[Kolumne] Rabensenf: Creation Club - oder: wie toxisch die Gamer-Community mittlerweile wirklich ist

Die Entwicklung der Gamer-Community in Bezug auf Devs/Publisher emfinde ich in den letzten Monaten

  • als angemessen. Auge um Auge - Zahn um Zahn.

    Stimmen: 1 9,1%
  • als angemessen, aber ein wenig konstruktiver könnte das alles schon sein.

    Stimmen: 6 54,5%
  • als unangemessen. Die Welt wird langsam wahnsinnig.

    Stimmen: 1 9,1%
  • als unangemessen, weil der Zweck nicht unbedingt die Mittel heiligt.

    Stimmen: 2 18,2%
  • als genauso wie immer. Hat sich da wirklich was geändert?

    Stimmen: 1 9,1%

  • Umfrageteilnehmer
    11

NewRaven

Ehrbarer Bürger
Hallo, ich bin Micha, mittlerweile 37 Jahre alt und durchaus vermutlich eine gewisse Konstante in der deutschsprachigen TES-Community. Ich habe im Jahr 1996 mit Daggerfall in dieser Serie angefangen - bin zu diesem Zeitpunkt aber schon Gamer seit mindestens 7 Jahren gewesen. Ich zocke also offensichtlich recht gern und schon recht lang. Und mit Morrowind ergab sich auch die Situation, dass ich das ein oder andere Mod-Projekt - insbesondere für die deutschsprachigen Versionen der Spiele - in Angriff nahm. Der ein oder andere hier kennt mich also und vermutlich fast jeder Fan der Serie, der die deutschsprachige Versionen spielt und Mods nutzt bzw. nutzen kann, kam entweder schon mit meinen Mods oder zumindest mit Mods, an denen ich in irgendeiner Form mitgewirkt habe, in Kontakt. Das nur als kleine Hintergrund-Info, um aufzuzeigen, dass ich durchaus mit The Elder Scrolls verwurzelt bin und somit meinen Position, von der ich meine Kolumnen schreiben werde, etwas besser einschätzen zu können.

Wie es sich für eine Kolumne gehört, erhebt ihr Inhalt keinen Anspruch auf Objektivität - es ist quasi nichts anderes als "mein Senf dazu" (daher der Name), allerdings neige ich als Person dazu, Dinge im Normalfall immer aus mehreren Perspektiven zu sehen und ich werde mir Mühe geben, dass auch hier beizubehalten. Trotzdem wird es immer eine Meinung sein - eine Meinung, die ich stets versuchen werde, mit Argumenten oder logischen Rückschlüssen zu untermauern - aber dennoch eben letztlich nicht mehr als eine Meinung - meine Meinung. Ich plane, diese Kolumnen bei gegebenen Anlässen, aber total unregelmäßig hier zu veröffentlichen. Es wird natürlich um die Spiele gehen, es wird aber auch mal um Modding thematisiert und vermutlich wird auch die ein oder andere Ausgabe das "große Ganze" der Gamingwelt inhaltlich zumindest streifen. Wie es auch jetzt, bei Ausgabe 1, der Fall sein wird. Bringt etwas Zeit mit - die Dinger werden lang - macht es euch bequem und: viel Spaß. Am Ende folgt eine kleine Umfrage, aber auch abseits davon würde mich natürlich eure Meinung zum Thema in mehr oder weniger vielen Worten interessieren.


Wir leben in einer Zeit des Umbruchs... in einer Zeit, wo Menschen für mehr Offenheit, "political correctness", neue Wege miteinander und ähnliche Veränderungen kämpfen, wo sie durch ihren Kampf allerdings auch die Gegenseite geweckt haben, welche genau dieser Entwicklung mit konservativen Denkweisen lautstark entgegen wirken will. Und nicht nur im politischen Spektrum dieses Landes und dieser Welt spielt sich diese versuchte Revolution - oder auch Kontra-Revolution - ab, sondern auch bei unserem Hobby. Da sogar fast noch lauter und deutlicher als in der Politik.

Wie schon auf Fallout 4 zuvor, prasseln im Moment unzählige negative Reviews auf die Special Edition von Skyrim im Steam-Store ein. Der Grund: natürlich der neu eingeführte Creation Club von Bethesda. Eine ähnliche "Stimmung" wie in diesen "Reviews" findet man übrigens auch in den Foren vom Nexus - entweder in den Diskussionen zu diversen "Anti-CC"-Mods, die wie Pilze aus der Erde schießen oder aber (leider) auch bei Mods, die CC-Inhalte verändern oder verbessern und so folglich diese Inhalte voraussetzen. Und natürlich auch auf Reddit - aber das wundert vermutlich niemanden.

Der Vorwurf? Geldmacherei. Beobachtet man aber mal die Gamingszene von ein "bisschen weiter oben" und bezieht andere aktuelle Reizthemen der Gamer-Community, wie beispielsweise Denuvo, Ultra-Widescreen-Support, einen Transgender-Charakter in einem Rollenspiel oder auch nur gewechselte Synchronsprecher aufgrund eines Streiks - und eben auch die Art der Argumenation in Bezug auf diese Dinge mit ein, wird schnell ziemlich klar, dass dieser Vorwurf bestenfalls die halbe Wahrheit ist. In Wirklichkeit geht es nämlich darum, den "bösen Firmen" eins auszuwischen und bei egal welcher Änderung zu zeigen "wir lassen uns das nicht gefallen, ihr habt auf uns zu hören, wir sind die Kunden, wir bestimmen". Das es naheliegende Optionen, wie beispielsweise den Verzicht gibt, sehen diese Leute nicht - sie sind so darin gefangen, sich in ihrer "David gegen Goliath"-Rolle als unterdrückter, misshandelter David zu sehen, dass sie im Zuge ihrer "Revolution" blind dafür geworden sind, was wirklich wichtig ist, welche Gründe und Folgen Änderungen für sie konkret haben und auch, welche Folgen ihr Verhalten langfristig gesehen haben könnte.

Etwas objektiver betrachtet ist nämlich nicht jede "Pro-Firma"-Entscheidung auch gleichzeitig eine "Anti-Kunden"-Entscheidung. Bethesda hat sich jetzt 15 Jahre mit angesehen, wie Mods ihre Spiele zu Produkten machen, die sich nicht nur besser verkaufen, sondern ihnen auch die Langlebigkeit verleihen, den recht langen Entwicklungszyklus bis zur Fortsetzung (und manchmal darüber hinaus) problemlos zu überbrücken. Sie haben die Tools für diese Infrastruktur geschaffen und uns zur Verfügung gestellt. Nicht immer in einem perfekten Zustand, oft sogar mit deutlichen Macken - aber ohne diese Tools gäbe es schlicht keine derartig umfangreiche Modlandschaft. Sie haben diese Tools nicht zeitlich zurück gehalten, um ihre eigenen DLCs besser verkaufen zu können, sie haben nicht den Moddern, deren Produkte sie jetzt im Creation Club anbieten, mehr oder andere Möglichkeiten zur Verfügung gestellt als jeder andere Modder sie hat, sie haben keine freien Mods offline nehmen lassen, weil sie dazu ein DLC- oder CC-Gegenstück im Angebot haben und so weiter... das sind alles Dinge, die Bethesda problemlos hätte tun können und wohl auch getan hätten, wenn ihnen einzig ihr direkter Profit wichtig gewesen wäre. Wenn sie es gewollt hätten, hätten sie dem riesigem Ökosystem des freien Modding, wie es derzeit existiert, einen richtigen permanenten Schaden zufügen können. Den folgenden Shitstorm hätten sie wohl problemlos aussitzen können, denn sowohl Fallout 4 als auch Skyrim haben sich blendend verkauft und bis Fallout 5 oder TES VI wäre dieser längst verpufft und die Spiele wären - zumindest zum Release-Zeitpunkt - trotzdem weggegangen wie warme Semmeln.

Kommen wir also zum anderen Teil, der Geldmacherei... Nun, wie fast jede Firma, muss selbstverständlich auch Bethesda Softworks bzw. Zenimax profitorientiert denken. Und nachdem sie nun 15 Jahre lang zugesehen haben, wie sich um ihre Produkte ein externes Ökosystem aufbaut, ist es naheliegend und aus wirtschaftlicher Sicht völlig verständlich, nun auch ein Stück vom Kuchen abhaben zu wollen. Aber sie haben aus ihrem ersten Versuch ("paid mods" auf Steam) gelernt und tun das jetzt eben nicht mehr auf Kosten der freien Mods. Sie bieten nun ausschließlich neuen Content, den sie teilweise sogar selbst intern erarbeiten, statt auch "neue Versionen vorhandener Mods" zu monetisieren. Es gibt für die Ersteller keine (unfair geringe) Gewinnbeteiligung an jedem einzelnen Verkauf mehr, sondern sie wissen jetzt genau vorher, was sie für ihre (Auftrags-)Arbeit verdienen und können sich dafür oder dagegen entscheiden, diesen Vertrag zu unterschreiben. Bethesda übernimmt alle Rechte und Pflichten an dieser Auftragsarbeit (Support, Lokalisierung, QA, Vertrieb...) - wie überall in der freien Welt, wo Subunternehmer solche Arbeiten für eine andere Firma ausführen. Im Prinzip kauft man mit Creation Club Content offizielle DLCs, nicht mehr, nicht weniger. DLCs die teilweise deshalb von Third-Party-Entwicklern erstellt werden, weil es sich eine auf große Singleplayer-Games spezialisierte Firma wie Bethesda nicht wirklich erlauben kann, knapp 6 Jahre nach Release noch wirkliche Entwicklungszeit in solchen Content für ein altes Spiel zu stecken.

Bleibt nun also die Frage, wo das Problem eigentlich ist... niemand zwingt einen Spieler, diese Creations zu kaufen (und ich glaube, auf PS4 sind sie, trotz ihrer nicht unbedingt herausragenden Qualität aufgrund der Einschränkungen der Plattform dennoch eine gern gesehene Sache) und ihre Existenz beschneidet auch das freie Modding in keiner Weise - und wird es auch zukünftig nicht, denn Bethesda weiß sehr wohl, dass sie die Langzeiteinnahmen beider Serien vorwiegend der Modding-Community zu verdanken haben. Die Spiele wären andernfalls nach einem Jahr fast und nach spätestens zwei Jahren, wenn die offiziellen DLCs alle veröffentlicht und das Spiel bereits einige Male im Sale gewesen ist, sogar völlig tot. Und bei einem toten Spiel wirft auch ein Creation Club keine relevanten Beträge mehr ab. Abgesehen davon ist es für die Absatzzahlen natürlich förderlich, wenn man bis zum Release des Nachfolgetitels der Vorgänger weiter in aller Munde ist. Und das nicht durch PR-Aktionen, sondern einfach durch die Community und ihre Mods.

Der Creation Club ist aus meiner Sicht also wirklich der beste Mittelweg, den Bethesda finden konnte, um sowohl eigene Interessen als auch die Interessen der Spieler zu wahren. Man kann natürlich über die Qualität und die Preise der bisher angebotenen Creations diskutieren und beides auch meiner Meinung nach völlig zurecht kritisieren, aber das Konzept dahinter verdient keineswegs den Hass, den es im Moment abbekommt. Der Aufschrei erfolgt nun also nicht, weil dieses Konzept in irgendeiner Form unfair oder zum Schaden der Spieler wäre, dieser "Shitstorm" liegt einfach der oben genannte "wir rebellieren gegen alles, einfach weil wir es können und es zum aktuellen Zeitgeist passt"-Gedanke zugrunde. Und das kann zweifelsohne gefährlich enden.

