Es gibt über hundert klar voneinander unterscheidbare Arten von Vampiren in Tamriel. Allein die Iliac-Bucht kennt neun Variationen mit jeweils einzigartigen Kräften und Fähigkeiten. Ich verfüge nicht nur über dieses Wissen, weil ich diese Geißel der Welt die letzten zehn Jahre meines Lebens über erforscht habe, sondern auch wegen der sieben Jahre davor, in denen ich selbst eine dieser Kreaturen war.
Vampirismus ist eine Krankheit wie Hirnfäule oder Cholera, allerdings wesentlich heimtückischer. Man kann durch bestimmte magische Gegenstände oder den Fluch eines mächtigen Zauberers zum Vampir werden, aber für gewöhnlich ist ein von einem Vampir zugefügter Biss oder Kratzer die Ursache. Es gibt keine Symptome für Vampirismus außer einem - wenn das Opfer nach der Attacke, aber noch bevor es zum Vampir wird einschläft, dann wird es von Alpträumen heimgesucht.
Während dieses drei- bis viertägigen Zeitabschnitts, in dem die Krankheit schon übertragen wurde, das Opfer aber noch sterblich ist, kann so gut wie jeder Tempelheiler den Fluch des Vampirismus entfernen. Weitere Warnzeichen gibt es nicht.
Ich kann mich nicht ans Sterben erinnern. Ich diente als Kundschafter eines Ritterordens, der hier ungenannt bleiben soll. Die Tochter eines lokalen Adligen war von einer mysteriösen Person entführt worden und mein Hauptmann hatte ihr Versteck ausfindig gemacht. Ich suchte so lange tief in den dunklen, unterirdischen Kammern, bis ich das Mädchen gefunden hatte. Oder das, was von ihr übrig war: Ein Körper, weiß wie Schnee, der letzte Tropfen Blut entzogen. Nun wusste ich, was der mysteriöse Mann gewesen war, aber er spürte mich auf, bevor ich den Ausgang finden konnte. Er riss mir ein großes Stück Fleisch aus dem Schwertarm, bevor ich ihm davonlaufen konnte. Ich war glücklich, noch am Leben zu sein. Was man so Glück nennt.
Mein Weg zurück zum Ritterorden bestand aus einer fünftägigen Reise. Ich entschied mich für eine frühe Rast, um meinen Arm in eine bessere Form zu bringen, bevor ich in weitere Schwierigkeiten geriet. Ich kann mich nicht mehr an die Träume jener Nacht erinnern, nur noch, dass ich etwas Schreckliches tat und mich selbst nicht daran hindern konnte. Ich wachte schreiend auf. Die nächste Nacht, in einem Gasthof etwas näher an meinem Reiseziel, war mein Schlaf tief und traumlos. In der dritten Nacht starb ich.
Natürlich wusste ich nicht, dass ich gestorben war. Ich hatte mich in einem netten, warmen Federbett schlafen gelegt und erwachte auf einer kalten, feuchten, steinernen Grabplatte. Benommen öffnete ich die, wie ich glaubte, ins Schloss gefallene Tür des Mausoleums, in dem ich eingesperrt war und stand auf einem Friedhof nicht weit von einer Stadt, die ich kannte. Also ging ich dorthin. Es war spät in der Nacht und so waren herzlich wenig Seelen auf den Straßen unterwegs. Ich hielt an, um eine öffentliche Mitteilung zu lesen und bemerkte das Datum. Es war zwei Wochen später, als es meiner Meinung nach hätte sein dürfen.
Als ich darüber rätselte, sah ich ein Mädchen, eine Hure aus meiner Lieblingstaverne in der Stadt, auf mich zukommen. Ich grüßte, aber sie ignorierte mich. Ich rief sie beim Namen und sie wandte sich mir lächelnd zu, allerdings mit einem Gesichtsausdruck, der mir verriet, dass sie mich nicht erkannte. Ich hatte ihre Taverne auf dem Weg zum Versteck des mysteriösen Mannes besucht, aber sie kannte mich nicht mehr!
Ich nannte ihr meinen Namen. Sie erwiderte daraufhin ungehalten, dass dies ein armseliger Scherz wäre, ich nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem tapferen Ritter hätte, der die Stadt zu besuchen pflegte und ob ich nicht wüsste, dass er tot war. Ich war mehr als durcheinander. Aber ich konnte sehen wie sie keine Witze darüber machte, dass ich überhaupt nicht wie ich selbst aussah. Ich war von ihrer Trauer über meinen Tod berührt und entsetzt, als mir die Vorstellung dämmerte, zu was ich geworden war. Plötzlich überwältigte ein übermächtiger Instinkt all meine Gedanken - Begierde. Ohne auch nur im Geringsten darüber nachzudenken, was ich tat, griff ich zu und riss ihr die Kehle auf. Ich trank, bis sie aussah wie die Leiche in den Katakomben des mysteriösen Mannes.
Der weitere Verlauf meiner Geschichte wird in „Vampire der Iliac-Bucht, Kapitel II“ erzählt.