Hallo, ich bin Micha, mittlerweile 37 Jahre alt und durchaus vermutlich eine gewisse Konstante in der deutschsprachigen TES-Community. Ich habe im Jahr 1996 mit Daggerfall in dieser Serie angefangen - bin zu diesem Zeitpunkt aber schon Gamer seit mindestens 7 Jahren gewesen. Ich zocke also offensichtlich recht gern und schon recht lang. Und mit Morrowind ergab sich auch die Situation, dass ich das ein oder andere Mod-Projekt - insbesondere für die deutschsprachigen Versionen der Spiele - in Angriff nahm. Der ein oder andere hier kennt mich also und vermutlich fast jeder Fan der Serie, der die deutschsprachige Versionen spielt und Mods nutzt bzw. nutzen kann, kam entweder schon mit meinen Mods oder zumindest mit Mods, an denen ich in irgendeiner Form mitgewirkt habe, in Kontakt. Das nur als kleine Hintergrund-Info, um aufzuzeigen, dass ich durchaus mit The Elder Scrolls verwurzelt bin und somit meinen Position, von der ich meine Kolumnen schreiben werde, etwas besser einschätzen zu können.
Wie es sich für eine Kolumne gehört, erhebt ihr Inhalt keinen Anspruch auf Objektivität - es ist quasi nichts anderes als "mein Senf dazu" (daher der Name), allerdings neige ich als Person dazu, Dinge im Normalfall immer aus mehreren Perspektiven zu sehen und ich werde mir Mühe geben, dass auch hier beizubehalten. Trotzdem wird es immer eine Meinung sein - eine Meinung, die ich stets versuchen werde, mit Argumenten oder logischen Rückschlüssen zu untermauern - aber dennoch eben letztlich nicht mehr als eine Meinung - meine Meinung. Ich plane, diese Kolumnen bei gegebenen Anlässen, aber total unregelmäßig hier zu veröffentlichen. Es wird natürlich um die Spiele gehen, es wird aber auch mal um Modding thematisiert und vermutlich wird auch die ein oder andere Ausgabe das "große Ganze" der Gamingwelt inhaltlich zumindest streifen. Wie es auch jetzt, bei Ausgabe 1, der Fall sein wird. Bringt etwas Zeit mit - die Dinger werden lang - macht es euch bequem und: viel Spaß. Am Ende folgt eine kleine Umfrage, aber auch abseits davon würde mich natürlich eure Meinung zum Thema in mehr oder weniger vielen Worten interessieren.
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs... in einer Zeit, wo Menschen für mehr Offenheit, "political correctness", neue Wege miteinander und ähnliche Veränderungen kämpfen, wo sie durch ihren Kampf allerdings auch die Gegenseite geweckt haben, welche genau dieser Entwicklung mit konservativen Denkweisen lautstark entgegen wirken will. Und nicht nur im politischen Spektrum dieses Landes und dieser Welt spielt sich diese versuchte Revolution - oder auch Kontra-Revolution - ab, sondern auch bei unserem Hobby. Da sogar fast noch lauter und deutlicher als in der Politik.
Wie schon auf Fallout 4 zuvor, prasseln im Moment unzählige negative Reviews auf die Special Edition von Skyrim im Steam-Store ein. Der Grund: natürlich der neu eingeführte Creation Club von Bethesda. Eine ähnliche "Stimmung" wie in diesen "Reviews" findet man übrigens auch in den Foren vom Nexus - entweder in den Diskussionen zu diversen "Anti-CC"-Mods, die wie Pilze aus der Erde schießen oder aber (leider) auch bei Mods, die CC-Inhalte verändern oder verbessern und so folglich diese Inhalte voraussetzen. Und natürlich auch auf Reddit - aber das wundert vermutlich niemanden.
Der Vorwurf? Geldmacherei. Beobachtet man aber mal die Gamingszene von ein "bisschen weiter oben" und bezieht andere aktuelle Reizthemen der Gamer-Community, wie beispielsweise Denuvo, Ultra-Widescreen-Support, einen Transgender-Charakter in einem Rollenspiel oder auch nur gewechselte Synchronsprecher aufgrund eines Streiks - und eben auch die Art der Argumenation in Bezug auf diese Dinge mit ein, wird schnell ziemlich klar, dass dieser Vorwurf bestenfalls die halbe Wahrheit ist. In Wirklichkeit geht es nämlich darum, den "bösen Firmen" eins auszuwischen und bei egal welcher Änderung zu zeigen "wir lassen uns das nicht gefallen, ihr habt auf uns zu hören, wir sind die Kunden, wir bestimmen". Das es naheliegende Optionen, wie beispielsweise den Verzicht gibt, sehen diese Leute nicht - sie sind so darin gefangen, sich in ihrer "David gegen Goliath"-Rolle als unterdrückter, misshandelter David zu sehen, dass sie im Zuge ihrer "Revolution" blind dafür geworden sind, was wirklich wichtig ist, welche Gründe und Folgen Änderungen für sie konkret haben und auch, welche Folgen ihr Verhalten langfristig gesehen haben könnte.
