Google in der Kritik
Zensur
Zensur aus gesetzlichen Gründen
Google entfernt auf seinen Ergebnisseiten Einträge wegen gesetzlicher Auflagen. Da Google in verschiedenen Ländern Zweigstellen unterhält, variieren auch die Art und das Ausmaß der Entfernung von Ergebnissen.
Die erste Gruppe umfasst Websites, die Inhalte anbieten, obwohl sie nicht das
Urheberrecht oder eine entsprechende Genehmigung dazu besitzen. Dazu gehörten anfangs vor allem Websites, die geschütztes Material der
Church of Scientology anboten. Mittlerweile entfernt Google alle Inhalte, für die jemand bei Google eine
infringement notification (etwa: Rechtsverletzungsbescheid) gemäß dem US-amerikanischen
DMCA-Gesetz einreicht
[32]. Wird auf einer bestimmten Google-Ergebnisseite ein Eintrag aus diesem Grund unterdrückt, blendet Google unten auf der Seite einen entsprechenden Hinweis ein.
Kritik an Google wird vor allem wegen der zweiten Gruppe von Eingriffen in den eigenen automatisierten Ranking-Betrieb laut. Dabei werden Ergebnisse entfernt, weil die Verbreitung der Inhalte auf den Seiten, auf die verwiesen wird, in dem betreffenden Land verboten ist.
So werden auf Google.de und Google.fr (der deutschen bzw. französischsprachigen
Domain der Suchmaschine) einige Seiten mit Inhalten entfernt, die strafbar sind, in Deutschland z. B. nach §130 StGB („
Volksverhetzung“). Die Gesetzgebung in Frankreich und Deutschland verbietet das Anbieten solcher Inhalte. Neben der eigentlichen Zensur wird auch Kritik an Googles Informationspolitik geübt. Google beschränkt sich auf den eigenen Hilfeseiten auf einen allgemeinen Hinweis, dass nur aufgrund lokaler Vorschriften Ergebnisse entfernt werden, dies aber mit einer Einblendung gekennzeichnet wird. Tatsächlich findet eine solche Einblendung in manchen Fällen aber nach wie vor nicht statt (Stand Januar 2006).
Besonderes Aufsehen erlangte Googles am 25. Januar 2006 freigeschaltete chinesische Suchmaschine Google.cn (Meldung
[33]). Wie bei der deutschen und französischen Ausgabe ist das Ausmaß der Filterungen von den Behörden vorgeschrieben. Im Falle Chinas ist wegen der spezifischen Gewichtung verbotener Texte die Filterung entsprechend intensiver, gleichwohl aber in Übereinstimmung mit den Gesetzen. In der Ausschlussliste finden sich Begriffe wie 法轮功 (
Falungong), 六四 (Aufstand vom 4. Juni,
Tian'anmen-Massaker 1989) oder 台湾独立 (Unabhängigkeit für
Taiwan). Seiten, die den chinesischen Behörden nicht gefallen, werden nicht aufgelistet und bei Eingabe der Begriffe sind nur noch Seiten zu finden, die einen regierungsfreundlichen Tenor aufweisen. Google weist Nutzer bei der Suche nach Begriffen, die auf der Zensurliste stehen, auf die Entfernungen hin.
Kritiker verurteilen das Vorgehen von Google Inc. als Anbiedern aus Profitgründen an die chinesische Regierung mit ihren immer noch praktizierten Menschenrechtsverletzungen (Beispiel
[34]). Google entgegnet, dass man die aufgelegten Einschränkungen missbilligt, aber davon überzeugt sei, dass die zensierten Google-Ergebnisse eine Verbesserung gegenüber dem Status Quo zuvor seien
[35].
Googles selbstgewähltes Firmenmotto
Don’t be evil (Tu nichts Böses), gegen das sie nun in der Wahrnehmung der Kritiker verstoßen, ist zusammen mit Googles hohem Marktanteil ein Grund dafür, dass der Protest gegen das China-Geschäft größer ist als bei den Konkurrenten
Yahoo! und MSN Search, die bereits mit ähnlichen Filterungen auf dem chinesischen Markt vertreten sind.
Zensur wegen Regelverstoß
Google entfernt Seiten aus dem Index, die gegen Googleregeln verstoßen.
