Die Chroniken von Rethan

Welcher bösen Gesinnung würdet ihr Shedoran zuordnen?

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  • Neutral Böse

    Stimmen: 3 37,5%
  • Chaotisch Böse

    Stimmen: 5 62,5%

  • Umfrageteilnehmer
    8
hätte nicht gedacht das rethan auch so eine seite hat.
ich glaube aber das die sache für ihn früher oder später in die hose geht(irgendeinen anlass muss es ja gebn das er zu dem eiskaltn rethan wird den wir kennen^^)
 
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hätte nicht gedacht das rethan auch so eine seite hat.
ich glaube aber das die sache für ihn früher oder später in die hose geht(irgendeinen anlass muss es ja gebn das er zu dem eiskaltn rethan wird den wir kennen^^)

Da hast du recht. Es wird ein Ereignis geben, der ihn zu diesem eiskalten Monster macht, das wir kennen. Ich versuche, Rethan ein wenig menschlicher zu machen, damit man seine Aktionen versteht.
 
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Kapitel 8: Blutbefleckte Verabredung

Ignazius Augustinus. Das war also der Preis zu Imani Indarys herzen. Shedoran Rethan brauchte nur den örtlichen Wachhauptmann zu töten, um eine Verabredung mit seiner Angebeteten zu erhalten. Für diesen Gewinn war der Dunmer bereit, jeden Menschen auf dieser Welt zu ermorden. "Shedoran, denkst du, dass ist eine gute Idee?" Sein Stellvertreter Hakarra blickte ihn kritisch an. Sein Landesgenosse war gut 30 Jahre älter als er und hatte bei dieser ganzen Liebesgeschichte ein schlechtes Gefühl. "Ja", bestätigte sein Anführer Rethan, "ich glaube, sie ist es wert, dass ich einen Mann ermorde. Mit dieser Frau möchte ich den Rest meines Lebens verbringen, Kinder zeugen und eine neue Dynastie der Rethans gründen. Aber keine Angst, mein Freund, ich werde mein Handwerk nicht aufgeben. Wir müssen die Bande nur neu organisieren. Ich werde dir die Aufgaben übertragen, aber von mir erhälst du weiterhin deine Anweisungen. So kann ich mit Imani glücklich und zufrieden leben."

Seufzend stimmte der alte Hakarra zu. Aufgrund seiner Lebenserfahrung wusste er, dass man die jungen Leute nicht von ihren Wegen abbringen konnte, wenn es um Liebe ging. "Schön. Nun geht bitte, ich muss mich auf die Tat vorbereiten." Als Hakarra Shedoran Rethans Zimmer verlassen hatte, ging dieser zu seinem Schrank. Hinter den Türen lag seine Lederrüstung und ein Glaskurzschwert und zusätzlich noch ein Dolch aus Ebenerz. Seelenruhig legte der Schurke seine Rüstung an und schnallte sich die Waffen um. Draußen ging die Sonne unter, die Nacht brach heran. Es waren noch etwa 3 Stunden, bis Rethan zuschlagen wollte. Zu dieser Zeit befand sich Augustinus auf dem Heimweg aus seinem Büro. An seiner Haustür würde er seine letzten Atemzüge machen.

Pünktlich wie jeden Abend schloss Ignazius Augustinus die Tür der Wache ab und machte sich auf den Nachhauseweg. Er grüßte seinen Vize-Kommandeur, der aus dem Fenster nach draußen sah. Langsamen Schrittes machte sich der Kaiserliche auf. Heute war ein harter Tag gewesen: Die Korruption in der Caldera-Bergwerksgesellschaft nahm langsam Überhand und aus der Halle des Regenten wurden ihm nur Steine in den Weg gelegt. Odral Helvi war durchweg verdorben, ihn war nicht an der Beseitigung der dunklen Machenschaften der Gesellschaft gelegen. Ihn wunderte es allerdings etwas, dass der heuchlerische Dunmer noch keinen Attentäter auf ihn angesetzt hatte. Glücklicherweise bin ich für solche Konfrontationen ausgebildet, dachte sich Augustinus ein wenig schelmisch.

Als er diesen Gedanken zu Ende geführt hatte, war er schon an seinem Wohnhaus angekommen. Gerade wollte der Wachhauptmann die Tür aufschließen um zu seiner Frau unter die warme Bettdecke schlüpfen konnte, als er eine Stimme hinter sich hörte: "Ignazius Augustinus?" Mit einem leicht genervten "Ja" drehte sich der Kaiserliche um. Hinter sich erblickte er eine kapuzierte Gestalt, die ein Schwert auf Bauchhöhe hielt. Bevor Augustinus reagieren konnte, stach der Attentäter zu. Immer und immer wieder. Erst nach zwei Dutzend Stich ließ Shedoran Rethan von dem armen Mann ab. Nun war sich der Dunmer sicher, dass sein Opfer wirklich tot war. Geschwind nahm er dem Toten den Siegelring der Kaiserlichen Wache ab, um seine Tat vor Helvi beweisen zu können. So schnell er gekommen war, verschwand Shedoran Rethan wieder in der Nacht. Sein nächstes Ziel war die Halle des Regenten.

"Rethan?" Ein verschlafener Odral Helvi empfing ihn im Pyjama. "Ser Helvi, ich wollte Euch mitteilen, dass mein Auftrag ausgeführt wurde. Hier ist der Beweis." Stolzt legte der junge Killer den Ring auf Helvis Nachttisch. "Könnt Ihr mir nun zu einer Verabredung verhelfen?" Gespannt wartete er auf die Antwort des Regenten. "Ja", sagte dieser, "ich lass Euch morgen mitteilen, was Ser Indarys zu Eurem Wunsch sagt. Aber ich bin mir sicher, dass er seine Tochter gerne mit einem höflichen und wohlhabenden Jüngling wie Euch ausgehen lässt. Mach Euch also keine Sorgen. Nun geht bitte. Gute Nacht, Muthsera." Erfreut machte Shedoran Rethan auf der Türschwelle kehrt und ging zurück zu seinem Haus.

Nach einer unruhigen Nacht erwachte der Banditenanführer am nächsten Tag mit dem Sonnenaufgang. Schnell zog er sich an, ging in die Diele hinab und wartete ungeduldig auf eine Nachricht von Helvi. Eine geschlagene Stunde schritt Rethan auf und ab. Dann klopfte es endlich an der Tür. Hocherfreut wurde Helvis Bote empfangen. "Hier", sagte dieser etwas verblüfft über die ungewöhnliche Begrüßung, "eine Nachricht Seiner Exzellenz, dem Regenten von Caldera." "Danke. Nun geht." Noch verwirrter wurder der Kurier wieder nach draußen gedrängt. Endlich! Rethan brach das Siegel und las den Text: "Hochverehrter Ser Rethan, hiermit überbringe ich Euch die frohe Kunde, dass Ser Banden Indarys Eurer Anfrage statt gegeben hat. Ein Schlickschreiter wird heute Abend bereit stehen. Ser Indarys möchte, dass Ihr mit ihm und seiner Tochter zu Abend esst. Viel Glück. Gezeichnet, Odral Helvi." Shedoran Rethans Herz machte einen Freudensprung. Er hatte es geschafft. Nun musste er sich um Imanis und die Gunst ihres Vaters bemühen.
 
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Kapitel 9: Rückschlag in Sachen Liebe

Nervös zupfte Shedoran Rethan an seinem Kragen herum. Seit geschlagenen zwei Stunden lief der junge Dunmer in seinem Zimmer auf und ab. Er wollte für seine Verabredung mit Imani Indarys und ihrem Vater Banden perfekt aussehen. Von dem heutigen Abend sollte wohlmöglich sein gesamte Zukunft abhängen. Mit einer Heirat in die mächtige Indarys-Familie wäre Rethans Leben bis zum glücklichen Ende abgesichert gewesen. Doch es sollte anders kommen, als der verliebte Dunmer es dachte. "Shedoran. Der Schlickschreiter steht bereit." Hakarra trat in das Zimmer seines Chefs. Der alte Dunmer blickte Rethan kritisch an und fragte dann: "Glaubst du wirklich, dass du nach Bal Isra gehen solltest? Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Hört auf mich! Die Redorans sind trotz ihres Ehrenkodexes ein verschlagener Haufen. Und vorallem die Indarys haben ein angespanntes Verhältnis zu einigen Adeligen aus dem Telvanni-Lager. Ein Angriff schein kurz bevor zu stehen. Lass dich nicht damit reinziehen, Shedoran!" Shedoran Rethan blickte zuerst zu Boden, dann zum Fenster hinaus und dann schrie er seinen Stellvertreter an: "SAG MIR NICHT, WAS ICH TUN SOLL!!!! Ich bin der erste Mann!! Ich entscheide selbst!! Und ich werde zu Imani und Banden Indarys gehen!!! Du bist nicht mein Vater, Hakarra!!!"


Mit dunkler Miene zog der Schurke von dannen und ließ einen geschockten Hakarra zurück. Die jungen Menschen von heute sind einfach zu stürmisch und zu unvorsichtig, dachte sich der Alte. Ich werde zu Shedorans Sicherheit einige Männer hinterher schicken. Während sich Hakarra über seinen Anführer wunderte und aufregte, stieg Shedoran Rethan derweil auf den Rücken des rießigen Schlickschreiters, der von einer jungen Dunmerin gelenkt wurde. "Ihr seid also Ser Rethan?", fragte das Mädchen, das um die 16 Jahre alt sein sollte, "Mein Herr hat mir schon einiges über Euch erzählt." Rethan, der sich vorgenommen hatte, auf der Reise nicht mit der Führerin zu sprechen, wurde hellhörig: "Ach ja, meine Liebe? Und was hat er Euch denn erzählt?" Während sich das Insekt in Bewegung setzte, begann sie zu berichten: "Er sagte mir, Ihr seid ein Bandit. Ein Schurke. Ein Verführer. Obwohl er Euch zum Essen eingeladen hat, scheint er nicht sehr von Euch begeistert zu sein. Vorallem nicht, dass Ihr seine Tochter umgarnt. Er möchte Euch heute nur sagen, dass Ihr Euch von Imani fernhalten sollt." Kaum hatte sie ihre Erzählung beendet, fuhr sie Rethan auf das Heftigste an: "LÜGNERIN!!! Ihr seid doch nur eifersüchtig auf Imani!!! Und nun haltet den Schnabel und bringt mich nach Bal Isra." Die Antwort der Schlickschreiter-Führerin war ein leichtes Schulterzucken. Ich hab Euch gewahrnt, dachte sie sich insgeheim.


Nach einer guten Stunde konnte Shedoran Rethan die Redoran-Festung der Indarys im Aschland erkennen. Ihm gefiel die Architektur des Hauses nicht besonders, sie hatte ein fremdartige Wirkung auf ihn. "Wir sind da, Muthsera." "Danke", zischte Rethan dem Mädchen entgegen, bevor er abstieg. Schnellen Schrittes ging der Dunmer zu Haustür. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er kloppfte. Es vergingen einige Sekunden, dann öffnete ein Dunmer im mittleren Alter die Tür. "Ser Rethan?", fragte der Diener. Shedoran nickte. "Hocherfreut. Bitte folgt mir in den Speiesaal. Ser Banden erwartet Euch bereits." Nervös trappte der Schurken hinter ihm her. Die Festung sah von innen noch imposanter aus als von außen. Die Indarys müssen wirklich eine Menge Geld haben, dachte sich Rethan. Kaum hatte er sich genauer umgeschaut, waren sie schon am Ziel angekommen. Im Speisesaal stand eine lange Tafel, um die aber nur drei Stühle standen. Am oberen Kopfende saß Banden Indarys, der ein finsteres Gesicht machte, als Shedoran den Raum betrat. An der rechten Tischsseite konnte der Dunmer freudestrahlend Imani ausmachen. Das Mädchen blickte schüchtern zu Boden, als sie merkte, dass der Mann aus Caldera sie anstarrte. Der dritte Stuhl befand sich auf der rechten Seite. Dort sollte anscheinend Shedoran Rethan Platz nehmen. Dieser stillen Aufforderung kam er natürlich nach.