Etwas objektiver betrachtet ist nämlich nicht jede "Pro-Firma"-Entscheidung auch gleichzeitig eine "Anti-Kunden"-Entscheidung. Bethesda hat sich jetzt 15 Jahre mit angesehen, wie Mods ihre Spiele zu Produkten machen, die sich nicht nur besser verkaufen, sondern ihnen auch die Langlebigkeit verleihen, den recht langen Entwicklungszyklus bis zur Fortsetzung (und manchmal darüber hinaus) problemlos zu überbrücken. Sie haben die Tools für diese Infrastruktur geschaffen und uns zur Verfügung gestellt. Nicht immer in einem perfekten Zustand, oft sogar mit deutlichen Macken - aber ohne diese Tools gäbe es schlicht keine derartig umfangreiche Modlandschaft. Sie haben diese Tools nicht zeitlich zurück gehalten, um ihre eigenen DLCs besser verkaufen zu können, sie haben nicht den Moddern, deren Produkte sie jetzt im Creation Club anbieten, mehr oder andere Möglichkeiten zur Verfügung gestellt als jeder andere Modder sie hat, sie haben keine freien Mods offline nehmen lassen, weil sie dazu ein DLC- oder CC-Gegenstück im Angebot haben und so weiter... das sind alles Dinge, die Bethesda problemlos hätte tun können und wohl auch getan hätten, wenn ihnen einzig ihr direkter Profit wichtig gewesen wäre. Wenn sie es gewollt hätten, hätten sie dem riesigem Ökosystem des freien Modding, wie es derzeit existiert, einen richtigen permanenten Schaden zufügen können. Den folgenden Shitstorm hätten sie wohl problemlos aussitzen können, denn sowohl Fallout 4 als auch Skyrim haben sich blendend verkauft und bis Fallout 5 oder TES VI wäre dieser längst verpufft und die Spiele wären - zumindest zum Release-Zeitpunkt - trotzdem weggegangen wie warme Semmeln.
Kommen wir also zum anderen Teil, der Geldmacherei... Nun, wie fast jede Firma, muss selbstverständlich auch Bethesda Softworks bzw. Zenimax profitorientiert denken. Und nachdem sie nun 15 Jahre lang zugesehen haben, wie sich um ihre Produkte ein externes Ökosystem aufbaut, ist es naheliegend und aus wirtschaftlicher Sicht völlig verständlich, nun auch ein Stück vom Kuchen abhaben zu wollen. Aber sie haben aus ihrem ersten Versuch ("paid mods" auf Steam) gelernt und tun das jetzt eben nicht mehr auf Kosten der freien Mods. Sie bieten nun ausschließlich neuen Content, den sie teilweise sogar selbst intern erarbeiten, statt auch "neue Versionen vorhandener Mods" zu monetisieren. Es gibt für die Ersteller keine (unfair geringe) Gewinnbeteiligung an jedem einzelnen Verkauf mehr, sondern sie wissen jetzt genau vorher, was sie für ihre (Auftrags-)Arbeit verdienen und können sich dafür oder dagegen entscheiden, diesen Vertrag zu unterschreiben. Bethesda übernimmt alle Rechte und Pflichten an dieser Auftragsarbeit (Support, Lokalisierung, QA, Vertrieb...) - wie überall in der freien Welt, wo Subunternehmer solche Arbeiten für eine andere Firma ausführen. Im Prinzip kauft man mit Creation Club Content offizielle DLCs, nicht mehr, nicht weniger. DLCs die teilweise deshalb von Third-Party-Entwicklern erstellt werden, weil es sich eine auf große Singleplayer-Games spezialisierte Firma wie Bethesda nicht wirklich erlauben kann, knapp 6 Jahre nach Release noch wirkliche Entwicklungszeit in solchen Content für ein altes Spiel zu stecken.
