Hi,
habe hier schon einiges gelesen und es gibt schon Talente... Also wollte ich auch mal meine Geschichte zum Besten geben, vielleicht gibt es ja ein Feedback.
Ich habe mir vorgestellt, Kapitel für Kapitel hier in den Anfangsbeitrag zu stellen. Fange also heute mit dem ersten Kapitel an und wenn es gewünscht wird und gefällt, füge ich nach und nach weitere Kapitel hinzu:
Den Titel könntet ihr euch dann ausdenken...
Na dann werde ich wohl gleich Kapitel 2 nachlegen... weitere aber wirklich nur bei entsprechenden Feedback...
Hier erfolgt ein Zeitsprung, in der die Vorgeschichte erzählt wird...
Copyright Sandro Ehrhardt
2007
habe hier schon einiges gelesen und es gibt schon Talente... Also wollte ich auch mal meine Geschichte zum Besten geben, vielleicht gibt es ja ein Feedback.
Ich habe mir vorgestellt, Kapitel für Kapitel hier in den Anfangsbeitrag zu stellen. Fange also heute mit dem ersten Kapitel an und wenn es gewünscht wird und gefällt, füge ich nach und nach weitere Kapitel hinzu:
Den Titel könntet ihr euch dann ausdenken...
1
Peitschender Regen ließ nur die Umrisse zweier Gestalten erahnen, die sich jeden Meter auf dem Gebirgspfad erkämpften. Schwarze Wolken zogen unaufhaltsam gegen Norden und ließen keinen Sonnenstrahl die Erde erwärmen. Die Gesichter der beiden waren ausgemergelt, aber noch steckte Überlebenswille in ihnen. Randariel schüttelte immer wieder den Kopf, aber der bärtige Mann, der sie stützte, redete ununterbrochen auf sie ein. Dann schien sie zuzustimmen. Ihr hübsches Gesicht durchlief ein eisiger Schauer voller Begierde. Gleich darauf spürte Han ihre vollen Lippen an seinem Hals. Die Tage der Flucht fielen von ihm ab. Einen Monat wurden sie jetzt schon von diesen Orks gejagt. Anfänglich hatten sie sich gegen die Horde gewehrt, doch immer neue Kreaturen tauchten auf. Und dann flohen sie nur noch. Doch jetzt fühlte er nur ihren heißen Atem in seinem Nacken. Das warme Blut rann über seine Schulter. Schmerz spürte er nicht, nur Entspannung und innere Ruhe.
Trakat war noch nicht lange Anführer der Horde. Der Wolf unter ihm war stark und man musste ihm mit einem starken Druck ab und an Gehorsam beibringen. Seine Krieger rannten neben ihm her. Sie waren kampferprobt. Vater hatte sie ihm ausgesucht. Sie hatten trotz aller Erfahrung die Spur der Flüchtlinge für fast einen Tag verloren. Die beiden waren wahrscheinlich auf die Gebirgsfelsen ausgewichen. Doch jetzt war die Fährte wieder im schwammigen Lehmboden zu erkennen. Sie musste viel Kraft verloren haben und es würde ein Leichtes sein, sich dieses Weibes zu bemächtigen... Der Mann war ein Schwächling. Trakat hatte seinen Arm gebrochen, wie ein Streichholz. Doch sie verfügte über arkane Kräfte und die Stärke der Finsternis.
Der junge Orkhäuptling wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Messerscharfe Eiszapfen rasten auf ihn zu. Nur durch einen gewaltigen Sprung in den Schlamm konnte er das Schlimmste verhindern. Sofort hatte er sein Schwert in der Hand und rannte in die Richtung, aus der die Eispfeile gekommen waren. Wütend erkannte er, dass seine besten Krieger in einem Säbelwirbel niederfielen. Noch grimmiger wurde er, als er seinen Wolf sterbend liegen sah. Randariel ließ den wütenden Ork noch ein wenig näher kommen. Dann warf sie die beiden Säbel in seine Richtung und ihre rote Robe stand noch alleine im Regen. Für eine Weile sah es so aus, als ob sie unsichtbar gehalten würde. Als sie auf den Boden fiel, spürte Trakat ein Flimmern links an sich vorbeigleiten. Instinktiv drehte er sich herum. Da fühlte er auch schon einen stechenden Schmerz im Hals. Vater, ich habe dir Schande bereitet. Im nächsten Augenblick wurde sein Kopf von seinem Körper getrennt. Randariel nahm im Bruchteil einer Sekunde den Bogen von ihrer Schulter. Die zwei Angreifer fielen fast im selben Moment zu Boden. Die Robe richtete sich wieder auf. Dann verschmolz sie im aufkommenden Nebel.
Na dann werde ich wohl gleich Kapitel 2 nachlegen... weitere aber wirklich nur bei entsprechenden Feedback...
2
Er war noch dort, wo sie ihn versteckt hatte. Randariel kroch in die kleine Felsnische, die ein wenig Schutz vor dem Regen bot. Unterwegs hatte sie Feldknöterich gefunden und dankte Halgat, dem Gott der Götter, für seine Hilfe. Han war in Ohnmacht gefallen und das war gut so. Die Wunde, die ihr Biss ihm zugefügt hatte, musste brennen wie Feuer. Sie kaute das Kraut sorgfältig durch. Den heilenden Saft, der sich in ihrem Mund bildete, ließ sie auf die Wunde tröpfeln. Dann legte sie auch das Kraut darauf und verband die Wunde. Sie hatten keine Verbände dabei, deshalb benutzte sie Streifen ihres Oberteiles, so dass der blasse Bauch zu sehen war. Dann legte sie sich dicht neben ihm, damit ihr Körper ihn wärmen konnte. Sie schlief sofort ein, aber ihr unruhiges Blut brachte ihr nur schwere Träume. Als Han erwachte, hatte es aufgehört zu regnen und die Sonnenstrahlen krochen beständig auf die Felsnische zu. Er freute sich darauf, seine Sachen endlich trocknen zu können. Die Wunde am Nacken war getrocknet. Seine Hände glitten über die Narbe und mit einem Lächeln betrachtete er Randariel. Er war sich sicher, dass sie ihm seine Schmerzen genommen hatte. Das Licht der Sonne hatte schon ein Drittel der Nische ausgefüllt. Da schreckte Han auf. Er weckte seine schlafende Begleiterin, in dem er sie heftig schüttelte. Sofort zog er sie weiter in den Fels. Randariel sah ihn verständnislos an. Dann blickte sie ins Freie und ihre Augen weiteten sich schreckerfüllt.
„ Deine Robe müsste dich doch schützen, oder...“, unsicher wandte sich Han an seine Freundin. Sie schüttelte ängstlich den Kopf: „ Erde oder dicke Balken schützen mich. Das Gewebe der Kleidung ist nicht dicht genug.“
„ In weniger als einer Stunde erreicht die Sonne deinen Körper. Warte hier. Ich hole Steine und bedecke dich. “ Han wollte schon gehen, als sie ihn am Arm hielt: „ Bleib bei mir. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Halte mich im Arm. Han ... ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe.“ Der junge Bauernsohn schloss seine Arme zärtlich um ihren Körper. Er brachte kein Wort mehr über seine Lippen. Han bemerkte, dass sie aufgehört hatte zu zittern. Randariel legte ihren Kopf an den breiten Brustkorb ihres Freundes und lauschte auf seine Herzschläge. Seine Hände hatten ihre fest umschlossen. So wartete sie auf den Tod.