Etwa 5 Minuten sagte keiner der Anwesenden überhaupt ein Wort. Dann ergriff der Gast Rethan die Initiative: "Ser Indarys, ich möchte mich ganz herzlich für die Einladung bedanken. Es ist mir eine große Ehre, mit Euch zu speißen. Ich..." Plötzlich wurde Rethans Monolog von einem heftigen Faustschlag unterbrochen. Der Tisch wakelte und Imani zuckte verängstigt zusammen. Auch Rethan war ein wenig geschockt. Verwundert blickte er in Richtung des Schlages: Banden Indarys. Der Redoran-Hausherr erhob sich und sagte dann zu Shedoran: "Verschont mich mit Eurer Schleimerei, Rethan. Ich weiß was Ihr für einer seid! Ein hinterhältiger Mörder und Dieb!! Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich diesem Treffen gar nicht zugestimmt!! Die Justiz wird Euch bald am Kragen haben und dann werdet Ihr hängen!!!! Niemals werdet Ihr meine Tochter zur Frau nehmen!!!!" Wutenbrannt schnaupte Indarys, bevor er fortfuhr. "Ihr seid nicht würdig, in eine Redoran-Familie einzuheiraten. Ihr seid eine Missgeburt aus dem elendigen Hlaalu-Haus. Es war eine Wohltat für das Land, als man Eure Eltern getötet und den Rest der Rethan-Brut aus Morrowind vertrieben hat!!!" Mit hochrotem Kopf setzte sich Banden Indarys wieder. Shedoran Rethan blickte mit aufgerissenen Augen auf den Tisch. Seine große Liebe sollte verloren sein?? Niemals!! Die Wutrede brachte auch Imani durcheinander. "Vater", schluchzte sie, "wie könnt Ihr nur soetwas sagen. Ser Rethan ist ein netter Mensch!" "NETT??!!", brüllte der Hausherr seine Tochter an, "Halt deinen Mund und geh in dein Gemach!!!!" Weinend sprang die schöne Dunmerin auf und verließ das Zimmer.


"Und Ihr!" Indarys deutete auf Shedoran Rethan. Dieser stand langsam auf und verbeugte sich. "Ich werde mich nun entfernen", sagte Rethan mit zittriger Stimme, "aber seid Euch gewiss, ich werde Imani nicht so einfach aufgeben. Ich werde um sie kämpfen!!" Mit diesen Worten verließ Sheodran Rethan den Saal und auch das Haus. Draußen wartete schon die Schlickschreiter-Führerin auf ihn. "Ich hab Euch gewarnt." Diesen Satz sagte sich mit einem gewissen Triumph in der Stimme. "Ich weiß, wie Ihr Imani für Euch gewinnen könnt. Meine Herren wollen Euch ein Angebot machen." Verbittert blickte Rethan das grinsende Mädchen an. "Was für ein Angebot?", wollte der verzweifelte Liebende wissen. "Kann ich Euch nicht sagen. Kommt einfach morgen nach Sadrith Mora. Dort wird man Euch aufklären." Sadrith Mora? Die Telvanni-Stadt? Was wollten die Zauberer bloß von ihm? Aber wenn es helfen sollte, die Liebe seines Lebens zu gewinnen, war Rethan bereit, alles menschenmögliche zu tun.
 
Kapitel 10: Der blutige Pfad zur großen Liebe?

Die Sonne ging gerade über Sadrith Mora auf, als das kleine Schiff am Landungssteg anlegte. Von Bord ging der junge Dunmer Shedoran Rethan. Er trug seine leichte Kettenrüstung und darüber einen schwarz-rote Mantel mit Kapuze. Diese hatte er tief ins Gesicht gezogen, um nicht von den Wachen erkannt zu werden. Als Rethan zum vereinbarten Treffpunkt in die Ratshalle schlenderte, dachte der Bandit über die Worte seiner rechten Hand Hakkara nach: "Willst du dich wirklich mit den Telvanni treffen? Bedenke, sie sind noch schlimmer als das Fürstenhaus Redoran. Mit diesen Zauberern kann man nicht reden, ohne Angst vor einem Dolch zwischen den Rippen zu haben. Wenn du dich auch noch mit denen einlässt, sitzt du zwischen den Stühlen. Hlaalu, Redoran, Telvanni. Alle haben dann irgendeine Beziehung zu dir. Und somit gibst du eine leichte Zielscheibe ab." Als Antwort hatte er den alten Dunmer beschimpft und geschlagen. Aber was, wenn Hakkara am Ende Recht haben sollte. War Imani Indary das ganze überhaupt wert? Ja, sagte sich Shedoran Rethan, diese Frau war jedes Blutvergießen und jedes Risiko für sein eigenes Leben mehr als wert. Egal was die Telvanni von ihm verlangten, er würde auf den Handel eingehen.


"Halt!" Eine tiefe Stimme ließ Shedoran Rethan aus seinen finsteren Gedanken schrecken. Er war an der Ratshalle angekommen und stand nun vor einer verhüllten Telvanni-Wache, die nach seinem Begehr fragte. "Mein Name ist Shedoran Rethan. Ich glaube, ich werde erwartet." Die Wache nickte und öffnete dann die Tür. Noch einmal atmete der Schurke tief durch und betrat dann die Höhle des Löwen. In der Pilzhalle standen die verschiedenen Sprecher der Telvanni-Meister. Etwas irritiert blickte sich Rethan um. Wer wollte sich nun mit ihm treffen? Die Frage erübrigte sich, als eine Dunmerin in den Dreißigern auf ihn zu kam. "Seid Ihr Ser Rethan?" Der Dunmer nickte. "Gut", sagte die Magierin, bevor sie den Jüngling in einen abgetrennten Raum führte. Dort ließen sie sich an einem Tisch nieder. Mit freundlicher Mine fuhr die Telvanni fort: "Schön, dass Ihr Euch entschlossen habt, zu kommen. Mein Name ist Arara Uvulas und ich möchte Euch heute ein Angebot machen, dass Euch helfen wird, Euhre geliebte Imani zu erobern. Ihr sollt etwas für das Fürstenhaus Telvanni tun, dass Euren besonderen Talenten entspricht." Uvulas blickte Shedoran Rethan freundlich an. Dieser blickte etwas kritisch zurück. Seine besondere Talente? Da konnte es sich ja nur um einen Auftragsmord handeln. Das war dem jungen Schurken aber egal: er wollte für seine große Liebe auch einen blutigen Pfad beschreiten.


"Und was soll ich für die Telvanni tun?", fragte Rethan, obwohl er die Antwort schon kannte. "Ihr sollt jemanden töten", antwortete Sprecherin Uvulas, "und zwar niemand geringeres als Banden Indarys." Shedoran Rethan blieb fast das Herz stehen. Er sollte den Vater von Imani töten, um sie zu erobern? Das war ja fast wie ein Geschenk des Himmels! So konnte er sich nicht nur die ewige Liebe seiner Angebeteten sichern, sondern auch den unliebsamen Vater aus dem Weg räumen. Vor lauter Aufregung vergaß er allerdings, auf das Angebot Uvulas zu antworten. Sie fragte deshalb noch einmal nach: "Tut Ihr es nun, Ser Rethan?" "J...Ja", stotterte Rethan freudestrahlend, "Ja, Sera Uvulas, ich werde Banden Indarys für das Fürstenhaus Telvanni töten. Sein Blut wird vergossen werden und damit den ewigen Bund zwischen mir und Imani besiegeln." Wieder lächelte die Telvanni-Magierin. Hab ich dich! So einfach war es, einen verliebten Jüngling zu überzeugen. Doch sie wusste genau, wenn er den Vater von Imani töten würde, könnte er seine Liebe nicht mehr halten. Und so würde dieser talentierte Bandit und Mörder direkt in ihre Arme und somit in die Arme des Fürstenhauses Telvanni getrieben werden. Man könnte Rethan dann für die Exekutionen der Feinde anheuern und ihn als Außenstehenden fallen lassen, wenn eine dieser Operationen auffliegen oder schief gehen sollte. Er war das perfekte Bauernopfer.


Shedoran Rethan ahnte nichts von Arara Uvulas Ränkespiel. In seinen jungen Jahren war der Mann, der später als größte Bedrohung für Tamriel in die Geschichte eingehen sollte, viel zu verblendet und abgelenkt von den Gefühlen, die er für Imani Indarys hatte. Der ältere Rethan, ein grausames und eiskaltes Monster, das Hunderte Menschen den Tod brachte, hätte diese List längst durschaut und selbst eine Intrige gesponnen. Doch so sollte dieser Auftrag, dieser Versuch, Imani Herz zu erobern, zu einer gewaltigen Katastrophe werden, die Shedoran Rethans Leben für immer und ewig verändern sollte.


Besorgt hörte sich Hakarra den Bericht eines Spiones an, den er in der Ratshalle von Sadrith Mora platziert hatte, an. Shedoran hat sich nun doch auf die Seite der Telvanni geschlagen, dachte sich der alte Dunmer. Das ganze Vorhaben ist zum Scheitern verurteilt. Entweder stirbt der Banditenanführer oder Imani wendet sich von ihm ab. Hakarra entschied sich aber dafür, dass es das beste wäre, sich nicht einzumischen. Der junge Dunmer sollte seine Lektion lernen, um dann wieder zur Besinnung zu kommen. Nur durch die gerechte Hand des Schicksals, konnte Shedoran Rethan wieder zu alter Stärke und zur Vernunft kommen.


Was Hakarra jetzt noch nicht ahnen konnte: Genau dieses Nichteingreifen besiegelte Shedoran Rethans Schicksal entgültig...
 
Kapitel 11: Missglückte Überraschung

Die Grillen zirpten, am Nachthimmel waren die Sterne und die beiden Monde gut zu sehen und es war ein wenig zu kühl für diese Jahreszeit. Das dachte sich auch die Wache, die vor dem Tor von Bal Isra ihren Dienst tat. Es war eine friedliche Nacht. Friedlicher als die letzten Woche. In letzter Zeit gab es vermehrt Übergriffe durch Telvanni-Söldner, die angeheuert wurden, um die Festung einzunehmen. Bis jetzt konnten die Redoran-Truppen von Banden Indarys aber immer die Oberhand gewinnen. Es gab nur wenige Verluste unter den Verteidigern. Aber diese Nacht sollte es anders kommen. Ein einziger Mann war auf dem Weg nach Bal Isra, um sein Schicksal zu besiegeln, ein Massaker anzurichten und sein junges Leben in die Dunkelheit zu werfen. Dieser Mann war Shedoran Rethan und er hatte gerade eine Anhöhe erreicht, von der er die Festung genau überblicken konnte.

Mit seiner schwarzen Kluft und der Kapuze war er in dieser schicksalhaften Nacht nicht zu erkennen. Dies sollte Rethans Plan zu gute kommen: Er wollte nur wenige Wachen eliminieren, unbemerkt eindringen und Indarys ermorden. Dann wollte er fliehen. Ganz simpel, dachte sich der junge Dunmer selbstsicher. Er sollte sich noch wundern. Doch zunächst schlich er im Schutze einer Wolke, die sich vor die beiden Monde legte, an die Mauer heran, die Bal Isra umgab. Schnell konnte Rethan das Eingangstor ausmachen. Ein einzelner Soldat bewachte den Eingang. Grinsend nahm Shedoran Rethan ein Wurfmesser aus seinem Gürtel und warf es in Richtung des anderen Dunmers. Er wurde genau in der Kehle getroffen und brach röchelnd, aber fast geräuschlos zusammen. Nun war der Weg ins Innere frei.

Geschwind schlüpfte der Schurke durch das Tor hindurch. Bis zum Haupthaus waren es noch gut fünf Meter und Rethan konnte keine weiteren Wachen ausmachen. Es war zwar hochriskant, einen so offenen Platz ohne Deckung zu überqueren, doch er war sich sicher, dass ihn keiner sehen würde. Also rannte er los. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er an der Haustür ankam. Nervös blickte sich Rethan um. Keine Soldaten. Nach einem kräftigen Atemzug nahm der Assassine seine Dietrich und machte sich an die Arbeit. Das Schloss war innerhalb einer halben Minute geknackt. Erleichtert stellte Shedoran Rethan fest, dass wieder niemand sein Eindringen bemerkt hatte. Nun stand nichts mehr zwischen ihm und Banden Indarys. Er würde Imanis Vater einfach im Schlaf erdolchen. Einfach und sauber.

Das Haus war von innen vollkommen dunkel, was Shedoran Rethan ein wenig wunderte. Sollten die Wachen nicht immer auf ihren Posten sein und Patroullie laufen? Trotz dieser Zweifel ließ sich der Banditenführer nicht weiter verwirren, sondern setzte seinen Weg zu Banden Indarys Schlafzimmer fort. Er wusste genau wo es lag, da er am Tag zuvor in die Archive der Redorans eingebrochen war und dort die Baupläne von Bal Isra eingesehen hatte. Auch sein Fluchtweg war gesichert: Selbst wenn etwas schiefgehen sollte, war der Weg durch die Kanalisation der Festung der sicherste. Doch nach Rethans Meinung sollte nichts schief gehen. Endlich war er am Gemach des Alten angekommen. Mit selbstsicherer Mine zog der junge Dunmer seinen Dolch und trat ein.

