Morrowind:2920, Regenhand

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Erste Saat 2920 Zweite Saat
Auflagen des Buches

Diese Seite enthält den Text von 2920, Regenhand aus The Elder Scrolls III: Morrowind.

Inhalt

Regenhand
Buch Vier aus dem Jahr
2920, dem letzten Jahr der ersten Ära
von
Carlovac Taunwei

3. Regenhand, 2920

Kalthafen, Reich des Vergessens


Sotha Sil eilte, so schnell er konnte, durch die geschwärzten, halb in Brackwasser versunkenen Räume des Palastes. Überall um ihn herum glitten scheußliche, gallertartige Kreaturen ins Schilf zurück, weiße Flammen loderten gelegentlich in den oberen Bögen des Saales auf, bevor sie wieder verschwanden, und zahlreiche Gerüche strömten auf ihn ein, ranziger Tod in einem Moment, süßes, blumiges Parfüm im nächsten. Er hatte die Daedraprinzen schon oft im Reich des Vergessens besucht, aber jedes Mal erwartete ihn etwas anderes.


Er kannte seinen Auftrag und ließ sich nicht ablenken.

Acht der bedeutendsten Daedraprinzen erwarteten ihn in dem halb geschmolzenen, gewölbten Raum: Azura, Göttin des Sonnenauf- und Sonnenuntergangs; Boethiah, Prinz der Heimtücke; Herma-Mora, Daedra des Wissens; Hircine der Jäger; Malacath, Gott der Flüche; Mehrunes Dagon, Prinz des Unheils; Molag Bal, Prinz des Zorns; Sheogorath der Verrückte.


Über ihnen warf der Himmel gequälte Schatten auf die Zusammenkunft.


5. Regenhand, 2920

Insel Artaeum, Summerset


Sotha Sils Stimme drang aus der Höhle hervor: „Schiebt den Stein weg!“


Die Geweihten gehorchten sofort und rollten den großen Felsen beiseite, der den Eingang zur Traumhöhle versperrte. Sotha Sil trat mit ascheverschmiertem Gesicht ins Freie. Er war sehr erschöpft. Er fühlte sich, als sei er Monate oder Jahre weg gewesen, aber es waren nur einige Tage vergangen. Lilatha nahm seinen Arm, um ihn zu stützen, aber er schüttelte den Kopf und lehnte ihre Hilfe gütig lächelnd ab.


„Wart Ihr ... erfolgreich?“, fragte sie.


„Die Daedraprinzen, mit denen ich gesprochen habe, stimmen unseren Bedingungen zu“, antwortete er. „Katastrophen wie die von Gilverdal sollen in Zukunft verhindert werden. Nur durch bestimmte Vermittler wie Hexen oder Hexenmeister werden sie den Ruf von Mensch und Mer beantworten.“


„Und was habt Ihr ihnen im Gegenzug versprochen?“, fragte der Nord-Junge Gutbein.


„Die Vereinbarungen, die wir mit den Daedra treffen,“ sagte Sotha Sil, während sie weiter auf Iachesis' Palast zugingen, wo er sich mit dem Meister des Psijic-Ordens treffen wollte, „sind nicht für die Ohren der Unschuldigen bestimmt.“


8. Regenhand, 2920

Die Kaiserstadt, Cyrodiil

Ein Sturm trommelte gegen die Schlafzimmerfenster des Prinzen und brachte den Geruch feuchter Luft mit sich, der sich mit dem Duft von Weihrauch und Kräutern aus den Rauchfässchen vermischte.


„Ein Brief Eurer Mutter, der Kaiserin, ist eingetroffen“, sagte der Kurier. „Sie erkundigt sich besorgt nach Eurer Gesundheit.“


„Was für besorgte Eltern ich doch habe!“, lachte Prinz Juilek von seinem Bett aus.


„Es ist ganz natürlich, wenn eine Mutter sich Sorgen macht“, sagte Savirien-Chorak, der Sohn des Potentaten.


„In meiner Familie ist alles unnatürlich, Akavir. Meine verbannte Mutter fürchtet, dass mein Vater mich für einen Verräter halten könnte, der gierig auf die Krone ist, und mich deshalb vergiften lassen will.“ Der Prinz ließ sich verärgert auf sein Kissen zurückfallen. „Der Kaiser hat darauf bestanden, dass ich für alle meine Mahlzeiten einen Vorkoster habe, genau wie er auch.“


„Es gibt viele Komplotte“, stimmte der Akavir zu. „Ihr seid nun schon seit beinahe drei Wochen ans Bett gefesselt und fast jeder Heiler des Reiches war schon einmal in diesem Zimmer. Zumindest können alle sehen, dass Ihr stärker werdet.“


„Stark genug, um bald die Vorhut gegen Morrowind zu führen, hoffe ich“, sagte Juilek.


11. Regenhand, 2920

Insel Artaeum, Summerset


Die Geweihten standen schweigend in einer Reihe und blickten in den langen, tiefen, mit Marmor eingefassten Graben vor ihnen, in dem Flammen loderten. Die Hitze ließ die Luft über ihm vibrieren. Obwohl jeder Schüler versuchte, eine unerschrockene und emotionslose Miene aufzusetzen, war ihre Furcht beinahe so deutlich spürbar wie die Hitze. Sotha Sil schloss die Augen und sprach den Zauber des Feuerwiderstands. Langsam schritt er durch das Becken voll lodernder Flammen und kletterte auf der anderen Seite wieder heraus, vollkommen unverletzt. Noch nicht einmal seine weiße Robe war angesengt.