Natürlich gibt es auch positive, weil angemessene Beispiele dieser Art von Protest, etwa, als Rockstar/Take Two versucht hat, dass Modding von GTA 5 durch Verbot des Modding-Tools OpenIV mit erfundenen Begründungen nachträglich zu unterbinden und erst die energische Reaktion der Fans und auch der Medien diesem Unsinn ein Ende bereitete oder auch Bethesdas erster Versuch in Kooperation mit Valve aus TES-Mods Gewinn zu machen, der zurecht von der Community innerhalb eines Wochenendes nieder geschrien wurde, weil er in seiner Ausführung eben wirklich "gegen die Spieler" war und einen negativen Einfluss auf die freie Moddingszene hatte. Jetzt aber spielt man mit dem Feuer, nicht nur, weil man keine wirklich sachlichen Argumente hat, sondern auch, weil dieses "Druck aufbauen" mittlerweile viel zu häufig, fast schon inflationär bei den teilweise skurillsten Belanglosigkeiten versucht wird, als Waffe zu nutzen.

In den letzten Wochen und Monaten haben sich diverse Entwickler (große wie kleine) zu Wort gemeldet, erklärt, warum sie auf Feedback gar nicht mehr öffentlich eingehen, Spieler nicht mehr in den Entwicklungsprozess einbeziehen, bestimmte Themengebiete gar nicht mehr anrühren und oft Dinge einfach nur aussitzen. Und immer wurde die giftige/toxische Community besonders auf der PC-Plattform als Grund aufgeführt. Und wer kann es diesen Entwicklern ernsthaft noch verübeln? Die kleinste Kleinigkeit, die irgendwem nicht passt, wird nicht nur kritisiert, nein, es wird auf diversen Plattformen nach Verstärkung gesucht und das vermeintliche Problem wird zu einem etwas Existenziellem hochskandaliert und der Mob prügelt "im Namen der Gerechtigkeit" auf den für ihn Schuldigen ein. Da passiert es auch mal schnell, dass eine externe Grafikerin, die letztlich gar nicht am Endprodukt beteiligt war, für schlechte Gesichtsanimationen durchs Gamer-Dorf getrieben wird, ihr berufliches Leben dem Bach runter geht und der Hersteller sie am Ende sogar in Schutz nehmen muss. Dem Mob ist das egal, ein Kollateralschaden. Nur leider sieht der Mob längst nicht mehr, dass er nicht mehr der weiße Ritter in strahlender Rüstung ist, der sein Hobby vor dem Untergang bewahren will, als der er begonnen hatte. Mittlerweile ist dieser Ritter zum fanatischem, wahnhaften Tyrann im Kampfrausch geworden, dem es nur noch um den Kampf an sich geht, nicht mehr um die Sache selbst und der auf alles und jeden blind einprügelt, von dem er glaubt, er hätte es verdient. Es geht nicht mehr um Games, um Spaß daran, um das Hobby, um Produkte, um Freiheiten, um (Kunden-)Rechte, um Modding, um Geld - es geht darum, es "denen da oben" mal so richtig zu zeigen. Und gleichzeitig wundert sich die "Masterrace", dass Spiele immer mehr auf den Mainstream, auf "Casuals" zugeschnitten werden und sie aus dem Sichtfeld gedrückt werden.

Aber sind wir doch mal etwas rational und versuchen, dass alles aus Firmensicht zu sehen: ihr investiert Millionen in ein Produkt. Wem würdet ihr eure Aufmerksamkeit schenken: den 20%, die eh über absolut alles meckern, was ihr tut, euch einen Shitstorm nach dem anderen bescheren, denen ihr es nie Recht machen könnt, weil sie euch oft einfach des Kritisieren wegens kritisieren, die schlicht falsche Behauptungen aufstellen und sie massenwirksam verbreiten und die absolut den Willen besitzen, euch bestrafen zu wollen, wenn ihr nicht nach ihrer Pfeife tanzt? Oder den 80% potenziellen Kunden, die ihr zwar nicht sicher habt, weil es eigentlich keine Gamer sind, aber von denen genug Leute an eurem Produkt hängen bleiben, um euer Spiel letztlich zu einem finanziellem Erfolg zu machen, die anstatt über alles zu meckern einfach Spaß haben oder das Produkt schlicht ignorieren, wenn sie nichts damit anfangen können oder es ihnen nicht gefällt?

Wie bei vielen normalen Games so bietet auch der Creation Club genug argumentative Fläche für Kritik. Die Auswahl ist mäßig, die Qualität wird von kostenfreien Mods locker übertroffen und die Preise sind für das Gebotene meiner Meinung nach sehr hoch. Man muss keine Gründe erfinden, sei es die "absichtliche Sabotage von Script Extendern" (als ob das bei vorherigen Patches je anders gewesen wäre) oder das "Zumüllen der Festplatte durch nicht gekauften Content in Form von Patches" (war initial bei Fallout 4 so, wurde aber noch bevor der CC bei Skyrim landete, dort gepatcht). Man muss auch keine völlig unlogischen Horrorszenarien skizzieren, die das Ende freier Mods beschreien, für die es aber nicht die kleinsten wirklichen Indikatoren gibt und man muss nicht nach Strohhalmen greifen, die keiner Prüfung wirklich stand halten können ("User spenden lieber für Mods") oder gar den CC-Moddern sämtlichen Verstand absprechen ("die werden so schlecht bezahlt"... diese Leute wissen vorher was sie für ihre Auftragsarbeit bezahlt bekommen und sie finden die Summe offenbar angemessen, sonst würden sie den verdammten Vertrag nicht unterschreiben!). Und wenn man die - in diesem Kontext eh schon völlig unsinnige - antikapitalistische Einstellung vertritt, dass eine Firma generell unabhängig des indivduellen Preises, schlicht nach dem Kauf des Spiels nichts an dir verdienen soll - dann kauft man halt schlicht nichts weiter.

Feedback ist gut, Kritik ist wichtig. Absolut. Und wenn man wirklich unfair behandelt wird, sollte man den Mund aufmachen und Konsequenzen aus der Sache ziehen. Aktionen, die sich klar gegen die Kunden richten, gehören verurteilt - wenn es sein muss auch mit Review-Bombing, Shitstorms und allem, was euch sonst noch einfällt. Niemand sagt, ihr sollt zusehen, wie ihr verarscht werdet. Was die globale Gamer-Community aber mittlerweile tut, ist einfach nur ohne wirklichen Anlass Gift sprühen und dann darüber heulen, dass es in den Augen brennt. Mit diesem Verhalten seid ihr nicht die "Retter" unseres Hobbies, sondern letztlich sein Untergang. Euer rücksichtsloses, unbedachtes, unangemessenes und oft auch einfach nur dummes Verhalten führt letztlich dazu, dass ich mich schäme, auf den ersten Blick ebenfalls als "einer von euch" zu gelten. Und das 15 Jahre nachdem wir es geschafft haben, den meisten Menschen außerhalb unserer Filterblase endlich klarzumachen, dass Gamer keine pickeligen, blassen, männlichen Teenager aus Muttis Keller sein müssen. Das die eigentlich besonnene, intelligente, erwachsene, wenn auch immer etwas skeptische Bethesda-Modding-Community jetzt quasi eine Paraderolle in diesem idiotischem Feldzug einnimmt, ist an Traurigkeit kaum zu überbieten. Nicht "geldgeile" Großkonzerne vermiesen mir mein Hobby, ihr tut es. Danke.

(Hinweis: mit "ihr" oder "du" ist natürlich in diesem Kontext kein spezieller einzelner User hier angesprochen, sondern schlicht diese Gruppe von Menschen, um die es hier in der Kolumne ging)
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Mühe, die du dir mit dem Schreiben des Beitrags für uns gemacht hast. Ich werde das zwar nicht im gleichen Umfang erwidern (Edit: Oder vielleicht doch? *hust*), aber immerhin auf manche Punkte eingehen. Daher gibt es auch unvollständige Zitate deines Beitrags. Das ist bitte nicht als Quote-War zu sehen, sondern als Kenntlichmachung des thematischen Fadens.

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs... in einer Zeit, wo Menschen für mehr Offenheit, "political correctness", neue Wege miteinander und ähnliche Veränderungen kämpfen, wo sie durch ihren Kampf allerdings auch die Gegenseite geweckt haben, welche genau dieser Entwicklung mit konservativen Denkweisen lautstark entgegen wirken will. Und nicht nur im politischen Spektrum dieses Landes und dieser Welt spielt sich diese versuchte Revolution - oder auch Kontra-Revolution - ab, sondern auch bei unserem Hobby. Da sogar fast noch lauter und deutlicher als in der Politik.
Political Correctness ist eine gefährliche Sache – und ich halte sie für falsch. Probleme kann sie nicht lösen, viel eher kaschieren oder im schlimmsten Fall mit einer Scheinlösung überdecken, unter der die Probleme unangesprochen weitergären. Für viel gesünder halte ich es, streitige Themen inhaltsorientiert zu diskutieren, auch wenn sie unangenehm sind und gerade, wenn sie nach eigener Anschauung unter ein Tabu fallen. Denn ansonsten läuft man Gefahr, dass sich unversöhnliche, einander immer weiter entfremdende Lager bilden. Damit ist niemandem geholfen. Was jemand als Unding empfindet, soll er mit Argumenten entgegentreten, denn die Gegenseite hat für ihre andere Ansicht ihrerseits Argumente – und häufig liegt ein guter Weg in der Mitte. Ich spreche mich aber nicht für die unbedingte Redefreiheit aus, auf die sich gerne berufen wird; nicht aber, um zu reden, sondern inhaltsarm bis -leer auszuteilen. Und vielleicht ist hier beim Thema Videospiel das Risiko größer, in einen solchen unheilvollen Modus zu verfallen, in dem beispielsweise gefühlt 80% der Youtube-Kommentare verfasst sind... ;) ist doch das Thema eines, bei dem es sehr viel um Gefühl geht und wenig um Sachverhalte, auf die man sich mit empirischen Untersuchungen beziehen kann. Verbale Entgleisung schadet dem Diskurs und seinen Teilnehmern, ein gesunder Diskurs aber eröffnet die Möglichkeit, Verbesserungen für beide Seiten zu erwirken. Ebenso schadet das Verlassen der Diskussion eines Sachverhalts auf dem Weg des persönlichen Angriffs. Allerdings scheint mir Political Correctness eben kein erfolgreiches Konzept gegen niveaulose Grabenkämpfe (und sei es vorm Bildschirm) zu sein, sondern konstruktiver und anständiger Umgang der Diskussionspartner miteinander. In diesem Sinne beäuge ich auch die in die Mode gekommenen Shitstorms argwöhnisch, denn gerechtfertigter Protest und Druck lassen sich auf konstruktivem Wege vortragen, ohne, dass eine (hoffentlich!) Minderheit einer sehr durchwachsenen Gruppe, in diesem Fall die Spielerschaft, mit niveaulosem, unangenehmen Trotz ein (hoffentlich!) unverdient schlechtes Ansehen verschafft. Ich habe die Hoffnung, dass es eine ansehnliche Minderheit an Spielern gibt, die sich auf konstruktive Weise mit Streitthemen auseinandersetzen kann. Und in dieser Hoffnung sehe ich mich im Übrigen durch Beiträge wie deinen bestärkt.