Er konnte zwar nicht fiel erkennen, doch Shedoran Rethan nahm Banden Indarys Shilouette nur wenige Meter vor ihm war. Der Redoran-Ratsherr lag in seinem Bett und schlief tief und fest. Erfreut näherte sich der Mörder seinem Opfer. Shedoran Rethan zog die Decke ein Stück zurück, als es ihn wie ein Schlag traf: Eine Puppe!!! Rethan war so perplex, dass er dem Schlag aus dem Dunklen nicht mehr ausweichen konnte. Eine gewaltige Kraft hob ihn von den Beinen und schleuderte ihn gut zwei Meter durch den Raum gegen eine Kommode, die unter dem Dunmer zerbarst. Shedoran Rethan spuckte Blut. Eine Falle!!! Das Licht wurde nun wieder entzündet und Rethan erblickte einen böse lächelnden Banden Indarys, der einen Kriegshammer schwang, und vier weiter Wachen. "Rethan. Ich sagte Euch doch, dass Ihr Euch von meiner Tochter fernhalten sollt. Nun dringt Ihr in meine Festung ein und wollt mich töten!! Bastard!!!" Indarys spie auf den Fußboden, als sich der verwundete Schurke Rethan wieder aufrappelte.

Mit seinem Dolch konnte er nicht gegen diese Übermacht ankommen. Hastig blickte er sich nach einer Alternative um. Nicht weit von ihm hing ein Rapier an der Wand. Rethan sprang hin und nahm die Waffe an sich. Er konnte es immer noch nicht glauben: Indarys hatte ihn erwartet. War er verraten worden? Aber von wem? Für Vermutungen war aber jetzt nicht die Zeit, den die vier Redoran-Krieger bewegten sich just in diesem Moment auf Shedoran Rethan zu. Es soll also keine Gefangenen geben, dachte sich der Verratene, als er die gezogenen Schwert und die Mordlust in den Augen sah. Vier gegen einen. Es war zwar nicht fair, aber Rethan war sich sicher, dass er die Überhand gewinnen konnte.


Der erste Schlag aber überraschte den Dunmer schon so sehr, dass er fast von der Klinge aufgespießt wurde. Schnell konnte er sich aber wieder fassen und setzte zum Gegenangriff an. Die erste Wache fiel einem Stich des Rapiers zum Opfer und fiel zu Boden. Diese offensive Aktion löste aber Rethans Deckung auf und er stand nun mit dem Rücken zu drei weiteren Angreifern. Als diese zum finalen Schlag ansetzen wollte, besann sich der junge Schurke auf die Grundlagen der Illusions-Magie, die er von Shakarra gelernt bekam. Er drehte sich blitzschnell und sprach eine Zauberformel, die seine Gegner kurzzeitig erblinden ließ. Nachdem seine Feinde geblendet waren, war es für Rethan ein leichtes, einen nach dem anderen zu erstechen. Als der letzte Redoran-Soldat zu Boden fiel, war nur noch ein Mann übrig, der zwischen ihm und Imani Indarys stand: Banden Indarys.
 
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Kapitel 12: Verdammte Seele


Nun standen sie sich also gegenüber. Shedoran Rethan und Banden Indarys. Ein Banditenanführer auf dem Weg zu Wohlstand und Macht und ein Redoran-Adliger, der sich auf dem Zenit seines Erfolges befand. Zwei Persönlichkeiten, wie sie nicht unterschiedlicher sein konnten. Rethan war ein heißblütiger und ungestümer Opportunist, während Indarys wusste, wann er welche Gefühle zeigen musste und wann nicht. Man konnte die Spannung in der Luft fast schmecken. "Also", spottete der Redoran, "wer schickt Euch? Euer Geist ist doch viel zu schlicht, als dass Ihr alleine darauf kommen würdet, mich zu töten? Also, wer hat Euch angeheurt? Die Hlaalus? Telvanni? Die Cammona Tong? Oder sogar jemand aus meinem ehrenwerten Hause? Sagt es mir!" Rethan musste lachen. "Ha! Ich beantworte einem Totgeweihtem keine Fragen! Was wollt Ihr denn mit Antworten anfangen, wenn Eure Seele in wenigen Sekunden zu Euren Ahnen fährt? Aber wenn es Euch so brennen interessiert, möcht ich Euch die Antwort nich verweigern. Niemand schickt mich. Ihr seid paranoid. Ich handle auf mein eigenes Bestreben hin." Er hielt es für klüger zu bluffen, denn wenn etwas schiefgehen sollte, wollte Rethan nicht, dass man eine Spur zu seinem Auftraggeber finden sollte. Reine Vorsichtsmaßnahme.


"Gut", knurrte Banden Indarys, "selbst wenn Ihr selbst auf die Idee gekommen seid, endet Euer Abenteuer hier!" Mit einem Kriegsschrei reckte der Krieger den Hammer über seinen Kopf und rannte auf Rethan zu. Der verwundete Dunmer musste sich zur Seite hechten, was seinen gebrochenen Rippen nicht besonders gut tat. Aber wenigstens wurde er nicht von Indarys Hammer zerschmettert. "Bleibt stehen, Feigling!", fauchte ihm sein Feind in Rage zu. Es würde Rethans gesamtes Geschick verlangen, den Adeligen zu vernichten. Mit schnellen Sprüngen und Rollen wich er immer und immer wieder dem schweren Hammer aus. Sein Ziel war es, Banden müde zu machen, um in dann in einem Moment der Unaufmerksamkeit den Todesstoß zu versetzen. Weiterhin traktierte der Schurke ihn mit schnellen Stichen des Rapiers. Rethan wollte eine Lücke in der Deckung finden, die es momentan aber nicht zu geben schien. Das ganze Prozedere zehrte an den Kräften beider Kontrahenten. "Ich seh, Ihr schwitzt, Bastard", keuchte Banden Indarys schwer. Lächelnd wischte sich Shedoran Rethan den Schweiß von der Stirn und gab spöttisch zurück: "Und Ihr seht aus, als würdet Ihr gleich an einem Herzinfakt sterben, Abschaum."


Wütend brüllte sich Banden Indarys die Seele aus dem Leib und hieb erneut nach dem jungen Dunmer. Erneut versuchte Rethan dem Schlag auszuweichen, jedoch wurde er vom Hammer am Oberschenkel getroffen. Brutaler Schmerz fuhr ihm ins Gehirn und es wurde ihm fast schwarz vor Augen. Verwundet fiel Rethan zu Boden und blieb liegen. Mit einem triumphierenden Lächeln auf dem Gesicht näherte sich Banden Indarys. Hab ich dich! Der Krieger hob den schweren Streithammer für den finalen Schlag. Er wollte Rethans Kopf wie eine überreife Traube platzen lassen! Das war die Rache für den versuchten Mord. Schade nur, dass er keine Namen aus dem Dunmer herausgebracht hatte. "Noch irgendwelche letzten Worte, Rethan?" "Ja." Rethan richtete sich ein wenig auf, spuckte erneut Blut und grinste den Herren von Bal Isra dann schräg an. Indarys wurde ungehalten: "Was gibt es da zu grinsen?! Ihr sterbt gleich! Macht Euch bereit, Eurem Schöpfer gegenüber zu treten." Indarys holte zum Schlag aus, doch bevor er den Hammer niedersausen lassen konnte, spürte er einen stechenden Schmerz in der Leistengegend. Verblüfft blickte der Redoran hinab und sah Shedoran Rethans Fuß zwischen seinen Schenkeln. Wimmern fiel er auf die Knie. Das war seine einzige Schwachstelle gewesen. Die Rüstung, die er sich in Eile übergestreift hatte, war nicht komplett: Er trug nur Harnisch und Beinschienen, das Suspensorium hatte er nicht angelegt.


Ächzend und hustend rappelte sich Shedoran Rethan auf. Sein armer Körper war arg geschunden. So viel er spüren konnte, waren mindestens vier Rippen und sein rechter Oberschenkel gebrochen. Denoch war es ihm gelungen, einen scheinbar übermächtigen Gegner mit Geschick und Klugheit zu überlisten. Jetzt stand er über dem am Boden kauerndem Banden Indarys, der mit seinen Hände seine verletzte Männlichkeit hielt. "Ein Schurke", witzelte Rethan boshaft, "kämpf nie mit fairen Mitteln. Das solltet Ihr eigentlich wissen, Ser Indarys. Und nun werde ich Euch den Ahnen übergeben. Gehabt Euch wohl." Der Rapier zuckte nach vorne. Die scharfe Spitze bohrte sich problemlos in den Hals des Adeligen. Er riss die Augen auf und versuchte zu schreien. Die Klinge in seinem Schlund gestattete es ihm nicht. Sein Blut schoss in hohem Schwall aus den zerfetzten Adern. In wenigen Augenblicken war Banden Indarys Todeskampf zu Ende und der einst so mächtige und gefürchtete Redoran-Ratsherr lag tot in seiner Blutlache.


Erleichtert über sein Ende humpelte Shedoran Rethan Richtung Zimmertür. Seine Flucht würde sich mit den zahlreichen Verletzungen schwerer gestalten, als er es sich gedacht hatte. Aber er hatte sein Ziel erfüllt. Nun war der Weg zur schönen Imani Indarys frei. An der Tür angekommen, wurde er fast von einem schnellen Schatten umgeworfen. Mit zusammen gebissenen Zähnen konnte sich Rethan auf den Beinen halten und richtete seinen Dolch gegen den vermeintlichen Feind. Doch vor ihm stand niemand geringeres als Imani Indarys. "Shedoran?", fragte sie atemlos. Die ganze Aktion lief allmälich aus dem Ruder. Rethan wollte gerade etwas sagen, als Imani ihren toten Vater endeckte. "VATER!", schrie sie und lief weinend zu seinem Leichnam. Mit bitterer Mine hinkte Shedoran Rethan ihr hinterher. Imani weinte bitterlich über den Verlust ihres geliebten Vaters. Wie der junge Bandit wusste, war er der einzige lebende Verwandte von ihr gewesen. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt und sonst hatte sie niemanden.


"Imani", versuchte sie Shedoran Rethan zu beruhigen, "kommt. Lasst Euch trösten." Die schöne Tochter des Ermordeten fuhr herum. Ihr hübsches Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen, einer Mischung aus Verzweiflung, Trauer und Hass. Ungelenk rappelte sich die Frau auf und griff nach dem Schwert eines erschlagenen Wachmannes. "Bleibt weg!", schrie sie wütend, "Ihr Monster! Ihr habt meinen Vater ermordet! ICH DACHTE, IHR LIEBT MICH!!!" Verzweifelt wollte Rethan sich seiner Liebe nähern und ihr alles erklären, doch sie stach lieber mit dem Schwert nach ihm. Die Klinge bohrte sich in seinen Bauch und fügtem ihm eine weitere schwere Verletzung zu. "I..Imani", stotterte der Attentäter gebrochen, "ich habe es für uns getan! Euer Vater war ein Hindernis! Er musste aus dem Weg geräumt werden!" Die Dunmerin konnte nicht glauben was sie da hörte. War der nette Shedoran Rethan wirklich so fanatisch gewesen, dass er glaubte, nur ein Mord könnte sie ihn seine Arme treiben. "Nein...NEIN! Ich kann Euch nicht lieben, nicht nach dem, was Ihr getan habt! Ihr verdient den Tod!!! Und ich werde ihn Euch zufügen!!!"


Mit diesen Worten hob Imani Indarys das Schwert und ließ es auf Sheodran Rethan herniederfahren. Der Schurke wich mehr schlecht als recht aus und rammte ihr in einem Akt aus Instikt und Unglück seinen Dolch ins Herz. Der Stich raubte ihr den Atem. Sie sank auf die Knie und ließ das Schwert fallen. "Nein!", hörte sie Rethan rufen. Imani wollte ihre Arme heben, sich bewegen, doch sie konnte es nicht. Sie blickte an sich herab und sah dunkelrotes Blut ihr weißes Nachthemd hinab laufen. "Sterbt nicht!", schrie der Schurke weinend. Seine Stimme war weit weg. Mit einem Ausdruck von Friedlichkeit schloss sie die Augen und ließ ihre Seele ihem Vater folgen. "NEIN!!! NEIN!!!!! WAS HAB ICH GETAN????????!!!!!!!!!!" Shedoran Rethan sank neben der toten Imani auf den Boden. Er wiegte sie schluchzend in seinen Armen und redete unentwegt auf sie ein. Sie darf nicht tot sein, dachte sich Rethan, sie darf nicht tot sein!! Was habe ich getan? Ich habe meine erste große Liebe ermordet. Es dauerte fast fünf Minuten, bis sich der gebrochene Jüngling von der Leiche lösen konnte. Rethan war über und über mit Blut beschmiert, seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab und er konnte vor lauter Tränen nicht richtig sehen.


