Kritik
Digital Rights Management
In Windows Vista ist das Digital Rights Management erstmals untrennbar mit dem Windows-Kernel verbunden, was dazu führt, dass DRM nicht nur ständig aktiv ist, sondern seine Funktion auch auf jede im Computer vorgehende Aktion anwendbar ist.
Lizenzeinschränkungen
Die Vista-Endkundenlizenz (EULA) für einen PC sah in der veröffentlichten Version eine Beschränkung der Installation auf nur einen originären Rechner vor. In Verbindung mit der Hardwareerkennung des Systemes hätten umfangreiche Aufrüstungen somit automatisch den Neukauf der Lizenz erfordert. Diese Beschränkung wurde nach massivem Protest fallen gelassen.
Für die beiden Heimanwender-Versionen Home Basic und Home Premium gilt die Beschränkung, dass diese generell nicht in einer virtuellen Maschine eingesetzt werden dürfen, wie zum Beispiel unter Parallels, das auf einem Apple-Rechner den simultanen Betrieb von Windows und OS X ermöglicht. Diese Möglichkeit ist erst in den höherpreisigen Business- oder Ultimate-Lizenzen enthalten.[4] Als Erklärung für das Verbot gibt Microsoft an, dass die Virtualisierung nur für Geschäftskunden von Belang sei. Diese Klausel soll jedoch in Europa unwirksam sein, da sie gegen geltendes Recht verstößt.
Andere Bestimmungen des Lizenzvertrages verbieten dem Kunden, die Symbole, Bilder, Töne und Medien der Software mit anderen zu teilen (Punkt 3c), oder weisen darauf hin, dass in der Grundeinstellung als akute Gefährdung beurteilte Software automatisch vom Rechner gelöscht werde (Punkt 6). Dies bezieht sich auf das Defender-Modul, welches den Rechner vor „verringerter Leistung und Sicherheitsbedrohungen durch Spyware und andere potenziell unerwünschte Software“ schützen soll. Dies könne zur Folge haben, dass auch andere Programme nicht mehr funktionierten und auch „erwünschte“ Software gelöscht werde.
Zusammenarbeit mit Geheimdiensten
Große Aufmerksamkeit erregten Vorwürfe, dass Microsoft bei der Entwicklung von Vista intensiv mit Geheimdiensten wie der NSA zusammengearbeitet habe. Microsoft bestätigt diese Zusammenarbeit, bestreitet aber energisch, dass der NSA im Rahmen des PATRIOT Act eine Hintertür verschafft wurde. Nach Angaben des Pressesprechers von Microsoft wurden auf diese Weise lediglich nach Angriffsmöglichkeiten auf das Vista-System gefahndet, um es damit sicherer zu gestalten. Weitere Angaben zur Gestaltung der Zusammenarbeit mit der NSA lehnt Microsoft ab.
Wie unter anderem die Washington Post berichtet,[5] waren zwei verschiedene Teams der National Security Agency bei der Vista-Entwicklung beteiligt. Während ein Team nach Angriffsmöglichkeiten auf Vista-Systeme gesucht hat, arbeitete das andere Team an der Verbesserung der Vista-Konfiguration, um Angriffe besser abwehren zu können. Nach Angaben von Microsoft wurde dabei keine sog. „Hintertür“ zum Belauschen des weltweit stattfindenden Datenaustausches geschaffen. Thomas Baumgärtner, zuständig für Sicherheit bei Microsoft, im Gespräch mit sueddeutsche.de:
„Es gibt keine wie auch immer geartete Hintertür in unseren Programmen.“[6]
Im Jahr 1999 hatte es schon einmal Diskussionen über eine mögliche Hintertür in verschiedenen Windows-Versionen gegeben, nachdem ein Sicherheitsexperte berichtet hatte, eine solche gefunden zu haben.[7] Microsoft wies den Vorwurf seinerzeit als „Sturm im Wasserglas“ zurück. Die angebliche Hintertür diente nach Unternehmensangaben lediglich dazu, digitale Signaturen von Unternehmen zu überprüfen.
Androhung auf Auslieferungsstopp durch die EU
Ende März 2006 hat die Europäische Union Microsoft mit einem Verkaufsstopp gedroht, falls weiterhin die Auflagen der EU (etwa die Offenlegung der Kommunikationsschnittstellen des Betriebssystems und der Bürosoftware) nicht beachtet würden.[8]
Kompatibilität von Aero-Glass und OpenGL
Der ursprüngliche OpenGL-1.1-Software-Emulator-Treiber von Windows XP wird in Vista durch einen OpenGL-1.4-D3D-Translator mit Hardware-Beschleunigung ersetzt. Die vollen OpenGL-Möglichkeiten lassen sich weiterhin nur mit einem zur Grafikkarte gehörenden OpenGL-Treiber erreichen. Falls dazu ein Windows-XP-Treiber verwendet wird, wird der Aero-Glass-Modus deaktiviert. Dies gilt allerdings nur für die gleichzeitige Darstellung von DirectX und OpenGL, also bei der Darstellung der OpenGL-Anwendung im Fenster, wie das etwa bei CAD-Arbeiten üblich ist, Vollbildanwendungen, die den OpenGL-Treiber des Grafikkartenherstellers verwenden, sollen auch von einem Aero-Glass-Desktop gestartet und in vollem Umfang genutzt werden können. Für die volle OpenGL-Unterstützung auch im Fenster und gleichzeitig aktiven Aero-Glass-Modus sind neue Vista-Treiber für die Grafikkarte erforderlich. Ursprünglich plante Microsoft, auf diese Möglichkeit zu verzichten, sah sich aber nach Protesten gezwungen, auch in der neuesten Windows-Version OpenGL vollständig zu unterstützen.