[36]
Zensur aus militärischen Gründen
In Google Earth werden einige Objekte zensiert, die von militärischer Bedeutung sein könnten.
[37]
Datenschutz
Die Geschäftsmethoden von Google geraten seit einigen Jahren unter Beschuss, weil unter die Weigerung der Firma, Interna preiszugeben, auch konkrete Aussagen zum von der Firma praktizierten Datenschutz fallen (bzw. ob dieser überhaupt existiert).
Erster Kritikpunkt war die Vergabe von individuellen
Cookies durch die Suchmaschine an ihre Benutzer. Offiziell dienen diese Cookies nur dazu, Einstellungen zu speichern; warum dazu automatisch eine für jeden Browser eindeutige und über 30 Jahre gültige Nummer vergeben wird, und dies selbst, wenn keine Einstellungen vorgenommen wurden, will Google nicht klären. Technisch ist es unumstritten einfacher, anstatt der Identifikationsnummer die Einstellungen selbst im Cookie zu speichern. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass eine Möglichkeit, persönliche Einstellungen auch ohne Cookie zu nutzen, kurz nach ihrer Entdeckung durch Google Watch seitens Google wieder abgestellt wurde. Es gibt allerdings die Möglichkeit, diese eindeutige Nummer auf 0 zu setzen.
[38]
Es wird deshalb vermutet, dass diese Identifikationsnummer nicht nur den Einstellungen dient, sondern auch dazu, Suchanfragen jedes Benutzers zu protokollieren, zumindest um daraus Rückschlüsse auf Interessengebiete zu ziehen.
Mit dem
Webmaildienst GMail kam weitere Kritik auf. Google hatte angekündigt, die Inhalte der über GMail empfangenen E-Mails zu durchsuchen, in erster Linie um dazu passende Werbung einzublenden. Nachdem dieses Vorhaben sogar unter kalifornischen Abgeordneten auf Ablehnung stieß, rückte Google zumindest offiziell davon wieder ab.
Das soziale Netzwerk
Orkut steht zu guter Letzt ebenfalls unter argwöhnischer Beobachtung, da jeder Teilnehmer vor Benutzung detaillierte Auskünfte über sich machen muss. Dies ist zwar prinzipbedingt, da andernfalls der Nutzen eines solchen Netzwerks eher gering ist, jedoch wäre Google mit Hilfe aller drei Dienste in der Lage, über einzelne Benutzer genaue Profile zu erstellen und sie somit zum „gläsernen Kunden“ zu machen.
Die Bürgerrechtsgruppe
Public Information Research nominierte Google 2003 in den
USA für den „
Big Brother Award“ (
vgl. zum Thema [39]).
Seit der Übernahme von
Doubleclick äußern Datenschützer verstärkt Bedenken, zumal Doubleclick für die Datenschützer ein alter Bekannter ist.
[40] Da Google den Onlinewerbemarkt mit 80 Prozent Marktanteil beherrscht, ist Google in der Lage, der Spur des Nutzers durch das Netz zu folgen sog. „Behavioral Targeting“. Hat der Nutzer genug Informationen über die eigenen Vorlieben auf seinem Cookie, kann Werbung viel gezielter eingesetzt werden.
[41]
Allein die Speicherung und Analyse von personenbezogenen Suchanfragen erlaubt weitreichende Möglichkeiten für die Erstellung von individuellen Nutzerprofilen. „Sage mir, was Du suchst, und ich sage Dir, wer Du bist“.
[42]
Google beabsichtigt vermutlich die Analyse des Verhaltens von Spielern in Online-Spielen wie z. B.
World of Warcraft oder
Second Life, um daraus psychologische Profile der Spieler zu erstellen. Damit ließe sich Werbung gezielter einsetzen.
[43]
Nach Angaben von Google-Chef Eric Schmidt plant Google so viele Daten jedes einzelnen Nutzers zu sammeln, dass sogar sehr persönliche Fragen beantwortet werden können, wie z. B. „Welchen Job soll ich machen?“ oder „Womit soll ich mich jetzt beschäftigen?“ Zitat: Nach der Vorstellung von Google-Chef Eric Schmidt wird der Suchmaschinengigant im Leben eines jeden Menschen künftig eine so zentrale Rolle spielen, dass ein Leben ohne Google kaum mehr möglich sein wird.
[44]