Obwohl sein Leben keinen Sinn mehr hatte, zwang ihn sein Instikt, aus dem Leichenhaus zu flüchten, zu dem Bal Isra geworden war. Es waren immer noch keine Soldaten zu sehen, was für Rethan ein großes Glück war. Blutend schleppte sich Rethan auf die nahe Anhöhe, von der die heutige schicksalshafte Nacht begonnen hatte. In Folge des massiven Blutverlustes brach er dort dann zusammen. Er verfluchte seinen Tod nicht. Es war die gerechte Strafe für sein anmaßendes Verhalten. Er hatte für die Liebe ein Verbrechen begannen und ebene jene dadurch verloren. Jetzt war er bereit zu sterben. Bevor ihm schwarz vor Augen wurde, erblickte Shedoran Rethan ein Gesicht, das ihm bekannt vor kam. Der Schatten redete auf ihn ein, doch er verstand nicht. Dann umschloss ihn eine undurchdringliche Dunkelheit.
 
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Kapitel 13: Im Netz der Spinne


"Er lebt noch." Die Dunmerin beugte sich tief über den schwer verwundeten und bewusstlosen Shedoran Rethan. In seinem Gesicht zeigte sich zwar schon die Leichenblässe, doch sie spürte noch ein wenig Leben in dem geschundenen Körper. "Was sollen wir jetzt mit ihm tun, Meisterin?" Die drei Soldaten blickten auf den halbtoten Dunmer herab. "Ladet ihn auf den Wagen", befahl die Magierin, "und ab nach Sadrith Mora mit ihm. Dort sollen sich unsere Heiler um ihn kümmern." "Wie Ihr wünscht, Meisterin." Pflichtbewusst hoben die Männer Rethan hoch und legten ihn sanft auf den Guar-Karren. Einer der Soldaten holte Verbandsmaterial hervor und verarztete den Verwundeten notdürftig. Das sollte halten, dachte sich die Dunmerin, wenigstens bis wir in Sadrith Mora sind. Sie waren gerade noch rechtzeitig gekommen. Eine halbe Stunde später, und der talentierteste Assassine, den das Haus Telvanni je gesehen hatte, wäre tot gewesen. Doch so konnten sie Shedoran Rethan mit Sicherheit noch retten. "Los jetzt", befahl die Meisterin ihren Untergebenen. Langsam, um den armen Rethan nicht noch weiter zu quälen, bewegte sich der Tross Richtung Sadrith Mora.


Er hörte etwas. Zunächst war es für ihn nur ein leises Flüstern, das ihn sein Gehirn drang. Doch mit der Zeit wurde dieses Flüstern immer lauter, und er vernahm es nun als ein Lied. Er kannte dieses Lied: Jemand besang die Heldentaten von Indoril Nerevar am Roten Berg. Shedoran Rethan schlug die Augen auf. Ich lebe noch, dachte er sich überrascht. Aber wie? Langsam setzte er sich in seinem Bett auf. Eines wahr sicher: Er befand sich in einem Schlafgemach eines Telvanni-Hauses. Was war geschehen? Schweren Herzens erinnerte sich Rethan an jene schicksalshafte Nachte. Imani war tot. Tränen liefen über sein bleiches Gesicht. Wieso lebe ich noch? Ich hätte den Tod mehr als verdient. Etwas unsicher auf den Beinen stand Rethan auf. Erst jetzt bemerkte der Dunmer, dass er verbunden war. So schnell es ihn seine Schmerzen erlaubten, zog er sich eine Hose und einen Umhang an, die über einem Stuhl hingen. Dann stieg Rethan die Treppe hinab um herauszufinden, wer diese geheimnisvolle Weise sang. Unten angekommen, erblickte der Jüngling eine schmale Gestalt, die aus einem der Fenster blickte. Vorsichtig schlich er sich an.


"Ihr seid also wach, Shedoran?", fragte ihn eine weiche Frauenstimme. "Ja, Meisterin Uvulas." Lächelnd stand Arara Uvulas aus ihrem Stuhl auf und blickte den geschunden Rethan an. "Schön. Wisst Ihr, Ihr lagt ganze fünf Tage im Koma. Ihr könnt von Glück reden, dass wir Euch vor Bal Isra gefunden haben. Sonst wärt Ihr jetzt tot." Traurig senkte der Dunmer seinen Blick. "Das hätte ich verdient. Und ich hätte den Tod nicht gefürchtet", sprach er mit schwerer Melancholie in der Stimme. "Ich habe sie getötet", flüsterte Rethan weinend, "ich habe meine Liebe getötet. Imani. Sie ist für immer fort. Und ich...ich lebe noch. Ich bin eine Schande...." Arara näherte sich dem gebrochenen Shedoran, strich sanft über die frischen Verbände und umarmte ihn dann. "Shh. Ihr seid keine Schande. Es war nicht Eure Schuld. Da bin ich mir sicher. Euer Schicksal hat Euch zu mir geführt. Und es ist Euer Schicksal, an meiner Seite zu verweilen. Manchmal mögen die Wege des Schicksals grausam erscheinen, doch wir können das Vorbestimmte nicht ändern oder ihm aus dem Weg gehen." Shedoran Rethan dachte über die Worte der Telvanni-Magierin nach, die ihn immer noch eng umschlungen hielt. Vielleicht hatte sich ja recht. Vielleicht war es sein Schicksal, sein Leben mit Arara zu verbringen, nicht mit Imani. Doch für die Magierin empfand Rethan keinerlei Gefühle. Imani hatte er heißblütig geliebt, doch zu Arara fühlte er sich nicht hingezogen. Sicherlich war sie eine attraktive Frau und noch relativ jung. Aber sie konnte niemals die tote Dunmerin aus Bal Isra ersetzen.


Als hätte sie seine Zweifel gespürt, gab Arara dem jungen Rethan einen langen Kuss auf die Lippen. "Kommt Geliebter", sprach sie mit zuckersüßer Stimme, "teilt mit mir Euer Lager. Ich verspreche, es wird Euch gefallen." Selbst bei diesem Angebot verzog der Schurke kein Gesicht. Er war noch unberührt, er hatte sich seine Jungfräulichkeit für Imani aufsparen wollen, doch nun war es zu spät. Mit einem knappen Nicken erwiderte Rethan den Kuss von Arara, nur länger und ausgiebiger. Atemlos löste sich die Magierin vom Gesicht Rethans. War es wirklich so einfach?, dachte sie sich, als sie zusammen die Treppen hinaufgingen. War es so einfach, einen Mann zu verführen, der gerade seine Liebe mit eigenen Händen getötet hatte? Oder spielte er ihr nur etwas vor? Arara spürte, dass Rethan keine Gefühle für sie zeigte. Doch das war ihr egal. Der ehrgeizigen Sprecherin ging es einzig und alleine um das Talent des jungen Dunmers. Nur mit ihm konnte sie endlich eine Meisterin werden. "Lasst mich Euch die sinnlichen Früchte der Lust näherbringen, Shedoran." Diesen Worten folgte ein weiterer Kuss, der in eine Nacht voller Freude und Begierde führte.


Arara Uvulas schlief vor Erschöpfung sofort ein. Trotz seiner Unerfahrenheit, konnte Shedoran Rethan mit der verschlagenen Magierin mithalten und sie bezwingen. Sie gab sich vor ihm ihrer Ekstase hin. Für den jungen Dunmer war es aber nun Zeit aufzubrechen. Er wollte die Stadt erkunden. Sich betrinken. Kurz: Er wollte alles tun, um Imani zu vergessen. Und am besten auch das, was er gerade eben mit Arara getan hatte. Bei Boethia, es war ein Fehler. Wie konnte er sich jetzt schon in die Arme einer fremden Frau begeben? Seufzend schlüpfe Rethan in seine Kleider und trat in die Nacht von Sadrith Mora. Gedankenverloren schlenderte er durch die Straßen der Telvanni-Stadt. Die Architektur sprach ihn zwar nicht sonderlich an, trotzdem war es ihm nicht gelungen, den kunstvollen Bauten der Magier ein Lob zu verwehren. Aus Ranken und Pilzen solche Behausungen zu schaffen, das war eine große Kunst und benötigte sicherlich ein gutes Auge und große Macht. Macht. Nach Imanis Tod war Macht das einzige, nachdem Shedoran Rethan noch streben konnte. Vielleicht konnte gewaltige Macht die Leere in seinem Herzen füllen, die seine Geliebte hinterlassen hatte. Rethan schwor sich selbst, er würde ab diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tode keine positiven Gefühle mehr für irgendwelche Personen empfinden. Nur so konnte er verhindern, wieder so verletzt zu werden.


Mit einem Lächeln erwachte Arara Uvulas wieder. Shedoran Rethan war ein großartiger Liebhaber. Sie hatte nicht gedacht, dass dieser Jüngling sie so an ihre Grenzen treiben konnte. Seine stürmische Art hatte Arara fast den Verstand geraubt. Ihr Plan war ausgezeichnet aufgegangen: Sie hatte von Shedoran Rethan gehört, als dieser einen Auftragsmord für einen Magierkollegen beging. In höchsten Tönen hatte dieser den jungen und begabten Assassinen gelobt. Genau das war es, was Arara zu ihrem Aufstieg zur Macht noch fehlte. Ein fähiger Mörder. Aber sie wusste genau, dass ein solcher Mann ihr schnell gefährlich werden konnte, wenn sie ihn nicht für sich gewonnen hatte. Auf den ersten Blick sah es für Arara so aus, als hätte Rethan keinerlei Schwächen. Er war der Anführer einer Bande von Räubern und schien sich nur für Geld zu interessieren. Doch eines schicksalhaften Tages wurde ihr von Rethans Begegnung mit der Tochter eines mächtigen Redoran-Lords, Imani Indarys, zugetragen. Ihr Spion berichtete, dass Rethan bis über beide Ohren in die schöne Dunmerin verliebt war. Hier zeigte sich seine einzige Schwäche. Es war für die Magierin ein leichtes, Helvi so zu mainpulieren, dass er für Rethan eine Verabredung mit dem Mädchen arangierte. Und es war ebenfalls ihr Werk, Banden Indarys über das wahre Naturell des Schurken aufzuklären. Von Verzweiflung und blinder Liebe getrieben hatte Rethan ihr Angebot, Indarys zu töten, ohne zu zögern angenommen. Als Shedoran Rethan Bal Isra erreichte, war die Fall schon bereitgestellt: Arara informierte Ser Indarys im Vorraus, natürlich ganz annonym, dass ein Attentat auf ihn stattfinden sollte. Und sie berichtete ihn, dass der junge Rethan es sein würde, der den Mord ausführen sollte.


Araras Verstand sagte ihr, dass wenn Rethan den Lord töten würde, auch Imani davon erfahren würde. Früher oder später. Glücklicherweise hatte sie es gleich erfahren und duch die Hand ihres Verehrers den Tod gefunden. Das macht die Sache noch einfacher für die Hexe: Sie musste den gebrochenen Rethan nur noch einreden, es sei sein Schicksal bei ihr zu bleiben. In seinem jetztigen Zustand hätte er ihr sicherlich alles abgekauft. Zufrieden blickte Arara Uvulas aus dem Fenster hinab auf Sadrith Mora. Er wandelt da draußen umher, doch es ist sicher, dass er wieder zurückkehrt.


Und so geschah es dann auch. Eine Stunde nach seinem Aufbruch kehrte Shedoran Rethan zu Arara zurück. "Mein Geliebter", säuselte sie, "Ihr müsst mit Eurer Vergangenheit abschließen. Nur so kann Eure Seele Frieden an meiner Seite finden. Ihr müsst alles auslöschen, dass Euch an Euer altes Leben erinnert. Geht nach Caldera. Dort werdet Ihr Hakarra und die andern Banditen töten und das Haus niederbrennen. Nur so könnt Ihr einen Schlussstrich ziehen, verstetht Ihr Shedoran?" "Ja", gab der Dunmer kalt zurück, "Ihr habt recht. Wenn sie noch leben, werde ich nicht abschließen können. Ich mache mit sofort auf den Weg." Shedoran Rethans Schicksal war besiegelt: Bereitwillig hatte er sich in das Netz der Spinne begeben und wurde nun von ihr bis auf den letzten Tropfen Blut ausgesaugt.
 