Hier erfolgt ein Zeitsprung, in der die Vorgeschichte erzählt wird...
3
Han hatte eine glückliche Kindheit. Seine Eltern bewirtschafteten einen Hof. Es war immer genügend Essen auf dem Tisch. Seine Mutter lehrte ihm das Lesen und Schreiben. Als Junge las er gerne in den wenigen Büchern, die sie besaßen. Auf dem Feld zeigte ihm sein Vater, wie man mit dem Pflug umging, den der stämmige Ochse stoisch hinter sich her zog. Vater hatte ihm eine Puppe gebaut, an der er mit einem Holzschwert übte. Sie hatte lange Stangen seitlich der Arme und Beine, so das er sich abwechselnd ducken und springen musste. Für Han war die Puppe der Ogerhäuptling Gorm und er war der Paladin Alrik. Er kannte diese Personen aus dem „Buch der Geschichte“, welches als einziges Buch die Zeit vor der magischen Barriere beschrieb. Die Zeit der großen Kriege war vorbei und das Land blühte auf. Und als Han volljährig wurde und er immer noch an der Puppe trainierte, wurde im Dorf schon gemunkelt, ob er noch ganz richtig im Kopf sei. Mutter und er hatten oft Streit deswegen. Wenn es nach ihr ginge, müsste er schon verheiratet sein und sie Großmutter. Vater zog bei solchen Momenten an seiner Tabakspfeife und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. Han und sein Vater wechselten nicht viele Worte miteinander. Meist reichten Blicke, um sich zu verständigen.
Dieses Jahr war die Ernte besonders ertragreich. Vater hatte beschlossen, sich noch ein paar Schafe zu halten. Der Vertrag war schon perfekt. Han ging die staubige Dorfstraße entlang. Außer einigen Kindern, die Fangen spielten, war die Straße leer. Jeder ging irgendwo seiner Arbeit nach. Das Haus des Mannes, von dem er die Schafe holen sollte, befand sich am anderen Ende des Dorfes. Die Luft flimmerte. Der Herbst war noch heiß und Han wischte sich immer wieder die Schweißperlen von der Stirn. Die Tür des Schäfers stand offen. Han trat ein und rief seinen Namen, ab er erhielt keine Antwort. Er lugte vorsichtig in die Küche. Der junge Bauer wollte schon wieder gehen, da sah er eine rote Flüssigkeit hinter dem gewaltigen Esstisch aus Eiche. Als er näher hinschaute, sträubten sich seine Haare entlang des Armes. Der Körper war grausam zugerichtet. Fliegen fielen über den Leichnam her und taten ihr übriges, ihn zu entstellen. Han rannte ziellos aus dem Haus. Auf der Straße übergab er sich und Tränen schossen ihm in die Augen. Dann schrie er aus voller Kehle seine Trauer heraus. Doch niemand schien ihn zu hören. Als er sich umsah, sah das Dorf noch verlassener aus. Selbst die Kinder waren nicht mehr zu sehen. Vater, Mutter. Seine Schritte wurden immer schneller. Irgend jemand war in seinem Elternhaus. Er fühlte es mehr, als das er es wahrnahm. Vorsichtig drückte er die Eingangstür auf.
4
Zwei in eisernen Rüstungen gehüllte Männer versperrten ihm den Blick. Der eine trat einen Schritt zur Seite und zog sein Schwert langsam aus der Scheide. Nun konnte er Mutter erkennen, die sich eng an die Wand hinter ihr drückte. Das Brotmesser in ihren Fingern sah gegen das blitzende Schwert wie ein Spielzeug aus. Han wollte schreien, aber ihm war die Kehle zugeschnürt. Als die Waffe des fremden Ritters in den Körper seiner Mutter eindrang, lief ihm eine Träne über die Wange und fiel klatschend zu Boden. Dann sah er auch seinen Vater. Der flehte ihn mit seinen Augen an zu fliehen. Als der Fremde vor ihm den Blick bemerkte, wollte er sich umdrehen. Da stürzte sich der Bauer in das Schwert, welches dieser auch gezogen hatte. Han stand wie angewurzelt in der Wohnung. Seine Füße schienen mit dem Holzboden zu verwurzeln. Das ganze Haus rückte enger um ihn und vor seinen Augen verdrehte sich der gesamte Raum. Vater, Mutter. Ich muss fliehen. Ihr lebt in mir weiter.
Als er die Augen wieder öffnete, sah er die Baumwipfel über sich. Er versuchte seine Arme und Beine zu bewegen, aber sie wurden von irgendetwas zusammengehalten. Langsam kam seine Erinnerung wieder und seine Lebensgeister erwachten. Man hatte ihn mit Stricken Hände und Füße geknebelt. Er befand sich auf einem Wagen. Etwas abseits brannte ein Feuer. Ein halbes Dutzend Männer saß dort und sie aßen von dem Fleisch, welches über der Glut gedreht wurde. Han erkannte die beiden Ritter. Die anderen Männer hatten nur leichte Lederrüstungen an. Langbögen und Pfeile lagen hinter ihnen. Schwere Dolche trugen sie an ihren Gürteln. Ihre Gesichter waren sehr dunkel. Grüne Augen blitzen manchmal in seine Richtung. Die Haare waren allesamt lang, manche zu einem Zopf gebunden. Der Ritter, der Han´s Mutter ermordet hatte, stand auf und ging zu ihm herüber. Buschige Brauen wölbten sich über seinen Augen und ein dichter Bart umrahmte seinen Mund: „Ahh. Du bist wach. Den ganzen Tag warst Du nicht ansprechbar. Ich dachte schon, dass Du ganz weggetreten bist. Bleib mir ja am Leben und gesund. Ich will das gesamte Kopfgeld, hörst Du?!“ Han versuchte angewidert, ihm etwas entgegenzusetzen.
„Ich kann Dein Gestammel durch den Knebel nicht verstehen. Also bleib besser ganz ruhig.“
Mit diesen Worten versetzte ihm der Ritter drei kräftige Hiebe in den Bauch. Han musste husten und für einen Moment dachte er schon, dass er unter dem Knebel ersticken sollte. Aber nach einer Zeit bekam er wieder Luft. Der Fremde setzte sich wieder an das Feuer. Ein kurzes Lachen schallte zu ihm herüber, dann waren alle wieder still. Nur noch Gemurmel war zu vernehmen. Was hatte der Kerl gesagt? Ein Kopfgeld? Wer sollte einen Preis auf meinen Kopf aussetzen? Ich bin doch nur ein einfacher Bauer aus einem unscheinbaren Dorf.
Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Han verstand das alles nicht und als die Dunkelheit kam, schlief er ein. Und sofort kamen die Alpträume, der Blick seines Vaters und der Schmerz seiner Mutter in ihren Augen.
5
Haldara sarin da lar. Han schlug die Augen auf. Hatte er geträumt. Sadarim delorus herena.
Eine sanfte Frauenstimme ließ ihn auf unerklärliche Weise ruhiger werden. Sie drang in seinen Kopf und füllte ihn mit wohliger Trägheit. Er war paralysiert, konnte keinen Muskel mehr bewegen.