In Wirklichkeit geht es nämlich darum, den "bösen Firmen" eins auszuwischen und bei egal welcher Änderung zu zeigen "wir lassen uns das nicht gefallen, ihr habt auf uns zu hören, wir sind die Kunden, wir bestimmen". Das es naheliegende Optionen, wie beispielsweise den Verzicht gibt, sehen diese Leute nicht - sie sind so darin gefangen, sich in ihrer "David gegen Goliath"-Rolle als unterdrückter, misshandelter David zu sehen, dass sie im Zuge ihrer "Revolution" blind dafür geworden sind, was wirklich wichtig ist, welche Gründe und Folgen Änderungen für sie konkret haben und auch, welche Folgen ihr Verhalten langfristig gesehen haben könnte.
Diese Haltung beobachte ich nicht nur gegenüber Firmen, sondern auch vehement gegenüber Mod-Autoren. Es ist eine zuweilen dreiste Erwartungshaltung, die mir unreflektiert vorkommt. Bis jetzt waren die meisten bekannten TES-Modifikationen das Werk von Hobby-Schaffenden, die in ihrer freien Zeit unentgeltlich und ohne Aussicht auf spätere Vergütung (durch kostenpflichtige Angebote oder Spenden) ihrer eingesetzten Zeit das, was sie erstellt haben, mit anderen geteilt haben. Und zwar vor allem, um andere daran teilhaben zu lassen. Mäkel und vor allem vermeintliche Mäkel können Nutzer selbverständlich ansprechen. Ich bin mir sogar sicher, dass sich viele noch aktive Mod-Autoren über so etwas freuen, schließlich möchten sie gerne die Qualität ihrer Werke verbessern. Aber Nutzer haben keinen Anspruch darauf, dass das Freizeitwerk eines Hobby-Schaffenden fehlerfrei ist oder ihnen gefällt. Leider scheinen sie aber genau das zu meinen, woraufhin sie Mod-Autoren wegen Fehlern anfeinden, anstatt sie auf sie hinzuweisen, sie wegen Gestaltungsentscheidungen beschimpfen, statt eine Diskussion über sie und Alternativen zu eröffnen. Das halte ich für unfair und vermessen gegenüber den meisten Mod-Autoren, welche die Spiele mit Leidenschaft verändern und Andere einladen, diese Veränderungen zu erkunden und vielleicht sogar als Verbesserungen in ihr Spiel aufzunehmen.

Etwas anders sehe ich das bei kostenpflichtigen Modifikationen. Wie du es selbst dargestellt hast, handelt es sich hier um offizielle Erweiterungen und damit einhergehend empfinde ich eine gewisse Erwartung und einige Ansprüche gerechtfertigt. Gerade, wenn das Feld des Preis-Leistungs-Verhältnisses aufkommt. Fehler können hier gerechtfertigt beanstandet werden. Schlechte Gestaltung (wie etwa eine Waffen-Modifikation, die viel zu starke Waffen einfügt) ebenso. Bis jetzt scheint es sich aber um völlig optionale Inhalte zu handeln, die keine grundlegenden Gameplay-Elemente hinzufügen und auch die Geschichte nicht vorantreiben. (Und ja, Spielereien wie den Überlebensmodus empfinde ich eindeutig nicht als grundlegendes Gameplay-Element.) Sollte sich diese Lage ändern, würde ich das vermutlich auch kritisieren.

Gegen dieses Modell der bezahlpflichtigen Modifikationen habe ich an sich keine Einwände, gerade jetzt nach so vielen Jahren, in denen es Skyrim bereits gibt und Modifikationen entwickelt worden sind. Das Modell hat Potential und wir werden gerade bei späteren Bethesda-Spielen sehen, ob es sich entfaltet oder die bestehende Mod-Kultur stattdessen schädigt. Aber ich neige in diesem Fall erst mal nicht zu Schwarzmalerei. Wer sich von den angebotenen Inhalten nicht angesprochen fühlt, kann sie links liegen lassen. Es gibt keinen Grund für das Gefühl, es sei einem etwas "weggenommen" worden, wie etwa in Mass-Effect-Erweiterungen, die erhebliche Auswirkungen auf das Spiel haben und zentrale Teile der Geschichte behandeln, die einem sonst fast vollständig vorenthalten werden. Ob das Preis-Leistungs-Verhältnis akzeptabel ist, muss jedoch jeder Nutzer bei jeder angebotenen Mini-Erweiterung für sich selbst entscheiden. Wer hunderte Stunden Skyrim gespielt und dafür 60€ ausgegeben hat, ist nach meinem Dafürhalten bei diesem Spiel bei einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis gelandet. Gibt es nun einen Zusatzinhalt, der grenzwertig teuer ist, aber von dem ich meine, dass er mein Spielerlebnis langfristig verbessern wird? Nun, das lokale Verhältnis mag nicht gut sein, aber vielleicht ist in diesem Fall der Blick auf das Gesamtverhältnis sinnvoller. Zumindest halte ich das für eine legitime Sicht, habe ich doch beispielsweise mehrere Tausend Stunden in Guild Wars verbracht – und mir irgendwann auch Zusatzinhalte gekauft, die ich zwar für sehr überteuert hielt, aber eben aufgrund des grandiosen Preis-Leistungs-Verhältnisses insgesamt ohne schwere Bedenken für angemessen hielt. Und tatsächlich, sie haben mein Spielerlebnis verbessert. Ich finde den Preis damit insgesamt gerecht. Und wenn ich nun für fünfzig Spielstunden im Schnitt nicht 1,-€ sondern 1,14€ gezahlt habe, ruiniert das den Schnitt in keiner Weise.
Noch besser fand ich es übrigens im Fall von The Witcher 3, dessen beiden kostenpflichtigen Erweiterungen mir sogar weit mehr wert gewesen wären als das, was ich für sie gezahlt habe. Zumal sie inhaltlich und von der Gestaltung einen ausreichenden Abstand zum Grundspiel einhalten, dass nicht das Gefühl aufkommt, man habe mir etwas aus dem Grundspiel vorenthalten, um mir mehr Geld zu entlocken. Dass kostenpflichtige Inhalte so gestaltet sind, dass man sich nicht betrogen, sondern bereichert fühlt, halte ich trotz der angesprochenen Kalkulation eines nicht nur lokalen Preis-Leistungs-Verhältnisses für ausgesprochen wichtig. Hier gewinnt meines Erachtens ganz klar ein CD Projekt gegen EA, und ich bezweifel, dass das nur an besserem Marketing liegt.


Sie haben diese Tools nicht zeitlich zurück gehalten, um ihre eigenen DLCs besser verkaufen zu können, [...] das sind alles Dinge, die Bethesda problemlos hätte tun können [...]. Den folgenden Shitstorm hätten sie wohl problemlos aussitzen können [...] und bis Fallout 5 oder TES VI wäre dieser längst verpufft und die Spiele wären - zumindest zum Release-Zeitpunkt - trotzdem weggegangen wie warme Semmeln.
Daran habe ich tatsächlich nie gedacht, aber was du sagst klingt plausibel. Vermutlich hätten sie das tun können, aber der Image-Schaden bei den eingefleischten Fans wäre vermutlich stark und nicht unbedingt bis zum nächsten Titel verheilt. Aber da die eingefleischten Fans wahrscheinlich nur einen Bruchteil des Umsatzes ausmachen...
Kommen wir also zum anderen Teil, der Geldmacherei... Nun, wie fast jede Firma, muss selbstverständlich auch Bethesda Softworks bzw. Zenimax profitorientiert denken.
Das sollte eine Selbverständlichkeit sein. Ist es leider nicht. Andererseits gibt es tatsächlich große Entwickler und Publisher, die einem über Gebühr das Gefühl vermitteln, dass zulasten der Güte ihrer Ware auf Profit gearbeitet wird. Mit anderen Worten: Erweiterungen wie in Mass Effect 3 haben sich im Gegensatz zu denen von The Witcher 3 äußerst kundenunfreundlich angefühlt, geradezu wie Beschiss. Wobei in die Kategorie Beschiss wohl auch Bethesdas Pferderüstungen gehören, wenn auch aus anderen Gründen. Ich habe nicht den Eindruck, dass The Witcher 3 durch ein für den Käufer gutes Preis-Leistungs-Verhältnis der Erweiterungen finanziell erfolglos geworden wäre. Hier kann vielleicht jemand Fachkundiges Zahlen beisteuern ...? Deshalb bleibe ich vorerst bei der Annahme, dass Profit und kaum getrübte Kundenzufriedenheit sehr gut zusammenfallen können, es aber nicht müssen und leider oft nicht tun.
Das Unternehmen besteht aber nicht nur aus Profitstreben. Viele Entwickler arbeiten gerne an den Spielen und möchten auch ein gutes Spiel fertigstellen. Und nicht nur die Programmierer, sondern Entwickler aus allen Teilbereichen der Produktion, auch außerhalb liegenden Bereichen wie in Synchronstudios. Leidenschaftliche Entwicklungsarbeit schlägt sich oft auch im Ergebnis positiv nieder – zumindest möchte ich mich dieser schönen, naiven Vorstellung nur zu gerne hingeben.


Und nachdem sie nun 15 Jahre lang zugesehen haben, wie sich um ihre Produkte ein externes Ökosystem aufbaut, ist es naheliegend und aus wirtschaftlicher Sicht völlig verständlich, nun auch ein Stück vom Kuchen abhaben zu wollen.
Ich habe den Eindruck, dass dir an dieser Stelle ein Fehler unterläuft: Es gibt keinen Kuchen. Wann hat man schon vor Bethesdas offiziellen Versuchen von Bezahl-Modifikationen gehört? Hat nicht beinahe jeder Mod-Autor durch das kostenlose Bereitstellen seines Werks auf öffentlichen Plattformen und oft auch ausdrücklichem Wunsch, dass sein Werk nicht für kostenpflichtige Inhalte verwendet werden soll, eindeutig klar gemacht, dass er keine Absicht hat, an der Modifikation zu verdienen? Welche Bedeutung haben kostenpflichtige Modifikationen bis jetzt gehabt, welcher Markt besteht dort? Von Werbeeinnahmen vermittels Verbreitung der Modifikation über die eigene Seite (was für die Verbreitung im Vergleich zur Bereitstellung auf z.B. Nexusmods eindeutig schlecht ist) wird ein Mod-Autor vermutlich nicht mal das Hosten seiner Seite refinanzieren können. Und dass die Einnahmen über Spenden auch nur annähernd einer "angemessenen" Vergütung für den Zeitaufwand zum Erstellen der Modifikation nahekommen, wage ich zu bezweifeln. Aber das sind alles nur Annahmen meinerseits, ich freue mich also über Zahlen, die hier Klarheit schaffen.

Etwas vom Kuchen abhaben wollen geht daher meines Erachtens fehl und erweckt fälschlicherweise den Eindruck, man wolle den Mod-Nutzer etwas wegnehmen, wovon derzeit zumindest im Fall Skyrim nach meinem Eindruck keineswegs die Rede sein kann. Es wird kein Stück aus einem Kuchen entfernt; ein weiterer gesellt sich zu bereits hantierenden Konditoren, der nach ihrem Vorbild arbeitet, aber mit eigenem Material. Das Angebot wird erweitert, niemandem wird etwas genommen.


Jetzt aber spielt man [d.i.: Shitstorm-Community] mit dem Feuer, nicht nur, weil man keine wirklich sachlichen Argumente hat, sondern auch, weil dieses "Druck aufbauen" mittlerweile viel zu häufig, fast schon inflationär bei den teilweise skurillsten Belanglosigkeiten versucht wird, als Waffe zu nutzen.

