Morrowind:2920, Sonnenhöhe

Version vom 12. Dezember 2019, 21:07 Uhr von Emilia (Diskussion | Beiträge) (Linkfix)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version ansehen (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Jahresmitte 2920 Letzte Saat
Auflagen des Buches

Diese Seite enthält den Text von 2920, Sonnenhöhe aus The Elder Scrolls III: Morrowind.

Inhalt

Sonnenhöhe
Buch Sieben aus dem Jahr
2920, dem letzten Jahr der ersten Ära
von
Carlovac Taunwei

4. Sonnenhöhe, 2920

Die Kaiserstadt, Cyrodiil


Kaiser Reman III. und sein Potentat Versiduae-Shaie machten einen Spaziergang durch die kaiserlichen Gärten. Die nördlichen Gärten mit ihren Statuen und Springbrunnen taten der Stimmung des Kaisers gut und waren außerdem, während der Hitze der Sommerzeit, der kühlste Bereich der Stadt. Überall waren schmucklose Blumenbeete in blau, grau und grün zu sehen.


„Vivec hat den Bedingungen des Prinzen für den Frieden zugestimmt“, sagte Reman. „Mein Sohn wird in zwei Wochen zurückkehren.“


„Das sind erfreuliche Nachrichten“, sagte der Potentat vorsichtig. „Ich hoffe, die Dunmer werden die Bedingungen anerkennen. Wir hätten mehr fordern können. Die Festung bei Schwarztor nahe Ebenherz, zum Beispiel. Aber ich nehme an, der Prinz weiß, was vernünftig ist. Er würde das Reich nicht allein des Friedens wegen verkrüppeln.“


„Ich habe in letzter Zeit gelegentlich an Rijja gedacht, und was sie dazu veranlasst haben mag, nach meinem Leben zu trachten“, sagte der Kaiser und blieb stehen, um eine Statue der Sklavenkönigin Allesia zu bewundern, bevor er fortfuhr. „Der einzige Grund, den ich mir vorstellen könnte, ist, dass sie meinen Sohn zu sehr bewundert hat. Sie mag mich für meine Macht und meinen Charakter geliebt haben, aber er ist schließlich jung und gutaussehend und wird eines Tages meinen Thron erben. Sie muss sich gedacht haben, dass sie, wenn ich tot wäre, einen Kaiser haben könnte, der beides hat, Jugend und Macht.“


„Der Prinz ... war an diesem Komplott beteiligt?“ fragte Versiduae-Shaie. Es war schwierig, zu erahnen, wann die Paranoia des Kaisers das nächste Mal aufflammen würde.


„Oh, das glaube ich nicht“, sagte Reman lächelnd. „Nein, mein Sohn liebt mich sehr.“


„Ist Euch bekannt, dass Corda, Rijjas Schwester, eine Adeptin des Morwha-Konservatoriums in Hegathe ist?“, fragte der Potentat.


„Morwha?“, fragte der Kaiser. „Ich kann mich nicht erinnern: welcher Gott ist da?“


„Die lustvolle Göttin der Fruchtbarkeit der Yokudan“, antwortete der Potentat. „Aber nicht allzu lüstern, wie Dibella. Sittsam, aber eindeutig sexuell.“


„Ich habe genug von lüsternen Frauen. Die Kaiserin, Rijja, sie waren alle viel zu lüstern. Die Lust nach Liebe führt zu einer Lust nach Macht', der Kaiser zuckte mit den Schultern. „Aber eine zukünftige Priesterin mit einem gewissen gesunden Appetit hört sich ideal an. Nun gut, was hattet ihr über Schwarztor gesagt?“


6. Sonnenhöhe, 2920

Feste Thurzo, Cyrodiil


Rijja stand schweigend da und blickte auf den kalten Steinboden, während der Kaiser sprach. Er hatte sie nie zuvor so blass und freudlos gesehen. Sie sollte zumindest erfreut darüber sein, dass sie befreit und in ihre Heimat zurückgebracht worden war. Wenn sie jetzt aufbräche, könnte sie bis zum Fest der Kaufleute in Hammerfell sein. Nichts, was er sagte, schien bei ihr eine Reaktion hervorzurufen. Der anderthalbmonatige Aufenthalt in der Feste Thurzo schien ihren Lebensmut gebrochen zu haben.