Applikationen
Die internen Windows-Applikationen wie WordPad, Editor (Notepad), Taschenrechner aus Windows 3.1 bis XP wurden nahezu unverändert übernommen, es wurden hier keinerlei Verbesserungen angekündigt. Ebenso ist in Windows Vista kein eigenes Programm zur Anzeige von PDF-Dateien und keine Möglichkeit, typische CD-Images zu brennen oder diese zu lesen bzw. zu mounten, enthalten (die nötigen Funktionen sind aber in Vista enthalten und können durch Anwendungen von Drittherstellern benutzt werden). Hyperterminal entfällt ersatzlos, der normale Telnet-Client auf der Kommandozeile ist aber weiterhin nach einer Installation vorhanden. Sound-Recorder wurde durch das Programm Audiorecorder ersetzt, das nicht mehr auf 60 Sekunden lange Aufnahmen begrenzt ist, aber nur noch im WMA-Format abspeichert.
Hybridfestplatte
Microsoft setzt sich mit Windows Vista stark für die Einführung von Hybridfestplatten ein. Ab Herbst 2007 dürfen Notebooks nur noch mit dem Vista-Prüfsiegel versehen werden, wenn sie eine Hybrid-Festplatte enthalten. Hybridfestplatten sind vor allem durch starke Energieeinsparungen sowie Geschwindigkeitserhöhungen bei zufälligen Speicherzugriffen für Notebooks geeignet, da es hier auf jedes Watt ankommt. Die begrenzte Anzahl von Schreibzyklen der in Hybridfestplatten verbauten Flash-Speicherzellen könnte die Lebensdauer solcher Festplatten jedoch stark einschränken.
Kopie von Apple
Microsoft wird vorgeworfen, in Vista viele neue Funktionen des Betriebssystems Mac OS X v.10.4 übernommen zu haben, so zum Beispiel die Suchfunktion Spotlight, die in Vista im Startmenü integriert ist, oder das Programm Dashboard Widgets, das in Windows den Namen Microsoft Gadgets trägt und (zumindest optisch) sehr stark am Programm von Apple orientiert zu sein scheint.
Dem wird gegenübergestellt, dass Apple durch die lange Entwicklungsphase sowie die frühen Veröffentlichungen von Longhorn- bzw. Vista-Funktionen genügend Zeit hatte, um diese in ihren Produkten auf den Markt zu bringen, bevor Vista in den Verkauf kam.
Upgrade-Verbot in US-Ministerien
Das US-Verkehrsministerium (DOT) hat im Januar 2007 seinen Mitarbeitern ein Upgrade auf Windows Vista, Office 2007 und Internet Explorer 7 untersagt. Als Begründung wird angegeben, dass kein Anwendungsszenario (weder aus technischer, noch aus ökonomischer Sicht) für einen Einsatz von Vista spricht. Dagegen gebe es viele Gründe, die gegen ein Upgrade auf Microsoft Vista sprechen. Microsoft will in einer ersten Reaktion den Zuständigen des Ministeriums die Software noch einmal erklären.[9]
Ein ähnliches Verbot wurde im US-Luftfahrtministerium (FAA) erlassen.
DPM-Schnittstelle (DPMI)
Die „DOS Protected Mode Interface“-Schnittstelle wurde auf maximal 32 MByte begrenzt, was den Einsatz von DOS-Programmen, welche mit (älteren) GCC-Versionen kompiliert wurden, unnötig einschränkt. Neuere Versionen der GCC nutzen diese Schnittstelle nicht mehr.
Lokalisierung
Wie die Zeitschrift c’t berichtete, fiele die Qualität der Übersetzung gegenüber anderen Microsoft-Produkte deutlich ab, da viele Texte und Dialoge verwirrend, uneinheitlich oder durch komplexe Wortschöpfungen unverständlich seien.[10]
Kritik des PC-Herstellers Acer
Gianfranco Lanci, Präsident des PC-Herstellers Acer, hat im Juli 2007 öffentlich das Microsoft-Betriebssystem Vista kritisiert, weil es keine Impulse zum Kauf von neuen PCs mit dem neuen Betriebssystem gegeben hat, im Gegensatz zu früheren Betriebssystemversionen von Windows. [11]
DirectX 10
Kritiker werfen Microsoft vor dass diese die neue Version der Programmierschnittstelle DirectX nicht für ältere Versionen von Windows verfügbar machen um vor allem Computerspieler und Grafiker zum Umstieg auf Windows Vista zu zwingen. Microsoft selbst begründet diesen Schritt damit, dass DirectX 10 zu tief in das Betriebssystem eingreift, um dieses mit vertretbarem technischem Aufwand auch für ältere Versionen von Windows bereitzustellen.
Kritik von Greenpeace
Die Umweltorganisation Greenpeace befürchtet einen starken Anstieg des weltweiten Elektronik-Abfalls, da Windows Vista wegen der hohen Systemanforderungen auf vielen älteren Desktop-PCs nicht laufen wird und eine breite Zahl von Benutzern daher zu einem Neukauf bewegt werden. Eine Steigerung der Verkäufe um mehr als 50% gegenüber dem Vorjahr wird erwartet. Greenpeace empfiehlt in diesem Zusammenhang den eigenen PC aufzurüsten statt neu zu kaufen oder auf Windows Vista ganz zu verzichten.