[...] Nur leider sieht der Mob längst nicht mehr, dass er nicht mehr der weiße Ritter in strahlender Rüstung ist, der sein Hobby vor dem Untergang bewahren will, als der er begonnen hatte. Mittlerweile ist dieser Ritter zum fanatischem, wahnhaften Tyrann im Kampfrausch geworden, dem es nur noch um den Kampf an sich geht, nicht mehr um die Sache selbst und der auf alles und jeden blind einprügelt, von dem er glaubt, er hätte es verdient. Es geht nicht mehr um Games, um Spaß daran, um das Hobby, um Produkte, um Freiheiten, um (Kunden-)Rechte, um Modding, um Geld - es geht darum, es "denen da oben" mal so richtig zu zeigen. Und gleichzeitig wundert sich die "Masterrace", dass Spiele immer mehr auf den Mainstream, auf "Casuals" zugeschnitten werden und sie aus dem Sichtfeld gedrückt werden.
[...]
Feedback ist gut, Kritik ist wichtig. Absolut. Und wenn man wirklich unfair behandelt wird, sollte man den Mund aufmachen und Konsequenzen aus der Sache ziehen. Aktionen, die sich klar gegen die Kunden richten, gehören verurteilt - wenn es sein muss auch mit Review-Bombing, Shitstorms und allem, was euch sonst noch einfällt. Niemand sagt, ihr sollt zusehen, wie ihr verarscht werdet. Was die globale Gamer-Community aber mittlerweile tut, ist einfach nur ohne wirklichen Anlass Gift sprühen und dann darüber heulen, dass es in den Augen brennt. Mit diesem Verhalten seid ihr nicht die "Retter" unseres Hobbies, sondern letztlich sein Untergang. Euer rücksichtsloses, unbedachtes, unangemessenes und oft auch einfach nur dummes Verhalten führt letztlich dazu, dass ich mich schäme, auf den ersten Blick ebenfalls als "einer von euch" zu gelten.
In Teilen möchte ich das unterschreiben, aber eben nur, solange ein konstruktiver, inhaltsorientierter Diskurs angestrebt wird. Ein Shitstorm ist Mist, egal, ob er gegen Kleinigkeiten wütet oder einen echten Skandal.
Ich denke, dass sich die inhaltlichen Entgleisungen weit mehr beschränken würden, wenn es eine gute Diskutier- und Streitkultur im Internet gäbe. Ein Traum... ^^






Abgestimmt habe ich nicht, denn ein Kreuzchen zu vorgegebenen Antwortmöglichkeiten halte ich für nicht sehr aussagekräftig. Viele Kritik ist berechtigt, manchmal auch angemessen vorgetragen. Die Konsequenz des Kaufverzichts bleibt zu oft aus, was den Einfluss der Käufer geringer hält, als gut wäre. Die Streitkultur im Internet ist ungeeignet, um einen konstruktiven Diskurs zu führen und schadet wahrscheinlich allen Nutzern.
 
Hey Raven - eine feine Idee, so eine Kolumne zu eröffnen, um mal breiter über Veränderungen in Modding- und Gamingkultur besonders auch der Elder Scrolls Reihe zu diskutieren. Du machst gute Beobachtungen, die auch schön ausgeführt und zugespitzt sind. Natürlich höre man immer auch die andere Seite und sollte skeptisch sein, vorschnell mit einem wütenden Netzmob zu brüllen, da stimme ich dir auch vollkommen zu.

Aber da du auch den großen Bogen von gesellschaftlichen Entwicklungen zu solchen Ausbrüchen im Gamingbereich spannst: Ist unser Unverständnis gegenüber diesem Verhalten nicht auch, etwas provokativ gefragt, Ausdruck einer (zerplatzten, unhaltbaren) "Filterblase", aus der heraus rationale, vernünftige, entspannte Auseinandersetzung erwartet und vorausgesetzt wird? Ich würde beispielsweise in politischer Diskussion auch immer lieber aufgeklärte, rationale, fundierte Positionen vertreten - aber ich glaube, dass dieser vernünftige Diskurs allein längst nicht mehr ausreicht. Man sollte vielleicht begreifen, dass man Wut, Hass und Gift irgendwann (persönlich) nicht mehr nachvollziehen und das Irrationale darin mit den eigenen Argumentationsmustern nicht mehr fassen kann. Das darf in der Konsequenz dann natürlich nicht dazu führen, gefährlichen Irrsinn auch noch verstehen zu wollen. Ich meine aber, dass man emotionale Verachtung, Wut und Trotz, die dann in solche Formen gegossen werden, allgemein ernstnehmen sollte, um nicht irgendwann ein böses Erwachen zu erleben. Und die größte Herausforderung ist in meinen Augen zu erkennen, dass die eigenen Waffen, angelegentlich als Gamer gesprochen, an manchem Gegner einfach nichts ausrichten. Diesen Phänomenen, auf die du in Politik/Gesellschaft wie Gaming/Internet anspielst, kann man nur noch sehr bedingt mit Fakten und Rationalität, schon gar nicht mit wohlmeinend belehrendem Gestus beikommen. Es könnte aber helfen, eine ehrliche Auseinandersetzung mit dieser Reaktion zu suchen - kein unmögliches Verstehen oder gar Einvernehmen, aber zumindest eine Sprache, vorzugsweise ehrlich und ohne Machtgefälle. Das nur, um einmal den schon gesprengten Rahmen zu skizzieren, in dem wir uns hier zwischen sachlicher Kritik und wütenden Protesten bewegen, ob in Politik, Gesellschaft oder eben diesem Hobby.

In der Sache würde ich mich hier jedenfalls eher auf die andere Seite schlagen. Monetarisierung von Mods stimmt mich nach wie vor grundsätzlich sehr skeptisch. Aber es geht bei diesem wütenden, hilflosen (ein Steam-User schreibt über seinen Downvote: "I am doing that because it's currently the only impactful way for the consumers to make their voices heard") auch gar nicht immer nur um eine differenzierte, sachliche Kritik daran, wie Paid Modding nun beim zweiten Versuch umgesetzt wurde. Natürlich ist der Creation Club in jeder Hinsicht besser als der erste Schnellschuss. Argumente, die sich jetzt noch an der Umsetzung aufhängen, fasern schnell in belanglose Kleinigkeiten aus. Es geht vielmehr um die Befürchtung, dass hier sozusagen Oblivion-Tore aufgestoßen werden, die sich nicht wieder schließen lassen und diese Maßnahme Gaming- und Moddingkultur nachhaltig zum schlechteren verändert. Und weil nur die wenigsten exakt die Zukunft lesen können, äußerst sich das dann oft generalistisch und undifferenziert.

Es gibt schon seit Jahren die allgemein unbeliebte Tendenz zu kleinteiliger Kommerzialisierung innerhalb von Videospielen. Die Debatten über die DLC-Politik der meisten großen Publisher sprechen Bände davon. Ohne diesen Missmut hätte CDPR mit Witcher 3 eben auch nicht dieses positive Gegen-Marketing (mit einer Serie kostenloser Mini-DLCs, während nur die beiden umfassenden Content-Addons Geld kosten - und Krschkr sagt es, man hätte dafür auch noch mehr nehmen können) gestartet, das in meinen Augen sehr gut angekommen ist. Oft werden diese Minitranskationen als unangebracht, unfair und aufdringlich empfunden, und nicht zuletzt Bethesda hat sich, wenn ich an diese ersten stümperhaften Versuche mit Oblivion-Bezahlplugins oder das Wochenende der Paid Mods zurückdenke, auf diesem Feld auch einen gewissen Ruf erworben. Und Pete Hines vom Marketing ist nun auch nicht gerade ein begnadeter Diplomat, um es mal so zu sagen.

Ich weiß schon, dass man dieses Rad kaum wird zurückdrehen können und es für den eigenen Seelenfrieden das klügste sein mag, so etwas einfach zu ignorieren (siehe diese Fallout-Mod) und eben nicht zu kaufen. So werde ich es halten, aber ich verstehe auch, wenn man diese Entwicklung als störend empfindet. Marktgesetze hin oder her, bin ich auch nicht der Meinung, dass eine Firma nach dem Kauf eines Spiels (Singeplayer, Offline) noch kontinuierlich an mir weiterverdienen sollte, schon gar nicht an solchen Kleinigkeiten. Für mich ist so eine Schriftrolle der Alten wie ein Buch, das ich lese und ins Regal stelle, ohne noch per Mikrotransaktion drei optionale Cover, einen individualisierten Schriftsatz, fünf fehlende Zwischenkapitel und ein alternatives Ende kostenpflichtig angeboten bekommen zu wollen (aber wer weiß, was noch kommt. Mods wären dann übrigens eher die eigenen Anstreichungen und Ideen zu dem Buch und die diversen Fanfictions, die darauf basieren). Dieser Ärger berührt allerdings viele Bereiche des Gaming, nicht nur Bethesdas Sparte.

Mit Elder Scrolls und Modding wird es spezifischer. Du sagst, dass dieses Gamerklischee so langsam überwunden ist - stimmt glücklicherweise, aber das sollte uns nicht vollkommen blind für seine Wurzeln machen. Ich denke, Gaming war und ist für viele immer noch etwas größtenteils privates, eine Art Rückzugsraum - umso mehr bei eskapistischen Fantasy-Langzeit-RPs wie Skyrim, umso mehr bei denen, die nicht nur "casual" etwas Wikinger spielen, sondern sich tiefschürfender mit dem Spiel auseinandersetzen und in den Communities aufhalten. Es wird dann schnell zu einer vertrackten Psychologie, was so ein Spiel, seine Welt, seine Modding-Gemeinschaft für einen Gamer bedeuten können. Das ist individuell sicher sehr verschieden, aber ein Reiz beim Modding besteht auch gerade darin, sich die Welt soweit möglich frei nach den eigenen Vorstellungen bauen zu können, ob nun als Modder, der ein paar tausend Bugs erlegt, oder Spieler, der unbedingt seine Vogue-Frisuren in Skyrim braucht. Jeder wie er mag, kurzum: es scheint mir ein oft sehr persönlich erlebter, persönlich modifizierter, auch beherrscht geglaubter Bereich zu sein, in dem man sich seit Morrowinds erstem Construction Set für Könige hielt, frei und ohne etwas zu schulden. Das mag zwar erstmal so bleiben, aber um die Wut besser nachzuvollziehen, muss man sich diese Raum glaube ich erstmal so emotional denken. Und da bricht, überspitzt gesagt, in diesen von jedem einzelnen Spieler beherrscht geglaubten Diskurs nun das kommerzielle Programm der großen Company ein, die unbedingt noch von den Ressourcen des selbstständigen "Ökosystems" profitieren will, das ihr Construction Set erst aufzubauen ermöglicht hat. Klar, sie haben Gründe dafür, und Todd Howard hat btw schon anno 2000 schon mit dem Gedanken an Paid Mods gespielt - aber eine deutliche Abwehrreaktion war bei einem Vordringen in diese Räume einfach zu erwarten.

Du schreibst, dass die Existenz von Paid Mods das freie Modding nicht beschneidet und das auch in Zukunft nicht tun wird. Nun ja, vielleicht nicht mit eiserner Faust niederhalten, aber indirekt schon mit unsichtbarer Hand einschränken und verwandeln, denke ich. Für Skyrim und selbst Fallout scheint mir dieser Creation Club eigentlich gar nicht mehr so relevant. Es ist eher eine Testfläche für zukünftige Spiele, die dann von Anfang an auch auf monetarisierte Mods setzen. Special Edition und Creation Club versuchen - wirtschaftlich sinnvoll, denn wer damals bei Release acht war, ist heute vierzehn und kann Skyrim spielen - noch einmal von diesem modernen Klassiker abzuschöpfen. Trotzdem hat man die große Explosion des Modding mit TES V eigentlich verpasst. Creation Club ist wohl eher ein Programm für Spätankömmlinge und Gelegenheitsspieler, die lieber ein paar schnelle Euros in diese sicheren, outgesourcten, halboffiziell daherkommenden Bethesda-DLC-Mod-Hybride investieren als stundenlang durch die Untiefen von Nexus zu schweifen, sich in die Requirements des Skyrim-Moddings mit seinen Tools und Kompatibilitäten und wasnichtnoch versenken, um dann beim unvermeidlichen CTD genüsslich in die Tastatur zu beißen. Es stimmt zwar, dass die Konsequenzen für künftiges Modding noch nicht ganz absehbar sind, aber ich erwarte nichts gutes. Im mindesten eine Zweiteilung der Userbase, wenn auch nicht so sehr der Modder, die sich ja auch erst - unbezahltes Praktikum, hehe - für den Club qualifizieren müssen (die bei Pad Mods oft diskutierte Grundsatzfrage nach der Bezahlung von Modding lasse ich hier mal aus, ein Thema für sich). Man wird als Nutzer dann durch ein Modding-Reddit blättern und vielleicht ein Drittel der Threads nicht mehr anklicken, weil sie Mods besprechen, die man aus Prinzip nicht kaufen möchte. Aber genaueres wird sich zeigen.

