Die 36 Lehren des Vivec sind einer der zentralen religiösen Texte des Tribunalstempels und damit Bestandteil der Heirographa, den priesterlichen Schriften.[1] Der Text besteht aus 36 Lektionen, die das Leben und göttliche Wirken Vivec beschreiben. Die Lektionen stellen hierbei die theologische Sichtweise der Lehren des Tempels dar, die teilweise im Widerspruch zu den geschichtlichen Tatsachen stehen. Auf Grund ihres über weite Strecken hoch abstrakten Inhalts stehen viele Deutungen zu den Geschichten offen und auch langjährige Anhänger des Tempels dürften viele der Allegorien nicht verstehen.

Ursprung

Die Lehren des Vivec wurden von Vivec persönlich geschrieben. Die in den Texten versteckten Botschaften deuten darauf hin, dass die Bücher nicht nur im Namen von Vivec geschrieben wurden, sondern tatsächlich vom Tribunalsmitglied verfasst wurden. Es ist nicht klar, wann er die Lehren verfasst hat. Als frühst möglicher Zeitpunkt muss hier die Gründung des Tribunalstempels und der Bau der Stadt Vivec, der in Lektion 33 erzählt wird, in der Ersten Ära gelten.

Inhalt

Personen

In den Lehren des Vivec werden oft Pseudonyme für historische Personen verwendet. In der folgenden Tabelle sind geschichtlichen Personen mit den verschiedenen verwendeten Pseudonymen gegenübergestellt.

Person Pseudonyme
Almalexia Ayem
Dagoth Ur Sharmat
Indoril Nerevar Hortator
Sotha Sil Seht, König des Uhrwerks
Vivec Vehk

Struktur

Die 36 Lehren erzählen die Herkunft und das göttliche Wirken von Vivec am Anfang der Ersten Ära. Prinzipiell lassen sie sich in mehrere Abschnitte unterteilen:

  • In den Lektionen 1 bis 8 wird die Empfängnis Vivecs durch die einfache Frau eines Netchbauern und seine Erlebnisse bis zu seiner Geburt geschildert.
  • In den Lektionen 9 bis 17 wird von der Allianz der Chimer mit den Dwemern und deren Sieg über die Nord berichtet. Weiterhin beginnt Vivec mit dem Unterricht Nerevars für dessen zukünftige Aufgaben. Auch die Vereinigung von Vivec mit Molag Bal ist Teil dieses Abschnitts.
  • In den Lektionen 18 bis 35 zieht Vivec aus, um neun Monster vor dem Krieg mit den Dwemern zu vernichten. Abwechselnd mit Berichten der Kämpfe sind Heilige Schriften mit Erkenntnissen aus den Kämpfen in die Lehren eingearbeitet.
  • In der Lektion 36 kommt es schließlich zum Krieg des Ersten Rates.
  • Eine Sonderstellung nehmen die Lektionen 6, 10 und 29 ein, die nicht im chronologischen Fluss der restlichen Lehren zu stehen scheinen, sondern nur abstrakte theologische Gebilde enthalten.

Theologie

Referenzen zu geschichtlichen Ereignissen

In den Lehren des Vivec wird eine Vielzahl von historischen Ereignissen thematisiert. Die Art und Weise wie diese in den theologischen Text eingearbeitet sind, unterscheidet sich von Fall zu Fall sehr stark. Einige Ereignisse scheinen tatsächlich so wiedergegeben zu sein, wie sie stattgefunden haben könnten. Andere sind in Einzelheiten, wie zum Beispiel der zeitlichen Abfolge, verändert, so dass sie besser zur Theologie des Tribunalstempels passen. Wieder andere widersprechen anderen Quellen vollständig und scheinen aus Propagandagründen komplett umgedeutet worden zu sein.

Beispiele für geschichtliche Referenzen sind unter anderem:

  • In Lektion 9 schließen Vivec und Nerevar eine Allianz mit den Dwemern um gegen die Nord zu kämpfen. Im Hauptteil der Lektion wird das Thu'um der Nord-Feldherren beschrieben. Dieses Ereignis erscheint im Vergleich mit anderen Quellen und den Fähigkeiten, die der Dovakhiin demonstrierte, stimmig.
  • In Lektion 24 besiegen drei niedere Häuser das Monster Herdenberg. Aus dessen Überresten errichtet Vivec die nach im benannte Stadt. Während man sicherlich bezweifeln kann, dass Vivec aus den Überresten eines einzigen Monsters errichtet wurde, passt auch die zeitliche Einordnung nicht. In den Lehren des Vivec findet die Gründung zur Zeit Resdayns vor dem Krieg des Erste Rates statt. Nach anderen Quellen wurde allerdings erst 17 Jahre nach der Schlacht am Roten Berg mit der Planung der Stadt Vivec begonnen.[2]
  • In Lektion 33 versucht Sheogorath mit dem Mond Baar Dau, hier Lügenfels genannt, die Stadt Vivec zu vernichten. Vivec friert den Mond über der Stadt ein, will ihn aber nicht entfernen, damit der Mond die Stadt vernichtet, wenn er jemals seine göttlichen Kräfte verliert. Außerdem richtet er im Mond das Ministerium der Wahrheit ein. Diese Schilderung stimmt mit anderen Quellen überein.[3][4] Einzig die zeitliche Einordnung kann wiederrum nicht passen. Auch diese Lektion ist chronologisch vor dem Krieg des Ersten Rates angeordnet. Zu dieser Zeit gab es aber weder die Stadt Vivec, noch hätte Vivec göttliche Kräfte besessen um den Mond zu stoppen.
  • Reise über Nirn: 3 Invasionen von Akavir, Untergang Yokudas, Langer Schlaf von Dagoth Ur (17)
  • Vernichtung der Ra'athim durch die Morag Tong (22)
  • Gründung der Kriegswappenträger (24)
  • Heirat Nerevars, Verwandlung in Dunmer (31)
  • Krieg des Ersten Rates (36)