„Der Zauber wird durch die Energie verstärkt, die ihr durch eure eigenen Kräfte einbringt, genau wie bei allen anderen Zaubern. Eure Vorstellungskraft und Willensstärke sind der Schlüssel. Nachdem ihr den Zauber ausgesprochen habt, müsst ihr vergessen, dass es überhaupt einen Grund dafür gibt, dass ihr einen Zauber braucht, der euch vor dem Feuer schützt. Versteht mich nicht falsch: Widerstand bedeutet nicht, die Realität des Feuers zu ignorieren. Ihr werdet die Substanz der Flammen spüren, ihre Struktur, ihren Hunger und sogar ihre Hitze, aber ihr werdet wissen, dass sie euch nicht wehtun oder verletzten können.“


Die Schüler nickten und einer nach dem anderen, sprachen den Zauber aus und gingen durch das Feuer. Einige gingen sogar so weit, eine Handvoll Feuer aufzunehmen und hineinzublasen, so dass es sich wie eine Blase ausdehnte und zwischen ihren Fingern zerschmolz. Sotha Sil lächelte zufrieden. Sie bekämpften ihre Furcht vortrefflich.


Der Oberaufseher Thargallith kam angelaufen. „Sotha Sil! Almalexia ist auf Artaeum eingetroffen. Iachesis schickt mich, Euch zu holen.“


Sotha Sil wandte sich Thargallith nur einen Moment lang zu, aber die Schreie teilten ihm sofort mit, was passiert war. Der junge Nord Gutbein hatte den Zauber nicht richtig ausgesprochen und brannte. Der Geruch von verbranntem Haar und Fleisch versetzte die anderen Schüler in Panik, die sich bemühten, aus dem Becken herauszukommen und ihren Kameraden mit sich zu ziehen, aber der Rand war zu steil. Sotha Sil löschte das Feuer mit einer Bewegung seiner Hand.


Gutbein und einige andere Schüler hatten leichte Verbrennungen erlitten. Der Hexenmeister bedachte sie mit einem Heilzauber, bevor er sich wieder Thargallith zuwandte.


„Ich werde gleich mit Euch kommen, Almalexia aber erst einmal Zeit geben, den Staub der Straße abzuschütteln.“ Sotha Sil wandte sich mit strenger Stimme wieder seinen Schülern zu: „Furcht zerstört keinen Zauber, aber Zweifel und Inkompetenz sind die größten Feinde jedes Magiers. Meister Gutbein, Ihr werdet Eure Sachen packen. Ich werde ein Boot anfordern, das Euch morgen früh aufs Festland bringt.“


Der Hexenmeister fand Almalexia und Iachesis lachend im Arbeitszimmer, heißen Rosse trinkend. Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte, obwohl er sie noch nie zuvor so zerzaust gesehen hatte. Sie war in eine Decke gehüllt und ließ ihre langen schwarzen Locken vor dem Feuer herunterbaumeln, um sie zu trocknen. Als sie Sotha Sil hereinkommen sah, sprang sie auf und umarmte ihn.


„Bist du den ganzen Weg von Morrowind geschwommen?“, lächelte er.


„Es gießt in Strömen, von Himmelswacht bis zur Küste“, erklärte sie und erwiderte sein Lächeln.


„Obwohl wir nur eine halbe Meile entfernt sind, regnet es hier nie“, lachte Iachesis stolz. „Natürlich vermisse ich manchmal den Trubel von Summerset und manchmal sogar das Festland selbst. Trotzdem bin ich immer sehr von allen dort draußen beeindruckt, die etwas zustande bringen. Es ist eine Welt voller Ablenkungen. Da ich von Ablenkungen spreche, was höre ich da ständig von einem Krieg?“


„Du meinst den Krieg, der den Kontinent jetzt schon seit achtzig Jahren mit Blut tränkt?“, fragte Sotha Sil amüsiert.


„Ich nehme an, das ist der, den ich meine“, sagte Iachesis achselzuckend. „Und, wie verläuft dieser Krieg?“


„Wir werden ihn verlieren, außer ich kann Sotha Sil überzeugen, Artaeum zu verlassen“, sagte Almalexia und ihr Lächeln erstarb dabei. Sie hatte eigentlich warten und allein mit ihrem Freund darüber sprechen wollen, aber der alte Altmer gab ihr den Mut, weiter zu drängen. „Ich hatte Visionen; Ich weiß, dass es so kommen wird.“


Sotha Sil schwieg einen Moment und schaute dann Iachesis an. „Ich muss nach Morrowind zurückkehren.“


„Ich kenne dich. Wenn du etwas willst, dann tust du es auch“, seufzte der alte Meister. „Der Weg der Psijic besteht darin, sich nicht ablenken zu lassen. Kriege werden gekämpft, Reiche erheben sich und gehen wieder unter. Du musst gehen, genauso wie wir.“


„Was meinst du, Iachesis? Du verlässt die Insel?“


„Nein, die Insel wird das Meer verlassen“, sagte Iachesis und seine Stimme nahm einen verträumten Klang an. „In einigen Jahren werden die Nebel über Artaeum ziehen und wir werden verschwunden sein. Wir sind von Natur aus Ratgeber und so wie es jetzt aussieht, gibt es zu viele Ratgeber in Tamriel. Nein, wir werden gehen und zurückkehren, wenn das Land uns wieder braucht, vielleicht in einer anderen Ära.“


Der alte Altmer erhob sich mühsam und trank seinen Rosse aus, bevor er Sotha Sil und Almalexia verließ. „Verpasst das letzte Boot nicht.“


Das Jahr setzt sich in der Zweiten Saat fort.


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