Ich erwarte auch größere Konsequenzen angesichts dessen, wie sich Moddingkultur von der Morrowind- oder Oblivionzeit bis heute verändert hat. Paid Mods / Creation Club sind auch nur der letzte Stein in der zunehmenden Professionalisierung seit 2011. Die schiere Qualität von Kalibern wie Enderal, Beyond Skyrim: Bruma oder Skywind, aber auch kleinerer Mods (das hat sogar positiv auf die Qualität des jüngeren Morrowind-Modding abgefärbt). Aber Youtube-Videos für jedes. einzelne. verdammte. Breitschwert? Aufstieg und Niedergang von YT-Karrieren, die sich auf Skyrim-Modding verlegt hatten, bis ihnen YTs eigene dubiose Monetarisierungsregeln auf die Füße fielen. Eine Art Unterlassungsklage einer Modderin gegen die kommerzielle Präsentation einer Mod auf besagter Plattform. Unzählige Featured-Auszeichnugen unter Modvorstellungen, die zunehmend so aufwändig gestaltet sind wie Werbung oder Geschäftspräsentationen. Spendenbuttons, die Premium-Mitgliedschaft auf Nexus. Etc etc. Dazu ist das Internet seit 2011 ein anderes geworden. Skyrim-Modding war auch vor dem Creation Club mitunter schon ein giftiges Feld und längst nicht mehr überall so kollegial wie im vermeintlichen Goldenen Zeitalter. EnaiSiaion hat mal eine Mod wegen Flaming und persönlicher Beleidigungen zurückgezogen. Was über Chesko beim Paid Mods - Fiasko hereingebrochen ist wissen wir, da waren sogar ein paar obligatorische Morddrohungen dabei. Und so weiter. Die Community liebt das Drama, und man könnte mit Leichtigkeit eine kleine Skandalchronik des Skyrim-Modding zusammenstellen. Und alles hat sich potenziert, weil das Publikum so viel größer geworden ist: SkyUI hat allein auf Nexus 4,5 Millionen Einzeldownloads. Nehmt nochmal dieselbe Menge bei Steam dazu - und das jetzt noch ohne Special Edition. Die Top-Downloads von Morrowind und Oblivion bei Nexus liegen zum Vergleich so um die 300.000.

[Kleines Beispiel noch, was man bei Skyrim auch vor dem Creation Club schon alles zu Geld machen konnte und welche Reichweite Mods haben können: Immersive Armors von hothtrooper44 hat auf Nexus 2.6 Millionen Einzeldownloads, sagen wir mal 4 Millionen mit Steam. Der Modder kann für sich in Anspruch nehmen, das Wort "Immersive" sogar über Mods und Skyrim hinaus bekanntgemacht zu haben (siehe Google-Suchtrends). In der Folge hat ein sehr erfolgreicher Modding-Youtuber das Wort aufgegriffen - ziemlich gekonnt, weil das nicht nur als Slogan, sondern auch als Meme funktioniert. In jedem Video taucht ein "Is that even immersive?" oder die "Most Immersive Mod Ever" auf. Alles wie aus dem Handbuch, und es gibt sogar einen eigenen Shop, in dem man iPhone-Hüllen und Kaffetassen mit seinem "Immersive as Fuck"-Schriftzug kaufen kann (eine Mod, die die Kaffetasse wieder nach Fallout einfügt und wiederum gefeatured wird, macht es dann rund). Ein kleines Beispiel nur, aber es macht vieles sichtbar: Eine Skyrim-Mod macht einen raren Fachbegriff ungleich viel bekannter, der dann als Meme einer Modshow zu ihrem Erfolg beiträgt und durch YT-Monetarisierung zu richtig immersivem Geld wird. Es gab also auch ganz unabhängig von Bethesda immer mehr Tendenzen in diese Richtung. "Where is the money in that?", wie Cyrus der Rastlose zu sagen pflegte.]

Zu den Erwartungshaltungen hat Krschkr, besonders zum persönlichen Verhalten gegenüber Moddern, schon einiges gesagt. Mir bleibt aber die oft vorgebrachte Kritik an einem "Privilegienanspruch" vieler Gamer ebenfalls zu vage, denn der Anspruch auf faire Behandlung und guten Content, gerade wenn Geld im Spiel ist, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Die Gefahr von Erwartungshaltungen geht hier meiner Meinung nach nicht so sehr von Gamern als vielmehr der unkontroversen und möglichst breiten Ausrichtung aktueller und künftiger Spiele aus - Fanservice als Desingprinzip, der vage Wünsche der Vielen annimmt (!) und dann liefert. Das neue Star Wars sollte auf genau diese Weise eine sichere Nummer "für die Fans" werden, und herausgekommen ist mit VII, in meinen Augen, vor allem eine kreative Kapitulation, die sich an eine vage, immer undefinierte Fanmasse ebenso anbiedert wie schicken Zeitgeist. Morrowind ist in der Hinsicht ein Cousin von Star Wars, denn obwohl dieses Land eigentlich schon gut zu Ende erzählt war, musste das Skyrim-Addon gleich noch die Schneeinsel zum Aschland umfunktionieren und ESO: Morrowind auch nochmal voll auf diesen Nostalgie-Exploit setzen. Das Setting ist etabliert, wird irgendwie diffus gewünscht und ist marketingtechnisch allein deshalb garantiert lohnenswert. Eine andere Folge solcher "Privilegierung" ist also, dass selbst ein eingefleischter Redoran wie ich inzwischen kein Morrowind mehr sehen kann. Es geht also in beide Richtungen.

Und der Weisheit letzter Schluss zu diesem aktuellen Ärger ist natürlich ein Netz, in dem oft pures Gift versprüht wird (besonders, wenn es auch noch um Culture Wars im Gaming geht, was mir bei dieser unpopulären Monetarisierung aber zumindest nicht vordergründig der Fall zu sein scheint). Wenn sich die Entwickler zurückziehen, ist das einerseits in Anbetracht solcher Reaktionen nachvollziehbar, aber auch bedauerlich und vielleicht zu einfach. Denn der Vorwurf, nicht über die eigene Filterblase hinauszukönnen und keine echte Verständigung mehr zu suchen, trifft dann irgendwann beide Seiten.

Edit: Typos, Links & Präzisierungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Mühe, die du dir mit dem Schreiben des Beitrags für uns gemacht hast. Ich werde das zwar nicht im gleichen Umfang erwidern (Edit: Oder vielleicht doch? *hust*), aber immerhin auf manche Punkte eingehen. Daher gibt es auch unvollständige Zitate deines Beitrags. Das ist bitte nicht als Quote-War zu sehen, sondern als Kenntlichmachung des thematischen Fadens.

Ich werd das mal genauso handhaben, da mir letztlich auch ein wenig die Zeit fehlt, jeden einzelnen Satz auseinander zu nehmen und wir - wie du möglicherweise gleich lesen wirst - uns in vielen Dingen sowieso einig sind :)

Political Correctness ist eine gefährliche Sache – und ich halte sie für falsch. Probleme kann sie nicht lösen, viel eher kaschieren oder im schlimmsten Fall mit einer Scheinlösung überdecken, unter der die Probleme unangesprochen weitergären. Für viel gesünder halte ich es, streitige Themen inhaltsorientiert zu diskutieren, auch wenn sie unangenehm sind und gerade, wenn sie nach eigener Anschauung unter ein Tabu fallen. Denn ansonsten läuft man Gefahr, dass sich unversöhnliche, einander immer weiter entfremdende Lager bilden. Damit ist niemandem geholfen. Was jemand als Unding empfindet, soll er mit Argumenten entgegentreten, denn die Gegenseite hat für ihre andere Ansicht ihrerseits Argumente – und häufig liegt ein guter Weg in der Mitte. Ich spreche mich aber nicht für die unbedingte Redefreiheit aus, auf die sich gerne berufen wird; nicht aber, um zu reden, sondern inhaltsarm bis -leer auszuteilen. Und vielleicht ist hier beim Thema Videospiel das Risiko größer, in einen solchen unheilvollen Modus zu verfallen, in dem beispielsweise gefühlt 80% der Youtube-Kommentare verfasst sind... ;) ist doch das Thema eines, bei dem es sehr viel um Gefühl geht und wenig um Sachverhalte, auf die man sich mit empirischen Untersuchungen beziehen kann. Verbale Entgleisung schadet dem Diskurs und seinen Teilnehmern, ein gesunder Diskurs aber eröffnet die Möglichkeit, Verbesserungen für beide Seiten zu erwirken. Ebenso schadet das Verlassen der Diskussion eines Sachverhalts auf dem Weg des persönlichen Angriffs. Allerdings scheint mir Political Correctness eben kein erfolgreiches Konzept gegen niveaulose Grabenkämpfe (und sei es vorm Bildschirm) zu sein, sondern konstruktiver und anständiger Umgang der Diskussionspartner miteinander. In diesem Sinne beäuge ich auch die in die Mode gekommenen Shitstorms argwöhnisch, denn gerechtfertigter Protest und Druck lassen sich auf konstruktivem Wege vortragen, ohne, dass eine (hoffentlich!) Minderheit einer sehr durchwachsenen Gruppe, in diesem Fall die Spielerschaft, mit niveaulosem, unangenehmen Trotz ein (hoffentlich!) unverdient schlechtes Ansehen verschafft. Ich habe die Hoffnung, dass es eine ansehnliche Minderheit an Spielern gibt, die sich auf konstruktive Weise mit Streitthemen auseinandersetzen kann. Und in dieser Hoffnung sehe ich mich im Übrigen durch Beiträge wie deinen bestärkt.

Mhm... nein, nicht ganz. Um über potentiell falschen Umgang aufzuklären, ist political correctness meiner Meinung nach eine gute Sache. Problematisch wird es, wenn man versucht, die Leute eben zu etwas zu zwingen - aber das trifft auf ziemlich alle Zwänge zu. Es spielt eigentlich nicht wirklich eine Rolle, ob du inhaltsreich argumentierst oder verbal auf die Leute "einprügelst" - sobald deine Intention dahinter ist, sie zu zwingen, hast du eigentlich verloren. Und das du das Gegenstück - eben die reine Aufklärung - nur erreichst, wenn du auf die Leute argumentativ eingehst, versteht sich von selbst. Das, gerade im Netz, lieber die Mistgabel ausgepackt wird, anstatt anständig zu diskutieren - nun, dazu kommen wir gleich noch. Das ist aber kein grundsätzlicher Fehler der "political correctness".


