Daggerfall:Fürst Wiedborns Memoir, Teil I

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Auflagen des Buches

Diese Seite enthält den Text von Fürst Wiedborns Memoir, Teil I aus The Elder Scrolls II: Daggerfall (Originaltitel: Bourn in Wood, Chapter 1). Dieser Text wurde von Ted Peterson für die Veröffentlichung von Daggerfall Unity 1.0 erstellt und existiert nicht in der Originalversion. Er ist nicht Kanon und sollte entsprechend nicht als solcher betrachtet werden.[1] Teil 1 wurde am 3. August 2021 in den Daggerfall Unity-Foren veröffentlicht und Teil 2 am 5.August 2021. Die veröffentlichten Teile wurden offiziell als In-Game-Buch für die Beta-Version 0.15.4 von Daggerfall Unity am 27. August 2023 aufgenommen und erscheint dort nach Abschluss des Hauptquests. Der Text enthält offenkundig Spoiler zum Hauptquest und sollte entsprechend erst nach Vollendung dessen gelesen werden.

Inhalt

Fürst Wiedborns Memoir, Teil I[2]
von
Fürst Wiedborn

Wenn Ihr diese Zeilen lest, so bin ich wohl bereits dahingeschieden. Das Konzept der Sterblichkeit erfasste mich in jungen Jahren. Es fasziniert mich, dass wir alle einst zu Staub werden. Einige meiner gelehrten Gefährten fanden diese Vorstellung abscheulich und strebten nach dem ewigen Leben, doch aus meinen späteren Unterredungen mit ihnen, als sie zu Vampiren oder Lichs geworden waren, erkannte ich, dass es Dinge gibt, die schlimmer sind als der Tod. Ihr versteht, wovon ich spreche, wenn Ihr je einen Abend damit verbracht habt, die „Kurze Geschichte des Kaiserreichs“ oder die „36 Lehren des Vivec“[3]

So hegte ich niemals eine besondere Furcht vor dem Tod. Für mich ist es das, was - hoffentlich nach zwölf ausgedehnten Gängen mit Unmengen exotischer Köstlichkeiten - am Ende eines Festmahls kommt, oder vielleicht auch plötzlich, ganz unerwartet, mitten im zweiten Käsegang. Ich bin tot, und Ihr habt wahrscheinlich Ungeheuerliches über mich gehört. Um es gleich klarzustellen: vermutlich ist alles davon wahr.

Der Tod, wie ich bereits erwähnte, wurde mir in unglücklicher Weise schon früh bewusst, als ich nämlich den Tod meines älteren Bruders herbeiführte und dabei zusah. Tatsächlich trage ich auch die Schuld am Ableben meines ältesten Bruders, doch dies geschah viele Jahre später und berührte mich kaum noch. Ich war zehn Jahre alt, und mein Bruder – mein erstes Opfer, nicht mein zweites – zählte sechzehn Lenze. Eines Abends saßen wir in der Bibliothek von Wiedbornhall, und besprachen gerade unsere Familiendynastie – doch dazu später mehr – als das Thema der Primogenitur zur Sprache kam. Falls Ihr ein Bauer seid und mit diesem Begriff nichts anzufangen wisst: Es bedeutet, dass der gesamte Besitz des Landadels an den Erstgeborenen übergeht.

„Der Drittgeborene erhält also nichts?“ fragte ich, der Drittgeborene.

„Nur, wenn der Älteste einem kleinen Erbanteil zustimmt“, antwortete mein Bruder, Goriph mit Namen, gleichmütig. „Daher ist es ratsam, mit seinen Brüdern gut auszukommen.“

Das ist natürlich der Gedanke dahinter – doch auch der Ausweg. Wenn man keine älteren Brüder mehr hat, ist man der Älteste. Ehrlich, ich weiß, dass es schändlich ist, aber welcher Drittgeborene hat diesen Gedanken nicht schon einmal gehegt? Daran dachte ich jedenfalls, als ich Goriph bat, ein weiteres Buch aus dem zwanzigsten Regal der Bibliothek zu holen, und die Leiter unter ihm wegzog, als er danach griff. Er stürzte und brach sich das Rückgrat, doch er starb nicht sofort. In den folgenden sechs Stunden besuchte ich ihn mehrmals, während er dort gelähmt und blutend lag, sein Antlitz immer bleicher wurde und das Blut auf seinen Lippen von Scharlachrot zu Schwarz gerann. Bis er erkalte. Dann rief ich unsere Ritter herbei und tat so, als hätte ich ihn gerade erst gefunden.

Was ich dabei entdeckte, war, dass mir der Mord an jemanden, der mir lieb war – und Goriph war mir so lieb, wie er jemandem wie mir nur sein kann – nichts ausmachte. Ich bin ein geborener Lügner, doch darüber lüge ich nicht. Es beunruhigt mich ein wenig, dass ich keine Reue verspüre. Vielmehr fühle ich mich durch das Fehlen von Schuldgefühlen schuldiger, als durch meine eigentliche Schuld. Sei's drum.

Ah, ich erwähnte Wiedbornhall! Ja, ich bin Fürst Wiedborn. Der hoffentlich berüchtigte Fürst Wiedborn, der Schlüssel zur Dolchsturzverschwörung.