Bleibt nun also die Frage, wo das Problem eigentlich ist... niemand zwingt einen Spieler, diese Creations zu kaufen (und ich glaube, auf PS4 sind sie, trotz ihrer nicht unbedingt herausragenden Qualität aufgrund der Einschränkungen der Plattform dennoch eine gern gesehene Sache) und ihre Existenz beschneidet auch das freie Modding in keiner Weise - und wird es auch zukünftig nicht, denn Bethesda weiß sehr wohl, dass sie die Langzeiteinnahmen beider Serien vorwiegend der Modding-Community zu verdanken haben. Die Spiele wären andernfalls nach einem Jahr fast und nach spätestens zwei Jahren, wenn die offiziellen DLCs alle veröffentlicht und das Spiel bereits einige Male im Sale gewesen ist, sogar völlig tot. Und bei einem toten Spiel wirft auch ein Creation Club keine relevanten Beträge mehr ab. Abgesehen davon ist es für die Absatzzahlen natürlich förderlich, wenn man bis zum Release des Nachfolgetitels der Vorgänger weiter in aller Munde ist. Und das nicht durch PR-Aktionen, sondern einfach durch die Community und ihre Mods.
Der Creation Club ist aus meiner Sicht also wirklich der beste Mittelweg, den Bethesda finden konnte, um sowohl eigene Interessen als auch die Interessen der Spieler zu wahren. Man kann natürlich über die Qualität und die Preise der bisher angebotenen Creations diskutieren und beides auch meiner Meinung nach völlig zurecht kritisieren, aber das Konzept dahinter verdient keineswegs den Hass, den es im Moment abbekommt. Der Aufschrei erfolgt nun also nicht, weil dieses Konzept in irgendeiner Form unfair oder zum Schaden der Spieler wäre, dieser "Shitstorm" liegt einfach der oben genannte "wir rebellieren gegen alles, einfach weil wir es können und es zum aktuellen Zeitgeist passt"-Gedanke zugrunde. Und das kann zweifelsohne gefährlich enden.
Natürlich gibt es auch positive, weil angemessene Beispiele dieser Art von Protest, etwa, als Rockstar/Take Two versucht hat, dass Modding von GTA 5 durch Verbot des Modding-Tools OpenIV mit erfundenen Begründungen nachträglich zu unterbinden und erst die energische Reaktion der Fans und auch der Medien diesem Unsinn ein Ende bereitete oder auch Bethesdas erster Versuch in Kooperation mit Valve aus TES-Mods Gewinn zu machen, der zurecht von der Community innerhalb eines Wochenendes nieder geschrien wurde, weil er in seiner Ausführung eben wirklich "gegen die Spieler" war und einen negativen Einfluss auf die freie Moddingszene hatte. Jetzt aber spielt man mit dem Feuer, nicht nur, weil man keine wirklich sachlichen Argumente hat, sondern auch, weil dieses "Druck aufbauen" mittlerweile viel zu häufig, fast schon inflationär bei den teilweise skurillsten Belanglosigkeiten versucht wird, als Waffe zu nutzen.
In den letzten Wochen und Monaten haben sich diverse Entwickler (große wie kleine) zu Wort gemeldet, erklärt, warum sie auf Feedback gar nicht mehr öffentlich eingehen, Spieler nicht mehr in den Entwicklungsprozess einbeziehen, bestimmte Themengebiete gar nicht mehr anrühren und oft Dinge einfach nur aussitzen. Und immer wurde die giftige/toxische Community besonders auf der PC-Plattform als Grund aufgeführt. Und wer kann es diesen Entwicklern ernsthaft noch verübeln? Die kleinste Kleinigkeit, die irgendwem nicht passt, wird nicht nur kritisiert, nein, es wird auf diversen Plattformen nach Verstärkung gesucht und das vermeintliche Problem wird zu einem etwas Existenziellem hochskandaliert und der Mob prügelt "im Namen der Gerechtigkeit" auf den für ihn Schuldigen ein. Da passiert es auch mal schnell, dass eine externe Grafikerin, die letztlich gar nicht am Endprodukt beteiligt war, für schlechte Gesichtsanimationen durchs Gamer-Dorf getrieben wird, ihr berufliches Leben dem Bach runter geht und der Hersteller sie am Ende sogar in Schutz nehmen muss. Dem Mob ist das egal, ein Kollateralschaden. Nur leider sieht der Mob längst nicht mehr, dass er nicht mehr der weiße Ritter in strahlender Rüstung ist, der sein Hobby vor dem Untergang bewahren will, als der er begonnen hatte. Mittlerweile ist dieser Ritter zum fanatischem, wahnhaften Tyrann im Kampfrausch geworden, dem es nur noch um den Kampf an sich geht, nicht mehr um die Sache selbst und der auf alles und jeden blind einprügelt, von dem er glaubt, er hätte es verdient. Es geht nicht mehr um Games, um Spaß daran, um das Hobby, um Produkte, um Freiheiten, um (Kunden-)Rechte, um Modding, um Geld - es geht darum, es "denen da oben" mal so richtig zu zeigen. Und gleichzeitig wundert sich die "Masterrace", dass Spiele immer mehr auf den Mainstream, auf "Casuals" zugeschnitten werden und sie aus dem Sichtfeld gedrückt werden.