Diese Haltung beobachte ich nicht nur gegenüber Firmen, sondern auch vehement gegenüber Mod-Autoren. Es ist eine zuweilen dreiste Erwartungshaltung, die mir unreflektiert vorkommt. Bis jetzt waren die meisten bekannten TES-Modifikationen das Werk von Hobby-Schaffenden, die in ihrer freien Zeit unentgeltlich und ohne Aussicht auf spätere Vergütung (durch kostenpflichtige Angebote oder Spenden) ihrer eingesetzten Zeit das, was sie erstellt haben, mit anderen geteilt haben. Und zwar vor allem, um andere daran teilhaben zu lassen. Mäkel und vor allem vermeintliche Mäkel können Nutzer selbverständlich ansprechen. Ich bin mir sogar sicher, dass sich viele noch aktive Mod-Autoren über so etwas freuen, schließlich möchten sie gerne die Qualität ihrer Werke verbessern. Aber Nutzer haben keinen Anspruch darauf, dass das Freizeitwerk eines Hobby-Schaffenden fehlerfrei ist oder ihnen gefällt. Leider scheinen sie aber genau das zu meinen, woraufhin sie Mod-Autoren wegen Fehlern anfeinden, anstatt sie auf sie hinzuweisen, sie wegen Gestaltungsentscheidungen beschimpfen, statt eine Diskussion über sie und Alternativen zu eröffnen. Das halte ich für unfair und vermessen gegenüber den meisten Mod-Autoren, welche die Spiele mit Leidenschaft verändern und Andere einladen, diese Veränderungen zu erkunden und vielleicht sogar als Verbesserungen in ihr Spiel aufzunehmen.

Das ist aber leider kein neues Phänomen. Die Erwartungshaltung, dass Modder doch gefälligst, wenn sie dir ihren Kram schon schenken, auch sofort auf deine Wünsche zu reagieren haben, gibt es, seit das Modding der TES-Games populär wurde... Ich hatte meinen "Ruf" als "Newbie-Schreck" damals im UbiSoft-Forum (Publisher von Morrowind), an den sich manch "älteres Mitglied" der Community sicher noch erinnern kann (nicht wahr, @Scharesoft :D ) nicht grundlos, weil ich damals schon ziemlich... sagen wir... empfindlich auf solche "Frechheiten" reagiert habe.
Ich glaube, dass rührt oft einfach von Unerfahrenheit her... man kauft ein Spiel, hört von Mods, installiert 50 Stück auf einmal, natürlich ohne die beigelegten Anweisungen in Form einer Readme oder ähnliches zu lesen... und beim 51. Mod gibts plötzlich ein Problem. Natürlich muss der Autor des 51. Mods da dran schuld sein. Also renne ich ins nächst beste Forum, stelle ihn für den Schrott, den er da veröffentlicht hat, zur Rede (und warne natürlich noch alle anderen Spieler). Und da ich einmal da bin, kann er auch gleich noch die ein oder andere Sache erledigen, die mich stört. Schließlich ist die Mod ja winzig... grad mal 200kb. Da kann doch kaum Arbeit drin stecken, der soll sich mal nicht so anstellen...

Glücklicherweise werden solche Nutzer aber recht schnell aufgeklärt und falls nötig auch zurechtgewiesen. Heute wie damals. Und man muss auch sagen, dass sie zwar nervig und manchmal auch ziemlich demotivierend sind, aber sie sind vergleichsweise selten, weil die Community ihnen recht schnell deutlich macht "so läuft das bei uns nicht". Anders sieht es ein wenig auf "externen" Plattformen aus. An Orten, wo zwar über diese Mods diskutiert wird, aber wo die grundsätzliche TES-Community sich nicht "zentriert", beispielsweise Reddit... wenn man sich ansieht, wie dort auf einzelne Modder eingeprügelt wird, weil sie irgendetwas tun, was dem Mob nicht passt, wird einem schlecht. Zuletzt hab ich dort ein paar Beiträge zu Elianora gelesen... und ehrlich, dass geht einfach gar nicht und ich bin sicher, auf TES-spezifischeren Plattformen würde sowas auch nicht in der Form passieren.


Etwas anders sehe ich das bei kostenpflichtigen Modifikationen. Wie du es selbst dargestellt hast, handelt es sich hier um offizielle Erweiterungen und damit einhergehend empfinde ich eine gewisse Erwartung und einige Ansprüche gerechtfertigt. Gerade, wenn das Feld des Preis-Leistungs-Verhältnisses aufkommt. Fehler können hier gerechtfertigt beanstandet werden. Schlechte Gestaltung (wie etwa eine Waffen-Modifikation, die viel zu starke Waffen einfügt) ebenso. Bis jetzt scheint es sich aber um völlig optionale Inhalte zu handeln, die keine grundlegenden Gameplay-Elemente hinzufügen und auch die Geschichte nicht vorantreiben. (Und ja, Spielereien wie den Überlebensmodus empfinde ich eindeutig nicht als grundlegendes Gameplay-Element.) Sollte sich diese Lage ändern, würde ich das vermutlich auch kritisieren.

Ich stimme zu, wie du ja auch schon gelesen hast. Aber das ist eben nicht die Kritik, die jene Spieler, die jetzt Steam-Reviews fluten, äußern. Denen geht es nicht um die Qualität der einzelnen Creations oder deren Preis, denen geht es um die "Unverschämtheit" prinzipiell Modding zu monetarisieren, oft in Verbindung mit teilweise absurden Zukunftsszenarien und nicht selten unter Zuhilfenahme von "Argumenten", die halt schlicht nicht der Wahrheit entsprechen.

Ob das Preis-Leistungs-Verhältnis akzeptabel ist, muss jedoch jeder Nutzer bei jeder angebotenen Mini-Erweiterung für sich selbst entscheiden. Wer hunderte Stunden Skyrim gespielt und dafür 60€ ausgegeben hat, ist nach meinem Dafürhalten bei diesem Spiel bei einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis gelandet. Gibt es nun einen Zusatzinhalt, der grenzwertig teuer ist, aber von dem ich meine, dass er mein Spielerlebnis langfristig verbessern wird? Nun, das lokale Verhältnis mag nicht gut sein, aber vielleicht ist in diesem Fall der Blick auf das Gesamtverhältnis sinnvoller. Zumindest halte ich das für eine legitime Sicht, habe ich doch beispielsweise mehrere Tausend Stunden in Guild Wars verbracht – und mir irgendwann auch Zusatzinhalte gekauft, die ich zwar für sehr überteuert hielt, aber eben aufgrund des grandiosen Preis-Leistungs-Verhältnisses insgesamt ohne schwere Bedenken für angemessen hielt. Und tatsächlich, sie haben mein Spielerlebnis verbessert. Ich finde den Preis damit insgesamt gerecht. Und wenn ich nun für fünfzig Spielstunden im Schnitt nicht 1,-€ sondern 1,14€ gezahlt habe, ruiniert das den Schnitt in keiner Weise.
Noch besser fand ich es übrigens im Fall von The Witcher 3, dessen beiden kostenpflichtigen Erweiterungen mir sogar weit mehr wert gewesen wären als das, was ich für sie gezahlt habe. Zumal sie inhaltlich und von der Gestaltung einen ausreichenden Abstand zum Grundspiel einhalten, dass nicht das Gefühl aufkommt, man habe mir etwas aus dem Grundspiel vorenthalten, um mir mehr Geld zu entlocken. Dass kostenpflichtige Inhalte so gestaltet sind, dass man sich nicht betrogen, sondern bereichert fühlt, halte ich trotz der angesprochenen Kalkulation eines nicht nur lokalen Preis-Leistungs-Verhältnisses für ausgesprochen wichtig. Hier gewinnt meines Erachtens ganz klar ein CD Projekt gegen EA, und ich bezweifel, dass das nur an besserem Marketing liegt.

Ich finde es immer schwierig mit dieser Relation von Spielzeit zum "angemessenem" Preis. Setze ich beispielsweise nämlich selbst die - hervorragenden - Witcher 3 DLCs in Spieldauer-Relation zum Hauptspiel, sind sie immernoch deutlich zu teuer. Allerdings sehe ich das am Ende ähnlich wie du: ich hätte für beide DLCs auch problemlos mehr gezahlt. Schlimmer wird es sogar bei Skyrim: ich hab in das Spiel fast 2000 Stunden investiert... ich hab dafür 50 EUR bezahlt. Die Spieldauer, die mir so also ein DLC selbst für für 5 EUR bieten müsste, um auch nur irgendwie in diesem Verhältnis zu bleiben, würde wohl keine DLC-Entwicklung wirklich rechnen.

Letztlich ist es doch so: ein DLC ist "Zusatzcontent" für Fans, den man im Regelfall nur kauft, wenn man a) Spaß am eigentlichen Spiel hatte und b) mehr davon will. Es ist quasi das Luxusgut zum Luxusgut - und muss sich in einem solchen Fall einer derartigen Rechnung nicht wirklich unterziehen. Der "Mehrwert" ist halt letztlich völlig subjektiv... ich hab schon DLCs gekauft, die 2 EUR gekostet haben, die mir das Spiel aber unglaublich erweitert haben und ich hab schon DLCs für 15 EUR gekauft, die letztlich nicht wirklich was beigetragen haben. Und andesrum.

Bei Spielen ist es doch genauso: Ich hab Dragon's Dogma für 30 EUR gekauft, 80 Stunden da rein investiert und war hinterher... sagen wir es vorsichtig: schwer ernüchtert und hatte nicht das Gefühl, dass das Geld gut angelegt war. Ich kauf für 25 EUR beispielsweise Telltales TWD, mit so rund 10 Stunden Spielzeit und bin hinterher happy. Diese Rechnung von Kosten pro Spielstunde geht nicht auf, einfach weil sie die allerwichtigste Komponente ignoriert: den Spielspaß. Letztlich entscheidet der nämlich fast allein, ob ich feststelle, dass ein Spiel seinen Preis wert war oder eben nicht.


Ich habe den Eindruck, dass dir an dieser Stelle ein Fehler unterläuft: Es gibt keinen Kuchen. Wann hat man schon vor Bethesdas offiziellen Versuchen von Bezahl-Modifikationen gehört? Hat nicht beinahe jeder Mod-Autor durch das kostenlose Bereitstellen seines Werks auf öffentlichen Plattformen und oft auch ausdrücklichem Wunsch, dass sein Werk nicht für kostenpflichtige Inhalte verwendet werden soll, eindeutig klar gemacht, dass er keine Absicht hat, an der Modifikation zu verdienen? Welche Bedeutung haben kostenpflichtige Modifikationen bis jetzt gehabt, welcher Markt besteht dort? Von Werbeeinnahmen vermittels Verbreitung der Modifikation über die eigene Seite (was für die Verbreitung im Vergleich zur Bereitstellung auf z.B. Nexusmods eindeutig schlecht ist) wird ein Mod-Autor vermutlich nicht mal das Hosten seiner Seite refinanzieren können. Und dass die Einnahmen über Spenden auch nur annähernd einer "angemessenen" Vergütung für den Zeitaufwand zum Erstellen der Modifikation nahekommen, wage ich zu bezweifeln. Aber das sind alles nur Annahmen meinerseits, ich freue mich also über Zahlen, die hier Klarheit schaffen.

Etwas vom Kuchen abhaben wollen geht daher meines Erachtens fehl und erweckt fälschlicherweise den Eindruck, man wolle den Mod-Nutzer etwas wegnehmen, wovon derzeit zumindest im Fall Skyrim nach meinem Eindruck keineswegs die Rede sein kann. Es wird kein Stück aus einem Kuchen entfernt; ein weiterer gesellt sich zu bereits hantierenden Konditoren, der nach ihrem Vorbild arbeitet, aber mit eigenem Material. Das Angebot wird erweitert, niemandem wird etwas genommen.

