Lore Ungereimtheiten in der 2.Ära

Akatosh1999

Fremdländer
Guten Abend,

ich habe mich heute ein wenig mit der Lore von TES beschäftigt da ich die Vorgeschichte zu The Elder Scrolls Online wissen wollte. Ich selbst spiele schon seit Jahren The elder scrolls. Mir sind aber ein paar sachen in der Vorgeschichte,spezifisch in der 2.Ära, aufgefallen die bei mir Fragen aufwerfen. Dass wäre, zum Ende der 1.Ära wird ja Kaiser Reman III. ermordet und sein Potentat übernimmt die Regierung, sprich wird Kaiser, unterzieht sich aber wie ich es gelesen hab nicht der krönungszeremonie und ist auch kein Drachenblut soweit ich weiß. Jetzt die Frage wieso bricht nicht die Hölle sofort über die welt herein also wieso betreten die wesen von Oblivion nicht die Welt ? Denn nach dem Tod des Kaisers brennen ja die Drachenfeuer nicht mehr und es ist ja auch kein Drachenblut auf dem Thron, also ist doch die Barriere zu Oblivion weg bzw. geschwächt. Und laut der Geschichte kommen ja die Wesen von oblivion erst rund 500 Jahre Später in die Welt unter Molag Bal durch den seelenbruch. Wieso dass hätte doch schon nach dem tod des Kaisers passieren müssen?

Es würde mich sehr freuen wenn mir jemand eine Antwort auf diese Fragen geben könnte:) Steige da nicht mehr so durch :) wäre nett wenn mir jmd. etwas Klarheit verschaffen könnte:)
 
Hallo Akatosh,

ich kann dir leider keine komplette Antwort geben, sondern nur einige grobe Hinweise.
So ist es zum Beispiel keine kleine Sache, aus dem Reich des Vergessens nach Tamriel zu kommen. "Normale" Beschwörungen, um beispielsweise einen Atronach für dem Kampf zu rufen, sind von sehr kurzer Zeit und benötigen zudem ein gewisses Können über Beschwörung. Dauerhafte Beschwörungen sind hingegen wesentlich seltener.
Die aus Oblivion bekannten Siegelsteine sind ein essentielles Artefakt, um stabile Korridore zwischen dem Reich des Vergessens und Tamriel herzustellen. Ihre Herstellung ist sehr kompliziert, wie man hier nachlesen kann.
Darüber hinaus muss man auch mal gucken, was es für daedrische Fürsten so gibt, und wer überhaupt ein Interesse an einer Invasion Tamriels haben könnte. Wir haben Molag Bal, den Versklaver - der in TESO angreift. Dann haben wir Mehrunes Dagon, der mit Revolution zusammenhängt - und schon vor seiner Invasion in TES Oblivion das Kaiserreich angegriffen hat. Ich würde dazu neigen, dass Dagon eher ein Interesse an dem Sturz des Kaiserreichs hatte als an der Herrschaft über Tamriel, aber das ist nur Spekulation.
Viele der Fürsten haben zudem am Ende der 1. Ära einem Pakt mit Sotha Sil zugestimmt, nur mit besonders mächtigen Hexenmeistern (wahrscheinlich neben ihren eigenen Priestern/Jüngern) in Kontakt zu treten. Das grenzt die Daedra-Fürsten und die normale Bevölkerung weiter voneinander ab.

Um es kurz zu fassen: Die Tore ins Reich des Vergessens sind nicht so offen, wie man denkt. Es gibt nur wenige Daedra-Fürsten, für die eine Invasion überhaupt als anstrebsames Ziel gilt. Und so eine Invasion will sicher gut vorbereitet sein ;)
 
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Shaie wird, um genau zu sein, Kaiser-Potentat, nicht Kaiser. Kaiser de facto, aber nicht dem Namen nach. Er ist Statthalter anstelle des Imperators, womit er vielleicht geschickter vorgeht als viele Usurpatoren der Interregna, die keine solchen Bedenken kannten. Der historische Roman 2920 stellt das auch so dar: "I want to make it clear that I am not taking the title Emperor," he continued. "I have been and will continue to be Potentate Versidue-Shaie, an alien welcomed kindly to your shores ..."