„Was hat die Hexe mit ihm vor? Warum ist dieses Bürschchen so wichtig? Er ist nur ein dummer, nutzloser Bauer.“, der Ritter löschte die Flammen. Vor Sonnenaufgang sollte die Reise weitergehen. Der Dunkelelbe schüttelte den Kopf: „Die Hexe, wie Du sie abfällig nennst, ist über 1000 Jahre alt. Sie kann in die Vergangenheit und Zukunft schauen. Der Junge hat Kraft in sich. Ich spüre es. Er weis sie nur noch nicht zu gebrauchen. Deine beschränkten Fähigkeiten können das natürlich nicht wahrnehmen.“
Der Ritter wollte gerade erzürnt etwas erwidern, da stand sie da. Sie war in eine rote Robe gehüllt. Ihre braunen Augen bohrten sich in die des Dunkelelfen. Durandan bin in mirin.
Der Elbe nahm seinen Dolch aus der Scheide und warf ihn. Der Ritter hatte schon sein Schwert gezogen und schwang es in Richtung der Fremden. Dann fiel er wie ein Klotz nach hinten. Der Dunkelelbe zog seinen Dolch aus dem toten Körper und stürzte sich auf die Schlafenden aus seiner Gruppe. Mordered di selbahen. Der Elbe versuchte sich gegen die Stimme in seinem Kopf zu wehren. Mit Schrecken sah er das Massaker, welches er angerichtet hatte. Dann schnitt er sich die Kehle durch.
Die Frau schritt zu dem Wagen, auf dem der Bauernjunge lag. Langsam schob sie die Kapuze ihrer Robe zurück und ein Meer aus rotbraunen Locken kam zum Vorschein. Ihre Augen funkelten wie die einer Katze. Doch der Braunton ließ auch eine innere Ruhe erkennen. Ein Lächeln glitt über ihre sinnlichen, geschwungenen Lippen und mit einem Ruck hob sie den Bauernjungen aus dem Wagen. Han wurde gegen einen Baum geschleudert. Sofort spürte er wieder jeden Muskel. Es schmerzte höllisch. Im nächsten Moment spürte er den kalten Stahl eines Säbels an seiner Kehle. Er hatte keine Bewegung von ihr wahrgenommen. Ihre Schnelligkeit war erstaunlich. Han fühlte sonderbarerweise keine Furcht mehr. Vielmehr zog ihn die grausame Schönheit der Fremden in seinen Bann. „Wir haben keine Zeit. Folge mir und glaub nicht, dass Du fliehen kannst. Ich höre jeden Deiner Schritte. Also, bleib dicht hinter mir.“, mit diesen Worten lief die Fremde schon voraus und Han beeilte sich, nicht den Anschluß zu verlieren. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie nicht spaßte. Und wo waren eigentlich sein Knebel und seine Fesseln.
6
Sie flog dahin, wie ein Reh, dass vor den Jägern auf der Flucht war. Han stürzte ein um das andere mal. Eine unsichtbare Hand zog ihn immer wieder hoch und versetzte ihm einen Schlag in den Rücken, der ihn weitertaumeln ließ. Die Sonnenstrahlen versuchten sich einen Weg ins dichte Unterholz zu bahnen. Han erschien es so, als ob die Frau ihnen auswich. Dann blieb die Fremde stehen. Han wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Seine Augen brannten. Sie standen vor einer Ruine. Sie war völlig überwuchert. „Wir machen hier Rast. Am Abend ziehen wir weiter.“, die Fremde kümmerte sich nicht weiter um ihn. Sie lief zielstrebig auf eine Stelle der Ruine zu, die völlig zugewachsen war. Mit ein paar Hieben ihrer zwei Säbel kam ein Eingang zum Vorschein. Die beiden traten ins Innere , welches vollkommen im Dunkeln lag. Die Frau zündete eine Fackel an, die sie aus ihrem Gebäck hervorholte. Das flackernde Licht warf gespenstische Schatten. Han hatte ein ungutes Gefühl. Er hatte im Buch der Geschichte gelesen, dass solche Ruinen in alten Zeiten Dämonen hervorgebracht hätten. Irgend etwas war in seinem Dorf geschehen und die magische Barriere hatte es nicht abgehalten. Also, warum sollte das Böse nicht auch hier eindringen...
Die Fremde steckte die Fackel in eine Wandhalterung. Dann breitete sie ihren Schlafsack aus und versank im Schatten, den die Wand warf. Es war kühl in den Gemäuern und Han hatte nichts dabei, sich zuzudecken. So legte er sich frierend in eine Ecke des Raumes. Den Gedanken an Flucht verwarf er wieder. Er hatte ihre Fähigkeiten gesehen. Warum würden sie erst am Abend weiterziehen ? Bei Dunkelheit war der Wald noch tückischer. Langsam verspürte er Hunger, vor allem aber Durst. Aber er wagte es sich nicht, die Fremde anzusprechen. Han hing seinen Gedanken nach und nach einer Zeit war er irgendwo zwischen Wachen und Träumen. Da hörte er ein leises Geräusch, als ob Knochen gegeneinander rieben. Vor seinem Gesicht erschien ein Totenkopf. Durch das verzerrte Licht der Fackel sah der Schädel noch furchteinflößender aus. Was ist das ? Träume ich ?
Eine knochige Hand legte sich um den Hals des Bauernjungen. Jetzt schreckte Han auf. Er träumte nicht. Die leeren Augen des Skelettes starrten ihm direkt ins Gesicht. Han packte die knochigen Arme und versuchte sie von seiner Kehle loszureißen. Aber die Kraft des Widersachers war übermenschlich. Bald sanken seine Arme kraftlos zu Boden. Hinter dem Scheusal stand die Fremde und ihre braunen Augen blickten ihn abschätzend an. Im gleichen Moment ließ das Skelett ihn los und ein blaues Funkeln durchfuhr die Knochen. Und im nächsten Augenblick fiel es in sich zusammen und verstreute seine Einzelteile auf dem Boden. Ihre Augen waren immer noch auf ihn gerichtet und er konnte seine nicht von ihr abwenden. Dann ging sie wieder zu ihrer Schlafstatt und ließ Han mit seinen Gedanken alleine.
7
Trotz der Kälte, seiner Furcht und des brennenden Durstes war Han eingeschlafen. Dann saß er wieder in den dunklen Gemäuern und betrachtete die schlafende Fremde. Wie schön sie war. Einige ihrer Locken hingen ihr übers Gesicht und bei jedem Atemzug bewegten sie sich leicht. Han fühlte sich magisch zu ihr hingezogen. Er drehte sich von ihr weg und versuchte zu erkennen, wo genau er sich befand. Zwei Hände legten sich auf seine Schulter. Konnte es sein ? Berührte sie ihn ? Seine Blicke fielen auf die Hand zu seiner Linken und seine Nackenhaare sträubte sich. Verfault und von Würmern durchsetzt lag sie auf seiner Schulter. Einige der Würmer verließen die Hand und krochen auf sein Ohr zu. Panisch versuchte er sich loszureißen, doch es gelang ihm nicht. Obwohl die Hand nur leicht auf seiner Schulter lag, war sie so schwer wie Blei. Er versuchte um Hilfe zu schreien, aber seine Stimmbänder versagten. Alles in ihm tobte. So musste es sein, bevor man wahnsinnig wurde...
Als er aufwachte, war er mit kaltem Schweiß bedeckt. Nur langsam nahm er die Realität wieder war. Han`s Augen blitzten kurz auf. Mit einem heißeren Schrei rollte er sich zur Seite. Das Skelett, welches die Fremde in alle Bestandteile zerlegt hatte, saß neben ihm. Er blickte zu der Frau hinüber. Ihr Gesicht strahlte eine Fröhlichkeit aus, die er bisher nicht gekannt hatte. Fragend zeigte er mit dem Finger auf das Knochengerüst.