Geheime Botschaften

In den Lehren des Vivec sind (mindestens) zwei geheime Botschaften versteckt worden. In diesen Botschaften gesteht Vivec, die nicht göttliche Herkunft des Tribunals und ihren Mord an Indoril Nerevar.

Anmerkung: Die Geheimbotschaften sind nur in den englischen Versionen der Bücher zu finden. Während der Übersetzung gingen die versteckten Nachrichten verloren. Ursprünglich entdeckt wurden die Botschaften von der Imperial Library.

Lektion 29

Die geheime Nachricht in Lektion 29 lässt sich wie folgt rekonstruieren. Jede Zeile entspricht einer Lektion. Am Ende jeder Zeile wird eine Zahl genannt. Nimmt man nun das entsprechende Wort in entsprechenden Lektion (also zum Beispiel das erste Wort der ersten Lektion, das 63. Wort der zweiten Lektion, usw.) und bildet daraus einen Text erhält man:

He was not born a god. His destiny did not lead him to this crime. He chose this path of his own free will. He stole the godhood and murdered the Hortator. Vivec wrote this.

Geheime Nachricht aus Lektion 29

Ins Deutsche übersetzt, lautet die Nachricht wie folgt:

Er war nicht als Gott geboren. Sein Schicksal hat ihn nicht zu diesem Verbrechen geführt. Er wählte diesen Weg nach seinem eigenen Willen. Er stahl die Gottheit und ermordete den Hortator. Vivec schrieb dies.

Geheime Nachricht aus Lektion 29

Lektion 36

Um die geheime Nachricht in Lektion 36 zu erhalten, nimmt man einfach die Anfangsbuchstaben jedes Absatzes und bildet daraus folgenden Satz:

FOUL MURDER.

Geheime Nachricht in Lektion 36

Übersetzt bedeutet dies

Widerlicher Mord.

Geheime Nachricht in Lektion 36

und bezieht sich auf den Mord des Tribunals an Indoril Nerevar nach der Schlacht am Roten Berg.

Verbreitung

Da die Bücher ein religiöser Text des Tribunalstempels sind, waren sie hauptsächlich in der Provinz Morrowind zu finden. Dort waren einzelne Bände natürlich in vielen Sammlungen des Tempels zu finden, wie zum Beispiel der Bibliothek von Vivec (einschließlich der Geheimbibliothek). Außerhalb Morrowinds waren die Bücher mehr oder weniger unbekannt.[5] Es ist anzunehmen, dass im Roten Jahr und der anschließenden Abkehr von der Vererhrung des Tribunals die meisten Bücher zerstört wurden.

Buchreihe

Da die 36 Lehren des Vivec eine gewisse Komplexität aufweisen und für den normalen Leser nicht alles schlüsig erscheint, haben wir einige Lektionen mit Anmerkungen versehen, welche als Fussnoten erkennbar sind. So wird versucht für einige Wörter eine Interpretation zu finden und die Zusammenhänge besser miteinander zu verbinden.

Trivia

Achtung: Der folgende Text weicht vom normalen Almanach-Schema ab und enthält unter anderem spielbezogene Informationen und Formulierungen, welche benötigt werden, um den Zusammenhang erklären zu können!

In den 36 Lehren des Vivec sind eine Vielzahl von kryptischen Referenzen auf verschiedene Thema versteckt, die sich nicht unbedingt auf das Spiel beziehen.

Hintergründe

Die 36 Lehren des Vivec erschienen erstmals in der Öffentlichkeit einige Zeit vor dem Release von The Elder Scrolls III: Morrowind. Die PR-Abteilung von Bethesda Softworks, welche bemüht war das Interesse am Spiel zu erhalten, beschlossen einige Ingame-Bücher zu veröffentlichen. Die Lektion Eins und Zwei waren zwei davon. Da Michael Kirkbride nicht bei Bethesda angestellt war zu der Zeit und es noch keine Freigabe gab, wurden die "Lektionen" unzweifelhaft unter seinem Namen veröffentlicht.

Anmerkungen

  1. Laut Fortschritt der Wahrheit
  2. Laut Der vergiftete Gesang - Buch VII
  3. Laut Der Pfad des Pilgers
  4. Dialog mit Heilern des Tribunalstempels in The Elder Scrolls III: Morrowind zum Thema Ministerium der Wahrheit
  5. Die Bücher tauchen exklusiv in The Elder Scrolls III: Morrowind auf. In den anderen Spielen sind sie nicht wie viele andere Bücher wiederverwendet worden.
  6. Dieses Buch ist keine Quelle die sich im Spiel selber finden lässt und ist somit kein offizieller Bestandteil der Lore. Es wurde von Michael Kirkbrid, einem Entwickler von Bethesda, in das offizielle Elder Scrolls Forum gestellt.

36 Lehren des Vivec