Aber sind wir doch mal etwas rational und versuchen, dass alles aus Firmensicht zu sehen: ihr investiert Millionen in ein Produkt. Wem würdet ihr eure Aufmerksamkeit schenken: den 20%, die eh über absolut alles meckern, was ihr tut, euch einen Shitstorm nach dem anderen bescheren, denen ihr es nie Recht machen könnt, weil sie euch oft einfach des Kritisieren wegens kritisieren, die schlicht falsche Behauptungen aufstellen und sie massenwirksam verbreiten und die absolut den Willen besitzen, euch bestrafen zu wollen, wenn ihr nicht nach ihrer Pfeife tanzt? Oder den 80% potenziellen Kunden, die ihr zwar nicht sicher habt, weil es eigentlich keine Gamer sind, aber von denen genug Leute an eurem Produkt hängen bleiben, um euer Spiel letztlich zu einem finanziellem Erfolg zu machen, die anstatt über alles zu meckern einfach Spaß haben oder das Produkt schlicht ignorieren, wenn sie nichts damit anfangen können oder es ihnen nicht gefällt?
Wie bei vielen normalen Games so bietet auch der Creation Club genug argumentative Fläche für Kritik. Die Auswahl ist mäßig, die Qualität wird von kostenfreien Mods locker übertroffen und die Preise sind für das Gebotene meiner Meinung nach sehr hoch. Man muss keine Gründe erfinden, sei es die "absichtliche Sabotage von Script Extendern" (als ob das bei vorherigen Patches je anders gewesen wäre) oder das "Zumüllen der Festplatte durch nicht gekauften Content in Form von Patches" (war initial bei Fallout 4 so, wurde aber noch bevor der CC bei Skyrim landete, dort gepatcht). Man muss auch keine völlig unlogischen Horrorszenarien skizzieren, die das Ende freier Mods beschreien, für die es aber nicht die kleinsten wirklichen Indikatoren gibt und man muss nicht nach Strohhalmen greifen, die keiner Prüfung wirklich stand halten können ("User spenden lieber für Mods") oder gar den CC-Moddern sämtlichen Verstand absprechen ("die werden so schlecht bezahlt"... diese Leute wissen vorher was sie für ihre Auftragsarbeit bezahlt bekommen und sie finden die Summe offenbar angemessen, sonst würden sie den verdammten Vertrag nicht unterschreiben!). Und wenn man die - in diesem Kontext eh schon völlig unsinnige - antikapitalistische Einstellung vertritt, dass eine Firma generell unabhängig des indivduellen Preises, schlicht nach dem Kauf des Spiels nichts an dir verdienen soll - dann kauft man halt schlicht nichts weiter.
Feedback ist gut, Kritik ist wichtig. Absolut. Und wenn man wirklich unfair behandelt wird, sollte man den Mund aufmachen und Konsequenzen aus der Sache ziehen. Aktionen, die sich klar gegen die Kunden richten, gehören verurteilt - wenn es sein muss auch mit Review-Bombing, Shitstorms und allem, was euch sonst noch einfällt. Niemand sagt, ihr sollt zusehen, wie ihr verarscht werdet. Was die globale Gamer-Community aber mittlerweile tut, ist einfach nur ohne wirklichen Anlass Gift sprühen und dann darüber heulen, dass es in den Augen brennt. Mit diesem Verhalten seid ihr nicht die "Retter" unseres Hobbies, sondern letztlich sein Untergang. Euer rücksichtsloses, unbedachtes, unangemessenes und oft auch einfach nur dummes Verhalten führt letztlich dazu, dass ich mich schäme, auf den ersten Blick ebenfalls als "einer von euch" zu gelten. Und das 15 Jahre nachdem wir es geschafft haben, den meisten Menschen außerhalb unserer Filterblase endlich klarzumachen, dass Gamer keine pickeligen, blassen, männlichen Teenager aus Muttis Keller sein müssen. Das die eigentlich besonnene, intelligente, erwachsene, wenn auch immer etwas skeptische Bethesda-Modding-Community jetzt quasi eine Paraderolle in diesem idiotischem Feldzug einnimmt, ist an Traurigkeit kaum zu überbieten. Nicht "geldgeile" Großkonzerne vermiesen mir mein Hobby, ihr tut es. Danke.