„ Dir kann man aber auch gar nichts recht machen. Den habe ich zu Deinem Schutz wieder auferstehen lassen. Manchmal frage selbst ich mich, ob Du wirklich der bist...“, sie brach ihren Satz ab, aber ihr Lächeln behielt sie.
„ Kannst Du mir sagen, warum auf mich ein Kopfgeld ausgesetzt wurde ?“
„ Klar, könnte ich. Aber wer hat hier die Waffen und wer hat Angst vor Skeletten ?! Du wirst es noch früh genug erfahren. In fünf bis sechs Tagen sind wir am Ziel.“
„ Ich habe Durst.“
„ Würdest Du Deine Augen einmal von mir abwenden, dann könntest Du auch sehen, dass ich Dir alles hingestellt habe.“
Hitze stieg Han ins Gesicht und er wandte sich beschämt ab. Tatsächlich war eine Flasche Wasser, Brot und Käse auf einem Tuch aufgebaut. Er hatte schon lange nicht mehr solch einen Genus verspürt, als er die einfache Mahlzeit zu sich nahm. Als er fertig war, nahm sie alles wieder an sich und mahnte zur Eile. Ihre Schritte waren nicht zu hören, als sie den Schlafplatz verließen. Als sich Han kurz noch einmal umdrehte, sah er die Knochen wieder verstreut herumliegen. Kurz darauf ließen sie die Ruine hinter sich.
8
Der Abend senkte sich und die Sonne war schon am Horizont verschwunden. Mühsam zerrte eine Amsel an den Beeren eines Wacholderbusches. Dann hatte sie etliche in ihrem Kropf verstaut und machte sich auf den Rückweg zu ihren Jungen. Ein kleines Frettchen hatte sie einige Zeit beobachtet, aber keine Gelegenheit für einen Angriff gefunden. Mit geschmeidigen Bewegungen verschwand es in der Ritze zweier Baumstämme. Für ein ungeübtes Auge war nur ein unwegiges Dickicht zu erkennen. Die Bäume bildeten aber ein Rondell, die Äste und Zweige ein dichtes Dach, so dass man bei genauerem Hinsehen ein Haus erkennen konnte. Das Frettchen schlich zwischen Stühlen und Tisch hindurch und sprang mit einem gewaltigen Satz auf ein Tischchen in der Ecke des Raumes. Dort waren allerlei Gerätschaften. Grünliche und bläuliche Flüssigkeiten blubberten in Glaskolben. Unter den Kolben züngelten kleine Flammen. In den Schalen einer Wage lag weißes und schwarzes Pulver gemischt. Allerlei Messgeräte lagen ungeordnet auf der Ablage.
„ Na. Kein Jagdglück gehabt, meine Schöne.“, schwarze glatte Haare fielen über die Schulter der Frau, die dem Frettchen einen aufmunternden Blick zuwarf. Doch dann waren ihre dunklen, flinken Augen wieder auf die Gerätschaften gerichtet.
„ Morgen hast Du mehr Glück.“, mit diesen Worten nahm sie mit einem kleinen Löffel das Pulver aus der Wagschale. Dieses gab sie in eine Kugel, die so groß wie eine Kirsche war. Die bläuliche Flüssigkeit des eine Glaskolbens wog sie ab und goss auch diese in das Kügelchen.
„ Fertig. Kommt mit raus. Wir wollen sehen, ob es auch funktioniert.“, sie verschloss die Kugel mit einem Metall, welches sie mittels einer Vorrichtung in die Öffnung presste. Die Kugel nahm sie in die eine Hand und einen seltsam aussehenden Stock in die andere. Der Stock war kunstvoll geschnitzt. Ein Metallrohr war darauf befestigt. Messinstrumente wurden an dem Rohr angebracht. Das Frettchen hüpfte auf die Schulter der jung aussehenden Frau. Sie hatte ein weißes Hemd an. Ihre langen Beine steckten in braunen langen Lederhosen, die an den Seiten Schnürriemen als Verzierung hatten. Runen waren entlang der Außennaht der Hose eingestickt. Ihre Füße steckten in hohen Stiefeln, die ebenfalls aus Leder gefertigt waren. Um ihren Hals schloss sich eng ein Lederhalsband, an dem sich ein Anhänger befand, der entweder aus Glas oder einem Edelstein bestand. Ein Flirren war ständig um sie, der einen Betrachter verwirrt hätte. Zwei kleine Feenwesen schwirrten um sie herum. Sie waren nicht viel größer, als ein Schmetterling. Ihre Flügel waren so zart, dass man nur ein Vibrieren der Luft wahrnahm. Ihre Gesichter waren wunderschön und hatten einen märchenhaften Glanz. Ein ständiges Lächeln umschloss ihre Münder. Sie verließen den Raum und waren im Freien.
„ Wer, denkt ihr, bringt ihn mir? Ich glaube, dass die Frau die Belohnung bekommt.“
Als ein Feenmädchen antwortete, war nur ein Singen zu vernehmen. Es war so anmutig, dass ein Sterblicher in Trance verfallen wäre.
Die, die wandelt durch die Nacht,
so stark und schön ihr Angesicht.
Er ist hässlich und gibt Acht,
so das sie ihm nie entwischt.
Kann ändern sich, wie ihm beliebt
Und täuschen, wo er kann.
Einsam und lautlos es ihn gibt,
tötet ohne Skrupel Frau und Mann.
„ Ohh. Ihr denkt, er wird ihn mir bringen. Täuscht euch in ihr nur nicht. Ihr werdet überrascht sein.“, mit geübten Handgriffen stellte sie mit den Messinstrumenten die Entfernung ein, legte die Kugel ein, stemmte den Stock fest an ihre Schulter und schoss. Der Hase war danach als solcher nicht mehr zu erkennen. Eine Explosion hatte ihn von innen her zerrissen. Das Frettchen hüpfte von ihrer Schulter und verschwand im Haus.
9
Han und seine Begleiterin waren wieder auf dem Weg durch einen schier unendlichen Wald. Seine Befürchtungen, dass er im Dunkeln über die zahlreichen Äste und Wurzeln stolpern würde, waren zerschlagen. Vor ihm ließ eine bläulich schimmernde Kugel Bäume und Buschwerk in ein verzaubertes Licht eintauchen. Die Fremde hatte er aus den Augen verloren. Nicht einmal das Geräusch eines knackenden Zweiges verriet ihre Anwesenheit. Sie mußten schon seit Stunden unterwegs sein. Um das sich entfernende Licht wieder einzuholen, beschleunigte er kurz seinen Schritt. Er spürte kaum noch seine Beine und immer wieder peitschte ihm ein Ast ins Gesicht, da seine Konzentration bedenklich abnahm. Plötzlich prallte er auf etwas Hartes. Wie aus dem Erdboden hervorgewachsen, stand sie an seiner Seite und hielt ihn mit ihrem Arm zurück. „Hier ist ein guter Platz, dass Du Dich ausruhen kannst.“, Han wäre in diesem Moment jeder Ort recht gewesen und dankbar für die Pause ließ er sich auf den weichen Waldboden nieder. Sie reichte ihm ihre Feldflasche und er nahm einige lange Züge. Das frische Wasser schoß prickelnd seiner Kehle hinunter und belebte seine Geister. „Die Ritter, die mich gefangen genommen hatten, sagten etwas von einer Hexe. Bringst Du mich zu ihr oder woanders hin?“, Han gab ihr mit einem dankbaren Nicken die Flasche zurück. „Hexen gibt es nur im Märchen, die Dir Deine Mutter vorgelesen hat. Sie verfügt über Kräfte, die anderen Wesen Angst macht. Jeder hat bestimmte Fähigkeiten in sich, man muß sie nur erwecken. Aber bei den meisten schlummern sie bis zu ihrem Tode tief im Inneren verborgen, denn weckt man diese Kräfte, können sie einem die Augen öffnen oder in den Wahnsinn treiben.“, Die Fremde verschloß das Trinkgefäß wieder und steckte es zurück in ihre Tasche.