„Ich habe darüber nachgedacht“, sagte der Kaiser schließlich, „deine jüngere Schwester für einige Zeit in den Palast zu holen. Ich denke, sie würde ihn dem Konservatorium in Hegathe vorziehen, glaubst du nicht?“


Endlich eine Reaktion. Rijja starrte den Kaiser mit animalischem Hass an und stürzte sich wütend auf ihn. Ihre Fingernägel waren in der Gefangenschaft lang geworden und sie kratzte ihm durchs Gesicht, in seine Augen. Er heulte vor Schmerz auf und seine Wachen zogen sie von ihm herunter. Dabei schlugen sie mit den Rückseiten ihrer Schwerter auf sie ein, bis sie bewusstlos war.


Man rief sofort einen Heiler, aber Kaiser Reman III. hatte sein rechtes Auge verloren.


23. Sonnenhöhe, 2920

Balmora, Morrowind


Vivec stieg, von der Hitze des Tages erfrischt, aus dem Wasser und nahm von einem seiner Diener ein Handtuch entgegen. Sotha Sil beobachtete seinen alten Freund vom Balkon aus.


„Sieht so aus, als hättest du seit unserer letzten Begegnung einige Narben mehr angesammelt“, sagte der Hexenmeister.


„Azura möge mich in nächster Zeit vor weiteren bewahren“, lachte Vivec. „Wann bist du angekommen?“


Vor etwas über einer Stunde“, sagte Sotha Sil und ging die Stufen zum Rand des Wassers hinunter. „Ich dachte, ich käme, um einen Krieg zu beenden, aber es scheint, als hättest du es ohne mich getan.“


„Ja, achtzig Jahre sind lang genug für einen ununterbrochenen Krieg“, antwortete Vivec und umarmte Sotha Sil. „Wir haben Zugeständnisse gemacht, aber das haben sie auch. Wenn der alte Kaiser tot ist, treten wir vielleicht in ein goldenes Zeitalter ein. Prinz Juilek ist für sein Alter sehr weise. Wo ist Almalexia?“


„Sie holt den Herzog von Gramfeste ab. Sie sollten heute Nachmittag hier eintreffen.“


Die Männer wurden plötzlich abgelenkt - eine Reiterin näherte sich durch die Stadt und steuerte auf die Eingangstreppen zu. Es war offensichtlich, dass die Frau schon seit einiger Zeit schnell geritten war. Sie trafen sie im Arbeitszimmer, in das sie schwer atmend hineinstürmte.


„Man hat uns betrogen“, keuchte sie. „Die kaiserliche Armee hat Schwarztor eingenommen.“


24. Sonnenhöhe, 2920

Balmora, Morrowind


Es war das erste Mal seit siebzehn Jahren, dass sich die drei Mitglieder des Tribunals von Morrowind zusammen am selben Ort aufhielten, seit Sotha Sil nach Artaeum aufgebrochen war. Alle drei wünschten, dass die Umstände für ihre Wiedervereinigung andere gewesen wären.


„Soweit wir erfahren haben, ist, während der Prinz nach Cyrodiil im Süden zurückkehrte, eine zweite kaiserliche Armee aus dem Norden gekommen“, sagte Vivec zu seinen Freunden, die mit versteinerten Mienen zuhörten. „Man muss vernünftigerweise davon ausgehen, dass Juilek nichts von dem Angriff wusste.“


„Aber es wäre auch nicht unvernünftig, anzunehmen, dass sein Abzug ein bloßes Ablenkungsmanöver war, während der Kaiser den Angriff auf Schwarztor startete“, sagte Sotha Sil. „Dies muss als ein Bruch der Waffenruhe gelten.“


„Wo ist der Herzog von Gramfeste?“, fragte Vivec. „Ich würde gerne seine Meinung zu dieser Angelegenheit hören.“