Mit dem Kuchen war das Ökosystem rund um die Spiele gemeint, nicht unbedingt das reine Geld. Abseits davon gab es natürlich schon mindestens seit "Second Life" Spiele, in denen vom Nutzer erstellte Inhalte gegen echtes Geld verkauft werden konnten. Grundsätzlich hast du aber Recht, die Formulierung war in der Tat ein wenig unglücklich gewählt... sagen wir einfach: Bethesda will von dem Spektakel, dass sich rund um ihre Spiele gebildet hat, nun auch etwas direkter profitieren. Sie wollen quasi am Rande der gut laufenden Party einen Imbissstand eröffnen.

Ich denke, dass sich die inhaltlichen Entgleisungen weit mehr beschränken würden, wenn es eine gute Diskutier- und Streitkultur im Internet gäbe. Ein Traum... ^^

Das geht... oder ging zumindest einmal. Eben an den "eingeschworenen Plätzen" wo nicht jeder aus Spaß rumspringt, sondern nur die Leute, die sich wirklich für ein Thema interessieren. Aber irgendwie, so scheint, es, hat sich diese Zeit langsam verabschiedet und dem Getrolle, dem Rumgepöbel und der Hetze Platz gemacht. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass jeder seine Meinung, so doof ich sie persönlich auch finde, kund tun soll und dürfen soll. Ich bin aber auch der Meinung, es gibt für alles einen geeigneten Ort und eine geeignete Art. Nehmen wir die Steam-Reviews, weil sie der Aufhänger für diese Kolumne waren. Ich hätte absolut kein Problem, wenn ein Review erst das Spiel bespricht, dann aber am Ende einen Daumen nach unten gibt und das mit dem Creation Club begründet. Ich teile diese Meinung nicht, weil ich, wie oben schon zu lesen, den CC konzeptionell für den idealen Mittelweg halte, aber es ist ein Weg, seine Meinung zu äußern, ohne das Reviewsystem ad absurdum zu führen und schlicht zu missbrauchen. Wenn ich dort allerdings - und das ist leider die Mehrzahl der aktuellen "Reviews" - diese Wertungen mit Daumen nach unten sehe, in denen einzig "paid mods" (plus ggf. noch ein paar Schimpfwörter) steht, dann ist das nicht konstruktiv, dann ist das nicht argumentativ, dann hilft das niemand (außer vielleicht beim Druck ablassen) und es ist schlicht der falsche Ort. Ein Reviewsystem ist für Reviews. Frust ist völlig legitim, aber ich kann nicht erwarten, dass ich, wenn ich meinem Frust auf derartige Weise an einem derart unpassenden Ort ablasse, irgendeiner Reaktion darauf erhalte, die dafür sorgt, dass, was immer mich auch frustriert, gemindert oder beseitigt wird.

Abgestimmt habe ich nicht, denn ein Kreuzchen zu vorgegebenen Antwortmöglichkeiten halte ich für nicht sehr aussagekräftig. Viele Kritik ist berechtigt, manchmal auch angemessen vorgetragen. Die Konsequenz des Kaufverzichts bleibt zu oft aus, was den Einfluss der Käufer geringer hält, als gut wäre. Die Streitkultur im Internet ist ungeeignet, um einen konstruktiven Diskurs zu führen und schadet wahrscheinlich allen Nutzern.

Sicherlich wird der Kaufverzicht von den Verantwortlichen oft falsch gedeutet, das hat die Vergangenheit eindeutig gezeigt. Aber es darf wohl angezweifelt werden, ob ein Shitstorm, der entweder gar nicht oder mit Unwahrheiten begründet wird, jetzt mehr Erfolg verspricht. Im für uns ungünstigsten Fall reagiert der jeweils Verantwortliche nämlich schlicht damit, dass er sich, wie oben schon angesprochen, einfach eine neue Zielgruppe sucht - der Mainstream ist schließlich breit genug gefächtert. Teilweise ist das ja sogar schon passiert.
 
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Reaktionen: K_Alif
Aber da du auch den großen Bogen von gesellschaftlichen Entwicklungen zu solchen Ausbrüchen im Gamingbereich spannst: Ist unser Unverständnis gegenüber diesem Verhalten nicht auch, etwas provokativ gefragt, Ausdruck einer (zerplatzten, unhaltbaren) "Filterblase", aus der heraus rationale, vernünftige, entspannte Auseinandersetzung erwartet und vorausgesetzt wird? Ich würde beispielsweise in politischer Diskussion auch immer lieber aufgeklärte, rationale, fundierte Positionen vertreten - aber ich glaube, dass dieser vernünftige Diskurs allein längst nicht mehr ausreicht. Man sollte vielleicht begreifen, dass man Wut, Hass und Gift irgendwann (persönlich) nicht mehr nachvollziehen und das Irrationale darin mit den eigenen Argumentationsmustern nicht mehr fassen kann. Das darf in der Konsequenz dann natürlich nicht dazu führen, gefährlichen Irrsinn auch noch verstehen zu wollen. Ich meine aber, dass man emotionale Verachtung, Wut und Trotz, die dann in solche Formen gegossen werden, allgemein ernstnehmen sollte, um nicht irgendwann ein böses Erwachen zu erleben. Und die größte Herausforderung ist in meinen Augen zu erkennen, dass die eigenen Waffen, angelegentlich als Gamer gesprochen, an manchem Gegner einfach nichts ausrichten. Diesen Phänomenen, auf die du in Politik/Gesellschaft wie Gaming/Internet anspielst, kann man nur noch sehr bedingt mit Fakten und Rationalität, schon gar nicht mit wohlmeinend belehrendem Gestus beikommen. Es könnte aber helfen, eine ehrliche Auseinandersetzung mit dieser Reaktion zu suchen - kein unmögliches Verstehen oder gar Einvernehmen, aber zumindest eine Sprache, vorzugsweise ehrlich und ohne Machtgefälle. Das nur, um einmal den schon gesprengten Rahmen zu skizzieren, in dem wir uns hier zwischen sachlicher Kritik und wütenden Protesten bewegen, ob in Politik, Gesellschaft oder eben diesem Hobby.

Ich bin mir nicht sicher, ob da wirklich Filterblasen geplatzt sind. Ich will jetzt nicht zu sehr in die politische Richtung gehen, aber gerade die zeigt doch meiner Meinung nach recht gut, dass selbst die irrationalsten, widersprüchlichsten Ängste schnell zu einer Explosion führen, wenn man nur genug eigene Unzufriedenheit (selbst wenn die gar nicht mit dem Thema in Verbindung steht) mitbringt und jemand anderes den ersten Stein wirft. Insofern ist es auch - und jetzt kommen wir schnell wieder zum Gaming zurück, eh das alles eskaliert ;) - mitunter recht schwer, diese "Kritik" ernst zu nehmen, denn jemand, der gar nicht argumentiert, sondern nur brüllt, der einem schlicht keine "Fakten" oder "Begründungen" liefert, mit denen man arbeiten und sich auseinander setzen könnte, ist leider ein sehr schwieriger "Diskussionspartner". Man kann seine Existenz natürlich wahr nehmen - und man muss ihn somit auch auf einer bestimmten Ebene ernst nehmen, aber wenn ich nicht gegenargumentieren kann, weil keine Argumente im Raum standen und wenn ich nicht argumentieren kann, weil das Gegenüber in seiner Wut schlicht diese Argumente gar nicht erfassen kann, dann bleiben da am Ende nicht viele Möglichkeiten. Ich kann natürlich versuchen, es ihm gleichzutun und auch loszubrüllen, aber die Chance, dass das funktioniert, halte ich für unglaublich gering - außerdem wäre das persönlich jetzt nicht mein Stil. Letztlich stört mich, wie du an meiner Antwort an Krschkr lesen kannst, keineswegs die Kritik. Und mir ist völlig klar, dass Kritik oft emotional und somit mitunter auch ein wenig unsachlich geäußert wird. Trotzdem sollte ihr nicht komplett "Hand und Fuß" fehlen und sie nur aus Geschrei eines Mob, der sich in einer wahnhaften Robin-Hood-Rolle sieht, bestehen. Damit wird man schlicht nichts ändern - jedenfalls nicht in die gewünschte Richtung. Ob oder ob ich Kritik, sofern sie einigermaßen mit Inhalt gefüllt ist, persönlich zustimme oder nicht, spielt für mich da keine Rolle - solche Kritik ist immer legitim. Psychosen, absurde Ängste, Glaskugel-Deutungen, Fehlinformationen oder auch ganz banal eigenen, persönlichen Geiz als pauschales und oft auch einziges Argument zu bringen, ist aber... suboptimal, wenn man eben wirklich ernst genommen werden will. Ich bin mir aber, wie eingangs schon gesagt, gar nicht so sicher, dass es hier überhaupt um die Sache an sich geht... die Banalitäten, die mittlerweile zu solchen "Shitstorms" führen zusammen mit der oft schlicht nicht vorhandenen Substanz der Argumentation, lassen bei mir eher die Vermutung aufkommen, dass es einfach nur darum geht, Lärm zu machen und irgendwem Schaden zufügen zu wollen. Das Ziel ist dabei oft so beliebig wie das Wetter im Herbst.

In der Sache würde ich mich hier jedenfalls eher auf die andere Seite schlagen. Monetarisierung von Mods stimmt mich nach wie vor grundsätzlich sehr skeptisch. Aber es geht bei diesem wütenden, hilflosen (ein Steam-User schreibt über seinen Downvote: "I am doing that because it's currently the only impactful way for the consumers to make their voices heard") auch gar nicht immer nur um eine differenzierte, sachliche Kritik daran, wie Paid Modding nun beim zweiten Versuch umgesetzt wurde. Natürlich ist der Creation Club in jeder Hinsicht besser als der erste Schnellschuss. Argumente, die sich jetzt noch an der Umsetzung aufhängen, fasern schnell in belanglose Kleinigkeiten aus. Es geht vielmehr um die Befürchtung, dass hier sozusagen Oblivion-Tore aufgestoßen werden, die sich nicht wieder schließen lassen und diese Maßnahme Gaming- und Moddingkultur nachhaltig zum schlechteren verändert. Und weil nur die wenigsten exakt die Zukunft lesen können, äußerst sich das dann oft generalistisch und undifferenziert.

Es gibt schon seit Jahren die allgemein unbeliebte Tendenz zu kleinteiliger Kommerzialisierung innerhalb von Videospielen. Die Debatten über die DLC-Politik der meisten großen Publisher sprechen Bände davon. Ohne diesen Missmut hätte CDPR mit Witcher 3 eben auch nicht dieses positive Gegen-Marketing (mit einer Serie kostenloser Mini-DLCs, während nur die beiden umfassenden Content-Addons Geld kosten - und Krschkr sagt es, man hätte dafür auch noch mehr nehmen können) gestartet, das in meinen Augen sehr gut angekommen ist. Oft werden diese Minitranskationen als unangebracht, unfair und aufdringlich empfunden, und nicht zuletzt Bethesda hat sich, wenn ich an diese ersten stümperhaften Versuche mit Oblivion-Bezahlplugins oder das Wochenende der Paid Mods zurückdenke, auf diesem Feld auch einen gewissen Ruf erworben. Und Pete Hines vom Marketing ist nun auch nicht gerade ein begnadeter Diplomat, um es mal so zu sagen.

Ich weiß schon, dass man dieses Rad kaum wird zurückdrehen können und es für den eigenen Seelenfrieden das klügste sein mag, so etwas einfach zu ignorieren (siehe diese Fallout-Mod) und eben nicht zu kaufen. So werde ich es halten, aber ich verstehe auch, wenn man diese Entwicklung als störend empfindet. Marktgesetze hin oder her, bin auch nicht der Meinung, dass eine Firma nach dem Kauf eines Spiels (Singeplayer, Offline) noch kontinuierlich an mir weiterverdienen sollte, schon gar nicht an solchen Kleinigkeiten. Für mich ist so eine Schriftrolle der Alten wie ein Buch, das ich lese und ins Regal stelle, ohne noch per Mikrotransaktion drei optionale Cover, einen individualisierten Schriftsatz, fünf fehlende Zwischenkapitel und ein alternatives Ende angeboten bekommen zu wollen (aber wer weiß, was noch kommt.). Dieser Ärger berührt allerdings viele Bereiche des Gaming, nicht nur Bethesdas Sparte.