Es gibt übrigens auch noch den Titel von Kaiser-Regenten. Clivia Tharn (ESO) oder Katariah in der Dritten Ära werden so genannt. Gerade zu Katariah werden oft ähnliche Fragen gestellt. Und auch dazu, wie das Amulett um Mankar Camorans Hals hängen konnte. Es gibt viele interessante und überzeugende Erklärungen für beides, aber grundsätzlich würde ich die ganze verworrene Drachenblut-Lore nicht allzu wörtlich und absolut nehmen. Diese Doktrinen sind auch nur Produkte ihrer Zeit und Umstände.

Die Krönungszeremonie mit dem Drachenblut ist z.B. ein Ritual, das erst unter Reman Cyrodiil eingeführt wurde, vielleicht auch als Bekräftigung von Alessias erstem Bund (siehe z.B. Remanada für sein Interesse an dieser Verbindung), aber kein neues Gesetz für Menschen und Götter und Daedra. Was du in TES IV Oblivion dramatisches über Konsequenzen aus dem Erlöschen der Drachenfeuer lesen kann, sind spätere Theologie und Legitimationsbemühen kaiserlicher Herrschaften. Der Anspruch, dass das "Drachenblut" (je weniger über Semantik & Übersetzung von "Dragonblood" und "Dragonborn" in IV & V gesagt wird, desto besser...) eines unersetzlichen Kaisers und dazu eine symbolische Flamme im Tempel des Einen ganz universell daedrische Invasionen fernhalten können ist jedenfalls nicht haltbar.

Sotha Sil hat im selben Jahr 2920 einen eigenen Frieden mit den Fürsten abgeschlossen (siehe Coldharbour Compact oder den 2920-Roman), der im selben Jahr noch von Dagon gebrochen wurde, als er Gramfeste persönlich in Schutt und Asche legte. Die Daedra mischen sich immer ein, wenn sie können und wollen - nicht jeder sinnt stets auf Invasion, wie Emi schon sagte - und kein Kaiser von Cyrod hätte sie je davon abhalten können. Bei Alessias Bund geht es um eine kosmologische Trennung - eine Hochzeit von Himmel und Erde und Abgrenzung zu den diversen Höllen der Daedra; alles im Echo der ersten Zusammenkunft aka Adamantia (siehe Song of Pelinal VIII) und dazu eben die Legitimation der Kaiser - Alessia war zugleich auch Akatoshs Hohepriesterin - durch Protektion, gesegnetes Blut und andere Aspekte des Drachengottes.

So setze ich es mir zusammen. Aber Drachenblut-Lore ist wirklich ein Flickenteppich und zwischen TES IV und V nicht gerade kohärent, weil TES V diese Begriffe vor allem als Vorlage nutzt, um einen Helden der Prophezeiung irgendwie im Zusammenhang mit Drachen zu bringen, während es sich in TES IV sowohl auf das Resultat aus einem (quasi alttestamentarischen) Bund zwischen einem Gott und den Menschen als auch eine universelle Legitimationsquelle der Kaiser bezieht. Mein Ansatz wäre, diesen widersprüchlichen Komplex einfach durch verschiedene In-Universe-Ansätze zu erklären:

