Ja, natürlich hast du vollkommen recht. Die Anlehnung an christliche Motive ist offensichtlich. Dies ist wohl einerseits ganz allgemein dem christlich-amerikanischem Entwicklerteam geschuldet, andererseits, und das in erster Linie, Michael Kirkbride, dem "Lore-Master" Morrowinds. Der hat nämlich Vergleichende Religionswissenschaft studiert.
Die Welt und die Handlung des Videospiels Morrowind bietet eine Fülle von Parallelen zu christlichen Traditionen. In den Nachfolgern Oblivion und Skyrim sind diese weit spärlicher bzw. überhaupt nicht vorhanden.
Auch wenn es historisch gesehen Parallelen zwischen Christentum und Tribunalstempel gibt, so muss ich doch anmerken, dass auf der visuellen und sprachlichen Ebene hier eher weniger Übereinstimmung herrscht. Da kommt der Kult der Neun Göttlichen wie er in Oblivion dargestellt wird (und z.T. auch schon in Morrowind) den westlich-abendländischen Religionen sehr viel näher. Man könnte sie als eine Mischung aus griechisch-römischem Polytheismus und katholischem Christentum sehen. Die offensichtlichsten Parallelen sind hierbei sicherlich die gotischen Kirchen und Kapellen und die römischen Tempel. Christliche Begrifflichkeiten, die im Spiel auftauchen sind z.B. katholische Titel wie Priester, Patriarch,Eminenz und Primas, aber auch Begriffe wie Kapitelsaal, Priorei, Prior, Sünde, Sühne, Liturgie, Prophet, Ketzer, Heide, Kreuzritter etc... Fast hätte ich die Zehn Gebote vergessen, die die gibt es im Spiel ja auch noch. Wie du sieht haben sich christliche Traditionen in Form von Begrifflichkeit und Architektur in den Nachfolgespielen also nochmals verstärkt.
Auch Oblivions Handlung war übrigens christlich inspiriert. Die Mainquest hat ein im Grunde biblisches Motiv zum Thema. Nämlich den Bund zwischen Gott (also Akatosh) und dem Repräsentanten der Menschen. Ich würde dies in Beziehung zum israelitischen Bund setzen. Und dieser ist in der Mainquest bedroht...
Und Skyrim... Hmm, da sind auch viele religiöse Motive in der Mainquest enthalten, christliche aber wohl eher weniger, jedenfalls fallen mir gerade keine ein...
Ja, ich kann dir sogar noch weitere Argumente liefern, die für die These „Dagoth Ur=Teufel“sprechen. In den „36 Lektionen des Vivec“ wird das Wort "Dagoth Ur" synonym mit dem Wort "Sharmant" gebraucht. Ein Autor des Tamriel-Almanachs stellt in einer Fußnote die Überlegung an, das Wort Sharmant stünde in der chimerischen Mystik für etwas Böses. Die Sprachverwandschaft Sharmant= Satan (christlich)= Shaitan (islamisch) ist unverkennbar.
Ansonsten muss natürlich noch gesagt werden, dass nicht nur christlich-abendländische Motive eingeflossen sind. So antwortet der Lore-Designer Kirkbride in einem Interview auf die Frage, ob Elemente der Mythologie in Bezug auf Vivec, insbesondere seine Adrogynie, in irgendeiner Weise von Ardhanarishvara, dem androgynen Aspekt von Shiva, inspiriert seien, mit ja. Almsivi erinnert folglich auch nicht nur an die göttliche Dreieinigkeit, sondern auch an die Trimurti des Hinduismus.