Film Wer ist Hanna?

Royal_Flush

Vertrauter
Ich komme gerade aus dem Kino. Obwohl ich am liebsten nach dem Abspann noch mindestens 10 Minuten sitzen geblieben wäre. "Wer ist Hanna" ist ein solch unglaublich intensives Erlebnis und dazu noch vergleichsweise schwere Kost.

Hauptcharakter ist die 14 jährige Hanna (verköpert von der überragenden Saoirse Ronan), Tochter eines CIA-Agenten. Dieser lebte mit ihr die vergangenen 12 Jahre allein in einer Hütte irgendwo in der skandinavischen Einöde und hat somit jeden Kontakt mit der Außenwelt vermieden. Eines Tages entscheidet Hanna, sie sei soweit: Sie verrät ihre Position an die CIA-Agentin Marissa Wiegler (Cate Blanchet), die schon lange nach den beiden sucht um sie zu töten. (Gründe werde ich aus Spoilergründen nicht nennen) Eine spannende Jagd beginnt, in der beide Parteien die jeweils andere liquidieren will.

Dabei ist "Wer ist Hanna?" aber keineswegs ein Popcorn-Actionfilm. Regisseur Joe Wright kreiert neben einem guten Thriller mit guten Actionszenen auch ein Werk über die Selbstfindung Hannas, die als heranwachsender Teenager starke Probleme mit der Gesellschaft hat, da sie ja - trotz dem theoretischen Wissen über die Außenwelt - nie etwas anderes als ihre Hütte kennen gelernt hat. Wie bereits erwähnt wird die schierige Rolle der Hanna mit Bravour gemeistert. Saoirse Ronan hat meine vollste Bewunderung.

Die in meinen Augen sehr gute, teils experimentelle Kameraführung trägt ihren Teil dazu bei, das Kinoerlebnis zu intensivieren. Begleitet wird das ganze von einem sehr gut passenden, wenn auch ungewöhnlichen Soundtrack der Chemical Brothers.

Alles in allem der beste Film, den ich seit Inception sehen durfte und ich spreche meine ausdrückliche Empfehlung aus, sofern man kein simples Popcornkino erwartet.

Offizieller Trailer
 
Also der Trailer und die Story spricht mich nicht so wirklich an. Denke mir würd der Film nicht gefallen, ich mag eher Horror oder was in der Zeit Roms.
 
Nach dem, was ich bis jetzt über den Film gelesen habe, wird es wohl mal wieder ein Grund sein, ins Kino zu gehen. Endlich mal wieder ein Film mit einer ordentlichen Portion Action, der kein bloßes Testosteronschlachtfest ist - allein schon dank einer Hauptdarstellerin, die ausnahmsweise mal nicht leicht bekleidet ist... ;)
 
Dieser Film ist einfach unglaublich stark. Ich glaube, ich habe meinen Erlebtag noch keinen solch intensiven Film gesehen, "Requiem for a Dream" ist nichts dagegen - gut, diesen fand ich allgemein schlechter, als es mir immer und immer wieder erzählt wurde, aber egal.
Ich kann nicht in Worte fassen, welche Eindrücke man zu spüren bekommt, einfach unbeschreiblich.

Die Schauplätze und Charaktere waren imho tweilweise ein wenig zu bizarr
,wie zum Beispiel "Herr Grimm" , sein Häuschen und die Art und Weise, wie er stirbt.
.

Hannas Schauspielerin ist einfach perfekt. Nicht nur, dass sie vom Äußerlichen sehr gut zur Rolle passt, sie meistert diese sehr schwierige mit Bravour, selten konnte mir ein Schauspieler Emotionen so klar, so glaubwürdig übermitteln. Fabelhaft. Aber auch die anderen Schauspieler sind prima.


Eine Szene, die mir immer in Erinnerung bleiben wird, und die ich immer mit diesem Film verbinden werde, wenn ich an ihn denke, ist die, in der die beiden Nazis - einer mit Bomberjacke, enger Jeans, Springerstiefel und Glatze - quer durch eine marokkanische Stadt laufen. Herrlich. ^^
 
Nach 48 Stunden versuche ich noch mal an einer differenzierteren Beschreibung des Films, da ich inzwischen die Eindrücke sinnvoll verarbeiten konnte.

