das Abenteuer braucht ist erfrischend und witzig zugleich.
Auch die alten Bekannten Rodario und Ingrimmsch erhalten neue Zuege, wer haette dem guten alten Mimen zugetraut, sich nach Andokai mal in eine normal Sterbliche zu verlieben, und das bis ueber beide Ohren? Oder dass es jemanden gibt der mehr Erfolg bei den Spectatores haette als er selbst?Die Geschichte selbst ist ueberdurchschnittlich gut, doch ist der altbekannte Fantasy-Handlungsstrang nicht zu verleugnen, so taucht wieder neues Unheil am Horizont auf und der Held muss (und wird) die Probleme loesen, trotzdem sind die neuen Kreaturen und Maschinen durchaus gut gemacht und haben mir den einen oder anderen grausigen Albtraum (im wahrsten Sinne
) beschert!
Diese Wesen sind generell etwas erschreckend Neues,
Kreuzungen zwischen den Unsterblichen und Orks, verstaerkt
durch Tionium. Zugegeben, das Verstaerken der Gliedmassen mit Tionium ist wohl von X-Men und dem stahlverstaerkten Wolverine abgeschaut aber im Fantasy-Genre doch etwas nie gesehenes, zumindest von mir. Eigentlich haette ich mir gewuenscht, Heitz bliebe bei diesen Wesen und verliehe ihnen ein bisschen Persoenlichkeit, erst recht der wahre Sohn der Unsterblichen haette verdient, mehr zu sein als nur Zuschauer und Komparse. Das Paar der Albenfuersten war ja schon bekannt und deshalb nicht mehr so interessant, auch haette ich den neuen Kreaturen zugetraut, noch Boeser zu werden als ihre Schoepfer, schliesslich wurden sie bei lebendigem Leib verstuemmelt und geschunden, daraus haette fuer mich eine kleine Armee gefaehrlicher Monster entstehen koennen, die sich nicht mehr kontrollieren lassen, von niemanden. Aber O.K., die Alben sind durchaus auch geeignet, die Hauptrolle des Boesen zu spielen, oder gibts da eventudel noch einen versteckten "Baddie"?Womit wir auch schon beim negativen Aspekt des Buches waehren, dem einfach Faktum dass es eine Fortsetzung ist. Nicht ein Fortsetzung der "Chroniken vom Geborgenen Land", nein, eine Fortsetzung der "Abenteurer von Tungdil Goldhand", zumindest wuerde ich es so bezeichnen. Die neuen Charaktere sind zwar gut gezeichnet und interessant aber doch nur Nebencharaktere, die Hauptpersonen sind die Alten, und damit schleicht sich unweigerlich zweierlei ein: Erstens das positive Gefuehl des Wiedererkennens und zweitens das ungute Erlebnis des "Deja-Vu" wenn Dinge wieder genau gleich ablaufen/passieren. Es ist aber durchaus herauszustreichen, wie wenig die "Rache der Zwerge" diese Momente hervorbringt, viele Dinge sind neu oder anders, was ich persoenlich immer als sehr realistisch empfinde, Menschen und Zwerge veraendern sich nunmal, sie Lernen aus ihren Fehlern oder machen die gleichen Fehler nochmal, nur noch schlimmer.
Was der Zwergenchef am Ende mit den Elben versucht ist ein gutes Beispiel fuer "nix aus der Geschichte lernen"
Quelle:
http://www.ciao.de/Die_Rache_der_Zwerge_Heitz_Markus__Test_3038263