Die christlichen Anklänge in Morrowind

DanielS1988

Fremdländer
Hey,

ich hab nach Jahren des Morrowind-Spielens einmal die meiner Meinung nach aus biblisch/christlicher Tradition entlehnten Elemente aus Morrowind gesammelt. Die Diskussion über NS Anspielungen gab es schon öfter, aber die religiösen Komponenten des Spiels kenne ich bisher noch nicht als eigenen Beitrag.

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Über Rückmeldungen/Kritik würde ich mich echt freuen =)


Daniel
 
Ja, natürlich hast du vollkommen recht. Die Anlehnung an christliche Motive ist offensichtlich. Dies ist wohl einerseits ganz allgemein dem christlich-amerikanischem Entwicklerteam geschuldet, andererseits, und das in erster Linie, Michael Kirkbride, dem "Lore-Master" Morrowinds. Der hat nämlich Vergleichende Religionswissenschaft studiert.

Die Welt und die Handlung des Videospiels Morrowind bietet eine Fülle von Parallelen zu christlichen Traditionen. In den Nachfolgern Oblivion und Skyrim sind diese weit spärlicher bzw. überhaupt nicht vorhanden.

Auch wenn es historisch gesehen Parallelen zwischen Christentum und Tribunalstempel gibt, so muss ich doch anmerken, dass auf der visuellen und sprachlichen Ebene hier eher weniger Übereinstimmung herrscht. Da kommt der Kult der Neun Göttlichen wie er in Oblivion dargestellt wird (und z.T. auch schon in Morrowind) den westlich-abendländischen Religionen sehr viel näher. Man könnte sie als eine Mischung aus griechisch-römischem Polytheismus und katholischem Christentum sehen. Die offensichtlichsten Parallelen sind hierbei sicherlich die gotischen Kirchen und Kapellen und die römischen Tempel. Christliche Begrifflichkeiten, die im Spiel auftauchen sind z.B. katholische Titel wie Priester, Patriarch,Eminenz und Primas, aber auch Begriffe wie Kapitelsaal, Priorei, Prior, Sünde, Sühne, Liturgie, Prophet, Ketzer, Heide, Kreuzritter etc... Fast hätte ich die Zehn Gebote vergessen, die die gibt es im Spiel ja auch noch. Wie du sieht haben sich christliche Traditionen in Form von Begrifflichkeit und Architektur in den Nachfolgespielen also nochmals verstärkt.

Auch Oblivions Handlung war übrigens christlich inspiriert. Die Mainquest hat ein im Grunde biblisches Motiv zum Thema. Nämlich den Bund zwischen Gott (also Akatosh) und dem Repräsentanten der Menschen. Ich würde dies in Beziehung zum israelitischen Bund setzen. Und dieser ist in der Mainquest bedroht...

Und Skyrim... Hmm, da sind auch viele religiöse Motive in der Mainquest enthalten, christliche aber wohl eher weniger, jedenfalls fallen mir gerade keine ein...

Dagoth Ur als Teufel

Ja, ich kann dir sogar noch weitere Argumente liefern, die für die These „Dagoth Ur=Teufel“sprechen. In den „36 Lektionen des Vivec“ wird das Wort "Dagoth Ur" synonym mit dem Wort "Sharmant" gebraucht. Ein Autor des Tamriel-Almanachs stellt in einer Fußnote die Überlegung an, das Wort Sharmant stünde in der chimerischen Mystik für etwas Böses. Die Sprachverwandschaft Sharmant= Satan (christlich)= Shaitan (islamisch) ist unverkennbar.

Ansonsten muss natürlich noch gesagt werden, dass nicht nur christlich-abendländische Motive eingeflossen sind. So antwortet der Lore-Designer Kirkbride in einem Interview auf die Frage, ob Elemente der Mythologie in Bezug auf Vivec, insbesondere seine Adrogynie, in irgendeiner Weise von Ardhanarishvara, dem androgynen Aspekt von Shiva, inspiriert seien, mit ja. Almsivi erinnert folglich auch nicht nur an die göttliche Dreieinigkeit, sondern auch an die Trimurti des Hinduismus.
 
Danke für die Hinweise, besonders was die Aussagen der Entwickler betrifft war das echt interessant und neu für mich =)

Den kaiserlichen Kult hatte ich extra etwas außen vor gelassen, da bis auf die Rangbezeichnungen meiner Ansicht nach wenig Ähnlichkeiten zu finden sind. (Stiefel des Apostels...usw. usw.) Und die Ränge des Tribunalstempels bis zum zum Patriarchen stehen dem ja in nichts nach. Man könnte es aber sicher noch einbauen.

