So lasset verkündet sein, dass die Götter einst waren wie wir.
Ark'ay, der Gott von Tod und Geburt, war ein gewöhnlicher Ladenbesitzer, dessen einziger ungewöhnlicher Wesenszug sein Wissensdurst war. Um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen, wurde er ein eifriger Büchersammler zu beinahe jedem Thema, das er in Druckform finden konnte.
Eines Tages stieß er auf einen Band, der die Geheimnisse des Lebens, des Todes und den Sinn des Daseins zu offenbaren versprach. Nachdem er monatelang die komplizierte, in unklarer Sprache abgefasste Logik studiert hatte, glaubte er endlich anzufangen, die Gedankengänge des Autors zu verstehen.
In dieser Zeit wurde er so versessen darauf, das Buch zu verstehen, dass er alles andere ignorierte: Sein Geschäft begann in den Bankrott abzugleiten, seine wenigen Freunde hörten auf, ihn zu besuchen, er ignorierte die Pest, welche die Stadt heimsuchte und seine Familie stand kurz davor, ihn zu verlassen.
Gerade als er spürte, wie ihm das Buch Visionen neuer Welten eröffnete, streckte ihn die Pest nieder. Seine Familie behandelte die Krankheit aus Pflichtgefühl, aber langsam ging er dem Tod entgegen. Als letzten Ausweg betete er zu Mara, der Muttergöttin, um ihm noch genug Zeit zu gewähren, sein Studium des Buches abzuschließen.
„Warum sollte ich für Euch eine Ausnahme machen, Ark'ay?“, fragte Mara.
„Mutter Mara, endlich beginne ich, dieses Buch und die Bedeutung von Leben und Tod zu verstehen“, antwortete er, „und mit etwas mehr Zeit zum Studieren und Nachdenken wäre ich in der Lage, andere zu unterrichten.“
„Hmm, es hört sich für mich so an, als ob dieses "andere zu unterrichten" ein nachträglicher Einfall wäre, um mir zu gefallen“, gab sie zurück. „Was ist der Grund für Tod und Geburt?“
„Es gibt weit mehr Seelen im Universum als in der physischen Welt Platz haben. Aber in der physischen Welt ist einer Seele die Möglichkeit gegeben, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Ohne Geburt hätten die Seelen keine Gelegenheit, diese Erfahrungen zu machen, und ohne Tod gäbe es keinen Platz für Geburt.“
„Keine sehr gute Erklärung, aber sie enthält ein Körnchen Wahrheit. Vielleicht könntet Ihr sie mit weiteren Studien verbessern“, überlegte sie. „Ich kann Euch nicht 'etwas mehr Zeit' gewähren. Ich kann Euch nur zu ewiger Arbeit auf dem von Euch gewählten Feld verdammen. Was sagt Ihr dazu?“
„Ich verstehe nicht, Mutter“, sagte Ark'ay.
„Ihr habt die Wahl, entweder den Tod, der Euch so nahe ist, zu akzeptieren oder ein Gott mit uns zu werden. Aber ein Gott zu sein ist weder einfach noch angenehm. Als Gott von Tod und Geburt werdet Ihr die Ewigkeit damit verbringen, Tode und Geburten in der physischen Welt im Gleichgewicht zu halten. Und trotz allem, was Ihr zu verstehen glaubt, werdet Ihr Euch immer mit der Frage quälen, ob Eure Entscheidungen auch wirklich richtig sind. Wie entscheidet Ihr Euch?“
Ark'ay verbrachte was ihm wie eine Ewigkeit erschien in Gedanken, bevor er antwortete. „Mutter, wenn meine Studien nicht vollkommen falsch sind, besteht meine einzige Wahl darin, die Bürde anzunehmen und zu versuchen, der Menschheit die Gründe für Tod und Geburt zu vermitteln.“
„So sei es, Ark'ay, Gott von Geburt und Tod.“