(Hinweis: mit "ihr" oder "du" ist natürlich in diesem Kontext kein spezieller einzelner User hier angesprochen, sondern schlicht diese Gruppe von Menschen, um die es hier in der Kolumne ging)
Wie es sich für eine Kolumne gehört, erhebt ihr Inhalt keinen Anspruch auf Objektivität - es ist quasi nichts anderes als "mein Senf dazu" (daher der Name), allerdings neige ich als Person dazu, Dinge im Normalfall immer aus mehreren Perspektiven zu sehen und ich werde mir Mühe geben, dass auch hier beizubehalten. Trotzdem wird es immer eine Meinung sein - eine Meinung, die ich stets versuchen werde, mit Argumenten oder logischen Rückschlüssen zu untermauern - aber dennoch eben letztlich nicht mehr als eine Meinung - meine Meinung. Ich plane, diese Kolumnen bei gegebenen Anlässen, aber total unregelmäßig hier zu veröffentlichen. Es wird natürlich um die Spiele gehen, es wird aber auch mal um Modding thematisiert und vermutlich wird auch die ein oder andere Ausgabe das "große Ganze" der Gamingwelt inhaltlich zumindest streifen. Wie es auch jetzt, bei Ausgabe 1, der Fall sein wird. Bringt etwas Zeit mit - die Dinger werden lang - macht es euch bequem und: viel Spaß. Am Ende folgt eine kleine Umfrage, aber auch abseits davon würde mich natürlich eure Meinung zum Thema in mehr oder weniger vielen Worten interessieren.
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs... in einer Zeit, wo Menschen für mehr Offenheit, "political correctness", neue Wege miteinander und ähnliche Veränderungen kämpfen, wo sie durch ihren Kampf allerdings auch die Gegenseite geweckt haben, welche genau dieser Entwicklung mit konservativen Denkweisen lautstark entgegen wirken will. Und nicht nur im politischen Spektrum dieses Landes und dieser Welt spielt sich diese versuchte Revolution - oder auch Kontra-Revolution - ab, sondern auch bei unserem Hobby. Da sogar fast noch lauter und deutlicher als in der Politik.
Wie schon auf Fallout 4 zuvor, prasseln im Moment unzählige negative Reviews auf die Special Edition von Skyrim im Steam-Store ein. Der Grund: natürlich der neu eingeführte Creation Club von Bethesda. Eine ähnliche "Stimmung" wie in diesen "Reviews" findet man übrigens auch in den Foren vom Nexus - entweder in den Diskussionen zu diversen "Anti-CC"-Mods, die wie Pilze aus der Erde schießen oder aber (leider) auch bei Mods, die CC-Inhalte verändern oder verbessern und so folglich diese Inhalte voraussetzen. Und natürlich auch auf Reddit - aber das wundert vermutlich niemanden.
Der Vorwurf? Geldmacherei. Beobachtet man aber mal die Gamingszene von ein "bisschen weiter oben" und bezieht andere aktuelle Reizthemen der Gamer-Community, wie beispielsweise Denuvo, Ultra-Widescreen-Support, einen Transgender-Charakter in einem Rollenspiel oder auch nur gewechselte Synchronsprecher aufgrund eines Streiks - und eben auch die Art der Argumenation in Bezug auf diese Dinge mit ein, wird schnell ziemlich klar, dass dieser Vorwurf bestenfalls die halbe Wahrheit ist. In Wirklichkeit geht es nämlich darum, den "bösen Firmen" eins auszuwischen und bei egal welcher Änderung zu zeigen "wir lassen uns das nicht gefallen, ihr habt auf uns zu hören, wir sind die Kunden, wir bestimmen". Das es naheliegende Optionen, wie beispielsweise den Verzicht gibt, sehen diese Leute nicht - sie sind so darin gefangen, sich in ihrer "David gegen Goliath"-Rolle als unterdrückter, misshandelter David zu sehen, dass sie im Zuge ihrer "Revolution" blind dafür geworden sind, was wirklich wichtig ist, welche Gründe und Folgen Änderungen für sie konkret haben und auch, welche Folgen ihr Verhalten langfristig gesehen haben könnte.
