Meine Heimreise war angenehm. Ich zog es vor, auf natürlichem Wege zu reisen, nicht durch den Willen des Zauberers. Es war viele Jahre her, seit meine Augen zuletzt auf den westlichen Landen Tamriels geruht hatten. Nach einem Jahr des Dienstes sagte mir der stets erschöpfte Kaiser Lebewohl. Ich muss meine frühere Missachtung und Skepsis gegenüber Politik und Herrschaft des Westens eingestehen, aber ich bin dahin gelangt, im Blut dieses Septim ehrliche Sorge zu finden. Er ist ein guter und ehrenhafter Mann und hat mir gezeigt, dass das Kaiserreich kein unterdrückerisches Werkzeug von Furcht und Gewalt ist. Ich wünschte, ich hätte seine Bekanntschaft unter weniger drängenden Umständen gemacht, denn offenbar hat diese Feuerprobe den ohnehin schon alten Mann in nur einem Wimpernschlag noch einmal um Jahre altern lassen.
Seine Hoheit bot mir Geleit durch zwei seiner besten Klingen, damit meine Reise an die Grenzen Ostcyrodiils sicher verliefe. Das waren zwei vornehme, junge überaus loyale und disziplinierte Soldaten. Allein ihre Anwesenheit hätte selbst dem mächtigsten Zauberer die Haare zu Berge stehen lassen. Die paar Tage, die ich mit diesen Ehrenmännern verbrachte, war sehr erfreulich. Sie sind mir in diesen kurzen Tagen gute Freunde geworden und ich wünsche ihnen in ihrer Laufbahn als Waffenarm des Thrones alles Gute.
Sobald wir die Grenze erreichten, wünschten sie mir Lebewohl und ließen mir Brot und Dörrfleisch zurück. Die beiden überreichten mir eine Flasche sehr gut gereiften cyrodiilischen Weins, um mich für den Rest meiner Reise bei guter Laune zu halten. Wir tauschten noch einen kräftigen Händedruck aus und ich setzte meine Reise fort.
Der König, der dunmerische Kultur und Tradition nicht sehr gut kannte, hatte mir, als ich meinen Dienst in Cyrodiil antrat, eines seiner besten Rosse angeboten. In Vvardenfell hätte man dieses große Tier sehr gut auf einem Bratspieß über einer ordentlich geschürten Feuerstelle wiederfinden können. Ich habe jedoch die letzten Jahre über im Dienst des Kaiserreichs durchaus gelernt, diese mir so fremden Tiere auch anders, als auf einem Teller mit leckeren Kräutern, zu schätzen. So hatte ich das Geschenk respektvoll angenommen und ihm ein gutes Leben versprochen. Dieses „Pferd“, das ich Xyldan nannte, ist mir inzwischen mehr als ein Werkzeug geworden. Xyldan und ich sind unzertrennlich und ich fühle mich geehrt, einen Freund wie ihn zu haben. Ich habe viele Dunmer gekannt, die mit einem Guar befreundet waren, und dafür habe ich sie immer für ziemlich töricht gehalten. Jetzt verstehe ich, dass diese Verbundenheit alles andere als töricht ist. Ich mag älter als die meisten Kiefern des Nordens sein, aber es ist für einen alten Dunmer nie zu spät, zu lernen und Sinn darin zu zu finden, wo er ihn nie vermutet hätte. So reisten Xyldan und ich denn zusammen ostwärts, nach Hause.
Bei den Unruhen, die vor kurzem aufgekeimt waren, musste ich ein wachsames Auge auf meine Umgebung halten. Es ist ziemlich schwierig, sich zu konzentrieren und einen meditativen Gedanken an Verteidigungszauber aufrechtzuerhalten, wenn man von der Schönheit der Lande eingenommen wird, die man seit geraumer Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. Wie es das Glück wollte war mir bis in das eine, wahre Ebenherz eine sichere Durchreise vergönnt. Ah, da gab es … eine kleine Begegnung, an der ihr vielleicht Gefallen finden mögt. Ein junger, maskierter Edelmann hielt es wohl für eine gute Idee, einen reisenden, alten Dunmer zu überfallen und wusste nicht, dass dieser alte, reisende Dunmer ich war. Er sprang aus einem Sitz in einem Baum und spießte sich mit seinem verrosteten Dolch dabei fast selbst auf. Nachdem er auf die Füße gekommen war, verlangte er mein Reittier und alle Münzen, die ich bei mir hätte. Ich gebe zu, dass dies in der Tat ein trauriger Anblick war und verspürte ehrliches Mitleid für seine Seele. Leider bot ich ihm meinen feinen Seidenmantel gegen sichere Weiterreise an. Er akzeptierte den Mantel, hielt sich dann aber nicht an sein Wort, sondern versperrte noch immer den Durchgang und verlangte mehr. Da ich kein Blutvergießen wünschte und nach wie vor Mitleid für diesen zweifellos sehr armen Mann hegte, machte ich eine Handbewegung und konnte dann zusehen, wie seine alte, verrostete Rüstung auf der Stelle zu Staub zerfiel. Dann ließ ich ein unverhofftes Gelächter erschallen, denn der arme Bandit trug keine Kleidung darunter. Er bedeckte sich so gut er konnte und zitterte in der kalten Morgenluft. Mein Mitleid wuchs und ich warf ihm einen schmalen Münzbeutel und eine Hose zu. Ich hoffe wirklich, dass es dem armen Kerl gutgeht und er jetzt nicht mehr in der Kälte steht.