Kapitel 14: Schlussstrich


Ein kalter Wind wehte durch die Straßen von Caldera. Heute war ein ruhiger Tag gewesen in der kleinen Minenstadt. Es gab keinen Streit, noch beklagten sich irgendwelche Weltuntergangspropheten über die Verderbtheit der Gesellschaft. Zufrieden zündete der Wachmann seine Laterne an. Die Sonne ging mittlerweile unter und es würde bald noch frischer werden. Fröstelnd begann der Soldat mit seinem Patroulliengang. Trotz der angespannten Lage zwischen den drei Fürstenhäusern blieb Caldera bisher von den Auswirkungen verschont. Pfeifend schlenderte der Wachmann die Straßen hinab, als ihm eine kapuzierte Gestalt entgegenkam. Er grüßte den Fremnden, doch dieser lief einfach weiter. Muffel, dachte er sich und ging dann weiter, immer noch die alte morrowind'sche Weise pfeifend.


Da war es. Shedoran Rethan blickte auf das Haus, dass er erst vor wenigen Tagen gekauft hatte. Heute würde er mit seiner Vergangenheit abschließen. Eine glorreiche Zukunft lag vor ihm und alles, was sich hinter dieser Tür befand, war ihm dabei im Weg. Hakarra und die anderen würden heute sterben. Hakarra. Rethan seufzte laut. Der alte Dunmer war wie ein Vater zu ihm gewesen. Mehr noch als Shakarra. Wie der Name verriet, waren die beiden Brüder. Hakarra hatte Rethan verziehen, dass er den Banditenanführer ermordet hatte. Sie waren zwar Brüder, hatten sich aber nie sonderlich gemocht. Heute würde somit auch das Leben des zweiten Bruders enden. Boethiah, ich bitte dich, führe meine Klinge gegen meine Feinde und bringe ihnen einen schnellen Tod.


Knarrend öffnete sich die Tür und eine Gestalt in einem Kapuzenumhang trat ein. Sofort sprangen die Banditen, die eben noch Karten spielte auf und richteten ihre Schwerter gegen den Eindringling. "Du hast ganz schön Mut, hier rein zu platzen", blaffte einer der Verbrecher den Fremden an. Dieser sagte zunächst noch nichts, sonder hob die behandschuhten Hände und schlug die Kapuze zurück. Zum Vorschein kam das jugendliche Gesicht des Schurken Shedoran Rethan. Ungläubig blickten die Banditen ihren Anführer an. "Shedoran? Du lebst? Beim Tribunal! Wir dachten bereits, du bist tot! Weißt du eigentlich, wie lange du weg warst?" Die letzten Worten klangen wie ein Vorwurf. "Ja", entgegnete Rethan kalt, "sechs Tage. Ich war sechs Tage weg. Und jetzt bin ich wieder hier. Es enttäuscht mich ein wenig, dass ihr mich für tot gehalten habt. Glaubt ihr wirklich, ich wäre so einfach zu töten? Glaubt ihr das?" Zorn flackerte in den Augen des Dunmers. Die Grenzen zwischen Normalität und Wahnsinn schienen zu verschwimmen. Ein wenig verunsichert wichen die Banditen zurück. So hatten sie ihren Anführer bisher noch nie erlebt.


"Ja. Zieht eure Schwänze ein, wie getretene Köter. Kriecht vor mir im Staub, ihr Bastarde. Heute ist eure letzte Nacht auf dieser Welt. Genießt die letzten Sekunden, die euch noch zum leben bleiben. Heute endet alles. Euer Tod heißt Rethan!" Die Banditen hoben ihre Schwerter wieder, die sie erst gesengt hatten. "Du bist wahnsinnig, Shedoran!", brüllte einer, "Komm zu Sinnen!" "Oh, ich bin bei Sinnen! Ich weiß ganz genau, was ich hier tue!" Rethan zog seine zwei Kurzschwerter und machte sich auf einen Kampf bereit. "Na los", spottete er, "greif mich doch an! Zeigt eurem Anführer, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid!" Und die Worten zeigten Wirkung: ein junger Bretone, noch jünger als Rethan, stürzte sich mit einem spitzen Schrei auf den Dunmer. Locker wich Rethan dem unglaublich unplatzierten Schlag aus. "Zu langsam", flüsterte der Schurke. Dann rammte er dem armen Jungen eines der Schwerter in den Bauch. Röchelnd brach er zusammen. "Wer ist der nächste?" Jetzt griffen auch die beiden anderen Banditen an, die sich im Hauptbereiches des Hauses befanden, Rethan an. Getrieben von Zorn und Verzweiflung metzelte er sie brutal nieder. Blutüberströmt ging Rethan in das Schlafgemach.


Dort lagen drei weitere Banditen in ihren Betten. Durch das Schnarchen eines fetten Nords, hatten sie die Kampfgeräusche von eben nich vernommen. Ein bösartiges Lachen entfuhr Rethans Kehle. Das wird ja einfacher als gedacht. Kaltblütig schnitt er den den Schlafenden die Kehlen durch. Es gurgelte leiße, als das Blut sich aus ihren Kehlen über die Lacken ergoss, doch dann herrschte Stille. Zufrieden über sein bisheriges Werk stieg Rethan die Treppen hinauf. Es waren noch zwei Bandenmitglieder, die den obereren Teil bewachen sollten und Hakarra übrig. Zum Glück wusste Rethan, dass die Wachen am heutigen Tag Besuch aus dem örtlichen Bordell erhielten. Sie waren also abgelenkt. Leise schlich der Meuchelmörder in die Kammer, aus der das laute Stöhnen mehrer Personen drang. Schwachköpfe! Ihre Begierde wird ihr Untergang sein! Diabolisch grinsend nahm Rethan ein Fläschchen in die Hand, dass er von einem Alchimisten der Telvanni erhalten hatte. Es enthielt ein schnell wirkendes Gift, dass sich bei Kontakt mit einer anderen Substanz in Gas verwandelte. Eine raffinierte Sache.


Also öffnete Rethan die Tür zu der Kammer einen Spalt breit. Im schummrigen Licht einer Kerze konnte er eine fette alte Dunmer-Hure erspähen. Diese Bastarde müssen doch betrunken sein, um mit so etwas ins Bett zu steigen, dachte sich der Dunmer angewiedert. Für eine plötzlichen Ekelanfall war jetzt allerdings keine Zeit. Geschickt warf er die Giftphiole in den Raum hinein. Die Huren stöhnten so laut, dass keiner das Zerbrechen des Glases hörte. Schnell schleuderte Rethan die zweite Flasche exakt an die selbe Stelle. Es zischte und ein grünliche Wolke breitete sich in der Kammer aus. Grinsend verschloss Rethan die Tür und stopfte ein Tuch unter den Spalt, um selbst nichts von dem Dampf einzuatmen. Es dauerte einige Sekunden, doch dann hörte der Assassine lautes Husten, gefolgt von einigen dumpfen Schlägen. Seine Opfer waren anscheinend aus den Betten gefallen. Zwei tot, da war es nur noch einer! Rethan ging also auf die Tür zu, die in Hakarras Arbeitszimmer führte.


Als er eintrat sah er außer einer Kerze nichts. Schwach beleuchtete diese ein paar Blätter Papier. Wo ist er bloß? Kaum hatte Rethan seinen Gedanken vollendet, sah er aus dem Augenwinkel eine Klinge auf ihn zu rasen. Er konnte sich nicht mehr schnell genug zur Seite drehen, weswegen das Schwert ihm einen langen Schnitt quer über die Brust zufügte. Brennender Schmerz fuhr in das Gehirn des Dunmers. Wankend taumelte er zurück. Als Rethan wieder aufblickte, trat gerade Hakarra aus den Schatten. Tränen liefen über die Wangen des alten Dunmer, mit zittriger Stimme fragte er: "Wieso? Wieso stellst du dich gegen mich, Shedoran? Wieso? Die Götter werden mir vergeben, dass ich dich töten muss." Rethan sah ihn erst ein wenig überrascht an, brach dann aber in lautstarkes Gelächter aus: "Hahaha! Du kannst mich nicht töten, alter Mann! Du bist derjenige, der die heutige Nacht nicht überlebt. Deine Zeit in dieser Welt ist abgelaufen, Hakarra. Ich bin dein Nemesis!" Herausfordernd hob Rethan seine Schwerter und wartete auf einen erneuten Angriff des anderen Dunmers.


"Narr!", brüllte dieser, "Deine Arroganz war schon immer deine größte Schwäche! Ich werde sie dir heute austreiben!" Schreiend schlug Hakarra mit dem Langschwert nach Rethan. Dieser warf sich noch rechtzeitig zur Seite, denn keine Augenblick später krachte die Klinge in eine Holzkommode. Wütend versuchte Hakarra, das Schwert wieder herauszuziehen, doch es gelang ihm nicht. Der Schurke Rethan nutzte das zu seinem Vorteil. Brutal trat er dem alten Dunmer gegen das Knie. Es knackste laut und Hakarra heulte auf. Beinahe fiel er zu Boden, doch der Alte war zäher als Rethan gedacht hatte. Mit einer zornigen Grimasse und getrieben von Unmengen Adrenalien zog er die Klinge aus der Kommode und hieb nach Rethan. Dieser sprang nach hinten, stolperte dann aber über den Stuhl, der vor Hakarras Schreibtisch stand. Polternd fiel der junge Dunmer zu Boden. Als er sich wieder aufrappeln wollte, spürte Rethan die stählernde Klinge an seinem Hals. Mist! Das war es dann wohl! Außer...


"Es tut mir leid, dass es so enden musste", beteuerte Hakarra, "aber du hast dich für eine Seite entschieden. Vielleicht war es dein Schicksal, dich eines Tages auch gegen mich zu stellen, so wie du dich gegen meinen Bruder Shakarra gestellt hast. Wie es aussieht, besitzt jeder Rethan das Talent des Verrates." Rethan verzog keine Miene bei Hakarras Worten. Das einzige, was er sagte war: "Mach es schnell." Hakarra nickte und holte zum Schlag aus, um Rethan zu enthaupten. Doch dieser hatte noch ein letztes Ass im Ärmel: An der Rückseite seines Gürtels, verborgen durch seinen Umhang, befand sich ein Messer. Rethan kniete sich also hin und wartete geduldig auf den tödlichen Schlag. So sah es zumindest aus. In Wirklichkeit führte er seine rechte Hand zu dem Messer und wartete auf den günstigsten Augenblick für den Konter. Als Hakarra das Schwert hinter seinem Kopf hielt, schlug die Stunde des Schurkens.


In einer einzigen eleganten und fließenden Bewegung zog Rethan sein Messer, richtete sich auf und schlitzte dem überraschtem Hakarra die Kehle auf. Der Alte versuchte die Blutung zu stoppen, doch der Schnitt zog sich von einem Ohr zu dem anderen. Er wollte noch etwas zu Rethan sagen, doch es drang nur ein Röcheln aus Hakarras zerstörter Kehle. Der blutige Todeskampf dauerte nur wenige Augenblicke. Als auch des letzte Mitglied der Bande tot war, besann sich Rethan auf seine Verletzung. Der Schnitt war nicht tief, doch blutete er ziemlich stark. Geschickt schnitt der Dunmer einen Streifen aus Hakarras Hose und verband sich damit. Das sollte halten. Zumindest bis ich in Sadrith Mora bin. Dort wollte er einen Heiler aufsuchen.


Schnellen Schrittes entfernte sich Shedoran Rethan vom Tatort. Er hatte es geschafft. Er hatte unter seine Vergangenheit einen Schlussstrich geszogen. Einen ziemlich blutigen, aber einen Schlusstrich. Jetzt konnte seine Zukunft beginnen...
 