Etwas objektiver betrachtet ist nämlich nicht jede "Pro-Firma"-Entscheidung auch gleichzeitig eine "Anti-Kunden"-Entscheidung. Bethesda hat sich jetzt 15 Jahre mit angesehen, wie Mods ihre Spiele zu Produkten machen, die sich nicht nur besser verkaufen, sondern ihnen auch die Langlebigkeit verleihen, den recht langen Entwicklungszyklus bis zur Fortsetzung (und manchmal darüber hinaus) problemlos zu überbrücken. Sie haben die Tools für diese Infrastruktur geschaffen und uns zur Verfügung gestellt. Nicht immer in einem perfekten Zustand, oft sogar mit deutlichen Macken - aber ohne diese Tools gäbe es schlicht keine derartig umfangreiche Modlandschaft. Sie haben diese Tools nicht zeitlich zurück gehalten, um ihre eigenen DLCs besser verkaufen zu können, sie haben nicht den Moddern, deren Produkte sie jetzt im Creation Club anbieten, mehr oder andere Möglichkeiten zur Verfügung gestellt als jeder andere Modder sie hat, sie haben keine freien Mods offline nehmen lassen, weil sie dazu ein DLC- oder CC-Gegenstück im Angebot haben und so weiter... das sind alles Dinge, die Bethesda problemlos hätte tun können und wohl auch getan hätten, wenn ihnen einzig ihr direkter Profit wichtig gewesen wäre. Wenn sie es gewollt hätten, hätten sie dem riesigem Ökosystem des freien Modding, wie es derzeit existiert, einen richtigen permanenten Schaden zufügen können. Den folgenden Shitstorm hätten sie wohl problemlos aussitzen können, denn sowohl Fallout 4 als auch Skyrim haben sich blendend verkauft und bis Fallout 5 oder TES VI wäre dieser längst verpufft und die Spiele wären - zumindest zum Release-Zeitpunkt - trotzdem weggegangen wie warme Semmeln.
Kommen wir also zum anderen Teil, der Geldmacherei... Nun, wie fast jede Firma, muss selbstverständlich auch Bethesda Softworks bzw. Zenimax profitorientiert denken. Und nachdem sie nun 15 Jahre lang zugesehen haben, wie sich um ihre Produkte ein externes Ökosystem aufbaut, ist es naheliegend und aus wirtschaftlicher Sicht völlig verständlich, nun auch ein Stück vom Kuchen abhaben zu wollen. Aber sie haben aus ihrem ersten Versuch ("paid mods" auf Steam) gelernt und tun das jetzt eben nicht mehr auf Kosten der freien Mods. Sie bieten nun ausschließlich neuen Content, den sie teilweise sogar selbst intern erarbeiten, statt auch "neue Versionen vorhandener Mods" zu monetisieren. Es gibt für die Ersteller keine (unfair geringe) Gewinnbeteiligung an jedem einzelnen Verkauf mehr, sondern sie wissen jetzt genau vorher, was sie für ihre (Auftrags-)Arbeit verdienen und können sich dafür oder dagegen entscheiden, diesen Vertrag zu unterschreiben. Bethesda übernimmt alle Rechte und Pflichten an dieser Auftragsarbeit (Support, Lokalisierung, QA, Vertrieb...) - wie überall in der freien Welt, wo Subunternehmer solche Arbeiten für eine andere Firma ausführen. Im Prinzip kauft man mit Creation Club Content offizielle DLCs, nicht mehr, nicht weniger. DLCs die teilweise deshalb von Third-Party-Entwicklern erstellt werden, weil es sich eine auf große Singleplayer-Games spezialisierte Firma wie Bethesda nicht wirklich erlauben kann, knapp 6 Jahre nach Release noch wirkliche Entwicklungszeit in solchen Content für ein altes Spiel zu stecken.
Bleibt nun also die Frage, wo das Problem eigentlich ist... niemand zwingt einen Spieler, diese Creations zu kaufen (und ich glaube, auf PS4 sind sie, trotz ihrer nicht unbedingt herausragenden Qualität aufgrund der Einschränkungen der Plattform dennoch eine gern gesehene Sache) und ihre Existenz beschneidet auch das freie Modding in keiner Weise - und wird es auch zukünftig nicht, denn Bethesda weiß sehr wohl, dass sie die Langzeiteinnahmen beider Serien vorwiegend der Modding-Community zu verdanken haben. Die Spiele wären andernfalls nach einem Jahr fast und nach spätestens zwei Jahren, wenn die offiziellen DLCs alle veröffentlicht und das Spiel bereits einige Male im Sale gewesen ist, sogar völlig tot. Und bei einem toten Spiel wirft auch ein Creation Club keine relevanten Beträge mehr ab. Abgesehen davon ist es für die Absatzzahlen natürlich förderlich, wenn man bis zum Release des Nachfolgetitels der Vorgänger weiter in aller Munde ist. Und das nicht durch PR-Aktionen, sondern einfach durch die Community und ihre Mods.
