China... weit mehr als eine Milliarde Menschen, auf einer Fläche, in der Europa als Provinz kaum auffallen würde, und mit einer seit einigen tausend Jahren überwiegend stabilen Kultur.
Was sagt man solchen Leuten, wenn sie einem aufzählen, wie viele entgegengesetzte Modetrends in den letzten zehn Generationen halb Europa umkrempelten, um zu fragen, ob wir nicht doch lieber mal ein paar Generationen warten wollen, bevor wir etwas fordern, weil wir es uns ja doch alle Nase lang anders überlegen?
Ich meine: vom Absolutismus über die Äufklärung in den napoleonischen Cäsarismus, rassistisch und imperialistisch durch das neunzehnte Jahrhundert, technikbegeistert und voller sozialer Ideen romatisch in den Jahrhundertbeginn, schlagartig auf Ausrottungskämpfe fixiert, dann wieder pazifistisch, und "nie wieder Krieg", um gleich darauf Jugoslawien, den Irak und Afghanistan auszubomben, wo wir uns über die Opferzahlen gewohnheitsmäßig was in die Tasche lügen.
Und damit im Gepäck als zerstrittener Kleinstaatenbund vor eine Großmacht ziehen, und ihr unsere augenblicklichen Launen als Norm aufzwingen wollen, wärend wir sie selbst nicht einhalten?
Hat irgendjemand gefordert, die USA zu boykottieren, als bekannt wurde, daß US-Einheiten die Bevölkerung Kabuls abschlachteten wie beim Tontaubenschiessen?
Ich fürchte, die Chinesen werden uns kaum ernstnehmen, und so ganz verdenken kan ich es denen nicht.
Und dann gibt mir da noch etwas zu denken. Bush hat ganz zu Beginn seiner Laufbahn eine militärische Auseinandersetzung mit China riskiert. Es ist ja das große Trauma der Amerikaner, daß sie in Korea von den Chinesen geschlagen wurden, ohne daß China auch nur im Mindesten an seine Reserven gehen mußte. China macht es keine große Mühe, mal eben fünf, oder zehn, oder zwanzig, oder fünfzig Millionen Mann unter Waffen zu stellen. Nuklear ist das Land nicht zu besiegen, weil man dazu so viele, oder so große Sprengköpfe einsetzen müßte, daß man die Folgen selbst nicht mehr überleben kann.
Die Chinesen sind sich dessen sehr bewußt. Wie sehen eigentlich die Risiken wirklich aus? Nach dem letzten Krieg forderten einige, die deutsche Bevölkerung zu sterilisieren, um uns auszurotten. Das hat man nicht gemacht, und ich bin mir sicher, das hat damit zu tun, daß sich Amerikaner und Engländer mit Europäern identifizieren. Für Rassismus ist da wenig Platz, aber gilt das denn auch bei Auseinandersetzungen mit Asiaten?
Der vorletzte Verteidigungsminister Chinas wurde entlassen, weil er einen Erstschlag mit nuklearen, chemischen und biologischen Waffen gegen den Westen plante. Das zeigt doch, wie weit rassistischer Wahnsinn gehen kann.
Sollten wir da nicht froh sein, wenn sich China und der Westen öffentlichkeitswirksam in einer Weise begegnen, die dazu beiträgt, daß solche Wahnideen weniger Anklang finden können?
Mit dem Hund (China) wird der Schwanz (Westen) nicht wedeln können. Und Kritik kann man auch nur üben, wenn man nicht im Glashaus sitzt. Wer Guantanamo akzeptiert, aber in China wettern will, macht uns doch lächerlich.