Wo war ich … ah, ja … die Ankunft im einen, wahren Ebenherz. Es gibt viel Verwirrung über die „beiden“ Ebenherzen, die ich ein andernmal erklären werde. Ich fand für Xyldan einen Stall und rastete selbst in einem kleinen Dorf außerhalb der großen Festung. Die Gastfreundschaft war nicht gerade großzügig, aber ich kann mir denken, dass Gerüchte bevorstehender Unruhen bei den Dorfbewohnern Misstrauen hervorgerufen haben könnten. Wie viele von euch wissen bin ich nicht sehr gesprächig, wenn es nicht gerade intellektuelle Kuriosa betrifft. Die Tavernenbesucher an diesem Abend schienen recht neugierig zu sein, was mich betraf, viele hielten mich für einen Agenten oder etwas wie einen Spion. Eine kleine Gruppe versuchte, Audienz bei mir zu erhalten, was ich bereitwillig akzeptierte, auch wenn ich nicht derjenige bin, mit dem man über das Wetter, Fischerei und Landwirtschaft sprechen sollte. Aber wie mir diese einfachen Gespräche wieder gefielen! Die vielen Jahre unermüdlicher Arbeit hatten aus mir einen einsiedlerischen alten Narren gemacht. Es war wunderbar zu sehen, wie das einfache Volk, das meine Identität nicht kannte, in einfachen Angelegenheiten mir mir sprach, von denen ich keine Ahnung hatte. Selbst das simpelste Thema an diesem Abend lehrte mich, dass es in der Welt vieles gibt, worüber ich noch nichts weiß, obwohl es die ganze Zeit vor meiner Nase lag. Ich muss wirklich innehalten, um häufiger an Blumen zu riechen oder die ständig wechselnden Muster im Gras zu beobachten, wenn es der sanfte Wind durchkämmt.
In dieser Nacht schlief ich so tief und fest wie ein Nord nach einem fünftägigen Biergelage. Wieder ganz erholt und begierig auf die Weiterreise verschaffte ich mir eine Überfahrt nach Seyda Neen. Die Wasser waren so ruhig wie sie sich jeder Segler nur wünschen kann. Die sanfte Brise sorgte für einen gleichmäßigen, beständigen Druck auf den Segeln. Ich nahm großes Interesse daran, den Schiffshänden zuzusehen, wie sie das Boot führten und darauf ihrem Tagewerk nachgingen. Ein sehr hart arbeitendes Volk, das auch ordentlichen Stolz auf seine zähe Arbeit und den Dienst empfindet. Ich gab der ganzen Mannschaft ein Trinkgeld, nachdem wir in Seyda Neen eingetroffen waren, und sagte ihnen Lebewohl.
Xyldan und ich statteten dem örtlichen Ausstatter einen Besuch ab und stockten die Vorräte für die letzten Etappen unserer Reise auf. Xyldan schien unruhig zu werden, als er dieses neue Land erfasste. Ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Sorge durch den gierigen Blick in den Augen meiner Mitdunmer genährt wurde. Aber ich bin zuhause und das sind meine Leute. Sie kennen mich und würden es nicht wagen, unter den Augen Xyldans eine Kochvorrichtung aufzubauen, denn sie wissen ganz genau, dass er mein treuer Freund ist.
Die Reise nach Tel Fyr von der Westküste Vvardenfells aus sollte in der Tat langsam und beschwerlich werden. Ich hatte beinahe vergessen, wie gewaltig die Donner- und Sandstürme werden können. Weiter nach Süden abgewichen wären die lästigen Sandstürme vermeidbar gewesen. Ah ja, hätte ich nur daran gedacht. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, scheinen sich die verdammten Klippenläufer in meiner Abwesenheit auch nicht gerade vermindert zu haben. Ich glaube, dass ich einen Weg finden sollte, um uns ihres Bestands zu entledigen. Vielleicht sollte ich ein paar mächtige Drachen zurückbringen, um die Himmel von Vvardenfell wieder einzufordern. Wäre sicher ein Vergnügen, wenn diese Möglichkeit in meiner Macht läge. Es verging noch ein Tag und ich wurde an der Tür meiner Behausung begrüßt. Ich verbrachte meinen ersten Abend zuhause damit, meine Schwesterfrauen zu lieben und ihnen von meiner Reise zu berichten. Sie erzählten mir wiederum von den vielen Reisenden, die den Turm in der Hoffnung aufgesucht hatten, bei mir Audienz zu erhalten. Manche Dinge ändern sich wohl nie. Meine Freunde, ich bin sehr froh darüber, wieder daheim zu sein und hoffe, dass ihr an der Geschichte meiner Reise von Cyrodiil ausgehend etwas Gefallen gefunden habt. Um es kurz zu machen, damit die Stimmung nicht kippt, kommen in sehr naher Zukunft tatsächlich Schwierigkeiten auf uns zu. Ihr solltet meine Geschichte genießen, so lange ihr noch könnt, denn das Kaiserreich mag schon bald eurer Dienste bedürfen.