Der Creation Club ist aus meiner Sicht also wirklich der beste Mittelweg, den Bethesda finden konnte, um sowohl eigene Interessen als auch die Interessen der Spieler zu wahren. Man kann natürlich über die Qualität und die Preise der bisher angebotenen Creations diskutieren und beides auch meiner Meinung nach völlig zurecht kritisieren, aber das Konzept dahinter verdient keineswegs den Hass, den es im Moment abbekommt. Der Aufschrei erfolgt nun also nicht, weil dieses Konzept in irgendeiner Form unfair oder zum Schaden der Spieler wäre, dieser "Shitstorm" liegt einfach der oben genannte "wir rebellieren gegen alles, einfach weil wir es können und es zum aktuellen Zeitgeist passt"-Gedanke zugrunde. Und das kann zweifelsohne gefährlich enden.
Natürlich gibt es auch positive, weil angemessene Beispiele dieser Art von Protest, etwa, als Rockstar/Take Two versucht hat, dass Modding von GTA 5 durch Verbot des Modding-Tools OpenIV mit erfundenen Begründungen nachträglich zu unterbinden und erst die energische Reaktion der Fans und auch der Medien diesem Unsinn ein Ende bereitete oder auch Bethesdas erster Versuch in Kooperation mit Valve aus TES-Mods Gewinn zu machen, der zurecht von der Community innerhalb eines Wochenendes nieder geschrien wurde, weil er in seiner Ausführung eben wirklich "gegen die Spieler" war und einen negativen Einfluss auf die freie Moddingszene hatte. Jetzt aber spielt man mit dem Feuer, nicht nur, weil man keine wirklich sachlichen Argumente hat, sondern auch, weil dieses "Druck aufbauen" mittlerweile viel zu häufig, fast schon inflationär bei den teilweise skurillsten Belanglosigkeiten versucht wird, als Waffe zu nutzen.
In den letzten Wochen und Monaten haben sich diverse Entwickler (große wie kleine) zu Wort gemeldet, erklärt, warum sie auf Feedback gar nicht mehr öffentlich eingehen, Spieler nicht mehr in den Entwicklungsprozess einbeziehen, bestimmte Themengebiete gar nicht mehr anrühren und oft Dinge einfach nur aussitzen. Und immer wurde die giftige/toxische Community besonders auf der PC-Plattform als Grund aufgeführt. Und wer kann es diesen Entwicklern ernsthaft noch verübeln? Die kleinste Kleinigkeit, die irgendwem nicht passt, wird nicht nur kritisiert, nein, es wird auf diversen Plattformen nach Verstärkung gesucht und das vermeintliche Problem wird zu einem etwas Existenziellem hochskandaliert und der Mob prügelt "im Namen der Gerechtigkeit" auf den für ihn Schuldigen ein. Da passiert es auch mal schnell, dass eine externe Grafikerin, die letztlich gar nicht am Endprodukt beteiligt war, für schlechte Gesichtsanimationen durchs Gamer-Dorf getrieben wird, ihr berufliches Leben dem Bach runter geht und der Hersteller sie am Ende sogar in Schutz nehmen muss. Dem Mob ist das egal, ein Kollateralschaden. Nur leider sieht der Mob längst nicht mehr, dass er nicht mehr der weiße Ritter in strahlender Rüstung ist, der sein Hobby vor dem Untergang bewahren will, als der er begonnen hatte. Mittlerweile ist dieser Ritter zum fanatischem, wahnhaften Tyrann im Kampfrausch geworden, dem es nur noch um den Kampf an sich geht, nicht mehr um die Sache selbst und der auf alles und jeden blind einprügelt, von dem er glaubt, er hätte es verdient. Es geht nicht mehr um Games, um Spaß daran, um das Hobby, um Produkte, um Freiheiten, um (Kunden-)Rechte, um Modding, um Geld - es geht darum, es "denen da oben" mal so richtig zu zeigen. Und gleichzeitig wundert sich die "Masterrace", dass Spiele immer mehr auf den Mainstream, auf "Casuals" zugeschnitten werden und sie aus dem Sichtfeld gedrückt werden.