Kapitel 15: Zwischen den Stühlen


"Es ist WAS passiert?!" Der Regent Odral Helvi war außer sich. Das konnte nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! "Sie sind alle tot, Herr. Es stimmt." Vor dem Dunmer standen zwei Kaiserliche, die von sich behaupteten, zu Shedoran Rethans Organisation zu gehören. Sie waren heute aus Ebenherz zurückgekehrt und hatten im Hauptquartier der Bande nur noch Leichen vorgefunden. Aus Furcht und vor Angst schlotternd hatten sie um eine Audienz bei Helvi gebeten, da sie nicht wussten, an wen sie sich sonst wenden sollten. Die Banditen wussten anscheinend, dass Rethan mit dem Regenten der Stadt schon einige Geschäfte gemacht hatte.


Tot. Die ganze Bande ausgelöscht. Helvi richtete sich in seinem Stuhl auf. "Und Rethan?", wollte er wissen. "W...wir wissen nicht, ob er unter den Leichen ist. Als wir die ersten Toten gesehen haben, sind...sind wir so schnell hierher gekommen, wie uns unsere Füße tragen konnten. Verzeiht, Herr." Wütend stand Helvi auf. "Versager! Feiglinge!", giftete er die beiden an, "Wachen! Bringt diese Herren in den Kerker! Ihnen wird die Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation vorgeworfen!" Überrascht sahen sich die Kaiserlichen an. Hatten sie gerade richtig gehört? Wollte der Regent sie in den Kerker verfrachten. "Aber Herr...!" Doch der Protest half nichts: Ein halbes Dutzend Dunmer-Wachen umstellten die Banditen und führten sie aus der Halle heraus.


Seufzend sank Odral Helvi wieder in seinen Stuhl. Rethans Bande war tot. Und der Dunmer selbst möglicherweise auch. Wenn etwas von dieser Sache ans Tageslicht kam, könnte der Rat des Fürstenhauses Helvi die Regentschaft über Caldera entziehen. Und das wäre nicht in Helvis Interesse. Wieder rief der Dunmer nach der Wachmannschaft. "Ja, Herr?" "Ich möchte zum Tatort gehen. Wir müssen herausfinden, ob Rethan noch lebt." Der Soldat nickte und bereitete alles für die Besichtigung vor. Innerhalb weniger Minuten stand Helvi vor dem Haus, dass vor wenigen Tagen erst von Rethan gekauft wurde. Begleitet wurde der Regent von fünf Soldaten und seinem treuem Jagdhund. Vielleicht konnte das Tier ja eine Spur finden, dass auf der Suche nach dem Attentäter weiterhelfen würde.


"Aufmachen!", bellte Helvi. Seine Männer reagierten sofort auf den Befehl: Mit einem harten Tritt wurde die Tür aufgetreten. Als der Regent eintrat, musste er sich die Hand vor das Gesicht legen. "Beim Tribunal! Das ist ja grauenhaft!" Einer der Wachen, eine blutjunge Dunmerin, musste sich sogar übergeben. Das Zimmer war über und über mit Blut bespritzt und es lagen einige Leichen auf den Boden. "Wer kann dafür bloß verantwortlich sein?" Helvi blickte sich um. In der Empfangshalle sah es aus wie in einem Schlachthaus. Auch die anderen Wachen waren geschockt. "Welches Monster kann das getan haben?" Odral Helvi schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht, aber da sich Shedoran Rethan nicht unter den Leichen befand, führte die einzige Spur zu dem jungen Dunmer. Der Regent von Caldera schlug sich die Hand vor die Stirn. Verdammt! Wenn die Legion Rethan fassen würde, könnte alles auffliegen. Dass er den Auftrag für die Ermordung eines Hauptmannes der Kaiserlichen Legion gegeben hat und in Kontakt mit einem gesuchten Mörder und Banditen stand. Ich muss das verhindern!, dachte sich Helvi. "Abrücken!", befahl er seinen Wachen, "wir müssen den Mann finden, der wahrscheinlich für das hier verantwortlich ist: Shedoran Rethan."


Zur selben Zeit schlug die Nachricht über die Ermordung von Banden Indarys im Sitz des Fürstenhauses Redoran ein. "WAS?!" Wütend schlug Bolvyn Venim mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Der Bote zuckte ängstlich zusammen. "Sagt das noch einmal", zischte der alte Ratsvorsitzende. "B...Banden und Imani Indarys sind tot. Ermordert in...Bal Isra." Venims Gesicht nahm eine ungesunde Farbe an. Die Indarys-Familie auf Vvardenfell war mit einem Schlag fast komplett ausgelöscht worden. Für den alten Dunmer war klar: eines der anderen Fürstenhäuser war dafür verantwortlich. Wer denn auch sonst? Indarys war kein zurückhaltender Mann gewesen und hat sich gewiss viele Feinde bei den Hlaalu und den Telvanni gemacht. Und jetzt hat eines der Häuser zurückgeschlagen.


"Liegen die Leichen noch in der Festung?", wollte Venim wissen. Nervös nickte der Bote. "Gut. Schickte jemanden der sich darum kümmert. Es müssen Ermittlungen angestellt werden. Ich möchte den Kopf des Mörders noch diese Woche auf meinem Schreibtisch liegen haben, ist das klar?" Wieder nickte der Überbringer der schlechten Nachricht, dieses Mal mit viel mehr Angst. Er wusste, dass es ihm den Kopf kosten könne, wenn die Aufgabe nicht zum besagten Zeitpunkt erfüllt wäre. Für die Aufklärung eines solchen Verbrechens gab es nur eine Frau im Fürstenhaus Redoran, die der Aufgabe gewachsen war: Ayala Helos. Diese Dunmerin mit ihren schwarzen Haaren und roten Augen, war so kalt wie ein Block Eis, aber die effektivste Waffe von Bolvyn Venim. Mit einer angedeuten Verbeugung verließ der Bote Venims Zimmer und machte sich eilig daran, Ayala zu finden. Nach kurzer Zeit fand er die Dunmerin auf dem Marktplatz von Ald'ruhn. "Herrin Helos", begann der Bote vorsichtig, "Der Ratsvorsitzende möchte, dass der Mörder von Banden Indarys bis Ende der Woche tot ist. Ich dachte, Ihr würdet vielleicht dabei helfen wollen." Ayala reagierte zunächst gar nicht auf die Worte des Mannes, sondern setzte unbekümmert ihren Einkauf fort. Der Bote wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Nach einigen quälenden Minuten ergriff er erneut das Wort: "Herrin?" Erst jetzt drehte sich Helos herum. In ihren Augen waren keinerlei Emotionen abzulesen. "Sagt Venim, ich habe den Mörder bis Ende der Woche." Sie sprach diese Worte mit so einer Gleichgültigkeit, dass es dem Boten angst und bange wurde und er schnellstens verschwand.


Der Mord an Banden Indarys und das Massaker in Caldera beschäftigte nicht nur die betroffenen Fürstenhäuser Redoran und Hlaalu, sondern erregte auch die Aufmerksamkeit der Telvanni. Vorallem Indarys Tod könnte früher oder später auf das Fürstenhaus zurückfallen, da der Redoran-Ratsherr eine offene Feindschaft mit einigen Telvanni-Adligen pflegte. Aus diesem Grund hatte Meister Neloth seine Sprecherin Arara Uvulas zu sich rufen lassen. Der Ratsherr hatte davon Wind bekommen, dass sie einen Banditen namens Shedoran Rethan bei sich versteckt hielt. Ohne sein Wissen. "Meister", grüßte Arara ihren Herren, als sie dessen Zimmer betrat. Die Sprecherin wusste nicht genau, weswegen sie gerufen wurde. "Arara", begann Neloth mit seiner bekannten arroganten Tonlage, "mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr einem gesuchten Verbrecher Unterschlupf gewährt. Einem gewissen Shedoran Rethan." Arara schluckte. Wie hatte er das herausgefunden? "Und? Stimmt es?" "J...ja, Meister", stotterte die Dunmerin. Plötzlich war sie nicht mehr so selbstbewusst wie normalerweise. Neloth war der einzige Telvanni, der Arara in Angst und Schrecken versetzen konnte. Er war auch einer der Gründe gewesen, weshalb sie Rethan vor dem sicheren Tod bewahrte. Sie wollte ihn ausschalten und seinen Platz im Rat einnehmen. "So, so", erwiderte der alte Magier spöttisch, "Ihr versteckt also einen Attentäter, der vermutlich etwas mit Indarys Tod und dem Blutbad in Caldera zu tun hat, im Sitz des Telvanni-Rates." Bis zu diesem Punkt war Neloth noch recht gefasst, doch jetzt platze es aus ihm heraus: "Seid Ihr wahnsinnig?! Wenn die anderen Häuser davon erfahren, werden sie uns angreifen! Ich verlange, dass Ihr diesen Rethan-Bastard loswerdet!" Mit zitternder Stimme erwiederte Arara: "Wie mein Meister wünscht." Sie verbeugte sich und wankte dann nach draußen.


Shedoran Rethan saß gerade in seinem provisorischem Zimmer und reinigte seine Klingen vom Blut seiner ehemaligen Waffenbrüder, als einen Stock tiefer die Tür ins Schloss fiel. Arara war also zurückgekehrt. Rethan hatte gelauscht, wie eine Telvanni-Wache sie zu Meister Neloth zitierte. Der Dunmer wusste, dass das nichts gutes bedeuten konnte. Der alte Magier galt als arrogant und rüde. "Arara, da seid Ihr ja wieder. Ihr seht besser aus denn je", rief Rethan sarkastisch die Treppe hinab, denn seine Auftraggeberin sah alles andere als gut aus. Sie war ziemlich blass und wackelig auf den Beinen. Rethan bereitete es große Freude, die selbstbewusste Frau einmal so erniedrig zu sehen. Arara hob ihren Kopf und funkelte den Schurken wütend an. "Hütete Eure Zunge, Rethan! Und sprecht mich nicht mit meinem Vornamen an! Für Euch heißt es Herrin Uvulas!" Ein kaltes Lächeln legte sich auf das hübsche Gesicht des Dunmers: "Wie Ihr wünscht, Herrin." Um den Gesamteindruck abzurunden, ließ sich Rethan sogar zu einer Verbeugung hinreißen. Arara wollte ihn schon zusammenfalten, doch fehlte ihr nach dem Gespräch mit Meister Neloth die Kraft dazu. Sie hatte den jungen Attentäter gerettet, um ihn für ihre Zwecke einzusetzen. Dann ihr Herr nun Bescheid wusste, konnte sie kein Risiko mehr eingehen. Rethan musste verschwinden. Zu viel stand auf dem Spiel. Nicht nur ihre Zukunft, sondern auch die des gesamten Hauses Telvanni. "Hört mir zu Rethan", sagte sie mit schwacher Stimme, "ich habe ein neues Ziel für Euch. Geht nach Ald'ruhn und eliminiert den Ratsvorsitzenden Bolvyn Venim. Er hat uns in letzter Zeit eine Menge Ärger gemacht." "Wie die Herrin wünscht." Lächelnd ging Rethan die Treppen hinauf um sich auf die Mission vorzubereiten.


Seufzend ließ sich Arara auf einen Stuhl fallen. Sie war gezwungen, mit den Redoran zu kooperieren und den guten Willen der Telvanni zu zeigen. In Ald'ruhn würde eine Falle auf Rethan warten. Die Sprecherin würde sich vorher noch mit Ayala Helos in Verbindung setzen, die von Venim mit der Untersuchung von Indarys Tod beauftragt wurde. So konnte Uvulas alle Probleme mit einem Schlag lösen. So dachte sie jedenfalls...
 
Kapitel 16: Verrat


Dichter Nebel lag an diesem Morgen über Ald'ruhn, dem Stammsitz des Fürstenhaus Redoran. Außer ein paar Wachmännern war noch keine Menschenseele auf den Straßen der Stadt zu sehen. Nur ein leises Klirren war zu hören. Niemand schenkte diesen Geräusch Bedeutung, doch es sollte an diesem Tag noch entscheidend sein. Das Klirren ging von einer kapuzierten Gestalt aus. Diese schlich von einem Marktstand zum anderen. Ihr Ziel war klar, denn der Kaiserkrebs kam immer näher. Dort lag der Ratssitz der Redorans und somit auch ihr Ratsvorsitzende. Bolvyn Venim war Rethans Ziel. Wieso der junge Dunmer diesen Auftrag angenommen hatte, war ihm schleierhaft. Er schuldete Arara Uvani zwar sein Leben, allerdings war er für sie nur ein Mittel zum Zweck, ein Schwert, dass die Drecksarbeit erledigte.
Und doch war Rethan hier. Vor ihm türmte sich der Kaiserkrebs auf. Eine einsame Wache stand vor dem Eingang. Seltsam, dachte sich Rethan, ich hatte mit mehr Widerstand gerechnet. Er schlich aus dem Schatten einer Schmiede in den Nebel hinein. Rethan selbst sah von dem Soldaten nur die Umrisse, dass sollte jedoch genügen. Er legte einen Pfeil in die Sehne seines Bogens und zielte sorgfältig. Rethan ließ den Schaft los, der Pfeil zischte durch die Nebelwand und traf den Wachmann. Ohne ein Geräusch brach dieser zusammen. Der Weg ins Innere war frei.