Wie gesagt, ich bin ein Lügner, doch falls ich wirklich tot bin, während Ihr dies lest, so sei Euch versichert, dass hier nichts als die Wahrheit geschrieben steht. Ich komme in dieser Erzählung nicht besonders gut weg, doch jene, die zweifellos noch leben und so tun werden, als hätten sie mich nie gekannt, während sie die Iliac-Bucht beherrschen, kommen auch nicht besser weg. Natürlich begegnete ich im Laufe meines Lebens auch einigen aufrichtigen Menschen und versuchte stets, meinen Vorteil aus Ihnen zu ziehen. Das waren entweder die Allerärmsten, die nichts hatten und nichts geben konnten, oder die Allerhöchsten, die fast alles hatten und fast nichts verlieren konnten. Was die anderen betrifft... nun, ich komme gleich zu den Einzelheiten.

Ihr fragt Euch vermutlich, wie ich meinen ältesten Bruder getötet, den Titel und Reichtum geerbt habe, wie ich den Tod von König Lysandus von Dolchsturz zugunsten seines Sohnes Gothryd inszenierte und mehr über meinen Komplott, Prinzessin Elysana von Wegesruh zu heiraten und König zu werden.

So kommt herbei, liebe Kinder, und lauscht meiner Geschichte.

If you're reading this, I am probably dead. At quite a young age, I became aware of the concept of mortality, which to me is intriguing, that we all come to dust. Some very intelligent friends of mine found this idea repellent and sought immortality, but from my later conversations with them as vampires or liches, there are things worse than death. If you've ever spent an evening reading "A Brief History of the Empire" or "The 36 Lessons of Vivec," you know exactly what I'm talking about.

So, I've never had a particular fear of death. To me, it's what comes at the end of a meal, hopefully a long twelve courses with lots of exotic delights, but perhaps suddenly, unexpectedly, in the middle of the second cheese course. I'm dead, and if you've heard of me, you've probably heard terrible things. Let me set the record straight. They're probably all true.

Like I said, I became aware of death at quite an early age, quite inauspiciously, by causing and witnessing the death of my older brother. I was actually responsible for the death of my eldest brother as well, but that came years later, and didn't affect me as much. I was ten years of age, and my brother (my first victim, not my second) was sixteen. One evening at Woodborne Hall, we were in the library, discussing the family dynasty such as it is – more about that later – when the subject of primogeniture came up. Now, if you're a peasant unfamiliar with the concept, it's simply that wealthy landed gentry leave it all to their eldest.

"So the third eldest gets nothing?" I asked, being the third eldest.

"Not unless the eldest agrees to some light inheritance," my brother, whose name by the way was Goriph, replied casually. "That's why it's a good idea to get along well with your brothers."

Of course, that's the idea behind the practice, but the loophole was right there. If you had no older brothers, you become the eldest. Honestly, I know it's monstrous, but has any third-born not thought this? It was what was on my mind when I asked Goriph for another book on the twentieth shelf of the library and pulled the ladder from beneath him when he reached it. He fell, broke his back, but didn't die right away. I came back to visit him several times over the next six hours while he lay paralyzed and bleeding, his face turning paler and paler, the blood on his lips going from scarlet to black. Until he turned cold. Then I called for our knights, pretending I had just discovered him.

What I discovered from this was that killing someone I loved, and I loved Goriph as much as someone like me can love, did not affect me at all. Though I am a liar by nature, I won't lie about this. It bothers me a little that I don't have feelings of remorse. I feel more guilt over my lack of guilt than my actual guilt. Oh well.

Ah, and I mentioned Woodborne Hall. Yes, I am Lord Woodborne. The hopefully infamous Lord Woodborne, the key behind the Daggerfall plot.

As I said, I am a liar, but if I am indeed dead when you read this, this is the unvarnished truth. I don't come off particularly well in this narrative, but neither will some of those who no doubt will live on and pretend they never knew me and yet are ruling the Iliac Bay. There are of course a few decent people I've met in my life, and I tried to take advantage of them when I could. They were either the lowest of the low who had nothing and could give nothing, or the highest, who could give nearly everything and lose almost nothing. Everyone else I've met … well, I'll get into the particulars in a moment. You're probably wondering about me killing my eldest brother and inheriting the title and wealth, how and why I orchestrated the death of King Lysandus of Daggerfall for the benefit of his son Gothryd, and my plot to marry Elysana, Princess of Wayrest, to become king.

Gather around, children, and listen.

Anmerkungen (Tamriel-Almanach)

  1. Ted Peterson: "Ich denke, dies ist ein guter Zeitpunkt, um zu erwähnen, dass Bourn In Wood nicht als offizieller Kanon betrachtet werden sollte, da ich derzeit nicht bei Bethesda angestellt bin. Ich gebe mein Bestes, um es kanonfreundlich zu gestalten, aber wenn ein offizielles Spiel von Bethesda erscheint, das etwas in BIW [Bourn in Wood] widerspricht, dann ist das der Kanon, nicht das, was ich geschrieben habe."
    (engl.:"I guess this is as good a time to mention that Bourn In Wood should not be considered official canon, as I’m not employed by Bethesda at this time. I’m trying my hardest to make it canon-friendly but if an official game comes out from Bethesda contradicting something in BIW [Bourn in Wood], that’s canon, not what I wrote".
  2. Die deutsche Übersetzung wurde von Numenorean und Deepfighter für das Projekt Daggerfall Deutsch erstellt und unter Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 veröffentlicht. Der englischsprachige Originaltext ist hier zu finden.
  3. Nach Kritik bei der Erstveröffentlichung plante Ted Peterson, diese Referenz wieder zu entfernen. Bisher wurde keine aktualisierte Version veröffentlicht.