Zur Architektur:
Also in Morrowind konnte ich noch keine gotische Kapelle finden.Die Kapelle in Ebenherz wirkt meiner Ansicht nach durch ihren Baustil im Kontrast zur sonstigen Architektur Vvardenfells einfach "westlich". Vielleicht verbinden wir das heute schon mit christlich ;) In Oblivion: keine Frage, da kann es offensichtlicher nicht sein.

Liebe Grüße
 
Und Skyrim... Hmm, da sind auch viele religiöse Motive in der Mainquest enthalten, christliche aber wohl eher weniger, jedenfalls fallen mir gerade keine ein...

Der Erzengel Michael (oder St. Georg später) bekämpft den Drachen, wenn man es als christliches Motiv lesen möchte? Wobei es Drachen natürlich schon in Mythologien gibt, die wesentlich älter als das Christentum sind.

Überhaupt ist dieses Spiel ein Motivgeflecht (wenn auch nicht nur!), und Vedam hat Recht, das in großen Maße auf Kirkbride zurückzuführen. Ich habe mal ein paar Fragen an ihn übersetzt, er bezeichnet sich einmal z.B. als "gnostischen Häretiker", und wenn du tiefer in diese "obskure Lore" eintauchst, findest du sicher noch sehr viel mehr Bezüge und Konzepte mit mythischem oder auch theologischem Bezug. Das hat aber nur noch bedingt etwas mit Morrowind selbst zu tun... und bei allen, sagen wir, intertextuellen Bezüge gibt es auch noch kreative, neue Mythenbildung für diese Welt. Vivec ist da in all seinen Facetten sicher das beste Beispiel.

Auf jeden Fall ein sehr interessanter, lesenwerter Artikel. :)
 
Schöner Artikel... Danke.

Aber zur Dagoth Ur Sache... Ich fand ihn alleine durch seine Handlungen und seinem Wahn zu diesem antagonistischen Verhalten getrieben. Ich denke eben gerade in Morrowind war es nicht das Ziel den Kampf zwischen gut und böse aufzubauen. Letzten Endes hatte dort mehr oder weniger jeder "Dreck am Stecken" Vom Imperium bis zu Azura selber. Hierzu dieser interessante Artikel: Hoffe du kannst Englisch.

http://www.imperial-library.info/content/trial-vivec
 
Hey,

ich hab nach Jahren des Morrowind-Spielens einmal die meiner Meinung nach aus biblisch/christlicher Tradition entlehnten Elemente aus Morrowind gesammelt. Die Diskussion über NS Anspielungen gab es schon öfter, aber die religiösen Komponenten des Spiels kenne ich bisher noch nicht als eigenen Beitrag.

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Daniel

NS-Anspielungen in Morrowind? WTF?
Links?
Belege?
Quellen?
 
NS-Anspielungen in Morrowind? WTF?
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Belege?
Quellen?

Camonna Tong?
Sechstes Haus?
Aschländer?

Kann mir keiner erzählen, dass ihm keine Nazis in den Kopf gekommen sind, so oft, wie Angehörige dieser Fraktionen den Tod und die Vertreibung der Fremdländer wollten.
 
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Camonna Tong?
Sechstes Haus?
Aschländer?

Kann mir keiner erzählen, dass ihm keine Nazis in den Kopf gekommen sind, so oft, wie Angehörige dieser Fraktionen den Tod und die Vertreibung der Fremdländer wollten.

Ja-ein. Es ist natürlich eine extrem rassistische Haltung. Aber Rassismus ist nicht unbedingt sofort gleich Nationalsozialismus, und die Vergleiche hinken notgedrungen - ich bin ziemlich sicher, dass zum Beispiel eine Bevölkerungsgruppe wie die Aschländer, diese "herumzigeunernden" Nomaden, in einem gleichgeschalteten Staat à la NS wenig zu lachen gehabt hätte.

Und gibt es denn irgendwelche Volksgruppen in Tamriel, die keine rassistischen Vorurteile hätten? Ich bin nur kürzlich drauf gekommen, weil mich das "Make Way"-Konzept der Rothwardonen, bei dem alle "niedrigen Rassen" (was per Definition natürlich alle außer den Rothwardonen sind) Platz machen müssen, sofort an das "Lebensraum im Osten"-Schlagwort der NS-Zeit denken ließ.