Die Tür war nicht einmal verschlossen, als Rethan eintrat. Er schlug seine Kapuze zurück und sah sich um. Auch in der Festung waren nur wenige Wachen zu sehen, die leicht zu umgehen waren. Alles roch nach einer Falle. Allerdings war sich Rethan sicher, dass er es mit seinen Gegnern aufnehmen konnte. Egal wie viele es waren. Also beschloss der Dunmer, in die Falle zu tappen. Er wollte die Anstrengungen ja nicht ruinieren, die extra wegen ihm unternommen wurden. Leichtfüßig glitt er eine Strickleiter hinab auf den Grund des Kaiserkrebs. Von dort musste er die Festung durchqueren und auf der anderen Seite wieder nach oben steigen. Der Weg dorthin bot dem Assassinen mehr als genug Verstecke. Es sollte keine Schwierigkeiten geben, die wenigen Soldaten der Redorans zu umgehen.
Und tatsächlich: Souverän und ohne aufzufallen erreichte Shedoran Rethan die andere Seite. Geschwind kletterte er eine weitere Leiter hinauf. Vorsichtig lugte Rethan über den Rand der Brücke. Er wollte nicht in einen Wachmann reinlaufen. Als er sich sicher war, dass die Luft rein war, schwang er sich hinauf und hastete zum Eingang von Venims Haus.
Auch dieses Tür war unversperrt. Rethan fragte sich, was ihm wohl erwarten würde. Die ganze Sache war irgendwie faul. Die Falle war viel zu offensichtlich. Selbst ein Ork hätte erkannt, dass etwas nicht stimmte. Hielten ihn seine Feinde für so dumm? Oder steckte etwas anderes dahinter? Hatte Arara ihre Kontakte genutzt, um ihm den Weg freizuräumen?


Für große Gedanken war jetzt wirklich kein geeigneter Zeitpunkt, also schlich Rethan tiefer in das Haus hinein. Wie erwartet, stieß er auch hier auf wenig Sicherheitsmaßnahmen. Keine Fallseile, keine Wachen, nicht mal Wachhunde. Nur ein Diener lief durch den Gang, der zu Venims Schlafzimmer führte. Langsam wurde Rethan die Sache zu bunt: er griff den Khajiit am Kragen, zog ihn in einen Lagerraum und verschloss die Tür dann hinter sich. Er legte der Katze seinen Dolch auf die Kehle und flüsterte: "Was geht hier vor? Wo sind die Wachen?" Verängstigt sah der Diener Rethan an, sagte aber nichts. Rethan bohrte die Spitze seiner Waffe vorsichtig in den Hals des Khajiit, gerade so weit, dass die Wunde anfing zu bluten. Jetzt begann er zu zittern. "Ich...ich", stotterte die Katze, "ich weiß nicht. Lord Venim hat die Wachen weggeschickt. Er hat gesagt, wir sollten uns keine Sorgen machen. Nur Lady Ayala Helos ist mit Lord Bolvyn geblieben."
Rethan lief es eiskalt den Rücken herunter. Er kannte den Namen Ayala Helos. Er wusste, dass sie die Vollstreckerin der Redorans war und jede Befehl ohne Gnade und ohne Fragen zu stellen ausführte. Es gab Gerüchte, sie würde die Herzen ihrer Opfer verspeisen, um deren Lebenskraft in sich aufzunehmen. Rethan hielt das für Geschwätz, doch im Moment wurde ihm bei dem Gedanken an diese Frau und die Geschichten, die sie umgaben, richtig unangenehm. Er musste wohl gegen sie kämpfen, um an Venim heranzukommen. Vergiss Venim!, dachte sich der Dunmer, du musst verschwinden, solange du noch lebst.


Rethan stach dem Khajiit-Diener seinen Dolch in den Hals, bevor er sich zum Gehen wandte. Gurgelnd brach die Katze zusammen. Schnellen Schrittes kehrte der Assassine zur Tür des Anwesens zurück. Erschrocken musste er feststellen, dass die Tür nun versperrt war. Seine Dietrich konnte ihm jetzt auch nicht helfen, da eine magische Barriere den Ausgang umgab. Rethan war gefangen. Er musste so schnell wie möglich einen anderen Ausweg finden. Nach einem Kampf mit Ayala stand dem Dunmer nämlich überhaupt nicht der Sinn. Ihm war sein Kopf lieb wo er war: auf seinem Hals.
Eilig entfernte sich Rethan wieder vom Eingang. Er öffnete einige Türen, blickte aber immer nur in Schlafzimmer, die Küche und Lagerräume. Es schien so, als würde es nur einen Eingang geben. Fieberhaft dachte Rethan nach. Es musste einfach noch einen anderen Ausweg geben. Vielleicht einen geheimen Fluchttunnel. Und der wäre dann in Venims Privatgemächern. Rethan hatte zwar die Pläne des Anwesens studiert, ein geheimer Fluchtweg für den Ratsvorsitzenden war jedoch nicht verzeichnet gewesen. Es war aber sogar sinnvoll, so etwas nicht auf Pergament zu bannen. Die Adligen wollten ja entkommen und nicht den feindlichen Truppen in die Arme laufen.


Da Shedoran den Aufbau des Hauses kannte, fand er auch schnell zu Venims Gemächern. Erwartunsvoll drückte er die Klinke nach unten, lehnte sich gegen die Tür und...nichts. Sie war verschlossen. Zornig schlug der Dunmer gegen das Holz. "Verdammt!" Langsam aber sicher gingen Rethan die Optionen aus. Ein Kampf mit Ayala schien unausweichlich. "Sieht aus, als wäre es für Euch hier zu Ende", hörte er eine Stimme hinter sich sagen. Rethan lief es eiskalt den Rücken hinunter. Langsam drehte er sich um. Am Fuße der Treppe erblickte Shedoran Rethan eine Dunmer-Frau in voller Kampfmontur. Ihr Schwert hatte sie gezogen und hielt es locker in der gesenkten Hand. "Ser Rethan", begann sie mit einem kalten Lächeln, "ich habe schon einiges über Euch gehört. Eure Fähigkeiten sollen sehr beeindruckend sein. Für einen Frischling, der gerade eben seine ersten Aufträge erfüllt, meine ich."
Shedoran Rethan blickte Ayala Helos direkt an. Der Dunmer nahm allen Mut zusammen und gab sich betont lässig: "Lady Ayala. Es ist mir eine Ehre, Euch endlich einmal persönlich kennen zu lernen. Auch ich habe bereits Geschichten gehört. Natürlich waren die meisten nicht besonders schmeichelhaft. Man erzählt sich, Ihr verspeist die Gedärme Eurer Opfer. Das finde ich ein wenig ungesund, wenn Ihr mich fragt." Rethan zog jetzt auch sein Schwert und schlenderte in die Mitte der Treppe.


Ayalas Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen. Der Junge war gelassener als sie erwartet hatte. Sie hatte damit gerechnet, dass er auf Knien um sein Leben flehen würde. Aber dieser Rethan schien sich von ihr nicht beeindrucken zu lassen. Hier würde für die meisten die Beweisführung enden. Jedoch nicht für Ayala: sie konnte die Angst von Shedoran Rethan fast schmecken. Und dennoch, trotz seiner Angst stellte er sich ihr entgegen. Das verdiente Respekt.
"Tratschen ist eine Sünde, junger Assassine", gab Ayala zurück und begann, die Treppe hinauf zu steigen. "Ihr dürft nicht alles glauben, was sich das Fußvolk so erzählt." Rethan wich mit jedem Schritt, den Ayala nach oben machte, einen Schritt nach hinten zurück. Er wusste, dass sie die erfahrenere Kämpferin war. Das war Indarys jedoch auch. Alles, was er brauchte, war ein Vorteil. Eine Schwachstelle Ayalas. Irgendwas. Sonst würde Rethan hier sein Leben verlieren.


"Ah!" Rethan war mit dem Rücken an die Wand gestoßen. Ayala stand lächelnd vor ihm. "Kein Ausweg für Euch, Assassine! Ihr werdet dafür büßen, dass Ihr Banden Indarys auf dem Gewissen habt!" Die Frau hob ihr Schild und das Schwert. Auch Rethan ging in Kampfstellung, obwohl er noch keinen Plan hatte, wie er das lebend überstehen wollte. Ein Schrei riss den jungen Dunmer aus seinen Gedanke: Ayala ging zum Angriff über. Sie stürtze sich auf Rethan, der sich gerade noch unter dem Schwert hindurch ducken konnte, das auf sein Gesicht zuzischte.
Krachend bohrte sich die Klinge in das Holz der Türe. Wütend zog Ayala am Schwert. Es rührte sich nicht. Sie war jetzt unbewaffnet. Nun war es Rethan, der lächelte. Er hub mit seinem eigenen Schwert nach Ayala. Doch die hatte immer noch ihren Schild. Ohne große Anstrengung wehrte sich Rethans Schläge ab. "Ist das alles, was Ihr draufhabt?", spottete die Redoran-Vollstreckerin. Rethan ließ sich von ihren Sprüchen nicht aus dem Konzept bringen. Als der Assassine nach Ayalas Kopf stieß, geschah es: die Dunmerin drehte sich zur Seite und schlug mit ihrem Schild nach Rethans Hand. Und sie traf.


Der Arm von Rethan wurde ruckartig nach oben geworfen. Durch die Wucht des Angriffs entglitt das Schwert seiner Hand. Surrend flog die Klinge durch die Luft. Mit einem Scheppern landete seine Waffe am Fuße der Treppe. Rethan stieß einen Fluch aus. Jetzt war wieder alles offen. Ayala grinste breit und warf ihren Schild weg. Sie hob ihre Fäuste und sagte dann zu Rethan: "Scheint so, als müssten wir die Sache auf die altmodische Art zu Ende bringen." Shedoran Rethan blickte Ayalas gepanzerten Handschuhe an. Dann schaute er zu seinen Fäusten, die in einfachen Lederhandschuhen steckten. Ayalas Schläge würde auf jeden Fall mehr schmerzen. Rethan wollte ihr aber nicht die Chance geben, ihn zu treffen.
"Wie Ihr wollt." Rethan hob die Fäuste. Wie schon zuvor, ging Ayala zuerst zum Angriff über. Der Assassine hatte alle Hände damit zutun, die Schläge der Frau abzuwehren. Endlich gelang es Rethan zu kontern. Er schlug Ayalas Faust zur Seite und ließ seine eigene Hand in ihr Gesicht knallen. Sie taumelte unter der Wucht des Schlages zurück. Blut lief Ayala aus der Nase. "Wie könnt Ihr es wagen?", fauchte sie.


Zornig griff Ayala den jungen Dunmer an. Sie packte ihn am Kragen, hob ihn hoch und warf ihn in eine Kommode. Das Holz zerbarst unter Rethans Gewicht. Dieser musste Blut spucken. Mit einem triumphierenden Grinsen kam Ayala näher. "Das ist Euer Ende, Mörder!" Sie hob ihren gepanzerten Fuß und wollte damit Rethans Kopf zerquetschen. Doch als sie zutrat, war Rethan schneller: Er rollte sich zur Seite. Zuvor zog er aus einer Scheide am Stiefel ein Messer. Blitzschnell war der Meuchelmörder wieder auf den Beinen.
Rethan sprang Ayala mit dem Messer in der Hand an. Die beiden Dunmer fielen in einem Gewirr aus Armen und Beinen auf den Boden. Letztendlich gewann Rethan die Oberhand. Grinsend saß der junge Assassine auf Ayala. "Na, das ist doch einmal eine angenehme Position, findet Ihr nicht, Lady Ayala?" Das Gesicht der Redoran-Vollstreckerin verzog sich vor Wut: "Kommt nicht auf blöde Gedanken, Abschaum." Shedoran Rethan musste lachen. Es gefiel ihm, wie sich die Lage gedreht hatte. Langsam beugte er sich über Ayala, sodass sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt war. Ayala starrte ihm direkt in die Augen. "Versucht es", zischte sie, "und ich beiße Euch die Zunge ab." Wieder musste Rethan lachen: "Achja? Das Risiko gehe ich ein."