„Er trifft sich in Tel Aruhn mit der Mutter der Nacht“, sagte Almalexia leise. „Ich sagte ihm, er sollte warten, bis er mit dir gesprochen hat, aber er meinte, dass die Angelegenheit lange genug gewartet habe.“


„Er will die Morag Tog mit einbeziehen? In äußere Angelegenheiten?“ Vivec schüttelte den Kopf und sah Sotha Sil an: „Bitte, tu, was du kannst. Ein Attentat wird uns nur weiter zurückwerfen. Diese Angelegenheit muss durch Diplomatie oder Kampf geregelt werden.“


25. Sonnenhöhe, 2920

Tel Aruhn, Morrowind


Die Mutter der Nacht empfing Sotha Sil in ihrem Salon, der nur durch den Mond erhellt wurde. Sie strahlte eine grausame Schönheit aus, wie sie dort, in einem einfachen schwarzen Seidengewand, auf ihrem Diwan lag. Sie entließ ihre in rote Umhänge gekleideten Wachen mit einer Handbewegung und bot dem Hexenmeister etwas Wein an.


„Ihr habt Euren Freund, den Herzog, nur knapp verpasst“, hauchte sie. „Er war sehr unglücklich, aber ich denke, wir werden sein Problem für ihn lösen.“


„Hat er die Morag Tong angeheuert, um den Kaiser umbringen zu lassen?“ fragte Sotha Sil.


„Ihr kommt sofort zur Sache, nicht wahr? Das ist gut. Ich mag Männer, die sagen, was sie wollen: es spart soviel Zeit. Natürlich kann ich Euch nicht sagen, worüber der Herzog und ich gesprochen haben“, lächelte sie. „Das wäre schlecht fürs Geschäft.“


„Was, wenn ich Euch die gleiche Menge Gold anböte, damit ihr den Kaiser nicht umbringt?“


„Die Morag Tong mordet zu Ehren von Mephala und zum Profit“, sagte sie in ihr Weinglas hinein. „Wir töten nicht nicht. Das wäre ein Sakrileg. Sobald das Gold des Herzogs in drei Tagen eingetroffen ist, werden wir unseren Teil des Geschäftes erledigen. Und ich fürchte, wir würden nicht einmal im Traum daran denken, ein Gegenangebot anzunehmen. Auch wenn wir genauso gut ein Unternehmen wie ein religiöser Orden sind, beugen wir uns nicht dem Gesetz von Angebot und Nachfrage.“


27. Sonnenhöhe, 2920

Das Innere Meer, Morrowind


Sotha Sil hatte das Meer nun schon zwei Tage lang beobachtet, auf ein besonderes Schiff wartend, und jetzt sah er es. Ein schweres Schiff mit der Flagge von Gramfeste. Der Hexenmeister stieg in die Luft und fing es ab, bevor es den Hafen erreichte. Ein flammendes Netz legte sich um ihn und ließ seine Stimme und Gestalt als die eines Daedra erscheinen.


„Verlasst euer Schiff!“ dröhnte er, „wenn ihr nicht mit ihm untergehen wollt!“


Tatsächlich hätte Sotha Sil das Schiff mit einem einzigen Feuerball vernichten können, aber er beschloss, eine Weile zu warten, um der Crew die Möglichkeit zu geben, in das warme Wasser zu springen. Als er sicher war, dass sich kein lebendiges Wesen mehr an Bord befand, konzentrierte er seine Energie in einer zerstörerischen Welle, welche die Luft erschütterte, als er sie losließ. Das Schiff sank, mitsamt der Zahlung des Herzogs an die Morag Tong, auf den Grund des Inneren Meeres.


„Mutter der Nacht“, dachte Sotha Sil, als er zurück zur Küste schwebte, um dem Hafenmeister mitzuteilen, dass einige Seeleute in Not waren, „jeder unterwirft sich dem Gesetz von Angebot und Nachfrage.“


Das Jahr setzt sich in der Letzten Saat fort.


Bücherindex

Band I · Band II · Band III · Band IV · Band V · Band VI · Band VII · Band VIII · Band IX · Band X · Band XI · Band XII