„Ich habe keine solche Fähigkeiten, daß weiß ich ganz sicher.“
„Schließe Deine Augen.“, Han tat ihr den Gefallen, obwohl er nicht sicher war, was ihn jetzt wieder erwartete. Mit einem Ruck spürte er sie wieder in seinem Kopf. Sie legte sich über seine Gedanken, durchdrang sie, dann durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz in seiner linken Gehirnhälfte. Er sah einen Stierkopf. Rot geäderte Augen sahen ihn an. Furchtbar schnaubten feurige Dampfwolken aus seinen Nüstern. Er wunderte sich, daß er so wenig Furcht angesichts dieser Vision empfand. Je tiefer er in die Augen von diesem Ungetüm blickte, um so vertrauter wurden sie ihm. Das Monstrum wollte zu sprechen beginnen, da war die Vision vorbei und er sah die Fremde wieder, welche in dem blauen Licht der Kugel erstrahlte. Ihr Körper hatte sich gespannt und ihre Augen bewegten sich flink von der einen auf die andere Seite. Als er etwas sagen wollte legte sie ihm den Finger auf den Mund, der von einem Lederhandschuh bedeckt war. Dann ging alles sehr schnell. Mit einem gewaltigen Satz hob sie Han in dem Baum, unter dem sie Halt gemacht hatten und setzte ihn auf einem stabilen Ast. Vor seinen Augen zerfloß seine Begleiterin zu einem weißen Nebel, der den Baum hinunter kroch. Unten angekommen umschloß dieser Nebel eine Schlange, die sich den Baum hinauf schlängeln wollte. Im Bruchteil einer Sekunde nahm sie wieder ihre menschliche Gestalt an und ihre beiden Säbel hieben auf die Schlange ein. Die verwandelte sich vor Han`s Blicken in zwei Metallstangen, die klirrend auf den Boden fielen. Die Fremde trat ein paar Schritte zurück, aber Han erkannte mehr ein Gleiten als Schritte. Er nahm keine Bewegung ihrer Gliedmaßen wahr. Alles war schattenhaft und undeutlich. Die beiden Metallstangen veränderten in dem Moment ihr Aussehen. Sie schmolzen zusammen und ein Löwe wuchs daraus hervor. Seine beiden Reißzähne ragten weit aus seinem Maul heraus. Unter seinem Fell sah man deutlich die Kraft seiner Muskeln, als er zum Sprung ansetzte.
10
Der Sprung ging ins Leere. Wo zuvor die Fremde gestanden hatte, waren ihre zwei Säbel aufgepflanzt. Mit einem markerschütternden Brüllen stürzte der Löwe hinein. Im selben Moment verwandelte er sich in einen mächtigen Greif. Diese Vögel waren in dem Land selten geworden und manche hielten sie nur noch für eine Legende. Als dieser mit den Flügeln schlug, mußte Han sich festhalten, um nicht von seinem Aussichtsplatz heruntergeworfen zu werden. Mit seinen riesigen Klauen zerbrach der Greif die beiden Säbel unter sich und erhob sich mit einem heißeren Schrei in die Lüfte. Han hörte einen anhaltenden Luftstrom über sich. Der Riesenvogel kam mit den Klauen voran auf ihn zu. Wieder wurde er in die Höhe gerissen, um im nächsten Moment auf dem Waldboden zu landen, wo ihn die Fremde fallen ließ. Dann nahm sie ihren Bogen von der Schulter und verschoß kurz hintereinander ein Dutzend Pfeile. Mit einem lauten Krachen stürzte der Greif in`s Geäst und verschmolz mit der Dunkelheit um ihn. Die Fremde stand unbeweglich in ihrer roten Robe am Rand der Dunkelheit, die das Licht der Kugel nicht erreichte. Ihre Augen waren aufmerksam auf die Schatten im difusen Mondlicht gerichtet. Dann löste sich einer und schnellte auf sie zu. Blitzschnell zerfiel sie und Han glaubte wieder einmal einer Sinnestäuschung zu unterliegen. An die fünfzig Fledermäuse fielen über den Schatten her und rissen ihn in Stücke. Die auseinandergerissenen Teile flohen zurück in die Dunkelheit. Dann war es wieder still und seine Begleiterin stand an eben denselben Platz, an dem sie sich verwandelt hatte. Als kein Angriff mehr erfolgte, ging sie zurück zu Han. „Wer oder was war das und was wollte das Ding von mir?“, ein eisiges Lachen umflog ihr Gesicht und sie strich sich eine Strähne aus den Augen. „Er ist noch, mein unwissender Begleiter, er ist noch. Und er hat den gleichen Auftrag wie ich. Du brauchst also nicht um Dein Leben zu fürchten, ich schon.“ Damit setzte sie sich wieder in Bewegung und das Licht der Kugel flackerte schon wieder weit vor ihm, so dass er sich beeilen mußte Schritt zu halten. Was ging hier nur vor sich? Warum diese Mühe, ihn zu dieser... Hexe zu bringen? Erst die Ritter, dann die Frau, nun dieses Monstrum und was kam noch? Han setzte mechanisch einen Schritt vor den anderen. Jeden Schatten im Unterholz hielt er für das Ungetüm. Sie hatten noch einmal Rast eingelegt, waren aber nicht behelligt worden. Die Nacht neigte sich bald ihrem Ende entgegen und er konnte schon das erste Licht des Tages erkennen. Er hatte seine Kräfte aufgebraucht und hoffte, dass sie bald eine Pause einlegten. Han hatte sich nicht getäuscht. Vor ihm hatte die Fremde gestoppt und ein Haus rückte in sein Blickfeld. Es war ganz aus Holz erbaut. Sie holte einen Schlüssel hervor und öffnete die Tür. „Wohnst Du hier?“, Han trat nach der Frau ein und verschaffte sich einen Überblick. Die Fremde hielt ihm den Schlüsselbund vor die Nase. „Dietriche, so braucht man die Tür nicht zu demolieren.“ Han nickte und sah sich um. Ein Tisch mit zwei Stühlen stand in der Mitte. An der einen Wand war ein Schrank. Sonst war der Raum, bis auf den gewaltigen Herd, leer. „Wem gehört dieses Haus?“
„Einem Pelzhändler. Er hat mehrere entlang des Dunkelwaldes. Ich habe ihn öfters während meiner Streifzüge gesehen, kenne ihn aber nicht persönlich.“, Han freute sich darüber, daß sie endlich mit ihm sprach, wenn es auch nur wenige Sätze waren. Sie öffnete den Herd, legte Holz hinein und zündete es an. Dann holte sie eine Pfanne aus dem Schrank und briet einige Speckstreifen, über die sie drei Eier schlug. „Bediene Dich selbst, wenn es fertig ist und paß auf, dass es nicht anbrennt. Ich muß kurz hinaus.“, kaum hatte sie diese Worte gesagt, war sie schon durch die Tür verschwunden und Han vermißte augenblicklich ihre schützende Aura
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Die Frau stand über einem Reh gebeugt und saugte das frische Blut aus der Halsschlagader. Wenn Han wüßte, wie begierig sie seinen pochenden Herzschlag verfolgte... Während ihre Kräfte aufgefrischt wurden, stellte sie sich den süßen Geschmack von menschlichem Blut vor. Es war nicht nur der rote Saft selbst, den sie einsog, sondern beim Menschen stahl sie ebenso dessen Energie und machte sie sich zu eigen. Er sah sie mit seinen großen blauen Augen immer so unschuldig und freundlich an, dass sie den Anflug eines schlechten Gewissens verspürte. Sie schüttelte die Gedanken ab. Er war eine dumme wie häßliche Kreatur, eben ein Mensch. Sie hatte elbisches Blut in sich, hatte die Unsterblichkeit des Lichtes genossen. Nun hatte sie die Nacht umschlossen. Eine Träne lief ihr über die Wange. Dummes Mädchen, alten Geschichten nachzuweinen. Sie biß noch einmal in eine andere Stelle des Halses, um so viel Stärke wie möglich zu erhalten.