Übrigens sehe ich bisher auch nicht wirklich so viele christliche Anklänge in der (obskuren) Lore, um aufs Thread-Thema zurückzukommen - eher viele hinduistische, mit der ganzen Turm-Theorie und dem immer wieder angedeuteten Wiedergeburtskreislauf, aus dem man irgendwie ausbrechen muss ...
 
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[...]Übrigens sehe ich bisher auch nicht wirklich so viele christliche Anklänge in der (obskuren) Lore, um aufs Thread-Thema zurückzukommen - eher viele hinduistische, mit der ganzen Turm-Theorie und dem immer wieder angedeuteten Wiedergeburtskreislauf, aus dem man irgendwie ausbrechen muss ...
Ich kenne die obskure Lore nicht, aber wird in Morrowind nicht mehrmals erwähnt, dass die Ahnen (also tote Vorfahren) weiterexistieren und den lebenden Clanmitgliedern mit Rat beiseite stehen? Ich kann da keinen Wiedergeburtskreislauf erkennen :? zumindest bei den Dunmern nicht. Ich glaube, die Bosmer essen ihre Toten und die Altmer begraben sie, aber ob die jetzt an Wiedergeburt glauben, weiß ich nicht.
 
Ich kenne die obskure Lore nicht, aber wird in Morrowind nicht mehrmals erwähnt, dass die Ahnen (also tote Vorfahren) weiterexistieren und den lebenden Clanmitgliedern mit Rat beiseite stehen?

Das stimmt natürlich. Wobei: eine christliche Vorstellung ist das auch nicht. Und wird nicht auch in einem Buch angedeutet, dass es sich dabei eigentlich um einen Vorgang handelt, der für die Ahnen schmerzhaft und unangenehm, also eigentlich widernatürlich ist? (In "Ahnen und die Dunmer" war's; ich hab's gerade wieder gefunden.) Eigentlich gehören sie in ein wie auch immer geartetes Jenseits und "besuchen die Welt der Lebenden nicht gern".
Der Nerevarine soll ja, nach einer Lesart, die Wiedergeburt Nerevars sein.
 
Das heißt also, dass, wenn die Ahnen sich entscheiden, in diesem Jenseits zu bleiben, sie wiedergeboren werden? Das wäre dann die Erklärung für Nerevar, da ich mich immer schon gefragt habe, wie Fürst Nerevar wiedergeboren werden kann, wenn doch die Ahnen eigentlich immer noch parallel existieren.
 
Ich habe keine Ahnung; ich spekuliere auch nur. Jedenfalls wäre es eine Erklärung. Ich frage mich schon lange, wie dieses "Jenseits" im einzelnen aussieht.

Aber wenn wir mal annehmen, der Nerevarine sei tatsächlich der wiedergeborene Nerevar, dann fragt man sich schon, wie sich das eigentlich äußert: der Nerevarine hat keinerlei Erinnerungen an ein früheres Leben, er hat weder die gleiche Volkszugehörigkeit noch vermutlich dasselbe Sternzeichen, womöglich nicht mal dasselbe Geschlecht oder dieselben wesentlichen Charaktereigenschaften wie der chimerische General Nerevar. Ich meine, das, was einen Menschen (oder von mir aus auch einen Mer), sein Wesen und sein Ich, ausmacht, ist doch nicht zuletzt auch das, was er erlebt hat, die Dinge, die ihn, sein Denken und sein Verhalten, geprägt haben, zusammen mit seiner "Genetik". Nichts davon spielt bei dieser "Wiedergeburt" eine Rolle.
Also, wenn da etwas wiedergeboren wird, dann ist das etwas völlig Unpersönliches, irgendein zufälliger, unsterblicher Bestandteil, der aber eigentlich längst keine Verbindung mehr zu dem alten Nerevar aufweist, zu dem er mal gehört hat.

Edit, um nochmal auf die Sache mit dem Hinduismus zu kommen: das sind exakt die gleichen Fragen, die ich mir damals im sehr lange zurückliegenden Religionsunterricht meiner Schulzeit schon gestellt habe (wenn ich im nächsten Leben ein Regenwurm werde, was juckt mich das denn heute, und was wird es mein Regenwurm-Ich jucken, dass ich schon mal was anderes war, wenn ich mich daran nicht erinnere?), als es um die östlichen Religionen ging. Wahrscheinlich verbinde ich esdarum so stark damit ^_^.
 