Die Story des Films ist höchstens mittelmäßig und es haben sich einige, teils größere, Logikfehler eingeschlichen. Das ist jedenfalls nicht der Grund, weshalb ich den Film so genial finde. Woran liegt es also?

Die Locations sind perfekt gewählt. Nicht fast perfekt oder annähernd perfekt, sondern einfach nur perfekt. Zusammen mit den ungewöhnlichen Charakteren wird im Laufe des Films eine faszinierende Surrealität aufgebaut, ohne dass es zu irgendeinem Zeitpunkt in die Absurdität abgleitet. Allein diese Komposition aus Locations, Charakteren und dem ständig anwesenden Märchenmotiv macht diesen Film zu einer Art Kunstwerk (wenn man Mirror's Edge so nennen möchte, hat Wer ist Hanna dies auf jeden Fall auch verdient) und ist ein Grund, den Film zu besuchen.

Dies kontrastiert zum Mittelteil des Films, in dem Hanna Kontakt mit einer Touristenfamilie findet und so Erfahrungen mit dem "echten" Leben macht. Dies führt zum nächsten Punkt:

Die Figur der Hanna, ihre Charakterentwicklung ist sehr gut ausgearbeitet. Dadurch, dass der Film wenig Totalen verwendet, dafür umso mehr (und umso extremere) Nahaufnahmen, wird eine starke Nähe zu Hanna aufgebaut, die durch Saoirse Ronan großartig und vor allem glaubhaft dargestellt wird.

Die Actionsequenzen sind nicht das übertriebene "BAM, ich bin der IMBA-Held und mach euch alle platt!!!111elf", das man so gerne in Actionfilmen vorgesetzt bekommt. Die Choreographien sind realistisch gehalten und orientieren sich eher an der Bourne-Serie. Zudem hat Hanna offensichtlich keinen Spaß daran, andere zu verletzen. Die Nahkämpfe sind sichtlich abgespulte Bewegungsabläufe, ausgeführt um zu überleben. Das wird schon am Anfang des Filmes deutlich. Hanna jagt einen Elch und trifft ihn mit ihrem Pfeil in den Bauch. Als dieser nach einiger Strecke zusammenbricht, sagt Hanna traurig mit sichtlich Mitleid für das arme Tier "Ich habe dein Herz verfehlt" und gibt ihm einen Gnadenschuss. Sie muss jagen, um zu überleben. Lieber würde sie die Tiere aber leben lassen.

Der Soundtrack der Chemical Brothers (der übrigens erst zu hören ist, sobald Hanna mit Techik in Berührung kommt. Zuvor ist der Film komplett ohne Musik) ist sparsam, dafür umso wirkungsvoller eingesetzt. Selten habe ich einen so treibenden, so intensiven, so Herklopfen verusachenden Soundtrack gehört.

Anzumerken ist auch, dass "Wer ist Hanna?" der einzige Kinofilm bisher ist, bei dem ich der Meinung bin, dass ein zweites mal Ansehen nicht schlechter/langweiliger ist, als das erste mal, da in diesem Film viele kleine Details und versteckte Referenzen auf Märchen sind, die vermutlich erst beim zweiten mal gucken richtig auffallen.
 
Ich weiß, dass ich doch ein paar Jahre zu spät bin, aber Amazon hat diesen (sehr guten) Film ja von 2019-20222 zu einer Serie verarbeitet, die ich nun vor ein paar Tagen zu Ende geschaut habe (man muss ja den kostenlosen Probemonat nutzen ;))

Fassen wir es kurz zusammen, ich fand sie recht gut, aber gerade im Bereich Story hätte es besser sein dürfen. Gerade zum Ende hin, musste man schon sehr viel Suspension of Disbelief mitbringen.