Han stand am Herd und nahm die Pfanne herunter. Er stellte sie auf den Tisch, holte sich ein Messer aus dem Schrank und aß den gebratenen Speck vom Messer herunter. Sie hatte ihm einen Fladen Brot hingelegt, von dem er immer wieder ein Stück in die Pfanne tauchte, um Fett und Ei zu erhaschen. Ab und an nahm er einen Zug aus der Feldflasche. Das Feuer knisterte fröhlich im Herd vor sich hin und verbreitete wohlige Wärme. Obwohl die Tage noch warm waren, hatten die Nächte an Kälte zugenommen. Mit einem mal wurde ihm der Stuhl unter dem Körper weggezogen. Er stürzte auf den Holzfußboden und im gleichen Augenblick wurde ihm sein Arm nach hinten gebogen, dass er schmerzvoll aufstöhnte. Dann packten kräftige Klauen seinen zweiten Arm und zogen ihn ebenfalls auf den Rücken. Lederriemen ließen sein Blut in den Adern stauen, so fest wurden seine beiden Hände verschnürt. Dann warf ihn sich der Unbekannte über die Schulter und strebte dem Ausgang zu, wobei er seine Beine wie eine Schraubzwinge umfaßt hielt. Er öffnete die Tür und wurde von einem gewaltigen Luftschlag zurückgeworfen. Dabei mußte er sein Bündel fallen lassen. Verdammt, sie konnte sogar die Magie des Windes. Aber so leicht gebe ich diesmal nicht auf, meine Liebe. Er verwandelte sich in eine riesige Seeschlange, die den ganzen Raum einnahm. Dann umschlang es sie blitzschnell mit seinem Leib. Er spürte ihren heißen Körper an seinem. Sie mußte wohl erst vor kurzem getrunken haben, das war Pech, machte die Sache aber spannender. Und er liebte Herausforderungen. Er wußte, dass ihr nur die Möglichkeit blieb ihre Nebelgestalt anzunehmen. Doch diesmal war er vorbereitet. Er hatte den eisigen Atem der nordischen Seeschlange und würde sie vereisen, um sie dann in tausend Stücke zu schlagen. Sie hatte alle Luft in ihre Lungen gepumpt, damit sie die Umklammerung nicht erstickte. Der Nebel, jetzt oder nie. Sie setzte schon an sich zu verwandeln, dann griff sie in ihre Tasche und warf einen Gegenstand zu Boden. Die Schlange blickte grimmig auf den weißen Nebel, der vor ihr entstanden war und bog den Kopf zurück, um ihren eisigen Hauch zu verbreiten. Da fächerte sich der Gegenstand vor dem Biest auseinander und beim Ausatmen starrte es in sein grausiges Spiegelbild. Der magische Spiegel warf den Eisatem mit voller Wucht wieder zurück und zerriß das Ungetüm von innen. Instinktiv blickte Han zu Boden, um nicht die ganzen Innereien abzubekommen. Aber zu seinem Erstaunen blieb nur ein dunkler Schatten zurück, der den Boden bedeckte. Der Nebel nahm wieder Gestalt an und die Fremde stieß sich mit den Händen vom Boden ab und flog mit den Füßen auf die Dachbretter zu. Mit einem lauten Krachen fielen einige Bretter auf den Fußboden. Die Frau stieß einen lauten Schrei aus als das Sonnenlicht ihre Beine traf. Sie fiel zurück auf den Boden und rollte sich auf die Seite ab, wobei Han bemerkte, daß ihr Hemd Feuer gefangen hatte. Außerdem roch er verbranntes Fleisch. Sie wälzte sich auf den Boden, bis sie die Flammen erstickt hatte und zog sich in eine dunkle Ecke zurück. Vor Han bäumte sich plötzlich der Schatten auf, als er mit voller Stärke vom Sonnenlicht getroffen wurde und verzischte mit der aufgehenden Sonne. Die Kraft des Widersachers war gebrochen.
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Sie kam zu ihm, zog ihn weiter ins Dunkel des Raumes und befreite ihn von seinen Fesseln. Erschöpft setzte sie sich wieder. Han kam auf sie zu, um ihre Wunden zu versorgen, aber sie stieß ihn von sich weg. „Rühr mich nicht an, Mensch.“, sie stand mühsam auf und drehte sich zur Wand. Dann zog sie ihr Hemd aus. Han bewunderte ihren wohlgeformten Rücken. Bei jeder ihrer Bewegungen zeichneten sich leicht ihre Muskeln unter der Haut ab. „Kannst Du nicht wegsehen!“, ihre Stimme war alles andere als freundlich und Han schalt sich einen Dummkopf, dass er nicht von selbst darauf gekommen war. Er ging zum Tisch und nahm einen Schluck Wasser. Menschen waren schon schlimm genug, aber menschliche Männer waren das Letze. Die Frau verband sorgsam ihre Wunden, nachdem sie eine Salbe aufgelegt hatte. Es war nicht das erste mal, dass sie dem Tageslicht ausgesetzt gewesen war. Aber es waren jedesmal höllische Schmerzen. Sie nahm ein frisches Hemd aus ihrer Tasche und bedeckte ihren nackten Körper wieder. Es war schon merkwürdig, wie das Gewebe auf Sonne reagierte, nur weil es an ihrem verfluchten Körper haftete. In ihre solide Lederhose war ein kreisrundes Loch eingebrannt und auch hier war das Fleisch verbrannt. Es würde sich mit der Zeit von selbst regenerieren, aber die Hose mußte sie erneuern lassen. „Kannst Du mir jetzt sagen, was das für eine Gestalt war?“, Han blickte wieder in ihre Richtung. Sprich mich nicht an, Junge. Nicht jetzt oder es geschieht noch ein Unglück, ob Kopfgeld oder nicht. „Wir gehen in den Keller. Öffne die Klappe dort.“, Han sah in die Richtung ihres Fingers. Im Fußboden war eine viereckige Klappe eingelassen. Er öffnete sie und sie stiegen in den Keller hinunter. Sie holte eine Fackel heraus und steckte sie in die Wandhalterung, die obligatorisch für dunkle Räume war. Dann schnallte sie ihren Schlafsack von ihrer Tasche und rollte ihn aus. Han machte es sich auf dem fauligen Stroh in der Ecke, so gut wie es ging, gemütlich.