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Der Nerevarine ist kein reinkarnierter Nerevar im dunmerischen Sinne von "die Ahnen sind unter uns", er ist kein Ahnengeist, der zufällig eine argonische, bretonische, dunmerische oder andere Gestalt angenommen hat und im Kerker der Kaiserstadt gelandet ist. Es gibt einen Entwicklerkommentar, wonach es eine Knochenläufer-Version Nerevars in Necrom gibt, das wäre genau sein Aspekt im dunmerischen Ahnenkult (dazu kommt noch der Heilige Nerevar des Tribunals).

Aber man wird Nerevarine, indem man den nerevarinischen Prophezeiungen folgt, weshalb es gescheiterte Nerevarines wie Bergstern gibt und Uriel Septim den namenlosen Gefangenen überhaupt erst nach Vvardenfell schickt. Es ist eine Rolle, die es einzunehmen gilt. Man erfüllt Nerevars Schicksal, wie es Azura ihrem Schützling zugedacht hat, und ist damit sozusagen das letzte Steinchen im Mosaik von Nerevars Geschichte.
 
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Der Nerevarine ist kein reinkarnierter Nerevar im dunmerischen Sinne von "die Ahnen sind unter uns", [...]

Wäre das denn, in der dunmerischen Vorstellung, eine Form von "Reinkarnation"? Die Ahnengeister hätte ich gar nie mit diesem Begriff in Verbindung gebracht.

Dass der Nerevarine keine "echte", im üblichen Sinn des Wortes, Wiedergeburt Nerevars ist, habe ich beim Spielen durchaus auch so verstanden (wobei mir hier der Unterschied zum 'Mantling'-Konzept bei Göttern nicht so hundertprozentig klar ist - beides scheint darauf hinauszulaufen, dass man sich so lange wie ein Anderer benimmt, bis man der Andere ist?). Aber es scheint auf Vvardenfell Leute zu geben, die den künftigen Nerevarine für die Wiedergeburt Nerevars halten. Also kann zumindest die Vorstellung, dass ein Wesen wiedergeboren wird, auf Tamriel nicht vollkommen fremd sein. Was dann eben "christlichen" Jenseitsvorstellungen (da gibt's heutzutage sicher auch sehr unterschiedliche) widerspräche.

(Aber wenn wir schon bei Exkursen sind :D: Wie hängen denn der "Heilige Nerevar" und der Knochenläufer-Nerevar aus Necrom miteinander zusammen? Anders gefragt, wenn man dem Knochenläufer begegnet und fragt ihn nach dem Heiligen, schaut der Knochenläufer mich dann verständnislos an oder ist er seiner Ansicht nach dieser Heilige, zückt den Kugelschreiber und gibt mir ein Autogramm?)
 
beides scheint darauf hinauszulaufen, dass man sich so lange wie ein Anderer benimmt, bis man der Andere ist?

das ist etwas arg vage ausgedrückt, zumal die Prophezeihung von dem Nerevarine Dinge erwartet, die man als Nachahmer nicht einfach so hinbekommt. Insbesondere die ersten beiden Visionen der Prophezeihung sind ja keine richtigen Aufgaben, sondern Eigenschaften, die er Nerevarine besitzen muss. Es kann zwar jeder einfach mit einem Mantel, oder einer Zahnhalskette in das nächste Ratshaus gehen und behaupten, er hätte den Mantel des Hortators und die Zähne der Urshilaku in der Hand, wenn es aber darum geht, dass man immun gegen jegliche Arten von Krankheiten und Seuchen ist, und auch nicht altert, dann ist das etwas, das man nicht einfach behaupten kann. Auch im Laufe der Quests merkt man ja, dass man nicht gerade deshalb zum Hortator der Häuser bzw. der Aschländer-Stämme wird, weil die einem glauben, dass man es ist, sondern weil man - bis auf ein, zwei Ausnahmen - irgendwelche lächerlichen Aufgaben zu erfüllen hat, die nichts mit Nerevar oder seiner Reinkarnation zu tun haben (eine Frau für den Ashkhan suchen, was will man damit unter Beweis stellen? Dass man denselben Frauengeschmack hat, wie damals Nerevar?). Und bis dahin wird man, vorausgesetzt die Gesprächsoption bietet das an, von Bürgern als Dummschwätzer bezeichnet, bzw. von ganz aufgebrachten Tribunals-Anbetern als Ketzer und Häretiker beschimpft.

besonders nett: wenn man Erzmagister der Telvanni ist, gibt einem Aryon das Gewand des Hortators, ohne dass die restlichen Magister zustimmen müssen, was ja auch etwas plausibel ist