Ohne weitere Vorwarnungen presste Rethan seine Lippen auf Ayalas. Sie wehrte sich. Zunächst. Als er aber seinen Mund öffnete, gab sie nach. Seine Zunge glitt in ihren Mund und fand einen willigen Gegenpart. Der Kuss dauerte einige Sekunden. Dann ließ Rethan wieder von Ayala ab. Sie schnappte nach Luft, er setzte ein triumphierendes Lächeln auf. "Hmm, wie ich sehe, habe ich meine Zunge behalten. Und es schien Euch gefallen haben, nicht wahr, Lady Ayala?" Sie spie aus. Erneut lachte der Assassine: "Ein Wildfang. Das gefällt mir. Nun sagt, M'lady, wer hat Euch erzählt, dass ich komme?"
Ayala blickte zur Seite. Sie hatte nicht vor diesem verdammten Meuchelmörder irgendetwas zu verraten. Aber er war so charmant...Plötzlich spürrte sie kalten Stahl an ihrer Wange. Sie blickte wieder zu Rethan. Das Messer strich sanft über ihre Haut, aber dennoch kräftig genug, damit Blut floss. "Verratet es mir", wiederholte sich Rethan, dieses Mal einige Stufen kälter. Ayala schluckte. Wenn sie schwieg, würde sie sterben. Wenn sie plauderte, würde sie Rethan vielleicht verschonen und dann Arara Uvulas töten.


Sie seufzte. "Gut. Eine Telvanni-Sprecherin namens Arara Uvulas gab uns den Tipp, dass jemand ein Attentat auf Ratsvorsitzenden Venim plant." Auf Rethans Gesicht breitete sich Entsetzen aus. "Oh?", machte Ayala, "Ihr kennt sie?" Die Redoran lächelte. "Interessant. Sie hat Euch also hierher in die Falle gelockt. Und Ihr wart so dumm hinein zu treten? Hahaha." Jetzt wurde Rethan zornig: "Schweigt! Ihr wisst gar nichts!" Rethan ließ das Messer an Ayalas Kehle wandern. "Lasst mich gehen!"
Ohne weitere Worte zu verlieren, schlitzte Rethan Ayala den Hals auf. Dunkelrotes Blut strömte aus der Wunde, die Dunmerin begann zu grugeln. Der Assassine blieb noch solange auf ihr sitzen, bis er sich sicher war, dass sie ganz sicher tot war. Dann durchsuchte er ihre Leiche. Als er den Schlüssel gefunden hatte, machte er sich zu seinem nächsten Ziel auf: Sadrith Mora.
 
Kapitel 17: Rethans grausame Rache


Arara Uvulas trat nach einer langen Sitzung mit den anderen Sprechern in ihr trautes Heim. Schon zur Mittagsstunde begann die Besprechung und endete erst kurz vor Tagesende. Die meisten Tagesordnungspunkte waren langweiliges Gewäsch: Beschwerden von Händlern, Beförderungen von Angehörigen des Fürstenhauses. Arara wurde diese Sitzungen leid. Mit Rethans Hilfe hätte sie es schnell zur Meisterin gebracht. Doch leider musste sie den Assassine loswerden. Arara schloss die Tür hinter sich und trat in die Dunkelheit.
Aus der Finsternis schnellte eine Hand hervor und packte Arara an der Gurgel. Die Magierin schnappte nach Luft. Der Angreifer drückte sie brutal gegen die Wand. Panik überkam Arara. Sie bündelte ihre Gedanken und sprach einen Zauberspruch, um ihren Angreifer in Flammen aufgehen zu lassen. Doch nichts geschah. Unter der Kapuze des Einbrechers erschien ein boshaftes Grinsen. "Vergesst es", hörte sie eine ihr wohlbekannte Stimme sagen, "Ich habe Euch Eurer Magie entzogen." Er hielt ihr eine Schriftrolle vor die Nase, auf der die magischen Worte standen. Sie schluckte.

Die Gestalt schlug endlich die Kapuze zurück. Das lächelnde Gesicht von Shedoran Rethan kam zum Vorschein. Der Magierin wurde schlecht. "Ihr...lebt?", presste sie hervor. Rethan verstärkte den Griff um ihren Hals. "Ja", zischte der Assassine, "ich lebe. Euer kleiner Plan ist wohl schief gegangen. Ich habe die Tatsache ignoriert, dass Ihr mich zu dem Mord an Banden Indarys und an meiner großen Liebe gezwungen habt. Aber dass Ihr mich in eine Falle gelockt habt, war ein gewaltiger Fehler."
Große Furcht wallte in Arara auf. Er würde sie töten, dessen war sie sich sicher. Verdammt! Es war von Anfang an eine schlechte Idee gewesen, diesen Assassinen zu manipulieren. Rethan war gerissener, als sie gedacht hatte. Und auch schwerer loszuwerden.
"Was...", wisperte Arara, "was wollt Ihr? Mich...töten?" Das Lächeln auf Rethans Gesicht wurde noch boshafter. Der Telvanni-Sprecherin lief es eiskalt den Rücken hinunter. Der Dunmer brachte seinen Mund ganz nahe an Araras Ohr. Dann flüsterte er ihr mit kalter Stimme ins Ohr: "Für Euch habe ich mir etwas ganz besonderes ausgedacht, meine Liebe."

Ohne Vorwarnung schleuderte Rethan die verängstigte Magierin durch den halben Raum. Arara knallte gegen ein Regal, aus dem scheppernd Bücher herausfielen. Einer der Wälzer fiel ihr auf den Kopf und verursachte eine Platzwunde. Er wird mich foltern, dachte sich Arara bestürzt, als sie versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Doch Rethan war schneller. Grob packte er sie an der Gurgel und riss sie auf die Beine zurück. "Kommt." Arara konnte die Kälte fast fühlen, die von den Worten des jungen Dunmers ausgingen.
Rethan zog sein Opfer nach oben. Arara konnte nicht anders, als ihm zu folgen. Ihrer magischen Kräfte beraubt hatte sie gegen einen kräftigen Mann keine guten Chancen.
Oben angekommen warf Rethan sie wieder durch die Gegend. Dieses Mal landete sie weicher. Arara lag auf ihrem Bett. Der Assassine hielt einen Strick in seinen Händen. Die Augen der Magierin weitenden sich vor Schreck. Wollte er etwa...?

Shedoran Rethan beugte sich über das Bett und fesslte Arara an die hölzernen Pfosten. Als er fertig war, streckte sie Arme und Beine von sich. Wieder erschien das Lächeln auf Rethans Gesicht. Er zog betont langsam seinen Dolch. Sie wollte schreien, jedoch hatte Rethan dies auch bedacht: schnell stopfte er Arara einen Lumpen in den Mund, der ihre Hilferufe sofort erstickte.
Als die Magierin ruhig gestellt war, machte sich Rethan ans Werk. Er schnitt ihr sämtliche Kleidung vom Leib. Erst die Robe, dann die Unterwäsche. Schlussendlich lag Arara nackt, gefesselt und geknebelt auf ihrem Bett. Die Tränen, die ihr in die Augen stiegen, steigerten Rethans Vorfreude auf das Bevorstehenden noch.
Der Schurke zog einen Stuhl an das Bett heran und setze sich darauf. Er blickte Arara mit einem verächtlichen Blick an. "Die mächtige Arara", begann er spöttisch, "überrumpelt und gefangen von einem blutigen Anfänger. Ihr dachtet, ich wäre ein Werkzeug, dass man benutzen und dann wegwerfen kann. Aber Ihr habt Euch gewaltig geirrt." Zorn blitzte in Rethans Augen auf. "Ihr habt mich von Anfang an benutzt. Und ich habe mich benutzen lassen. Trotzdem muss ich Euch danken, Arara. Ihr habt mich eine wichte Lektion gelehrt: vertraue niemanden."

"Ihr denkt Euch sicher, was ich nun mit Euch vorhabe?" Als Antwort begann Arara zu zappeln und versuchte, ihre Fesseln abzuschütteln. Rethan lachte böse. "Müht Euch nicht. Für das Kommende werdet Ihr noch alle Kräfte brauchen, die Ihr aufbieten könnt." Sofort endete das Zappeln. Die Magierin schaute ihn aus großen tränenerfüllten Augen an. Rethan hob die Hände: "Versucht gar nicht, mich so rumzukriegen. Aber ich versichere Euch, es wird nicht das geschehen, was Ihr glaubt. Ich werde Euch nicht vergewaltigen."
Araras Muskeln entspannten sich. Dankend schloss sie die Augen und schickte ein stummes Gebet zum Tribunal. Als sie ihre Augen wieder öffnete, blickte sie in das grinsenden Gesicht von Shedoran Rethan. "Nein", wiederholte er, "ich werde Euch nicht vergewaltigen. Das übernehmen andere." Ein Schluchzen drang durch den Knebel. Wieder lachte der Dunmer. "Ich habe einigen Barbaren aus der Taverne eine Dunmer-Hure zu einem angemessenen Preis versprochen. Damit habe ich natürlich ihre Interesse geweckt. Damit ihr wisst was auf Euch zukommt, Eure Kunden sind größtenteils Orks und Nord. Ich schätze sie sind zu zehnt. Vielleicht auch ein paar mehr."

Erneut begann die Telvanni-Sprecherin wie bessessen zu strampeln. Rethan verfolgte vergnügt ihr Versuche, sich den Fesseln zu entledigen. Ein Klopfen ließ Arara erstarren. Der Dunmer blickte lächelnd zur Treppe. "Das müssen Eure Freier sein, meine Liebe. Ich werde mich mal um das Geschäftliche kümmern." Mit diesen Worten erhob sich Shedoran Rethan von seinem Stuhl und stieg die Treppe hinab.
"Wer da?", fragte er an die Tür. Eine kehlige Stimme gab Antwort: "Wir sind wegen den...Dienstleistungen hier." Grinsend öffnete Rethan die Tür. Draußen stand ein gutes Dutzend Männer. Würden sie noch lange vor Araras Haus herumlungern, würden sie ganz sicher Aufmerksamkeit erregen. Deshalb bat der vermeintliche Zuhälter Rethan herein.
"Meine Herren", setzte Rethan an, als alle Freier im Haus waren, "willkommen im Telvanni-Haus der Freuden!" Dramatisch streckte der Dunmer die Arme aus. Beifall ertönte. "Ich habe Euch eine Dunmer-Dirne zu einem Spottpreis versprochen. Und ich halte meine Versprechen! Oben liegt das Objekt Eurer Begierde! Sie wurde ans Bett gefesselt, weil sie es vor Lust kaum mehr aushält. Stillt ihr Verlangen!" Die Orks und Nord grölltend freudig. "Jetzt zur Bezahlung. Die ganze Nacht kostet Euch 50 Goldstücke pro Nase."
Die Freier bezahlten brav ihre Draken und gingen dann die Treppe hinauf. Zu gerne hätte Rethan dieses Schauspiel verfolgt, aber er hatte andere Pläne. Man würde früher oder später herausfinden, dass er für das Massaker in Caldera und den Morden an Banden Indarys und Ayala Helos verantwortlich war. Und dann würden sie ihn hängen. Nein, er musste Morrowind den Rücken kehren. Er würde zunächst nach Cyrodiil reisen und von dort in eine andere Elfenprovinz ziehen. Mit einem Lächeln zog sich Rethan die Kapuze ins Gesicht und verschwand dann in die Nacht.

Drei Tage später saß Shedoran Rethan in der Kajüte eines Handelsschiffes und schrieb etwas in sein Tagebuch. Außerdem Buch waren ihm nur noch eine zerschlissene Lederrüstung und ein Stahllangschwert geblieben. Der Rest seines zuletzt sowieso armseligen Besitzes musste er verpfänden, um die Überfahrt zu finanzieren. Wenigstens hatte der Dunmer seine gute Laune nicht verloren.
Bevor er an Bord gegangen war, hatte er sich in den Schänken nach den neusten Nachrichten umgehört. Eine davon lautete, dass eine Telvanni-Sprecherin tot in ihrem Haus aufgefunden wurde. Gerüchte besagten, sie wäre bei einer perversen Sexualpraktik verstorben. Rethan musste sich ein Lachen verkneifen. Immerhin stimmte das Gerücht teilweise. Die Barbaren hatten wirklich gute Arbeit geleistet. Alle losen Enden waren beseitigt und Shedoran Rethan konnte ein neues Leben beginnen. Ein Leben voller Intrigen, Leid und Macht...