Drachenblut (engl. Dragonborn) = vom Drachen gesegnet, ein uraltes kaiserliches Konzept, das zuerst Alessia (siehe ihren Bund ("Covenant")) und 2500 Jahre später Reman (siehe das Akaviri-Drachensymbol, siehe Shonni-etta-Mythologie) für ihre Zwecke genutzt haben. Weil der Drache Legitimität verkörpert (siehe Varieties of Faith, siehe Shezarr and the Divines) wurde häufig versucht, dieses Konzept mit Blutlinien verknüpft (sogar rituell: siehe Remans Blutsiegel im Tempel der Himmelszuflucht, siehe die unter Reman eingeführte Drachenfeuer-Zeremonie), ist aber eigentlich nur eine religiöse, mythische Verbindung; der Segen des Drachen (besser nichts pseudo-genetisches, das wird in TES und über die Jahrtausende hinweg schnell krude). Manche Figuren erscheinen vom Drachen gesegnet (unsere Skyrim-LDBs vielleicht, sicher viele Kaiser), andere seltsamerweise aus seiner Gunst gefallen (Varen Aquilarios, was ein Teil der ESO-Story ist).
/ Dovahkiin = ein ursprünglich völlig anderes, ebenfalls sehr altes nordisches Heldenkonzept mit Wurzeln im Drachen-Totemkult (siehe Five Hundred Companions, siehe Ysmir als Drache des Nordens), das unter den Remanen (Alduins Mauer verbindet reman-akavirische und nordische Drachenkunde) und dann endgültig unter Tiber Septim (der sich selbst, "Talos of Atmora" so gerne als Sohn des Nordens propagiert) völlig in der kaiserlichen Idee aufgegangen ist und bis zur Ununterscheidbarkeit damit verschmolzen wurde. / Was 4Ä 200 als Drachenblut verstanden wird = das unheimlich vage Ergebnis einer Verschmelzung uralter mythologischer Vorstellungen unter Reman und Tiber Septim zu ihrem jeweiligen Nutzen.

Natürlich ist ESO mehr schlecht als recht dazwischengeschrieben. Aber die warnenden Texte aus TES IV Oblivion bieten auch nur eine eingeschränkte Perspektive.
 
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Vielen Dank Emilia und Numenorean dass hat mir wirklich sehr weiter geholfen:):D Jetzt steig ich endlich da durch :D also ist manches nur Theorie mit dem die Drachenblut Kaiser ihren Herrschaftsanspruch gerechtfertigt haben laut numenorean oder? wenn ich dass so richtig verstanden hab :D aber generell sind auch ohne kaiserdie grenzen zum reich des vergessens nicht so offen dass wusste ich vorher nicht :D wieder was gelernt:D
 
Zu den Drachenblut-Kaisern - lies am Besten direkt die Quellen und mach dir dein Bild. Finde heraus, woraus sich deine, unsere Vorstellung von Drachenblut-Kaisern zusammensetzt. Lies die Texte kritisch, in Hinblick darauf, wer sie wann wo wie aus welcher Perspektive geschrieben hat (diese Einführung zum Thema hat z.B. ein kaisertreuer, talosischer Ordensmann in den Untiefen der Dritten Ära verfasst), was sie erklären und was nicht, und wo es Widersprüche geben könnte. Und meide die absoluten & universellen Antworten, besonders, wenn sich ein einziger Begriff über Jahrtausende erstrecken soll. Für mich geht es bei der Frage nach Drachenblut-Kaisern, Alessias Bund, den Drachenfeuern und dem Amulett eher um Mythen und ihrer Nutzbarmachung, nicht so sehr um unverrückbare Spielregeln für Tamriels Götter und Dämonen.

also ist manches nur Theorie mit dem die Drachenblut Kaiser ihren Herrschaftsanspruch gerechtfertigt haben laut numenorean oder? wenn ich dass so richtig verstanden hab
Ich möchte wirklich nicht sagen, dass ein Segen des Drachengottes ("Drachenblut-Kaiser" z.B.) ein reines Konstrukt ist. Das ist eine wirkliche, wirksame Macht - in diesem Universum sind die Götter real und Mythen formen die Wirklichkeit nicht nur metaphorisch. Trotzdem sind diese sehr wirklichen, mythischen Mächte eben auch anwendbar. Über den Drachengott der Zeit lesen wir in Varieties of Faith (einer verschiedene Pantheons vergleichenden, religionswissenschaftlichen Untersuchung), dass er im Kaiserreich "the qualities of endurance, invincibility, and everlasting legitimacy" verkörpert. Es schadet den Kaisern also sicher nicht, vom Drachenblut zu sein ... was nicht bedeutet, dass sie es nicht sind. ;)
 
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