Die Prämisse ist letztlich die gleiche wie im Film, auch wenn Details verändert wurden (z.B. Hanna ist einige Jahre älter, was natürlich die Vorteil hat, dass man eine volljährige Darstellerin wählen konnte, was rein arbeitsrechtlich sicher eine massive Vereinfachung ist): Hanna lebt mit ihrem Vater Erik ohne jeglichen menchlischen Kontakt mitten im Wald und wird von ihm zum Kämpfen ausgebildet. Hanna ist ein genetisch modifiziertes Kind aus einem Super-Assassinen-Programm (statt Super-Soldat) und wurde von Erik und ihrer Mutter als Baby befreit, wobei die Mutter bei der Flucht getötet wurde. Hier kommt schon einer der großen Unterschiede, während im Film sich Hanna bewusst entschließt, die CIA auf sich aufmerksam zu machen, werden sie hier entdeckt, weil sie unvorsichtig geworden ist. Ansonsten geht es dann aber erstmal gleich weiter, mit Hannas Flucht aus einer CIA-Blacksite und ihre Reise zusammen mit Sophies Familie. Statt der Container Maze Szene bekommen wir hier nun eine Auseinandersetzung auf einen belebten Bahnhof, bei der Hanna ihren Häschern problemlos besiegt, während das Ganze von Dutzenden Handys gefilmt wird.

Hier dachte ich dann, ah, das wird bestimmt ein Hauptpunkt der Geschichte, dass sich sowohl Hanna als auch die CIA vor den sozialen Medien überall verstecken müssen, um nicht aufzufliegen... Man behalte diesen Kommentar im Hinterkopf... :p

Natürlich muss eine Serie mit 22 Folgen mehr Stoff bieten als ein 1,5 stündiger Film. Wenn man kurz darüber nachdenkt, wird an den logischen Stellen erweitert: Was ist mit den anderen Kindern aus dem Programm passiert? Was war das Ziel das Programms? Wie sind die Hintergrundgeschichten von Erik und Marissa (die deswegen natürlich nicht so schnell sterben dürfen, wie im Film)? Wenn man das im Kopf behält, wundert es nicht, dass die Geschichte starke Parallelen zu Dark Angel entwickelt, vor allem in der zweiten Staffel, die hauptsächlich im "Ausbildungsheim" der anderen Superassassinen spielt.

Allgemein ist die Serie bodenständiger als der Film, mit weit weniger Märchenanleihen, was aber nichts daran ändert, dass es eigentlich durchgehend eine finstere und bedrückende Stimmung herrscht. Auch in der Serie spielt die Musik eine entscheidende Rolle, auch wenn es nicht unbedingt mein Musikstil ist. Ich finde, Esme Miles-Creed als Hanna und Mireille Enos als Marissa spielen ihre Rollen sehr gut (und gerade bei Esme merkt man, wie sie im Laufe der Serie an der Rolle wächst). Den Darsteller von Erik fand ich nicht so gut.

Mein Hauptkritikpunkt ist die Handlung und deren Glaubwürdigkeit. Die CIA setzt ein Programm auf um junge Mädchen/Frauen als Assassinen einzusetzen, um nicht aufzufallen. Dann setzten sie aber zunehmend mehrmals pro Folge Dutzende schwer bewaffnete, maskierte Männer in fremden Ländern ein um auf öffentlicher Straße Leute zu ermorden und es entstehen KEINE Konsequenzen daraus. Wenn sie das also können, warum dann überhaupt der ganze Aufwand mit den Assassinen?


Was haltet ihr von der Serie?
 
  • Like
Reaktionen: Licht
Ich fand die Serie am besten, wenn man bedenkt, dass es nur einen Film als Vorlage gab, war das schon großartig, leider war das Ende etwas enttäuschend am Ende blieb sie doch allein, die kleine Romanze war jedoch unnötig und leider erfährt man nichts, was mit den anderen passiert ist, trotzdem großartig.
 
Ich hatte auch vorher gehört, dass es ein finsteres Ende geben würde. Aber tatsächlich fand ich das Ende so "hoffungsvoll", wie man noch "realistisch" verkaufen konnte.