Abends verließen sie das Haus wieder. Vom Kampf zeugte nur noch der zerbrochene Tisch, die herumliegenden Stühle und das klaffende Loch im Dachstuhl.
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„Ich brauche mehr von diesem Pulver.“, ihre Augen funkelten wie Sterne in der Nacht und ließen keinen Widerspruch zu. „Ihr habt einen wirklich schönen Edelstein um den Hals. Sechs Karat, vielleicht auch sieben. Wo habt ihr den her?“, der Zwerg musterte sie mit einem Kennerblick und ein verschmitztes Lächeln überzog sein Gesicht. „Ich bin nicht gekommen, um mit Dir über meinen Schmuck zu diskutieren. Gib mir eine größere Menge dieses Pulvers und sag Deinen Preis. Ich kenne euch Zwerge und ich kenne eure Gier. Wage es nicht mich zu übervorteilen.“, die Frau stand in einer geräumigen Höhle. Seltsam aussehende Gerätschaften waren im ganzen Raum verstreut. Überall standen Säcke und Fässer. In Reagenzgläsern glitzerte es in allen Farben. Der Zwerg vor ihr war unbestimmten Alters. Sie fand, dass Zwerge schon alt geboren wurden. Dieser hier konnte hundert, aber auch tausend Jahre alt sein. Man konnte dieses Volk nur schwer durchschauen. Alle ihre Zauberkünste und Bewußtseinswahrnehmungen schlugen hier fehl. Nur eines konnte sie ganz deutlich sehen und das war der Zwang nach dem Gold. „Ihr wißt, dass es nicht leicht ist, dieses Pulver herzustellen. Besonders die eine Zutat ist schwer zu erhalten. Drachen sind rar geworden in der Welt. Und außerdem...“
„Schraub nicht den Preis hoch, ich kenne den Wert Deiner Arbeit. Sag mir den Preis für fünfzig Kilogramm.“
„Was habt ihr vor, Mylady, wollt ihr die Festung von Krulgan in die Luft sprengen? Na, mir soll es egal sein. Fünftausend Goldstücke und ich bestehe auf reines Gold... und...“, der Zwerg zögerte etwas, da er nicht wußte, ob er in diesem Fall zu weit ging. Dann siegte seine Natur. „Und Euren Edelstein, den ihr um den Hals tragt.“, die Dunkelhaarige mußte sich zurückhalten, um diesen Winzling nicht an die Gurgel zu springen. Was glaubte er, wer er war. Es gab noch mehr Alchimisten von seinem Schlag, aber eben keinen, der dieses Pulver mischen konnte, welches auf Körpertemperatur reagierte. Sie schluckte ihren Ärger runter. „Gut, Du Halsabschneider. Wie lange wirst Du dafür brauchen?“
„Komme in einem Monat wieder, dann müßte ich fertig sein.“
„Für den Preis solltest Du dann auch fertig sein...“, sie drehte sich um und schritt zum Ausgang. „Rondra, ich weiß, dass Du eine mächtige Zauberin bist. Unterschätze mich nicht, ich fordere meinen Preis und bekomme ihn auch, auch von Dir.“, Rondra stockte leicht in ihrer Bewegung, um etwas zu erwidern, dann schritt sie wieder weiter aus und ließ den Zwergen nachdenklich hinter sich. Verstockter Zwerg, Du wirst nie meinen Edelstein besitzen. Der Wert besteht nicht in seinem Preis, sondern in seinem Inneren. Draußen atmete sie wieder die frische Waldluft und war froh aus der für sie beengten Höhle herauszukommen. Die beiden Feenmädchen umschwirrten ihren Kopf. „Er will meinen Edelstein für das Pulver“, das eine Feenmädchen kam nahe an ihr Ohr und sang ihr schmeichlerisch ins Ohr.
Im Zwergenleib nur Kraft und Trotz,
aus purem Gold das Herz.
Doch nicht die Liebe in ihm pocht,
kalt und einsam, böser Scherz.
Will nehmen, was ihm nicht gehört,
erkennt nicht die wahre Seele.
In die Unterwelt hinab, er fährt,
dringt der Dolch ihm in die Kehle.
Nach diesem Lied verzog sich das Gewitter im schönen Antlitz der Frau und ein Lächeln erschien, welches jeden Mann in seinen Bann gezogen hätte. „Danke, das hat gut getan.“, sie stieg auf ihren schwarzen Rappen, dessen Fell im Sonnenlicht schimmernd glänzte und flog dem dichteren Wald zu, wobei der Wind mit ihrem langen schwarzen Haar spielte.
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Ich bin zu weit gegangen. Sie hat zu schnell zugestimmt. Nun muß ich mir etwas ausdenken, um mich vor dieser Hexe zu schützen. Der Zwerg fuhr sich mit der Hand in den Bart und überlegte. Als erstes mußte er ein Drachenherz besorgen. Zwar brauchte er nicht viel davon, aber für die Menge reichte das eine nicht mehr aus. Der junge Magier, den er beauftragt hatte, kam das vorige mal übel zugerichtet wieder zurück. Seine rechte Gesichtshälfte war schwer verbrannt und er zog sein linkes Bein nach. Immerhin hatte er Erfahrung. Der Zwerg machte sich unverzüglich auf den Weg in die Stadt Torin. Gegen Abend erkannte er die Zinnen der Gebäude. Als er noch näher kam, hörte er auch zu dieser vorgerückten Stunde noch immer den Lärm in den Gassen. Die Wachen ließen ihn wortlos passieren. Man kannte sich. Die stämmige Gestalt des Zwerges schob sich an Adligen, Kaufleuten, Handwerkern und anderen Stadtbewohnern vorbei. Die Bettler am Straßenrand, die mit trübseliger Mine die vorbeilaufenden Leute bittend ansahen, nahm er gar nicht wahr. Er strebte zielgerichtet das Gasthaus zum „Duftenden Ochsen“ an. Torin wurde größtenteils von Zwergen bewohnt. Die Häuser waren nicht hoch, reichten aber tief in die Erde. Man munkelte, dass jeder Flecken der Stadt unterhöhlt wäre. Manche befürchteten, die Stadt könne irgendwann einstürzen. Der Ort war ein riesiger Handelsposten. Besonders mit Erz und Edelsteinen wurden gehandelt. Täglich kamen und verließen Dutzende von Karren die Stadt. Oberster Magistrat war ein Zwerg vom Donnerkeil-Clan. Er war auch für den Schutz der Stadt zuständig. Aber seit die magische Barriere das Königreich schützte, gab er sich lieber anderen Dingen hin. Viele Zwerge schüttelten den Kopf über sein Verhalten und glaubten gar, dass er sich mit Menschenfrauen vergnügte. Jedenfalls hatte er menschliche Dienstboden. Dennoch blühte die Stadt und die Zwergengarde hatte nur wenig Streit zu schlichten.