Das Problem ist, dass dieser Weg vielleicht wirklich "impactful" wäre, wenn man seinen Standpunkt auf eine Art präsentieren würde, wo er überhaupt die Chance hätte, vom Gegenüber als mehr als hysterisches Geschrei eines trotzigen kleinen Kindes, dass unbedingt mit dem Kopf durch die Wand will, wahrgenommen zu werden. Das funktioniert so schlicht nicht. Ich bin sogar sicher, dass die bei Bethesda im Moment gar nicht wissen, was sie konzeptionell falsch gemacht haben. Wie sollten sie auch? Kritik an Qualität und am Preis und so weiter geht doch weitestgehend unter bei all dem "prinzipiell dagegen"-Geschreie. Man kann durchaus dagegen sein, dass mit "After-Release-Content" Geld gemacht wird. Aber dann müsste man mit der Rebellion spätestens dann angefangen haben, als die ersten DLCs erschienen. Jetzt ist es für den Aufschrei etwas spät, weil er jetzt nur noch scheinheilig wirkt... wir leben in einer Zeit, wo ein Free-2-Play Spiel mit besch... eidenen Mikrotranaktionen oft mehr Gewinne abwirft, als ein vollwertiges, erfolgreiches, gutes Spiel. Wenn man also jemand kritisiert, dann sollte das zuerst einmal der geneigte Spieler neben einem sein, der solche Möglichkeiten durch sein Konsumverhalten erst geschaffen hat. Einer Firma vorzuwerfen, Geld verdienen zu wollen, macht halt in sich schon nicht so viel Sinn. Sich dann die Firma raus zu picken, die ihren letzten Versuch zurück gezogen hat (eben weil er Mist war) und nun ein deutlich kundenfreundlicheres Konzept präsentiert, könnte leicht in eine ganz andere Richtung führen, als diese Spieler es erwarten. Ich verstehe den Grundgedanken "wir haben es einmal geschafft, das zu stoppen, wir schaffen es noch einmal" ja durchaus. Nur ist das aktuelle "das" eben nicht vergleichbar mit dem damaligen "das" - Bethesda wird nicht plötzlich aufhören, mit der Modlandschaft Geld verdienen zu wollen (weil es aus ihrer Sicht schlicht keinen Sinn macht... aus meiner übrigens auch nicht, der Zug ist wie gesagt längst abgefahren) - und das nächste "das" was kommen könnte, sollte das Geschrei irgendwas bewirken, kann eigentlich nur mehr zum Nachteil sein, als das Creation Club Konzept, dass man uns jetzt serviert hat.


Mit Elder Scrolls und Modding wird es spezifischer. Du sagst, dass dieses Gamerklischee so langsam überwunden ist - stimmt glücklicherweise, aber das sollte uns nicht vollkommen blind für seine Wurzeln machen. Ich denke, Gaming war und ist für viele immer noch etwas größtenteils privates, eine Art Rückzugsraum - umso mehr bei eskapistischen Fantasy-Langzeit-RPs wie Skyrim, umso mehr bei denen, die nicht nur "casual" etwas Wikinger spielen, sondern sich tiefschürfender mit dem Spiel auseinandersetzen und in den Communities aufhalten. Es wird dann schnell zu einer vertrackten Psychologie, was so ein Spiel, seine Welt, seine Modding-Gemeinschaft für einen Gamer bedeuten können. Das ist individuell sicher sehr verschieden, aber ein Reiz beim Modding besteht auch gerade darin, sich die Welt soweit möglich frei nach den eigenen Vorstellungen bauen zu können, ob nun als Modder, der ein paar tausend Bugs erlegt, oder Spieler, der unbedingt seine Vogue-Frisuren in Skyrim braucht. Jeder wie er mag, kurzum: es scheint mir ein oft sehr persönlich erlebter, persönlich modifizierter, auch beherrscht geglaubter Bereich zu sein, in dem man sich seit Morrowinds erstem Construction Set für Könige hielt, frei und ohne etwas zu schulden. Das mag zwar erstmal so bleiben, aber um die Wut besser nachzuvollziehen, muss man sich diese Raum glaube ich erstmal so emotional denken. Und da bricht, überspitzt gesagt, in diesen von jedem einzelnen Spieler beherrscht geglaubten Diskurs nun das kommerzielle Programm der großen Company ein, die unbedingt noch von den Ressourcen des selbstständigen "Ökosystems" profitieren will, das ihr Construction Set erst aufzubauen ermöglicht hat. Klar, sie haben Gründe dafür, und Todd Howard hat btw schon anno 2000 schon mit dem Gedanken an Paid Mods gespielt - aber eine deutliche Abwehrreaktion war bei einem Vordringen in diese Räume einfach zu erwarten.

Du schreibst, dass die Existenz von Paid Mods das freie Modding nicht beschneidet und das auch in Zukunft nicht tun wird. Nun ja, vielleicht nicht mit eiserner Faust niederhalten, aber indirekt schon mit unsichtbarer Hand einschränken und verwandeln, denke ich. Für Skyrim und selbst Fallout scheint mir dieser Creation Club eigentlich gar nicht mehr so relevant. Es ist eher eine Testfläche für zukünftige Spiele, die dann von Anfang an auch auf monetarisierte Mods setzen. Special Edition und Creation Club versuchen - wirtschaftlich sinnvoll, denn wer damals bei Release acht war, ist heute vierzehn und kann Skyrim spielen - noch einmal von diesem modernen Klassiker abzuschöpfen. Trotzdem hat man die große Explosion des Modding mit TES V eigentlich verpasst. Creation Club ist wohl eher ein Programm für Spätankömmlinge und Gelegenheitsspieler, die lieber ein paar schnelle Euros in diese sicheren, outgesourcten, halboffiziell daherkommenden Bethesda-DLC-Mod-Hybride investieren als stundenlang durch die Untiefen von Nexus zu schweifen, sich in die Requirements des Skyrim-Moddings mit seinen Tools und Kompabilitäten und wasnichtnoch versenken, um dann beim unvermeidlichen CTD in die Tastatur zu beißen. Es stimmt zwar, dass die Konsequenzen für künftiges Modding noch nicht ganz absehbar sind, aber ich erwarte nichts gutes. Im mindesten eine Zweiteilung der Userbase, wenn auch nicht so sehr der Modder, die sich ja auch erst - unbezahltes Praktikum, hehe - für den Club qualifizieren müssen (die bei Pad Mods oft diskutierte Grundsatzfrage nach der Bezahlung von Modding lasse ich mal aus). Man wird als Nutzer dann durch ein Modding-Reddit blättern und vielleicht ein Drittel der Threads nicht mehr anklicken, weil sie Mods besprechen, die man aus Prinzip nicht kaufen möchte. Aber das wird sich zeigen.

Aber hier muss man zwei Dinge anmerken: 1. es gibt uns, die Spieler, die ihr TES mit 50+ Mods zuknallen, alles individualisieren und so das Spiel möglichst perfekt an unsere Bedürfnisse anpassen. Bei uns ist keine Morrowind/Oblivion/Skyrim-Installation identisch zu der eines anderen, oft nicht einmal ähnlich. Aber welchen Anteil an den Skyrim-Spielern haben wir? 2%? 5%? Die meisten Spieler hingegen - mal abzüglich denen, die gar keine Mods nutzen - sammeln sich Mod-Listen aus irgendwelchen Guides, Empfehlungen, LP-Videos zusammen und spielen die dann. DAS ist der (mengenmäßige) Großteil der Mod-Nutzer und ich vermute, DAS ist auch der Großteil der Leute, die jetzt mit Begeisterung auf diesen Shitstormzug aufspringen. Ich glaube keine Sekunde daran, dass diejenigen, die seit 15 Jahren jetzt halstief im Modding hängen ein relevanter Teil dieser "lauten Masse" sind. Warum? Weil wir ganz andere Dinge schon "intern" geklärt und überstanden haben, weil wir einen Überblick darüber haben, wie wichtig Modding für diese Spiele ist und deshalb ziemlich sicher sind, dass Bethesda unserem Hobby jetzt nicht plötzlich einen Arm abhacken wird und weil wir jedem Modder, der jetzt ein wenig Geld mit seinem Hobby verdienen kann, diesen Erfolg auch gönnen, denn wir wissen selbst verdammt gut, wie viel Blut, Schweiß und Tränen... und Kopfschmerzen in dieser "winzigen 200 KB großen Datei" stecken kann. Und der zweite Punkt: wir sind immernoch diese Könige. Warum sollte es uns überhaupt scheren, wenn es da CC-Zeug zu kaufen gibt, wo wir doch die - oftmals besseren - Alternativen auf dem Nexus einfach kostenfrei downloaden können. Wie oben schon geschrieben: wenn Bethesda freie Mods hätte wirklich einschränken oder beschneiden wollen, hätten sie es längst tun können. Schon vor Jahren, als die ersten kommerziellen Oblivion DLCs und damit die "ruhmreiche" Pferderüstung erschien, hätte man sagen können "erst ziehen wir unseren DLC-Plan durch, dann bekommt ihr irgendwann das Construction Set/Creation Kit". Wenn Bethesda wollen würde, gäbe es zig Möglichkeiten, den Nexus einfach ins Aus zu schießen, sei es DRM in den Mods oder sonst was... wenn Bethesda wollen würden, würden sie durch Obfuscation Dinge wie den Script-Extender schlicht unmöglich machen. Es gibt so unglaublich viele Dinge, die deutlich darauf zeigen, dass Bethesda eben keineswegs daran interessiert ist, freies Modding und dessen etablierte Kultur irgendwie zu beeinflussen und nicht wirklich auch nur einen Punkt, der auf das Gegenteil hindeutet. Und trotzdem klammert sich eine erhebliche Menge an eine Wahnvorstellung an deren Ende das CC als Ersatz für freies Modding steht. Das macht, egal ob ich das emotional oder rational betrachte, einfach keinen Sinn. Auch wenn es in der Vergangenheit zu dem ein oder anderen Fehltritt kam, der aber immer zeitnah korrigiert wurde, so hat Bethesda doch eigentlich längst mit jeder aus firmenpolitischer/geschäftlicher noch irgendwie sinnvoll zu vereinbarenden Maßnahme bewiesen, dass sie in diesem Punkt eben nicht gegen uns arbeiten.

Ich hoffe, ich bin auf die wichtigsten Punkte eingegangen, ein paar hatte ich ja auch schon "zufällig" bei der Antwort an Krschkr erörtert. :)
 
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Ich verstehe das ganze geheule bezüglich des Creation-Clubs nicht, wer diese überteuerten Mods nicht nutzen will, muss es nicht tun, abgesehen davon gibt es nach wie vor "normale" mods. Ansonsten macht Bethesda das, was ein vernünftiges Unternehmen machen sollte: Geld verdienen!

Alles was ich vom Creation-Club habe war umsonst und das war es dann auch für die nächsten 5 Jahre, es sei denn es ist etwas dabei, was mich wirklich überzeugt!

Was SSE angeht: BESSER als Oldrim, mehr brauche ich glaube nicht dazu zu sagen. Jeder der was anderes behauptet soll weiter Oldrim spielen und auch das ist ok!

Over and out :D