Aber sind wir doch mal etwas rational und versuchen, dass alles aus Firmensicht zu sehen: ihr investiert Millionen in ein Produkt. Wem würdet ihr eure Aufmerksamkeit schenken: den 20%, die eh über absolut alles meckern, was ihr tut, euch einen Shitstorm nach dem anderen bescheren, denen ihr es nie Recht machen könnt, weil sie euch oft einfach des Kritisieren wegens kritisieren, die schlicht falsche Behauptungen aufstellen und sie massenwirksam verbreiten und die absolut den Willen besitzen, euch bestrafen zu wollen, wenn ihr nicht nach ihrer Pfeife tanzt? Oder den 80% potenziellen Kunden, die ihr zwar nicht sicher habt, weil es eigentlich keine Gamer sind, aber von denen genug Leute an eurem Produkt hängen bleiben, um euer Spiel letztlich zu einem finanziellem Erfolg zu machen, die anstatt über alles zu meckern einfach Spaß haben oder das Produkt schlicht ignorieren, wenn sie nichts damit anfangen können oder es ihnen nicht gefällt?
Wie bei vielen normalen Games so bietet auch der Creation Club genug argumentative Fläche für Kritik. Die Auswahl ist mäßig, die Qualität wird von kostenfreien Mods locker übertroffen und die Preise sind für das Gebotene meiner Meinung nach sehr hoch. Man muss keine Gründe erfinden, sei es die "absichtliche Sabotage von Script Extendern" (als ob das bei vorherigen Patches je anders gewesen wäre) oder das "Zumüllen der Festplatte durch nicht gekauften Content in Form von Patches" (war initial bei Fallout 4 so, wurde aber noch bevor der CC bei Skyrim landete, dort gepatcht). Man muss auch keine völlig unlogischen Horrorszenarien skizzieren, die das Ende freier Mods beschreien, für die es aber nicht die kleinsten wirklichen Indikatoren gibt und man muss nicht nach Strohhalmen greifen, die keiner Prüfung wirklich stand halten können ("User spenden lieber für Mods") oder gar den CC-Moddern sämtlichen Verstand absprechen ("die werden so schlecht bezahlt"... diese Leute wissen vorher was sie für ihre Auftragsarbeit bezahlt bekommen und sie finden die Summe offenbar angemessen, sonst würden sie den verdammten Vertrag nicht unterschreiben!). Und wenn man die - in diesem Kontext eh schon völlig unsinnige - antikapitalistische Einstellung vertritt, dass eine Firma generell unabhängig des indivduellen Preises, schlicht nach dem Kauf des Spiels nichts an dir verdienen soll - dann kauft man halt schlicht nichts weiter.
Feedback ist gut, Kritik ist wichtig. Absolut. Und wenn man wirklich unfair behandelt wird, sollte man den Mund aufmachen und Konsequenzen aus der Sache ziehen. Aktionen, die sich klar gegen die Kunden richten, gehören verurteilt - wenn es sein muss auch mit Review-Bombing, Shitstorms und allem, was euch sonst noch einfällt. Niemand sagt, ihr sollt zusehen, wie ihr verarscht werdet. Was die globale Gamer-Community aber mittlerweile tut, ist einfach nur ohne wirklichen Anlass Gift sprühen und dann darüber heulen, dass es in den Augen brennt. Mit diesem Verhalten seid ihr nicht die "Retter" unseres Hobbies, sondern letztlich sein Untergang. Euer rücksichtsloses, unbedachtes, unangemessenes und oft auch einfach nur dummes Verhalten führt letztlich dazu, dass ich mich schäme, auf den ersten Blick ebenfalls als "einer von euch" zu gelten. Und das 15 Jahre nachdem wir es geschafft haben, den meisten Menschen außerhalb unserer Filterblase endlich klarzumachen, dass Gamer keine pickeligen, blassen, männlichen Teenager aus Muttis Keller sein müssen. Das die eigentlich besonnene, intelligente, erwachsene, wenn auch immer etwas skeptische Bethesda-Modding-Community jetzt quasi eine Paraderolle in diesem idiotischem Feldzug einnimmt, ist an Traurigkeit kaum zu überbieten. Nicht "geldgeile" Großkonzerne vermiesen mir mein Hobby, ihr tut es. Danke.
(Hinweis: mit "ihr" oder "du" ist natürlich in diesem Kontext kein spezieller einzelner User hier angesprochen, sondern schlicht diese Gruppe von Menschen, um die es hier in der Kolumne ging)
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