Das Schild mit dem Stierkopf über der Tür zeigte dem Alchimisten, dass er hier richtig war. Die Tür schwang auf und eine knollennasige Gestalt stieß mit ihm zusammen. Ein Gnom, widerwärtige Wesen. Dummerweise scheinen sie die Intelligenz mit der Muttermilch einzusaugen. Ihre Apparate versetzen sogar mich in Staunen. „Entschuldigung der Herr Zwerg, war keine Absicht.“, demütig blickte der Gnom nach unten und verbeugte sich. Unterwürfiges Volk. Keinerlei Stolz in sich. „Paß das nächste mal auf!“, der Zwerg zwängte sich an dem Gnom vorbei, der ihn aufmerksam musterte, aber dann in der Menge verschwand. Das Gasthaus war voll zu dieser Zeit und roch nach den verschiedensten Speisen. Unterschiedlichste Sprachen waren zu vernehmen, aber das meiste ging im Stimmengewirr unter. Die Zwerg trat eine Schritt vor, um die gesamte Gaststube zu erfassen. Seine Augen spähten angestrengt in die Runde, dann entspannte sich sein Gesicht. Am hinteren Tisch saßen drei Hünen um einen etwas schmächtigeren Mann herum. Die fünfte Gestalt war eine Frau. Blonde, leicht geringelte, Haare fielen ihr über die Schultern. Sie war nicht gerade hübsch aber ihre Figur strahlte alle weiblichen Reize aus, die einen Mann in`s Schwärmen brachten. Der hagere Mann hatte schon einige Schweißperlen auf der Stirn, die langsam über seine hakenförmige Nase nach unten liefen. Seine Lippen waren nur schmale Linien und jetzt noch mehr zusammengepreßt. Er hielt Karten in der Hand, von denen er schon zwei auf den Tisch gelegt hatte. Zwei der breitschultrigen Männer hielten die selbe Anzahl in Händen und legten gerade wieder welche auf den Tisch. Nachdem alle Karten auf dem Tisch lagen, lachte der eine in einem tiefen Bariton. Er hatte seinen Oberlippenbart an beiden Seiten geflochten und auch an seinem Kinn hingen zwei säuberlich frisierte Zöpfe nach unten. Der Zwerg wußte sofort, dass es sich hier um Nordmänner handelte. Es waren jene rauhen Gesellen, die sich außerhalb der Barriere mit den unterschiedlichsten Ungetümen herumschlugen. Doch genau die Körper dieser Untiere waren ungeheuer wertvoll für jeden Alchimisten und machten sie reich. Er hatte des öfteren mit ihnen zu tun gehabt. Die Augen des Hageren verengten sich zornig, als er sein Gold verschwinden sah und er setzte zu einem Spruch an.
15
Der Zwerg war bis auf wenige Schritte an den Tisch herangekommen, da sah er den jungen Zauberer einen Spruch murmeln. Das hat mir gerade noch gefehlt. Er holte seine Doppelaxt aus dem Futteral vom Rücken und hieb sie mit einem gewaltigen Schlag in den Eichentisch. Dann stürzte er sich auf den Zauberer und drückte ihm seine kraftvolle Hand an die Kehle, dass dessen Worte erstarben. „Elender Wurm! Wie lange willst Du mich noch auf mein Gold warten lassen?“, mit diesen Worten packte er ihn mit der anderen Hand am Kragen und hob ihn vom Stuhl herunter. „Wir gehen jetzt in Dein Zimmer und Du zahlst mich aus! Verstanden?“, er ließ den Zauberer frei und der nickte und beeilte sich, nach oben zu gehen. Der Zwerg zog mit einem mächtigen Ruck die Axt wieder aus dem Tisch und verstaute sie auf dem Rücken. „Nichts für ungut, die Herren.“, mit schnellen Schritten entfernte er sich. Das schallende Gelächter der Nordmänner begleitete ihn. „Der Magier wollte euch in Frösche verwandeln. Wißt ihr das überhaupt?“, die Frau sah dem Zwerg interessiert hinterher und ein heiteres Lachen kam aus ihrer Kehle, das der Männer war verstummt.
„Ist nicht klug, Dich mit Nordmännern einzulassen. Jedenfalls nicht in aller Öffentlichkeit.“, der Zwerg hatte die Tür hinter sich geschlossen und setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum. „Sie haben mir jedes einzelne Goldstück aus der Tasche gezogen. Üble Falschspieler sind das!“, der Zwerg horchte auf. Wenn er sein Gold verspielt hatte, würde es ein Leichtes werden ihn zu überreden. Der Magier ließ sich zornig auf das Bett nieder. „Goran, vielleicht habe ich einen Auftrag für Dich, der Deine Taschen wieder füllt.“, versuchte es der Zwerg. Goran dachte mit Unbehagen an seinen früheren Auftrag zurück. Dieser Drache war jung gewesen, mit einem Bruchteil der Kraft, die einem älteren Drachen innewohnte. Trotzdem hatte er bitter dafür gebüßt, sich mit den Kräften von Gaia, der Mutter Erde, einzulassen. Sie waren die Verbindung der Erde zum Himmel, die Hüter der Welt. Sie bezogen ihre Macht aus den vier Elementen... Feuer, Wasser, Erde und Wind. Trotzdem konnte man sie besiegen. Inwieweit das Gleichgewicht in der Welt dabei gestört wurde, wußte er nicht und wollte er auch nicht wissen. „Wenn es nicht gegen Drachen geht, hast Du schon jetzt meine Zustimmung. Oder brauchst Du von den Göttern eine Zutat?“, Goran sah den Zwerg spöttisch an.
„Ich sehe, dass Dich das Leben in der Stadt verweichlicht hat. Wo sind Deine Sprüche geblieben, dass Du es mit den mächtigsten Kreaturen der Erde aufnehmen könntest? Dann muß ich wohl die zweitausend Goldstücke einem mutigeren Zauberer aushändigen.“, das hatte gezogen. Das Gesicht des jungen Zauberers war nun aufmerksamer. Und als der Zwerg aufstand und im Begriff war, zur Tür zu gehen, hielt er ihn zurück. „Jaro, wer wird denn gleich aufgeben? Du brauchst also noch ein Herz und ich soll es Dir besorgen? Sagen wir zweitausendfünfhundert und wir sind im Geschäft.“, Jaro überlegte kurz. Nicht nochmal so ein Fehler, wie bei dieser Hexe. Andererseits steht er mit dem Rücken zur Wand. Er braucht das Gold. Er drückte die Klinke nach unten. „Zweitausend Goldstücke für das Herz eines Drachens. Mein erstes und letztes Angebot!“, als er die Tür einen Spalt aufmachte, dachte er einen Schatten wahrgenommen zu haben, der davon huschte. „Gut, gut. Zweitausend, alter Widerling.“, Jaro beachtete die Beschimpfung gar nicht und zog die Tür wieder zu. „Innerhalb von einem Monat brauche ich das Herz, sonst ist das Geschäft geplatzt und Du bekommst nur die Hälfte. Hand drauf!“, Goran schlug ein und setzte sich ermattet aufs Bett. Sein Gast verließ das Zimmer ohne Gruß und er grübelte vor sich hin. Den einzigen Hort, den er noch kannte, lag außerhalb der Barriere. Es war die Brutstätte von Pyros, einer Drachendame von schier unglaublicher Kraft. Zweitausend Goldstücke waren gewiß ein großer Patzen, aber ein Trinkgeld im Vergleich zur Härte seines Auftrages. Er streckte sich auf sein Bett und meditierte. In der astralen Welt angekommen verwob er die Zauberadern zu mächtigen Sprüchen und hoffte, dass sie ausreichen würden.
Copyright Sandro Ehrhardt
2007
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